| Titel: | Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden Regulatoren. | 
| Autor: | J. Magg | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 103 | 
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                        Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei
                           								direkt wirkenden Regulatoren.
                        Von Dr.-Ing. J. Magg,
                           								Graz.
                        (Fortsetzung von S. 85 d. Bd.)
                        Beiträge zur Theorie des Reguliervorganges bei direkt wirkenden
                           								Regulatoren.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Erörterung eines speziellen Falles.
                              
                           Es sei uns gegeben eine DampfmaschineBeispiel in
                                    											der Hauptsache nach Rülf s. o., die
                              									bei n = 80 mittlerer Tourenzahl eine maximale Leistung
                              									von 700 PS, eine minimale von 0 PS leistet. Der Hub sei 1000 mm, das Trägheitsmoment
                              									des Schwungrades J = 2250 kg/m2. Der Hub des Regulators sei H = 100 mm, sein Ungleichförmigkeitsgrad δr = 1/15. Daraus
                              									ergeben sich die Werte für unterste und oberste Tourenzahl mit
                           n0 =
                              									82,67, ω0 = 8,65
                           nn =
                              									77,33, ωn = 8,09.
                           Die Kraft, die den Regulator in seine Gleichgewichtslage pro 1 mm Abweichung daraus
                              									zu ziehen trachtet, sei ⅓ kg/mm, so daß also c1 = 333,3 kg/mc1 läßt sich
                                    											abwägen oder auch, wie folgt, berechnen: Bei einer Verschiebung um das
                                    											Wegdifferentiale ist die vom Regulator geleistete Arbeit:d A = – P . d (hm– h) = – c1(hm– h) d (hm– h).Setzen wir nun hm
                                    											= H und lassen den Regulator den ganzen Weg von
                                    												h = 0 bis h =
                                       												H durchlaufen, so erhalten wir offenbar die gesamte Arbeit, die der
                                    											Regulator bei einem Hube leisten kann. Es ist demnach:A=-c_1\,\int\limits_{(H-h)=H}^{(H-h)=o}\,(H-h)\,d\,(H-h)=c_1\,\frac{H^2}{2}.A kann bei bekanntem Regulatorgetriebe leicht
                                    											aus dem Tolleschen Diagramm entwickelt werden.
                                    											Es ist also dann darausc_1=\frac{2\,A}{H^2} . . . . . . . .
                                    											(22); seine Eigenschwingungsdauer betrage ⅔ Sek. Aus Gleichung
                              									(16) folgert dann
                           m=\frac{{T_r}^2\,c_1}{4\,\pi^2}=3,75 M.E.
                           Die Maschine sei nun bei N1 = 560 PS im Beharrungszustande, entsprechend h1 = 20 mm, und werde plötzlich auf N1 = 350 PS,
                              									entsprechend h1 = 50 mm
                              									entlastet.
                           Es ergibt sich dann:
                           
                              \alpha=\frac{c_1}{m}=89\mbox{ Sek.}^{-2}
                              
                           Die „Durchgangszeit“ der Maschine ist, da N
                              									= 700 bei n = 80 das Drehmoment Mu = 6270 kg/m entspricht:
                           
                              T_d=\frac{J\,(\omega_o-\omega_n)}{M_n}=0,201\mbox{ Sek}.
                              
                           Daraus ist dann
                           ß = 444 sec–3,
                           ferner
                           w1 = –
                              									4,18 sec–1,
                           p = 2,09 sec–1,
                           q = 10,12 sec–1.
                           
                           Außerdem ist, da
                           x = hl
                              									–h1 = 30 mm,
                           C1 =
                              									22,6 mm,
                           C2 =
                              									7,4 mm,
                           C3 =
                              									7,8 mm.
                           Die Bewegungsgleichung für den Regulatorpunkt lautet
                              									demnach:
                           x = 22,6 e–4,18 t + e2,09
                                 										t(7,4 cos 10,12 t +7,8 sin 10,12 t).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 104
                              Fig. 1. Idealer Fall.
                              
