| Titel: | Die Hebezeuge auf der deutschen Schiffbau-Ausstellung Berlin 1908. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 546 | 
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                        Die Hebezeuge auf der deutschen
                           								Schiffbau-Ausstellung Berlin 1908.
                        Von Ingenieur K. Drews.
                        Die Hebezeuge auf der deutschen Schiffbau-Ausstellung Berlin
                           								1908.
                        
                     
                        
                           In dem Bericht „Entwicklung und gegenwärtiger Stand der modernen
                                 										Hebezeugtechnik“, D. p. J. 1908, Heft 1 u. ff., habe ich den Hebe- und
                              									Transportvorrichtungen für Schiffswerften einen besonderen Abschnitt gewidmet, S. 83
                              									u. f.
                           Daß meine Schilderung dieses Sondergebietes der Hebezeugtechnik, insbesondere des
                              									Kranbaues eine zutreffende und lückenlose war, dafür liefert die diesjährige
                              									Schiffbau-Ausstellung in Berlin den besten Beweis. Denn die Leser dieser Zeitschrift
                              									werden beim Besuch der Ausstellung, mit Ausnahme der Hellingkabelbahnen (D. p. J.
                              									1908, S. 100) alle jene in dem obengenannten Abschnitt dargestellten Hebe- und
                              									Transportvorrichtungen dort wiederfinden.
                           Die ausgestellten Hebezeuge kann man in zwei große Gruppen einteilen:
                           1. Hebezeuge für den Bau des Schiffkörpers und für den Ausbau des Schiffes, und
                           2. Hebezeuge an Bord von Schiffen.
                           
