| Titel: | Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden Regulatoren. | 
| Autor: | J. Magg | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 81 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei
                           								direkt wirkenden Regulatoren.
                        Von Dr.-Ing. J. Magg,
                           								Graz.
                        Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden
                           								Regulatoren.
                        
                     
                        
                           Es besteht schon eine ziemlich umfangreiche Literatur über das Regulierproblem,
                              									ohne daß jedoch die darin zutage geförderten Erkenntnisse in weite Kreise gedrungen
                              									wären. Dies dürfte wohl hauptsächlich in den nicht unbeträchtlichen mathematischen
                              									Schwierigkeiten begründet liegen, die sich der Behandlung dieses Problems
                              									entgegenstellen, dann aber auch wohl darin, daß die meistens gewählte
                              									Darstellungsweise so abstrakt ist, daß die Mühe, sich darin einzuarbeiten, viele
                              									Leser abschrecken dürfte. Wenn aber irgendwo, so ist es hier notwendig, die
                              									Darstellung auf konkreten, möglichst leicht verständlichen Grundbegriffen
                              									aufzubauen, da es sonst recht schwierig, wenn nicht überhaupt unmöglich wird, die
                              									Wirkungen gewisser Nebeneinflüsse, die den Verlauf des Reguliervorganges oft
                              									wesentlich verändern, leicht faßlich zu erkennen und mathematisch zu beschreiben. –
                              									Man kommt sonst leicht in die Lage, auf die sogenannten „vernünftigen
                                 										Ueberlegungen“ angewiesen zu sein, die aber gerade auf diesem Gebiet nur
                              									allzuleicht Trugschlüsse ergeben.
                           Bezüglich der wichtigen Frage nach der Methode der Untersuchung scheint mir besonders
                              									das Buch von Dr. Rülf bemerkenswert.Dr.-Ing. Benno
                                       												Rülf. Der Reguliervorgang bei Dampfmaschinen. Berlin 1902. S. auch
                                    											Z. d. V. d. I. 1902, S. 1307. Es ist dort für die Schilderung der
                              									Vorgänge eine überaus anschauliche Darstellungsweise gewählt, die es auch ohne
                              									weiteres ermöglicht, die Wirkungen der Nebeneinflüsse, wie Unempfindlichkeit,
                              									Beharrungsmasse, Dämpfung usw. leicht zu erkennen und rechnungsmäßig
                              									auszudrücken.
                           Diese Darstellungsweise soll daher in folgendem beibehalten werden; die
                              									Voraussetzungen dagegen, auf denen sich die Betrachtung hier aufbauen soll, sind
                              									andere. – Dr. Rülf verfolgt in seiner Broschüre den
                              									Verlauf des Reguliervorganges an dem speziellen Beispiel einer Dampfmaschine von Hub
                              									zu Hub. – Dadurch wird es aber unmöglich, für einen allgemeinen Fall gültige
                              									Gleichungen aufzustellen, sondern die ziemlich langwierigen Rechnungen müssen für
                              									jeden einzelnen Fall besonders durchgeführt werden – ganz abgesehen davon, daß zur
                              									Erzielung leicht konstruierbarer Ausdrücke eine ganz bestimmte Einstellung der
                              									Oelbremse am Regulator angenommen werden muß, eine Annahme, die bei einer
                              									allgemeinen Behandlung natürlich fallen zu lassen ist.
                           Was die bei der Rechnung gemachten Voraussetzungen anbetrifft, so muß zur
                              									Ermöglichung einer allgemeinen analytischen Behandlung die Annahme getroffen werden,
                              									daß der Regler in jedem Moment den Zufluß des motorischen Agens beeinflusse und
                              									nicht nur absatzweise. Diese Annahme, deren Berechtigung auf den ersten Blick
                              									vielleicht als zweifelhaft erscheinen möchte, entspricht aber den tatsächlichen
                              									Verhältnissen mehr, als man anfangs zu glauben geneigt ist. Es wird in nachfolgendem
                              									bei der Behandlung des sog. idealen Regulierungsvorganges gezeigt werden, daß sich
                              									an dem Verlauf auch dann, wenn man nur absatzweise Einwirkung des Regulators
                              									annimmt, nichts wesentliches ändert, so daß diese – wie schon bemerkt, für die
                              									Möglichkeit einer allgemeinen Behandlung notwendige – Annahme wohl auch bei
                              									Berücksichtigung der Nebeneinflüsse als zulässig erscheint. – Um übrigens einen
                              									Vergleich leichter zu ermöglichen, habe ich bei der Behandlung eines speziellen
                              									Falles die von Dr. Rülf verwendeten Data größtenteils
                              									beibehalten.
                           Man ist aber auch noch gezwungen, über den Zusammenhang der einzelnen Größen, die den
                              									Reguliervorgang bestimmen, gewisse Annahmen zu machen. Es sind dies – allgemein
                              									gesprochen – die Zusammenhänge:
                           
