| Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. | 
| Autor: | Hans Schnurpfeil | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 677 | 
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                        Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
                           								Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
                        Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
                        (Fortsetzung von S. 669 d. Bd.)
                        Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
                           								Betrieb.
                        
                     
                        
                           Wannenkühlungen. Die Lebensfähigkeit aller
                              									Glasschmelzwannenöfen liegt in der geeigneten Bodenkühlung, die bei jeder Wanne
                              									unentbehrlich ist. Durch eine nicht sachgemäße Kühlung des Bodens ist in den meisten
                              									Fällen Auslaufen der Glasmasse zu befürchten. Ein solches Auslaufen der Wanne
                              									beschränkt sich nicht allein auf den Verlust der Glasmasse, sondern veranlaßt auch
                              									Zerstörung der Unterwanne, weil das Glas in alle Winkel fließt, erstarrt, sich
                              									festsetzt und mit großen Mühen die viele Waggons fassenden Glasmengen losgebrochen
                              									werden müssen. Der Schaden erstreckt sich in solchen Fällen auf viele Tausende Mark
                              									und bedingt nicht selten die Einstellung des Fabrikunternehmens.
                           Die Bodenkühlung der Wanne, in Fig. 6 und 8 mit M bezeichnet, nimmt das ganze Bankplattenfeld N ein, welches den Grund des inneren Wannenraumes
                              									bildet und auf dem der glühende Glasfluß lagert. Die Bodenplatten sind 250 mm stark;
                              									vielfach zieht man 200 mm starke Banksteine vor, um die Kühlung inniger
                              									durchzuführen. Aber schwächere Platten absorbieren wiederum leichter die strahlende
                              									Wärme des geschmolzenen Glases und werden schneller abgenutzt. Die Bodenkühlung soll
                              									genügend hoch gewählt werden, damit die hereinströmende Luft vorteilhafter kühlen
                              									kann. Gewöhnlich rechnet man die Bodenkühlung mit 250 mm Höhe, ratsamer jedoch ist
                              									das Maß mit 300 mm. Die Pfeiler oder Stützen P, auf
                              									denen die Bodenplatten ruhen, sind derart zu stellen, daß sie gleiche Zwischenräume
                              									von- und zueinander bilden. Das Meiste über die Herstellung des Wannenbodens ist
                              									bereits oben gesagt, so daß wir uns hier kurz fassen können.
                           Die atmosphärische Kühlungsluft tritt in der Brennergegend ein, durchströmt den
                              									Brennerkühlapparat T und dann die ganze Bodenkühlfläche
                              										M (Fig. 6 und 8). Alle
                              									diese Bodenkühlkanälchen münden in einen der vorderen Wannenrundung angepaßten
                              									Sammelkanal der mitten seine Verbindung durch den Vertikalschacht Q (Fig. 6) erhält, Die
                              									Ableitung erfolgt durch den Essenkanal S, der direkt
                              									zum Hauptschornstein oder zu einem größeren Nebenkamin führt. Zur
                              									Kühlluftregulierung dient der Schieber R. Wie wichtig
                              									für die Wanne die Bodenkühlung ist, geht auch daraus hervor, daß man den Gang der
                              									Wanne damit regulieren kann, ohne den Stand der Gas- und Luftventile abzuändern. Ist
                              									das Glas zum Verarbeiten zu dünnflüssig, so gibt man einfach mehr Bodenkühlung, ist
                              									das Glas zu steif, dann weniger. Ist der ganze Betrieb einmal Unregelmäßigkeiten
                              									unterworfen und verzögert sich der Schmelzprozeß des Glases, so kann man den
                              									Zeitverlust insofern einholen, als man den Bodenkühlungsschieber drückt,
                              									wodurch die Bodenkühlung nicht so scharf geht und das auf der Wannenbank lagernde
                              									Glas weichflüssiger wird. Der Schmelzvorgang wird sich sodann lebhafter
                              									gestalten.