                        
                           1. Hebezeuge für den Bau des
                                 										Schiffkörpers.
                           Das Bestreben der Schiffswerften, die Bauperioden zu verkürzen, das Ablaufgewicht zu
                              									erhöhen, größere Platten für die Schiffshaut zu verwenden, ferner manche Teile schon
                              									in den Werkstätten und nicht auf dem Bauplatz zusammenzufügen, drängte sie dahin,
                              									vor allem den Hebezeugen zur Bedienung der Schiffbauplätze größere Aufmerksamkeit
                              									zuzuwenden und sich hier von allen überkommenen Gewohnheiten frei zu machen.
                           Auf den Schiffwerften herrschte noch bis vor wenigen Jahren bezüglich der Hebe- und
                              									Transportvorrichtungen ein starrer Konservativismus.
                           Selbst große Werften begnügten sich mit sehr primitiven, vielfach nur provisorischen
                              									Hebevorrichtungen.
                           Erst durch Ausnutzung der Mittel, die die moderne Hebezeug- und Elektrotechnik auch
                              									dem Schiffbauer bot, waren die Glanzleistungen mancher Schiffswerften in den letzten
                              									Jahren möglich.
                           So lief z.B. die bekannte „Dreadnought“ vier Monate acht TageIn D. p. J. 1908, S. 83 sind hierfür
                                    											irrtümlich 13 Monate angegeben. Es muß dort heißen: von der Kiellegung bis
                                    											zum vollständigen Ausbau. nach der Kiellegung mit einem
                              									Ablaufgewicht von 6000 t vom Stapel. Das Ablaufgewicht des „Lord Nelson“
                              									betrug sogar schon 7000 t.
                           Von den neueren großen Ozeandampfern sind hier zu nennen die „Kaiserin Augusta
                                 										Viktoria“ mit 15300 t, die „Lusitania“ mit 16000 t, die
                              										„Mauretania“ mit 16500 t Ablaufgewicht.
                           Die Schiffbauer scheinen sich unter den in dem letzten Jahrzehnt entstandenen
                              									Bauarten und Anordnungen von Werftkranen für eiserne Hellinge mit Laufkranen
                              									entschieden zu haben, denn mehrere unserer größten Werften, u.a. J. C. Tecklenborg in Geestemünde, Blohm & Voß in
                              									Hamburg, ebenso die neue Hamburger Werft des Stettiner Vulkans weisen hier Neubauten auf.
                           Die älteren Anlagen solcher Art hatten ja manche Mängel. Auf S. 85 d. Bd. sind als
                              									hauptsächlichste Mängel eiserner Hellinge mit normalen Laufkranen die hohen
                              									Anschaffungskosten sowie der Umstand angeführt, daß mehr oder minder breite
                              									Längsstreifen des Schiffbauplatzes von den Lasthaken der Krane nicht bestrichen
                              									werden konnten, auch daß die Zufuhr des Baumaterials in den Hakenbereich erschwert
                              									war (D. p. J. 1908, S. 85, Fig. 19). Schon die
                              									geschlossenen Hellinge der Germania-Werft in Kiel (Fig. 18 a. a. O.) zeigen hierin eine wesentliche
                              									Verbesserung, indem anstatt der gewöhnlichen Laufkrane Laufdrehkrane angeordnet sind.
                           Betrachtet man die beiden angeführten Abbildungen so findet man gleich die Anlehnung
                              									an geschlossene Werkstätten, wie Gießereien, Montagehallen und dergl. Es entspricht
                              									z.B. Fig. 18 auf S. 84 genau der Fig. 13 auf S. 66 (Laufdrehkrane in einer Gießerei
                              									mit parallelen Schiffen).
                           Erst das Zusammenarbeiten der Hebezeugtechniker und Schiffbauer konnte etwas den
                              									besonderen Erfordernissen des Schiffbauplatzes Entsprechendes scharfen.
                           Die Krananlage zur Bedienung eines Schiffbauplatzes muß nun hauptsächlich nach
                              									folgenden Gesichtspunkten angelegt sein: 1. jeder Teil des Bauplatzes muß mindestens
                              									für einen Lasthaken der Hebezeuge erreichbar sein; 2. muß eines der Hebezeuge
                              									längere Zeit an derselben Stelle verweilen, dann dürfen möglichst wenige der übrigen
                              									Hebezeuge dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert werden; 3. die Zufuhrgleise
                              									müssen so angeordnet sein, daß das Baumaterial stets in den Bereich wenigstens
                              									einiger Lasthaken gebracht werden kann.
                           Zunächst suchte man nun diese Forderungen mit Umgehung der kostspieligen eisernen
                              									Hellinge zu erreichen. Es entstand nach amerikanischem Vorbilde der
                              									Kantilever-Werftkran, wie ihn die Duisburger
                                 										Maschinenbau-A.-G. vormals Bechem & Keetman für die Werft des Bremer Vulkans in Vegesack ausgeführt hat (D. p.
                              									J. 1908, S. 86, Fig. 21).
                           Das Modell im Maßstabe i: 30 dieser Anlage befindet sich auf dem Stande (79) der
                              									genannten Firma; ebenso bemerkt man sie auf dem großen Werftbilde des Bremer Vulkans
                              									(Stand 127). Zwischen zwei Schiffbauplätzen ist hier eine eiserne Hochbahn von 6,5 m
                              									Spurweite aufgeführt, auf der sich zwei Krane mit doppelseitigen Auslegern bewegen.
                              									Diese Ausleger überragen die beiden Bauplätze in ihrer vollen Breite, so daß die Lasthaken der
                              									Kranlaufkatzen sie vollständig bestreichen. Die Leistungsfähigkeit dieser
                              									Auslegerkrane ist eine recht hohe. Die Höchstlast, 6 t wird mit 15 m/Min., gehoben;
                              									die Katzefahrgeschwindigkeit beträgt 30 m/Min., diejenige des Kranes 60 m/Min.
                           Zur Unterstützung dieser Krane sind auf seitlichen Fahrbahnen an dem Gerüst
                              									elektrische Konsolkrane (D. p. J. 1908, S. 66 Fig.
                                 										14) von 1,5 t Tragkraft bei 12,3 m Ausladung und ferner am Fuße des
                              									Gerüstes einige feste Drehkrane angeordnet. Letztere dienen zum Abladen des mittels
                              									Wagen herangeschafften Baumaterials.
                           Bechem & Keetman haben
                              									dies schöne Modell in dankenswerter Weise dem Museum für Meereskunde überwiesen.
                           Auf dem großen Werftbilde des Bremer Vulkans Stand 127, sieht man nun neben der
                              									vorbeschriebenen Hellinganlage noch eine andere, bei der die eiserne erhöhte
                              									Kranbahn in Fortfall kommt. Die Bedienung der Bauplätze geschieht hier durch
                              									fahrbare elektrische Hellingturmdrehkrane (D. p. J., S.
                              									99, Fig. 24 d. Bd.).
                           Diese Krane fahren auf Schienen, die zwischen zwei Bauplätzen auf der Werftsohle
                              									gelegt sind. Sie besitzen einen wagerechten im vollen Kreise drehbaren Ausleger, auf
                              									dem sich eine Laufkatze bewegt. Das fahrbare Stützgerüst ist portalartig ausgebildet
                              									und überspannt zwei Zufuhrgleise. Der Haken der Laufkatze bestreicht bei Ausnutzung
                              									aller Kranbewegungen, Drehen, Katze- und Kranfahren. die beiden nebenliegenden
                              									Bauplätze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 546
                              Fig. 1.Doppelhelling der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg für J. C.
                                 										Tecklenborg.
                              
