| Titel: | Moderne Aufzüge. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 641 | 
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                        Moderne Aufzüge.
                        Von K. Drews,
                           								Posen.
                        (Fortsetzung von S. 628 d. Bd.)
                        Moderne Aufzüge.
                        
                     
                        
                           Von neueren Aufzügen mit hohen Leistungen sind besonders diejenigen der Otis Elevator Co. für die Stationen der Londoner
                              									Untergrundbahnen zu erwähnenEngineering 1906,
                                    											Bd. II, S. 380.. Jede Fahrzelle dieser Aufzüge nimmt 70 Personen
                              									auf. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt 61 m i. d. Sekunde; man kann jedoch auch mit
                              									halber Geschwindigkeit fahren. Zur größeren Sicherheit sind zwei voneinander
                              									unabhängige Stromkreise vorhanden, ein Hauptstromkreis für den gewöhnlichen Betrieb
                              									und ein Sicherheitsstromkreis mitschneller Wirkung in Gefahrfällen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 641
                              Fig. 8.Bergaufzug auf die Hammetschwand von C. Wüst & Cie.
                              
                           Durch Oeffnen des Sicherheitsstromkreises werden die Motoren
                              									vom Netz abgeschaltet und kurz geschlossen, so daß die Zelle schnell zum Stillstand
                              									kommt. Dieses Oeffnen kann sowohl durch einen besonderen Ausschalter in der
                              									Fahrzelle, wie durch einen solchen am selbsttätigen Anlasser im Maschinenraum,
                              									ferner durch die Fahrzelle beim Ueberfahren der Endstellungen und endlich durch das
                              									Schlaffwerden der Tragseile, wenn die Zelle sich im Schacht festklemmt,
                              									geschehen.
                           Nähert sich die Fahrzelle einer Haltestelle, so wird die Fahrgeschwindigkeit zuerst
                              									selbsttätig vermindert, indem die Zelle einen Schalter im Schacht betätigt; sie
                              									erfährt dann eine weitere Verminderung, wenn der Führer den Hebel des
                              									Umkehrschalters in Nullstellung bringt. Der Motorstromkreis wird indes erst durch
                              									die Fahrzelle selbst mittels eines weiteren Schalters im Schacht geöffnet, wobei
                              									gleichzeitig die Magnetbremsen einfallen.
                           Am Vierwaldstädtersee befindet sich ein Aufzug, der sich durch seine bedeutende
                              									Hubhöhe, 158 m, auszeichnet. Er ist von der Firma C.
                                 										Wüst & Cie. in Seebach-Zürich gebaut worden und führt auf die Hammetschwand, den höchsten Punkt des Bürgenstockes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 641
                              Fig. 9.Aufzugswinde zum Bergaufzug von C. Wüst.
                              
                           Der Förderturm (Fig. 8) ragt zum größten Teil frei in
                              									die Luft hinaus und ist an fünf Stellen mit der Felswand verankert; mit der
                              									zurückspringenden Bergspitze ist er durch einen eisernen Steg verbunden. Die
                              									Fahrzelle nimmt sechs Personen auf; ihre Fahrgeschwindigkeit beträgt 1 m in der
                              									Sekunde. Eine Anzahl Sicherheitsvorrichtungen sichern den Betrieb. Ein
                              									Geschwindigkeitsregler schaltet bei 70 m minutlicher Fahrgeschwindigkeit den Motor
                              									aus; sollte trotzdem die Geschwindigkeit noch wachsen, so löst ein zweiter Regler
                              									bei 80 m Geschwindigkeit die Fangvorrichtung aus.
                           Der Maschinenraum ist 970 m über Meeresspiegel in den jähherabfallenden Felsen
                              									eingesprengt. Die Aufzugswinde wird nicht von der Fahrzelle aus betätigt, sondern
                              									der Maschinist steuert den Fahrstuhl wie bei einer Fördermaschine nach einem
                              									Teufenzeiger. Fig. 9 zeigt die Aufzugswinde. Der
                              									Motor leistet 15 PS bei n = 900; die Spannung beträgt
                              									1200 Volt. Die Seiltrommel von 2 m Durchm. trägt Holzbelag. Als Uebersetzungsmittel
                              									dienen zwei Wüstsche Pfeilräderpaare (s. D. p. J. S.
