| Titel: | Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der Griesmühlen (Rohrmühlen) bei Trockenmahlung. | 
| Autor: | H. Dreyer | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 593 | 
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                        Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der
                           								Griesmühlen (Rohrmühlen) bei Trockenmahlung.
                        Von Dr.-Ing. H.
                                 									Dreyer-Magdeburg.
                        (Fortsetzung von S. 579 d. Bd.)
                        Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der Griesmühlen (Rohrmühlen)
                           								bei Trockenmahlung.
                        
                     
                        
                           Obwohl die ganze Bauart dieser Mühlen so überaus einfach ist, ist man doch
                              									jahrelang über den Arbeitsvorgang im Innern der geschlossenen Mahltrommel im
                              									Unklaren gewesen, ja ein deutsches Patent ist auf eine völlig falsche Auffassung hin
                              									erteilt worden. Erst besondere Versuchseinrichtungen auf dem Magdeburger Grusonwerk der Friedr. Krupp
                                 										A.-G. machten das Trommelinnere während der Arbeit sichtbar und ließen so
                              									die richtige Erklärung finden. Ueber diese Versuche ist in der bereits angezogenen
                              									Arbeit berichtet. Eine dieser Einrichtungen besteht im wesentlichen darin, daß eine
                              									kurze Griesmühle am Auslaufende anstatt mit einer Kopfwand nur mit einem einfachen,
                              									ziemlich weitmaschigem Drahtnetz versehen ist. Gelagert ist diese Mühle auf
                              									Laufrollen mittels Laufringen, die am Umfang der Trommel befestigt sind. Der Antrieb
                              									erfolgt elektrisch und gestattet eine weite Veränderung der Umlaufzahl. Wird nun die
                              									Trommel allein mit Kugeln oder auch mit Kugeln und nicht stäubendem Mahlgut
                              									(Eisengraupen) in der üblichen Weise bis etwas unter Mitte gefüllt, so lassen sich
                              									die einzelnen Vorgänge sehr genau verfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 593
                              Fig. 11.1000 mm Durchm. Beginn der Drehung.
                              
                           Fig. 11 zeigt diese Versuchsmühle von 1000 mm
                              									Durchmesser zu Beginn der Drehung. Von Hand ist die Trommel soweit gedreht, daß die
                              									feste Masse der Mahlkörper (Flintsteine) sich schräg eingestellt hat, und zwar so,
                              									daß eben die oberen Steine anfangen an der Böschung hinabzurollen. Setzt man jetzt
                              									die Mühle mit langsam steigender Umlaufzahl in Betrieb, so macht sich eine
                              									immer größere Lockerung an der Innenseite des Haufwerkes bemerkbar. Zunächst rollen
                              									die Kugeln noch ziemlich träge am Hang hinab, diese Bewegung wird aber immer
                              									lebhafter, bis daß man schließlich vollständig freie Wurfbahnen unterscheiden kann
                              									(vergl. Fig. 12, 18
                              									und 19). Je schneller die Drehung erfolgt, desto
                              									klarer tritt die Wurfbewegung hervor. Die Kugeln trennen sich an der Innenseite in
                              									einzelne frei hinabfallende Schichten, durch die hindurch ein auf der anderen
                              									Trommelseite befindliches Licht zu sehen ist. Wird die Umdrehungszahl noch weiter
                              									gesteigert, so hört schließlich die Wurfbogenbildung auf und die Kugeln bilden einen
                              									festen Ring an der Trommelwandung ohne jegliche Bewegung untereinander oder gegen
                              									die Trommel (Fig. 13).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 593
                              Fig. 12.1000 mm Durchm. 32 Uml./Min.
                              
                           Die Lichtbilder, insbesondere Fig. 12, lassen den
                              									Vorgang der Schichtenbildung nicht so klar erkennen, wie er in Wirklichkeit zu sehen
                              									ist. Im Bilde sind die Kugeln alle nur an der Stelle zu sehen, wo sie sich im
                              									Augenblick gerade befinden, und weiter zurückliegende Kugeln sind nicht von den
                              									vorderen zu unterscheiden. Der Eindruck im Auge ist aber anders. Das Bild der
                              									einzelnen Kugel bleibt etwas haften. Man verfolgt so deutlich die Bahn und sieht
                              									genau die Trennung der einzelnen Schichten. Diesem Umstände Rechnung tragend gibt
                              									Herr Geh. Reg.-Rat Fischer in der mehrfach erwähnten
                              									Abhandlung eine Zeichnung, die darstellt, wie sich der Vorgang bei 34 Umdreh. i. d. Minute
                              									bei 1000 mm Trommeldurchm. der Rechnung nach gestaltet und wie es auch bei dem
                              									Versuch zu sehen ist (Fig. 14).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 594
                              Fig. 13.1000 mm Durchm. 55 Uml./Min.
                              