                           Auch auf dem Werftbilde der A. G. Weser in Bremen, Stand
                              									128, bemerkt man eine Hellinganlage mit Turmdrehkranen. Diese Krane selbst sind auf
                              									der Ausstellung in mehreren Modellen vorhanden.
                           Von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, Stand 77, ist
                              									einer der beiden für die Kaiserl. Werft in Kiel gelieferten ausgestellt. Auch auf
                              									Stand 79 (Bechem & Keetman) und auf Stand 80 (Benrather
                                 										Maschinenfabrik) findet man je einen dieser Krane. Das im
                              									Ausstellungskatalog angeführte Modell der Firma Ludwig
                                 										Stuckenholz, Stand 78, war zur Zeit, als ich die Ausstellung besichtigte,
                              									noch nicht aufgestellt.
                           Die Höchstlast solcher Helling-Turmdrehkrane beträgt meist 6 t; die zulässige
                              									Ausladung für diese Last liegt bei den ausgestellten Modellen zwischen 9,3 bis 12 m,
                              									während die größte Ausladung für kleinere Lasten zwischen 18 bis 24 m liegt. Die
                              									Hubhöhen betragen 26 bis 29 m über Flur.
                           Die Arbeitsgeschwindigkeiten bei den ausgestellten Modellen betragen:
                           
                              
                                 Heben von 6 t
                                 v = 16–20 m/Min.
                                 
                              
                                 Drehen
                                 v = 70–120 m/Min. am Auslegerende
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 v = 15–20 m/Min.
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 v = 60 m/Min.
                                 