                           Wiewohl von der genauen Führung des Wannenbodenkühlungsschiebers der Nutzen und Zweck
                              									der Kühlung abhängt, so soll man bestrebt sein, die Kühlung des Wannenbodens nach
                              									Möglichkeit zweckentsprechend und leistungfähig anzulegen und gilt dies besonders
                              									bei den größeren Wannenbassins mit 50 und noch mehr cbm Fassung. Ist der Glasstand
                              									ein nicht zu hoher, so kommt es vor, daß das Glas bis zum Boden dünnflüssig wird, um
                              									so eher, je weniger das Wannenbecken mit dem Glasrohgut beschickt wird. Durch diese
                              									Dünnflüssigkeit des Glases und hohe Temperatur ist leicht ein Laufen des Glases zu
                              									befürchten, zumal wenn die Schieberstellung der Bodenkühlung verpaßt wird. Da die
                              									Kammern selbst eine ungeheure Hitze ausstrahlen und die Bodenkühlung in der
                              									Brenner-, sowie Kammer- und Schmelzwannengegend stets rotglühend ist, empfiehlt
                              									Verfasser, über dem Kammernfeld eine Kühlung für sich zu legen, wie Fig. 7 und 8 zeigen.
                              									Durch diese Doppelkühlungsanordnung wird die Gefahr des Glasauslaufens mehr in den
                              									Hintergrund gestellt.
                           Während die Wannenbodenkühlungskanäle in direkter Verbindung zur Esse stehen und
                              									keine Abzweigungen erhalten sollen, kann man die Luft, die die Kammerkühlung
                              									passiert und sich erwärmt, zur Speisung der mit Gas betriebenen Nebenöfen, wie
                              									Trommel-, Temperöfen usw. verwenden.
                           Der Unterbau der Wanne wird von dem Kammersystem eingenommen und zwar bis ungefähr
                              									zur Mitte. Die andere Souterrainhälfte ist überwölbt und durch Tore L (Fig. 6) bequem
                              									zugänglich. Das nicht beengt liegende Wannenkellergeschoß bietet freie Zugänge zu
                              									den Kammern, was bei vorkommenden Kammerreparaturen von hohem Werte ist.
                           Wannenofenverankerung. Wie jeder Glasschmelzofen eine
                              									feste Verankerung besitzen soll, so ist dies bei den Wannenöfen mit ihren großen
                              									Glasmassen und Abmessungen erst recht erforderlich, umsomehr, wenn die Wanne
                              									freitragende, also hängende Kuppe besitzt. Die Dauerhaftigkeit des Ofens wird in
                              									hervorragenden Maßen durch die Verankerung bedingt und je zweckentsprechender diese
                              									ist desto länger ist auch die Lebensfähigkeit des Ofens.
                           Die Verwendung alter Eisenbahnschienen zu den Traversen V (Fig.
                                 										6–8) ist verfehlt. Sie erfolgt zwar hier und da aus
                              									Sparsamkeitsrücksichten, doch geschieht dies irrtümlicher Weise. Zu empfehlen ist die Herstellung
                              									der Verankerung aus ⌶-Trägern, die sich meist sogar billiger stellen. Ihre Stärken
                              									sind dem Ofendruck anzupassen.
                           Den Hauptdruck haben die ⌶-Träger an der Stirnseite der Schmelzwanne auszuhalten und
                              									sind daher (Fig.