                              									338 d. Bd.). Auf der Motorwelle sitzt eine elektromagnetische Kniehebelbackenbremse,
                              									auf der Trommelwelle eine von Hand betätigte Bandbremse. Rechts in Fig. 9 sieht man den Anlasser, der in den
                              									Endstellungen der Fahrzelle vom Teufenzeiger zwangläufig in Nullstellung gebracht
                              									wird. Außerdem sichern noch Grenzschalter das Ueberfahren der Endstellungen.
                           Wie schon D. p. J. S. 2 d. Bd. erwähnt, war der erste elektrische Aufzug ein sogen.
                              									Kletter- oder automobiler Aufzug. Diese Bauart ist in neuerer Zeit von einzelnen
                              									Firmen wieder aufgenommen worden. Ein Beispiel hierfür bieten die von dem
                              									Oberingenieur Mabbs entworfen elektrischen Aufzüge im
                              									Handelsamt zu ChikagoE. T. Z. 1906, S.
                                    											248.. Bei diesen Aufzügen befindet sich indes der Motor nebst
                              									Triebwerk nicht an der Fahrzelle, sondern am Gegengewicht. Die ganze Aufzugsmaschine
                              									ist in einem schmiedeisernen Rahmen untergebracht, der mittels Rollen in einer
                              									Seilschleife hängt. Das lose Ende dieser Schleife ist über Leitrollen im Dachgeschoß
                              									geführt und trägt die Fahrzelle. Die Hubgeschwindigkeit der beweglichen
                              									Aufzugsmaschine ist daher nur halb so groß wie diejenige der Fahrzelle. Der Motor
                              									mit senkrechter Welle treibt mittels zweier Schneckengetriebe vier Stahlritzel an,
                              									die mit vier durch die ganze Schachthöhe geführten Zahnstangen kämmen. Die
                              									Stromzuführung geschieht durch blanke Kupferschienen. Die größte Fahrgeschwindigkeit
                              									beträgt 3 m i. d. Sekunde. Vor dem Ausschalten des Motors muß daher die
                              									Geschwindigkeit vermindert werden. Dies geschieht wie bei den oben beschriebenen Otis-Aufzügen der Londoner Untergrundbahn durch
                              									Nebenschlußregulierung, zu welchem Zweck die Feldwicklungen des Motors unterteilt
                              									sind. Zur Unterstützung der mechanischen Bremse wird der Anker auch hier
                              									kurzgeschlossen. Umkehranlasser und Regulierapparat befinden sich ortsfest in der
                              									Nähe des Aufzuges und werden von der Fahrzelle aus durch ein Relais betätigt.
                           Als Vorzug dieser Bauart wird die geringe Anzahl der Seilrollen und die dadurch
                              									bedingte geringe Seilabnutzung hervorgehoben. Außerdem kommt der sonst nötige
                              									Maschinenraum in Fortfall.
                           Besonderes Interesse beanspruchen ferner die Paternoster- oder Mehrzellenaufzüge für
                              									Personen.
                           In größeren Amts-, Geschäfts- und Warenhäusern findet während der Geschäftsstunden
                              									ein sehr lebhafter Stockwerksverkehr, ein Treppauf Treppab von einzelnen Personen
                              									statt. Vermittelt in solchen Gebäuden ein gewöhnlicher Personenfahrstuhl den Verkehr
                              									zwischen den einzelnen Stockwerken, so wird ein Anstauen von Personen an den
                              									Haltestellen gar nicht zu vermeiden sein, selbst wenn mehrere Fahrstühle vorhanden
                              									sind. Die
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 642
                              Fig. 10.Paternosteraufzug für Personen von Carl Flohr.