                           Die Konstanten für die Bewegungsgleichung des Motorpunktes
                              									ergeben sich mit:
                           
                              
                                 \frakfamily{A}_1 =
                                 27,0 mm,
                                 
                              
                                 \frakfamily{A}_2 =
                                 3,0 mm,
                                 
                              
                                 \frakfamily{A}_3 =
                                 – 3,2 mm,
                                 
                              
                           so daß die Bewegungsgleichung für den Motorpunkt lautet:
                           hm =
                              									50 – [27,0 e–4,18 t +
                              										e2,09 t (3,0 cos
                              									10,12 t – 3,2 sin 10,12 t)].
                           Die beiden Kurven sind in Fig. 1 dargestellt, die
                              									darunter gezeichnete Kurve ist die der auf den Regulator ausgeübten Stellkräfte, die
                              									aus den Kurven der h und hm mit Benutzung von Gleichung (1)
                              									erhalten wurden.
                           Für den Fall, daß nur absatzweise Einwirkung des Regulators angenommen werde, ergeben
                              									sich die in Fig. 2 gezeichneten Kurven, deren
                              									Gleichungen nach der oben angegebenen Methode berechnet, lauten:
                           
                              \left{{\ \ \ \ h=-158\mbox{ sin }9,44\,t+20+149,4\,t}\atop{h_m=20+149,4\,t\
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }}\right\}\mbox{ 1. Hub}
                              
                           
                              \left{{\ \ \ h=47,8\mbox{ sin
                                 										}(7^{\circ},35'+9,44\,t)+76-160\,t}\atop{h_m=76-160\,t\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }}\right\}\mbox{ 2. Hub}
                              
                           
                              \left{{\ \ \ \ \ h=-91,8\mbox{ sin
                                 										}(15^{\circ},30'+9,44\,t)+16+290\,t}\atop{h_m=16+290\,t\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
                                 										\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }}\right\}\mbox{ 3.
                                 										Hub}
                              
                           Ein Vergleich der Fig. 1 und 2 lehrt, daß trotz des verschiedenen Ansehens der
                              									Kurvengleichungen durch die Verschiedenheit der Annahmen das Resultat doch nur
                              									unwesentliche Aenderungen erfährt, daß somit die Annahme der kontinuierlichen
                              									Regulatoreinwirkung wohl zulässig erscheint.
                           
                        
                           
                              Einfluß einer Beharrungsmasse.
                              
                           Bekanntlich ist es auch möglich, das Regulatorgetriebe derart zu gestalten, daß die
                              									bei einer Tourenzahlveränderung der Maschine aus der Trägheit der Schwungmassen
                              									herrührende Massenkraft zur Verstellung der Muffe nutzbar gemacht wird, ein Mittel,
                              									das besonders bei Flachreglern oft verwendet wird, um die Stellkraft zu
                              									vergrößern.
                           Diese Trägheitskraft kann nun der Winkelbeschleunigung der Maschine proportional
                              									gesetzt werden, so daß zu der durch Gleichung (1) definierten Stellkraft noch eine
                              									andere
                           P_b=c_4\,\frac{d\,\omega}{d\,t} . . . . .
                              									(23)
                           hinzukommt. c4 ist aus den Regulatorabmessungen ohne große Mühe
                              									zu ermitteln.
                           Gleichung (4) geht nunmehr über in:
                           
                              m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=P+P_b=c_1\,(h_m-h)+c_4\,\frac{d\,\omega}{d\,t}.
                              
                           Die nun folgende Ableitung ist der früher gegebenen analog.
                              									Da, wie oben gezeigt
                           
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{c_3}{J}\,(h_l-h),
                              
                           so ist:
                           
                              m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=c_1\,h_1+\frac{c_1\,c_3}{c_2\,J},
                              
                           
                              \int\limits_0^t\,(h_l-h)\,d\,t-c_1\,h+\frac{c_3\,c_4}{J}(h_l-h),
                              
                           oder nach Vornahme einiger Umformungen:
                           
                              \frac{d^3\,h}{d\,t^3}+\frac{d\,h}{d\,t}\,\left(\frac{c_1}{m}+\frac{c_3\,c_4}{J\,m}\right)-\frac{c_1\,c_3}{c_2\,m\,J}\,(h_l-h)=0.
                              
                           Setzen wir nun noch:
                           \frac{c_3\,c_4}{J\,m}=\gamma . . . . . (24)
                           so bekommen wir:
                           \frac{d^3\,x}{d\,t^3}+(\alpha+\gamma)\,\frac{d\,x}{d\,t}+\beta\,x=0
                              									. . . (25)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 104
                              Fig. 2. Periodische Einwirkung des Regulators.
                              
