| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 141 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Sicherung von Gebäuden gegen Bergschäden.
                           Im Steinkohlenrevier bilden sich infolge von Brüchen des Deckgebirges Tagesbrüche,
                              									Bodenrisse oder Erdspalten, Bodensenkungen und wagerechte Verschiebungen in der
                              									Erdoberfläche, die in den davon betroffenen Gebäuden Setzungen und Risse
                              									hervorrufen. Zur Verhütung und Ausbesserung derartiger Bergschäden wurden in vielen
                              									Gebäuden des Essener Reviers wagerechte Verankerungen der tragenden Wände in
                              									Sockelhöhe, teilweise auch senkrechte Verankerungen im Kellermauerwerk nachträglich
                              									vorgenommen.
                           Es sind teilweise recht bedeutende Veränderungen in vorhandenen Bauwerken
                              									vorgekommen. Die Gebäude des städtischen Schlacht- und Viehhofes in Essen stehen auf
                              									einem Gelände, das allmählich um 4 m gesunken ist. Ein Gebäude hat sich in
                              									wagerechter Richtung in Form einer Ausbuchtung um 1 m verschoben. Durch diese großen
                              									Veränderungen sind in der Kleinviehmarkthalle gußeiserne Säulen bis zu 15 cm aus dem
                              									Lot verschoben. Da die starre Verbindung der Säulenköpfe nicht nachgab, sind die
                              									Säulen teilweise gebrochen. Bei neueren Ausführungen vor 15 Jahren wurden bereits im
                              									Fundament Betonbankette mit einer Einlage von eisernen ⌶-Trägern Nr. 18, sowie
                              									schmiedeeiserne Säulen und Dachbinder verwendet. Auch diese Bauweisen konnten
                              									Bergschäden nicht ganz verhindern. Es zeigten sich Ausweichungen der Stützen bis zu
                              									8 cm, Ausknickung eines Dachbinders, lotrechtes Ausweichen und wagerechtes
                              									Verschieben von Wänden bis zu 15 cm, verbunden mit Rissebildungen. Bei der
                              									jüngst erbauten Eisfabrik wurde eine unter das ganze Gebäude weglaufende 60 cm
                              									starke Betonplatte als Fundament verwendet, die durch zwei kreuzweise übereinander
                              									liegende Roste von ⌶-Trägern Nr. 20 in 1,5 m Abstand bewehrt ist. Auf dieser Platte
                              									waren die Fundamente für zwei Maschinen von je 150 PS errichtet. Das Gebäude setzte
                              									sich, so daß das Fundament der einen Maschine um 11 cm gehoben werden mußte. An den
                              									Mauern dieses Bauwerks wurden gleichwohl Schäden nicht bemerkt, während die nach der
                              									alten Bauweise gegründeten benachbarten Gebäude erheblich gelitten hatten. Es wird
                              									empfohlen zum Schutz gegen Bergschäden die Eisenbetonbauweise anzuwenden nach
                              									folgenden Gesichtspunkten:
                           
                              1. Eisenbetonbankette unter den tragenden Wänden genügen allein
                                 										nicht.
                              2. Es sind durchgehende Eisenbetonfundamentplatten anzuwenden,
                                 										die durch gekreuzte Eiseneinlagen nach allen Richtungen biegungsfest
                                 										sind.
                              3. Wenn dies bei großen Hallen zu teuer wird, so sind die
                                 										Betonbankette in der Querrichtung steif miteinander zu verbinden.
                              4. Die aufgehenden Konstruktionen sind mit den Fundamenten
                                 										starr zu verbinden. Man verwendet also zweckmäßig Rahmenkonstruktionen und
                                 										Eisenbetonfachwerke, die auch die für durch Erdbeben gefährdete Gegenden
                                 										anderweitig empfohlen werden und sich hierbei schon bewährt haben.
                              
                           
                           Nach diesen Gesichtspunkten wird jetzt in Essen eine 28klassige Volksschule in
                              									Eisenbetonfachwerkbau errichtet. (Breil) [Beton und
                              									Eisen 1909, S. 325–328.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Elektrische Uhren.