                              
                           Die Stromzuführung geschieht meist unterirdisch. Die beiden Zuleitungen liegen
                              									in einem verdeckten Kanal zwischen den Kranschienen.
                           Während die auf einer Hochbahn laufenden Auslegerkrane in Deutschland nur einmal,
                              									nämlich wie oben erwähnt, auf der Werft des Bremer Vulkans, Anwendung gefunden
                              									haben, haben die Turmdrehkrane eine weitere Verbreitung gefunden. Wir finden sie auf
                              									den Werften des Bremer Vulkans, der A.-G. Weser in Bremen, des Stettiner Vulkans, sowie auf den Kaiserl. Werften in Kiel und
                              									Wilhelmshaven.
                           Zweifellos hat die Verwendung solcher Krane auf Schiffbauplätzen mancherlei Vorteile,
                              									deren größter wohl der niedrige Anschaffungspreis sein dürfte. Dieser beträgt
                              									ungefähr 40000 M. Rechnet man für jeden Bauplatz zwei solcher Krane, so dürfte man
                              									mit 100000 M. einschließlich Fahrbahn und Stromzuführung wohl auskommen. Trotz
                              									mancher Vorzüge kann man gegen die Zweckmäßigkeit von Turmdrehkranen Bedenken
                              									erheben. Zunächst erscheint die Anzahl der für einen Bauplatz zur Verfügung
                              									stehenden Lasthaken zu gering. So stehen z.B. auf der Werft der A.-G. Weser in Bremen (siehe Werftbild auf Stand 128
                              									und D. p. J. S. 99, Fig. 24 d. Bd.) für jeden
                              									Bauplatz zwei, im günstigsten Falle drei Haken in Bereitschaft. Das ist aber im
                              									Hinblick auf das Bestreben der Werften, die Bauzeiten zu verkürzen, sicherlich zu
                              									wenig. Dann die beim Fahren und Schwenken des Kranes zu bewegenden großen Massen;
                              									tant de bruit pour une omelette! Um eine verhältnismäßig kleine Last, im
                              									ungünstigsten Falle 6 t an Ort und Stelle zu bringen, ist eine Masse von ungefähr
                              									100 t Gewicht zu bewegen. Wohl braucht der Kran mit belastetem Haken in der Regel
                              									nicht zu fahren, da das Baumaterial mittels Wagens in den Hakenbereich gebracht
                              									werden kann, aber die Nutzlast selbst spielt ja auch gar keine Rolle gegenüber dem
                              									großen Eigengewicht des Kranes, und dieses muß bei jeder Ortsveränderung eben
                              									mitgeschleppt werden. Da ferner der Kran bei der großen Länge des Bauplatzes, bei
                              									neueren Anlagen mehr als 200 m, täglich sehr oft verfahren wird, so spielen die
                              									Stromkosten hierfür eine beträchtliche Rolle, wenn man bedenkt, daß der
                              									Kranfahrmotor in der Regel mit 20 PS normaler Leistung bemessen ist.
                           Ungünstig für den Materialaufwand bei Kranen ist auch das System des Freiträgers.
                              									Schon aus diesem Grunde ist einem Laufkrane als Träger auf zwei Stützen gegenüber
                              									dem Auslegerkran der Vorzug zu geben. Bei Turmdrehkranen treten Momente bis 72 tm,
                              									allein von der Last herrührend, auf. Dagegen beträgt bei den Hellinglaufkranen des
                              										Stettiner Vulkans (D. p. J. 1908, S. 85, Fig. 19) das größte Biegungsmoment von der gleichen
                              									Last, 6 t, herrührend, bei 16 m Spannweite nur 24 tm. Durch weitere Unterteilung der
                              									Hellinge in mehrere parallele Kranbahnen, wie wir sie bei neueren Ausführungen sehen, gestalten
                              									sich die Verhältnisse noch viel günstiger. Da Laufkrane ein viel geringeres
                              									Eigengewicht und eine weit größere Stabilität als entsprechende Turmdrehkrane
                              									besitzen, so können wir dort auch weit höhere Fahrgeschwindigkeiten zulassen; der
                              									Turmdrehkran ist ein schwerfälliger Elefant, der Laufkran ein flinker Renner.
                           Auch ist bei Verwendung von Turmdrehkranen eine gewisse Betriebsgefahr nicht von der
                              									Hand zu weisen. Die Kranbahn besitzt nämlich wegen des Stapellaufes eine Neigung
                              									gegen die Wasserseite. Wenn nun auch die Komponente des Eigengewichtes in Richtung
                              									der Bahn unter normalen Verhältnissen stets kleiner sein wird als der
                              									Fahrwiderstand, so ist doch die Möglichkeit eines unfreiwilligen Ablaufes bei Sturm
                              									und bei nassen oder beeisten Schienen trotz Festbremsens der Laufräder nicht
                              									ausgeschlossen, wenn nicht besondere Schutzvorrichtungen gegen unbeabsichtigtes
                              									Verfahren der Krane geschaffen sind.
                           Alle diese angeführten Gründe haben außer Platzfragen dafür gesprochen, daß man sich
                              									bei Neuanlagen wieder zu eisernen Hellingen mit Laufkranen entschlossen hat,
                              									allerdings mit gegen frühere Anlagen wesentlich verbesserten
                              									Transportmöglichkeiten.
                           Von solchen Ausführungen aus allerletzter Zeit finden wir auf der Ausstellung zwei
                              									Modelle und eine Abbildung, und zwar auf dem Stande der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg das Modell einer Doppelhelling für J. C. Tecklenborg in Geestemünde, auf dem Stande 191
                              									der Firma Hein, Lehmann & Co. das Modell der neuen Hellinganlage für die Hamburger Werft des Stettiner Vulkans nach
                              									dem Entwurf der Firma Bechem & Keetman und das Bild
                              									einer Doppelhelling derselben Firma für Blohm & Voß in Hamburg.
                           Fig. 1 zeigt die Doppelhelling bei Tecklenborg. Zwei Hellinge liegen dicht nebeneinander;
                              									die eine ist für Schiffe von mittleren, die andere für solche von den größten
                              									Abmessungen bestimmt.
                           Die größere Helling besitzt eine lichte Breite von 27 m; das entspricht einer
                              									Nutzbreite von 25 m für das zu erbauende Schiff, beiläufig die Breite der englischen
                              									Dreadnought-Klasse. Die Länge der: Helling nach der
                              									Kranbahn gemessen beträgt 230 m.Der größte
                                    											bisher gebaute Schnelldampfer „Kronprinzessin Cäcilie“ hat eine Länge
                                    											von 215 m über alles.
                           Mit der Entfernung der Binder und Stützen ist man hier bis 31 m gegangen, während
                              									dieses Maß bei den älteren Hellingen des Stettiner
                                 										Vulkans nur 10 m beträgt. Um dem Winde eine möglichst geringe
                              									Angriffsfläche zu bieten, sind durchweg niedrige, dickwandige Profile gewählt
                              									worden. Die Hauptstützen sind am Fuße portalartig ausgebildet, um Schmalspurwagen
                              									durchzulassen. An den Längsseiten sind je drei Arbeitsbühnen in Abständen von 6 m
                              									übereinander angebracht. Diese Bühnen sind untereinander und mit dem Fußboden durch
                              									zahlreiche eiserne Treppen verbunden; außerdem führt noch eine gemeinschaftliche
                              									Rampe von 4 m Breite in einer Steigung von 1 : 40 auf die oberste Bühne.
                           Jede Helling besitzt zwei parallele Kranbahnen, der mittlere Schienenträger
                              									teilt jede Helling in zwei Teile von verschiedener Breite ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 547
                              Fig. 2.Hellingkrananlage von Bechem & Keetman für Hamburger Werft des
                                 										Stettiner Vulkans.
                              
