| Titel: | Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der Griesmühlen (Rohrmühlen) bei Trockenmahlung. | 
| Autor: | H. Dreyer | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 646 | 
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                        Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der
                           								Griesmühlen (Rohrmühlen) bei Trockenmahlung.
                        Von Dr.-Ing. H.
                                 									Dreyer-Magdeburg.
                        (Schluß von S. 632 d. Bd.)
                        Die Berechnung des Arbeitsverbrauches der Griesmühlen (Rohrmühlen)
                           								bei Trockenmahlung.
                        
                     
                        
                           Zur Beurteilung der Rechnung ist noch ein anderer Umstand in Erwägung zu ziehen.
                              									Ich habe auf Seite 595 gezeigt, daß jede weiter nach innen gelegene Schicht der
                              									kreisenden Kugeln zu Beginn der freien Flugbahn sich früher loslöst wie die nächst
                              									äußere, daß also eine gegenseitige Störung der ganzen Schichten nicht eintritt. Dies
                              									wird dadurch bestätigt, daß zwischen den einzelnen Schichten hindurch ein auf der
                              									anderen Seite befindliches Licht zu sehen ist. Innerhalb der einzelnen Schichten
                              									wird aber doch eine Störung erfolgen. Vom Beginn der Wurfbahn bis zum Scheitel tritt
                              									eine Verzögerung ein; deshalb haben die Kugeln, die beim Aufsteigen mit der Trommel
                              									dicht gedrängt liegen, in dem ansteigenden Parabelast nicht mehr Platz genug, werden
                              									also zum Teil ein wenig nach oben und unten ausweichen, was durch den Zwischenraum
                              									zwischen den einzelnen Schichten begünstigt wird. Da die ausweichenden Teilchen
                              									teils nach oben, teils nach unten gedrängt werden, so wird schließlich doch der
                              									Schwerpunkt der einzelnen Gruppen die angenommene Parabel genau genug beschreiben.
                              									Das Ergebnis der Rechnung wird dadurch nicht beeinflußt.
                           Schon früher habe ich darauf hingewiesen (S. 631), daß noch nicht sämtliche Arbeit,
                              									die überhaupt für den Arbeitsvorgang im Innern der Trommel gebraucht wird, bestimmt
                              									ist. Nicht berücksichtigt ist, daß die Relativgeschwindigkeit der Kugeln oder doch
                              									wenigstens eines Teiles der Kugeln beim Niederfallen nicht genau winkelrecht zur
                              									Trommelbewegung gerichtet ist. Die hierdurch erforderlich werdende oder ersparte
                              									Arbeit ist aber, wie gezeigt, sehr gering. Da der Vorgang bei den Mühlen von
                              									verschiedenem Durchmesser ähnlich ist, so kann er allerhöchstens den Zahlenwert c etwas verändern, ohne aber die Gestaltung der Formel
                              									irgendwie zu beeinflussen.
                           Neben der Arbeit für den Mahlvorgang im Innern ist lediglich noch Reibungsarbeit in
                              									den Lagern der Trommel zwischen den Zahnrädern und in den Lagern des Vorgeleges
                              									erforderlich. Wie schon gesagt, ist diese aber so sehr von der Bauart und der Güte
                              									der Ausführung, vom Schmiermittel und vor allem von der Wartung abhängig, daß jede
                              									genaue rechnerische Verfolgung zwecklos ist. Deshalb will ich hier auch auf die
                              									Durchrechnung irgend eines Beispieles verzichten und nur kurz einiges darüber
                              									bemerken, wovon die Größe der Reibungsarbeit sonst noch abhängig ist.
                           Fig. 27 stelle wieder einen Querschnitt durch
                              									eine in vollem Betriebe befindliche Griesmühle mit normaler Füllung und Umlaufszahl
                              									dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 645
                              Fig. 27.
                              
