| Titel: | Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main 1909. | 
| Autor: | August Bauschlicher | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 39 | 
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                        Die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in
                           								Frankfurt a. Main 1909.
                        Von August Bauschlicher, Zivilingenieur,
                           									Frankfurt a. Main.
                        (Fortsetzung von S. 28 d. Bd.)
                        Die internationale Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt a. Main
                           								1909.
                        
                     
                        
                           4. Baustoffe und Einzelteile für
                                 										Flugschiffe.
                           Die leichten Flugfahrzeuge bedürfen bekanntlich hochwertiger Baustoffe von möglichst
                              									geringem Gewicht. An Stelle von Kohlenstoffstahlen verwendet man legierte Stahle wie
                              									Chromnickelstahl oder Nickelstahl, statt des gewöhnlichen Kupferaluminiums
                              									vorteilhafte Aluminium-Magnesium-Legierungen. Diese hochwertigen Baustoffe sollen
                              									nicht allein zäher und fester sein, sondern sich auch noch durch ein gleichmäßiges
                              									Gefüge auszeichnen, so daß sie auch bei stärkster Belastung im Laufe der Jahre keine
                              									Ermüdungserscheinungen zeigen.
                           In Tab. 3 sind die auf der „Ila“ ausgestellten Konstruktionsstahle der Bismarckhütte aufgeführt, deren Nickel- und
                              									Nickelchromstahle an erster Stelle stehen, insbesondere da diese Stahle durch einen
                              									Härteprozeß, Vergüten, auf außerordentlich hohe Festigkeiten bis zu 200 kg/qmm gebracht
                              									werden können.
                           Besonders bemerkenswert für die Eigenschaften der Nickelchromstahle ist der Umstand,
                              									daß sie gegen Vibrationsbeanspruchungen großen Widerstand besitzen und nicht wie
                              									Flußeisen, Gußstahl und Kohlenstoffstahle unter dem Einfluß von Vibrationen im Laufe
                              									der Jahre brüchig werden, was eine Gefahr für die so außerordentlich angestrengten
                              									Teile der Flugapparate und Luftschiffmotore bedeutet.
                           In Tab. 4 sind unter 1–4 die Eigenschaften der auf der „IIa“ ausgestellten
                              									Aluminium-Magnesium-Legierungen der Chemischen Fabrik
                                 										Griesheim-Elektron, und Aluminiumlegierungen unbekannter Zusammensetzung
                              									von Basse & Sehe in
                              									Altona, der Dürener Metallwerke A.-G. in Düren in
                              									Rheinland und Bronzen von Jul. Pintsch A.-G., Frankfurt
                              									a. M. sowie unter 5 die einiger bekannten Bronzen zusammengestellt. Es sei hierzu
                              									folgendes bemerkt:
                           Das Elektronmetall (Tab. 4 Nr. 1), eine Legierung von Aluminium mit Magnesium und
                              									einigen Fremdmetallen, besitzt ein spezifisches Gewicht von etwa 1,8, und dabei ist
                              									dessen Festigkeit größer wie bei den bisher bekannten Aluminiumlegierungen. Durch
                              									entsprechendes Pressen, Ziehen und Walzen wird die Festigkeit des
                              									Elektronmetalls noch entsprechend erhöht, und es ist interessant, daß bei einem
                              									Motorgehäuseoberteil für einen 24pferdigen vierzylindrigen Motor, das einmal aus
                              									Kupferaluminium und einmal aus Elektronmetall gegossen wurde, 11,5 kg gespart
                              									wurden. Das Kupferaluminiumgehäuse wog 33 kg, das Elektronmetallgehäuse nur 21,5
                              									kg.
                           Die Erzeugung leichter Aluminium-Magnesium-Legierungen von 1,8–2 spez. Gewicht wird
                              									auch noch von anderen Firmen beabsichtigt. Deren weitgehende Anwendung wird davon
                              									abhängen, daß der relativ hohe Marktpreis von 8–9 M. f. d. kg noch etwas reduziert
                              									wird.