                              
                           
                           einzelnen Fahrten liegen zeitlich zu weit auseinander,
                              									namentlich dann, wenn der Fahrstuhl, wie z.B. in Warenhäusern regelmäßig die volle
                              									Fahrt macht. Aber auch dort, wo der Fahrstuhl nur bis zu dem verlangten Stockwerk
                              									fährt und dann dort stehen bleibt oder nach dem Erdgeschoß zurückfährt, wie dies in
                              									vielen Amts- und Geschäftshäusern der Fall ist, geht viel Zeit mit Warten verloren.
                              									In solchen Gebäuden ist eine viel häufigere Fahrgelegenheit aufwärts wie abwärts
                              									erwünscht; ebenso wie im Lokalverkehr nicht längere Züge in größeren Zeiträumen,
                              									sondern kürzere Züge in kleineren Zeiträumen sich vorteilhafter erweisen.
                           Erfüllt kann diese Forderung dadurch werden, daß in dem Fahrschacht nicht eine,
                              									sondern mehrere Zellen fahren, und zwar immer nur in einer Richtung, z.B. nur
                              									aufwärts. Dieselben Zellen stehen dann in einem zweiten Schacht zur Fahrt abwärts
                              									zur Verfügung. Ferner muß der Zeitverlust durch das Anhalten, Aus- und Einsteigen
                              									und Anfahren vermieden werden; die Zellen dürfen also ihre Fahrt nicht unterbrechen.
                              									Das ist natürlich nur bei mäßiger Fahrgeschwindigkeit möglich, die ein Betreten und
                              									Verlassen der Zelle während der Fahrt ohne besondere körperliche Geschicklichkeit
                              									zuläßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 643
                              Fig. 11–13. Lagerung einer Kettenscheibe zum Personen-Paternoster im
                                 										Dachgeschoß.
                              Fig. 11. Pfeilrichtung 1;
                                 										Pfeilrichtung 2.
                              
                           Aus diesen Erwägungen heraus sind die Paternosteraufzüge entstanden. Fig. 10 zeigt den Aufriß eines solchen Aufzuges nach
                              									einer Ausführung der Firma Carl Flohr in Berlin. Aus
                              									der Figur ist ersichtlich, daß in jedem Stockwerk je zwei Zellen zur Fahrt nach oben
                              									und nach unten bereit stehen. Im Keller- und Dachgeschoß wandern die Zellen von
                              									einem Schacht zum andern. Jede Zelle hängt an den gleichlaufenden Strecken zweier
                              									endloser Förderketten. Diese bestehen aus längeren Mittelgliedern von rechteckigem
                              									Querschnitt, die durch Bolzen und doppelseitige Laschen nach Art der Gallschen Kette zu fortlaufenden Gliedern miteinander
                              									verbunden sind. Auf den Kettenrollen bilden mithin die Ketten ein Polygon mit
                              									abwechselnd kurzen und langen Seiten. Die Daumen der Kettenrollen greifen zwischen
                              									die doppelseitigen Laschen und legen sich kraftübertragend gegen das längere
                              									Mittelglied.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 643
                              Fig. 14 u. 15. Elektrische Aufzugsmaschine eines Personen-Paternosters.
                              
                           Fig.
                                 										11–13Zeitschr. d. Ver.
                                    											deutsch. Ing. 1907, S. 417. zeigen eine solche Kettenscheibe im
                              									Dachgeschoß. Sie läuft lose auf ihrer Achse und ist zum Nachspannen der Kette mit
                              									einer Stellvorrichtung versehen. Fig. 14–15Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1907, S.