                                 										7) sechs Träger Normal-Profil-Nr. 26 angeordnet. An den Seiten der
                              									Schmelzwanne mit ihrer Kappenhängekonstruktion sind doppelte Traversen gruppiert,
                              									hier befinden sich in jeder Reihe 16 Träger, Profil 22. Das gleiche Profil haben die
                              									9 Traversen an der Arbeitswanne. Die 16 Träger für die Brenner können schwächer
                              									gewählt werden und genügt hierbei vollkommen das Normal Profil 15. Die Traversenfüße
                              									sollen derart sicher eingemauert sein, daß sie nicht ausweichen können. Vor allen
                              									Dingen sollen sie tief genug ins Erdreich eingelassen sein. Die Ummauerung der
                              									Traversenfüße hat mit Bruchsteinen oder fest gebrannten Ziegeln, am besten
                              									Schamotteziegeln, nicht aber gewöhnlichen roten Mauerziegeln zu erfolgen, weil
                              									letztere bei dem Treiben des Ofens und Spannen der Verankerung zersprengt werden, so
                              									daß dann Nachgeben der Traversenfüße eintritt. Besondere Aufmerksamkeit ist auch der
                              									Verbindung der Ankerträger miteinander zu schenken. Die an der Stirnseite der
                              									Schmelzwanne stehenden sechs Traversen sind mit den neun Arbeitswannentraversen
                              									verbunden, indem an die ersteren 45 mm starke, an die letzteren 30 mm starke
                              									Zuganker gelegt sind, die sich in einem 50 mm starken Eisenring vereinigen. Die an
                              									der Brennerstirn befindlichen vier Träger sind mit den Schmelzwannenstirntraversen
                              									durch 25 mm starke Zuganker verbunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 678
                              Maßstab 1 : 20.
                              
                           Alle Traversen dieser Wanne sind eingemauert; die Traversen der
                              									Schmelzwannenseitenträger sind an den Füßen ebenso wie an den Köpfen durch Zuganker
                              									verbunden.
                           In Fig. 9,
                              										10 und
                              										12 ist
                              									das Zugankersystem der Schmelzwannenverankerung dargestellt. Die 40 mm starken
                              									Zuganker führen durch einen Eisenarm W, der je zwei
                              									Traversen V verbindet. Die Enden der Zuganker sind zum
                              									Nachspannen mit Schraubengewinden versehen.
                           Wie bereits gesagt, ruht das Gewölbe der Schmelzwanne auf Hängekonstruktion und ist
                              									freitragend, d.h. die Widerlager der Ofenkuppe sind direkt an die Traversenlinien
                              									geschoben. Hieraus resultiert der Vorteil, daß bei einer gründlichen Reparatur
                              									der Glaswanne das Ofengewölbe unbeschadet stehen bleiben kann und nicht
                              									niedergerissen werden braucht. Das Widerlager der Hängekappe ist ein eisernes Konsol
                              										a (Fig. 11), dessen
                              									beiden Schenkel an die Traversen V angeschraubt sind.
                              									Auf den Konsolen ruhen zwei Eisenbahnschienen; ihre Köpfe hängen auf dem eisernen
                              									Konsolrücken 1, um eine gleiche Steglage der Schienen
                              									herbeizuführen. Damit keine Rutschung derselben stattfindet, ist die Nase 2 vorgesehen. An die Eisenbahnschienen schließt sich
                              									das Wannenofengewölbe an.
                           Alle zum Anschluß der Hängekappe bestimmten Traversen stehen, wie Fig. 12 und 13 zeigen,
                              									auf  Eisen b, damit eine gleichmäßige Belastung
                              									des Grundmauerwerkes erzielt wird. Für jede Traversenreihe ist ein solches 
                              									Eisen vorgesehen, an das die Traversen V durch Laschen
                              										c angeschlossen sind.
                           Gaserzeuger. Bei der Anlage eines Generators ist
                              									Rücksicht zu nehmen auf die Kohle, die zur Verbrennung gelangen soll, da nicht jede
                              									Kohle den gleichen Rostgaserzeuger verlangt. Für großstückige Kohle bleiben die
                              									Planroste die im Betriebe bestbewährten, gleichzeitig auch für Holz und besonders
                              									für böhmische Braunkohle. Klare Kohlen, von wenig schlackendem Charakter stellen
                              									sich bei der Verbrennung in Trepgenrosten günstig, während Hängeroste Stückkohlen
                              									erfordern und für zum Backen geneigte Kohlen vorteilhaft sind.
