| Titel: | Neues auf dem Gebiete der elektrischen Zugbeleuchtung. | 
| Autor: | Fr. Bock | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 132 | 
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                        Neues auf dem Gebiete der elektrischen
                           								Zugbeleuchtung.
                        Von Ingenieur Fr.
                                 									Bock-Charlottenburg.
                        Neues auf dem Gebiete der elektrischen Zugbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Seit Einführung der elektrischen Zugbeleuchtungs. D. p. J. 1906, Bd. 321, S. 517.
                              									ist eine wesentliche Verbesserung auf dem Gebiete der Lampenfabrikation eingetreten,
                              									welche für die elektrische Zugbeleuchtung von außerordentlicher Bedeutung ist.
                              									Naturgemäß kann die Größe der auf den Wagen mitgeführten Dynamomaschinen und
                              									Batterien einen gewissen, ziemlich niedrig zu haltenden Betrag nicht überschreiten,
                              									einerseits, um übermäßige zusätzliche Belastungen der Wagenkonstruktionen zu
                              									vermeiden, anderseits, um nicht Anlagekosten zu erhalten, welche die
                              									Wirtschaftlichkeit gefährden würden. Infolgedessen ist es von Wichtigkeit, mit den
                              									verhältnismäßig kleinen Maschinen und Batterien einen möglichst großen Betrag von
                              									Licht zu erzeugen. Diese Möglichkeit wird durch die Einführung der Metallfadenlampen
                              									gegeben, welche gegenüber den Kohlenfadenlampen bei gleichem Energieaufwand eine
                              									etwa dreimal größere Lichtmenge zu erzeugen gestatten. Die seit längerer Zeit auf
                              									den französischen Staatsbahnen und auf den schweizerischen Bundesbahnen in größerem
                              									Umfange angestellten Versuche mit Metallfadenlampen haben durchaus günstige
                              									Resultate ergeben, und auch die vor kurzem von der Kgl. Eisenbahndirektion Berlin
                              									abgeschlossenen Untersuchungen über die Haltbarkeit und praktische Verwendung der
                              									Metallfadenlampen für die Beleuchtung von Eisenbahnwagen führten ebenfalls zu einem
                              									durchaus befriedigenden Ergebnis. Die Entfaltung größerer Lichtmengen wird der
                              									elektrischen Zugbeleuchtung aber geradezu aufgedrängt durch die hervorragenden
                              									Ergebnisse, welche in der Wagenbeleuchtung durch das Gas zu konstatieren sind. Eine
                              									ungenügende Menge von Licht würde in der Tat der einzige stichhaltige Grund sein, um
                              									die elektrische Beleuchtung gegenüber der Gasbeleuchtung zurücktreten zu lassen.
                              									Sobald aber dieser Grund durch Einführung der Metallfadenlampen ausgeschaltet wird,
                              									ist die elektrische Zugbeleuchtung unzweifelhaft einen bedeutenden Schritt vorwärts
                              									gekommen. Die Gasflammen brennen luftdicht abgeschlossen vom Abteil in den
                              									Glasglocken. Die Erfahrung hat nun gelehrt, daß die elektrische Zugbeleuchtung nach
                              									dem Einzelwagensystem durchgeführt werden muß. Selbstverständlich muß aber dabei
                              									jeder Wagen eine für sich abgeschlossene und unabhängige Einheit bilden, derart, daß
                              									seine Verwendungsweise nicht im mindesten durch Rücksichtnahme auf die Beleuchtung
                              									eingeschränkt werden darf, und daß auch keinerlei Regeln oder Einstellen
                              									erforderlich ist, je nach dem der Wagen in schnellen oder langsamen Zügen mit kurzer
                              									oder langer Beleuchtungsdauer verwendet wird. Diese Forderung der vollen
                              									Unabhängigkeit stellt aber an die Regelvorrichtungen hohe Anforderungen. Es ist
                              									daher zu begrüßen, daß neben der Verbesserung der Lampen als weiterer Eortschritt zu
                              									nennen ist: Eine Verfeinerung der Regelung zu dem Zwecke,
                                 										die Beanspruchung der Akkumulatorenbatterien möglichst von allen
                                 										Lieberanstrengungen zu befreien und so deren Lebensdauer zu vergrößern und die
                                 										Wirtschaftlichkeit des Betriebes zu heben. Diesem Zwecke dient ein von
                              									der A.-G. Brown, Boverie & Cie. vor kurzem auf den
                              									Markt gebrachter neuer Regulierapparat, dessen Ausführung und Wirkungsweise im
                              									Nachfolgenden erläutert werden sollen.
