| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 92 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Apparat zur Messung magnetischer Kraftfelder.
                           Mit Hilfe der Wismut-Spirale können nur stärkere
                              									magnetische Felder von etwa 1000 Gauß an auf verhältnismäßig einfache Weise gemessen
                              									werden, während für schwächere Felder in erster Linie Magnetometer, Bifilar-Galvanometer u.a. in Betracht kommen, die mit
                              									Rücksicht auf die Umständlichkeit der Spiegelablesung für die Praxis wenig geeignet
                              									sind. Zwar kann man mittels einer Scheibe oder einem beliebig gewickelten Anker, die
                              									in dem Kraftfelde gedreht werden, eine E. M. K. induzieren, die unter
                              									Berücksichtigung der Drehzahl ein Maß für die Feldstärke bildet; es ist jedoch sehr
                              									schwierig, die Drehzahl des Ankers, sowie die Kontaktverhältnisse zwischen den
                              									Bürsten und der Scheibe oder dem Kollektor konstant zu halten. Das neue Instrument
                              									von Voege in Hamburg beruht auf der Zurückführung
                              									einer Magnetnadel, die das zu messende Feld aus ihrer Nullage abgelenkt hat, unter
                              									Verwendung eines Hilfsfeldes, dessen Intensität aus der Stärke des Erregerstromes
                              									bestimmt wird. Hierzu ist in einer flachen Dose von 5 cm ⌀ eine Drahtspule gelagert,
                              									die eine kurze Magnetnadel umschließt. An die Magnetnadel greift eine kräftige
                              									Spiralfeder an, welche die Nadel unabhängig von der Schwere und dem Erdmagnetismus
                              									in Richtung der Spule festzuhalten bestrebt ist. Ein mit der Magnetnadel verbundener
                              									Zeiger gibt diese Lage durch Einspielen auf den Nullpunkt einer Teilung an. Zur
                              									Messung wird der auf einem passenden Stativ mit Kugelgelenk angebrachte Apparat so
                              									in das zu messende Feld hineingebracht, daß dessen Kraftlinien die Windungsebene der
                              									Spulen senkrecht durchsetzen. Alsdann wird aus einer Stromquelle unter
                              									Zwischenschaltung eines Strommessers und eines Regulierwiderstandes ein Strom durch die Spule
                              									geschickt und dieser Strom so abgeglichen, daß die durch das Feld aus der Nullage
                              									abgelenkte Magnetnadel in die letztere wieder zurückkehrt. Die an dem Strommesser
                              									abgelesene Stromstärke ergibt dann durch Multiplikation mit einer Konstanten die
                              									Feldintensität. Auf die Messung hat die jeweilige Stärke des Magnetismus der Nadel
                              									keinen Einfluß. Der Meßbereich des Instruments ist 1–100 Gauß. Die hierbei durch die
                              									Spule zu schickenden Ströme betragen 0,002–0,3 Ampere. (Voege.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 871.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Elektrizitätszähler.