                           Die Firma Basse & Selve
                              									in Altena in Westfalen hat Aluminiumlegierungen von einem spez. Gewicht von 2,8
                              									ausgestellt, die im Vergleich zu den bisher bekannten Aluminiumlegierungen ebenfalls
                              									eine Erhöhung der Festigkeit aufweisen (Tab. 4 Nr. 2). Besonders durch die
                              									Bearbeitung, Walzen und Ziehen zu Rohren und Profilen, sind erhebliche Festigkeiten
                              									erzielt. Neuerdings beschäftigt sich diese Firma auch mit der Herstellung von
                              									Leichtmetallen mit einem spez. Gewicht von 1,8-2 und beabsichtigt mit derartigen
                              									Fabrikaten sehr bald auf den Markt zu treten.
                           Geradezu überraschend sind aber die Festigkeiten des Duraluminiums der Dürener Metellwerke in Düren in Rheinland (Tab. 4 Nr.
                              									3), das bei 2,8 spez. Gewicht Festigkeiten bis zu 57 kg aufweist bei allerdings nur
                              									2,5 v. H. Dehnung. Es ist aber auch Material mit 42 kg Festigkeit und 20 v. H.
                              									Dehnung ausgestellt. Mit solchen Festigkeiten gelangt man beinahe auf die
                              									Festigkeiten der Siemens-Martin-Stahle, Eigenschaften,
                              									die man von dem Aluminium nie erwartet hätte. Das ausgestellte Duraluminium wurde in
                              									Form von Bändern, Stangen, Drähten und Blechen gebracht. Die harten Aluminiumbleche
                              									unterscheiden sich fast nicht von naturharten Stahlblechen. Besondere Zahlenreihen
                              									zeigen die Veränderung der Eigenschaften beim Auswalzen der Bleche von 7 auf 2 mm
                              									Dicke.
                           
                           Unter Nr. 5 sind in Tab. 4 die Eigenschaften hochwertiger Bronzen der Firma Julius Pintsch A.-G. in Frankfurt a. M. aufgeführt,
                              									welche Firma unter anderem auf der „IIa“ schmiedbare Rübel-Rronzen mit außerordentlich hoher Festigkeit ausstellte (s. Tab. 4
                              									Nr. 4), und es ist insbesondere die schmiedbare Bronce von 55,8 kg Festigkeit und
                              									28,8 v. H. Dehnung von Interesse. Diese Bronzen sind nach einem patentierten
                              									Verfahren erzeugt.
                           Was nun die Anwendungsfähigkeit vorgenannter hochwertiger Materialien betrifft, so
                              									sei erwähnt, daß die Nickelchromstahle insbesondere für Kurbelwellen, Steuerwellen,
                              									Ventile, Pleuelstangen, Zahnräder, vielfach auch für Zylinder zur Anwendung
                              									gelangen, und es muß bemerkt werden, daß trotz der Fortschritte auf dem Gebiete der
                              									Aluminiumlegierungen die hochwertigen Stahle gegenüber Aluminium Vorteile bieten.
                              									Aluminium bleibt stets ein sprödes Metall, dessen Bruchgefüge immer etwas
                              									kristallinisch ist und vergütete Konstruktionsstahle haben trotz des hohen Gewichtes
                              									ein Plus an Festigkeit, d.h. ein relativ günstigeres Konstruktionsgewicht.
                           Aluminium eignet sich weniger für hochbeanspruchte Teile des Motors, sondern mehr für
                              									gegossene Teile, wie Motorgehäuse und in Form von Blechen, gezogenen Profilen und
                              									Rohren für Propeller, Gondeln, Gerüste für starre Luftschiffe usw. Für das Zeppelin-Luftschiff mit einem Gesamtgewicht von 11000
                              									kg für die mechanischen Organe, Gondeln und das Aluminiumgerüst ist es sehr wichtig,
                              									wenn durch Anwendung der leichten Aluminium-Magnesium-Legierungen etwa 3–4000 kg
                              									gespart werden, die eben dann den nutzbaren Auftrieb, stärkeren Motoren oder der
                              									Beförderung einer großen Anzahl von Personen zugute kommen. Graf Zeppelin wird für eines der nächsten Luftschiffe das
                              									Elektronmetall versuchsweise verwenden.