                              1. Der augenblicklichen Geschwindigkeit der Maschine, der
                                 										Stellung des Regulators und der dadurch bedingten Stellkraft.
                              2. Der Stellung des Regulators und der Geschwindigkeit, der
                                 										diese als Gleichgewichtslage entspricht.
                              3. Der Stellung des Regulators und dem dadurch bedingten
                                 										Drehmoment an der Maschinenwelle.
                              
                           Die Gesetze dieser Zusammenhänge sollen als linear angenommen werden. – Dies ist die
                              									Anwendung einer Methode die J. E. Routh in seiner
                              									Dynamik der starren Körper in der Theorie der kleinen Schwingungen zuerst
                              									wissenschaftlich gefaßt hat.Routh. A treatise on the dynamics of a system
                                    											of rigid bo dies. Sixth edition, London 1897. Ch. IX. Dabei wird
                              									vorausgesetzt, daß die Veränderungen der Variabeln, die den Ausschlag des
                              									schwingenden Systems – und um ein solches handelt es sich beim Reguliervorgang –
                              									bestimmt, so klein bleiben, daß ihre höheren Potenzen vernachlässigt werden können.
                              									– Diese Annahme, die übrigens bei fast allen bisherigen Behandlungen des
                              									Regulierproblems auch schon gemacht wurde, ermöglicht erst die Darstellung des
                              									Vorganges in der Form von linearen Differentialgleichungen, deren Integration in
                              									geschlossener Form leicht durchzuführen ist. – Die an ausgeführten Anlagen
                              									gewonnenen Versuchsresultate zeigen mit diesen Annahmen so gute Uebereinstimmung,
                              									daß mit Rücksicht auf die durch die rechnungsmäßig ohnedies unkontrollierbaren
                              									Einflüsse bedingte Genauigkeit der Untersuchung diese Voraussetzungen als wohl
                              									zulässig erscheinen.Vergl. auch die
                                    											lesenswerte Schrift: Ch. Compère. Étude sur les
                                    											régulateurs de vitesse. Paris 1893. (Extrait des mémoires de la société des
                                    											ingénieurs civils de France.)
                           
                           Um nun die Bewegung des Regulators zu beschreiben, benutzen wir einen Punkt der
                              									Regulatormuffe, den wir den Regulatorpunkt nennen, und
                              									dessen Abstand von der Ebene, die senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung in der
                              									Ausgangslage der Muffe (Tourenzahl = 0) gelegt werden kann, mit h bezeichnet werde.
                           Den Punkt, den der Regulatorpunkt einnehmen sollte, wenn seine Stellung der
                              									augenblicklichen Tourenzahl der Maschine entspräche – was während des
                              									Reguliervorganges natürlich im allgemeinen nicht der Fall ist – wollen wir den Motorpunkt nennen, und seinen Abstand von derselben
                              									Ebene, von der wir die h messen, mit hm bezeichnen. – Anders
                              									ausgedrückt ist der Motorpunkt das von der momentanen Tourenzahl der Maschine
                              									bestimmte Anziehungszentrum, dem der Regulatorpunkt zustrebt. Im Beharrungszustande
                              									fallen natürlich Regulator- und Motorpunkt zusammen und trennen sich erst, wenn die
                              									Stellung des Regulators der augenblicklich herrschenden Maschinengeschwindigkeit
                              									nicht mehr entspricht.
                           Mit Hilfe dieser Definitionen lassen sich nun unter Beachtung der früher gemachten
                              									Voraussetzungen die obenerwähnten Zusammenhänge durch Gleichungen ausdrücken wie
                              									folgt:
                           P = c1(hm– h) . . . . . (1)
                           für die Stellkraft P, die auf den
                              									Regulator einwirkt.
                           ω = ωu + c2
                              									hm . . . . .
                              									(2)
                           als Zusammenhang zwischen der Tourenzahl der Maschine und der
                              										zugehörigen (hm!) Regulatorstellung. Dabeiseien ω0 und ωu die
                              									Winkelgeschwindigkeiten für oberste und unterste, ω für
                              									eine beliebige Regulatorstellung.
                           M = Mu– c3h . . . . . (3)
                           als Ausdruck für das durch die momentane (h!) Regulatorstellung bestimmte
                              									Drehmoment an der Maschinenwelle, wobei Mu und M0 die Drehmomente für die unterste und oberste, M das für eine beliebige Regulatorstellung bedeuten,
                              										c1, c2 und c3 sind Konstante,
                              									deren Werte sich aus den Dimensionen der Maschine und des Regulators leicht
                              									bestimmen lassen.
                           