                           Als praktischer Hauszähler hat in England das Quecksilbervoltameter umfangreiche
                              									Anwendung gefunden. Seine Bauart ist derartig, daß die Menge des ausgeschiedenen
                              									Quecksilbers nicht durch Wägung ermittelt, sondern unmittelbar an einem mit Teilung
                              									versehenen Standrohr abgelesen werden kann und besteht aus einer allseitig
                              									geschlossenen Glaszelle. Das Instrument ist so zuverlässig, daß seine Angaben den
                              									mit Hilfe eines Normalwiderstandes oder eines Weston-Elementes ermittelten Widerstands- und Spannungswerten an die Seite
                              									gestellt werden können. Die wesentlichsten Teile sind eine Anode aus Quecksilber,
                              									eine Kathode, die von Quecksilber nicht angegriffen wird und schließlich ein vor
                              									einer Teilung befindliches Standrohr, in das das ausgeschiedene Quecksilber von der
                              									Kathode herabrieselt. Vorschläge, derartige Voltameter zu konstruieren, rühren von
                              										Mackenna, Anders und Köttgen (1892) her: eine brauchbare Quecksilbervoltameterzelle ist jedoch
                              									erst im Jahre 1899 von Wright gebaut worden. Sie
                              									besteht aus einem kleinen Glasgefäß von etwa 10–50 cbcm Fassungsraum, in welchem in
                              									einer Glasrinne eine ringförmige Quecksilberanode sich befindet. Die Kathode besteht
                              									aus Iridiumblech und als Elektrolyt wurde eine Lösung von Quecksilbernitrat in
                              									verdünnter Salpetersäure verwendet. Unten an das Gefäß schließt sich das mit einer
                              									Teilung versehene Standrohr an. Die Zelle wird unter Zwischenfügung eines
                              									Vorschaltwiderstandes im Nebenschluß zu einem geringen Widerstande verwendet, der
                              									für Ströme bis zu 10 Ampere etwa 0,1 Ohm besitzt. Da der Widerstand der Zelle mit
                              									steigender Temperatur abnimmt, ist der Vorschaltwiderstand aus Nickeldraht
                              									hergestellt, der sich bezüglich der Temperaturänderungen entgegengesetzt verhält, so
                              									daß letztere den den Zähler durchfließenden Strom nicht beeinflussen. Bei den Wrightschen Zählern stellte es sich heraus, daß in der
                              									Zelle eine langsame chemische Reaktion stattfand, deren Einwirkung auf die
                              									Genauigkeit sich zwar erst nach Monaten zeigte, aber nach einigen Jahren den Zähler
                              									unbrauchbar machte. Diese Nachteile werden neuerdings dadurch beseitigt, daß als
                              									Elektrolyt eine Lösung von Jodquecksilber und Jodkalium in Wasser benutzt wird.
                              									Fließt ein Strom durch das Instrument, so scheidet sich Quecksilber elektrolytisch
                              									an der Iridiumkathode aus, gleitet von der letzteren ab und fällt in das Standrohr,
                              									wo an der Teilung die Messung der Quecksilbermenge und damit der Amperestunden
                              									vorgenommen werden kann.
                           Ist das Meßrohr mit Quecksilber nahezu gefüllt, so kann durch einfaches Kippen des
                              									Apparates das ausgeschiedene Quecksilber wieder in den Anodenraum zurückbefördert
                              									werden. Um einen größeren Meßbereich zu erhalten, hat Wright bereits einen selbst entleerenden Heber verwendet, in den das
                              									Quecksilber von der Kathode abfließt Dieses Heberrohr ist so bemessen, daß es bis zu
                              									100 Raumteile Quecksilber aufnehmen kann, wobei geringere Mengen an einer Teilung
                              									abgelesen werden können. Ist das Rohr gefüllt, so entleert es sich selbsttätig in
                              									ein unteres Gefäß, wo an einer zweiten Teilung die Anzahl der Füllungen des
                              									Heberrohres abgelesen wird. Für die Benutzung der elektrischen Straßenbahnwagen ist
                              									eine besondere Ausführungsform vorgesehen, bei der ein Ueberschleudern des
                              									Quecksilbers aus dem Anodenraum in den Meßraum auch bei starken Erschütterungen
                              									ausgeschlossen ist. Für diesen Verwendungszweck ist von besonderem Vorteil, daß
                              									Erschütterungen weder auf die Genauigkeit noch auf die Lebensdauer irgendwelche
                              									Wirkung ausüben. In Deutschland werden derartige Zähler von der Firma Schott u. Gen. in Jena gebaut und unter dem Namen
                              										„Stiazähler“ in den Handel gebracht. (Hatfield.) [Elektrotechnische Zeitschrift 1909, S. 784–786.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Abstufbare Selbstinduktionsnormale.