                                    											416. zeigen die Anordnung einer Aufzugsmaschine im Kellergeschoß
                              									mit den unteren Kettenscheiben und zugleich den Grundriß der Fahrschächte. Wie aus
                              									den Figuren ersichtlich, treibt der Motor mittels Schneckengetriebes und Stirnräder
                              									die beiden gegeneinander versetzten Kettenscheiben an. Fig. 15 zeigt ferner
                              									die Aufhängung der Zellen. Jede Zelle hängt mittels zweier über Eck angeordneter
                              									Bolzen, die an den Aufhängepunkten die Kettenbolzen ersetzen, an den beiden
                              									Förderketten und zwar an deren gleichlaufenden Strecken, so daß die Zelle zwischen
                              									den beiden Kettenscheiben, ohne aus ihrer senkrechten Lage zu kommen, ungehindert
                              									hindurchwandern können. Die senkrechten Kettenstrecken sind auf ihrer ganzen Länge
                              									in ⁅-Eisen geführt; die Kettenbolzen stehen senkrecht zum Steg. Die beiden
                              									Tragbolzen einer
                              									Zelle sind in Stahlgußhaltern befestigt, die ihrerseits gegen die Seitenwände
                              									geschraubt sind.
                           Wie Fig. 15
                              									zeigt, bewegt sich jede Zelle an zwei Führungsschienen entlang; zwei Winkeleisen auf
                              									jeder Seitenwand der Zelle umfassen diese Schienen. Da die Zellen beim
                              									Schachtwechsel oben und unten die senkrechten Führungen verlassen müssen, so sind
                              									jene Winkeleisen unterhalb der Zelle zu einem Bügel (s. a. Fig. 10) umgebogen, der an den Umkehrstellen die Führung übernimmt.
                           Da bei den ersten Ausführungen von Paternosteraufzügen mehrere Unfälle durch
                              									versehentliches Betreten der Zellendecken vorgekommen waren, so werden die
                              									Zellendecken heute tief ausgeschnitten, wie es die Zelle B in Fig. 15 zeigt.
                           An der Seite der Schachtzugänge sind die Zellen vollständig offen.
                           Die Vorderkanten der Zellenseitenwände laufen bündig mit der Schachtverkleidung, so
                              									daß eine Quetschung hier ausgeschlossen ist. Wohl aber könnten beim Vorbeifahren des
                              									Fußbodens der Zelle an demjenigen des Schachteinganges Verletzungen vorkommen, wenn
                              									Körperteile über die betr. Kanten hinausragen.
                           Tritt z.B. eine Person in Erwartung der Zelle mit dem Fuß über den Rand des
                              									Schachteinganges, so kann der Fußboden einer abwärts fahrenden Zelle eine Quetschung
                              									oder einen Bruch des Fußes verursachen. Dasselbe könnte geschehen, wenn ein
                              									Aufwärtsfahrender den Fuß über die Vorderkante des Zellenfußbodens hinaussetzt. Um
                              									solche Unfälle zu verhüten, ist sowohl der vordere Teil des Zellenbodens in einer
                              									Breite von 15 cm wie auch der in den Schacht hineinragende Fußboden im
                              									Schachteingang in einer Breite von 25 cm um Scharniere drehbar; sie können somit
                              									nach oben ausweichen, wenn sie auf einen Widerstand treffen.
                           Um in Gefahrfällen den Aufzug in jedem Augenblick und von jedem Stockwerk aus
                              									stillsetzen zu können, ist stets eine mechanische oder elektrische
                              									Ausrückvorrichtung vorhanden, die von jedermann betätigt werden kann. Die
                              									mechanische Ausrückvorrichtung besteht meist aus einem leichten durch alle
                              									Stockwerke gehenden Gestänge, durch das entweder der Antriebsriemen auf die
                              									Losscheibe geführt oder der Motor vom Netz abgeschaltet wird. Wird die Stillsetzung
                              									des Aufzuges auf elektrischem Wege bewirkt, so befindet sich hierzu an jedem
                              									Schachteingang ein Druckknopf. Die Betätigung der Ausrückvorrichtung kann nur von
                              									Personen außerhalb der Fahrzellen geschehen. Ist der Aufzug zum Stillstand gebracht
                              									worden, so bleibt das Triebwerk so lange gesperrt, bis die mit der Wartung betraute
                              									Person diese Sperrung aufgehoben hat. Man hat ferner in neuerer Zeit, um das
                              									Besteigen der Zellendecke ganz zu verhindern, den Schachtraum zwischen dem Fußboden
                              									und der Decke zweier aufeinanderfolgender Zellen durch ausweichbare Klappen gegen
                              									den Schachteingang abgeschlossen. Eine Beschreibung und Kritik solcher
                              									Schutzvorrichtungen findet man in den verdienstvollen Arbeiten über
                              									Paternosteraufzüge des verstorbenen Prof. A. Ernst in
                              									der Z. d. V. d. I. 1907. Mit vollem Recht hält Prof. Ernst derartige Schachtabschlüsse für eine Komplikation, die eine neue
                              									Quelle von Betriebsgefahren in sich birgt. Da übrigens bei allen neueren
                              									Ausführungen die Zellendecke bis auf einen schmalen Versteifungskranz beseitigt
                              									worden ist, so fällt auch der Grund für obige Schutzvorrichtung fort.