                           Das Aufsteigen der Kugeln mit der Trommelwandung als feste geschlossene Masse, der
                              									Uebergang in die freie Wurfbewegung und die Trennung der einzelnen Schichten tritt
                              									hier scharf hervor. Da beim Aufsteigen keine Bewegung zwischen Kugel und Wand oder
                              									zwischen den Kugeln zu bemerken ist, die geringe Geschwindigkeitsabnahme im
                              									aufsteigenden Aste der Wurfbahn eine nennenswerte Zerkleinerung nicht herbeiführen
                              									kann, so findet die Mahlwirkung lediglich durch den „schiefen Schlag“ des
                              									herniedersausenden Stromes statt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 594
                              Fig. 14.Darstellung der Wurfbewegung der Kugeln in der Rohrmühle; 1000 mm
                                 										Durchm. 34 Uml./Min.
                              
                           Der Vollständigkeit halber will ich noch ein Hauptergebnis der früheren Versuche
                              									anführen, nämlich die Ursache für das Wandern des Mahlgutes durch die vollständig
                              									wagerecht liegende Trommel. Das Mahlgut, auf das die herabsausenden Kugeln
                              									auffallen, wird nach allen Seiten verspritzt. So werden die Stellen der Mühle, die
                              									reich an Mahlgut sind, mehr verteilen, als sie von anderen, an Mahlgut ärmeren
                              									Stellen zurückerhalten. Bei der großen Lebhaftigkeit der Bewegung wird schnell ein
                              									Ausgleich eintreten. Kann nun Mahlgut an einem Trommelende die Mühle verlassen,
                              									während an dem anderen gleichzeitig frisches zugeführt wird, so muß letzteres durch
                              									die Trommel hindurchwandern. Hierbei ist das Mahlgut der Einwirkung der
                              									aufschlagenden Kugeln ausgesetzt, deren Bewegung es im übrigen folgt.
                           Am Austragende ist die Griesmühle durch ein Gitter verschlossen (Fig. 15), an dem der herabsausende Strom von Kugeln
                              									und Mahlgut vorbeistreicht. Durch das Gitter werden die Kugeln zurückgehalten,
                              									während die feinen Teilchen des Mahlgutes, die sich regenartig auch seitwärts
                              									auszubreiten suchen, den Weg ins Freie finden.
                           Da nun auf der anderen Seite die Aufgabevorrichtung stets gleiche Mengen Mahlgut der
                              									Mühle zuführt, die Schnecke am Einlaufzapfen wohl dieses frische Gut hineinfördert,
                              									aber sowohl Kugeln wie Mahlgut den Austritt aus der Trommel verwehrt, muß das
                              									Mahlgut vollständig gleichmäßig durch die Trommel wandern. Dadurch muß auch das
                              									fertige Mahlerzeugnis von stets gleicher Beschaffenheit sein. So erklärt es sich,
                              									daß diese Mühlen ohne jedes Feinsieb ein außerordentlich feines Mehl von größter
                              									Gleichmäßigkeit erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 594
                              Fig. 15.
                              
