| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 765 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Eine 2700-pferdige Pelton-Doppelturbine
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 765
                              Fig. 1.
                              
                           für 300 Umdrehungen i. d. Minute und 125 m Betriebsgefälle hat
                              									die Maschinen- and Armaturenfabrik vorm. H. Breuer
                              									& Co. in Höchst a. M. vor kurzem für ein großes
                              									überseeisches Licht- und Kraftelektrizitätswerk erbaut. Die aus einem 900 mm weiten
                              									Druckrohr gespeiste Turbine ist mit zwei Laufrädern von 1330 mm Durchm. versehen,
                              									auf deren Umfangen je elf Pelton-schaufeln von rund 500
                              									mm Breite und 86 kg Gewicht angeordnet sind. Das Kraftwasser tritt gegen diese
                              									Laufräder durch je zwei Düsen von 114 qmm Austrittsquerschnitt, welche gleichzeitig
                              									von Voll- bis Nullöffnung gesteuert werden können. Je zwei übereinander liegende
                              									Düsenzungen sind zu diesem Zwecke innerhalb der Einströmungen durch Hebel verbunden,
                              									während die beiden nebeneinander liegenden unteren Düsenzungen durch eine Welle
                              									verbunden sind. Diese Welle tritt seitlich aus dem Gehäuse heraus und wird hier von
                              									dem einfachen Fliehkraftregulator beeinflußt. Um den Regulierwiderstand zu
                              									vermindern, sind die auf den Düsenzungen ruhenden Wasserdrücke außerdem für je zwei
                              									übereinander befindliche Düsen durch einen Druckwasserkolben ausgeglichen, dessen
                              									Kolbenstange nach oben hinaustritt und als Zeiger für die Stellung der Düsenzungen
                              									dient. Die beiden Turbinenräder sind auf einer Welle aufgekeilt, die beiderseits in
                              									je einem Lager von 220 mm Durchm. und 620 mm Lauflänge ruht. Diese Lager (s. Fig. 1) kennzeichnen sich dadurch, daß die Sicherung
                              									der Welle gegen Verschieben in wagerechter Richtung durch einen mittleren Bund der
                              									Welle erfolgt, so daß die Anlaufstellen gut geschmiert werden und die Welle sehr
                              									genau eingepaßt werden kann. Dieser Mittelbund ist zugleich als Schmierring
                              									ausgebildet. Außerdem haben die Lager auch Wasserkühlung. Der Austritt von Wasser
                              									aus dem Gehäuse wird durch zwei Spritzringe verhindert, welche die Verwendung
                              									von Stopfbüchsen entbehrlich machen. [Zeitschr. f. d. gesamte Turbinenwesen 1908, S.
                              									341 – 344.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Betongelenke im Brückenbau.
                           Durch Anwendung von drei Gelenken wird der Bogen einer massiven Brücke statisch
                              									bestimmt, da die Drucklinie durch die Gelenke gehen muß. Es läßt sich daher mit
                              									größerer Sicherheit als bei dem eingespannten Bogen die Spannungsverteilung in den
                              									einzelnen Gewölbequerschnitten ermitteln und daher eine größere Beanspruchung und
                              									bessere Ausnutzung des Materials ermöglichen. Außerdem wird das Bauwerk von
                              									Wärmeschwankungen und von Formänderungen und Setzungen im Widerlager und Fundament
                              									unabhängig.
                           Die Gelenke aus Beton sind Wälzgelenke, d.h. zwei nach verschiedenen Halbmessern in
                              									gleichem Sinne gekrümmte Betonkörper, die sich in einem schmalen Streifen berühren
                              									und aufeinander abrollen können. Ihre Berechnung geschieht nach Formeln von Köpke, Barkhausen oder Herz, nach denen die Größe des Radius aus der zulässigen Pressung in den
                              									Berührungsflächen bestimmt wird.
                           Da jedoch der Bruch eines Gelenksteines infolge der Ueberwindung der Zugfestigkeit
                              									durch die Inanspruchnahme auf Zug aus der Querdehnung eintritt, so ist der zulässige
                              									Gelenkdruck am besten unmittelbar aus Versuchen zu bestimmen.