                           Auch darin kann man Prof. Ernst beistimmen, daß eine
                              									gute und reichliche Beleuchtung der Schachteingänge größere Sicherheit gegen
                              									Betriebsunfälle bietet als manche andere Schutzvorrichtungen, die die Ueberwachung
                              									erschweren und im gegebenen Augenblick noch dazu versagen können.
                           Das schwere Fahrstuhlunglück im April d. J. in der Fasanenstraße zu
                              									Charlottenburg, wobei ein Haushälter und seine Frau aus dem dritten Stockwerk in den
                              									Fahrschacht stürzten, wäre sicherlich nicht vorgekommen, wenn der Schachteingang
                              									genügend beleuchtet gewesen wäre. Gerade dieser Fall zeigt, wie verhängnisvoll eine
                              									ungenügende Beleuchtung sowohl der Fahrzelle wie des Schachteinganges werden kann,
                              									und daß alle Sicherheitsvorrichtungen, wie in diesem Falle die Türverriegelung, mehr
                              									oder weniger unsicher sind.
                           Wie schon oben erwähnt, ist in der Regel die unbelastete Fahrzelle nicht beleuchtet.
                              									Die Glühlampe im Innern der Zelle wird bei Druckknopfsteuerungen meist selbsttätig
                              									beim Betreten der Zelle durch den Fußbodenschalter oder bei Handsteuerung durch den
                              									Führer eingeschaltet. Die Zelle wird also, wenn man die Schachttür öffnet, in den
                              									meisten Fällen dunkel sein. Da bei ordnungsmäßigem Betriebe die letztere sich nur
                              									öffnen läßt, wenn die Fahrzelle vor dem Schachteingang sich befindet, so könnte man
                              									ja ruhig ins Dunkle hineintreten. Daß dieser Schluß jedoch keineswegs immer richtig
                              									ist, zeigt der Unfall in der Fasanenstraße, wo bei offener Schachttür die Fahrzelle
                              									sich eben nicht vor dem Schachteingang befand. Es wäre daher zu empfehlen, die
                              									Zellenbeleuchtung nicht nur durch Betreten der Zelle, sondern auch durch Oeffnen der
                              									Schachttür einzuschalten oder aber durch letzteres eine zweckmäßig angeordnete Lampe
                              									unmittelbar am Schachteingang zum Aufleuchten zu bringen. Diese Lampe wird dann so
                              									lange brennen wie die Schachttür geöffnet ist. Da durch eine Störung in der
                              									Stromzuführung auch die Glühlampen in der Zelle erlöschen, so wäre in Erwägung zu
                              									ziehen, ob nicht an Stelle der Glühlampen oder wenigstens neben ihnen eine geeignete
                              									Petroleumlampe angebracht erschiene. Wenn beim Durchbrennen der Sicherungen die
                              									Fahrzelle mitten im Schacht stecken bleibt, so wird sich das Angstgefühl der
                              									Insassen, namentlich der Frauen und Kinder durch das Erlöschen der Beleuchtung
                              									wesentlich erhöhen.
                           Die Elektrizität bietet in ihrer außerordentlich bequemen und für die vorliegenden
                              									Verhältnisse momentan wirkenden Energiefortleitung schier unbegrenzte Möglichkeiten
                              									für die Betätigung von Sicherheitsvorrichtungen.
