| Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. | 
| Autor: | Hans Schnurpfeil | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 650 | 
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                        Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
                           								Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
                        Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
                        (Fortsetzung von S. 635 d. Bd.)
                        Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
                           								Betrieb.
                        
                     
                        
                           Die Neue Siemens-Wanne hat den Vorteil, in bezug
                              									auf Hüttenraumbreite wesentlich an Terrain zu sparen, wie auch die Anlage zu
                              									verbilligen, da durch die bequemere Unterbringung der Wanne und freie Lage
                              									schadhafte Stellen
                              									leichter zu reparieren sind. Die Lebensdauer derselben beträgt ungefähr 4–5 Jahre,
                              									sofern die Wanne geschont wird, und das Glas einer solchen Wanne findet eine
                              									vollkommenere Läuterung, das Produkt ist weit schöner als das mit der alten Siemensschen Konstruktion erzeugte. Noch mehr aber
                              									würde die Neue Siemens-Wanne gewinnen und in bezug auf
                              									technische Vollkommenheit das Höchste unter allen Wannensystemen leisten, wenn deren
                              									Kammern, „Regeneratoren“
                              									außen, nicht direkt unter dem Wannenbassin im Unterbau,
                              									aufgestellt würden, was sich denkbar leicht und in recht günstiger Weise
                              									bewerkstelligen läßt.
                           Die Herstellung des Wannenbodens geschieht durchgängig mit gutgebrannten
                              									Schamotteplatten in den gewöhnlichen Dimensionen von 100 × 100 × 25 cm. Sie müssen
                              									vor Gebrauch in der Wage abgerichtet und auch zugeschliffen werden, um zu weite
                              									Fugenbildung zu vermeiden. Beim Legen dieser großen und schweren Steine ist darauf
                              									zu achten, daß die Ecken und Kanten nicht abgeschlagen werden und sind Stemmeisen
                              									nicht direkt an die scharfen, leicht abbrechenden Kanten zu führen, sondern es
                              									müssen Brettchen untergehalten werden. Zur leichteren Handhabung bedient man sich
                              									bei diesen Arbeiten eines eisernen Werkzeuges in ∟-Form, dessen kleinerer,
                              									stabähnlicher Schenkel zum Heben, der längere, mit einem Griff versehene Schenkel
                              									zum Handhaben benutzt wird. Statt dieser Bodenplatten wendet Lürmann rhombische Bodensteine an, die infolge ihrer Gestaltung eine
                              									Verbindung aneinander gestatten, ohne das unliebsame, das „Auslöschen“ der
                              									Wanne bedingende Heben der Steine herbeizuführen, was leicht erfolgen kann, wenn die
                              									Bodensteine schon stark angegriffen oder zu klein sind, so daß das spezifisch
                              									schwerere Glas die spezifisch leichteren Schamotteplatten an die Oberfläche drängt.
                              									Es existiert noch eine Wannenbodenherstellung aus Schamottegewölben, welche kleinere
                              									Kanäle überdecken, die von der Kühlluft durchzogen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 651
                              Maßstab 1 : 50.
                              
                           Alle Wannen erfordern geeignete Bodenkühlung, die um so sachgemäßer gehalten werden
                              									muß, je geringer die Glasstandshöhe ist. Das Leckwerden der Wanne findet am
                              									häufigsten an der Arbeitsseite statt, wo das Glas am dünnflüssigsten ist, weniger im
                              									Schmelzbassin, da durch das fortwährende Einlegen des kalten Gemenges sich auf dem
                              									Boden die sogen. „Gemengebänke“, harte Krusten, bilden, die ein Durchfressen
                              									des Glases verhüten. Die Höhe der Wannenbodenkühlung ist nicht unter 25 cm zu
                              									wählen. Die Wannenbodenplatten werden auf Schamottepfeilern, die genau in die
                              									Richtwage gebracht werden, gelegt, ähnlich wie Fig. 4 zeigt, oder auf
                              									die Wände der Kanälchen (nach Fig. 5), die von den
                              									Wannenbodensteinen bedeckt werden. Letztere Anordnung gestattet, jede
                              									Bodensteinreihe und jede Seite für sich zu kühlen, jedoch ergibt sie ein größeres
                              									Belegfeld der Platte. Jede Wannenbodenkühlung soll reichlich bemessen, und gut
                              									regulierbar sein und ihre mit Schiebern ausgestattete Kanäle sollen sich in einem
                              									Hauptkanal zusammen vereinigen, der in die Hauptesse mündet.