                           Einleitend sei daran erinnert, daß eine nach dem System genannter Firma ausgeführte
                              									Einzelwagen-Beleuchtung folgende Teile enthält:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 132
                              Fig. 1. A Regulator – D Dynamo – G Sammler.
                              
                           Eine Gleichstrom-Nebenschluß-Dynamo, welche von einer Wagenachse aus durch Riemen
                              									oder Ketten angetrieben wird, eine Akkumulatorenbatterie (Sammler), welche in
                              									Parallelschaltung mit der Dynamomaschine arbeitet, einen Regulierapparat, welcher
                              									die Aufgabe zu erfüllen hat, die von der Dynamo erzeugte elektrische Energie dem
                              									Sammler und dem Beleuchtungsstromkreis zuzuführen und zwar in der Art, daß unter
                              									allen Umständen die Lampen mit richtiger Spannung gespeist werden, daß der Sammler
                              									seine normalen Aufgaben der Ladung und Entladung ohne Ueberanstrengung erfüllen kann
                              									und daß das Ganze in wirtschaftlicher Weise ohne Energievergeudung arbeitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 132
                              Fig. 2. Gleichstrom-Nebenschlußmaschine der A.-G. Brown, Boverie &
                                 										Co.
                              
                           Fig. 1 zeigt schematisch die Verbindung der
                              									vorgenannten Bestandteile unter sich und mit dem Beleuchtungsstromkreis.
                           Die Dynamo Fig. 2 ist eine
                              									Gleichstrom-Nebenschlußmaschine einfacher Konstruktion. Sie wird am Wagenrahmen oder am Drehgestell
                              									pendelnd aufgehängt. Die Spannung des für den Antrieb gewöhnlich verwendeten Riemens
                              									wird entweder durch das eigene Gewicht oder durch Federn bewirkt. Da die Dynamo in
                              									beiden Fahrtrichtungen Strom abgeben muß, so ist eine Umstellung der
                              									Stromabnehmerbürsten angebracht, welche selbsttätig bei jedem Wechsel der
                              									Fahrtrichtung die zur Stromabgabe erforderliche Bürstenstellung herbeiführt. Die
                              									Lager sind mit Ringschmierung ausgeführt. Die Maschine ist staubdicht abgeschlossen
                              									und bildet infolge ihrer einfachen und starken Bauart einen Ausrüstungsbestandteil,
                              									welcher sehr geringe Wartung und, wie auf Grund der bereits im Betriebe befindlichen
                              									etwa 2000 Stück festgestellt werden kann, nur geringe Aufwendungen zur
                              									Instandhaltung erfordert.
                           Der Sammler hat den Zweck zu erfüllen, während des Stillstandes der Züge die
                              									Beleuchtung aufrecht zu erhalten. Die Größe ist daher in erster Linie von der Dauer
                              									dieses Aufenthaltes abhängig; sie wird gewöhnlich so bemessen, daß während 7–10
                              									Stunden die Leistung des Sammlers ausreicht. Der Sammler besteht aus einer
                              									entsprechend der Spannung bestimmten Anzahl Elemente, welche, in Gruppen vereinigt,
                              									in Holzkasten untergebracht werden, derart, daß diese ohne wesentliche Hilfsmittel
                              									in den oder in die an der Längsseite des Wagens angebrachten Behälter eingeschoben
                              									werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 133
                              Fig. 3. Schaltungsschema zur elektrischen Zugbeleuchtung.
                              D Dynamo; G Sammler;
                                 										Beleuchtungskrcis: F Lampen; S Schalter; Umschalter: P Umschaltspule; J
                                 										Vorschaltwiderstand; C Schalthebel; Spannungsregler: E Nebenschlusswiderstand; Q
                                 										Stromschließer; O Drehspule; Z Feder; H Magnetfeld; M Hauptwicklung; A
                                 										Lichtstromwicklung; B Ladestromwicklung; Reduktionsschalter: R
                                 										Vorschaltwiderstand; T Kontakt; U Abschaltspule; L Lichtstromspule; V
                                 										Kurzschlusskontakte; L' B' E' D' N' Klemmen an Apparat.