                           Regelbare Selbstinduktionen sind zuerst von Ayrton und
                              										Perry angegeben und beispielsweise von Nalder Bros. hergestellt worden und zwar bestanden
                              									diese aus zwei in Reihe geschalteten konzentrischen Spulen, deren Windungsebenen
                              									durch Drehung der inneren Spule um eine senkrechte Achse in beliebige Winkel
                              									zueinander gebracht werden konnten. Die Firma Dr. Edelmann in München verwendet gleichfalls zwei konzentrische Solenoide,
                              									die jedoch in der Achsrichtung gegeneinander verschoben und mit Hilfe eines
                              									Umschalters so geschaltet werden können, daß ihre Felder beide in derselben oder in
                              									entgegengesetzter Richtung verlaufen.
                           Um größere Werte des Selbstinduktionskoeffizienten zu erzielen, verwendet der
                              									Verfasser zwei scheibenförmige Spulen von etwa 20 cm ⌀, von denen eine auf einem
                              									hölzernen Zylinder parallel zur anderen verschoben werden kann. Zweckmäßig werden
                              									die Spulen in achsialer Richtung möglichst gering bemessen. Bei dem ersten Apparat
                              									wurde hierauf keine Rücksicht genommen und die achsiale Länge des Wickelraumes
                              									betrug 2,16 cm, die radiale Tiefe 1,86 cm, die Windungszahl für jede Spule 1024. Der
                              									zu den Spulen verwendete Draht hat nackt 0,5 mm und doppelt mit Seide umsponnen 0,56
                              									mm Querschnitt und bei 20° einen Gesamtwiderstand von 116 Ohm. Hiermit werden als Grenzwerte beim Abstand Null 0,2265 und 1,1015 Henri, bei 60 cm Abstand 0,6625 und 0,6655 Henri erhalten, je nachdem die Felder beider Spulen
                              									gleich oder entgegengesetzt gerichtet sind. Zur Erweiterung des Meßbereiches nach
                              									unten ist jede Spule in 16 Doppellagen von je 64 Windungen zerlegt und die Enden
                              									dieser Doppellagen sind an zwei Stöpselschalter gelegt, mit deren Hilfe sämtliche
                              									Windungen hintereinander in verschiedenen Vereinigungen teils parallel und teils
                              									hintereinander und schließlich sämtliche Gruppen parallel geschaltet, wodurch der
                              									Selbstinduktionskoeffizient bis auf 1/256 vermindert werden kann.
                           Ein zweiter zur Ergänzung des ersten gebauter Apparat von grundsätzlich gleicher
                              									Bauart besitzt zwei Spulen, deren mittlerer Durchmesser gleichfalls 20 cm beträgt.
                              									Der Wickelraum ist jedoch nur 1 cm breit und in radialer Richtung 4,15 cm tief.
                              									Infolge dieser Abänderung ist der Höchstwert 9,5 mal so groß wie der geringste
                              									erzielbare Wert und zwar beträgt ersterer 5,61, letzterer 0,580 Henri. Die bewegliche Spule dieses Apparates ist auf
                              									einer Hartgummisäule befestigt; sie kann um 15 cm verschoben und ferner um ihren
                              									senkrechten Durchmesser um 90° gedreht werden. Die Windungszahl jeder Spule beträgt
                              									2345, der Widerstand 342 Ohm bei 0,3 mm ⌀ des blanken
                              									Drahtes. (Kollert.) [Elektrotechnische Zeitschrift
                              									1909, S. 560–561.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Elektrische Lampe für Petroleumbohrtürme.