                           Derartige neue Siemens-Wannen findet man in der
                              									Glasindustrie mit einem Inhalt von 35 bis 60 cbm Glas vertreten.
                           Gobbe-Wanne. In der Wannentafelglasindustrie hat die
                              											„Gobbe-Wanne“ weite Verbreitung
                              									gefunden. Das Bassin mit dem hinteren Einlegraum ist weit vorgestreckt und findet
                              									das Läuterbecken sein Ende bei dem „Schwimmer“, „Brücke“, die zur
                              									Abhaltung der ungeschmolzenen Rohstoffe dient und sich über das Querbassin legt. Von
                              									hier aus fügt sich, hervortretend, in kreisrunder Form der Arbeitsraum an. Die
                              										„Kammern“, „Regeneratoren“, laufen parallel mit dem Wannenbassin
                              									auf den Seiten und ist die Wanne derart konstruiert und auf Gewölbebogen gesetzt,
                              									daß sie über einen freien Raum unter dem Boden verfügt, in dem man sich bequem
                              									bewegen kann. Zu diesem Vorteil gesellt sich noch der einer freien Bodenlage.
                           Die Brenner haben wechselnde Flamme. Entweder tritt sie aus dem einen seitlichen
                              									Brennerpaar ein und zieht durch das andere gegenüberliegende Brennerpaar ab, oder es
                              									findet die Flammenrichtung, je nach dem jedesmaligen Umwechseln umgekehrt statt. Das
                              									Glas macht bis zur Entnahmestelle einen weiten Weg, wodurch es gut geläutert wird.
                              									Bevor es in den Arbeitsraum, dem hydrostatischen Zuge folgend, übertritt, muß es
                              									eine Brücke, die aus dem besten Schamotte- und Tonmaterial hergestellt ist,
                              									passieren, wodurch Unreinigkeiten, ungeschmolzene Partikelchen usw. aufgehalten
                              									werden und nicht, verunreinigend, in den Arbeitsraum gelangen können. Die Länge der
                              											„Gobbe-Wanne“ wählt man etwa 16 m, die
                              									Breite ungefähr 3 m. Aehnlich dieser Wannenkonstruktion ist die „Klattenhoffsche Tafelglaswanne“, nur länger,
                              									etwa 24 m und etwas abweichend in der Form und Brennerkonstruktion, während die
                              										„Regeneratoren“ dieselbe Anordnung besitzen und das ganze Bassin
                              									gleichfalls der Leichtzugänglichkeit und Freilage halber auf Bogenstützen und
                              									Mauergewölben ruht. Gobbe-Wannen sind mit einer
                              									monatlichen Produktion von 30 bis 50000 qm Tafelglas im Betriebe, welche Leistung
                              									der von drei oder vier Hafenöfen entspricht. Die Baukosten, einschl. der der
                              									Gaserzeuger, dürften bei günstigen örtlichen Verhältnissen bei diesen
                              									Tafelglaswannensystemen sich zwischen 38 bis 40000 M. als Minimum bewegen.