                           Am 16. Februar d. J. hielt Herr Ober-Ingenieur Alex.
                                 										Königswerther im Sitzungssaale der Allgemeinen
                                 										Elektrizitáts-Gesellschaft einen Demonstrationsvortrag über „Elektrische
                                 										Uhren“. Der Vortragende erläuterte einleitend die Anforderungen, die die
                              									Praxis heute an die Genauigkeit der Uhren stellt, die bedeutend höher sind als bei
                              									allen anderen Meßinstrumenten. Von der A. E. G. werden zwei Arten von
                              									Zentraluhrensystemen gebaut, von denen sich das erstere vor allem für Wohnhäuser,
                              									Fabriken, Banken, Schulen, staatliche Institute etc., das zweite vornehmlich zur
                              									Verwendung in Städten und zu Anlagen in ausgedehnteren Bezirken eignet. Das erstere
                              									System besteht aus einer genau gehenden Hauptuhr mit sogenannten sympathischen oder
                              									polarisierten Nebenuhren. Diese sind nur Zeigerwerke, deren Vorwärtsstellung von
                              									Minute zu Minute Stromimpulse wechselnder Richtung bewirken, welche von der Hauptuhr
                              									vermittelt werden. Die Nebenuhr zeichnet sich durch sehr kompendiösen Aufbau und
                              									sehr geringen Kupferaufwand aus, so daß sie vorzüglich für Serienschaltung geeignet
                              									ist, und zwar oszillieren in dem engen Luftspalt eines permanenten Hufeisenmagneten
                              									zwei eisenlose Spulen, deren Bewegung auf die Uhrzeiger übertragen wird. Bei dem für
                              									Städte und Anlagen über größere Bezirke bestimmten System werden an den einzelnen
                              									Stellen selbständige, jedoch elektrisch aufgezogene Uhren mit Echappement
                              									installiert. Die Uhren sind so reguliert, daß sie in der Stunde nur einige Sekunden
                              									voreilen. Sobald der Minutenzeiger auf 12 steht, sperren sich die Uhren von selbst
                              									und werden durch die Hauptuhr zur genauen Vollstunde wieder freigegeben. Der
                              									größtmögliche Ablesefehler beträgt daher nur diese wenigen Sekunden. Für den Fall,
                              									daß die Leitung unterbrochen ist, haben die Uhren eine Gangreserve von 12 Stunden,
                              									innerhalb deren der Fehler der Anlage behoben sein dürfte. Bei der nächsten
                              									Regulierung wird dann der Gesamtfehler wieder richtiggestellt. An diese Uhren können
                              									eventuell sympathische Nebenuhren angeschlossen werden. Die Hauptuhren werden als
                              									Uhren mit Gewichtsaufzug und Sekundenpendel in Holz oder als elektrisch aufgezogene
                              									Uhren mit Nickelstahlkompensationspendel ausgeführt. Die Gehäuse sind nach Entwürfen
                              									von Professor Peter Behrens hergestellt. In Verbindung
                              									mit dem Vortrage wurden noch elektrisch aufgezogene Einzeluhren in Form von
                              									Regulatoren vorgeführt. Bemerkenswert war ferner ein automatischer, durch eine Uhr
                              									betätigter Kalender, der auch die Schaltjahre berücksichtigt.
                           
                        
                           Gußeiserne Gegenstrom-Gliederkessel „Lollar“.
                           Die Kessel (D. R. P. Nr. 120325) werden aus zähestem, feuerbeständigem Spezialeisen
                              									nach einem besonderen Verfahren hergestellt und auf ihre Wärmeleistung und
                              									Ausnutzung geprüft, so daß Gewähr dafür geleistet ist, daß sie in einwandfreier
                              									Beschaffenheit auf den Markt gelangen.