                           Bei Naßmahlung, beispielsweise in der Erzaufbereitung, machen sich noch besondere
                              									Einflüsse geltend, die im wesentlichen darauf beruhen, daß das Wasser die Reibung
                              									zwischen Füllung und Trommel ganz bedeutend verringert. Bei Trockenmahlung wird den
                              									Mahlkörpern nach dem Niederstürzen sehr schnell wieder die Drehgeschwindigkeit der
                              									Trommel erteilt, so daß in dem aufsteigenden Strome keinerlei Bewegung zwischen
                              									Füllung und Trommel stattfindet. Bei Naßmahlung ist aber die Reibung durch das
                              									Wasser dermaßen verringert, daß die Kugeln niemals zur Ruhe gegen die Trommel kommen
                              									und somit auch nicht die volle Drehgeschwindigkeit der Trommel erreichen. Sollen die
                              									Kugeln eine ähnliche Geschwindigkeit erhalten wie bei Trockenmahlung, so muß die
                              									Trommel entsprechend schneller laufen. Im übrigen verweise ich hier auf einen
                              									Bericht des Herrn H. A. White in Nr. 11 des „Journal
                                 										of the Chemical Metallurgical and Mining Society of South Africa“,
                              									Johannesburg, Mai 1905, in dem dieser eingehende Versuche mit einem Naßmühlenmodell
                              									schildert, die ich bei Wiederholung mit einem ähnlichen Modell von 300 mm Durchm.
                              									bestätigt gefunden habe. Ein kurzer Auszug dieses Berichtes findet sich im Londoner
                              										„Mining Journal“ vom 5. November 1905, S. 451.
                           Um nun Rechnungen für den Kraftverbrauch der Griesmühlen mit Trockenmahlung
                              									anzustellen, ist zunächst klarzulegen, durch welche Vorgänge überhaupt Arbeit
                              									verbraucht wird. Es erfordern naturgemäß die Lager des Vorgeleges, die Zahnräder und
                              									die Lagerung der Trommel selbst Reibungsarbeit. Diese ist aber sehr abhängig von der
                              									Bauart, von der Güte der Ausführung, vom Schmiermittel und vor allem auch von der
                              									Wartung und deshalb sollen die rechnerischen Untersuchungen sich beschränken auf den
                              									Arbeitsaufwand, der erforderlich ist die Kugeln zu betätigen, also auf den
                              									Arbeitsverbrauch zur Herbeiführung des Mahlvorganges im Innern der Trommel.
                           Wie bereits gezeigt, beruht der Arbeitsvorgang im Innern der Mahltrommel darauf, daß
                              									die Kugeln an der Trommelwandung durch Reibung gehoben werden, dann in freien
                              									Wurfbahnen in getrennten Schichten herabfallen und beim Aufschlagen das schon unten
                              									befindliche Mahlgut zerkleinern. Denken wir uns die Trennung der einzelnen Schichten einmal
                              									vollkommen durchgeführt, so etwa wie es Fig. 16
                              									zeigt, so wird beispielsweise die Kugel a von der
                              									Ruhelage aus durch Reibung von der Trommelwandung mitgenommen, wobei sie die
                              									Geschwindigkeit v erhält. Sie wird nun solange in
                              									vollständiger Ruhe gegen die Trommel, also in einer Kreisbahn um die Trommelachse
                              									steigen, bis die nach dem Trommelmittelpunkte gerichtete Komponente der Schwerkraft
                              									gleich der Fliehkraft wird, und hierbei um die Strecke ha gehoben werden (gegen die Anfangslage).
                              									Von diesem Augenblick an hört die Einwirkung der Trommel auf die Kugel auf. Die
                              									Kugel bewegt sich in freier Wurfbahn wieder nach ihrem Ausgangspunkte zurück. In
                              									gleicher Weise gestalten sich die Bahnen für Kugeln in den anderen Schichten, zum
                              									Beispiel b oder c. Auch
                              									diese Kugeln werden durch die Fliehkraft gegen die nächst äußeren Schichten
                              									gedrückt, bis die nach dem Trommelmittelpunkt gerichtete Komponente der Schwerkraft
                              									gleich der Fliehkraft wird. Ziehen wir in dieser Stellung der Kugel a den Halbmesser nach dem Mittelpunkt mit der Länge ρa, so schließt dieser
                              									mit der Wagerechten den Winkel a ein. Die Masse der
                              									Kugel sei m, mithin ist, wenn g die Erdbeschleunigung bezeichnet, die Schwerkraft m . g und ihre nach dem Mittelpunkt gerichtete
                              									Komponente m . g . s sin
                              										α. In dem Ausgangspunkte der Wurfbahn ist diese nun
                              									gleich der Fliehkraft m\,\cdot\,\frac{v^2}{\varrho_a}: also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 595
                              Fig. 16.
                              