                              
                           Der Regulierapparat hat in erster Linie den Zweck, die je nach der
                              									Fahrgeschwindigkeit verschiedene Spannung der Gleichstrommaschine zu regeln, daß
                              									einerseits der Sammler aufgeladen, andererseits der Lampenstromkreis gespeist werden
                              									kann. Beim Anfahren des Zuges erregt sich die Dynamomaschine und zwar dank der
                              									früher erwähnten Bürstenumstellvorrichtung in jeder der beiden Fahrtrichtungen. Mit
                              									zunehmender Geschwindigkeit steigt die Spannung. Wenn sie den für die Sammlerladung
                              									oder für die Lampenspeisung erforderlichen Betrag erreicht hat, so wird durch einen
                              									selbsttätigen Schalter P (Fig. 3) die Maschine auf die Batterie und auf den Lampenstromkreis
                              									geschaltet. Bei weiterer Steigerung der Geschwindigkeit würde die Dynamomaschine
                              									eine immer höhere Spannung abgeben. Dies muß verhindert werden und zwar
                              									geschieht dies durch Einschalten von Widerstand in den Nebenschlußstromkreis. Die
                              									Widerstandsspiralen sind in Fig. 3 mit E bezeichnet. Die selbsttätige Einschaltung geschieht
                              									durch den Regler H, welcher den Stromschließer Q über eine Anzahl, den einzelnen Widerstandsstufen
                              									entsprechende Kontakte abwälzt und dadurch deren Ein- und Ausschaltung bewirkt. Der
                              									Regler H besteht aus einem Magnetfeld, in welchem die
                              									Spule O drehbar gelagert ist. Das Magnetfeld wird in
                              									erster Linie erzeugt von der im Nebenschluß zu der Dynamomaschine gelegenen Wicklung
                              										M. In zweiter Linie wird es gebildet durch die vom
                              									Sammlerstrom durchflossene Wicklung B, welche im
                              									gleichen Sinne wirkt wie M. Eine dritte Wicklung A wird vom Beleuchtungsstrom durchflössen und wirkt den
                              									vorgenannten Wicklungen M und B entgegen. Das durch die vereinigte Wirkung der Wicklungen M und B oder M und A erzeugte
                              									Magnetfeld übt auf die Drehspule O ein Drehmoment aus,
                              									welchem die Feder Z entgegenwirkt. Diese ist so
                              									bemessen, daß sie eine konstante Zugkraft ausübt. Wie dieses konstante, mechanische
                              									Drehmoment durch das elektrische Drehmoment auf die Drehspule im Gleichgewicht
                              									gehalten wird und wie die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichtszustandes für die
                              									Regelung, besonders für die Veränderung des Nebenschlußwiderstandes benutzt wird,
                              									erhellt am verständlichsten aus der Betrachtung verschiedener Betriebsfälle.
                           Die Ansprüche, welche an das Zugbeleuchtungssystem gestellt werden, sind sehr
                              									verschieden, je nachdem es sich um langsam oder schnellfahrende Züge, um
                              									Tagesfahrten oder Nachtfahrten handelt. Die zwei äußersten Fälle sind folgende:
                           
                              1. Es werde ein Schnellzug vorausgesetzt, welcher mit großer
                                 										Geschwindigkeit, mit wenigen Stationsauf enthalten und am Tage, d.h. ohne
                                 										wesentlichen Lichtverbrauch fährt.
                              2. Es werde ein langsamfahrender Zug vorausgesetzt, welcher an
                                 										vielen Stationen anhält und in der Nacht fährt, d.h. bei großem
                                 										Lichtverbrauch.
                              
                           Im ersten Fall hat die Dynamo, nachdem sie den Sammler vollständig aufgeladen hat,
                              									keinen Strom mehr abzugeben und die Wirkung des Regulierapparates muß dahin gehen,
                              									eine solche Stromabgabe zu verhindern, da eine weitere Einführung von Strom in den
                              									bereits geladenen Sammler für diesen schädlich sein würde. Die Dynamomaschine muß
                              									also nur wenig elektrische Energie erzeugen und zwar unter den erschwerenden
                              									Umständen, daß ihre Betriebszeit infolge der wenigen Stationsaufenthalte eine lange
                              									ist und daß sie infolge der großen Fahrgeschwindigkeiten mit großer Umdrehungszahl
                              									läuft.
                           Im zweiten Fall muß die Dynamomaschine nicht nur den Sammler stets in geladenem
                              									Zustande halten, sondern sie muß auch während der Fahrt unmittelbar die Speisung der
                              									Lampen überehmen. Die Maschine muß also sehr viel elektrische Energie erzeugen, da
                              									unbedingt verhindert werden muß, daß sich der Sammler übermäßig entladet, weil er
                              									hierdurch, ebenso wie durch eine übermäßige Ladung, Schaden nimmt. Die Erzeugung der
                              									elektrischen Energie geschieht unter ungünstigen Verhältnissen, weil die
                              									Betriebszeit der Dynamo infolge der vielen Anhalte kurz ist und weil ihre
                              									Geschwindigkeit infolge der geringen Fahrgeschwindigkeit klein ist.
