| Titel: | Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main 1909. | 
| Autor: | August Bauschlicher | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 24 | 
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                        Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in
                           								Frankfurt a. Main 1909.
                        Von August Bauschlicher, Zivilingenieur,
                           									Frankfurt a. Main.
                        (Fortsetzung von S. 11 d. Bd.)
                        Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main
                           								1909.
                        
                     
                        
                           2. Dynamische
                                 									Flugapparate.
                           Leider ist dieser Zweig des Flugfahrzeugbaues ungenügend beschickt. Obwohl Dr. Fritz Huth, Nolte, Grade, Jatho und einige
                              									Flugtechniker mit ausgeführten, flugfähigen Apparaten erscheinen wollten, sind als
                              									solche nur ein Wright- Flieger und ein nach den
                              									Konstruktionen von Voisin von Aug. Euler in Deutschland erbauter Apparat ausgestellt.Auf die ausführliche Beschreibung der
                                    											ausgestellten Flugapparate von Aug. Euler und
                                    												Wright kann verzichtet werden, da Ausbert Vorreiter in den Heften 9–16 diese
                                    											Apparate bereits ausgiebig besprochen hat. Im übrigen ist man auf
                              									die Besichtigung zahlreicher Modelle von nicht immer einwandfreier Konstruktion
                              									angewiesen. Die große Menge der ausgestellten Modelle von oft recht phantastischer
                              									Form, schafft jedenfalls keinerlei Klarheit, ob Schraubenflieger,
                              									Schwingenflieger usw. ebenso brauchbar sein können, wie die erfolgreichen
                              									Gleitflugapparate. Ein interessantes Modell ist der Planetenschraubenflieger von J. B. Barnickel, Thurmsdorf, Bayern, bei dem 4
                              									Flügelpaare sich drehen und gleichzeitig die Schraubenachsen ebenfalls eine
                              									kreisende Bewegung machen. Unter einigen interessanten Gleitflugapparaten ohne
                              									Motor sei erwähnt der Lilienthalsche Apparat, den man
                              									an den Schultern befestigte, ferner ein großes Schwingenfliegermodell von Schälke, das rotierende vierteilige Flügel besitzt. Ein
                              									Versuchsapparat, bei dem die rotierenden Flügel auf einem Gestell befestigt sind und
                              									durch einen Elektromotor angetrieben werden, gibt Aufschluß über die Wirkung
                              									derartiger Flügel. Leider machen derartige Modelle, auch das Gleitfliegermodell von
                              									Dr. Ganz-Fabrize noch einen recht problematischen
                              									Eindruck. Dies gilt auch von dem Schraubenflieger des technischen Bureaus Emil Neyen in Berlin infolge der etwa zwölf zur
                              									Anwendung gebrachten Luftschrauben. Schraubenflieger haben jedenfalls zu viele
                              									bewegte Maschinenteile, sie erfordern z.B. mindestens zwei senkrecht stehende
                              									Luftschrauben für den Auftrieb und eine wagerecht angeordnete Luftschraube für den
                              									Vortrieb, während Ruderflugapparate komplizierter Hubmechanismen für verschieden
                              									großen Hub bei gleichzeitiger Drehung der Flügel bedürfen.
                           Ferner sind sowohl Ruderflugapparate, als auch Schraubenfliegerapparate noch aus dem
                              									Grunde gefährlich, weil nur kleine bewegte Flächen den Apparat in der Luft halten.
                              									Beim Versagen des Motors fehlt dann die bremsende Wirkung langer Gleitflächen, so
                              									daß Schraubenflieger oder Ruderflieger senkrecht zur Erde fallen, während
                              									Gleitflieger auch beim Versagen des Motores noch nicht unmittelbar herunterstürzten,
                              									sondern schräg zur Erde gleiten. Der Führer hat meist noch in der Hand, irgend einen
                              									ihm zur Landung des Fahrzeuges passenden Punkt zu erreichen, falls er in sehr große
                              									Höhen gegangen ist. Auch jene Apparate, bei denen eine wagerechte Schraube zum
                              									Vortrieb dient und Hilfsgleitflächen zur Verminderung der Sturzgefahr angeordnet
                              									sind, stellen keinen Fortschritt in der Lösung stabiler und betriebssicherer
                              									Flugapparate dar.
                           Auf dem Gebiet der reinen Gleitflugapparatmodelle sind keine neuen aussichtsvollen
                              									Ideen verkörpert. Viele Konstrukteure haben recht viele Decke und allerlei kuriose
                              									Flächenformen geschaffen.
                           Wieder andere ersinnen neue Steuervorrichtungen und versuchen alle Steuerbewegungen
                              									durch Schrauben zu vollführen. Auch auf dem Stand der deutschen Flugtechniker sind
