| Titel: | Zur Frage der Temperaturspannungen in ebenen Platten, geraden und gekrümmten Stäben. | 
| Autor: | Max Ensslin | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 530 | 
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                        Zur Frage der Temperaturspannungen in ebenen
                           								Platten, geraden und gekrümmten Stäben.
                        Von Dr.-Ing. Max Ensslin,
                           									Stuttgart.
                        (Aus einem Vortrag über Temperaturspannungen,
                           								gehalten im Augsburger Bez.-Ver. deutsch. Ingenieure.)
                        Zur Frage der Temperaturspannungen in ebenen Platten, geraden und
                           								gekrümmten Stäben.
                        
                     
                        
                           In einer Abhandlung über „Temperaturspannungen in einer kreisförmigen
                                 										Platte“D. p. J. 1907, 322, S. 721. wurde gezeigt, daß eine
                              									ebene Kreisplatte, die in Richtung der Dicke nach einem linearen Temperaturgesetz
                              									erwärmt wird und zwar derart, daß die Mittelfläche ihre Temperatur behält, die auf
                              									der einen Seite liegenden Plattenschichten erwärmt, die auf der andern gelegenen
                              									abgekühlt werden, „sich wirft“, d.h. sich biegt,
                              										ohne daß Temperaturspannungen in ihr entstehen,
                              									sofern nämlich die Wärmedehnung durch äußere Kräfte nicht gehindert wird.
                           Wenn von dieser kreisförmigen Platte, die in der angegebenen Weise erwärmt ist, ein
                              									Flächenstück so abgeschnitten wird, daß eine elliptische, rechteckige, quadratische
                              									oder überhaupt beliebig begrenzte Platte übrig bleibt, so wird dadurch an dem
                              									Deformationszustand des übrig gebliebenen Stücks nichts geändert, da ja in den
                              									Schnittflächen keine Spannungen geherrscht haben. Dies läßt sich in allgemeiner
                              									Form, wie folgt, aussprechen.
                           
                        
                           Verhalten ebener Platten bei ungleicher Erwärmung.
                           Alle ebenen Platten, wie sie auch begrenzt sein mögen, wölben sich, wenn sie in
                              									Richtung ihrer Dicke nach einem linearen Gesetz erwärmt werden, in der gleichen
                              									Weise und zwar sphärisch; der Meridian ist (da wie stets in der Elastizitätslehre
                              									nur kleine Formänderungen betrachtet werden) ein flacher Kreisbogen, der auch als
                              									Parabelbogen aufgefaßt werden kann.
                           Für den Fall der kreisförmigen Platte mit Radius ra lautet nämlich die
                              									Gleichung des Meridians (Gleichung 20 c S. 721 in D. p. J. 1907, Heft 46).
                           
                              w_0=\alpha_w\,\cdot\,\frac{\Delta\,T}{h}\,({r^2}_a-x^2)
                              
                                 
                                 Die Krümmung \frac{1}{\varrho} einer flachen Kurve ist
                                    											bekanntlich
                                 
                                    \frac{1}{\varrho}=\pm\,\frac{d^2\,w_0}{d\,x^2},
                                    
                                 dies gibt, auf die Meridianlinie der ungleich
                                    											erwärmten Kreisplatte angewandt:
                                 
                                    \frac{1}{\varrho}=2\,\alpha_w\,\cdot\,\frac{\Delta\,T}{h}=\alpha_w\,\cdot\,\frac{\Delta\,T}{h/2}=\alpha_w\,\cdot\,T_g,
                                    
                                 d.h. die Krümmung ist
                                       												konstant, der Meridian ist ein Kreis und die Platte sphärisch
                                       												gewölbt. Dies ist nach dem oben Bemerkten auch die Krümmung einer
                                    											beliebig begrenzten ebenen Platte, wenn sie in der angegebenen Weise in
                                    											Richtung der Dicke erwärmt bezw. abgekühlt wird.
                                 
                              
                           die Bezeichnungen sind dieselben wie a. a. O.
                           An der kreisförmigen Platte ist nun in D. p. J.
                              									1907, S. 722 gezeigt worden, daß die gleiche Formänderung, wie durch ungleiche
                              									Erwärmung der beschriebenen Art, auch durch reine Biegungsmomente erzeugt werden
                              									kann, die gleichmäßig über dem Plattenumfang verteilt sind und die Größe haben:
                           
                              M=\frac{m}{m-1}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6}
                              
                                 
                                 Hierin und im Folgenden bedeutet 2 ΔT= Ta
                                    											– Ti den
                                    											gesamten Temperaturunterschied in Richtung der Wandstärke,
                                 
                                    \frac{2\,\Delta\,T}{h}=\frac{\Delta\,T}{h/2}=T_g
                                    
                                 das Temperaturgefälle in der Wand bezogen auf 1 cm
                                    												(°C/cm).
                                 
