| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 60 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Entwicklung der Transmissionsketten.
                           Die heutige Entwicklung der Ketten zu einem der besten und wirksamsten Mittel der
                              									Kraftübertragung hat mit der Entstehung des Fahrrades in seiner neueren Form
                              									ihren Ausgang genommen. Vor dieser Zeit, etwa bis zum Jahre 1880, gab es nur die
                              									gewöhnlichen Gallschen Gelenkketten, deren
                              									Tragfähigkeit im Verhältnis zu den Abmessungen gering ist, weil die Auflageflächen der
                              									Zapfen nur durch die geringe Dicke der Seitenglieder bestimmt werden, und die Ewart-Kette, die aus Tempergußgliedern besteht, also
                              									auch verhältnismäßig schwer ist. Mit der Einführung der Rollenkette durch Hans Renolds. D. p.
                                       												J. 1903, Bd. 318, S. 441 u. 1907, Bd. 322, S. 699. im
                              									Jahre 1880, bei welcher die ganze Breite der Kette als Stützbreite für die Zapfen
                              									anzusehen ist, nahmen die Fortschritte in der Konstruktion und die Verbesserungen in
                              									der fabrikmäßigen Herstellung dieser Ketten ihren Anfang, so daß man heute von einer
                              									300–400 g f. d. m wiegenden Fahrradkette eine Zerreißfestigkeit von 800 kg erwarten
                              									und sie bei 12,5 mm Teilung mit einer Geschwindigkeit bis zu 5,1 m i. d. Sek.
                              									ablaufen lassen kann. Im Jahre 1895 wurde dann die sogen. „geräuschlose“
                              									Gelenkkette eingeführt, deren Glieder im Gegensatz zu den Gliedern einer
                              									gewöhnlichen Gelenk- oder Rollenkette die Gestalt von Zähnen haben, die also nicht
                              									mit schmalen Kettenrädern, sondern mit richtigen Zahnrädern zusammenarbeiten.
                              									Dadurch wird erzielt, daß die Ketten normal mit 6 m Sekundengeschwindigkeit
                              									betrieben werden können, d.h. bis zu der Grenze, bei welcher infolge des
                              									Abschleuderns des Oeles das Schmieren der Ketten unmöglich wird. Die Zahnform der
                              									Glieder wird so gewählt, daß auch bei Abnutzung guter Eingriff, also geräuschloser
                              									Gang erzielt wird. Außerdem gewährt die Konstruktion der Kette den Vorteil, daß man
                              									nur durch Hinzufügen weiterer Seitenglieder die Tragfähigkeit der Kette erhöhen
                              									kann, ohne die Teilung zu verändern. Infolgedessen können die Glieder in großen
                              									Mengen auf Vorrat hergestellt werden. Bei den bisherigen Ketten war im Gegensatz
                              									hierzu die Erhöhung der Tragfähigkeit nur möglich, wenn man auch die Bolzen
                              									verstärkte. Dies kommt hier gar nicht in Betracht, weil die zu übertragende
                              									Umfangskraft auf die Zahnflanken ausgeübt wird und diese die meist beanspruchten
                              									Teile der Kette darstellen. Durch die geschilderte Vervollkommnung der Kettenbauart
                              									ist es heute möglich geworden, bis zu 150 PS mit einer Kette zu übertragen, doch
                              									befinden sich auch Ketten von 57 mm Teilung und 460 mm Breite in Vorbereitung, womit
                              									350 PS übertragen werden sollen.
                           Die Zapfendrucke bei den modernen Ketten – 42 bis 140 kg auf 1 qcm des durch den
                              									Zapfendurchmesser und seine Länge bestimmten Rechtecks – sind allerdings wesentlich
                              									höher, als bei gewöhnlichen Zapfenlagern zulässig sein würde. Sie treten auch nur
                              									immer an einer Stelle auf, nämlich bei dem Zapfen, um welchen beim Ablauf der Kette
                              									die Drehung der Glieder stattfindet. Bei den geräuschlosen Gelenkketten betragen die
                              									Zapfendrucke etwa 45,5 kg, bei den Rollenketten wegen der geringeren Geschwindigkeit
                              									aber 56–112 kg auf 1 qcm. Bei Motorwagen kommen sogar Drucke bis zu 280 kg auf 1 qcm
                              									vor. Selbst bei solchen Beanspruchungen beträgt aber die Bruchsicherheit der Kette
                              									noch immer 12 bis 30. Für geräuschlosen Gang der Ketten sind 14 Zähne bei Rollen-
                              									und 19 Zähne bei geräuschlosen Gelenkketten als die Mindestzahlen anzusehen. Nach
                              									oben hin werden die entsprechenden Zähnezahlen durch 90 für Rollen- und 112 für
                              									Zahngelenkketten begrenzt. Insbesondere bei den letzteren empfiehlt es sich, die
                              									Zähnezahl im Verhältnis zur Länge der Kette so zu wählen, daß möglichst nicht immer
                              									der gleiche Zahn mit dem gleichen Kettenglied in Eingriff gelangt. Als
                              									Mindestentfernung der durch Ketten zu kuppelnden Wellen kann man das 40–50fache der
                              									Teilung ansehen, je nachdem, ob es sich um gewöhnliche Rollenketten oder um
                              									Zahnketten handelt. Dabei ist die wagerechte oder schwach geneigte Lage des
                              									Kettentriebes mit obenliegendem gespannten Trumm zu empfehlen. (Renold.) [American Machinist, London, 1909, S. 1087 E–
                              									1088 E.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Die Humphrey-Gaspumpe.
                           Mr. A. Humphrey hat eine durch Gas betriebene Pumpe
                              									konstruiert, welche eine ganz neue Anwendung der Gaskraft darstellt, die nicht
                              									allein zum Betriebe von Wasserpumpen, sondern auch zur Kompression von Luft und zum
                              									Antriebe von Arbeitsmaschinen allgemein dienen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 61
                              Fig. 1.
                              