                           Fig. 14 veranschaulicht die Anordnung eines
                              									Treppenrostgaserzeugers. Für eine größere Wannenanlage mit Kühlöfen kann man
                              									einschl. Reservegeneratoren sechs solcher Gaserzeuger rechnen. Es ist ratsamer,
                              									lieber einen Generator mehr zu besitzen als einen zu wenig, um Betriebsstockungen zu
                              									vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 678
                              Fig. 14.Vertikalschnitt.
                              Maßstab 1 : 100.
                              
                           Der Gaserzeuger besitzt ein doppeltes Rostenfeld und zwar gewöhnliche Planroste a und Treppenroste b. Die
                              									Planroste ruhen auf den runden Rostbalken 1 und 2. Die runde Form ist empfehlenswerter als die
                              									viereckige, weil derartige Rostbalken gern schweißen. Der Durchmesser des
                              									Rostbalkens 1 beträgt 150 mm, der des anderen 120 mm.
                              									Die Rostenstäbe sind 40 mm starke, quadratische Eisen. Der Treppenrost besteht aus
                              									fünf mit Rippen versehenen 175 mm breiten Hängeplatten, zwischen die die einzelnen
                              									eisernen Roste geschoben werden und oben an dem Rundeisen 3 befestigt sind. Die eisernen Roste sind 20 mm stark und 50 mm
                              									voneinander entfernt. Diese Treppenroste sind insofern sehr bequem, als der Schürer
                              									es an der Hand hat, bei außerordentlicher Schlackenbildung durch Ausheben der Roste
                              									eine gründliche Reinigung vorzunehmen. An den Treppenrost schließt das Plattenfeld
                              										c an, das von den beiden Eisenbahnschienen I und II gehalten wird und
                              									unten die Nase c1 zur
                              									Sicherung der Schamotteauflage d trägt.
                           Dort, wo das Innere des Gaserzeugers mit der Feuerglut in Berührung kommt, ist
                              									dasselbe mit einem Schamottefutter ausgekleidet. Die Füllung des Generators wird durch
                              									den bekannten Kohlenfülltrichter e besorgt, von denen
                              									jeder Gaserzeuger zwei besitzt. Zur Verteilung des Brennstoffes dienen zwei
                              									Stoßlöcher f mit Eisenplatteneinlage und
                              									Kugelverschluß. Vier weitere, auf der Figur nicht sichtbare Stoßlöcher befinden sich
                              									auf dem Generatorplateau. Das Fundament des Aschenfalles wird durch eine
                              									Schamottevollage gebildet, die an der Eckenkante ein eingelassenes, quadratisches
                              									Eisen g besitzt, um beim Aschenkrücken ein Herausreißen
                              									der Schamottestücke zu vermeiden. Zwecks lebhafterer Verbrennung und Kühlung der
                              									Rosten dient der durchgehende Luftkanal h, welcher
                              									durch Zugänge i Abzweigungen zu den Generatoren hat und
                              									mit einem Luftschacht in Verbindung steht.
                           Die sich bildenden Gase steigen in die Höhe und werden durch den Ueberführungsbogen
                              										k in den Gassammelkanal l und von hier durch einen Kanal zur Gasregulier- und Gaswechseltrommel
                              									übergeführt. So ein Ueberführungsbogen ist höchst praktisch und verschlußsicher. Die
                              									hier und da auf Hütten sich findenden Verschlußschieber sind sehr umständlich und
                              									geben niemals eine so innige Verdichtung als die Gasüberführungsbögen, die sämtlich
                              									Wasserverschlüsse n besitzen. Will man die
                              									Gasüberführung unterbrechen, so hebt man den Ueberführungsbogen, den man in der
                              									Hüttensprache origineller Weise auch „Hengst“, „Elefant“,
                              										„Schwein“ nennt, ab und wirft Verschlußdeckel auf.