                           Die größte Ausführung mit Gelenken aus Beton hat die Moselbrücke bei Moulin, deren
                              									Mittelöffnung 44 m Spannweite und 5,7 m Pfeilhöhe hat, während dieselben in den
                              									Seitenöffnungen 40 m bezw. 4,78 m betragen.
                           Die Scheitelgelenke sind 0,95 m die Kämpfergelenke 1,15 m stark. Die
                              									Krümmungshalbmesser sind bei der hohlen Fläche 3,25 m, bei der erhabenen Fläche 2,8
                              									m, der Kämpferdruck ist für 1 m Länge 271 t.
                           Gelenkprobesteine von ½ m Länge, in einer Mischung 1: 2: 2 und vier Monat alt zeigten
                              									folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Versuch
                                 Gewicht
                                 Belastung beim Beginnder
                                    											Rissebildung
                                 Bruch nochnichterreicht bei
                                 
                              
                                 Konkav
                                 konvex
                                 
                              
                                 123
                                 i, Mittel1110 kg
                                 404800 kg404800  „364200  „
                                   ohne Riß584500 kg457400  „
                                 590300 kg592500  „599800  „
                                 
                              
                           
                           Da die ausgeführten Gelenksteine für ½ m Tiefe nur mit 135 t beansprucht werden,
                              									so ist bis zur Rissebildung etwa dreifache Sicherheit vorhanden.
                           Die Berührungsflächen wachsen mit zunehmendem Druck derart, daß der Druck auf die
                              									Flächeneinheit nur im Anfang zunimmt und später nahezu konstant bleibt. Durch
                              									Einlagen von Eisenstäben, die die aus der Querdehnung entstehenden Zugspannungen
                              									aufnehmen, läßt sich, wie durch Versuche festgestellt ist, die Bruchlast bis 50 v.
                              									H. erhöhen.
                           Auch bei kleinen Bauwerken, die häufig einer fachmännischen Aufsicht und sachgemäßen
                              									Unterhaltung entzogen sind, empfiehlt sich wegen der großen Sicherheit gegen
                              									Rissebildung die Anwendung von Gelenken. Hierbei genügen häufig schon keilförmige
                              									Asphaltfilzplatten an den Laibungen des Scheitels und der Kämpfer, während der Beton
                              									des Gewölbes und der Widerlager zwischen diesen Streifen durch eine Zwischenlage
                              									Papier getrennt wird.
                           Ueber den Gelenken sind durchgehende Fugen anzuordnen, die nachträglich zu dichten
                              									sind. Die offene Scheitelfuge wird an der Rückseite mit Teerstrick ausgestemmt, mit
                              									Goudron vergossen und durch ein Zinkblech abgedeckt. Die Kämpferfugen werden an der
                              									Rückseite durch Zink- und Asphaltfilzstreifen geschützt.
                           Nach der Ausführung zu erwartende Senkungen können bei der Herstellung des Gewölbes
                              									berücksichtigt werden, indem man die Berührungsflächen im Scheitel nach unten und in
                              									den Kämpfern nach oben verlegt. Bei der Senkung des Gewölbes tritt ein Abrollen ein,
                              									bei dem die Berührungsflächen nach der Mitte der Gewölbeflächen rücken, so daß
                              									womöglich der günstigste Spannungszustand bei der zu erwartenden Senkung eintritt.
                              										(Köhler.) [Deutsche Bauzeitung 1908, S. 283 ff. und
                              									S. 303]
                           Dr.-Ing. P. Weiske.
                           
                        
                           Spezialeinrichtungen in den Werkstätten einer elektrischen
                              									Bahn.