                              
                           St. Venant hat im „Clebsch annoté“, Schlußnote zu
                              									§ 45, S. 342, dasselbe auch von einer rechteckigen
                                 										Platte gezeigt.
                           Umgekehrt folgt aus dem Gesagten, daß die infolge ungleicher Erwärmung einer
                              									kreisförmigen oder rechteckigen Platte entstehende Formänderung durch reine
                              									Biegungsmomente, die sich gleichmäßig über den Plattenumfang verteilen, ganz oder
                              									teilweise rückgängig gemacht werden kann. Wird die Formänderung in dieser Weise ganz rückgängig gemacht, so treten Biegungsspannungen
                              									auf, die an der Ober- und Unterfläche der Platte die Größe haben (vergl. D. p. J.
                              									1907, S. 722):
                           
                              \sigma=\pm\,\frac{m}{m-1}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T
                              
                           wofern die Temperatur einer im Abstand ± λ von der Mittelfläche befindlichen Schicht um
                           
                              \pm\,\frac{\lambda}{h/2}\,\cdot\,\Delta\,T
                              
                           über bezw. unter der Temperatur der Mittelfläche gelegen
                              									ist.
                           
                        
                           Analoges Verhalten eines geraden Stabes.Vergl. D. p. J. S. 129 d.
                                    									Bd.
                           Werden die Stabschichten proportional dem Abstand ± λ
                              									von der Mittelschicht erwärmt bezw. abgekühlt, so biegt sich der Stab so, als ob er
                              									unter dem Einfluß eines biegenden Kräftepaares stünde von der Größe:
                           
                              M=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6}.
                              
                           Ein Stab von konstantem Querschnitt biegt sich nach einem Kreisbogen und kann
                              									durch ein reines Biegungsmoment ganz oder teilweise zurückgebogen werden, ganz, wenn
                              									das Moment die soeben angegebene Größe hat. In diesem Fall wird die Spannung im
                              									Abstand ± λ von der Mittelschicht:
                           
                              \sigma=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T.
                              
                           
                        
                           Analoges Verhalten eines gekrümmten Stabes.
                           Auch von einem eben gekrümmten Stab, der in der mehrfach bezeichneten Weise erwärmt
                              									wird, läßt sich nachweisen, daß er sich dabei ebenso biegt, als ob er von reinen
                              									Biegungsmomenten ergriffen wäre, und daß die entstehende Biegung durch reine
                              									Biegungsmomente ganz oder teilweise rückgängig gemacht werden kann.
                           Um dies zu zeigen, nehme ich an, ein nach einem Viertelskreis gekrümmter Stab (von
                              									rechteckigem Querschnitt mit Höhe h und Breite 1 cm)
                              									sei an einem Ende eingespannt, an anderen Ende mit dem biegenden Kräftepaar
                           
                              M=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6}
                              
                           belastet. Nach der Lehre von den gekrümmten Stäben (Winkler, Grashof, v. Bach) ist die Dehnung der
                              									Mittellinie:
                           
                              \varepsilon_0=\frac{\alpha}{F}\,\left[P+\frac{M}{r}\right]
                              
                           und die verhältnismäßige Winkeländerung:
                           
                              \omega=\frac{\alpha}{F}\,\left[P+\frac{M}{r}+\frac{M}{x\,\cdot\,r}\right].
                              
                           (F Stabquerschnitt, P
                              									Normalkraft und M Biegungsmoment in diesem Querschnitt,
                              										r Krümmungshalbmesser der Stabachse,
                           
                              x=-\frac{1}{F}\,\cdot\,\int\,\left(\frac{\lambda\,\cdot\,d\,f}{r+\lambda}\right),
                              
                           woraus mit P = 0, da am
                              									Endquerschnitt keine Zug- und Druckkraft angreift, und mit dem oben stehenden Wert
                              									von M, sowie mit F = 1 .
                              										h = h:
                           
                              \varepsilon_0=\frac{\alpha}{h}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6\,r}=\alpha_w\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h}{6\,r}
                              