                           Der Aluminiumbedarf für die Luftschiffahrt wird nicht unbedeutend sein. Er kann aber
                              									ohne Schwierigkeiten gedeckt werden, da das Rohmaterial hierzu – die Tonerde –
                              									in unbegrenzten Mengen auf der ganzen Erde vorkommt.
                           Die Darstellung des Aluminiums erfolgt bekanntlich im elektrischen Ofen, wo ein
                              									Gemenge von Kohle und Tonerde dem elektrischen Lichtbogen ausgesetzt wird. Der
                              									Sauerstoff der Tonerde verbindet sich dann mit der Kohle CO2, während Aluminium frei wird. Die billige
                              									Herstellung von Aluminium ist von guten Rohstoffen (möglichst wenig durch andere
                              									Mineralien verunreinigte Tonerde) und von billiger Kraft abhängig. Die Erzeugung von
                              									Aluminium empfiehlt sich daher besonders in Gegenden, wo billige Wasserkraft zur
                              									Verfügung steht, wie Baden, Bayern, Schweiz, Rhonetal, Pyrenäen.
                           Die hochwertigen Bronzen spielen keine allzu große Rolle im Luftschiffbau, da sie
                              									höchstens für Lagerschalen und für hochbeanspruchte Armaturteile des Motors wie
                              									Flanschen und Verschraubungen für Wasserleitungen in Betracht kommen. Immerhin wird
                              									die wenig oxydierende Bronze vielfach an Stelle von Stahlgußteilen verwendet werden,
                              									da die exponierten Teile der allen Witterungsunbilden ausgesetzten Luftschiffe nicht
                              									gerne aus stark rostenden Baustoffen wie Stahl und Eisen gefertigt werden.
                           Auf der „IIa“ waren auch noch Baustoffe gewöhnlicher Art ausgestellt, deren
                              									Hochwertigkeit mehr durch verbesserte Arbeitsverfahren erzielt wurde.
                           So stellte beispielsweise die Rheinische Metallwaren- und
                                 										Maschinenfabrik Düsseldorf viereckige, elliptische und runde Rohre aus, die
                              									nach dem Ehrhardschen Preßverfahren hergestellt sind.
                              									Dasselbe besteht bekanntlich darin, daß ein Stempel unter hohem Druck in einen
                              									glühenden Stahlblock eingeführt wird, wodurch Vorprodukte in Form einseitig offener
                              									Hohlkörper entstehen, die dann auf Ziehbänken zu dünnwandigeren Röhren weiter
                              									verarbeitet werden.
                           Tabelle 3.
                           Hochwertige Konstruktionsmaterialien der Bismarckhütte, Oberschlesien.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 40
                              Marke; Art; Zustand bei;
                                 										Verwendung; Prüfung; Festigkeit; Streckgrenze; Dehnung v. H.;Verwendungszweck;
                                 										Nickelchromstahl; Nickelstahl; Nickelmanganstahl; Einsatzhärtung; ungehärtet;
                                 										Oelhärtung; Für durch starken Reibungsdruck oder starke Stöße beanspruchte Teile
                                 										wie Nocken, Rollen, Zahnräder usw. Ferner zu höchst beanspruchten Wellen,
                                 										Spindeln usw.; Auch zu auf Biegung beanspruchte Hebeln, Zapfen usw.; Zu hoch
                                 										beanspruchten Wellen, Kurbelwellen, Zapfen usw.; Zu auf Druck höchst
                                 										beanspruchten Teilen; Zu höchst beanspruchten Federn; Zu in hoher Temperatur und
                                 										zu in Wasser oder Dampf arbeitenden Teilen (der Stahl ist rostsicher). Ferner zu
                                 										Teilen, welche antimagnetisch sein müssen.