                           In der Radsatzwerkstatt der Chicago City Railway Company
                              									ist die interessanteste Arbeitsmaschine die Drehbank, die ein eigener 25 PS-Motor
                              									unter Zwischenschaltung eines Zahnrädergetriebes antreibt. Das inmitten der Drehbank
                              									angeordnete Antriebszahnrad ist mit einem Sektorausschnitt versehen, der zum
                              									Einbringen eines Radsatzes herausgenommen und hierauf mittels Schrauben wieder
                              									befestigt werden kann. Die Bank ist so tief in den Fußboden der Werkstatt
                              									eingelassen, daß die auf ihren Achsen sitzenden Räder ohne Verwendung von Hebezeugen
                              									unmittelbar vor die Lagerungsvorrichtungen gerollt werden können. Die letzteren
                              									besitzen genau über die Lager passende Futter, so daß die Radumfänge zentrisch zu
                              									den Lagerstellen der Achse gedreht werden. Zur Bearbeitung dienen vier
                              									Schnelldrehstähle: ein Schrubstahl für die Lauffläche und den Spurkranz, ein
                              									Nachdrehstahl für die Innenseite des Spurkranzes, ein zweiter für dessen Außenseite
                              									und ein Schlichtstahl für die Lauffläche. Die Werkzeuge sind nach Lehre geschliffen.
                              									Als Rotationskörper ausgebildete Lehren für das Bandagenprofil sind gemeinsam mit
                              									einer Schublehre zum Prüfen der Raddurchmesser über der Drehbank aufgehängt. Diese
                              									Einrichtungen ermöglichen es, mit dieser Bank täglich zehn Radsätze
                              									nachzudrehen.
                           Die großen Zahnräder werden auf die Radsätze hydraulisch aufgepreßt, und zwar
                              									unabhängig davon, ob sie aus einem Stück bestehen oder geteilt sind; denn es hat
                              									sich herausgestellt, daß das Aufpassen der Zahnräderhälften dreimal länger dauert
                              									als das Aufpressen.
                           Motoren und Anker, die zur Reparatur in die Werkstatt gelangen, werden zuerst unter
                              									einer Staubabsaugevorrichtung mit Preßluft gereinigt. Beträgt der Durchmesser
                              									einer Ankerwelle an den Lagerstellen 1½ mm weniger als der normale Durchmesser, so
                              									wird ein kalt gezogenes Rohr aufgeschrumpft und das letztere dann auf den normalen
                              									Durchmesser abgedreht.
                           Zum Ausbohren der Lagerschalen für die Motortraglager dient eine besondere Bank, auf
                              									deren Bett ein Schlitten mit zwei zur Aufnahme der Lagerschalen geeigneten
                              									Lagerböcken gleitet. Durch die eingespannten Schalen hindurch führt eine Welle, in
                              									der an vier Stellen je vier um den Umfang verteilte Sehnelldrehstähle sitzen. Je
                              									einer der paarweise zusammengehörigen Sätze dient zum Vordrehen, der andere zum
                              									Schlichten. Auf dieser Bank können während einer neunstündigen Arbeitszeit 50 Paar
                              									Lagerschalen von etwa 130 mm Durchm. und 230 mm Länge ausgebohrt werden. [Electric
                              									Railway Journal 1908, II, S. 262-268.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Elektrischer Wellenfernschalter.
                           Einen etektr. Wellenfernschalter haben Wirth und Beck
                              									konstruiert. Mit demselben ist es möglich, durch Vermittlung elektrischer Wellen,
                              									die auf einige 100 km noch wirksam sind, eine Reihe von elektr. Apparaten einzeln
                              									oder in verschiedenen Gruppen in beliebiger Reihenfolge ein- oder auszuschalten.
                              									Ferner gestattet der Apparat ganz nach Willen Räder (Hähne) nach rechts oder links
                              									zu drehen, Hebel vor- oder rückwärts, nach oben oder unten, rechts oder links zu
                              									stellen. Welche mannigfaltige Verwendung des Apparates sich daraus ergibt, zeigte
                              										Wirth an einigen Beispielen anläßlich eines
                              									Experimentalvortrages, den derselbe in der Naturhistorischen Gesellschaft zu
                              									Nürnberg vor kurzem hielt. Auf dem Experimentiertisch stand ein Wellenauffänger, mit
                              									dem der nur etwa 10 kg schwere Wellenfernschalter verbunden war, sowie einige
                              									Nebenapparate. Der Wellensender, welcher am anderen Ende des Saales sich befand,
                              									bestand aus einem Oszillator, ähnlich wie er bei der drahtlosen Telegraphie
                              									verwendet wird, und einem Zeigerapparat, welcher Wellenlänge, Zeit und Zahl der
                              									ausgesandten Wellenfolgen selbsttätig regelt. Wurde beim Sendapparat der Hebelzeiger
                              									auf irgend eine Nummer gebracht, so geriet der mit dieser Nummer korrespondierende
                              									Nebenapparat beim Empfänger in Tätigkeit. So wurde eine Reihe von 110 Voltlampen in
                              									beliebiger Reihenfolge oder Gruppen ein- und ausgeschaltet; Elektromotore und Laut
                              									werke kamen in Tätigkeit; ein Modell einer Dampfmaschine wurde durch elektr.