                           Diese Ungleichheit der Laufkranspannweiten wird dadurch
                              									bedingt, daß die Schiffsmitte dem Kranhaken bequem zugänglich sein soll, da beim Kiellegen
                              									gerade dort die schwersten Stücke abzusetzen sind.
                           Auf jeder der Kranbahnen von 10,45 und 14,4 m Spannweite läuft ein normaler
                              									elektrischer Dreimotorenlaufkran von 6 t Tragkraft. Die Arbeitsgeschwindigkeiten
                              									sind ziemlich hoch gewählt; sie betragen:
                           
                              
                                 Heben
                                 v = 12 m/Min.
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 v =   30   „
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 v = 150   „
                                 
                              
                           Die Krane sind ebenfalls von der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg-Nürnberg geliefert worden.
                           Wie aus Fig. 1 ersichtlich, laufen die beiden
                              									Hellinge nicht parallel, sondern stoßen unter einem spitzen Winkel zusammen. Das
                              									ergibt natürlich eine Komplikation in der Gerüstanordnung, die in der Figur deutlich
                              									erkennbar ist.
                           Die Montage gestaltete sich in Hinblick darauf, daß durch sie die Arbeiten an den im
                              									Bau begriffenen Schiffen nicht gestört werden durften, besonders schwierig. Die
                              									feste Aufstellung von Montagegerüsten war ausgeschlossen; es mußte also eine
                              									Freimontage mittels fahrbarer 40 m hoher Montagegerüste durchgeführt werden.
                              									Außerdem fanden die schwierigsten Arbeiten im Herbst und Winter, also in der von
                              									heftigen Winden besonders heimgesuchten Jahreszeit statt. Manchmal mußte man den
                              									Arbeitern besondere Prämien zahlen, um sie zu der gefährlichen Arbeit in luftiger
                              									Höhe zu bewegen.
                           Lehnte sich diese Hellinganlage bezüglich der Krananordnung noch an ältere Anlagen
                              									an, so weist das Modell der neuen Hellinge auf der Hamburger Werft des Stettiner Vulkans wesentliche Verbesserungen auf, um
                              									die Leistungsfähigkeit und die Transportmöglichkeiten zu erhöhen.
                           Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch die Querträger
                              									und Kranbahnen von zweien der drei Hellinge. Man erkennt deutlich das Bestreben, die
                              									Anzahl der verfügbaren Lasthaken zu vermehren, jeden Punkt des Schiffbauplatzes
                              									wenigstens für einen Lasthaken erreichbar zu machen, das Zusammenarbeiten mehrerer
                              									Haken an den Stellen, wo die schwersten Stücke anzubringen sind, also am Kiel und an
                              									den Schiffswänden, zu ermöglichen; ferner das Eigengewicht der einzelnen Hebezeuge
                              									so gering wie möglich zu machen, um große Beweglichkeit, gute Steuerbarkeit und
                              									geringen Stromverbrauch beim Fahren zu erzielen. Das Charakteristische dieser und
                              									anderer Neuanlagen ist die Unterteilung des Bauplatzes in der Längsrichtung durch
                              									mehr als 2 Kranbahnen. In Fig. 2 besitzt jede
                              									Helling fünf solcher Bahnen. Die drei mittleren Schienenträger sind an den
                              									Senkrechten der Querträger aufgehängt. Auf den beiden seitlichen Kranbahnen fahren
                              									normale Dreimotoren-Laufkrane; auf den nach innen zu folgenden Laufkatzen mit
                              									drehbarem Ausleger und auf der mittleren eine Laufkatze mit Führerstand. Der
                              									Lasthaken eines der Laufkrane bestreicht einen Streifen von der Breite der
                              									Entfernung zwischen seinen äußersten Stellungen; derjenige einer Laufdrehkatze
                              									einen Streifen von der Breite ihrer doppelten Ausladung. Die Arbeitsfelder dieser
                              									beiden Haken überschneiden sich, wie Fig. 2 links
                              									zeigt. Es sind mithin folgende Kombinationen möglich: Zusammenarbeiten von
                              									Laufdrehkatze und Laufkran an den Schiffswänden; am Kiel entweder eine Laufdrehkatze
                              									mit der mittleren Laufkatze oder beide Laufdrehkatzen mit der mittleren Laufkatze.
                              									Die Haken greifen dabei nach der Fig. 2 an einer
                              									gemeinsamen Traverse an. Da die Tragkraft jedes der Hebezeuge 6 t beträgt, so können
                              									am Kiel Stücke bis 18 t, an der Schiffswand solche bis 12 t Gewicht gehoben
                              									werden.
                           Im Bedarfsfalle können auf jede Kranbahn noch mehr Hebezeuge gesetzt werden.
                           Die Arbeitsgeschwindigkeiten der Krane und Katzen sind folgende:
                           