                        
                           
                              Der ideale Fall des Reguliervorganges.
                              
                           Bei der Behandlung dieses Falles werde zuvörderst vom Einfluß der Unempfindlichkeit,
                              									einer Schwingungsdämpfung (Oelbremse) sowie von etwaigen Wirkungen einer
                              									Beharrungsmasse oder des Rückdruckes der Steuerung abgesehen.
                           Die Maschine befinde sich im Beharrungszustande, entsprechend einer Stellung des
                              									Regulator- (und Motor-) punktes in h1, entsprechend der Tourenzahl ω1 und dem Drehmoment
                              										M1. Zur Zeit t = 0 werde die Maschine nun soweit entlastet, daß der
                              									neuen Belastung die Größen h1, ω1 und M1 im Beharrungszustand
                              									entsprächen.
                           Nach Verlauf der Zeit t sei das Drehmoment M, die Winkelgeschwindigkeit ω, die Lage des Regulatorpunktes h, jene des
                              									Motorpunktes hm. Da
                              									nach Gleichung (3)
                           M = Mu– c3h,
                           während zur Ueberwindung der Belastung nur
                           M1 =
                              										Mu
                              									– c3
                              									h1
                           notwendig ist, bleibt zur Beschleunigung (positiv oder
                              									negativ) der Massen ein Moment
                           Mb = M –
                                 										M1
                              									= c3
                              									(h1
                              									– h)
                           übrig. Dividieren wir nun Mb durch das als konstant zu betrachtende
                              									Trägheitsmoment J der bewegten Teile, auf die
                              									Maschinenwelle reduziert, so erhalten wir die durch Mb verursachte Winkelbeschleunigung
                           
                              
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{M_b}{J}=\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)
                              
                           und daraus
                           
                              d\,\omega=\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t.
                              
                           Zur Zeit t hat sich die Winkelgeschwindigkeit um
                           
                              \int\limits_0^t\,d\,\omega=\omega-\omega_1
                              
                           verändert; demnach ist
                           
                              \omega-\omega_1=\int\limits_0^t\,\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t.
                              
                           Dem entspricht eine Lage des Motorpunktes in hm. Nach Gleichung (2) ist nun
                           ω = ωu + c2
                              									hm,
                           oder für den Moment der Entlastung angewendet, für den hm = h1 ist
                           ω1 =
                              										ωu + c2
                              									h1.
                           Durch Subtraktion bekommen wir:
                           
                              \omega-\omega_1=c_2\,(h_m-h_1)=\int\limits_0^t\,\frac{c_3}{J}\,(h_1-h)\,d\,t
                              
                           und daraus
                           
                              h_m=h_1+\frac{c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t.
                              
                           Subtrahieren wir nun beiderseits h, und multiplizieren
                              									wir links und rechts mit c1, bekommen wir:
                           
                              c_1\,(h_m-h)=c_1\,h_1-c_1\,h+\frac{c_1\,c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t.
                              
                           Dies ist aber nach Gleichung (1) der Ausdruck für die auf den
                              									Regulator einwirkende Stellkraft P. Diese wird nun (bei
                              									Annahme des idealen Falles) ganz zur Beschleunigung der Regulatormasse verwendet,
                              									die wir (an die Muffe reduziert) als konstant annehmen können. Sie sei mit m bezeichnet. Es ist dann
                           m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=P=c_1\,(h_m-h)=c_1\,h_1-c_1\,h+\frac{c_1\,c_3}{c_2\,J}\,\int\limits_0^t\,(h_1-h)\,d\,t
                              									. (4)
                           Setzen wir nun zur Vereinfachung
                           \frac{c_1}{m}=\alpha . . . . . (5)
                           \frac{c_1\,c_3}{c_2\,m\,J}=\beta . . . . .
                              									(6)
                           so läßt sich Gleichung (4) nach nochmaliger Differenzierung
                              									nach der Zeit geordnet auch so anschreiben:
                           
                              \frac{d^3\,h}{d\,t^3}+\alpha\,\frac{d\,h}{d\,t}+\beta\,h-\beta\,h_t=0.
                              