                              									Wellenvermittlung in Gang gebracht, umgesteuert und außer Betrieb gesetzt. Zum
                              									Schluß wurde eine kleine elektr. Pulvermine entzündet. Besondere Bedeutung wird der
                              									Verwendung des Apparates für Kriegszwecke z.B. in folgenden Fällen
                              									zugeschrieben:
                           Soll ein wertloses Schiff in einer feindlichen Hafeneinfahrt versenkt werden, um die
                              									Ausfahrt der Schiffe zu hindern, so mußten bis jetzt sich einige Mannschaften dem
                              									fast sicheren Tode widmen, um unter den Augen des Feindes das Schiff an den
                              									gewünschten Platz zu bringen und dort zu sprengen. Mit dem Wellenfernschalter soll
                              									es möglich werden, ein unbemanntes Fahrzeug durch
                              									elektr. Wellen an das Ziel zu lenken und dort zu versenken.
                           Land- und Seeminen wurden auch jetzt schon häufig durch Elektrizität zur Explosion
                              									gebracht; doch mußten dieselben mit dem Sendeapparat durch elektr. Drähte in langen
                              									Kabelleitungen in Verbindung stehen. Jetzt kann in ganz kurzer Zeit eine Reihe von
                              									Minen in der Erde oder im Wasser versenkt werden. Durch elektr. Wellen werden sie
                              									von einem Schiff, Berg oder Fesselballon usw. zur Entzündung gebracht. Dies wird
                              									sich besonders da bewähren, wo ein aus taktischen Gründen veranlaßtes rasches Zurückgehen keine
                              									Zeit zum Legen von Kabeldrähten läßt.
                           Mit dem Wellenfernschalter soll es möglich werden, ein lenkbares unbemanntes
                              									Luftschiff über eine feindliche Stellung zu steuern, dort photographische Aufnahmen
                              									zu machen, Sprengkörper fallen zu lassen, um dann das Luftschiff wieder an den Ort
                              									seines Aufstieges zurückzulenken. Die Stellung des Luftschiffes kann durch
                              									Winkelmessungen von zwei oder drei telephonisch miteinander verbundenen Punkten
                              									innerhalb weniger Sekunden ziemlich genau festgestellt werden. Außerdem zeigt die
                              									Explosion der ersten abfallenden Geschosse, ob das Luftfahrzeug schon die richtige
                              									Stellung eingenommen hat.
                           Wenn auch vorläufig der „Wellenfernschalter“, welcher auf die gleiche
                              									Entfernung wie die drahtlose Telegraphie wirkt, hauptsächlich als Mittel der
                              									Landesverteidigung erscheint, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß er auch in der
                              									Industrie und im Verkehrswesen eine Rolle zu spielen geeignet ist, da Maschinen,
                              									Signale, Bremsvorrichtungen usw. durch ihn mittels elektr. Wellen zur Wirksamkeit
                              									gebracht werden können.
                           
                              ε.
                              
                           
                        
                           Verflüssigung von Helium.