                           Henning & Wrede-Wannensystem. Die „Henning & Wrede-Wanne“ für Weißglas hat Aehnlichkeit mit
                              									der Gobbe-Wanne; die Brenneraufstellung und
                              									Kammernplazierung ist dieselbe, die Form ohne wesentliche Abänderung ebenfalls die
                              									gleiche. Das Charakteristische bei diesen Wannen ist der „Verdeck“, der über
                              									den Läuterraum führt, so daß das Glas mit der Flamme hier in gar keine Berührung
                              									kommt. Auch der Arbeitsraum ist geschlossen und zwar sind Gewölbegürtel gespannt,
                              									welche Platten tragen, die zur Abdeckung dienen. Die Glasmacher schöpfen das Glas
                              									ohne Flamme; sollte es in dem Arbeitsbassin zu kalt werden, so legt man die
                              									Verdeckplatten einfach ab. Der Vorteil, der aus den „Verdecken“ resultiert,
                              									ist der einer reineren Glasqualität, jedoch wird derselbe bei weitem durch den
                              									Nachteil aufgehoben, daß die Verdecke zu rasch und leicht herunterschmelzen. Jedoch
                              									ist noch eines in seiner Art nicht zu unterschätzenden Vorteils zu gedenken, der in
                              									der Verhütung des Gemengestaubes besteht. Jedem Wannenbetriebsleiter dürfte es zur
                              									Genüge bekannt sein, welchen überaus schädlichen Einfluß auf die
                              										„Regeneratoren“ der so lästige Gemengestaub ausübt. Diese Wannen besitzen
                              									an der hintersten Stelle, der Einlegbühne, einen Mauervorsprung mit einem 25 cm
                              									breiten und 1 m weiten Schacht, der außerhalb des eigentlichen Wannenbereiches
                              									liegt. Dieser Schacht wird mit dem Gemenge voll beschickt und stets in der
                              									Vollfüllung erhalten; der Vorzug, den diese Anordnung gewährt, ist der, daß es
                              									nur draußen außerhalb des Wannenraumes stauben kann. Ist das Gemenge gefallen, d.h.
                              									die untersten Schichten in Schmelzung übergegangen, so füllt man den Schacht wieder.
                              									Der Wannenschmelzraum in den Abmessungen von 2,50 m Breite und ungefähr gleicher
                              									Länge wird von einem größeren, gegenüberliegenden Brennerpaar beherrscht, während
                              									der Läuterraum in gleicher Anordnung von zwei kleineren „Füchsen“ genügend
                              									Flammenhitze erhält. Entweder treten Luft und Gas bei dem einen, auf der einen Seite
                              									liegenden Brennerpaar ein und ziehen auf dem gegenüberstehenden Brennerpaar ab, oder
                              									der Flammenwechsel bewegt sich umgekehrt je nach Stellung der Wechselapparate. Das
                              									geschmolzene Glas muß, bevor es das Läuterbassin erreicht, vorerst drei Brücken,
                              									sogen. „Schwimmer“ passieren, wodurch es eine vollkommenere Reinheit erlangt.
                              									Diese schwimmenden Brücken, die im Vertikalschnitt ⊓-Form haben, sind etwa 1,70 m
                              									lang, 30 cm breit und ebenso tief und stehen in einem Abstand von etwa 30 bis 35 cm
                              									auseinander. Sie liegen quer in der Schmelzwanne gerade vor dem Läuterraum in
                              									Mauereinfalzungen, um ein Fortschwimmen nicht zu gestatten. Das Einführen dieser
                              									Brücken geschieht von den Wannenlängsseiten aus, die dem Brückenstand entsprechend
                              									auf beiden Seiten je zwei „Einschieböffnungen“ von 40 × 50 cm besitzen, von
                              									wo sie auch entfernt werden. Die Länge der ganzen Wanne beträgt etwa 7,50 m, für
                              									Weißglas aber, wie die Praxis lehrt, zu kurz. Bei dieser Länge ist der Läuterprozeß
                              									des Glases nicht ausreichend genug. Die Breite dieser Wanne beträgt 2,50 m, knickt
                              									jedoch bei Bildung des Läuterraumes ein und ist etwa 2 m breit, während das
                              									Arbeitsbassin rechteckartig, vorn geschweift auf 4 m Breite sich anschließt.
                           Die Kosten dieser Wanne wurden gleich hoch denjenigen der „alten oder neuen Siemens-Wanne“ zu stehen kommen; der Inhalt
                              									solcher Wannen schwankt zwischen 23 bis 35 cbm Glas.
                           Klattenhoffsches Wannensystem zur Flaschenerzeugung.