                           Die schraffierte Fläche möge den aufsteigenden Strom der Füllung kennzeichnen, der
                              									fest gegen die Trommel liegt. Der Schwerpunkt dieses Teiles sei S in der Entfernung ρ0 vom Mittelpunkt. Der ganze aufsteigende Strom
                              									dreht sich um die Trommel. Da nun genau soviel Teilchen, wie oben die freie Flugbahn
                              									beginnen, unten in jedem Augenblick wieder zurückgeführt werden, ändert sich die
                              									Lage des Schwerpunktes nicht. Seiner Lage entspricht die Geschwindigkeit:
                           
                              v_0=\frac{2\,\cdot\,\varrho_0\,\cdot\,\pi\,\cdot\,n}{60}.
                              
                           Der aufsteigende Strom wird deshalb stets in der Richtung OS auf die Trommel und somit auch auf die Lagerung bei
                              									einer Masse M' vermöge seiner Bewegung einen Druck
                              									ausüben, der gleich ist
                           
                              P'=\frac{M'\,\cdot\,{v^2}_0}{\varrho_0}.
                              
                           Durch die Schwerkraft übt der aufsteigende Strom dann einen weiteren Druck
                              									aus, senkrecht nach unten von S aus, der gleich ist
                           
                              P'' = M' . g.
                              
                           Eine weitere Lagerbelastung entsteht noch durch das Aufschlagen der Kugeln und durch
                              									das Gewicht der Trommel. Die Belastung der Trommellager fällt recht bedeutend aus
                              									und deshalb empfiehlt es sich, das Vorgelege so anzuordnen, daß der Zahndruck die
                              									Trommellager entlastet. Liegt das Trieb seitwärts, so ist die Umdrehungsrichtung
                              									nach Fig. 28 zu wählen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 646
                              Fig. 28.
                              
                           Das Gewicht der Trommel nimmt mit dem Durchmesser bedeutend zu. Die ganze
                              									Lagerbelastung ist also sowohl abhängig von dem Gewicht der Füllung wie von dem
                              									Durchmesser der Trommel. Bei der mehrfach erwähnten Unsicherheit in der Bestimmung
                              									der Lagerreibung der Trommel ist es deshalb am zweckmäßigsten und für die Praxis
                              									jedenfalls genau genug, der dadurch erforderlichen Reibungsarbeit durch einen
                              									prozentualen Zuschlag zum Arbeitsverbrauch für den Vorgang im Innern Rechnung zu
                              									tragen. Einen weiteren prozentualen Zuschlag erfordert die Zahnreibung des
                              									Vorgeleges. Die Belastung der Vorgelegelager ist abhängig vom Gewicht der
                              									Riemenrolle usw., das mit dem Kraftverbrauch wächst, ferner vom Zahndruck und
                              									Riemenzug. Also auch hier wird ein einfacher prozentualer Zuschlag am Platze sein.
                              									Somit wird also auch der gesamte Arbeitsbedarf der Griesmühlen mit genügender
                              									Genauigkeit gegeben durch den Ausdruck
                           
                              N=C\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D},
                              
                           wobei der Festwert C zweckmäßig durch Versuche bestimmt
                              									wird.
                           Um dies Ergebnis zu prüfen und den Festwert C
                              									einwandfrei festzustellen, habe ich auf Veranlassung der Direktion des Krupp-Grusonwerkes, die dem Bau dieser Mühlen besondere
                              									Aufmerksamkeit widmet, unter den Bedingungen eines normalen Betriebes in der großen
                              									Versuchsanstalt dieses Werkes einige Versuche durchgeführt, über die ich in
                              									folgendem kurz berichte:
                           Zu den Versuchen sind benutzt:
                           Eine Mühle von 1000 mm Durchm. und 2000 mm Länge, abwechselnd mit
                              									Flintstein- und Stahlkugelfüllung,
                           eine Mühle von 1240 mm Durchm. und 3000 mm Länge, mit
                              									Stahlkugeln,
                           eine Mühle von 1240 mm Durchm. und 5000 mm Länge, mit
                              									Flintsteinen.
                           Füllung und Umlaufzahl sind normal gewesen. Der Antrieb ist erfolgt durch
                              									Drehstrommotoren, die verbrauchte Arbeit ist bestimmt durch Wattmesser mit Hilfe der
                              									Leistungskurven der geeichten Motoren:
                           