                           Bisher war eine Nachtarbeit in den Petroleumgruben infolge der ständigen Gefahr, daß
                              									die aus den Bohrlöchern emporsteigenden und den Bohrturm erfüllenden Gase durch die verwandte
                              									Beleuchtungsart in Brand geraten könnten, nicht möglich. Dieser Uebelstand wird
                              									durch die von den österreichischen Siemens-Schuckertwerken konstruierte Lampe beseitigt. Während bei den
                              									bisher hierzu benutzten elektrischen, mit Schutzglas und Drahtgewebe geschützten
                              									Glühbirnen das Dichtungsmittel, der Kautschuk, vom Oelgas gelöst wurde, entspricht
                              									die neue elektrische Lampe allen Anforderungen des Bohrbetriebes. Sie besteht aus
                              									wenigen Teilen von kräftiger Bauart und ermöglicht einen leichten Einbau in die
                              									hölzernen Bohrturmwände. Die Lampe selbst befindet sich im weißemaillierten Inneren
                              									eines 20 cm langen, eisernen Halses mit schirmförmiger Verbreiterung, die an drei
                              									Lappen mittels Schrauben an der Innenwand des Bohrturmes befestigt wird. Wie bei
                              									mitunter überfluteten Beleuchtungskörpern auf Schiffen erfolgt der Abschluß nach
                              									vorn, gegen das Bohrturminnere durch eine aufgeschliffene, dickwandige Glasschale,
                              									über der sich ein kräftiger mittels dreier Schrauben gehaltener Befestigungsring
                              									befindet. Die Abdichtung des Lampeninnern wird durch einen Asbeststreifen bewirkt.
                              									Die Glühlampe selbst sitzt unter Verwendung einer gestielten Spezialfassung am
                              									rückwärtigen Verschlußdeckel, der ebenfalls unter Zwischenlage eines Asbestringes
                              									mittels zweier umklappbarer Schrauben mit Flügelmuttern angepreßt wird. Da die
                              									Erneuerung einer ausgebrannten oder gesprungenen Glühlampe nur von außen erfolgt,
                              									und jede Verbindung zwischen Bohrraum und Lampeninnern vermieden wird, besteht bei
                              									Verwendung dieser Lampe keine Gefahr einer Gasentzündung. (H. Urban.) [Organ des Vereins der Bohrtechniker 1909, S. 159.]
                           
                        
                           Vereinigter Geschwindigkeits- und Druckmesser für Gase.
                           Die Notwendigkeit, die in einer Leitung oder durch einen Raum strömenden Gas- oder
                              									Luftmengen fortlaufend genau zu bestimmen, also jederzeit ihre Geschwindigkeit und
                              									ihren Druck ablesen zu können, hat sich bereits in den verschiedensten Arten von
                              									technischen Betrieben fühlbar gemacht. So hat man z.B. bei den Bergwerken erkannt,
                              									daß weder der Unterdruck noch die Geschwindigkeit allein genügen, um die Vorgänge zu
                              									beurteilen, welche sich im Wetterkanal und im Hauptwetterschachte abspielen, sondern
                              									daß erst beide Angaben gleichzeitig ermöglichen, jede Veränderung in den
                              									Wetterverhältnissen einer Grube sofort zu erkennen. Während also unter normalen
                              									Verhältnissen der Unterdruck auf der durch die Weite der Kanäle bedingten Höhe
                              									verbleiben und auch die gelieferten Wettermengen möglichst unverändert bleiben
                              									sollen, wird, sobald etwa ein Teil der Hauptwetterstrecke zu Bruche geht und der
                              									Wetterquerschnitt sich verengt, der Unterdruck erhöht, die dadurch bedingte
                              									Aenderung der gelieferten Wettermengen also an der Druckmessung sofort ersichtlich.
                              									Andererseits kann es bei Schächten, die gleichzeitig als ausziehende und als
                              									Wetterschächte dienen, vorkommen, daß bei ungeänderter Wettermenge sehr viel falsche
                              									Luft angesaugt wird. Auch dies ist an dem Fallen des Unterdruckes zu erkennen, aber
                              									nur dann, wenn zugleich die Wettergeschwindigkeit beobachtet wird.