                              
                                 Heben
                                 v = 12 m/Min.
                                 
                              
                                 Fahren
                                 v = 80   „
                                 
                              
                           Jede der drei Hellinge hat eine lichte Breite von 32 m. Sie sind nicht gleich lang;
                              									die größte hat eine Länge von 250 m, Die Entfernung der Stützen in der Längsrichtung
                              									von Mitte zu Mitte beträgt 31 m, in der Querrichtung 35 m. Die Kranschienen liegen
                              									40 m über Hellingsohle. Die Krananlage für diese Helling ist von Bechem & Keetman, das
                              									Hellinggerüst von Hein. Lehmann & Co. in Düsseldorf ausgeführt. Auf dem Stande 79
                              									erstgenannter Firma sehen wir ferner das Bild einer ähnlichen Hellinganlage für Blohm & Voß in
                              									Hamburg. Diese besteht aus einer Doppelhelling; unter der breiteren (62 m) von ihnen
                              									befinden sich zwei, unter der schmäleren ein Bauplatz. Für jeden der drei Bauplätze
                              									sind drei Kranbahnen vorgesehen. Die beiden äußeren tragen normale Laufkrane, die
                              									innere eine Laufdrehkatze. Jedes der Hebezeuge besitzt eine Tragkraft von 5 t. Die
                              									größte Länge der Kranbahnen beträgt 266 m.
                           Eine bemerkenswerte Neuerung ist bei dieser Anlage dahin getroffen worden, daß die
                              									Krane und Katzen von einer auf eine andere Fahrbahn gebracht werden können. Zu
                              									diesem Zweck ist an der Wasserseite auf dem Hellinggerüst ein bockartiger
                              									Versatzkran angeordnet, der sich in der Querrichtung der Helling bewegt. Es können
                              									also an Stellen, wo es nötig ist, die Hebezeuge vermehrt werden, ohne ihre
                              									Gesamtzahl selbst erhöhen zu müssen.
                           Neben den eisernen Hellingen dürften die zuerst in England ausgeführten Kabelbahnen
                              									(D. p. J., S. 100 und 101 d. Bd.) in vielen Fällen mit Vorteil Verwendung finden;
                              									sie haben jedenfalls den Vorzug geringer Anschaffungskosten. Auch unsere großen
                              									Hebezeugfirmen haben den Bau solcher Hellingkabelbahnen aufgenommen und zwar nach
                              									dem System „Böttcher“, von dem sich auch ein
                              									Plakat auf der Ausstellung befindet.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)