                              
                              I. Versuch: Griesmühle 1000 × 2000.
                              
                           Lichter Durchmesser der ausgepanzerten Mühle 0,960 m
                           
                              
                                 Füllung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Füllungsverhältnis
                                 f  = 0,4
                                 
                              
                                 
                                 Umlaufzahl i. d. Min.
                                 n = 32,6
                                 
                              
                           
                              
                                 Stahlkugeln
                                 2560
                                 kg
                                 
                              
                                 Mahlgut
                                 260
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zus.
                                 2820
                                 kg.
                                 
                              
                           Hierfür erforderlich 21 PS., mithin für je 1000 kg
                           
                              \frac{21}{2,820}=7,45\mbox{ PS}
                              
                           oder
                           N=7,6\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . . . 39)
                           II. Versuch: Griesmühle 1000 × 2000.
                           
                              
                                 
                                 Lichter Durchmesser
                                    = 0,960 m
                                 
                              
                                 Füllung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Füllungsverhältnis
                                 f  = 0,4
                                 
                              
                                 
                                 Umlaufzahl i. d. Min.
                                 n = 32,6
                                 
                              
                           
                              
                                 Flintsteine
                                 950
                                 kg
                                 
                              
                                 Mahlgut
                                 260
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 zus.
                                 1210
                                 kg.
                                 
                              
                           Hierfür erforderlich 9 PS, mithin für je 1000 kg
                           
                              \frac{9}{1,210}=7,45\mbox{ PS},
                              
                           oder
                           N=7,6\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . . 40)
                           
                              III. Versuch: Griesmühle 1240 × 3000.
                              
                           
                              
                                 
                                 Lichter Durchmesser
                                    = 1,190 m
                                 
                              
                                 Füllung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Füllungsverhältnis
                                 f  = 0,4
                                 
                              
                                 
                                 Umlaufzahl i. d. Min.
                                 n = 29,4
                                 
                              
                           
                              
                                 Stahlkugeln
                                 5500
                                 kg
                                 
                              
                                 Mahlgut
                                 700
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zus.
                                 6200
                                 kg.
                                 
                              
                           Hierfür erforderlich 51 PS, mithin für je 1000 kg
                           
                              \frac{51}{6,200}=8,25\mbox{ PS},
                              
                           oder
                           N=7,57\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . . . . 41)
                           
                              IV. Versuch: Griesmühle 1240 × 5000.
                              
                           
                              
                                 
                                 Lichter Durchmesser
                                    = 1,200 m
                                 
                              
                                 Füllung:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Füllungsverhältnis
                                 f  = 0,4
                                 
                              
                                 
                                 Umlaufzahl i. d. Min.
                                 n = 29,2
                                 
                              
                           
                              
                                 Flintsteine
                                 4000
                                 kg
                                 
                              
                                 Mahlgut
                                 1100
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zus.
                                 5100
                                 kg.
                                 
                              
                           Hierfür erforderlich 42 PS, mithin für je 1000 kg
                           
                              \frac{42}{5,100}=8,25\mbox{ PS}.
                              
                           oder      N=7,54\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . . . . 42)
                           