                           Am 10. Juli 1908 ist es dem holländischen Professor Kamerlingh Onnes endlich gelungen Helium, das
                              									letzte Gas, das bisher nicht verflüssigt werden konnte, in größeren Mengen zu
                              									verflüssigen. Durch Erhitzen von Monazitsand wurden 200 l Heliumgas hergestellt, das
                              									nach dem Prinzip der Lindeschen
                              									Luftverflüssigungsmaschine durch Entspannen von höherem auf niederen Druck immer
                              									weiter abgekühlt wurde. Vor dem Expansionsventil betrug der Druck 95 at, hinter ihm
                              									40 at. Vorgekühlt wurde mit flüssigem Wasserstoff, den man unter 60 mm Druck
                              									verdampfen ließ; dadurch ward eine Temperatur von – 258° erzeugt. Der flüssige
                              									Wasserstoff wurde seinerseits mit flüssiger Luft gekühlt. Das zu verflüssigende
                              									Helium muß durch entgaste poröse Kohle, die durch flüssige Luft gekühlt wird,
                              									sorgfältig von jeder Spur Luft befreit werden, da schon wenige ccm Luft genügen, um
                              									die engen Röhren, durch die das Helium kreist, zu verstopfen. Die Kompressionspumpe
                              									wirkt zunächst auf Quecksilber, um das Helium nicht zu verunreinigen. Nachdem am 9.
                              									Juli 75 l flüssige Luft hergestellt waren, wurden am 10. Juli von morgens 6 Uhr bis
                              									1½ Uhr nachmittags 20 l flüssiger Wasserstoff hergestellt; um 4 Uhr begann dann die
                              									eigentliche Arbeit. Gegen 7 Uhr abends zeigte sich flüssiges Helium in dem
                              									röhrenförmigen Dewarschen Vakuumgefäß von etwa 5 cm
                              									lichter Weite, das unterhalb des Reduzierventils befestigt war. Die Temperatur des
                              									flüssigen Heliums, die ein eintauchendes Thermoelement angab, betrug 5° der
                              									absoluten Skala (deren Nullpunkt bei – 273°C liegt). Auffällig war, daß die
                              									Oberfläche des Heliums messerscharf gegen die Wände abschnitt. Als die Oberfläche so
                              									weit gesunken war, daß noch etwa 60 ccm flüssiges Helium vorhanden waren, wurde das
                              									verdampfende Helium getrennt aufgefangen und gasanalytisch wie spektroskopisch auf
                              									seine Reinheit geprüft; es erwies sich als völlig rein. Um 8½ Uhr war die
                              									Flüssigkeit bis auf 10 ccm verdampft; ein Versuch, sie durch Druck verminderung bis
                              									auf 1 cm zum Gefrieren zu bringen, gelang nicht; die Flüssigkeit war hierbei noch
                              									sehr leicht beweglich. Der Siedepunkt des Heliums liegt bei 4,5° abs.; die Dichte
                              									beträgt beim Siedepunkt 0,15; die kritische Temperatur liegt wahrscheinlich über 5°
                              									abs.; der kritische Druck wahrscheinlich etwas über 2,3 at, ist also viel deiner als
                              									bei anderen Stoffen. Für die Größe a in der Gleichung
                              									von van der Waals ergibt sich für Helium der Sehr
                              									kleine Wert 0,00005. [Chemikerzeitung 1908, S. 901 bis 903.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Schmelzpunkte von Sulfiden.
                           W. Blitz in Clausthal fand
                              									folgende Schmelzpunkte bezw. Sublimationstemperaturen von reinen Metallsulfiden mit
                              									einer Genauigkeit von ± 2°:
                           Bleisulfid 1112° – Eisensulfid 1197° – Nickelsulfid 797° – Kobaltsulfid > 1100°.
                           Zinksulfid begann, ohne zu schmelzen, bei 1182°, Kadmiumsulfid bei 980° und
                              									Quecksilbersulfid bei 446° zu sublimieren.
                           Zinnsulfid (Sn S) schmilzt bei etwa 870°; die Schmelze
                              									wird zwischen etwa 1000° und 1100° zäh und dann völlig starr; bei etwa 1120° wird
                              									die Substanz von neuem flüssig. Das Zinnsulfid sublimiert über 1100° sehr stark. [Z.
                              									f. anorgan. Chemie 1908, 59, S. 273 – 284.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Die englische Patentgesetzgebung und die deutsche chemische
                              									Industrie.