                              									Jetzt ist noch ein auch in der Glasindustrie verbreitetes Regenerativsystem zu
                              									erwähnen, nämlich die „Klattenhoffsche
                                 										Flaschenwanne“. Dieselbe ähnelt der Siemens
                              									dreiteiligen Flaschenglaswanne sehr, nur hat sie das Neue, die
                              										„Regeneratoren“ außerhalb zu führen und sie schräg anzuordnen. Die
                              									schräge Brennerlage hat seiner Zeit schon Siemens
                              									gewählt. Die Außenanordnung der „Kammern“ ist recht praktisch, sie sind auf
                              									diese Weise leicht zugänglich und auch ihre Anordnung ist derartig gehalten, daß die
                              									aufführenden Brenner, speziell Gasfüchse nicht gezogen werden brauchen, sondern
                              									infolge der winkligen, schmalen Gaskammern direkt in die Höhe steigen. Das
                              									Unangenehme ist bei diesem Kammerwannensystem, daß die Schürer, denen man die
                              									Arbeiten nach jeder Richtung hin erleichtern sollte, sich beim jedesmaligen
                              									Umwechseln ins Souterrain begeben müssen. Solche Flaschenwannen sind mit einem
                              									Fassungsvermögen von etwa 70 cbm Glas im Betriebe und könnten die Baukosten in
                              									dieser Wannengröße etwa 35000 M. betragen, vorausgesetzt, daß die örtlichen
                              									Verhältnisse günstig sind.
                           Nachdem die bekanntesten Regenerativ-Wannensysteme besprochen sind, denen allen die
                              										Siemenssche Idee, wechselnde Flammenführung,
                              									zugrunde liegt, möge nun eine andere Klasse von Wannen, die sogen.
                              									Rekuperativ-Systeme erörtert werden, die in ihrer Gesamtanordnung grundverschieden
                              									sind.
                           Nehse-Dralle-Wannensystem. Unter den Rekuperativ-Wannen
                              									erfreut sich in erster Linie das Nehse-Dralle-System
                              									einer gewissen Beliebtheit. Die Brenner sind an der Stirnseite angebracht. Die
                              									Flamme tritt aus der Mitte der Brenneranordnung aus und zieht, zum Arbeitsraum in
                              									gerader Richtung vorschießend und sich teilend, durch die beiden, seitlich des
                              									Flammenaustrittbrenners liegenden Abzugslöcher in stets gleichbleibender Richtung
                              									ab. Diese beiden Abzugslöcher stehen mit zwei Vertikalschächten in Verbindung, die
                              									in je einen Lufterhitzungsapparat (Rekuperator) auslaufen. Diese Rekuperatoren
                              									wiederum vereinigen sich in einem Längskanal, der schließlich durch den Essenkanal
                              									mit dem Kamin verbunden ist. Die Rekuperatoren sind etwa 2 m lange, aus 6 cm starken
                              									Falzplatten zusammengesetzte Schamottekästen von etwa 25 × 25 cm Querschnitt, durch
                              									die die Abzugsflammenprodukte auf mehrmals zickzackartigem Wege streichen, ihre
                              									Eigenwärme an sie in bestmöglichster Weise abgebend. Um diese Schamottekästen und
                              									die durch sie gebildeten, etwa 8 cm breiten Zwischenräume in den beiden
                              									Lufterhitzungsapparaten zirkuliert die durch den Luftkanal eintretende
                              									atmosphärische Luft, welche die vom Abzüge zurückgelassene hohe Wärme absorbiert und
                              									sich in genügender Weise vorerhitzt. Die nun auf dem weiteren, schlangenförmigen
                              									Wegen sich immer höher erhitzende Luft vereinigt sich, dem Kaminzuge folgend, in
                              									einem Längskanal, um dann, durch einen Vertikalschacht aufsteigend, mit dem Gase als
                              									intensives Flammengemisch zusammenzutreffen.