                           Diese Versuche bestätigen somit meine Rechnung und ergeben für C den Wert 7,6.
                           In dem Ausdruck
                           N=7,6\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . . . . 43)
                           bezeichnet Q das Gewicht der
                              									ganzen Füllung, also Kugeln + Mahlgut. Nun ist aber die Gewichtsmenge des Mahlgutes
                              									gegenüber dem Gewichte der Mahlkörper gering und außerdem selbst bei verschiedener
                              									Leistung wenig veränderlich. Für die gleiche Art Mahlgut wird fast immer gleich viel
                              									v. H. vom Kugelgewicht zu setzen sein. Deshalb muß der Ausdruck für N auch dann noch Geltung behalten, wenn mit Q nur noch das Gewicht der Mahlkörper in kg bezeichnet
                              									und dafür der Festwert C entsprechend erhöht wird.
                              									Hierbei ist zu beachten, daß Flintsteine spezifisch bedeutend leichter sind wie
                              									Stahlkugeln; deshalb wird auch das Gewicht des Mahlgutes bei Flintsteinen mehr v. H.
                              									vom Gewicht der Mahlkörper ausmachen als bei Stahlkugeln. Außerdem ist noch
                              									insbesondere für das Mahlen von Zement zu berücksichtigen, daß das gröbere Gut der
                              									Vormühle weniger Platz einnimmt wie Feinmehl. Infolgedessen ist der Wert von C für Vormühlen etwas größer als für Feinmühlen und für
                              									Flintsteinmühlen größer als für Stahlkugelmühlen und wird außerdem sich ein wenig
                              									mit dem Einheitsgewichte des Mahlgutes ändern.
                           Für Trockenmahlung von Zement ergibt sich:
                           Flintsteinfeinmühlen:    
                              										N=9,5\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{ PS} .
                              									44)
                           Stahlkugelvormühlen:      N=8,5\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . 45)
                           Stahlkugelfeinmühlen:      N=8,2\,\cdot\,\frac{Q}{1000}\,\cdot\,\sqrt{D}\mbox{
                                 										PS} . 46)
                           Diese außerordentlich einfache Formel erhebt natürlich keinen Anspruch auf
                              									mathematische Genauigkeit. Sie will nur für die Praxis, für das Entwerfen der
                              									Griesmühlen und für ihren Einbau in Fabriken, hinreichenden Aufschluß über den
                              									Arbeitsverbrauch geben, und das tut sie – wie eine Reihe von Versuchsergebnissen
                              									bewiesen hat – sehr genau. So hat die Rechnung zu einer leicht anwendbaren und
                              									richtigen Formel geführt.
                           Für die Praxis ist es von großer Wichtigkeit, neben dem Arbeitsbedarf noch zu
                              									erfahren, wie groß die Leistung einer bestimmten Mühle an Mehl bestimmter Feinheit
                              									in der Zeiteinheit ist. Hierüber lassen sich bestimmte Zahlenangaben nicht machen,
                              									denn selbst Mahlgut gleichen Namens ist oft von so verschiedener Mahlfähigkeit daß
                              									ganz verschiedene Ergebnisse erzielt werden. Zur Bestimmung neuer Fabrikanlagen ist
                              									deshalb ein genauer Mahlversuch mit dem in Frage kommenden Mahlgut vorzunehmen.
                           Weiter ist noch folgendes zu beachten: Beispielsweise ergibt eine
                              									Stahlkugelfeingriesmühle mittlerer Größe (D = 1,2 m)
                              									bei normaler Beschickung eine Leistung von etwa 5200 kg Drehofenzement i. d. Stunde
                              									in der üblichen Feinheit von 20 v. H. Rückstand auf Sieb 4900
                              									(Maschen-Quadratzentimeter) und 1 v. H. Rückstand auf Sieb 900. Verringert man die
                              									Menge des aufzugebenden Mahlgutes beispielsweise auf 4500 kg i. d. Stunde, so werden
                              									nach Eintreten des Beharrungszustandes sich etwa 150 kg Mahlgut weniger in der Mühle
                              									befinden als vorher. Die Leistung ist gesunken, das Mahlgut wandert langsamer durch
                              									die Mühle, ist eine längere Zeit der Einwirkung der Kugeln ausgesetzt, muß also auch
                              									auf eine größere Feinheit gebracht werden (15 v. H. Rückstand, Sieb 4900, 0 v. H.
                              									Rückstand, Sieb 900). Das Füllungsverhältnis der Mühle, d.h. der Raum, den Kugeln