                           Diese Gleichung ist ähnlich Gleichung (8), nur tritt an die Stelle von α jetzt α + γ. Das allgemeine Integral lautet so wie früher, nur
                              									bekommen die Exponenten andere Werte. Bildet man aus Gleichung (10) den Wert
                              										\frac{\partial\,w_1}{\partial\,\alpha}, so ergibt sich dieser
                              									als positiv; da aber w1
                              									immer negativ ist, so heißt das, daß der absolute Wert von w1 bei einer Vergrößerung von α in α + γ abnimmt, desgl. der Wert von p. Da dieser aber nach dem Obigen für die Labilität des
                              									Beharrungszustandes bestimmend ist, ergibt sich daraus die Folgerung, daß die
                              									Beharrungsmasse die Neigung zum Ueberregulieren vermindert, ohne sie jedoch durch
                              									ihre Wirkung vollständig vernichten zu können.Dies
                                    											ergibt sich aus Gleichung (10), da p = 0 erst
                                    											für den Fall von α = ∞ eintritt.
                              									Jedenfalls braucht bei Anwendung einer Beharrungsmasse die zur Erzielung einer
                              									labilen Regulierung notwendige „Dämpfung“ – die klein zu halten aber jedenfalls erwünscht
                              									ist – nicht so groß zu sein als ohne Verwendung einer Beharrungsmasse. Der Verlauf
                              									des Regulierungsvorganges wird also durch ihren Einfluß verbessert.
                           
                        
                           
                              Einfluß der Unempfindlichkeit.
                              
                           Die Berücksichtigung des Einflusses der Unempfindlichkeit gestaltet sich wesentlich
                              									schwieriger. Da die Reibung sich immer der einzuleitenden oder bereits eingeleiteten
                              									Bewegung widersetzt, wechselt sie bei jeder Bewegungsumkehr plötzlich ihr
                              									Vorzeichen. Diese Gesetzmäßigkeit analytisch auszudrücken, ist aber in einfacher
                              									Form nicht möglich. Außerdem besteht aber auch ein Zusammenhang zwischen der Reibung
                              									zwischen zwei Flächen und deren relativer Geschwindigkeit. Für die bei der Bewegung des Regulators auftretenden Geschwindigkeiten
                              									kann nun die Reibung allerdings mit guter Annäherung als konstant angenommen werden.
                              									Dagegen darf der Unterschied zwischen der Reibung der Ruhe und jener der Bewegung
                              									nicht vernachlässigt werden. Wir wollen daher, um im Rahmen einer einfachen
                              									Untersuchung der Wirklichkeit doch möglichst nahe zu kommen, annehmen, die Reibung
                              									der Ruhe sei, an die Muffe reduziert, durch eine Kraft R zu ersetzen; beim Uebergang von Ruhe in Bewegung sinke der Wert von R plötzlich auf R1, welcher Wert dann als während der ganzen Bewegung
                              									konstant vorausgesetzt werde.
                           Unter diesen Annahmen läßt sich der Verlauf des Reguliervorganges, der sich nunmehr
                              									natürlich immer nur von einem Kurvenmaximum zum nächsten durch eine Gleichung
                              									darstellen läßt, folgendermaßen berechnen:
                           Wir setzen zuvörderst in Analogie mit Gleichung (1)
                           
                              \left{{R=c_1\,r}\atop{R_1=c_1\,p}}\right\}\ .\ .\ .\ (26)
                              
                           wobei dann r und ρ Strecken darstellen, r
                              									läßt sich als die Strecke deuten, um welche sich der Motor bereits vom
                              									Regulatorpunkt entfernt haben muß, damit eine Bewegung unter Ueberwindung der
                              									Reibung der Ruhe eintreten kann, ρ ist dann offenbar
                              									die Strecke, um die sich der Motorpunkt vom Regulatorpunkt weiter entfernt haben
                              									müßte, um beim Regulator mit Reibung dieselbe Stellkraft auszuüben, wie beim
                              									reibungslosen.
                           r und ρ lassen sich aus dem
                              									Unempfindlichkeitsgrade leicht berechnen, der mit εr
                              									(für den Fall der Ruhe) bezeichnet werde. εr kann
                              									entweder versuchsmäßig festgestellt oder in bekannter Weise aus den Regulatordaten
                              									berechnet werden.s.u.a. Hermann: Die graphische Untersuchung der
                                    											Zentrifugalregulatoren, Berlin 1886. Bartl: Die
                                    											Berechnung der Zentrifugalregulatoren, Leipzig 1900. Tolle: Die Regelung der Kraftmaschinen, Berlin 1905. Es
                              									ist dann
                           