                           m\,\cdot\,g\,\cdot\,\sin\,\alpha=\frac{m\,\cdot\,v^2}{\varrho_a}
                              									oder g\,\cdot\,\sin\,\alpha=\frac{v^2}{\varrho_a} . . . . . . . .
                              									. . 1)
                           Die Geschwindigkeit v auf dem Kreise mit dem Halbmesser
                              										ρa ist bei n Umdrehungen i. d. Min.
                              										\frac{2\,\cdot\,\varrho_a\,\cdot\,\pi\,\cdot\,n}{60}. Dies
                              									eingesetzt in Gleichung 1 gibt:
                           \sin\,\alpha=\varrho_a\,\cdot\,\frac{\pi^2\,\cdot\,n^2}{30^2\,\cdot\,g}
                              									. . . . . . . . . . 2)
                           Der Winkel a, bei dem die freie Flugbahn beginnt, wächst
                              									also mit der Entfernung der Kugel vom Mittelpunkt, d.h. bei den weiter nach innen
                              									gelegenen Schichten tritt die Wurfbewegung früher ein als bei den nächst äußeren,
                              									eine gegenseitige Störung findet also nicht statt. Sollen nun Mühlen von
                              									verschiedenem Durchmesser der Mahltrommel beim Arbeiten im Querschnitt immer ein
                              									ähnliches Bild ergeben, so müssen zunächst die äußeren Kugeln stets bei dem gleichen
                              									Winkel a die Wurfbahn beginnen. Gleichung 2 zeigt uns,
                              									daß sin α, also auch a
                              									abhängig ist vom Halbmesser ρa und von der Umlaufszahl n, a ist
                              									gleichbleibend, wenn der Wert ρa. n2 gleich bleibt.
                           Unter ρa ist hier die
                              									Entfernung des Schwerpunktes einer Kugel in der äußersten Schicht vom Mittelpunkt
                              									verstanden, setzt man statt dessen den Halbmesser der Trommel
                              										\frac{D}{2}, so ist auch noch ohne merklichen Fehler
                              										\frac{D}{2}\,\cdot\,n^2 oder D .
                                 										n2 gleichbleibend. Weiter ist noch für
                              									die Aehnlichkeit der Querschnittsbilder arbeitender Mühlen verschiedener
                              									Trommeldurchmesser erforderlich, daß die einzelnen Parabeln ähnlich werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 595
                              Fig. 17.
                              
                           Auf dem kreisförmigen Teil der Kugelbahn ist die Geschwindigkeit in jedem Punkte
                              									winkelrecht zum Halbmesser gerichtet, also auch noch im Ausgangspunkte der freien
                              									Wurfbahn. Ist in der äußersten Schicht der Halbmesser in diesem Punkte um den Winkel
                              										a gegen die Wagerechte gerichtet, so muß die
                              									Anfangsgeschwindigkeit v der Wurfbahn um den gleichen
                              									Winkel a von der Senkrechten abweichen. Bei einem
                              									rechtwinkligen Achsenkreuz durch den Scheitel der Parabel (x-Achse wagerecht, y-Achse lotrecht) (Fig. 17) ist ihre Gleichung
                           x2 =
                              										2py,
                           wobei der Parameter p gleich
                              									ist:
                           p=\frac{v^2\,\cdot\,\sin^2\,\alpha}{g} . . . . .
                              									. . . . . 3)
                           Nach Gleichung 1 ist v2 = ρa . g . sin α, mithin p = ρa . sin3
                              									α. Der Wert sin3
                              									α bleibt gleich, weil α
                              									gleich bleibt, mithin ist p verhältnismäßig ρa. Für ρa kann wieder ohne
                              									merklichen Fehler \frac{D}{2} gesetzt werden. Der Parameter p der Außenparabeln ist somit verhältnismäßig gleich
                              									dem Durchmesser der Mahltrommel, d.h. diese Kurven sind auch bei verschiedenem
                              									Trommeldurchmesser ähnlich, sobald n . D2 einen festen Wert hat. Hat man nun durch
                              									Versuche die günstigste Umlaufzahl für einen bestimmten Mahltrommeldurchmesser
                              									festgesetzt, so läßt sich durch diese Beziehung für jeden beliebigen
                              									Trommeldurchmesser die richtige Umlaufzahl bestimmen.
                           Bezeichnet D den lichten Durchmesser der Trommel in
                              									Meter, c eine feste Zahl, so wird
                           n2 .
                              										D = c2 oder
                              										n=\frac{c}{\sqrt{D}} . . . . . . . . . . 4)
                           eine Formel, die Herr Geh. Reg.-Rat Fischer schon 1886 angegeben hat. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1886,
                              									S. 335). Neuere Versuche haben ergeben, daß für Trockenmühlen c gleich 32 zu setzen ist, es wird deshalb
                           n=\frac{32}{\sqrt{D}}. . . . . . . . . . 5)
                           Damit nun aber die Bewegung im Innern der Mahltrommeln von verschiedenem Durchmesser
                              									auch vollständig einander entspricht, muß auch noch die Füllung jedesmal den
                              									gleichen Teil des Trommelinhaltes ausmachen. Sie beträgt zweckmäßig im Ruhezustande
                              										4/10 des
                              									Trommelinhaltes. Sind diese beiden Bedingungen erfüllt, so werden die Querschnitte
                              									arbeitender Mühlen von verschiedenem Durchmesser stets ein ähnliches Bild ergeben.
                              									So geben z.B. Fig. 18 und 19 eine Versuchsmühle von 300 mm lichtem Durchmesser bei 59 bezw. 66
                              									Umläufen i. d. Min.
                           Denken wir uns diese Schichtenbildung vollständig durchgeführt, so wird dafür, daß
                              									die Kugel a (Fig. 20)
                              									ein einziges Mal ihre Bahn durchläuft, bei einer Masse m der Kugel Arbeit zu leisten sein:
                             I. zum Erteilen der Geschwindigkeit v,
                            II. zum Heben um die Strecke ha,
                           III. zum Vernichten der Geschwindigkeit V, mit der die Kugel wieder aufschlägt.
                           Zu III: Da die Kugel nicht auf eine ruhende Fläche, sondern auf die drehende Trommel
                              									aufschlägt, so ist für die Wirkung nicht ihre absolute Geschwindigkeit K, sondern ihre relative
                              									Geschwindigkeit V' maßgebend.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 596
                              Fig. 18.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 596
                              Fig. 19.
                              