                              									und Mahlgut in beiden Fällen einnehmen, ist annähernd gleich geblieben, das
                              									Gewicht der Füllung um etwa 150 kg gesunken. Trotz der bedeutend geringeren
                              									Mengenleistung ist demnach der Kraftverbrauch nach Gleichung 43 nur um 7,6 . 0,150 .
                              									√1,2 PS, bei einem normalen Arbeitsbedarf von 99 PS, also um 1,25 PS gesunken.
                              									Entsprechendes ergibt sich bei einer Vergrößerung der Leistung, die eine geringere
                              									Feinheit bedingt. Läßt man alles Mahlgut aus der Mühle heraus, so wird nicht etwa
                              									wie bei manchen Zerkleinerungsmaschinen der Kraftverbrauch verschwindend klein
                              									werden. Nach wie vor sind die Kugeln zu beschleunigen und zu heben, nur bewirkt die
                              									aufzuwendende Arbeit nicht mehr nutzbringend eine Zerkleinerung des Mahlgutes,
                              									sondern eine Zerstörung der Kugeln und der Trommel.
                           Sodann ist noch ein Umstand bei der Auswahl der Mühlen zu berücksichtigen. Wie mit
                              									dem Gewichte wächst auch mit steigender Fallhöhe die Zertrümmerungskraft der Kugeln.
                              									Wird beispielsweise ein bestimmtes Mahlgut bei einer Fallhöhe von 1,2 m genügend
                              									zerkleinert, so ist es unnützer Arbeitsaufwand, eine größere Fallhöhe, d.h. einen
                              									größeren Mahltrommeldurchmesser zu wählen. Die unnötig aufgewendete Arbeit wird nur
                              									eine vermehrte Abnutzung der Kugeln und des Mantels hervorrufen. Es wird demnach für
                              									jedes Mahlgut einen Trommeldurchmesser geben, über den man vorteilhafterweise nicht
                              									hinausgehen darf.
                           Zum Schluß möchte ich noch einige kurze Erörterungen geben über den Arbeitsverbrauch,
                              									der beim Anlaufen der Griesmühlen erforderlich wird.
                           Beim Einrücken sind zunächst sämtliche drehenden Massen zu beschleunigen und auf die
                              									normale Geschwindigkeit zu bringen, insbesondere die schwere Mahltrommel, wobei zu
                              									berücksichtigen ist, daß beim Anlaufen der Reibungswiderstand der Lager beträchtlich
                              									größer sein kann als im normalen Betriebe. Gleichzeitig ist die Kugelbewegung
                              									einzuleiten. Während des Ganges der Mühle ist in jedem Augenblick nur ein gewisser
                              									Teil der Füllung zu beschleunigen und zu heben, beim Anlassen ist aber die ganze
                              									Masse der Kugeln zugleich in Bewegung zu setzen und zu heben. Erfolgt das Einrücken
                              									der Mühle hinreichend langsam, etwa durch langsames Hinüberführen des
                              									Antriebsriemens von der losen auf die feste Rolle, so zeigen die elektrischen
                              									Meßapparate der Motoren kaum einen merklich größeren Ausschlag an. Wohl aber tritt
                              									dies ein, wenn durch Schließen eine Reibungskupplung das Einrücken verhältnismäßig
                              									rasch erfolgt. Da man gerade größere Mühlen häufig mit solchen Kupplungen versieht,
                              									so dürfte es sich empfehlen, einen solchen Fall einmal etwas genauer
                              									nachzuprüfen.
                           Als Beispiel diene eine der größten Mühlen, und zwar eine Mühle von 1,800 m
                              									Trommeldurchm. und 3 m Trommellänge. Bei einer 40 mm starken Auskleidung mit
                              									Gußplatten beträgt der lichte Durchm. 1,720 m und das Gewicht der drehenden Massen
                              									der Mühle, zurückgeführt auf den Trommelhalbmesser 0,900 m, 13400 kg, das Gewicht
                              									der Füllung an Stahlkugeln 11600 kg und an Mahlgut etwa 1400 kg, zusammen also 13000
                              									kg. Um einen recht ungünstigen Fall anzunehmen, möge das Einschalten der Mühle durch
                              									plötzliches Schließen eine Reibungskupplung erfolgen und zwar so schnell, daß die
                              									Trommel in 0,6 Sekunden die volle Drehgeschwindigkeit erhält. Erfolgt die
                              									Beschleunigung annähernd gleichmäßig, so wird in dieser Zeit die Trommel bei einer
                              									normalen Umlaufzahl von 24,5 sich um
                           