                              \epsilon_r=\frac{2\,\delta\,\omega}{\omega},
                              
                           wobei δ ω die Abweichung von der
                              									Tourenzahl, die der Regulatorstellung entspricht, darstellt, um, entgegengesetzt der
                              									Reibung, eine Bewegung des Regulators zu bewirken. Diesem δ
                                 										ω muß aber nach dem Obigen eine Verschiebung des Motorpunktes um r entsprechen, so daß wir unter Benutzung von Gleichung
                              									(2)
                           
                              δ ω = c
                              2
                              r
                              
                           setzen können.
                           Wenden wir Gleichung (2) auf den ganzen Hub des Regulators an, so bekommen wir
                           ω0 =
                              										ωu + c2
                              									H
                           und daraus
                           
                              c_2=\frac{\omega_o-\omega_u}{H}.
                              
                           Es ist nun:
                           
                              \epsilon_r=\frac{2\,\delta\,\omega}{\omega}=\frac{2\,c_2\,r}{\omega}=\frac{2\,r}{H}\,\frac{\omega_o-\omega_u}{\omega}=\frac{2\,r}{H}\,.\,\delta_r,
                              
                           da
                           
                              \frac{\omega_o-\omega}{\omega}
                              
                           der Ungleichförmigkeitsgrad δr des Reglers ist. Daraus ist nun:
                           
                              \mbox{und
                                 										analog}\left{{r=\frac{H}{2}\,.\,\frac{\epsilon_r}{\delta_r}}\atop{\rho=\frac{H}{h}\,.\,\frac{\epsilon_\rho}{\delta_r}}}\right\}\
                                 										.\ .\ .\ .\ (27)
                              
                           Um den Vorgang zu verfolgen, nehmen wir nun wieder an, die Maschine sei in h1 im Beharrungszustand
                              									und werde auf hl entlastet. Nun beginnt aber der Regulator nicht sogleich mit seiner
                              									Bewegung, sondern verharrt so lange in Ruhe, bis sich der Motorpunkt um r vom Regulatorpunkt entfernt hat. Die hierzu nötige
                              									Zeit, sie sei mit τ bezeichnet, ergibt sich aus
                              									folgender Ueberlegung:
                           Der zur Einleitung einer Regulatorbewegung notwendige Geschwindigkeitszuwachs war
                           
                              \delta\,\omega=c_2\,r=\int\limits_o^\tau\,d\,\omega.
                              
                           Nun ist aber nach dem Vorigen die Winkelbeschleunigung der Maschine
                           
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{M_b}{J}=\frac{c_3\,(h_l-h)}{J},
                              
                           wofür jetzt, da h = h1 ist, gesetzt werden
                              									kann:
                           
                              \frac{d\,\omega}{d\,t}=\frac{c_3\,(h_l-h_1)}{J}=\frac{c_3\,x_1}{J},
                              
                           oder
                           
                              d\,\omega=\frac{c_3}{J}\,.\,x_1\,d\,t
                              
                           
                              \delta\,\omega=c_2\,r=\int\limits_0^\tau\,\frac{c_3}{J}\,.\,x_1\,d\,t=\frac{c_3\,x_1\,\tau}{J},
                              