                           Im ersten Fall arbeitet der Regulierapparat wie folgt:
                           Nachdem die Dynamomaschine infolge der gesteigerten Geschwindigkeit eine gewisse
                              									Spannung erreicht hat, tritt in der Drehspule O ein
                              									Drehmoment auf, welches den Stromschließer zunächst um einen Kontakt vorwärts
                              									bewegt. Hierdurch wird der Strom durch das Solenoid P
                              									geleitet, welches
                              									seinen Anker anzieht und dadurch den Sammler parallel zur Dynamomaschine schaltet.
                              									In diesem Moment durchfließt ein von dem Spannungsunterschied zwischen der
                              									Dynamomaschine und dem Sammler abhängiger Strom die Windungen B des Regulierapparates, wodurch dessen Feld verstärkt
                              									wird. Da nun das Feld stärker geworden ist, das Federdrehmoment aber konstant
                              									bleibt, so muß die Drehspule eine Bewegung ausführen, welche benutzt wird, um
                              									Nebenschlußwiderstand vorzuschalten, wodurch die Spannung der Dynamomaschine D verringert und das von den Wicklungen M herrührende Feld des Regulierapparates, sowie die
                              									Stromstärke in der Drehspule O geschwächt werden. Wenn
                              									inzwischen infolge von Aenderungen der Fahrgeschwindigkeit die Dynamospannung
                              									geändert wird, so arbeitet der Regulierapparat wieder durch Vor- oder Abschaltung
                              									von Nebenschlußwiderstandsstufen auf Konstanthaltung der Dynamospannung und der
                              									Ladestromstärke hin, indem wieder das durch die M-Wicklung bedingte Feld und die die Stromspule durchfließende Stromstärke so
                              									eingestellt worden, daß das magnetische Drehmoment dem konstanten Federmoment das
                              									Gleichgewicht hält.
                           Mit zunehmender Ladung des Sammlers steigt dessen Spannung. Infolgedessen sinkt der
                              									die Wicklungen B durchfließende Strom. Dies bedingt
                              									eine Schwächung des Magnetfeldes des Regulierapparates, und um dem konstanten
                              									Federdrehmoment ein gleich großes elektrisches Drehmoment entgegensetzen zu können,
                              									muß eine Steigerung des die Windungen M durchfließenden
                              									Stromes stattfinden, d.h. die Drehspule bewirkt eine Erhöhung der Dynamospannung
                              									durch Abschalten von Nebenschlußwiderstand. Wenn diese Spannungserhöhung eine
                              									gewisse, der vollständigen Sammlerladung entsprechende Größe erreicht hat, zieht das
                              									Solenoid b seinen Anker an, wodurch ein zum Solenoid im
                              									Nebenschluß liegender, einen konstanten Vorschaltwiderstand enthaltener Stromkreis
                              									geschlossen wird. Hierdurch wird der gesamte Widerstand des strichpunktierten
                              									Stromkreises verringert, der die Drehspule durchfließende Strom steigt an, ebenso
                              									verstärkt sich das von den Windungen M herrührende Feld
                              									und die Gleichgewichtslage der Drehspule O wird
                              									gestört; infolgedessen dreht sie sich im Sinne einer Einschaltung von
                              									Vorschaltwiderstand behufs Verringerung der Dynamospannung. Der zum Solenoid U im Nebenschluß liegende Widerstand ist so bemessen,
                              									daß die Spannung, auf welche sich die Dynamo einstellt, der Ruhespannung des
                              									Sammlers entspricht, so daß also für letzteren weder Ladung noch Entladung
                              									stattfindet. Dieser Zustand bleibt aufrecht, unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit
                              									des Zuges, weil die durch die Fahrgeschwindigkeitsänderung bedingte
                              									Spannungsänderung der Dynamo durch Zu- oder Abschalten vom Widerstand immer wieder
                              									ausgeglichen wird.