                           Darin liegt aber eine gewisse Gefahr, allerdings nicht so sehr für den
                              									Aufzugskonstrukteur als für die überwachenden Behörden, hier des Guten zu viel zu
                              									tun und Aufzugsanlagen geradezu mit Sicherheitsvorrichtungen zu überladen. Selbst
                              									langjährige vorhergehende konstruktive Tätigkeit schützt den revidierenden und
                              									begutachtenden Ingenieur nicht vor Uebertreibung nach jener Richtung hin; qui mange
                              									du pape en meurt. Aus diesem Gesichtswinkel sind auch alle jene Vorschläge zu
                              									betrachten, mit den Sicherheitsklappen im Schachteingang und im Zellenfußboden
                              									elektrische Ausrückvorrichtungen zu verbinden, die bei Betätigung der Klappen den
                              									Aufzug sofort stillsetzen.
                           Die Zellen sollen mindestens 2 m hoch sein, damit bei etwaigem Bruch der Förderkette
                              									oder der Aufhängebolzen die herabstürzende Zelle von den Seitenwänden der nächst
                              									unteren Zelle abgefangen wird, ohne die Insassen letzterer zu verletzen.
                           Aber zum freien Fall einer Zelle dürfte es überhaupt gar nicht kommen, denn in der
                              									Führung und in der Konstruktion der Förderketten liegt schon eine wirksame
                              									Fangvorrichtung. Die Kette ist wie eine Gallsche Kette
                              									nur in der Richtung senkrecht zu den Bolzenachsen beweglich; in Richtung der
                              									letzteren bildet sie einen starren Stab.
                           Nach Fig.
                                 										15 ist nun jedes Kettenende in einem C-Eisen so geführt, daß die
                              									Kettenbolzen senkrecht zu dessen Steg stehen.
                           
                           Reißt ein Kettenende, so werden sich die Glieder, da sie nur gegen die Flanschen
                              									des ⁅-Eisens hin ausweichen können, in der Führung und in dem Schutzbügel an der
                              									unteren Kettenscheibe anstauen. Die Zellen werden sich daher auf dem gerissenen
                              									Kettenende wie auf einem starren Stabe abstützen. Durch das Anstauen der Kette sowie
                              									durch das Festklemmen der Zellen in ihren Führungen wird aber der Fahrwiderstand
                              									schnell eine Höhe erreichen, bei der die Schmelzsicherungen durchbrennen, wodurch
                              									der Motor von selbst zum Stillstand kommt.
                           Auch sind die Ketten der Paternosteraufzüge den Drahtseilen der Einzellenaufzüge
                              									hinsichtlich sowohl der Betriebssicherheit wie der Lebensdauer überlegen. Prof. A. Ernst führt in seiner oben genannten Arbeit an, daß
                              									Kettenbrüche bei den bisher ausgeführten Paternostern überhaupt noch nicht
                              									vorgekommen sind, und daß z.B. in dem Kruppschen
                              									Geschäftshause zu Essen die Förderketten des dortigen Paternosteraufzuges erst nach
                              									zehnjährigem Betriebe ausgewechselt worden sind.
                           Damit die Zellen sich nicht in ihren Führungen klemmen, müssen die Achsen der
                              									Aufhängebolzen genau in einer wagerechten Ebene liegen. Das erfordert sehr
                              									sorgfältige Montage. Ungenauigkeiten, die im Betriebe durch Verschleiß oder Längen
                              									der Ketten eintreten, kann man ja teilweise durch die Stellvorrichtungen an den
                              									Kettenscheiben beseitigen. Immerhin erscheint eine Zellenaufhängung erwünscht, die
                              									Ungenauigkeiten bis zu einer gewissen Grenze zuläßt. Einige derartige Konstruktionen
                              									sind von Prof. Ernst in der Zeitschr. d. Ver. deutsch.
                              									Ing. 1907 beschrieben worden.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)