                           Da hier nur Luft allein, nicht auch Gas, wie es bei dem Regenerativsystem der Fall
                              									ist, vorerhitzt wird, so benötigt man zum Betriebe eine gute, viel Wärme
                              									entwickelnde Kohle und ist es Vorbedingung, die Generatoren, um keinen
                              									Temperaturverlust der Gase durch weite Wege herbeizuführen, recht nahe den Brennern
                              									unterzubringen.
                           Die ganze Nehse-Dralle-Konstruktion ist einfach und hat
                              									sich wohl bewährt. Als ins Gewicht fallender Unterbau wären nur die beiden
                              									Lufterhitzungsräume zu nennen; der untere übrige Wannenteil liegt frei und ist
                              									bequem zugänglich. Die Wannenkappe ruht hängend und ist man in der Lage, jederzeit
                              									gut ausführbare Reparaturen vorzunehmen. Die Lebensdauer ist länger als bei den
                              									Regenerativsystemen und beträgt, sofern die Wanne sachgemäß betrieben wird, fünf
                              									auch sechs Jahre, worauf sich ein „Auslöschen“ notwendig macht.
                           Während des Betriebes verlangen die Rekuperatoren öftere Reinigung, die zweckmäßig
                              									abwechselnd jeden Sonntag an einem der beiden Apparate vorzunehmen ist, denn in den
                              									oberen Schamottekästen findet man oft eine fast fingerstarke Glasschicht, die mit
                              									Krücken abgezogen werden muß, während in den unteren Rekuperatoren sich stark
                              									Gemengestaub ansammelt, der mittels Stahlbürsten zu entfernen ist. Auch öfteres
                              									Fegen der Gaskanäle macht sich notwendig. – Nehse-Dralle-Wannen findet man mit etwa 35–50 cbm Glasinhalt. Die Kosten
                              									einschl. der Generatoren, schwanken zwischen 26 und 28000 M., sofern unter günstigen
                              									Verhältnissen gebaut wird.
                           Lürmann-Wannensystem. Auch zu den
                              									Rekuperativ-Wannensystemen gehörend, doch im Prinzip ganz anders, ist die Lürmann-Wanne, die hier und da mit guten Resultaten
                              									arbeitet. Der Form nach ein Vier- oder Sechseck, beträgt ihr Fassungsvermögen etwa
                              									50 cbm Glas. Man unterscheidet Lürmann-Wannen mit
                              									diskontinuierlichem und kontinuierlichem Betriebe. Letztere Betriebsweise bedingt
                              									zwei Wannen, eine höherstehende Schmelz- und eine niedrigerstehende Arbeitswanne,
                              									wohin das geschmolzene Glas durch wassergekühlte Abstichformen geleitet wird. Der
                              									Vorteil dieser kontinuierlichen Betriebsart ist der, daß man den Glasschmelzprozeß
                              									besser an der Hand hat.
                           Die Flammenrichtung dieser Wanne ist konstant. Das Gas strömt auf dem kürzesten Wege
                              									in die hinten am Schmelzraum, auf der einen Wannenstirnseite gelegenen Brenner, und
                              									trifft mit der vorgewärmten, über ihm stehenden Luft zusammen, wo es sich zur Flamme
                              									entfaltet. Die
                              									Erhitzung der Verbrennungsluft erfolgt durch den einräumigen Rekuperator, der längs
                              									unter der Wanne liegt. Die Luft tritt unten durch Kanälchen ein und zieht durch ein
                              									Vertikalkanalsystem, das aus gewöhnlichen Schamottesteinen im Verband für sich in
                              									ganz primitiver Weise aufgeführt wird. Hier erwärmt sich die Luft, sammelt sich über
                              									dem Lufterhitzer, zieht in einen Querkanal der Wanne und steigt an den Wannenseiten
                              									durch zwei Vertikalschächte in die Höhe zu den Brennern, „Füchsen“. Die
                              									Flammengase werden durch Abzugslöcher, die an der anderen Stirnwand der Wanne, und
                              									zwar an den Seiten angeordnet sind, vom Kamin abgesogen, steigen nieder und
                              									durchziehen das einfach konstruierte Rekuperatorensystem, an dessen Wandungen ihre
                              									Eigenwärme zur Vorerhitzung der Verbrennungsluft abgebend.