                              									wenig Modelle ausgestellt, die irgend einen besonderen Originalitätswert besitzen.
                              									Beachtung verdienen drei Schwingenfliegermodelle von Ludwig
                                 										Jahreis, Frankfurt a. M., da sie flugfähig hergestellt sind. Als sehr gut
                              									durchgearbeitet ist ein Eindecker, gebaut und entworfen von dem Maschinentechniker
                              										Firtzlaff zu bezeichnen, der in dem Stand der Frankfurter Automobiltechnischen Gesellschaft als
                              									flugfähiges Modell ausgestellt ist. Er kennzeichnet sich dadurch, daß an einem
                              									langgestreckten Rahmen seitlich zwei Tragflügel, vorn an der Rahmenspitze eine
                              									Schraube und hinten am Schwanz des Apparates ein Seitensteuer und ein Höhensteuer
                              									angebracht ist. Auf Grund des ausgestellten hübschen Modells fand sich ein
                              									westfälischer Industrieller, der mit dem Herrn Firtzlaff zusammen unter der Firma Firtzlaff
                              									& Timmermann eine Werkstätte zum Bau von
                              									Flugapparaten errichtet. Es scheint nunmehr durch die Erfolge eines Latham, Bleriot, Santos Dumont sicher zu stehen, daß
                              									der Eindecker das rationellste und schnellste Fahrzeug ist, trotz der guten
                              									Resultate der Wrights mit ihrem fraglos gut
                              									durchstudierten Zweidecker. Allein der Wright-Flieger
                              									muß heute bereits als überholt gelten, da ihm besondere Laufräder fehlen und der
                              									Abflug seines Apparates von einem Abfluggestell abhängig ist Die Zweidecker von Voisin & Ferber wurden
                              									von Anfang an mit Laufrädern versehen, und wenn auch durchschlagende Erfolge durch
                              									die eingetretene Gewichtsvergrößerung etwas hinausgezogen wurden, so ist dies mehr
                              									der geringeren Flugkunst der französischen Luftschiffer gegenüber der der
                              									beiden Amerikaner zuzumessen. Der allgemein anerkannte Grundsatz im Maschinenbau,
                              									daß jene Maschine am besten ist, die am wenigsten bewegte Maschinenteile enthält,
                              									trifft auch im Flugmaschinenbau zu.
                           Der Gleitflieger, insbesondere der Eindecker mit seinen starren Gleitflächen und
                              									seinen mit dem Motor direkt gekuppelten Schrauben ist, maschinentechnisch
                              									betrachtet, sehr einfach, viel einfacher wie das Automobil, so daß die
                              									Schraubenflieger und Schwingenflieger gar nicht dagegen aufkommen. Es dürfte sich
                              									vielleicht in kurzer Zeit folgende Standardtype aus den bestehenden Konstruktionen
                              									herausschälen.
                           Monoplan mit 30–40 qm Tragflächen, vielleicht teilweise zusammenklappbar
                              									eingerichtet. Motoren mit 30–50 PS, Gesamtgewicht des Apparates 200–300 kg,
                              									langgestreckter Rahmen zur Aufnahme des Motores, von zwei Mann Besatzung, der
                              									Laufräder und der Steuerorgane, bestehend in einem Seitensteuer und Höhensteuer, am
                              									Schwanzende angebracht, einem Kippsteuer oder Quersteuer durch Verdrehen seitlicher
                              									Zusatzflächen, sowie der Stabilisierflossen zur Erhaltung der Lage. Als
                              									Konstruktionsmaterial für die Gestellteile einer Flugmaschine scheint Stahl sich
                              									durchzusetzen. Holz und Aluminiumgestelle werden aber nicht ganz verschwinden, da
                              									z.B. die Holzschrauben von Chauvière & Wright sich als recht gut gezeigt haben. Am wenigsten
                              									geklärt ist die Stabilitätsfrage und in dieser Richtung bringen auch die in der
                              										„IIa“ ausgestellten Modelle keine Lösung. Die Stabilität in bezug auf das
                              									seitliche Kippen des Apparates ist bekanntlich sehr wichtig. An der Lösung dieser
                              									Frage hat nur der Ing. Weisenburger aus Offenbach a. M.
                              									gearbeitet, der ein Zweideckermodell baute, bei dem die maschinellen Organe und der
                              									Personensitz an dem Oberdeck pendelnd aufgehängt sind, derart, daß die
                              									Pendelbewegungen auf zwei Schrauben übertragen werden. Die Schraubenachsen werden in
                              									ihrer Winkelstellung derart geändert, daß die Schraube dem Kippen des Apparates, je
                              									nachdem er nach der einen oder anderen Seite abgelenkt wird, selbsttätig
                              									entgegenwirkt.
                           Daß die Zugkraft einer Luftschraube auch für andere Sportsfahrzeuge von Bedeutung
                              									sein kann, beweist ein ausgestellter Motorschlitten von Etrich, Wien, mit einer an der Rückseite des Schlittens angeordneten
                              									Schraube.
                           