                           Die Breite der Gaserzeuger beträgt 2 m; sie werden durch eine 0,5 m starke
                              									Schamottezwischenmauer voneinander getrennt.
                           Beim Inbetriebsetzen des Gaserzeugers ist zur Erzielung gleichmäßiger Gasentwickelung
                              									zunächst unter der Kohlenschüttung auf dem Rost ein gleichmäßiges, schwaches
                              									Holzfeuer zu entfachen. Zuerst entfaltet sich ein starker Qualm, den man durch
                              									Oeffnen der Fülltrichter und Stoßlöcher entweichen lassen muß. Trotzdem ist das Gas
                              									mit toten Stoffen und stark von Rauchgasen geschwängert. Um „reifes“ Gas zu
                              									erhalten, muß man längere Zeit und zwar so lange warten, bis das Gas leicht
                              									entzündbar ist, wovon man sich durch Anhalten eines brennenden Strohwisches
                              									überzeugt, indem man das „Stoß“- oder Schauloch öffnet. Brennt der Gasstrom
                              									der aus der Oeffnung zieht gleichmäßig stark ohne Zurückschlagen oder plötzliches
                              									Ausgehen der Flamme, so ist die Zeit des Gaseinlassens als günstig anzusehen. Auf
                              									vielen Hütten ist es Brauch, durch Einatmungen oder durch Geruch die Reife des Gases
                              									zu konstatieren, doch erfüllen solche Versuche wenig den Zweck. Dagegen kann man
                              									nach dem Farbaussehen des strömenden Gases auf die wirkliche Reife des Gases
                              									schließen; die sich in den Generatoren schwefelgelb oder bläulich entwickelnde Gase
                              									sind brennbar, während nebelgraue Gasmassen viele tote, unbrennbare Stoffe
                              									mitführen.
                           Zum Gaseinlassen soll man trachten, einen überaus starken Gasdruck herzustellen, da
                              									er die Möglichkeit einer Explosion vollständig nimmt, sogar beim Undichtsein der
                              									Mauerungen. Eine starke Gasströmung drängt die Luft hinaus, ohne daß ein explosibles
                              									Gemisch entsteht. Dabei sind anfänglich die Ausströmventile keineswegs zu schließen,
                              									was gar oft fälschlich des kräftigeren Sammelns der Gase halber geschieht; vielmehr
                              									soll man zuerst der Luft möglichst leichten Austritt schaffen. Nachdem einhalb
                              									Stunde lang der Gasstrom durch die offenen Kanäle gejagt worden ist, schließt man
                              									letztere und läßt das Gas zwecks kräftigeren Druckes ansammeln. Entsprechend der
                              									Gasentwicklung kann man nach Ablauf von vier Stunden mit Sicherheit und ohne
                              									Befürchtung eines Zurückschlagens des Gases, das nur vom Gasmangel herrührt, den
                              									kräftigen und reifen Gasstrom zur Speisung des Glasschmelzofens hineinführen.