                              
                           
                           Des ferneren trat auch die Firma S. & W. Frank in Frankfurt a. M. mit einem neuen Verfahren
                              									auf den Markt, nach dem Fassonteile, Profile, Hohlröhren direkt gegossen werden
                              									können. Das Metall wird unter hohem Druck in Formen gespritzt und bis zum Erkalten
                              									unter Druck gehalten, wodurch es sehr verdichtet wird. Die nach diesem Verfahren
                              									hergestellten Gegenständen weisen fast dieselben Fertigkeitseigenschaften auf wie
                              									gezogene Profile und Stäbe.
                           Soweit wären die auf der „IIa“ ersichtlichen Fortschritte auf dem Gebiete der
                              									Metalle und Legierungen beschrieben.
                           Wenn nun auch die Fortschritte auf dem Gebiete der Metallveredlung sehr groß sind, so
                              									ist dennoch die Frage unentschieden, ob nicht Baustoffe organischer Herkunft wie
                              									Hölzer und Papierstoffe für Flugfahrzeuge nicht ebenso geeignet sein können wie
                              									hochwertige Metalle. Amerikanisches Fichtenholz, Weidenholz und Bambusrohre sind
                              									bekanntlich ein sehr gutes, stark federndes Konstruktionsmaterial, und man
                              									macht die Gestelle für Flugapparate vielfach aus vorgenannten Holzarten. Auch der
                              										Schütte-Ballon, von Heinrich Lanz in Mannheim gebaut, ebenso ein von Oberbaurat Rettig hergestelltes Ballongerippe, ist aus Holz
                              									gefertigt. Die Zukunft wird lehren, ob diese Baustoffe fest genug sind.
                           Wenn auch Holz im Verhältnis zu seiner Festigkeit leichter wie Aluminium ist, so
                              									bestehen doch mancherlei Bedenken gegen dessen Verwendung. Es ist hykroskopisch und
                              									fault trotz bestem Anstrich. Es schwindet und quillt unter dem Einfluß veränderten
                              									Feuchtigkeitsgehaltes, wodurch oft Zusatzspannungen unter den einzelnen Gliedern
                              									auftreten, die die Festigkeit eines Holzkörpers wewentlich herabmindern.
                           Auch in der Gestaltung von Hölzern zu Gestellteilen und Gerüsten ist zu beachten, daß
                              									dieselben nur in der Faserrichtung hinreichend fest sind, und eine beliebige
                              									Querschnittsgestaltung wie bei Metallen ist bei Hölzern nie zu erreichen.
                           Tabelle 4.
                           Eigenschaften der Leichtmetalle und Bronzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 41
                              
                                 
                                 Vergleichswerte: Kupfer = 8,9; Schmiedeisen = 7,8;
                                    											Kupfer-Aluminium-Legierungen = 2,9–3.
                                 
                              Nr.; Aussteller; Material;
                                 										Bearbeitungszustang; spez. Gewicht; Zugfestigkeit; Dehnung v. H.; Streckgrenze;
                                 										Härtezahl nach Brinell; hemische Fabrik Griesheim-Elektron; Basse & Selve in
                                 										Altena in Westfalen; Dürener Metallwerke A.-G. Düren; Jul. Pintsch A.-G.,
                                 										Fankfurt a. M.; Eigenschaften bekannter Bronzen; Elektronmetall;
                                 										Aluminium-Legierung; Duraluminium von A. Wilhelm, Berlin-Schlachtensee;
                                 										Rübel-Bronze; Kanonenbronze; Stahlbronze; Phosporbronze; Marinemetall;
                                 										Münzmetall; Deltametall; Rotguß; Messing; gegossen; verdichtet; gewalzt; Rohre;
                                 										Profile; Blech, normalhart, bei Dicke in mm; Draht; Bleche, sehr hart bei Dicke
                                 										in mm; gegossen, hart; gegossen, normal; geschmiedet; getempert; gezogen.