                           Fig. 1 ist eine schematische Skizze der Gaspumpe.
                              									Diese besteht im wesentlichen aus einem ⋃-Rohr mit Schenkeln ungleicher Länge. Der
                              									kurze linke Schenkel ist teilweise in einen Behälter eingetaucht, aus dem das Wasser
                              									gesaugt wird, während der lange rechte Schenkel im Boden eines Reservoirs endigt, in
                              									welches das Wasser gepumpt wird. Einlaßventile für das Wasser sind in der Wand des
                              									kurzen Schenkels zu Gruppen unter der Wasseroberfläche angeordnet, wie in der Figur
                              									angedeutet. Der konische Teil dieses Schenkels über dem Wasserniveau bildet die
                              									Verbrennungskammer, worin Ventil J das Gaseinlaßventil
                              									und E das Gasauslaßventil darstellt, während noch ein
                              									drittes in der Figur nicht sichtbares Spülluftventil vorhanden ist.
                           Nehmen wir an, die Pumpe sei im Betriebe, so ist die Wirkungsweise folgende: Ein
                              									komprimiertes Gemisch von Gas und Luft ist in dem Raum C eingeschlossen und wird durch einen elektrischen Funken entzündet. Die
                              									Ausdehnung der explodierenden Gase erteilt der Wassersäule im langen Schenkel des
                              									⋃-Rohres eine Bewegung, die so lange andauert, bis der Druck der explodierten Gase
                              									in der Verbrennungskammer gleich dem atmosphärischen Druck ist, und in diesem
                              									Augenblicke öffnet dis Gasauslaßventil durch sein eigenes Gewicht. Da die
                              									Wassersäule infolge ihrer Trägheit ihre Bewegung auch jetzt noch fortsetzt, strömt
                              									Wasser aus dem Saugtank durch die erwähnten Saugventile nach, folgt teilweise der
                              									fließenden Wassersäule, teilweise steigt es in der Verbrennungskammer, um das
                              									gleiche Niveau mit dem Saugtank herzustellen. In Wirklichkeit herrscht bei dieser
                              									Periode ein geringes Vakuum in der Verbrennungskammer, so daß Luft durch das
                              									selbsttätige Spülluftventil eintritt und der ganze obere Raum der Verbrennungskammer
                              									mit reiner Luft gefüllt wird. Wenn die Wassersäule jetzt ihre lebendige Kraft
                              									verzehrt hat, wird sie stillstehen und dann rückwärtsfließen, weil der statische
                              									Druck im langen Schenkel den atmosphärischen Druck in der Verbrennungskammer überragt. Das vorher
                              									angesaugte Wasser wird infolgedessen wieder in die Kammer zurückgedrückt, treibt
                              									durch das geöffnete Auslaßventil die verbrannten Gase aus und schließt dasselbe,
                              									sowie es dieselbe Höhe wie das Auslaßventil erreicht. Eine selbsttätige
                              									Sperrvorrichtung hindert dann dies Ventil, sich nachher vor der bestimmten Zeit zu
                              									öffnen.
                           Durch den Rückwärtsfluß des Wassers wird die im Raum C eingeschlossene Luft
                              									zusammengepreßt, bis zu einem Drucke, der beträchtlich die statische Druckhöhe im
                              									langen Schenkel übersteigt. Die Folge hiervon ist wieder eine Bewegungsumkehr der
                              									Wassersäule und damit ein Fallen des Druckes in der Verbrennungskammer unter die
                              									atmosphärische Pressung. In diesem Augenblicke öffnet das Gaseinlaßventil J, eine Ladung von Gas und Luft wird eingesaugt,
                              									während die Wassersäule ihre Bewegung nach dem Druckbehälter hin fortsetzt. Sowie
                              									der statische Wasserdruck wieder größer ist, schwingt die Wassersäule aufs neue
                              									zurück nach der Verbrennungskammer und preßt dort die Ladung zusammen. Wenn der
                              									gewünschte Kompressionsdruck erreicht ist, wird die Mischung entzündet, und der
                              									Prozeß beginnt von neuem.
                           Wie ersichtlich, setzt sich der Prozeß zusammen aus einem langen Expansionshube,
                              									wobei der Druck etwas unter den atmosphärischen sinkt, hierbei tritt Wasser aus dem
                              									Saugbehälter und Luft durch das Spülluftventil ein. Hierauf folgt ein langer
                              									Rückwärtshub, währenddessen die verbrannten Gase ausgestoßen werden. Nach diesem
                              									kommt ein kurzer Saughub, bei welchem frisches Gasgemisch angesaugt wird, und den
                              									Schluß bildet ein kurzer Kompressionshub, an dessen Ende die Ladung entzündet wird.
                              									Die Pumpe arbeitet also in einem Viertakte, dessen einzelne Hübe ungleich lang
                              									sind.
                           Zur Zündung wurde eine gewöhnliche Zündkerze mit Spule und Batterie, wie für
                              									Motorwagen, benutzt, welche trotz des Naßwerdens der Kerze anstandslos
                              									funktionierte. Einzelne Aussetzer der Zündung beeinträchtigten nicht das
                              									kontinuierliche Arbeiten der Pumpe. Bemerkenswert an der Pumpe ist die
                              									Geräuschlosigkeit des Auspuffs, der keinen Schalldämpfer erfordert. Der erreichte
                              									Wirkungsgrad ist hoch, wie am Schlusse dieser Ausführungen zu ersehen, und
                              									übersteigt für geringere Druckhöhen den durch den Ottoschen Viertaktprozeß theoretisch möglichen tatsächlich. Die einzigen sich
                              									bewegenden Teile sind die leichten selbsttätigen Ventile, die, wie schon erwähnt,
                              									durch ein Sperrgetriebe am unzeitigen Oeffnen gehindert werden. Das Anlassen der
                              									Pumpe ist einfach: Es wird Luft in die Verbrennungskammer gepreßt, bis die
                              									Wasserspiegel in dieser Kammer und im Saugtank gleich sind. Dann wird das
                              									Auspuffventil etwas von Hand geöffnet, die Wassersäule steigt dann in die
                              									Verbrennungskammer, komprimiert die hier eingeschlossene Luft, bewegt sich dann
                              									rückwärts und saugt Gas ein, das nachher komprimiert und entzündet wird, wie
                              									gewöhnlich.
                           Der bekannte Gelehrte, Professor Unwin, stellte
                              									eingehende Versuche über Wirkungsgrad usw. der Gaspumpe an, deren Resultate aus
                              									folgenden Tabellen zu ersehen sind:
                           