                        
                           3. Motoren für
                                 									Luftschiffe.
                           Es ist bekannt, daß Flugapparate und Luftschiffe erst dann befriedigende Leistungen
                              									entwickelten, nachdem der Automobilbau den Weg im Bau leichter Motore gezeigt hatte.
                              									Ein gewerblicher Gasmotor mit etwa 300 kg Gewicht f. d. PS kam als Ballonmotor nie
                              									in Frage; erst als die Motorgewichte auf etwa 5 kg f. d. PS sanken (ein normaler
                              									Automobilmotor wiegt 8–10 kg f. d. PS), konnten genügend starke Motoren in
                              									Lenkballons eingebaut werden. Für Flugapparate ist aber auch ein Motorgewicht von 5
                              									kg f. d. PS noch zu schwer und Levavasseur in Paris war
                              									der erste, der vor etwa 4 Jahren das Gewicht eines 100 pferdigen Benzinmotors auf 1
                              									kg f. d. PS herabdrückte. Inzwischen hat man aber eingesehen, daß die zu leichte
                              									Bauart die Betriebssicherheit eines Motors gefährdet, und man geht neuerdings nicht
                              									unter 1,5 kg f. d. PS und läßt für Ballonmotore sogar 3–4 kg zu, obwohl kein Grund
                              									vorliegt für Flugapparate und Lenkballons Unterschiede zu machen und nicht auf der
                              									Basis von 1,5–2 kg f. d. PS genügend betriebssichere Motoren für beide
                              									Fahrzeuggattungen zu schaffen.
                           Die in der Tab. 2 gegebenen Abmessungen einiger bekannten leichten Motoren zeigen
                              									jedenfalls, daß man bestrebt ist, vielzylindrige, schnellaufende Maschinen zu bauen.
                              									In Frankreich befassen sich hiermit bereits einige Sonderfabriken, wie die Société Antoinette, Levavasseur, Farcot, Esnault-Pelterie,
                                 										Anzani usw., weniger stark die Automobilfabriken. Nur die französischen
                              									Automobilfabriken Clement-Bayard und Gobron Brillié sind mit leichten Motoren
                              									hervorgetreten. In Deutschland war das Interesse der Automobilfabriken für leichte
                              									Motoren größer. Werke, wie die Fahrzeugfabrik Eisenach,
                                 										Daimler Motorengesellschaft, Untertürkheim, Neue
                                 										Automobilgesellschaft, Berlin, Süddeutsche
                                 										Automobilfabrik Gaggenau, Automobilwerke Dürrkopp, Bielefeld, Adlerwerke vorm. Heinrich
                                 										Kleyer, Frankfurt a. M., haben den Bau leichter Motoren aufgenommen. Die
                              										Adlerwerke hatten zwei Motoren, einen Vierzylinder
                              									und einen Sechszylindermotor, ausgestellt, und ein Sechszylindermotor befindet sich
                              									im Betrieb. Er war mit einer Lichtdynamo gekuppelt und sei in folgendem etwas näher
                              									beschrieben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 26
                              Fig. 5.
                              