                           Die Kessel (Fig. 1 und 2) bestehen aus einer Anzahl aufrecht stehender Glieder mit Hohlräumen
                              									zur Aufnahme des Wassers, welche oben und unten durch eingepreßte konische
                              									Rohrnippel in durchgehende Verbindung mit einander gebracht werden. Die aneinander
                              									gereihten Glieder werden an ihren seitlichen Berührungsflächen sauber geschliffen
                              									und passen dicht zusammen. Durch die eigenartige Formgabe der Glieder entstehen beim
                              									Zusammensetzen zwischen ihnen Kanäle F zum Abzug
                              									der Feuergase. Es wechseln auf diese Weise Wasserkanäle mit Feuerzügen ab. Die
                              									Form ist so gewählt, daß das Gegenstrom-Prinzip, die Grundlage der vollkommenen
                              									Rauchgasausnutzung, vollkommen durchgeführt ist. Jedes Glied ist im Innern mit
                              									Füllraum, Rost R, Aschenfallraum A, Feuerzügen F und
                              									Rauchsammelkanal in richtigem Verhältnis zur Heizfläche ausgestattet, so daß auch
                              									bei Vergrößerungen niemals Mißverhältnisse eintreten können. Der Füllraum ist so
                              									berechnet, daß die Kessel bequemen Dauerbrand über Nacht halten. Die sehr stabilen
                              									Rostknaggen sind direkt an die Glieder angegossen, daher durch das Wasser gekühlt
                              									und besitzen so wesentlich größere Lebensdauer als eingelegte Rosten. Die Endglieder
                              									erhalten Stiftschrauben, auf welche die Füll- und Aschfalltüren sowie die
                              									Reinigungs- und Luftklappen aufgeschraubt werden. Der Rauchsammelkanal ist im Innern
                              									der Glieder untergebracht und trägt dort zur Wärmeausnutzung bestens bei. Die
                              									Kesselglieder können direkt auf den Kellerfußboden gestellt werden und bedürfen
                              									daher weder eines Untersatzes noch einer feuersicheren Untermauerung. Die
                              									Kesselendglieder haben zwei obere und zwei untere mit Flanschen verschraubte
                              									Oeffnungen, die auf die entsprechenden Weiten der anzuschließenden Rohrleitungen
                              									angebohrt werden können. Der fertig zusammengebaute Kessel wird mit einem
                              									Blechmantel umgeben, der innen mit einem starkwandigen Seidenzopfpolster ausgefüllt
                              									ist, um Wärmeverluste zu vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 142
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 142
                              Fig. 2.
                              
                           Die Dampfkessel haben dieselbe Form wie die Warmwasserkessel, sie erhalten oben
                              									lediglich noch Flanschenstutzen mit Oeffnungen, auf welche der Dampfsammler
                              									aufgesetzt wird. Auf letzterem befindet sich dann die Dampfentnahme.
                           Durch die weiten Stutzenverbindungen des Dampfsammlers mit den einzelnen
                              									Kesselgliedern kann der in diesen erzeugte Dampf unbehindert und auf kürzestem Wege
                              									in den Dampfsammler gelangen.
                           Die Kesselglieder werden vor und nach der Bearbeitung auf 6 at Druck geprüft und
                              									gelangen erst zum Versand, wenn hierbei ihre vollständige Dichtigkeit und
                              									Widerstandsfähigkeit nachgewiesen worden ist.
                           Die Lollar-Kessel sind hauptsächlich für Koks- und
                              									Anthrazit-Feuerung bestimmt, doch können auch andere Brennstoffe wie Braunkohle,
                              									Torf, Holz oder ein Gemisch von Braunkohle mit Koks verwendet werden. In solchen
                              									Fällen ist der Kessel nur etwas größer anzunehmen als für Koksfeuerung und der
                              									Brennstoff darf nicht zu hoch geschichtet werden. Um eine gute Wirkung zu erzielen,
                              									müssen die langflammigen Brennstoffe trocken verfeuert werden. Bei der Verwendung
                              									von Braunkohle ist besonders darauf zu achten, daß diese nicht frisch gefördert zur
                              									Verfeuerung gelangt, da das dem Brennstoff innewohnende Wasser in Verbindung mit
                              									einem hohen Schwefelgehalt zu einem unwirtschaftlichen Betriebe und in kurzer Zeit
                              									zur Zerstörung des Kesselmaterials führen würde. Für die Verfeuerung langflammiger
                              									Brennstoffe wird in der Fülltür eine von Hand regelbare Luftrosette angebracht durch
                              									welche Sauerstoff zur Nachverbrennung in den Kessel geleitet werden kann. Es ist
                              									daher bei Bestellung die Angabe erforderlich, ob ein anderer Brennstoff als Koks
                              									verfeuert werden soll.