                           Für den zweiten Fall sei angenommen, daß der Lichtausschalter S geschlossen ist, d.h., daß die Lampen brennen. Während des Stillstandes
                              									auf der Station erfolgt die Speisung unmittelbar von dem Sammler aus. Da der
                              									Lichtstromkreis geschlossen ist, so hat das Solenoid L
                              									seinen Anker angezogen und einerseits den Kontakt mit T
                              									hergestellt, andererseits die Ueberbrüekung bei V
                              									bewirkt. Der vom Sammler gelieferte Strom fließt daher durch die Ueberbrüekung V über C und L zu den Lampen, während einerseits die Wicklungen B, andererseits die Wicklungen A des Regulierapparates, sowie der letzteren vorgeschaltete konstante
                              									Widerstand J im Nebenschluß liegen und nur unbedeutende
                              									Strommengen führen. Beim Anfahren des Zuges und Steigen der Spannung der
                              									Dynamomaschine bewirkt wie bei Fall 1 bei einer gewissen Spannung der Regler das
                              									Funktonieren des Magneten P, wodurch die Dynamomaschine
                              									zum Sammler parallel geschaltet wird. Gleichzeitig werden die Wicklungen A und der Vorschaltwiderstand J in den Beleuchtungsstromkreis eingeschaltet, zu dem Zwecke, die Spannung
                              									an der Dynamomaschine zu erhöhen, daß diese die Lieferung des Beleuchtungsstromes
                              									übernimmt und der Sammler nicht mehr in Anspruch genommen wird. Diese
                              									Spannungserhöhung wird so bemessen, daß die Dynamomaschine außer der Deckung des
                              									gesamten Beleuchtungsstroms noch Strom liefert, um den durch den Stationsaufenthalt
                              									geschwächten Sammler aufzuladen. Die zur Erhöhung der Dynamospannung benutzte
                              									Wicklung A schwächt das von der Wicklung M erzeugte Feld, infolgedessen dreht sich die Drehspule
                              									im Sinne einer Ausschaltung vom Nebenschlußwiderstand, womit die gewünschte
                              									Einstellung der Dynamo auf höhere Spannung erzielt wird. Gleichzeitig muß aber die
                              									weitere Bedingung erfüllt werden, daß die Spannung an den Lampen konstant gehalten
                              									wird. Dies geschieht durch den Vorschaltwiderstand J,
                              									welcher einen künstlichen Spannungsverlust herbeiführt.
                           Die Wicklungen A und der Vorschaltwiderstand J ergeben ohne weiteres auch die wertvolle Möglichkeit,
                              									die Beleuchtung ganz nach Belieben, einzeln oder in Gruppen oder als Ganzes ein- und
                              									auszuschalten, ohne daß sich die Lampenspannung unzulässig ändert. Die Abschwächung
                              									des Feldes durch die Wicklungen A ist der Stromstärke,
                              									d.h. der Anzahl der eingeschalteten Lampen proportional, infolgedessen ist auch die
                              									durch Abrollen des Segmentes bewirkte Erhöhung der Dynamospannung der Lampenzahl
                              									proportional. In dritter Linie endlich ist der Spannungsverlust in dem
                              									Vorschaltwiderstand J der Stromstärke, d.h. der
                              									Lampenzahl proportional, so daß alle die Spannung an den Lampen bedingenden Faktoren
                              									in gleicher Weise verändert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 134
                              Fig. 4. Spannungsregler der A.-G. Brown, Boverie & Co.
                              
                           Die vorstehend geschilderte Beleuchtungsweise, abwechselnd durch den Sammler (während
                              									der Haltezeiten) oder direkt durch die Dynamomaschine (während der Fahrt) geht
                              									weiter, solange die Beleuchtung überhaupt erforderlich ist. Voraussetzung für das
                              									richtige Zusammenarbeiten ist, daß die Dynamomaschine überhaupt dazu kommt, Strom
                              									abzugeben, d.h. daß die Fahrgeschwindigkeiten nicht unter eine gewisse Grenze
                              									sinken. Die Dynamo ist aber so eingerichtet, daß schon bei 25 km Fahrgeschwindigkeit
                              									die volle Spannung abgegeben werden kann, d.h. bei einer Geschwindigkeit, welche
                              									sogar bei Nebenbahnen immer überschritten wird. Da außerdem die Dynamos so
                              									bemessen werden, daß sie das Doppelte des für die Beleuchtung erforderlichen Stromes
                              									abgeben, d.h. den Sammler wirksam aufladen können, so wird durch jahrelange
                              									Erfahrungen konstatiert, daß selbst am Ende einer ungünstigen Nachtfahrt sich die
                              									Sammler noch stets in gut geladenem Zustande befinden.