                              
                           
                           Hermann Basse in Holtensen in Hannover versuchte
                              									zwar Holz in Verbindung mit Kork als Konstruktionsmaterial zu verwenden und im
                              									Stande des Vereins Deutscher Flugtechniker in der
                              										„IIa“ sind sogenannte Korksperrhölzer von viereckiger oder rechteckiger
                              									Querschnittsform ausgestellt, bei denen eine aus mehreren Teilen zusammengeleimte
                              									Holzröhre mit Kork ausgefüllt ist. Das spez. Gewicht dieser Korksperrhölzer beträgt
                              									0,25. Ob aber Kork das richtige Füllmaterial ist, muß bei dessen hoher Elastizität
                              									bezweifelt werden. Der Kork bietet nur während des Verleimens ein gewisses
                              									Stützmaterial für die aus mehreren Stücken zusammengesetzten Hohlröhren.
                           Dr. Wagner und Karl von
                                 										Radinger schlagen in einer auf der „IIa“ ausgegebenen Broschüre
                              									einen nach einem neuen Verfahren hergestellten Papierstoff, „Papyrolin“
                              									genannt, für die Zwecke des Luftfahrzeugbaues vor. Sie wollen Papierstoffe zwirnen
                              									und gezwirnte Papiere zu Platten, Profilen oder Rohren vereinigen, unter Anwendung
                              									einer Binde- und Imprägniersubstanz. Das spez. Gewicht dieses Papierstoffes soll
                              									0,75 betragen und für Torpedoboote schon mit Erfolg verwendet worden sein.
                           Zur Verstärkung des Stoffes schlagen die beiden Konstrukteure das Einlegen von
                              									Drähten in die Papiermasse vor. Die Reißfestigkeit des Papierstoffes soll etwa 7 kg/qmm betragen.
                              									Für Verkleidungszwecke, für Gondeln und Gerüste, vielleicht auch für manche
                              									Gestellteile, dürfte sich vielleicht das Papyrolin eignen. Immerhin haftet den
                              									Baustoffen organischer Herkunft die üble Eigenschaft an, daß die Pflanzenfasern im
                              									Laufe der Jahre teilweise unter der Einwirkung des Wassers und auch durch den
                              									Luftsauerstoff zerstört werden. Metalle werden daher eine grundsätzliche
                              									Ueberlegenheit über Hölzer und Papierstoffe behalten, da deren Gefüge keinen
                              									chemischen Aenderungen unterworfen ist.
                           Ein für die Ballonschiffe recht wichtiger Baustoff sind auch die Ballonstoffe. Die
                              									früher oft angewendete Rohseide wird, weil sie zu brüchig und zu teuer ist, fast gar
                              									nicht mehr angewendet. Sie ist durch die gummierten Baumwollstoffe vollständigt
                              									verdrängt worden. Für Freiballons werden meist gummierte, einfache Baumwollstoffe
                              									verwendet, für unstarre Luftschiffe (Bauart Parseval) zwei- bis dreifache
                              									Ballonstoffe bis zu 490 g Gewicht f. d. qm und einer Reißlänge bis zu 3400 m.
                           Die Continental-Gutta-Percha & Cautchouc Co. in Hannover, Franz Clouth in Köln, Metzler & Co. in München, ferner auch die Mitteldeutsche
                              									Gummiwarenfabrik von Louis Peter in Frankfurt a. M.
                              									stellten Ballonstoffe aus, über die im übrigen nichts anzumerken ist. Für Aeroplane
                              									bringt Franz Clouth einen gefirnisten Baumwollstoff auf
                              									den Markt, der zwar nicht so gasdicht wie gummierter Stoff ist, aber für
                              									Flugapparate, bei denen die Durchlässigkeit der Stoffe nicht so in Betracht kommt
                              									wie bei Ballons, sondern mehr deren Witterungsbeständigkeit, scheint der Firnis
                              									vollkommen zu genügen.