                           Soweit diese Relativgeschwindigkeit V' winkelrecht zur
                              									Trommelwandung gerichtet ist, wird die lebendige Kraft der Kugeln lediglich zum
                              									Zerkleinern des Mahlgutes bei gleichzeitiger Wärmeentwicklung verbraucht ohne jeden
                              									Einfluß auf die Bewegung und den Kraftverbrauch der Trommel, wenn man von der
                              									größeren Reibungsarbeit der Lager, veranlaßt durch die stoßartige Belastung,
                              									absieht. Ist aber die relative Geschwindigkeit der aufschlagenden Kugeln ein wenig
                              									gegen die Trommelwandung geneigt, so läßt sich diese in zwei Komponenten zerlegen,
                              									von denen die bei weitem größere wieder senkrecht zur Trommelwandung gerichtet ist,
                              									also ohne Einfluß bleibt, und die zweite sehr kleine in Richtung der Trommelwandung
                              									fällt. Diese zweite Komponente kann nun entweder der Trommelgeschwindigkeit
                              									gleichgerichtet oder entgegengesetzt sein. Ist sie gleichgerichtet, so wird sie die
                              									Bewegung der Trommel unterstützen, also den Arbeitsverbrauch um ein wenig
                              									verringern. Ist die zweite Komponente aber der Trommelbewegung entgegengesetzt
                              									gerichtet, so dient sie zum Teil dazu die Kugel etwas über die Anfangslage
                              									hinauszuschieben und vermöge der hierbei auftretenden Reibung an der Trommelwandung
                              									kann ein kleiner Teilbetrag auf die Trommel einwirken, dessen Vernichtung Arbeit
                              									verlangt. Dafür aber, daß die Kugel etwas über den Anfangspunkt hinausgeschleudert
                              									wird, wird die wirkliche Steighöhe, um die die Kugel zu heben ist, ha, um ein geringes Maß
                              									verringert, dieser Teil der Arbeit also wieder vermindert. Betrachtet man nun die
                              									Lichtbilder einer normal arbeitenden Versuchsmühle, z.B. Fig. 18, zo zeigt sich, daß die Relativgeschwindigkeit der
                              									niedersausenden Kugeln fast genau winkelrecht zur Trommelwandung gerichtet ist. Nach
                              									dem eben Gesagten ist es deshalb zunächst wohl angängig, das Aufschlagen der
                              									herniedersausenden Kugeln, das fast ganz allein die Mahlwirkung hervorbringt, als
                              									einflußlos auf den Arbeitsverbrauch anzusehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 596
                              Fig. 20.
                              
                           Damit die Kugel a mit der Masse m einmal ihre Bahn durchläuft, ist dann an Arbeit lediglich
                              									erforderlich:
                           I. Zum Erteilen der Geschwindigkeit v
                           
                              \frac{m\,\cdot\,v_2}{2}.
                              
                           II. Zum Heben um die Strecke ha
                           
                              m\,\cdot\,g\,\cdot\,h_a.
                              
                           Zur Ermittlung des Arbeitsverbrauches für den Mahlvorgang im Innern der Trommel ohne
                              									Berücksichtigung der Lagerreibung ist es somit nur nötig, nach I und II
                              									festzustellen, welcher Arbeitsaufwand erforderlich ist, um alle diese Kugeln
                              									jedesmal zu beschleunigen und zu heben.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)