                           Ein besonders bemerkenswertes Konstruktionselement des Adlermotores bildet zunächst
                              									der Zylinder. Wie aus Fig. 5 ersichtlich, ist der
                              									Zylinder samt Zylinderkopf und Ventilkammern B–B aus
                              									geschmiedetem Stahl hergestellt. Durch zweckmäßige Ventilanordnung ist diese
                              									Ausbildung aus einem Stück möglich geworden.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Erbauer
                                 PSnominell
                                 AnzahlderZylinder
                                 Zylind.-Durchm.in mm
                                 Hubmm
                                 Umdreh.i. d. Min.
                                 Gewichtkg
                                 
                              
                                 
                                    Gaggenau
                                    
                                 200
                                 8
                                 165
                                 160
                                 12/1400
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Körung
                                    
                                   72
                                 8
                                 116
                                 126
                                 1400
                                 200
                                 
                              
                                 
                                    Antoinette
                                    
                                 40/50
                                 8
                                 105
                                 105
                                 1500
                                 280
                                 
                              
                                 
                                    Farcot
                                    
                                 8/10
                                 2
                                   80
                                   90
                                 1500
                                   25
                                 
                              
                                 
                                    Farcot
                                    
                                 8/15
                                 2
                                 105
                                 120
                                 1400
                                   32
                                 
                              
                                 
                                    Farcot
                                    
                                   30
                                 8
                                   80
                                   90
                                 1500
                                   65
                                 
                              
                                 
                                    Clement-Bayard
                                    
                                 180
                                 6
                                 155
                                 185
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Adler
                                    
                                 100
                                 6
                                 115
                                 135
                                 12/1400
                                 220
                                 
                              
                                 Palous & Beuse
                                 301
                                 4
                                 100
                                 130
                                 1500
                                   60
                                 