                              
                                 Druckhöhein m
                                 Pumpen-pferdestärke
                                 Verbrauch anMondgas f.
                                    											d.Pumpenpferdest.u. Stunde bei760 mm Drucku. 0°
                                    											C.cbm
                                 Heizwertdes Gasesf. d. cbm
                                    											inWE
                                 Verbrauchan Wärmef. d. PS/Std.in
                                    											WE
                                 Verbraucham Anthraziti.
                                    											Generatorf. d. PPS/Std.kg
                                 
                              
                                 10.00
                                 16.15
                                 2.328
                                 5145
                                 12.243
                                   0.532
                                 
                              
                                 7.9
                                 12.32
                                 2.548
                                 5005
                                 13.037
                                   0.566
                                 
                              
                                 6.3
                                 10.33
                                 2.604
                                 5090
                                 13.596
                                 0.59
                                 
                              
                           Ein Gasmotor mit Zentrifugalpumpe gekuppelt würde unter gleichen Verhältnissen, wie
                              									oben, 3,36–3,56 cbm Gas f. d. P.PS/Std. verbrauchen, und der Brennstoffverbrauch der
                              									größten und ökonomischsten Dampfpumpen stellt sich im Vergleich zur Gaspumpe sehr
                              									hoch, wie die zweite Tabelle zeigt:
                           Worthington-Dampfpumpen.
                           