                           Ich habe ebenfalls auf dem Gebiete der Ballonstoffe Versuche angestellt, indem ich
                              									gummierte Stoffe mit dünner Aluminiumfolie überzog. Es ist mir gelungen,
                              									Aluminiumfolien von 0,04–0,01 mm herzustellen. Dieselben sind ziemlich gut mit dem
                              									Baumwollstoff zu verbinden. Derartige Stoffe wären fraglos sehr gasdicht und böten
                              									auch einen vorzüglichen Witterungsschutz. Sie vertragen aber kein mehrfaches
                              									Einknicken und sind daher für Freiballons nicht zu gebrauchen. Metallbelegte Stoffe
                              									kämen nur für starre Luftschiffe oder für Flugapparate in Betracht, bei denen die
                              									Stoffe über starre Rahmen gezogen werden. Sie haben noch den Vorzug, daß die glatte
                              									Metalloberfläche den Luftwiderstand ganz erheblich reduziert.
                           Damit sind die bemerkenswertesten Baustoffe, welche die Industrie für die Zwecke des
                              									Luftschiffbaues auf den Markt gebracht und in der „IIa“ ausgestellt
                              									hatte, aufgeführt. Fraglos beeinflussen derartige hochwertige Erzeugnisse die
                              									Entwicklung der Luftschiffahrt außerordentlich und tragen zur erhöhten
                              									Betriebssicherheit der einzelnen Bauteile wesentlich bei.
                           Bei keiner Maschine ist eine gut durchgearbeitete Konstruktion so wichtig, wie gerade
                              									im Flugschiffbau. Haben doch die letzten tragischen Ereignisse bei dem französischen
                              									Lenkballon „La République“ bewiesen, wie gefährlich eine ungenügend feste
                              									Schraube für die Hülle eines Ballons werden kann. Wie oft versagen heute die
                              									Flugmotore, nicht etwa infolge grundsätzlicher Konstruktionsfehler, sondern infolge
                              									oft an sich gar nicht bedeutender Fehler an dem Kurbelantrieb, an den
                              									Zündungsvorrichtungen usw. Wenn allerdings ein Motor infolge eines Zylinderdefektes
                              									still steht, so gehört dies schon zu den größeren Fehlern. Soweit Guß für Zylinder
                              									angewendet wird, ist es nicht verwunderlich, wenn dieselben springen, zumal man
                              									meist die Wandungen außerordentlich dünn herstellt (bis 4 mm). Sind
                              									unkontrollierbare Fehler beim Ausbohren des Zylinders vorgekommen, ist z.B. auf
                              									einer Seite des Zylinders die Wandstärke zu dünn, auf der anderen Seite entsprechend
                              									dick, so lassen sich Zylinderbrüche leicht erklären. Man geht daher auch in der
                              									Herstellung von Zylindern mehr und mehr zu hochwertigem Material und zur gänzlichen
                              									Bearbeitung aller Zylinderstellen über.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 42
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 42
                              Fig. 8.
                              
                           In Fig. 7 ist ein Zylinder dargestellt, wie ihn Ing.
                              										E. Rumpler in Berlin für seine Luftschiffmotoren
                              									anwendet. Der Motor kennzeichnet sich dadurch, daß das Auspuffventil mit dem
                              									Saugventil vereinigt ist und in den zylindrischen Hals des Zylinders eingeschraubt
                              									wird. Dadurch ergibt sich eine sehr einfache Zylinderform, und es ist lediglich eine
                              									unten und oben offene Stahlhülse herzustellen, um die ein Blechmantel gelegt wird.
                              									Diese Zylinderhülse kann in bequemer Weise außen und innen bearbeitet weiden.
                           Auf der „Ila“ war auf dem Stande der Bismarckhütte ein solcher von E. Rumpler
                              									angewendeter Zylinder, aus Chromnickelstahl gezogen, ausgestellt. Statt des Ziehens
                              									kann selbstverständlich auch ein Zylinder aus Stangenmaterial gefertigt werden,
                              									besonders soweit Zylinder von kleinerer Bohrung in Frage kommen, aber die
                              									Bearbeitung aus dem Vollen ist teuer und der Materialabfall ist hierbei
                              									beträchtlich, so daß der aus einem Stück gezogene Blechzylinder richtiger
                              									erscheint.