                              
                           Durch die Anordnung beider Ventile in dem Zylinderkopf wird jegliche Zerklüftung und
                              									Unterteilung des Explosionsraumes vermieden, wodurch die Leistung der Maschine eine
                              									entsprechende Steigerung erfährt. Der Stahlzylinder ist mit dem Kühlmantel C aus Kupferblech umgeben, der in der Mitte
                              									Ausgleichwellen gegen Wärmeausdehnungen besitzt. Das Wasser umspült den ganzen
                              									oberen Teil des Zylinders und die beiden in dem Zylinderkopf befindlichen
                              									Ventilkammern B–B. Der Wassereintritt erfolgt unten am
                              									Kühlmantel, während der Austritt an der höchsten Stelle des Zylinderbodens liegt,
                              									wodurch jede schädliche Dampfbildung innerhalb des Wasserraumes vermieden wird. Die
                              									Anschlußstutzen D sind zugleich als Lagerböcke für eine
                              									über die ganze Zylinderreihe sich erstreckende Welle E
                              									ausgebildet, auf der die Balanzierhebel F zur
                              									Betätigung der Ventile G schwingen. Beide Ventile
                              									sitzen in besonderen Ventilkörben H, die durch die
                              									Mutter J verschraubt sind. Durch Abnahme der Mutter J kann das Ventil samt Ventilkorb herausgenommen und
                              									ausgetauscht werden; diese Ventilauswechslung ist deshalb in sehr kurzer Zeit
                              									möglich. Der Zylinder ist so gestaltet, daß bei einem eventuellen Ventilbruch das
                              									Bruchstück nicht in den Zylinder fallen kann. Die Bewegung sämtlicher Ventile
                              									erfolgt von der Nockenwelle K aus, und zwar wird die
                              									Bewegung auf Stössel L, Stange M und Balancier J übertragen; der
                              									doppelarmige Balancierhebel wirkt auf das Ventil G. Um
                              									den Ventilkorb mit Ventil herausnehmen zu können, wird der Balancier im Scharnier
                              									von der Stoßstange M gelöst und nach Abnahme eines
                              									federnden Stahlringes, der den Balancierhebel auf der Welle achsial sichert, zur
                              									Seite geschoben. Das Motorengehäuse besteht aus dem Oberteil N und dem Unterteil O: das Oberteil bildet
                              									den eigentlichen Tragkörper und trägt die Hauptlager P
                              									für die Kurbelwelle; sie ist siebenfach gelagert. Im Vorderteil sind in einem
                              									Räderkasten die Antriebsräder untergebracht. Die Kurbelwelle überträgt durch
                              									Zahnräder die Bewegung auf die Steuerwelle, mit der die Wasserpumpe direkt gekuppelt
                              									ist. Eine von der Steuerwelle ebenfalls angetriebene Parallelwelle dient zum Antrieb
                              									des Magnetapparates. Der Räderkasten ist nach vorn durch einen Deckel abgeschlossen,
                              									an dem die Wasserpumpe Q montiert ist. Sämtliche Räder
                              									sind eingekapselt und arbeiten ständig in einem Oelbad, was einen ruhigen Gang und
                              									geringsten Verschleiß zur Folge hat.
                           Zur Zündung dient ein Bosch-Magnetapparat, Type HD für Sechszylindermotoren, der mit ¾ Umdrehungszahl
                              										der Kurbelwelle
                              									läuft. Der für Luftschiffzwecke besonders leicht gebaute Apparat ist mit dem
                              									Verteiler R versehen; dieser Verteiler ist mit der
                              									Oelpumpe S auf gemeinsamer Welle montiert und wird
                              									durch Schraubenräder von der Steuerwelle aus getrieben. Die Zündleitung ist
                              									übersichtlich verlegt, alle Anschlußklemmen sind isoliert; auch die Zündkerzen sind
                              									mit Schutzkapseln umgeben, um jede Funkenbildung zu vermeiden. Es kommt die von den
                              										Adler-Automobilmotoren übernommene patentierte
                              									Zirkulationsschmierung zur Anwendung. Das Motorgehäuseunterteil ist in der bekannten
                              									Weise als Oelbehälter ausgebildet. Das untere Räderpaar der Doppelpumpe S entnimmt das Oel dem Siebraum des Motorunterteiles
                              									und preßt es nach einem Verteilerrohr, von wo aus es den einzelnen Schmierstellen
                              									des Motors unter Druck zugeführt wird. Von dem oberen kleineren Zahnradpaar fließt
                              									das Oel nach dem Schauglas, wo sein Stand jederzeit das richtige Funktionieren der
                              									Schmierung anzeigt. Sobald der Oelspiegel unter das Niveau der oberen Oelpumpe
                              									gesunken ist, bleibt der Oelstrahl im Schauglas aus und zeigt damit den Zeitpunkt
                              									zur Nachfüllung an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 27
                              Fig. 6.
                              