                              
                                 
                                 CompoundNovb. 1888
                                 TripleDezb. 1896
                                 TripleFebr. 1897
                                 Humphrey'sGaspumpeSeptb. 1909
                                 
                              
                                 Pumpenpferdestärke
                                 217.1
                                 320.3
                                 449.8
                                 16.15
                                 
                              
                                 Geförderte Wasser-  menge in l/Min.
                                 60.3
                                 51.52
                                 51.7
                                 7294
                                 
                              
                                 Verbrauchte Kohlen  f. d. PPS/Std. in kg
                                 0.998
                                 0.811
                                 0.847
                                 0.53
                                 
                              
                                 Druckhöhe in m
                                 16
                                 28
                                 39.2
                                 10.00
                                 
                              
                           [Engineering 1909, S. 512–515.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Schwimmbagger.
                           Der an der k. k. Seebehörde in Triest für Triest und die südlichen Häfen und
                              									Flußmündungen Oesterreichs bestimmte Schwimmbagger weist eine stündliche Leistung
                              									von 180 cbm bei 10 m Baggertiefe auf. Der aus Stahl hergestellte Schiffskörper hat
                              									eine Länge von 34 m, eine Breite von 7,5 m und einen mittleren Tiefgang von rd. 1,30
                              									m. Er ist durch vier Querschottwände in sechs wasserdichte Abteilungen geteilt, von
                              									denen die drei äußersten Vorratsräume sind. Die größte mittlere Abteilung enthält
                              									die Maschinen, Kessel und die Bunker, während zwei Abteilungen als Wohnräume dienen.
                              									Zum Antrieb dient eine stehende Verbundmaschine mit Umsteuerung, Luftpumpe, Speise-
                              									und Salzwasserpumpe. An den Ständer der Maschine ist der große
                              									Oberflächenkondensator angeschlossen. Der Hochdruckzylinder hat 350 mm, der
                              									Niederdruckzylinder 600 mm Durchmesser. Der Kolbenhub beträgt 380 mm. Die Leistung
                              									ist bei 140 Umdr./Min. auf 140 PSi bemessen. Der
                              									zylindrische Kessel für 8 at hat zwei Flammrohre von je 750 mm Durchm. Seine
                              									feuerberührte Heizfläche ist 75 qm groß. Die zum Spannen der Eimerkette auf den
                              									schrägen Füßen des Hauptgerüstes verschiebbar gelagerte Eimerleiter hängt am
                              									vorderen Gerüst in 35 mm dicken Stahldrahtseilen, die auf einer Trommel mit rechts-
                              									und linkslaufenden Nuten aufgewickelt werden. Der Inhalt der Baggereimer ist je 250
                              									l groß. Das Gewicht sämtlicher Maschinen und des Zubehörs beträgt 124 t. (C. Stromek.) (Zeitschrift des Vereins Deutscher
                              									Ingenieure 1909, S. 1733.)
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           Selbsttätiges Schmiergefäß für umlaufende Teile.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 62
                              Fig. 1.
                              
                           Das in Fig. 1 dargestellte Schmiergefäß R wird mit dem Gewindeteil V auf das umlaufende Stück aufgeschraubt, nachdem es vorher oberhalb des
                              									leicht eingepaßten Kolbens P mit Schmiermittel gefüllt
                              									worden ist. Durch die Fliehkraft wird der mit seiner Stange in dem Deckel C geführte Kolben nach außen gedrängt und das vor ihm
                              									befindliche Oel durch den Kanal C entgegen der Wirkung
                              									der Fliehkraft auf die Schmierstelle gebracht. Die Menge des in der Zeiteinheit
                              									verbrauchten Schmiermittels ist entsprechend dem Bedarf proportional der Fliehkraft,
                              									steigt also mit zunehmender Umdrehungsgeschwindigkeit. Sie kann aber durch
                              									Einstellen der
                              									Drosselschraube b innerhalb weiter Grenzen geregelt
                              									werden. [Bulletin de la Société de l'Industrie Minerale 1909, S. 473.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Fern-Wasserstandanzeiger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 63
                              Fig. 1.
                              