                           Wenn die Beleuchtung abgeschaltet wird, so treten die Wicklungen A und der Magnet L außer
                              									Tätigkeit und es stellt sich wieder der für den ersten Fall beschriebene
                              									Zustandein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 135
                              Fig. 5. Elektrische Zugbeleuchtung, System B. B. C.
                              Aufladung eines vollständig
                                 										entladenen Sammlers außer der Beleuchtungszeit. Dynamo Mod. C. 36–45 Volt, 25
                                 										Amp, Sammler S. B. B. 18 Elemente von 105 Amp./Std.
                              
                           Nachdem in Vorstehendem die Wirkungsweise des Regulierapparates in ihren Hauptzügen
                              									beschrieben worden ist, möge noch auf dessen konstruktive Ausführung hingewiesen
                              									werden, welche für die praktische Brauchbarkeit in erster Linie maßgebend ist. Als
                              									hauptsächlichste Neuerung ist die Abstufung des Nebenschlußwiderstandes durch
                              									Walzenkontakte Q (Fig.
                                 										4) zu bezeichnen. Die Enden der Widerstandsspiralen werden zu
                              									auseinandergereihten Kontaktstücken geführt, welche keilförmig ausgedreht sind, so
                              									daß sich das Kontaktstück Q mit gleichzeitiger
                              									Zentrierung darin abwälzen kann. Auf diese Weise wird eine sehr leichte
                              									Beweglichkeit und daher eine große Empfindlichkeit erzielt, ohne daß zu der
                              									Einleitung der Bewegung bedeutende Kräfte erforderlich wären. Die Zuverlässigkeit
                              									der Kontaktbildung und die Dauerhaftigkeit dieser Konstruktion, deren
                              									Berührungsflächen zur Vermeidung von Oxydation aus Silber gefertigt werden, sind
                              									durch lange Erfahrungen bestätigt. Die in Fig. 4
                              									sichtbare Scheibe S dient zur Dämpfung. Wie aus der
                              									Abbildung hervorgeht, nimmt der ganze Regulierapparat, welcher alle in dem
                              									Schaltungsschema (Fig. 3) aufgeführten Apparate
                              									enthält, nur einen geringen Raum ein. Er kann bequem im Innern des Wagens
                              									untergebracht werden. Wenn der Apparat nicht richtig arbeitet, so soll vom
                              									Zugbegleitbeamten keine weitere Untersuchung vorgenommen werden, sondern der Apparat
                              									ist als Ganzes abzunehmen und durch einen anderen zu ersetzen, genau in gleicher
                              									Weise, wie es beispielsweise mit Messinstrumenten, Zählern und dergleichen üblich
                              									ist. Es sei noch hervorgehoben, daß die Empfindlichkeit des Apparates infolge seiner
                              									durchdachten Konstruktion eine sehr große ist; sie beträgt ± 1 v. H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 135
                              Fig. 6. Elektrische Zugbeleuchtung, System B. B. C.
                              a c e Fahrt mit vollem
                                 										Lichtverbrauch – f Fahrt mit reduziertem Lichtverbrauch – b d Halt – g Entladung
                                 										bei Stillstand. Aufladung eines vollständig entladenen Sammlers während der
                                 										Beleuchtungszeit Dynamo Mod. C. 36–45 Volt 25 Amp. Sammler S. B. B. 18 Elemente
                                 										von 105 Amp./Std.
                              
                           Als besonders wertvolle Eigenschaft des vorbeschriebenen Zugbeleuchtungssystems ist
                              									zu erwähnen, daß die genaue Wirkung des Regulierapparates erlaubt, auch ohne Sammler
                              									zu beleuchten. Diese Eigenschaft ist von Wert, beispielsweise, wenn während der
                              									Fahrt eine Sammlersicherung durchgeht. Während des Aufenthaltes auf den Bahnhöfen
                              									muß natürlich die Notbeleuchtung eingeschaltet werden, während der Fahrt bleibt aber
                              									die normale elektrische Beleuchtung aufrecht erhalten, während bei anderen
                              									Zugbeleuchtungssystemen bei einem Sammlerschaden die elektrische Beleuchtung
                              									überhaupt außer Benutzung gesetzt werden muß.
                           In Fig. 5 und 6 ist
                              									dargestellt, in welcher Weise das Aufladen eines vollständig entladenen Sammlers
                              									erfolgt und zwar bei einer Fahrt ohne Lichtverbrauch Fig.
                                 										5 und bei einer Fahrt mit Lichtverbrauch Fig.
                                 										6.