                           woraus
                           
                              \tau=\frac{c_2\,J}{c_3}\,.\,\frac{r}{x_1},
                              
                           wofür aber nach Gleichung (17) zu setzen ist
                           \tau=T_d\,\frac{r}{x_1} . . . . . . (28)
                           Da von t = 0 bis t = τ das
                              										\frac{d\,\omega}{d\,t} konstant ist, ist es nach Gleichung
                              									(2) auch \frac{d\,h_m}{d\,t}; d.h. das Diagramm der hm vom Anfangspunkt bis
                              										t = τ ist eine
                              									Gerade.
                           In dem Momente, wo sich der Motor- vom Regulatorpunkt um r entfernt hat, beginnt die Bewegung. Es ist nun leicht einzusehen, daß
                              									sich an der für den idealen Fall gegebenen Ableitung nichts ändert, da zu der auf
                              									den Regulator einwirkenden Kraft P [s. Gleichung (4)]
                              									nur das Glied – R1
                              									hinzutritt, eine konstante Größe, die bei der nachfolgenden Differentation
                              									hinausfällt. Die Konstanten α, β, w1, p und q ändern sich daher ebenfalls nicht, so daß wir in
                              									Analogie mit Gleichung (9) schreiben können
                           x=G_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t}\,(G_2\mbox{ cos }q\,t+G_3\mbox{
                                 										sin }q\,t) . (29)
                           Dagegen ändern sich unsere aus den Anfangsbedingungen zu ermittelnden
                              									Integrationskonstanten, da nunmehr bei t = 0, womit wir
                              									die Zeit in dem Moment, wo sich der Regulator zu bewegen anfängt, neu zu zählen beginnen,
                              									wie früher x = x1 und
                              										\frac{d\,x}{d\,t}=0, nicht mehr dagegen
                              										\frac{d^2\,x}{d\,t^2}=0 ist. Indem nämlich in dem Moment, wo
                              									sich der Regulator zu bewegen anfängt, die Reibung von R auf R1
                              									sinkt, der Motorpunkt aber schon um r vom
                              									Regulatorpunkt entfernt ist, tritt plötzlich eine beschleunigende Kraft R – R1 auf; es findet
                              									ein „Stoß ohne Geschwindigkeit“ statt. Wir haben also als Beschleunigung für
                              										t = 0
                           \frac{d^2\,x}{d\,t^2}=-\frac{R-R_1}{m}=-\frac{c_1}{m}\,(r-\rho)=b_1
                              									(30)
                           Das negative Vorzeichen rührt daher, daß b1 das x zu verkleinern trachtet. Bilden wir nun aus Gleichung
                              									(29) die Werte für \frac{d\,x}{d\,t} und
                              										\frac{d^2\,x}{d\,t^2} und wenden sie auf den Anfangszustand
                              									an, so bekommen wir drei Gleichungen, aus denen sich wie früher die
                              									Integrationskonstanten berechnen lassen. Es ist nunmehr:
                           
                              
                                 
                                    G_1=\frac{(p^2+q^2)\,x_1+b_1}{9\,p^2+q^2}
                                    
                                    G_2=\frac{8\,p^2x_1-b_1}{9\,p^2+q^2}
                                    
                                    G_3=\frac{(2\,q^2-6\,p^2+)\,x_1+3\,b_1}{9\,p^2+q^2}\,.\,\frac{p}{q}
                                    
                                 (31)
                                 
                              
                           Dadurch ist der erste Kurvenast bestimmt. Die Kurve erreiche ihr Maximum, bei dem die
                              									Reibung ihr Vorzeichen umkehrt, bei x = x2. Da die Kurve der
                              										x durch eine transzendente Gleichung dargestellt
                              									wird, entzieht sich der Wert ihres Maximums allgemein der Darstellung in
                              									geschlossener Form, In allgemeiner Behandlung kann daher der weitere Rechnungsgang
                              									nur seinem Wesen nach erläutert werden.
                           Um die Gleichung der Bewegung des Motorpunktes zu erhalten, stellen wir folgende
                              									Ueberlegung an: Die Kraft, die den Regulatorpunkt zum Motorpunkt hinzieht, hat jetzt
                              									nicht nur die Masse zu beschleunigen, sondern auch die Reibung – und zwar das R1 – zu überwinden, so
                              									daß wir anschreiben können:
                           
                              c_1\,(h_m-h)=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}+c_1\,p_1,
                              
                           oder
                           
                              c_1\,(h_m-h-p)=m\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}.
                              
                           Daraus ist unter Benutzung der früher eingeführten
                              									Bezeichnungen:
                           
                              h_m=\rho+h_l-x-\frac{l}{\alpha}\,\frac{d^2\,x}{d\,t^2}.
                              