                           England verlangt bekanntlich neuerdings, daß solche Firmen, die in England
                              									Patentschutz genießen wollen, das Patent in England ausüben müssen. Der Vorsitzende
                              									des Vereins deutscher Chemiker, Professor Dr. C.
                                 										Duisberg, machte auf der diesjährigen Hauptversammlung zu Jena, als die
                              									Sache zur Verhandlung kam, unter anderem etwa folgende interessante
                              									Mitteilungen:
                           Eine Kommission aus Chemikern, Ingenieuren und Kaufleuten ist in England gewesen und
                              									hat sich unter meiner Führung über die gesamte chemische Industrie Englands zu
                              									unterrichten gesucht. Eine Menge Fabriken sind uns für unsere Zwecke angeboten
                              									worden; denn alle englischen Fabrikanten sehen ein, daß es für sie vorteilhafter
                              									sein würde, wenn wir ihnen ihre alten Fabriken abkauften und darin unsere neuen
                              									Produkte herstellten. Wir haben das nicht getan, sondern nur die Gelegenheit
                              									benutzt, sie uns gründlich anzusehen. Wir haben aber dabei nichts gelernt.
                           Wir haben es für richtiger gehalten, wenigstens soweit die beiden großen, in unserer
                              									Industrie bestehenden Interessengemeinschaften in Frage kommen, jede für sich neue
                              									Fabriken zu bauen. Speziell die Interessengemeinschaft
                              										Elberfeld-Ludwigshafen-BerlinElberfelder
                                    											Farbwerke, Badische Anilin- und Sodafabrik, Aktiengesellschaft für
                                    											Anilinfabrikation. hat ein großes Gelände in wundervoller Lage
                              									bei Liverpool angekauft, das geeignet ist, nicht nur
                              									die Farbenindustrie, sondern auch die Herstellung aller anorganischen
                              									Zwischenprodukte und selbst die Teerdestillation aufzunehmen. Die Kohle ist
                              									wesentlich billiger als bei uns; die Arbeitslöhne betragen in Liverpool für Handarbeiter etwa 3 Schilling täglich für
                              									den guten Arbeiter, während wir zurzeit durchschnittlich 3,50 – 4 M. bezahlen
                              									müssen. Besteuerung und die sonstigen offiziellen Lasten sind dort erheblich
                              									niedriger, aber die Frachten teurer.
                           Wir wollen vorerst nur die Patente in England ausführen, die zurzeit wichtig und
                              									bedeutungsvoll für uns sind. Wir kommen dort für den Anfang mit zwei Chemikern und
                              									etwa 50 Arbeitern aus.. Was bedeutet das gegenüber den 500 Chemikern und 18000
                              									Arbeitern, die wir im ganzen beschäftigen.
                           Zurzeit ist gegen die ablehnende Haltung der englischen Regierung nichts zu machen,
                              									aber wir müssen durch einen Druck auf die englische mechanische Industrie ein
                              									Gegenseitigkeitsabkommen zwischen Deutschland und England zu erreichen suchen.
                              									Vielleicht könnten auch gegen die englischen Inhaber deutscher chemischer Patente
                              									Gegenmaßregeln vorbereitet werden. [Zeitschrift für angewandte Chemie 1908, 21,
                              									1964.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           
                           Der Kondenstopf Monopol.
                           Der Kondenstopf Monopol mit selbsttätiger Entlüftungsvorrichtung, von dem wir unten
                              									eine Abbildung bringen, bewirkt ein selbsttätiges Ausscheiden des Kondenswassers,
                              									das sich in Dampfleitungen, Heizapparaten, Trockenzylindern usw. bildet. Die
                              									Wirkungsweise sei in Folgendem kurz beschrieben.