                           Ist an und für sich die Luft durch Rekuperatoren niemals so hoch erwärmt als durch
                              									Regeneratoren, so zeigt doch die Vorwärmung bei dem Nehse-Dralle-System einen wesentlich höheren Grad als die des Lürmann-Systems. Dieser Nachteil wird jedoch dadurch
                              									ausgeglichen, daß Lürmann die Gase durch Generatoren
                              									besonderer Konstruktion überaus hoch erhitzt und mit ihnen auch eine weit höhere
                              									Wirkung erzielt, als sie die Siemens-Generatoren
                              									ergeben. Lürmanns-Feuerungssystem beruht auf dem
                              									Entkokungsverfahren mittels der Wannenabhitze und nicht mit Hilfe der Eigenwärme und
                              									ist man in der Lage, feinere Kohlen, „Gruskohlen“ statt der teueren
                              									Stückkohlen zu verwenden. Die mechanisch eingeschütteten Kohlen gelangen zuerst in
                              									den Entgasungsraum, der von der oben und unten durchziehenden Abhitze, einer Retorte
                              									ähnlich, unter Luftabschluß erhitzt wird, werden hier verkokst und fallen
                              									selbsttätig in den Vergasungsraum, wo sie vollständig vergast werden, ohne
                              									Zurückbleiben der vielen Kokse, die man auf einer Gasanstalt in den Retorten sonst
                              									erhält. Durch diese Methode enthält das Gas nicht nur einen um 30 v. H. höheren
                              									Brennwert, es ist auch reiner und heißer und endlich sind die Schürer bei diesen
                              									Generatoren weniger belästigt.
                           Die Abhitze der Lürmann-Wanne speist noch einen
                              									Dampfkessel und tritt gut ausgenutzt in den Kamin über. Während des Betriebsganges
                              									müssen die Rekuperatoren alle zwei Wochen von Flugasche und Gemengestaub, wie auch
                              									die Züge unter den Retorten gründlich gereinigt werden. Vernachlässigt man diese
                              									Arbeiten, so verhärten sich diese Ablagerungen krustenartig.
                           Der Betrieb der Lürmann-Wanne ist im großen ganzen
                              									einfach, doch erfordert er infolge der maschinellen Anlage geschulteres Personal.
                              									Das Wannenbassin ist aus gußeisernen, mit eingelassenen Röhren zur Wasserkühlung
                              									ausgestatteten Platten zusammengesetzt. Zur Beschickung des Wannenschmelzraumes mit
                              									Gemenge dient ein gußeiserner, wassergekühlter Trichter, der auf der Kappe
                              									angeordnet und durch diese bis unter den Glasspiegel geführt ist. Mittels dieser
                              									Vorrichtung wird das so schädliche „Stäuben“ mit den schweren Folgen für den
                              									Wannenunterbau äußerst vorteilhaft vermieden. Die „Kuppe“ ruht auf
                              									Eisenkonstruktion und ist die Lebensdauer dieser Wanne gleich der der Nehse-Dralle-Wanne. Die Kosten der Lürmann-Wanne dürften 32000 M. betragen.
                           Das Quennec-Wannensystem ist kein Rekuperativ-System,
                              									besitzt aber wie dieses konstante Flammenführung. Quennec hat es versucht, eine Wanne zu konstruieren, deren Anlagekosten
                              									einschließlich der Generatoren durch Fehlen eines größeren Unterbaues sich
                              									auffallend niedrig stellen (auf etwa 18–20000 M.). Technische
                              									Unvollkommenheiten dieser Wanne sind, daß den Generatoren ein Teil ihrer Wärme
                              									zur Erhitzung der Verbrennungsluft entzogen, das Mauerwerk durch die Anordnung der
                              									Luftkanäle gefährdet wird, Luft durch die Fugen in den Gaserzeugerraum treten kann,
                              									wodurch das Gas bereits in den Generatoren brennt, und endlich daß die Brenner und
                              									Wannenrückwand sich häufig wiederholenden Reparaturen unterworfen sind. Trotzdem ist
                              									der Betrieb ein vorzüglicher zu nennen und ist auch der kleinere Fabrikant leicht in
                              									der Lage, eine solche Wanne ohne großen Kostenaufwand zu errichten.