                           Führen wir nun noch statt h den Abstand x von der anzustrebenden Beharrungslage in hl ein, derart, daß
                           
                              \left{{x=h_1-h,\ \
                                 										\frac{d\,x}{d\,t}=-\frac{d\,h}{d\,t}}\atop{\frac{d^2\,x}{d\,t^2}=-\frac{d^2\,h}{d\,t^2},\
                                 										\ \frac{d^3\,x}{d\,t^3}=-\frac{d^3\,h}{d\,t^3}}}\right\}\ .\ .\ (7)
                              
                           so bekommen wir
                           \frac{d^3\,x}{d\,t^3}+a\,\frac{d\,x}{d\,t}+\beta\,x=0 . . .
                              									. . (8)
                           
                           Das allgemeine Integral von Gleichung 8 ist bekannt:
                           
                              x=C_1\,e^{w_1\,t}+K_2\,e^{w_2\,t}+K_3\,^{w_3\,t}
                              
                           wobei w1, w2 und w3 die Wurzeln der
                              									Gleichung
                           w3+ α w + ß = 0
                           darstellen.
                           Da nun, wie aus den Gleichungen (1), (2), (3), (5) und (6) leicht zu ersehen ist, α und ß immer reelle,
                              									positive Größen sein müssen, ergibt die Gleichung für w
                              									nur einen reellen und zwei konjugiert komplexe Wurzeln
                           w2,3 = p ± q i,
                           weshalb sich die Integralgleichung besser in der Form
                           x=C_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t}\,(C_2\,\mbox{cos}\,q\,t+C_3\,\mbox{sin}\,q\,t)
                              									. (9)
                           anschreiben läßt.
                           Dabei ist nach den Cardanischen Gleichungen
                           
                              
                                 
                                    w_1=\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}+\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}-\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}
                                    
                                    p=-\frac{w_1}{2}
                                    
                                    q=\frac{\sqrt{3}}{2}\,\left[\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}+\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}-\sqrt[3]{-\frac{\beta}{2}-\sqrt{\left(\frac{\beta}{2}\right)^2+\left(\frac{\alpha}{3}\right)^3}}\right]
                                    
                                 (10)
                                 
                              
                           C1, C2 und C3 sind die
                              									Integrationskonstanten, die sich aus den Anfangsbedingungen ergeben. Es ist nämlich
                              									für t = 0
                           
                              
                                 
                                    x=h_l-h_1=x_1
                                    
                                    \frac{d\,x}{d\,t}=0
                                    
                                    \frac{d^2\,x}{d\,t^2}=0
                                    
                                 (11)
                                 
                              
                           Bildet man nun aus Gleichung (9) die Werte für
                           \frac{d\,x}{d\,t} und
                              										\frac{d^2\,x}{d\,t^2}
                           und setzt darein die Werte aus Gleichung (11) ein, so ergeben
                              									sich drei Gleichungen, aus denen C1, C2 und C3 bestimmt werden können. Es ergibt sich
                           
                              
                                 
                                    C_1=\frac{p^2+q^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,x_1
                                    
                                    C_2=\frac{8\,p^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,x_1
                                    
                                    C_3=\frac{2\,q^2-6\,p^2}{9\,p^2+q^2}\,.\,\frac{p}{q}\,.\,x_1
                                    
                                 (12)
                                 
                              
                           Dadurch ist die Bewegung des Regulatorpunktes
                              									beschrieben.
                           Fragen wir uns nun nach den Geschwindigkeitsschwankungen der Maschine während der
                              									Dauer des Reguliervorganges, so gibt darüber das Bewegungsgesetz für den Motorpunkt Auskunft.
                           Nach Gleichung (1) ist
                           
                              P=c_1\,(h_m-h)=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}.
                              