                           Aehnliche Verhältnisse liegen bei Dampfkesselfeuerungen, bei Hüttenwerken, bei
                              									Heizungsanlagen usw. vor, wo neben der Bestimmung der Geschwindigkeiten immer auch
                              									noch diejenige des Druckes wesentlich ist, damit die Arbeitsweise der Anlage richtig
                              									beurteilt werden kann. Bei Bergwerken ist diese Notwendigkeit durch den Entwurf der
                              									neuen Bergpolizeiverordnung für den Oberbergamtsbezirk Dortmund insofern bereits
                              									anerkannt, als für Hauptschachtventilatoren Vorrichtungen gefordert werden,
                              									welche den Unterdruck und die Wettermengen selbsttätig fortlaufend
                              									aufzeichnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 94
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 94
                              Fig. 2.
                              
                           Eine Vorrichtung, welche geeignet ist, diesen Zweck in zuverlässiger Weise zu
                              									erfüllen, ist der vereinigte Geschwindigkeits- und Druckmesser, Bauart Schultze-Dosch, der von der Fabrik technischer
                              									Meßinstrumente und Apparatebaugesellschaft G. A.
                                 										Schultze, Berlin-Charlottenburg, hergestellt wird (s. Fig. 1 und 2). Die
                              									Wirkungsweise dieser Vorrichtung beruht auf der gleichzeitigen Messung des
                              									statischen Druckes und des von dem strömenden Gase ausgeübten Geschwindigkeits- oder
                              									dynamischen Druckes. An der Meßstelle werden in die Rohrleitung r zwei Röhrchen eingeführt, von denen das eine an
                              									seinem Ende in die Richtung des ankommenden Gas- oder Luftstromes abgebogen ist. Die
                              									Enden der Röhrchen tragen Stauscheiben s und s1, die miteinander so
                              									gekuppelt sind, daß die eine senkrecht zum Gasstrome stehen muß, wenn die andere
                              									parallel dazu gerichtet ist. Auf die Oeffnung der zum Gasstrom senkrechten
                              									Stauscheibe s wird dann außer dem statischen Druck, der
                              									in der ganzen Leitung vorhanden ist, ein dynamischer Druck ausgeübt, der, wenn man
                              									mit
                           p diesen Druck in kg/qcm,
                           v die Geschwindigkeit des
                              									Gasstromes in m i. d. Sekunde,
                           γ das spezifische Gewicht des
                              									Gases und
                           g die Erdbeschleunigung
                              									bezeichnet,
                           durch die Beziehung
                           
                              p=\frac{v^2}{2\,g}\,.\,\gamma
                              
                           ausgedrückt wird, hieraus ergibt sich die
                              									Gasgeschwindigkeit
                           
                              v=\sqrt{\frac{2\,p\,.\,g}{\gamma}}.
                              
                           Daneben wird auf die Stauscheiben s und s1 auch noch der
                              									statische Druck der Leitung ausgeübt, während ein dynamischer Druck auf die Scheibe
                              										s1 nicht zur
                              									Wirkung gelangt, weil sie genau in die Richtung des Gasstromes gestellt wird.
                           
                           Diese beiden Drücke werden nun durch die in Fig.
                                 										2 dargestellte Einrichtung in folgender Weise gemessen: Das nach außen hin
                              									gasdicht verschlossene Gehäuse a enthält zwei
                              									Gasglocken g und g1, die sich in den mit einer nicht verdunstenden
                              									Flüssigkeit gefüllten Gefäßen f und f1 unabhängig
                              									voneinander bewegen können. Hierbei stehen der Hohlraum unter der Glocke g mit dem Raum hinter der Stauscheibe s, der Hohlraum unter der Glocke g1 mit der äußeren Luft
                              									und das Innere des Gehäuses a mit dem Raum hinter der
                              									Stauscheibe s1 in
                              									Verbindung. Die Einstellung der Glocke g1 wird demnach durch das Verhältnis zwischen dem
                              									äußeren Luftdruck und dem statischen Druck in der Gasleitung bestimmt, kann also als
                              									Maß für den statischen Druck dienen. Unter der Glocke g
                              									hingegen herrscht ein Druck, der der Summe aus dem statischen und dem dynamischen
                              									Druck entspricht, und da außerhalb dieser Glocke der statische Druck der Rohrleitung
                              									herrscht, so wird die Einstellung dieser Glocke nur durch den dynamischen Druck,
                              									demnach durch die Gasgeschwindigkeit in der Rohrleitung bestimmt. Die Bewegungen der
                              									Glocken werden durch ein geeignet ausgebildetes Hebelwerk entweder auf ein
                              									Zeigerpaar oder auf zwei Schreibstifte übertragen, welche den Verlauf des Druckes
                              									und der Geschwindigkeit der Gase auf einem gemeinsamen, von einem Uhrwerk
                              									fortlaufend bewegten Papierstreifen untereinander aufzeichnen. Die Größe der Glocken
                              									muß den vorliegenden Verhältnissen von Druck und Geschwindigkeit angepaßt
                              									werden.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Prüfung der Maschinenarbeit.