                           Die vorstehenden Kessel werden von den Bruderusschen Eisenwerken in Wezlar hergestellt.
                           
                              ε.
                              
                           
                        
                           Künstlicher Schornsteinzug.
                           So alt wie die Dampfkesselfeuerungen sind die Klagen über die Unzuverlässigkeit
                              									gemauerter Kamine und die Bestrebungen, ihre sogenannte natürliche Zugwirkung durch
                              									künstliche Mittel zu ersetzen. Die Anpassungsfähigkeit des gewöhnlichen Kamins an
                              									die veränderlichen Bedingungen des Betriebes ist so gering, daß oft schon die
                              									Verwendung eines anderen Brennmaterials zu umfassenden Aenderungen z.B. der Roste
                              									zwingt. Ferner ist der natürliche Zug recht kostspielig, da zur Erzeugung eines
                              									bestimmten Unterdruckes im Sockel des Schornsteines eine ganz bestimmte, von der
                              									Höhe des Schornsteines abhängige Temperatur der Abgase erforderlich ist. Soll der
                              									Zug bei derselben Anlage erhöht werden, so wachsen die Schornsteinverluste durch die
                              									notwendige Temperatursteigerung ganz erheblich. Bei einem 40 m hohen Schornstein
                              									erfordert eine Steigerung der Depression im Sockel von 18 auf 20 mm eine Steigerung
                              									der Abgastemperatur um rund 50° C, was eine Erhöhung des Schornsteinverlustes um
                              									rund 5 v. H. erfordert. Ferner kann eine Regulierung des Zuges nur in engen Grenzen
                              									stattfinden. Die einzige Möglichkeit hierzu besteht in der Einschaltung eines
                              									veränderlichen Widerstandes, nämlich eines Schiebers, in die Zugführung. Um eine
                              									gewisse Bewegungsfreiheit nach oben und unten zu haben, muß die Berechnung des
                              									Schornsteins auf der Basis einer mittleren Schieberstellung erfolgen. Man muß also
                              									zum Zwecke der Regulierbarkeit einen über den normalen Bedarf hinausgehenden
                              									Unterdruck im Sockel erzeugen und den Ueberschuß durch Eintauchen des Schiebers
                              									wieder vernichten. Da die Baukosten eines Schornsteines mit jedem Meter Höhe stark
                              									wachsen, ist man gezwungen, sich mit verhältnismäßig niedrigen normalen Zugstärken
                              									zu begnügen. Eine moderne Anlage mit Ueberhitzern und Ekonomisern erfordert aber
                              									bereits für eine mittlere Leistung eine Depression im Sockel von 20 mm, wozu bei
                              									einem 40 m hohen Schornstein bereits ein Wärmeaufwand von rund 20 v. H. des
                              									Heizwertes des Brennstoffes erforderlich ist. Bei den jetzt gebräuchlichen hohen
                              									Spannungen von 12 und mehr Atmosphären gelten Abgastemperaturen unter 300° C noch
                              									als günstig. Auch die bisherigen Mittel zur Erzeugung künstlichen Zuges genügten
                              									nicht, die direkt saugenden Ventilatoren wegen ihrer geringen Regulierfähigkeit, die
                              									Dampfstrahlgebläse wegen ihres hohen, bis zu 15 v. H. des erzeugten Dampfes und mehr
                              									betragenden Kraftverbrauches. Erst das indirekte Saugzugverfahren, System Schwabach, hat diese Aufgabe gelöst. Hierbei wird
                              									mittels eines Ventilators gewöhnliche atmosphärische Luft durch düsenförmige
                              									Oeffnungen in ein Abzugrohr geblasen und dadurch eine Depression von beliebiger Höhe