                           Für stark beanspruchte Teile sollte man überhaupt nach Möglichkeit Gußeisen
                              									vermeiden. In Fig. 8 ist ein von mir in dem Stand der
                              										Automobiltechnischen Gesellschaft auf der
                              										„IIa“ ausgestellter Kolben, aus Gußstahl und Aluminium hergestellt,
                              									ausgestellt. Bekanntlich ist der Kolben nicht allein starken Explosionsdrücken bis
                              									zu 25 at unterworfen, sondern seine rasch hin- und hergehende Bewegung von oft bis
                              									zu 8 Sek./m
                              									Geschwindigkeit ergibt noch eine Zusatzbeanspruchung. Für den ruhigen Lauf eines
                              									Motors ist es daher außerordentlich wichtig, einen möglichst masselosen Kolben zu
                              									schaffen, was von mir dadurch erzielt ist, daß der Kolbenoberteil a aus Gußstahl und der Kolbenunterteil b aus Aluminium gefertigt wurde. Die Pleuelstange ist
                              									nicht mittels eines Bolzens gelagert, sondern mittels einer Kugelkalotte. Der
                              									Kolbenunterteil c ist ebenfalls aus Gußstahl, ebenso
                              									der auf das obere Ende des Pleuelstangenschaftes gesetzte Kugelteller. Sämtliche
                              									Kolbenteile sind ganz bearbeitet. Besonders bemerkenswert ist der doppelte
                              									Kolbenboden, wovon der eine als kegelförmige Stützscheibe ausgebildet ist, während
                              									der andere Boden mit dem Kolbenunterteil ein Stück bildet. Er trägt einen
                              									Nietzapfen, auf den die Stützscheibe aufgenietet wird. Durch diese Konstruktion wird
                              									zunächst eine Versteifung des Bodens erzielt, dann wird ein
                              									Luftisolationszwischenraum geschaffen, der die Wärmeübertragung der sehr heiß
                              									werdenden kegelförmigen Stützscheibe auf den eigentlichen Kolbenboden
                              									einschränkt.
                           Nach ähnlichen Baugrundsätzen habe ich auch ein leichtes Ventil nach Fig. 9 aus Bismarckhütter Chromnickelstahl NC4 gefertigt, das ebenfalls; hohl und zweiteilig ist.
                              									Der Ventilschaft ist ausgebohrt und trägt eine kegelförmige Erweiterung. Ein Deckel
                              									verschließt den kegelförmigen Fortsatz. Der hierdurch gebildete innere Luftraum
                              									wirkt ebenfalls wieder als Wärmeisolator und verhindert ein allzu starkes Erhitzen
                              									des Ventils.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 43
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 43
                              Fig. 10.
                              
                           Auch die Kurbelwellen von Flugschiffmotoren zeichnen sich durch eine weitgehende
                              									Bearbeitung und durch verschiedene Erleichterungen im Vergleich zu
                              									Automobilmotorenkurbeln aus. Die Kurbelwelle eines Motors von E. Rumpler in Berlin, die auf dem Stande des Krefelder Stahlwerks auf der „IIa“ ausgestellt
                              									war, und die nur 5½ kg wog, ist in Fig. 10
                              									abgebildet. Sie besteht aus Chromnickelstahl. Alle runde Lagerstellen der Kurbel
                              									sind ausgebohrt, während die Kurbelschäfte selbst derart ausgehöhlt sind, daß sie
                              									einen ⊤förmigen Querschnitt erhalten. Das Ausbohren der Lagerstellen, das vielleicht
                              									auf den ersten Augenblick bedenklich erscheinen mag, verschwächt die Kurbel nicht
                              									sehr, da bekanntlich Rohrquerschnitte im Verhältnis zu Vollstäben viel günstigere
                              									Widerstandsmomente aufweisen und unter Bewertung des geringeren Gewichts recht
                              									vorteilhafte Bauformen ergeben.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)