                           Da nun
                           \frac{c_1}{m}=a,\ h=h_l-x und
                              										\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=-\frac{d^2\,x}{d\,t^2},
                           so bekommen wir
                           h_m=h_l-x-\frac{1}{a}\,.\,\frac{d^2\,x}{d\,t^2}
                              									. . . (13)
                           Setzen wir nun darein x und seine zweite Ableitung
                              									aus Gleichung (9) ein, so bekommen wir nach einigen Zusammenziehungen
                           h_m=h_l-[\frakfamily{A}_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t}\,(\frakfamily{A}_2\mbox{
                                 										cos }q\,t+\frakfamily{A}_3\mbox{ sin }q\,t)] . (14)
                           wobei \frakfamily{A}_1,
                              									\frakfamily{A}_2 und \frakfamily{A}_3 die
                              									Bedeutung haben:
                           
                              
                                 
                                    \frakfamily{A}_1=C_1\,(1+\frac{4\,p^2}{\alpha})
                                    
                                    \frakfamily{A}_2=C_2+\frac{1}{\alpha}\,[C_2\,(p^2-q^2)+2\,p\,q\,C_3]
                                    
                                    \frakfamily{A}_3=C_3+\frac{1}{\alpha}\,[C_3\,(p^2-q^2)+2\,p\,q\,C_2]
                                    
                                 (15)
                                 
                              
                           Das Gesetz, nach dem sich hm verändert, ist genau so gebaut wie das der Veränderung von h, da der Ausdruck in [] dem von x Gleichung (9) analog gebaut und nach Gleichung (7)
                              										h = h1 – x ist.
                           Wir wollen nun noch die durch Gleichungen (5) und (6) bestimmten Konstanten α und ß mit anderen
                              									Maschinenkonstanten in Beziehung bringen.
                           Drehen wir den Regulator bei abgekuppeltem Stellzeug mit konstanter Tourenzahl, so
                              									entspricht dem eine Gleichgewichtslage des Systems, die durch die Lage hλ des Regulatorpunktes
                              									bestimmt sei. Bringen wir nun die Muffe aus dieser Gleichgewichtslage heraus, etwa
                              									nach h, so strebt sie ihr wieder zu mit einer Kraft,
                              									die nach Gleichung 1 gleich ist:
                           
                              P=c_1\,(h_{\lambda}-h)=-m\,\frac{d^2\,(h_{\lambda}-h)}{d\,t^2}.
                              
                           Das negative Vorzeichen rührt daher, daß P den Abstand hλ
                              									– h zu verkleinern trachtet. Diese Beziehung führt aber
                              									integriert bekanntlich auf die Gleichung einer Sinusschwingung
                           
                              h_{\lambda}-h=A\mbox{ sin }(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t),
                              
                           wobei A und B die aus den Anfangsbedingungen zu ermittelnden
                              									Integrationskonstanten sind. Die Dauer einer (Hin- und Rück-) Schwingung Tr ergibt sich nun aus
                              									der Bedingung, daß
                           
                              \sqrt{\frac{c_1}{m}}\,.\,T_1=2\,\pi
                              
                           mit
                           
                              T_r=2\,\pi\,\sqrt{\frac{m}{c_1}}
                              
                           wofür aber, da \frac{c_1}{m}=\alpha gesetzt
                              									wurde, geschrieben werden kann:
                           T_r=2\,\pi\sqrt{\frac{1}{\alpha}} oder
                              										\alpha=\frac{4\,\pi^2}{{T_r}^2} . . . (16)
                           Ferner hatten wir
                           
                              \beta=\frac{c_1\,c_3}{c_2\,m\,J}=\frac{c_3}{c_2\,J}\,.\,\alpha.
                              
                           Der Ausdruck \frac{c_3}{c_2\,J} läßt sich
                              									aber noch anders darstellen.
                           Angenommen, der ganze Hub der Muffe – oder, was dasselbe sagt, die höchste Stellung
                              									des Regulatorpunktes – sei H, so ergibt Gleichung (2)
                              									für diesen Fall angewendet:
                           ω0 =
                              										ωu
                              									= c2
                              									H.
                           da ω0 und H einander entsprechen. Daraus ist
                           
                              c_2=\frac{\omega_0-\omega_u}{H}.
                              
                           
                           Für diese Stellung läßt sich aber auch Gleichung (3) anschreiben, wenn wir
                              									annehmen, daß dem H ein Drehmoment M0 = 0 entspreche,
                              									mit
                           0 = Mu
                              									– c3
                              									H,
                           woraus
                           
                              c_3=\frac{M_u}{H}.
                              