                           Zum Anzeigen des Wasserstandes in Behältern usw., welche vom Standpunkte des
                              									Beobachters ziemlich entfernt sind, kann man sich wohl eines Manometers bedienen,
                              									weil der Druck in der an den Behälter angeschlossenen Leitung mit der Höhe des
                              									Wassers in dem Behälter wechselt. Bei einigermaßen hoch gelegenen Wasserbehältern
                              									oder einigermaßen großem mittleren Druck in der Leitung werden die durch die
                              									Schwankungen des Wasserspiegels in dem Behälter hervorgerufenen Druckschwankungen so
                              									gering im Verhältnis zu dem normalen Druck, daß auf Genauigkeit der Anzeigen nicht
                              									zu rechnen ist. In der Tat werden Manometer in der Praxis für solche Zwecke auch
                              									nicht benutzt, zumal da die Richtigkeit ihrer Anzeigen mit der Zeit veränderlich ist
                              									und auch von der Höhenlage über dem Meere beeinflußt wird.
                           Man ist daher bis jetzt auf die elektrischen oder mechanischen Fernmeldewerke
                              									angewiesen, die durch Schwimmer betätigt werden. Man kann aber diese Aufgabe auch
                              									nur mit Zuhilfenahme der einfachsten hydrostatischen Regeln lösen, indem man, s Fig. 1, neben dem Hochbehälter R einen von diesem gespeisten kleinen Zwischenbehälter
                              										G so anordnet, daß dessen Wasserspiegel stets genau
                              									in der Höhe der Unterkante des Hochbehälters erhalten wird. Führt man dann von dem
                              									Hochbehälter sowie von dem Zwischenbehälter Leitungen zu den Enden eines dicht
                              									verschlossenen U-Rohr-Manometers, so kann man an den
                              									Unterschieden der Quecksilberspiegel die Druckhöhe des Hochbehälters ablesen, da
                              									sich bis zur Unterkante des Hochbehälters die Wassersäulen das Gleichgewicht
                              									halten.
                           Bezeichnet man mit γ1
                              									das spezifische Gewicht des Wassers und mit γq dasjenige des Quecksilbers, so gilt unter
                              									Benutzung der in Fig. 1 eingetragenen
                              									Höhenbezeichnungen als Gleichgewichtsbedingung:
                           
                              
                              \left(H+\frac{h_q}{2}\right)\,\gamma_1=\left(h-\frac{h_q}{2}\right)\,\gamma_1+h_q\,.\,\gamma_q
                              
                           und daraus
                           
                              h_q=(H-h)\,\frac{\gamma_1}{\gamma_q-\gamma_1}=H_1\,.\,\frac{\gamma_1}{\gamma_q-\gamma_1}.
                              
                           Setzt man für Wasser γ1 = 1, so ist, bei Quecksilber γq = 13,6
                              									angenommen,
                           
                              h_q=\frac{H_1}{12,6}.
                              
                           Die Sicherheit der Anzeige ist hierbei ausschließlich von der Wirksamkeit des
                              									Schwimmers abhängig, welcher in dem Gefäß G den
                              									Wasserspiegel ständig gleich hoch zu halten hat. Wenn der Schwimmer aber nicht ganz
                              									dicht schließt, so kann es vorkommen, daß der Wasserspiegel etwas höher steigt, also
                              									zu geringe Wasserstandanzeigen erhalten werden. Dagegen kann man sich sichern, indem
                              									man den Behälter G genau in der erforderlichen Höhe mit
                              									einem Ueberlauf versieht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 63
                              Fig. 2.
                              
                           Das beschriebene Verfahren hat nicht nur den Vorteil, daß man die
                              									Wasserstandablesungen mit der gleichen Genauigkeit an beliebig vielen Stellen der
                              									Zuleitungen ausführen kann, sondern es ist auch von der mittleren Druckhöhe
                              									vollkommen unabhängig, kann also auch, wie Fig. 2
                              									darstellt, zum Fernzeigen des Wasserstandes in Druckbehältern, Heizkesseln oder
                              									Dampfkesseln benutzt werden. In diesem Falle muß allerdings die Oberfläche des
                              									Zwischenbehälters G durch eine Umleitung unter den
                              									Druck des Druckbehälters gesetzt werden. (Lobbes.)
                              									[Gesundheitsingenieur 1909, S. 557 bis 559.]
                           H.