                           
                              \omega=\frac{\alpha}{h}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6\,r}\,\frac{1+x}{x}=\alpha_w\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h}{6\,r}\,\cdot\,\frac{1+x}{x}
                              
                           Die gleiche Formänderung erleidet der gekrümmte Stab, wenn er in der Höhenrichtung
                              									nach einem linearen Gesetz erwärmt wird (vergl. den Anfang dieses Aufsatzes und
                              									Fußnote 3), wie aus der Gleichung 14 in D. p. J., S. 131 d. Bd. hervorgeht, die
                              									lautet:
                           
                              \varepsilon_0=2\,\alpha_w\,\cdot\,\Delta\,T\,\frac{\Theta}{F\,\cdot\,r\,\cdot\,h}
                              
                           
                              \omega=2\,\alpha_w\,\cdot\,\Delta\,T\,\frac{\Theta}{F\,\cdot\,r\,\cdot\,h}\,\cdot\,\frac{1+x}{x},
                              
                           woraus mit \Theta=\frac{h^3}{12} und F = h die unmittelbar vorhergehenden Gleichungen
                              									erhalten werden.
                           Damit ist der beabsichtigte Beweis geführt. Es folgt gleichzeitig, daß die
                              									Temperaturdehnung ganz rückgängig gemacht werden kann durch ein biegendes Kräftepaar
                              									von der Größe:
                           
                              M=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6}.
                              
                           Dabei entsteht eine Biegungsspannung, die man im vorliegenden
                              									Fall genau genug aus der Biegungsgleichung für gerade Stäbe berechnen kann,
                              									wofern nämlich der Querschnitt nicht zu hoch ist im Vergleich zum
                              									Krümmungshalbmesser:
                           
                              \sigma_b=\frac{M}{W}=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T.
                              
                           In einem gekrümmten Stab, der in der Eingangs bezeichneten Weise erwärmt wird,
                              									entstehen aber auch dann Spannungen, wenn er sich unbehindert durch äußere Kräfte
                              									ausdehnen kann, wie in D. p. J. S. 131 d. Bd. gezeigt worden ist. Diese Spannungen
                              									addieren sich algebraisch zu den vorhin behandelten, die von gehinderter
                              									Wärmedehnung herrühren. Um über die gegenseitige Größe der beiden Spannungen ins
                              									Klare zu kommen, vergleichen wir dieselben. Wir knüpfen an das in D. p. J. S. 131 d.
                              									Bd. vorgebrachte Zahlenbeispiel an; auf der Außenseite der Krümmung war die
                              									Druckspannung:
                           
                              0,12\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T.
                              
                           Ebenda entsteht infolge gehinderter Wärmedehnung die
                              									Biegungs-Druckspannung:
                           