                           Die Zirkulation des Wassers wird durch die am vorderen Gehäusedeckel angebrachte
                              									Zentrifugalpumpe Q bewirkt. Der Kühler ist auch hier
                              									nach der Konstruktion der Adler-Automobilkühler
                              									ausgebildet und besteht aus flachen, vertikalen Rohren von sehr geringer Wandstärke,
                              									die durch Querrippen versteift werden. Die Kühlung wird durch einen kräftigen
                              									Ventilator, der von der Kurbelwelle aus mittels eines Flachriemens angetrieben wird,
                              									unterstützt. Durch exzentrische Lagerung des Ventilators ist der Ventilatorriemen
                              									nachstellbar. An den Auspuffstutzen ist der Auspufftopf direkt mit kurzen
                              									Anschlußrohren angebracht. Er ist mit einem Kühlmantel versehen, so daß keine
                              									schädliche Erhitzung des Auspufftopfes entstehen kann. Der Vergaser ist als
                              									Zentralvergaser ausgebildet und direkt an das Saugrohr angehängt (s. Fig. 6). Die Zuführung der Hauptluft und der
                              									Zusatzluft erfolgt zentral, so daß infolge der geringen Saugwiderstände eine gute
                              									Motorleistung erzielt wird. Die Regulierung des ganzen Motors wird von einem
                              									Regulatorbock aus bewirkt, an dem sich die verschiedenen Regulierorgane befinden und
                              									zwar die Hebel zur Einstellung der Vergaserdrossel, zur Verstellung der Zusatzluft
                              									und zur Verstellung der Zündung. An der Säule des Regulierbockes ist außerdem das
                              									Schauglas zur Oelkontrolle angebracht.
                           Nicht allein Automobilfabriken, sondern auch einige andere deutsche Firmen befassen
                              									sich mit dem Bau von leichten Luftschiffmotoren, so Ing. Schneeweis, Frankfurt, Ing. Bucherer, Köln,
                              										Palous & Beuse,
                              									Berlin, ferner stellte auch die belgische Firma, Pipewerke
                                 										Brüssel, einen leichten Motor aus. Man kann im großen und ganzen sagen, daß
                              									sich die deutschen Konstrukteure bei dem Bau leichter Motoren vor Entgleisungen
                              									hüteten. Sogenannte Sternmotoren, wie sie E. Rumpler in
                              									D. p. J. 1909, Bd. 324 S. 7 beschrieb, sind auf der „IIa“ nicht ausgestellt.
                              									Es soll davon abgesehen werden, alle auf der „IIa“ ausgestellten Motoren zu
                              									beschreiben, besonders weil die Motoren einander sehr ähnlich sehen; nur die
                              									Leitsätze sollen kurz bezeichnet werden, die von unseren deutschen Konstrukteuren im
                              									Bau von Flugschiffmotoren befolgt wurden. Die auf der „IIa“ ausgestellten
                              									deutschen Luftschiffmotoren unterscheiden sich meist dadurch von Automobilmotoren,
                              									daß man die Umlaufzahlen gesteigert hat. Umdrehungen von 14–1800 i. d. Min. und
                              									Kolbengeschwindigkeiten bis zu 6 und 7 m i. d. Sek. gelten als zulässig. Es werden
                              									viele kleinere Zylinder an Stelle eines oder mehrerer großer Zylinder angewendet
                              									(vielfach acht Zylinder statt vier Zylinder) und bei Körting-Motoren je vier Zylinder einander gegenübergesetzt. Durch
                              									entsprechende Zündungsreihenfolge erhält man z.B. bei acht Zylindermotoren ein
                              									konstantes Drehmoment und ein schweres Schwungrad wird entbehrlich. Die
                              									Luftschiffmotoren sind gewöhnlich mit den Luftschrauben starr gekuppelt, und der
                              									Motor ist gewöhnlich voll belastet, im Gegensatz zum Automobilmotor, der
                              									vorübergehend beim Bergfahren gänzlich entlastet arbeitet.
                           Bei der von Levavasseur mit Erfolg angewendeten
                              									Bauweise, vier Zylinder einander gegenüber anzuordnen, ergeben sich kleine
                              									Kurbelgehäuseabmessungen. Die Steuerung der Saugventile und Auspuffventile wird
                              									hierbei meist durch eine einzige Welle bewirkt, und bei manchen Motoren (von Farcot, Esnault-Pelterie) wird sogar das Auspuff- und