                           Dieser Ausdruck ist ähnlich dem, den wir schon früher [s.
                              									Gleichung (13)] erhalten hatten, nur tritt an die Stelle von hl nunmehr hl + ρ. Die Integrationskonstanten erhalten wir aus Gleichung (15), wenn wir
                              									nunmehr statt C1, C2 und C3 die Größen G1, G2 und G3 darein einsetzen. Wir bekommen als Gleichung für
                              										hm:
                           k_m=h_l+p-[\frakfamily{B}_1\,e^{w_1\,t}+e^{p\,t},(\frakfamily{B}_2\mbox{
                                 										cos }q\,t+\frakfamily{B}_3\mbox{ sin }q\,t)] 32)
                           Der Wert von Am zur Zeit, wo die Kurve des
                              									Regulatorpunktes ihr Maximum hat, sei hm2. Ist nun
                           |hm2 –
                              										h1| > |ρ|,
                           so geht die Bewegung gleich weiter, sonst bleibt der
                              									Regulatorpunkt so lange in Ruhe, bis der Motorpunkt sich wieder um r von ihm entfernt hat. Geht die Bewegung gleich
                              									weiter, so tritt eine Anfangsbeschleunigung auf, die aus folgender Ueberlegung
                              									ermittelt werden kann. Es ist bei Beginn des neuen Kurvenastes analog wie
                              									früher:
                           
                              c_1,(h_{m2}-h_2)=c_1\,\rho+m\,\left(\frac{d^2\,h}{d\,t^2}\right)_{t=0}=c_1\,\rho-m\,\left(\frac{d^2\,x}{d\,t^2}\right)_{t=0}c_1\,\rho-m\,b_2,
                              
                           oder mit Benutzung der früher aufgestellten Gleichungen:
                           b2 =
                              										α (hl + ρ – hm2 – x2).
                           Die Konstanten für den neuen Kurvenast erhalten wir, wenn wir
                              									statt x1 und b1 nunmehr x2 und b2 in Gleichung (31)
                              									einsetzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 106
                              Fig. 3. Einfluß der Unempfindlichkeit.
                              
                           Dieser Kurvenast habe sein Maximum in h3, entsprechend hm3. Analog zu oben ergeben sich dann die
                              									Anfangsbeschleunigung b3 für diesen Ast, die Konstanten usw. Zu beachten ist nur, daß das ρ sein Vorzeichen wechselt, je nachdem es sich um einen
                              									an- oder absteigenden Kurvenast handelt. Als einfache Regel kann gelten, daß das
                              									Vorzeichen von p immer so zu wählen ist, daß hierdurch
                              									der Wert der Anfangsbeschleunigung verkleinert
                              									wird.
                           Ergibt sich nun bei einem Maximum der Regulatorkurve die Differenz der Höhen von
                              									Regulator- und Motorpunkt kleiner als r, so bleibt der
                              									Regulatorpunkt so lange in Ruhe, bis sich der Motorpunkt wieder um r von ihm entfernt hat. Die dazu nötige Zeit ergibt
                              									sich in Analogie zu Gleichung (28) mit
                           
                              \tau=T_d\,\frac{r-(h_{mn}-h_n)}{x_n}.
                              
                           Beim Uebergang in die Bewegung tritt dann wieder die
                              									Anfangsbeschleunigung auf, die durch Gleichung 30 gegeben ist, wobei jedoch zu
                              									beachten ist, daß man den Wert des Vorzeichens von r –
                                 										ρ so zu nehmen hat, daß die Anfangsbeschleunigung den absoluten Wert von
                              										x zu vergrößern trachtet.
                           Wir können uns nunmehr der Behandlung des speziellen Beispiels zuwenden.
                           Wir nehmen an, der Unempfindlichkeitsgrad (der Ruhe) betrage εr = 1/40. Der Reibungskoeffizient der Bewegung
                              									betrage nur ⅔ von dem der Ruhe. Es ist dies eine Annahme, die mit den tatsächlichen
                              									Verhältnissen angenähert übereinstimmen dürfte. Leider fehlen mir genaue Daten, doch
                              									dürfte die Annäherung mit Rücksicht darauf ausreichen, daß der Unterscheidung zwischen der
                              									Reibung der Ruhe und der Bewegung ohnehin nur der Wert einer Korrektion zukommt,
                              									demnach eine kleine Ungenauigkeit in den Annahmen als klein von zweiter Ordnung nur
                              									mehr sehr wenig ausmacht.
                           Aus Gleichung (27) ergeben sich nun
                           