                           Demnach ist nun:
                           
                              \frac{c_3}{c_2\,J}=\frac{\frac{M_u}{H}}{J\,.\,\frac{\omega_o-\omega_u}{H}}=\frac{M_u}{J\,(\omega_o-\omega_u)}.
                              
                           Dieser Ausdruck stellt aber den reziproken Wert der Zeit dar, die die mit vollem
                              									Drehmoment arbeitende Maschine braucht, um sich von ωu auf ω0, d.h. innerhalb des
                              									Regulatorungleichförmigkeitsgrades von der untersten auf die oberste Tourenzahl zu
                              									beschleunigen. Wir wollen diese Zeit mit Td bezeichnen und die Durchgangszeit der Maschine
                              									nennen. Wie leicht einzusehen, besteht zwischen der Durchgangs- und der sogen.
                              									Anlaufzeit, d.h. der, welche die mit vollem Drehmoment arbeitende Maschine –
                              									theoretisch – nötig hat, um von ω = 0 auf ω = ω0 zu kommen, die
                              									Beziehung, daß Td = δr . T, wenn δr der Ungleichförmigkeitsgrad des Regulators und T die Anlaufzeit ist.Ist für h = H, M = M0 ⋛ 0, so tritt im Ausdruck für
                                    												\frac{c_3}{c_2\,J} noch der Faktor
                                    												\frac{M_u}{M_u-M_o} im Nenner hinzu. Dann bleibt
                                    											natürlich die obenerwähnte Beziehung zwischen T
                                    											und Td nicht
                                    											mehr bestehen.
                           Wir haben also:
                           \frac{c_3}{c_2\,J}=\frac{I}{T_d} . . . . . .
                              									(17)
                           oder
                           \beta=\frac{\alpha}{T_d}=\frac{4\,\pi^2}{T_r\,T_d} . . . . .
                              									. (18)
                           Tatsächlich bestimmen nun die Werte von Tr und Td den Verlauf des Reguliervorganges in seiner
                              									idealen Form vollständig. Es erscheint daher gerechtfertigt sie als
                              										„charakteristische Zeiten der Maschine“ zu bezeichnen, Ihre wesentliche
                              									Bedeutung wird allerdings erst bei der Behandlung der durch eine Oelbremse
                              									gedämpften Schwingungen ganz klar werden.
                           Was nun Gleichung (9) anbelangt so stellt sie das Bewegungsgesetz einer Schwingung
                              									dar, deren Amplituden sich verändern. Wie aus Gleichung (10) ersichtlich, muß w1 immer negativ
                              									herauskommen, da α und ß
                              									immer reell und positiv sind, in der Gleichung für w1 daher die erste ∛, positiv, die zweite aber
                              									negativ und dem absoluten Betrag nach größer als die erste ist; daher ist w1 immer negativ und
                              										p immer positiv.
                           Während also in Gleichung (9) das erste Glied C_1\,e^{w_1\,t} bei
                              									wachsendem t bald sehr klein wird, wächst ept d.h. die
                              									Schwingungen des Regulators nehmen rasch zu, desgleichen die Schwankungen der
                              									Tourenzahl der Maschine, wie aus Gleichung (14) erhellt, da ω und hm
                              									zueinander in linearer Beziehung stehen.
                           Da in den Ausdrücken für w1, p und q das
                              										x1, d.h. die Größe,
                              									die die Entlastung bestimmt, nicht vorkommt, die Integrationskonstanten ihr jedoch
                              									proportional sind, so folgert, daß die Diagramme der Reguliervorgänge für
                              									verschiedene Entlastungsstufen einander ähnlich sind, d.h. also mit anderen Worten,
                              									mit Rücksicht auf das soeben Gesagte: sowie die Maschine in ihrem Beharrungszustand
                              									durch eine noch so kleine Zufälligkeit gestört wird, gerät das ganze System in
                              									Schwingungen, die sich fortwährend verstärken.
                           Der Beharrungszustand ist also – wenigstens im idealen Falle – labil, die Regulierung
                              									unbrauchbar.
                           Zum Vergleich sollen nunmehr auch noch die Gleichungen entwickelt werden, die den
                              									Verlauf des Reguliervorganges für den Fall darstellen, daß die Einwirkung des
                              									Regulators nur absatzweise stattfindet.
                           Wir nehmen an, die Stellung des Regulators zu Hubbeginn sei nunmehr für das während
                              									des ganzen Hubes ausgeübte Drehmoment maßgebend. Dadurch läßt sich der Verlauf des
                              									Vorgangs natürlich nur von Hub zu Hub verfolgen; eine Darstellung des gesamten
                              									Vorgangs muß der Behandlung eines speziellen Beispiels vorbehalten bleiben.
                           Jetzt wollen wir nur die allgemeinen Gleichungen für einen Hub verfolgen.
                           Zu diesem Ende bezeichne:
                           hra und hre
                              									die Höhen des Regulatorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
                           hma und hme
                              									die Höhen des Motorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
                           vra und vre
                              									die Geschwindigkeiten des Regulatorpunktes zu Hubanfang und -Ende.
                           Th
                              									die Hubdauer.
                           vm
                              									die (wie nachher gezeigt wird, während des ganzen Hubes konstante) Geschwindigkeit
                              									des Motorpunktes.
                           Wir hatten früher für das beschleunigende Moment den Ausdruck gefunden:
                           