                              									Saugventil eines jeden Zylinders von einem gemeinsamen Stössel gesteuert. Man
                              									beansprucht alle Motorenorgane etwas höher als bei Automobilmotoren und verwendet
                              									Baustoffe, die diesen höheren Beanspruchungen gewachsen sind. Pleuelstangen,
                              									Kurbelwellen, Steuerwellen, Zahnräder, Ventile und Stoßstangen sind gewöhnlich aus
                              									einem hochwertigen Chromnickelstahl, wie er von mehreren Stahlwerken, insbesondere
                              									von der Bismarckhütte in Oberschlesien, erzeugt wird.
                              									Bei leichten Motoren sieht man möglichst von Gußteilen ab und fertigt tunlichst alle
                              									Teile aus dem Vollen. Die etwas teuere Bearbeitung, wie Ausbohren von Kurbelwellen
                              									und Erleichterungslöcher an Pleuelstangen usw., wird dabei in Kauf genommen, soweit
                              									man dadurch in der Lage ist, mit Sicherheit dünnwandige Werkstücke zu erzeugen. An
                              									Stelle gegossener Zylinder verwendet man vielfach einen oben geschlossenen Zylinder,
                              									den man innen und außen bearbeitet, und setzt besondere Kühlmäntel aus Kupferblech
                              									auf (s. Adler-Motor). An Stelle der Gleitlager mit
                              									ihrer hohen Reibungsarbeit treten möglichst Kugellager, die nicht allein den
                              									mechanischen Wirkungsgrad verbessern, sondern auch weniger Schmiermittel bedürfen
                              									und nicht warm laufen. Vielfach wird der Zylinder nicht durch Wasser, sondern auch durch
                              									Luft gekühlt, wodurch sich besondere Kühlapparate erübrigen, obwohl im allgemeinen
                              									die Wasserkühlung besser ist. Die Betriebsbedingungen bei Flugschiffmotoren sind
                              									etwas anders als bei Automobilmotoren, da die Flugschiffmotoren mit starr
                              									gekuppelten Schrauben stark belastet sind und ferner die Leistung der Motore
                              									schwankt. In einer Höhe von 5000 m leistet z.B. ein 33 PS-Motor nur noch die Hälfte,
                              									außerdem herrscht in großen Höhen eine starke Kälte und das Wasser in
                              									wassergekühlten Motoren sowie das Oel in den Oelleitungen kann leicht gefrieren. Ein
                              									Luftschiffmotor muß so gebaut sein, daß er auch in stark geneigter Lage noch
                              									arbeitet. Die Militär-Luftschiffabteilung schreibt vor, daß der Motor bei 20°
                              									Neigung noch tadellos arbeitet, weshalb das Untergehäuse eines Motors entsprechend
                              									auszubilden ist. Wenn das Oel durch Pumpen unten abgepumpt, in eine tiefer gelegene
                              									Sammelschale geleitet und von da wieder in den Zylinderraum geführt wird, kann es
                              									bei geneigter Lage des Gehäuses nicht den einen oder anderen Zylinder überschwemmen.
                              									Die Konstruktion von leichten Flugschiffmotoren kann noch nicht als
                              									abgeschlossen gelten, da einerseits durch hochwertige und doch leichte Baustoffe,
                              									wie Aluminium-Magnesiumlegierungen, durch explosionskräftigere Brennstoffe,
                              									vielleicht auch durch Verbesserungen der Triebwerke noch mancher Fortschritt zu
                              									erhoffen ist.
                           Im allgemeinen hat man keine Neigung, den Viertaktmotor zu verlassen und den
                              									Zweitaktmotor zu pflegen, und auch von Gasturbinen kann zurzeit noch nichts erwartet
                              									werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß man den Wirkungsgrad der leichten
                              									Viertaktmotoren, bei denen heute 22 v. H. der Kalorien, die bei Anwendung von
                              									Leuchtbenzin von 680–700 spez. Gewicht gewonnen werden, weiter verbessert. Es gehen
                              									heute etwa 78 v. H. (38 v. H. durch die Auspuffgase und 38 v. H. durch die
                              									Wasserkühlung) verloren. Es ist wohl noch möglich, die Kühlungsverluste zu
                              									reduzieren und durch gute Zündapparate und verbesserte Vergaser eine bessere
                              									Verbrennung der flüssigen Brennstoffe zu erzielen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)