                           Da die Anordnung des Luftkanals in den Generatoren-Mauerungen die sonst so
                              									verblüffend einfache Anlage ohne weitere Zweckerfüllung komplizierter macht und
                              									schädigend wirkt, so ist es ratsam, dieselbe zu umgehen. Hierzu dient der hinten an
                              									dem Arbeitsbassin gelegene Flammenabzug, der mit einem kleineren Kamin durch einen
                              									Kanal in Verbindung steht, zur vollkommeneren und gleichmäßigeren Flammenverteilung
                              									im Wannenraum. Das Gas strömt entgegengesetzt dem Abzüge aus zwei Vertikalschächten
                              									auf dem allerkürzesten Wege in die Brenner, weil die beiden Gaserzeuger unmittelbar
                              									an der Wannenstirnseite untergebracht sind, und ergeben die beiden Vertikalschächte
                              									bereits die Generatorenmündungen. Hier empfängt jeder Gasstrom von unten, sowie von
                              									oben durch breite Schlitze die erhitzte Verbrennungsluft und wird zur intensiven
                              									Flamme. Die Brennerkonstruktion bewirkt eine innige Gas- und Luftmischung, da Luft
                              									von zwei Seiten, unten und oben das Gas faßt.
                           Zur Vorwärmung tritt die Außenluft im Kellergeschoß unter dem Wannenboden ein,
                              									durchströmt denselben, gleichzeitig als Bodenkühlung dienend, steigt noch zum Teil
                              									als Brennerwandkühlung in die Höhe, um aus zwei Schlitzen herauszutreten.
                              									Gleichzeitig strömt in einen Souterrainkanal weitere atmosphärische Luft ein,
                              									durchfließt die Seitenkühlung an der Wanne, um dann durch zwei, an den Seiten des
                              									Wannenbassins angebrachte Vertikalkanäle in die Höhe zu steigen, welche mit einer
                              									doppelten „Kuppe“ in Verbindung stehen. Diese doppelte ½ Stein starke
                              										„Kuppe“ umspannt bis zu den Kanälen an den Wannenseiten, wo sie dann
                              									dicht abgemauert ist, die eigentliche „Kuppe“ in einem 12 cm hohen Raum, der
                              									mit einem Netzsteinwerk gitterförmig ausgesetzt ist. Diesen Zwischenraum durchzieht
                              									auf zickzackartigem Wege die Luft, welche sich hier ziemlich hoch auf etwa 800 bis
                              									900° C erhitzt, und tritt aus zwei über den unteren Schlitzen korrespondierend
                              									liegenden Längsöffnungen, wo sie mit dem Gase von oben zusammentrifft. Die Flamme
                              									ist intensiv; wenn auch die Luft nicht überhoch temperiert ist, so bewegen sich doch
                              									die Gase infolge der Zusammenschmelzung der Generatoren mit der Wanne recht heiß
                              									entwickelt zu den „Füchsen“.
                           Die Abmessungen der Quennec-Wanne sind niedrig gehalten;
                              									als Längsmaß gilt das von 6 bis 7 m, als Breitenmaß 3 m. Das Fassungsvermögen
                              									beträgt etwa 18 bis 20 cbm und darüber. Die Konstruktion der Wanne, die der
                              									Zugänglichkeit halber auf Gewölben ruht, ist höchst einfach, bedingt auch einen
                              									recht einfachen Betrieb, zumal der ganze Bau ein geringes Kanalnetz besitzt.
                           Außer dem Quennec-Wannensystem bestehen noch andere
                              									Wannenöfen mit gleichgerichteter Flammenführung. Sie sind aber nur dem Namen nach
                              									bekannt oder haben in der Praxis nur beschränkte Anwendung gefunden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)