                           Je mehr die Massenfabrikation in unseren Fabriken heimisch wird, um so wichtiger wird
                              									die Beantwortung der Frage: Wo und wie kann mit den geringsten Kosten eine wirksame
                              									Kontrolle der Fabrikate durchgeführt werden, und wer soll die Kontrolle ausüben? Man
                              									trifft eine ganze Reihe von Systemen in den verschiedenen Werken, von denen jedes
                              									neben seinen Vorzügen auch Mängel aufweist, und von denen das eine in diesem, das
                              									andere in jenem Falle je nach den besonderen Verhältnissen des betreffenden Werkes
                              									sich als das geeignetste erweisen dürfte. Von diesen seien die folgenden
                              									genannt:
                           1. Der Werkmeister einer Abteilung prüft die fertigen Maschinen bezw. Maschinenteile
                              									und ist für deren gute Ausführung verantwortlich. Dieses älteste Verfahren dürfte
                              									bei Massenfabrikation selbst für kleine Werke ungeeignet sein, da der Meister sich
                              									unbedingt auf Stichproben beschränken muß, also es nicht ausgeschlossen ist, daß
                              									fehlerhafte Stücke erst beim Zusammensetzen der Maschine oder gar erst bei dem
                              									Probelauf gefunden werden, wodurch dann nicht nur der unmittelbare Verlust durch das
                              									fehlerhafte Stück entsteht, sondern der viel bedeutendere mittelbare durch dessen
                              									Auswechseln.
                           2. Jeder Abteilung sind ein oder mehrere Kontrolleure beigegeben, die die von den
                              									Arbeitern abgelieferten Teile prüfen und für deren tadellose Ausführung
                              									verantwortlich sind. Wenn hier auch das Durchschlüpfen von Fehlern weniger leicht
                              									und häufig vorkommen wird, so ist es doch keineswegs ausgeschlossen; vor allem aber
                              									liegt die Gefahr vor, daß eine derartige Steigerung der Beamtenzahl und damit der
                              									Ausgaben entsteht, daß erst recht wirtschaftliche Nachteile eintreten.
                           3. Alle fertigen Maschinenteile oder ganze Maschinen werden in ein Fertigmagazin
                              									abgeliefert, wo sie beim Empfang geprüft werden und wo auch über die Ablieferung dem
                              									Arbeiter Quittung erteilt wird. Hier ist gegenüber dem zweiten System zwar der
                              									Vorteil, daß beim Zusammenströmen der zu prüfenden Teile aus allen Abteilungen an
                              									eine Stelle die Arbeit auf die einzelnen Kontrollbeamten sich besser verteilen
                              									läßt, also deren Zahl beschränkt werden kann, aber ein erheblicher Nachteil besteht
                              									darin, daß die Werkstücke erst in ganz fertigem Zustande in die Hände des
                              									Kontrolleurs gelangen, also auf fehlerhafte Stücke gegebenenfalls eine Summe von
                              									Löhnen verwandt und damit verloren sind, die bei sofortiger Prüfung nach jedem
                              									Arbeitsvorgange hätten gespart werden können.