                              r=\frac{100}{2}\,.\,\frac{15}{40}=18,75\mbox{ mm}
                              
                           und
                           ρ = ⅔ . r
                              									= 12,5 mm.
                           Diesen Werten entsprechen mit c1 = ⅓ kg/mm Größen der Reibung (an die Muffe
                              									reduziert) von R= 6,25 kg und R1 = 4,17 kg. Ferner ist nach Gleichung
                              									(28)
                           τ = 0,126 sec.
                           Die in Fig. 3 gezeichnete Kurve ist nach den obigen
                              									Regeln berechnet; die Gleichungen der einzelnen Kurvenäste lauten wie folgt:
                           Erster Ast: x = x1 = konstant = 30 mm, hm wächst in der Zeit τ = 0,126 sec auf 20 + 18,75 = 38,75 sec.
                           Zweiter Ast: Anfangsbeschleunigung = – 557 mm/sec2
                           x = 18,7 e–4,18 t + e2,09 t(11,3 cos 10,12 t + 5,38 sin 10,12 t)
                           hm= 62,5 – [22,35 e–4,18 t + e2,09 t (1,4 cos 10,12 t – 5,94 sin 10,12 t)].
                           Kurvenmaximum bei x = – 23,4 mm,
                              										hm = 52,4 mm.
                           Dritter Ast: Anfangsbeschleunigung = + 7 56 mm/sec2
                           x = – 12,3 e–4,18 t + e2,09 t(– 11,1 cos 10,12 t – 2,79 sin 10,12 t)
                           hm =
                              									37,5 – [– 14,7 e–4,18t
                                 										t + e2,09 t
                              									(– 0,2 cos 10,12 t + 5,57 sin 10,12 t)].
                           Kurvenmaximum bei x = 22,0 mm,
                              										hm = 48,0 mm.
                           Vierter Ast: Anfangsbeschleunigung = – 668 mm/sec2
                           x = 11,88 e–4,18 t + e2,09 t (10,12 cos 10,12 t + 2,82 sin 10,12 t)
                           
                           hm =
                              									62,5 – [14,2 e–4,18 t
                              									+ e2,09 t (0,3 cos
                              									10,12 t – 5,12 sin 10,12 t)].
                           Kurvenmaximum bei x = – 19,4 mm,
                              										hm = 54,3 mm.
                           Fünfter Ast: Nunmehr ist die Differenz zwischen hm und h zu Hubbeginn
                              									nurmehr gleich – 15,1 mm, dem absoluten Werte nach also kleiner als r. Der Regulatorpunkt bleibt so lange in Ruhe, bis der
                              									Abstand des Motorpunktes von ihm wieder gleich r
                              									geworden ist. Die dazu nötige Zeit ergibt sich mit τ5 = 0,04 sec.
                           Sechster Ast: Anfangsbeschleunigung =557 mm/sec2
                           x = – 10,67 e–4,18 t+ e2,09 t (– 8,73 cos 10,12 t – 2,62 sin 10,12 t)
                           hm=
                              									37,5 – [– 12,75 e–4,18
                                 										t + e2,09 t
                              									(– 0,4 cos 10,12 t + 4,42 sin 10,12 t)]
                           Kurvenmaximum bei x = 16,8 mm,
                              										hm= 45,4 mm.
                           Siebenter Ast: Der Regulator bleibt durch τ7 = 0,083 sec in Ruhe.
                           Achter Ast: Anfangsbeschleunigung = – 557 mm/sec2
                           x = 8,75 e–4,18 t + e2,09 t (8,05 cos 10,12 t + 1,94 sin 10,12 t)
                           hm=62,5 – [10,46 e–4,18 t + e2,09
                                 										t (0,09 cos 10,12 t – 4,04 sin 10,12 t)].
                           Kurvenmaximum bei x = – 13,55 mm,
                              										hm = 59,0 mm.
                           Neunter Ast: Der Regulator verharrt wieder in Ruhe, und zwar durch τ9 = 0,218 sec.
                           Zehnter Ast: Anfangsbeschleunigung = 557 mm/sec2
                           x = – 6,15 e–4,18 t + e2,09 t (– 7,2 cos 10,12 t – 0,9 sin 10,12 t)
                           hm=
                              									37,5 – [– 7,4 e–4,18
                                 										t + e2,09 t
                              									(0,3 cos 10,12 t + 3,53 sin 10,12 t)].
                           Kurvenmaximum bei x = 13,1 mm,
                              										hm = 42,6 mm.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)