                           Der Topf ist so aufzustellen, daß sich der Eingangsstutzen links in Höhe der tiefsten
                              									Stelle der Abflußleitung befindet, das Kondenswasser also freien Fall in den Topf
                              									hat. Im Innern befindet sich ein oben offener Kupferschwimmer, welcher in seiner –
                              									in der Mitte angebrachten – Führungsstange oben ein Doppelventil trägt, das – durch
                              									die Schwimmerbewegung betätigt – den Abgang des sich jeweilig im Schwimmer
                              									befindlichen Kondenswassers bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 323, S. 768
                              
                           Der Vorgang hierbei ist folgender:
                           Im gewöhnlichen Zustand, also wenn der Schwimmer im Innern nicht gefüllt ist,
                              									befindet sich der Schwimmer selbst, durch das außen um ihn herum befindliche Wasser,
                              									in die Höhe gehalten in seiner höchsten Stellung, – die Ventile sind also
                              									geschlossen. Tritt jetzt das Wasser durch den Stutzen links ein, so steigt es im
                              									Innern des Kondenstopf es so hoch, bis es den oberen Schwimmerrand erreicht hat und
                              									ihn anfüllt. Er füllt sich dem jeweiligen Betriebsdrucke entsprechend so voll, bis
                              									das Gewicht des Wassers den Schwimmer nach unten zieht. Gleichzeitig werden durch
                              									die Abwärtsbewegung des Schwimmers die Ventile von ihren Sitzen losgerissen und der
                              									im Topf herrschende Druck bewirkt ein Herausdrücken des sich im Schwimmer
                              									befindlichen Kondenswassers durch die mittlere Führungshülse in den oberen
                              									wagerechten Kanal, der mit dem rechtsseits sitzenden Austrittsstutzen in Verbindung
                              									steht. Hier kann das Kondenswasser entweder in die Höhe gedrückt werden oder
                              									frei abfließen; die Höhe, bis zu welcher das Wasser gedrückt werden kann, richtet
                              									sich nach dem Betriebsdrucke.
                           Ist der Schwimmer entleert, so wird er durch den Auftrieb wieder gehoben und die
                              									Ventile schließen sich so lange, bis wieder genügend Wasser zum Oeffnen vorhanden
                              									ist. Das oben am Topfe rechts angebrachte Ventil hat den Zweck, den Topf dann und
                              									wann auszublasen, bezw. zu reinigen. Hierdurch wird der sich mit der Zeit im Topf
                              									ablagernde Schlamm direkt durch den Umleitungskanal ins Freie geführt. Ferner dient
                              									es dazu, bei Inbetriebsetzung, oder bei sich plötzlich stark ansammelnden großen
                              									Mengen Kondenswassers, letzteres schnell abzulassen. Beim etwaigen Versagern des
                              									Topfes, Schadhaftwerden des Schwimmers oder Verstopfung der Ventile kann man sich
                              									helfen, indem man das Ventil ein wenig öffnet, jedoch nicht soweit, daß ein
                              									beträchtlicher Dampfverlust entsteht.
                           Es empfiehlt sich wegen Reparaturen in der Zuleitung des Kondenstopfes einen Hahn
                              									oder ein Ventil einzuschalten, damit man auch während des Betriebes den Kondenstopf
                              									aus der Leitung entfernen kann. Man kann dann das Absperrorgan so weit öffnen, daß
                              									nur das Kondenswasser aus der Leitung entfernt wird. Dieses ist jedoch nur ein
                              									primitives Hilfsmittel und daher nicht ausgeschlossen, daß bei unregelmäßigem
                              									Betrieb entweder zu wenig Wasser abfließt oder teilweise Dampf mit entflieht.
                           Beim Entleeren der Ausflußleitung – falls diese in die Höhe geht – und des Topfes ist
                              									die unten rechts angebrachte Verschlußschraube zu entfernen und das Ventil rechts
                              									oben zu öffnen.
                           Bei dem Einbauen oder Reinigen des Topfes durch Losschrauben des Deckels ist
                              									besonders darauf zu achten, daß alle Dichtungen bestens in stand sind und daß
                              									keinerlei Schmutz oder sonstige Fremdkörper in den Topf gelangen können. Eine
                              									möglichst genaue wagerechte Lage des Topfes ist unerläßlich, weil sonst der
                              									Schwimmer nicht arbeiten kann. Der Apparat wird von der Firma Keller & Co. in
                              									Chemnitz gebaut.