                              \frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T,
                              
                           so daß die infolge gehinderter Wärmedehnung entstehende
                              									Spannung durch die schon bei freier Wärmedehnung vorhandene Spannung um 12 v. H.
                              									erhöht erscheint. Ich werde nun zeigen, daß dieser Bruchteil in Wirklichkeit noch
                              									kleiner ist und wohl ohne erheblichen Fehler ganz vernachlässigt werden kann.
                              									Zunächst erinnere ich daran, daß die ohne Zutun äußerer Kräfte auftretenden
                              									Wärmespannungen deswegen entstehen, weil die Querschnitte des gekrümmten Stabes
                              									unter einer linearen Temperaturverteilung sich zu wölben suchen, wie Fig. 3 a. a. O. zeigt, was sie jedoch nicht können,
                              									weil die anstoßenden Stabelemente sie daran hindern. Nun stellt sich eine lineare
                              									Temperaturverteilung nur bei der Wärmeleitung durch eine ebene Wand ein (vergl. D.
                              									p. J. S. 469 d. Bd.), in einer Zylinder-Wand dagegen
                              									eine logarithmische und in einer Hohlkugel-Wand eine
                              									hyperbolische Temperaturverteilung. Bei einer logarithmischen Temperaturverteilung
                              									ist die angestrebte Querschnittswölbung geringer, als bei einer linearen; bei
                              									hyperbolischer bleiben die Querschnitte sogar ganz eben. Im letzten Falle würden
                              									sich die Stabelemente nach der ungleichen Erwärmung zwanglos aneinander reihen
                              									lassen, es würde also (bei sonst ungehinderter Wärmedehnung) gar keine
                              									Temperaturspannung entstehen; die in Fig. 4 a. a. O.
                              									dargestellten Spannungen wären ganz verschwunden.
                           Eine Untersuchung der Temperaturspannungen in einem gekrümmten Stab in D. p. J. S.
                              									131 d. Bd. wurde in Angriff genommen, um mit Hilfe der Ergebnisse die Verhältnisse
                              									in der Hohlkehle eines Gasmaschinenkolbens näherungsweise verfolgen zu können. Die
                              									Temperaturverteilung in der Wand dieser Hohlkehle ist nicht bekannt; sie mag
                              									zwischen einer logarithmischen und einer hyperbolischen liegen.
                           Zieht man in Betracht, daß die tatsächlichen Verhältnisse an einem Kolben, um die es
                              									sich schließlich handelt, nicht genau faßbar sind, und ferner daß die Formeln, die
                              									für die Temperaturspannungen in einem gekrümmten Stab aufgestellt werden, nur zu
                              									einer Näherungsrechnung benutzt werden sollen, so ist es von geringer Bedeutung, ob
                              									die Ergebnisse der Näherungsrechnung von der Wirklichkeit um einige Hundertteile
                              									mehr oder weniger abweichen. Bei dieser Sachlage halte ich es für berechtigt, von
                              									denjenigen Temperaturspannungen in einem gekrümmten Stab, die auch bei vollständig
                              									freier Wärmedehnung, d.h. ohne irgend welche Hinderung durch äußere Kräfte auftreten,
                              									ganz abzusehen; die oben erwähnten 12 v. H. werden überdies den soeben angestellten
                              									Ueberlegungen zufolge noch kleiner sein.
                           Das Schlußergebnis stimmt dann beim geraden und beim gekrümmten Stab hinsichtlich der
                              									Spannungen überein, wenn beide nach einem linearen Gesetz erwärmt und an der
                              									Wärmedehnung vollständig gehindert werden; in den äußersten Stabschichten entsteht
                              									beide Male eine Biegungsspannung von
                           
                              \sigma=\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T
                              
                           ein Ergebnis, das als Grundlage für eine Näherungsrechnung
                              									ganz annehmbar erscheint.
                           Auch bezüglich der Berechnung der Wärmedehnung eines gekrümmten Stabes halte ich es
                              									aus den eben dargelegten Gründen für angängig, die in D. p. J. S. 136 d. Bd.,
                              									abgeleiteten Formeln zu benutzen, die für eine lineare Temperaturverteilung
                              									gelten.
                           
                        
                           Gleichartiges Verhalten ebener kreisförmiger und rechteckiger
                              									Platten, gerader und gekrümmter Stäbe bei ungleicher Erwärmung in Richtung der Dicke
                              									bezw. Höhe.
                           Bei linearer Temperaturverteilung in Richtung der Höhe bezw. Dicke biegen sich ein
                              									gerader Stab und ein gekrümmter (dieser näherungsweise) und eine kreisförmige und
                              									rechteckige Platte so, als ob sie von reinen Biegungsmomenten ergriffen würden, die
                              									im Endquerschnitt angreifen bezw. sich über den Plattenrand gleichmäßig verteilen.
                              									Die Wärmedehnung ist einer Biegung ähnlich und kann durch reine Biegungsmomente ganz
                              									oder teilweise rückgängig gemacht werden. Bei vollständig gehinderter Biegung
                              									entstehen in einem Stab bezw. einer ebenen Platte Spannungen, wie sie bei
                              									vollständig gehinderter linearer Ausdehnung bezw. Flächenausdehnung auftreten,
                              									nämlich
                           \frac{\alpha_w}{\alpha}\,\Delta\,T bezw.
                              										\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\Delta\,TAnm. während des Drucks: Ganz ebenso verhält
                                    											sich, wie ich inzwischen nachweisen konnte, ein dünnwandiger Hohlzylinder,
                                    											der in Richtung der Wandstärke nach einem linearen Gesetz erwärmt wird. Er
                                    											wirft sich, falls keine äußeren Kräfte auf ihn einwirken, genau so, als ob
                                    											er an den Endflächen von reinen Biegungsmomenten ergriffen würde, die sich
                                    											gleichmäßig über die Endflächen verteilen und die Größe haben:\begin{array}{rcl}M&=&\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{s^2}{6}\\
                                       												&=&\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,T_g\,\cdot\,\frac{s^3}{12}.\end{array}Durch solche Biegungsmomente kann die Wärmedehnung
                                    											ganz rückgängig gemacht werden, wobei eine größte Biegungsspannung von\sigma=\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\Delta\,T=\frac{m}{m-1}\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,T_g\,\frac{s}{2}auftritt. Der Zylinder behält seine ursprüngliche
                                    											Gestalt bei. Dies ist z.B. der Fall bei vollkommener Einspannung der
                                    											Zylinderenden.Ohne äußere Kräfte ist er, zum Unterschied
                                    											gegenüber Stäben und Platten – nicht spannungsfrei, es treten
                                    											Wärmespannungen auf, über die späterhin berichtet werden
                                    									soll.
                           (s. D. p. J. 1907 S. 722).
                           