                           Gasbildung und Generatorgang. Der Brennvorgang in
                              									den Gaserzeugern spielt sich bekanntlich wie folgt ab: Durch die Rostspaltenfläche
                              									strömt atmosphärische Luft, deren Sauerstoff O den
                              									Kohlenstoff C in den untersten Schichten zu Kohlensäure
                              										CO2 verbrennt. Dieselbe dringt durch die
                              									höheren, glühenden Kohlenschichten, gibt ihnen Sauerstoff ab und reduziert sich zu
                              									Kohlenoxyd CO als brennbaren Gasbestandteil. Nebenhei
                              									bilden sich noch brennbare Produkte, wie Kohlenwasserstoffe aus den entgasenden
                              									Brennstoffschichten. Der Vergasungsprozeß entwickelt sich in den Generatorräumen in
                              									drei Stadien, die durch eine bestimmte Brennstoffschütthöhe bedingt werden. Die
                              									unterste Brennstofflage nächst den Rosten ist stets im Verbrennen begriffen und
                              									findet ihren Abgang durch die Rostspalten als Aschenbestandteile, Kokspartikelchen
                              									usw., die mittlere Kohlenlage nimmt den Entgasungsraum ein und die höchste
                              									Brennstoffschicht endlich ist die Vorwärmzone. Hier werden die Materialien für den
                              									Gebrauch vorgewärmt, zugleich werden die flüchtigen Bestandteile, wie Wasser,
                              									Stickstoff usw. ausgetrieben. Hält man die Brennstoffschicht des Generators
                              									übermäßig hoch, tritt also eine Ueberfüllung ein, so werden die Gase wild und kalt
                              									und kohlensäurereich, indem durch den fortwährend eingeschickten, kalten, eine
                              									beträchtliche Wärmemenge verzehrenden Brennstoff der Generator eine gewisse Zeit
                              									lang abkühlt, was eine schwache Verbrennung zur Folge hat. Ist dagegen die Gluthöhe
                              									zu gering, so erhält man ebenfalls kohlensäurereiche Gase, die im Schmelzofenraum
                              									bei erhöhtem Brennstoffverbrauch eine nur ungenügende Temperatur entwickeln.
                           Bei Wasserdampfvergasung ist auf jeden Fall die glühende Koksschicht, d.h. die
                              									Verbrennungslage hoch zu halten, da sonst die Wasserstoff gase zu stark abgekühlt
                              									dem Ofen zugeführt werden. Der chemische Wasserdampfvergasungsprozeß gestaltet sich
                              									wie folgt: Der hineingeleitete Wasserdampf wird von der glühenden Kohlenlage in
                              									Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt, indem letzterer gleichzeitig den glühenden
                              									Kohlenstoff zu Kohlensäure, zum Teil auch nur zu Kohlenoxyd verbrennt. Je fester und
                              									je mehr hitzeentwickelnd die Kohlen sind, desto reichlicher ist das brennbare
                              									Wasserstoff- und Kohlenoxydgemisch; im anderen Fall bringt Wasserdampfvergasung
                              									größere Mengen von nicht mehr verbrennbarer Kohlensäure und kondensiertem
                              									Wasserdampf.
                           Sehr oft begegnet man in den Hüttenkreisen der Ansicht, daß Wasserdampf direkt
                              									schädlich auf die Vergasung einwirkt, und es wird dies mit dem kohlenoxydarmen Gase
                              									begründet, Allerdings erzeugen die Dampfstrahl-Gebläsegeneratoren Gas mit weniger
                              									Kohlenoxydbestandteilen, haben aber den Vorteil, einem leicht mit Explosionen
                              									verbundenen Gasmangel aus dem Wege zu gehen. Als weiterer Vorteil wäre der zu
                              									nennen, daß man mit gutem Erfolge in der Lage ist, minderwertige und feinkörnige
                              									Kohlen zu verwenden. Eine Brennstoffersparnis erzielt man mit Dampfstrahlgebläsen
                              									keineswegs. Nachteilig sind solche Generatoren den Ofenkammern, die so stark von dem
                              									fortgerissenen Flugstaub, Aschenpartien usw. versetzt werden, daß sich jede Woche
                              									eine Reinigung der Regeneratoren mit Ausspritzen nötig macht. Dagegen wird der
                              									Einwand, daß die Generatorgase kohlenoxydärmer sind, dadurch eingeschränkt, daß die
                              									Wasserdampfvergasung noch ein wertvolles brennbares Produkt, den Wasserstoff bildet.
                              									Derselbe wird um so reichlicher erzeugt, je mehr Glut die Brennstofflage entwickelt.