                              M
                              b
                              = c
                              3
                              (h
                              1
                              – h),
                              
                           wofür wir nunmehr, da nach unserer Voraussetzung hra für das während des
                              									ganzen Hubes ausgeübte Drehmoment maßgebend ist, schreiben können:
                           Mb =
                              										c3
                              									(h1
                              									– hra).
                           Die Winkelbeschleunigung der Maschine ist daher
                           
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{M_b}{J}=\frac{c_3}{J}\,(h_l-h_{ra}).
                              
                           Nun hatten wir aber nach Gleichung (2)
                           ω = ωu
                              									+ c2
                              									hm,
                           oder, nach der Zeit differenziert
                           
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=c_2\,\frac{d\,h_m}{d\,t}=c_2\,v_m,
                              
                           nach obiger Bezeichnung. Daraus ist nun
                           
                              c_2\,v_m=\frac{c_3}{J}\,(h_l-h_{ra})
                              
                           oder
                           
                              v_m=\frac{c_3}{c_2\,J}\,(h_l-h_{ra})
                              
                           oder mit Benutzung von Gleichung (17)
                           v_m=\frac{l}{T_d}\,(h_l-h_{ra}) konstant
                              									für den ganzen Hub.
                           Fangen wir bei Hubbeginn immer die Zeit mit t = 0 neu zu
                              									zählen an, so ist
                           hm= hma + vm
                              									t.
                           Ferner war:
                           
                              P=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=c_1\,(h_m-h)
                              
                           oder
                           
                           
                              
                              m\,.\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=c_1\,(h_{ma}+v_m\,t-h)
                              
                           oder geordnet
                           
                              \frac{d^2\,t}{d\,t^2}+\frac{c_1}{m}\,-\frac{c_1\,v_m}{m}\,t-\frac{c_1}{m}\,h_{ma}=0.
                              
                           Das allgemeine Integral dieser Differentialgleichung lautet:
                           h=A\mbox{ sin
                                 										}\left(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t\right)+h_{ma}+v_m\,t. (19)
                           A und B sind die aus den
                              									Anfangsbedingungen zu ermittelnden Integrationskonstanten. Aus Gleichung (19) ergibt
                              									sich durch Differentation nach der Zeit:
                           \frac{d\,h}{d\,t}=\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,A\mbox{ cos
                                 										}\left(B+\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,t\right)+v_m . (20)
                           Zur Zeit t = 0 ist
                           h = hra und
                              									\frac{d\,h}{d\,t}=v_{ra},
                           daher
                           hra =
                              										A sin B + hma
                           
                              v_{ra}=\sqrt{\frac{c_1}{m}}\,A\mbox{ cos }B+v_m.
                              
                           Daraus ist dann
                           
                              \left{{A=\sqrt{(h_{ra}-h_{ma})^2+\frac{m}{c_1}\,(v_{ra}-v_m)^2}}\atop{tg\,B=\frac{h_{ra}-h_{ma}}{v_{ra}-v_m}\,.\,\sqrt{\frac{c_1}{m}}}\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }\right\}\ .\ (21)
                              
                           Die Lagen und Geschwindigkeiten von Regulator- und Motorpunkt am Ende des Hubes
                              									findet man, wenn man in die entsprechenden Gleichungen für t die Hubzeit Th einsetzt.
                           Diese Größen bestimmen dann den nächsten Hub, für den wir wieder mit t = 0 die Zeit neu zu zählen beginnen usw.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)