                        
                           Einfluß der Wandstärke.
                           Dieser soll am Beispiel einer ebenen Wand erörtert werden. Wenn stündlich durch 1 qm
                              									dieser Wand ein bestimmter Wärmestrom fließen soll, so muß auf jedem Zentimeter
                              									Stromweg ein gleiches Temperaturgefälle vorhanden sein, um den auf jedem Zentimeter
                              									konstanten Widerstand zu überwinden, der sich der Fortleitung der Wärme
                              									entgegenstellt. Der Gesamtunterschied der Temperaturen an der Innen- und Außenfläche
                              									wächst somit proportional der Wandstärke. In allen Fällen ist – unabhängig von der
                              									Wandstärke – die Krümmung der Platte gleich groß, nämlich nach Fußnote 2:
                           
                              =\alpha_w\,\cdot\,T_g=\alpha_w\,\cdot\,\frac{T}{h/2},
                              
                           wenn Tg°C/cm
                              									das als konstant vorausgesetzte Temperaturgefälle in der Wand bedeutet. Alle ebenen
                              									Platten „werfen sich“ also bei linearer Temperaturverteilung in Richtung der
                              									Wandstärke in gleicher Weise, wenn nur das Temperaturgefälle in allem dasselbe ist.
                              									Nehmen wir nun an, die Platte werde an der Temperaturdehnung ganz gehindert, so sind
                              									z.B. bei einer ebenen Kreisscheibe oder bei einer rechteckigen Platte am Umfang
                              									gleichmäßig über diesen verteilte Biegungsmomente anzubringen deren Größe (s. S.
                              									529): ist
                           
                              M=\frac{m}{m-1}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T\,\cdot\,\frac{h^2}{6},
                              
                           die also mit dem Quadrat der Dicke h wachsen.
                           Die Temperaturspannung an der Außen- oder Innenfläche wird
                           
                              T=\pm\,\frac{m}{m-1}\,\cdot\,\frac{\alpha_w}{\alpha}\,\cdot\,\Delta\,T,
                              
                           diese wächst mit
                           
                              \Delta\,T=T_g\,\cdot\,\frac{h}{2},
                              
                           d.h. proportional der Wandstärke.
                           Die dickere Wand wird also auf die anstoßenden Konstruktionsteile stärker biegend
                              									einwirken, als die dünnere und auch selbst stärker auf Biegung beansprucht.
                           Eine dicke ebene Wand verhält sich gegenüber einer ungleichen
                                 										Erwärmung in der Dickenrichtung ungünstiger als eine dünne, wenn die
                                 										Temperaturdehnung gehindert wird. Ein Beispiel bildet die Wand einer
                              									Lokomotivfeuerbüchse.
                           Was hier von dem Einfluß der Wandstärke einer ebenen
                              									Platte gesagt wurde, gilt jedenfalls auch von gewölbten Wandungen; nur läßt sich der
                              									Einfluß der Wandstärke – wenigstens im Falle Dicker
                              									gewölbter Wandung – nicht so einfach rechnerisch ausdrücken.
                           Eine bekannte Tatsache mag hier noch erwähnt werden, daß nämlich Retortengläser, die
                              									hohen Temperaturen ausgesetzt werden, am haltbarsten sind, wenn sie eine möglichst
                              									dünne Wand haben.
                           In dieser Mitteilung ist nur der Einfluß gehinderter Wärmedehnung auf den
                              									Spannungszustand betrachtet. Ist eine Wandung oder ein Stab gleichzeitig durch
                              									äußere Kräfte, etwa durch gleichmäßige Oberflächenpressung, belastet, so kann die
                              									Aufgabe der Ermittlung der Wandstärke eine eigenartige werden, worüber weitere
                              									Mitteilung folgt.