                              									Feste, kalorienreiche Kohlen, wie Steinkohlen und Anthrazit, werden stets
                              									reichlichere Wasserstoffbildung verursachen. Wohl zu bemerken ist, daß das
                              									Wasserdampfquantum in dem richtigen Verhältnis zur glühenden Kohlenschicht stehen
                              									muß, da man sonst bis zu einer gewissen Grenze ein wasserstoffreiches Gas erhält,
                              									dessen Bildung auf Kosten des brennbaren Kohlenoxyds geschieht. Ein Uebermaß von Wasserdampf
                              									kann von der glühenden Kohlenschicht nicht zersetzt werden. Der Ueberschuß zieht als
                              									unzersetzter Wasserdampf, die Temperatur niederhaltend, in den Ofen. Lange Kanäle
                              									sind daher bei der Wasserdampfvergasung vorteilhaft. So lange man eine wasserhaltige
                              									oder geringe Kohlensorte, wie schlechte, erdige Braunkohlen zum Betriebe heranzieht,
                              									sind die Dampfstrahlgebläse-Generatoren zu verwerfen, weil dann das Gas wenig
                              									brennbare Produkte enthält und stark zu Abkühlungen neigt. In diesem Falle sind
                              									entschieden die gewöhnlichen Rostgaserzeuger vorteilhafter. Recht unangenehm auf den
                              									Ofen und Nebenbetrieb macht sich ein Gasmangel, verknüpft mit Explosionen leichterer
                              									oder schwererer Natur und längerer Schmelzdauer bemerkbar; derselbe entsteht, wenn
                              									die Gaserzeuger stark verschlackt sind. Auch ungünstige Witterung, wie Wind oder
                              									recht heißes, schwüles Wetter beeinflußt ungünstig den Gang des Gaserzeugers. Bei
                              									Gebläsegeneratoren kann man nach dieser oder jener Seite mit Erfolg einem Gasmangel
                              									begegnen, doch sind Dampfgebläse durchaus nicht nötig und läßt sich die Anlage
                              									bedeutend verbilligen, indem man statt dieser Einrichtung ein einfaches, mit
                              									Ausströmventilen versehenes Rohrwerk zwischen die Seitenmauerungen der Generatoren
                              									legt, dessen Rohrmündungen seitlich nach der glühenden Kohlenschicht düsenartig
                              									auslaufen. Die Rohrleitung steht mit dem Dampfkessel in Verbindung und man kann
                              									beliebig den Gaserzeugern Dampf zuführen, hauptsächlich dann, wenn die Gaserzeuger
                              									zu tot gehen und sich Gasmangel einstellt. Periodenweise zugeführter Dampf stellt
                              									sich bei der Gasanalyse günstiger, als wenn der Dampf ständig, ohne Unterbrechung
                              									eingeblasen wird. Auch die Ofenkammern leiden dann lange nicht so stark durch den
                              									Flugstaub. Mit angedeuteter Dampfzuführung, die vorteilhaft alle drei Stunden oder
                              									auch früher mit der Glutkohlenschicht in den Generatoren in Verbindung gebracht
                              									werden soll, wird man nicht nur die Verbrennung anregen, sondern auch das Gas wird
                              									wirksamer und reiner; ferner ist man in der Lage, die unliebsame Schlackenbildung zu
                              									vermindern und die Abnutzung und das Verziehen der Rostbalken zu verhüten.