                           4. Jeder Bearbeitungsabteilung ist ein Fertigmagazin angegliedert, in das die Teile
                              									nach den in dieser Abteilung ausgeführten Arbeiten abgeliefert werden und in denen
                              									auch die Kontrolle über ihre richtige Ausführung ausgeübt wird. Allen
                              									offensichtlichen Vorteilen dieses Systems steht der große Nachteil des erheblichen
                              									Raumbedarfs gegenüber, der in vielen Fällen eine Durchführung einfach unmöglich
                              									machen wird. Auch ist bedenklich, daß gegebenenfalls erst dann ein Fehler entdeckt
                              									wird, wenn bereits hunderte von Teilen in der falschen Art fertiggestellt sind.
                           Ein ideales Kontrollsystem müßte es ermöglichen sämtliche Teile an der Stelle ihres
                              									Entstehens so zu prüfen, daß Fehler sofort entdeckt werden. Sehr beachtenswert ist
                              									in dieser Beziehung der Vorschlag Fred. W. Taylors in
                              									seinem Werke „Shop management“, die heute
                              									übliche Art der Meisterstellungen in der Weise zu ändern, daß man die verschiedenen
                              									Tätigkeiten des Meisters je einem besondern Beamten überträgt, dessen Tätigkeit sich
                              									dann nicht mehr auf eine einzelne Abteilung beschränkt, sondern sich über das ganze
                              									Werk erstreckt. Einer dieser Beamten, der Prüfmeister, ist dann also einzig und
                              									allein für richtige und genaue Ausführung der angefertigten Teile verantwortlich und
                              									hat diese während und nach
                              									der Bearbeitung zu prüfen. Allerdings muß zugegeben werden, daß ein Durchschlüpfen
                              									fehlerhafter Stücke hierdurch keineswegs gänzlich
                                 										unmöglich gemacht ist, da der Prüfmeister namentlich bei Massenfabrikation
                              									nicht imstande sein wird, jedes einzelne Stück zu kontrollieren.
                           Neben den angegebenen Maßregeln suche man aber vor allem das
                              									Verantwortlichkeitsgefühl der Arbeiter zu wecken, sei es durch Strafen für schlechte
                              									oder besser durch Belohnungen für musterhafte Arbeit, sei es durch persönlichen
                              									Einfluß des Betriebsleiters, der nicht unterschätzt werden darf.
                           In vielen Fällen, namentlich bei der Herstellung von Massenartikeln, läßt sich aber
                              									auch eine gewissermaßen selbsttätige Prüfung einführen. Man hat nämlich nur die
                              									Einspannvorrichtungen, Bohrlehren usw. so zu gestalten, daß sie die Verwendung
                              									mangelhaft hergestellter oder schlecht vorgearbeiteter Teile überhaupt nicht
                              									zulassen. So wird man z.B. für Gegenstände, die auf bestimmte Länge abgeschnitten
                              									sein müssen und nachher erst gefräst, dann gebohrt werden, eine Fräslehre
                              									anfertigen, in die zu lange Stücke nicht hineingehen, und eine Rohrlehre, die das
                              									Einlegen zu kurzer Teile nicht zuläßt. Wieder andere Bohrlehren wird man so
                              									herstellen, daß angedrehte Zapfen auf die Lage ihrer Mittellinie und ihren
                              									Durchmesser kontrolliert werden, daß falsch gegossene Stücke sich nicht in die Lehre
                              									einlegen lassen oder bei gewaltsamen Einpressen zerbrochen werden und dergleichen
                              									mehr. Im einzelnen läßt sich dies wichtige Hilfsmittel der Prüfung nur für jeden
                              									besonderen Fall näher beschreiben. Hervorgehoben muß aber werden, daß dieser
                              									Gesichtspunkt bisher bei der Durchbildung von Hilfsvorrichtungen und Lehren
                              									verhältnismäßig wenig Beachtung gefunden hat. (H. G.)
                              									[Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge 1909, S. 409–411 und S. 486 und
                              									487).
                           
                              F. Mbg.