                              \varphi=\frac{24,5}{2}\,\cdot\,\frac{0,6}{60}\,\cdot\,360=42,8^{\circ}
                              
                           drehen (Fig. 29). Da die
                              									Füllung zunächst fest an der Trommel liegt, so hat sie sich diesem Winkel
                              									entsprechend schräg gestellt. Ihr Schwerpunkt S liegt
                              									um die Strecke OS = 0,438 m vom Mittelpunkt O entfernt. Bei einer Drehung um 42,8° nach S' wird er um die Strecke h gehoben werden.
                              									Durch einfache geometrische Beziehungen ergibt sich
                           h = OS . [1 – cos 42,8]
                           h = 0,1166 m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 648
                              Fig. 29.
                              
                           An Arbeit ist deshalb zu leisten:
                           I. Beschleunigung der drehenden Massen:
                           13400 kg im Abstand 0,900 m vom Drehpunkt auf 24,5 Umdrehungen.
                           Die zu erreichende Geschwindigkeit wird
                           
                              v_{\mbox{I}}=\frac{2\,\cdot\,0,900\,\cdot\,\pi\,\cdot\,24,5}{60}=2,32^{\mbox{
                                 										m}}/_{\mbox{Sek.,}}
                              
                           an Arbeit ist zu leisten bei einem Gewicht Q1 = 13400 kg während
                              									0,6 Sekunden
                           
                              N_{\mbox{I}}=\frac{Q_{\mbox{I}}}{g}\,\cdot\,\frac{{v_{\mbox{I}}}^2}{2}\,\cdot\,\frac{1}{0,6\,\cdot\,75}\mbox{
                                 										PS}
                              
                           NI =
                              									82 PS.
                           II. Beschleunigung der Füllung:
                           13000 kg im Abstand 0,438 m vom Drehpunkt:
                           Die zu erreichende Geschwindigkeit wird
                           
                              v_{\mbox{II}}=\frac{2\,\cdot\,0,438\,\cdot\,\pi\,\cdot\,24,5}{60}=1,12^{\mbox{
                                 										m}}/_{\mbox{Sek.}}
                              
                           an Arbeit ist zu leisten bei einem Gewichte QII = 13000 kg, während
                              									0,6 Sekunden
                           
                              N_{\mbox{II}}=\frac{Q_{\mbox{II}}}{g}\,\cdot\,\frac{{v_{\mbox{II}}}^2}{2}\,\cdot\,\frac{1}{0,6\,\cdot\,75}\mbox{
                                 										PS}
                              
                           NI =
                              									18,7 PS.
                           III. Hebung der Füllung:
                           QII– 13000 kg um h = 0,1166 m
                              									während 0,6 Sekunden
                           
                              N_{\mbox{III}}=\frac{Q_{\mbox{II}}\,\cdot\,h}{0,6\,\cdot\,75}\mbox{
                                 										PS}=34\mbox{ PS}.
                              
                           Die beim Einrücken erforderliche Arbeitsleistung ist demnach in diesem Falle:
                           NI+ NII+ NIII + Zuschlag für
                              									Lager und Zahnreibung:
                           
                              
                                 
                                 NI =    82
                                    											PS
                                 
                                 
                              
                                 
                                 NII = ∾
                                    											19  „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 NIII =  
                                    											34  „
                                 = 135 PS
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 20 v. H. Zuschlag
                                 =   27  „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Erforderliche Leistung N
                                 = 162 PS während 0,6
                                 
                              
                                 Sekunden.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Im normalen Betriebe braucht diese Mühle nach Gleichung 120 : 129 PS. Bei einem
                              									derartig raschen Anlauf findet also auf kurze Zeit ein Mehrverbrauch von 33 PS =
                              									25,5 v. fi. statt und dies ist beim Entwerfen der Antriebsteile entsprechend zu
                              									berücksichtigen, um lästige und kostspielige Betriebsstörungen nach Möglichkeit zu
                              									vermeiden.