                           Sachgemäßer Generatorgang kennzeichnet sich durch das gleichmäßige, beständige, nicht
                              									zu rasche Fallen der verbrannten Kohle. Zu rasches Stürzen der verbrannten
                              									Kohlenteilchen aus den Rostspalten deutet auf zu reichliche Luftzufuhr hin, eine
                              									Folge zu großer Rostspalten oder zu starken Essenzuges. Der Kamin soll zwar bis auf
                              									den Generator wirken, aber das Gas soll auch noch den eigenen Auftrieb zur Geltung
                              									bringen können und selbst zum Ofen drücken, um Explosionen durch Ansaugen von Luft
                              									zu vermeiden. Daher ist es ratsam, die Generatoren tief zu legen, damit der
                              									natürliche Auftrieb der Gase begünstigt wird. Ist die Luftzufuhr zu gering, was
                              									auf eine geringe, freie Rostfläche zurückzuführen ist, so wird die Geschwindigkeit
                              									der zuströmenden Luft erhöht, die Folge ist eine Erhitzung der oberen Rostenfläche,
                              									es tritt eine den Betrieb störende Verschlackung, Zusammenschmelzen der
                              									Aschenbestandteile ein, die noch befördert wird, wenn Kohlen auf erdigem,
                              									steinreichem Terrain lagern, so daß beim Einschütten desselben Erd- und Steinstoffe
                              									in den Generatorraum gelangen. Eine saubere Abpflasterung der Kohlenlagerstätten
                              									sollte sich jede Hütte zur Aufgabe machen.
                           Ein wesentlicher Bestandteil des Generatorgases ist stets der unverbrennbare
                              									Stickstoff, der allein fast ⅔, im Verein mit dem anderen toten Gase, der
                              									Kohlensäure, sogar fast ¾ des Gasvolumens ausmachen kann. Kohlenoxyd bildet den
                              									brennbaren Hauptbestandteil; die vorhandene Menge desselben beträgt bei den
                              									trockenen Koksgasen ein gutes Drittel der Zusammensetzung, bei den Kohlengasen knapp
                              									ein Viertel. Jedoch bergen letztere noch etwa 4 v. H. Kohlenwasserstoff, 3. v. H.
                              									Wasserstoff und ungefähr ½ v. H. Sauerstoff als bei der Verbrennung in Betracht
                              									kommende wirksame Stoffe. Wasserdampfgase können bis etwa 20 v. H. Wasserstoff
                              									enthalten, während gleichzeitig der Kohlenoxydgehalt zurückgeht. Die
                              									Wasserdampfvergasung zeigt ferner bisweilen eine 10prozentige Verminderung des
                              									Stickstoffes, der gerade am meisten den Brennwert des Gases herabdrückt und das Gas
                              									verdünnt. Dagegen tritt bei der Wasserdampfvergasung mit der zunehmenden
                              									Wasserstoffbildung eine steigende, die Brennkraft mindernde Kohlensäureentwicklung,
                              									bis 16 v. H. ungefähr, auf.
                           Für den Luftzug maßgebend ist die freie Rostenfläche; die Rostspaltenbreite nimmt man
                              									bei backenden Steinkohlen 20–22, auch 25 mm, bei Braunkohlen gewöhnlich je nach dem
                              									Brenncharakter 18, 20 und 22 mm, bei Torf 16–20 mm und endlich bei Holz 12–16 mm.
                              									Bei normaler Feuerung verbrennt man auf 1 qm Rostenfläche etwa 60 kg Steinkohle, 70
                              									kg Braunkohle, 100 kg Holz oder 50 kg Koks f. d. Stunde, d.h. wenn die Generatoren
                              									sich im guten Gange befinden. Sonst rechnet man für gewöhnlich eine Vergasung von 50
                              									kg Stein-, 60 kg Braunkohle und 90 kg Holz i. d. Stunde und qm Rostfläche.
                              									Gebläsegeneratoren vergasen etwa 80 kg Steinkohle.
                           Es ist bereits erwähnt worden, daß die Schütthöhe des Brennstoffes in den Generatoren
                              									von besonderem Einfluß auf die Güte des Gases ist. Als Durchschnittsnorm für die
                              									Brennstoffschütthöhe in den Gaserzeugern gilt bei Steinkohle 1,3 bis 1,5 m, bei
                              									Braunkohle 1,4 bis 1,6 m, bei Torf 1,5 bis 1,7 m und bei Holz 1,6 bis 1,8 m.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)