                              									erzeugt. Diese Depression kann durch eine äußerst einfach zu handhabende
                              									Reguliervorrichtung in den feinsten Abstufungen reguliert werden ohne Aenderung der
                              									Umdrehungszahl des Ventilators. Der größte Vorteil dieses Verfahrens liegt darin,
                              									daß die Zugstärke unabhängig von der Höhe der Abgastemperatur ist, und die Kosten
                              									der Zugerzeugung nur einen geringen Teil derjenigen des sog. natürlichen Zuges
                              									betragen. Bei zahlreichen, an verschiedenen Anlagen und mit den verschiedensten
                              									Rostbelastungen vorgenommenen Verdampfungsversuchen wurde festgestellt, daß der
                              									Wärmeaufwand für den Ventilator auch bei höchster Rostbelastung 1 v. H. des
                              									Wärmegehaltes des Brennstoffes nicht überschreitet, wobei Belastungen bis zu 180 kg
                              									Steinkohle und 450 kg Braunkohle pro Quadratmeter Rostfläche und Stunde vorkamen,
                              									Leistungen, die bei gemauerten Schornsteinen selbst bei Höhen von 80 und 90 m ganz
                              									ausgeschlossen sind. Hierbei sind unter Ausnutzung der Abgaswärme Nutzeffekte bis
                              									über 80 v. H. nach Abzug des Kraftverbrauches des Ventilators erreicht worden.
                           In einer mit Saugzug ausgerüsteten Anlage, bei der der gemauerte Kamin beibehalten
                              									wurde, ist durch Verdampfungsversuche seitens des Sächsischen Dampfkessel-Revisionsvereins eine Ersparnis an Kohlen von rund
                              									9 v. H. bei der Benutzung des Saugapparates festgestellt worden. Außer an
                              									Betriebskosten werden aber auch Ersparnisse an Zinsen und Amortisation gemacht, da
                              									die Anlagekosten des Schwabach-Zuges wesentlich
                              									geringer als die eines hohen Schornsteines sind. Ferner sind Betriebsstörungen beim
                              									Saugzugapparat infolge Einbaues einer eigenartigen, stets betriebsbereiten
                              									Dampfreserve an geeigneter Stelle des Abzugschlotes kaum möglich, während der
                              									natürliche Zug selbst bei normaler Kesselleistung, wenn z.B. die Außentemperatur zu
                              									hoch ist, oder die Windrichtung das Ausströmen der Gase aus dem Schornstein
                              									verhindert, zuweilen versagt. Im Falle einer Betriebseinstellung wird ein gemauerter
                              									Schornstein direkt wertlos. Seine Entfernung verursacht sogar noch Kosten. Die Schwabach-Saugzuganlage kann dagegen ohne
                              									Schwierigkeiten an einer anderen Stelle wieder in Betrieb gesetzt werden. (G. Künzel.) [Oesterreichische Zeitschrift f. das Berg-
                              									und Hüttenwesen, 1909, S. 653–659].
                           J.
                           
                        
                           Zuganker im scheitrechten Ziegelgewölbe.
                           Bei der Herstellung von flachen Ziegelkappen oder scheitrechten Decken aus
                              									Ziegel-Hourdis zwischen eisernen Trägern werden in der Regel nur in den Endfeldern
                              									in etwa 1,5 m Abstand Zugeisenanker verwendet, die die beiden Endträger gegen
                              									seitliche Ausbiegung schützen sollen, während in den übrigen Deckenfeldern die
                              									Zuganker gespart werden in der Annahme, daß der Horizontalschub von zwei
                              									benachbarten Deckenfeldern sich gegenseitig aufhebt.
                           Bei dem geringen Stich und kleinen Eigengewicht der Decken sind jedoch ungleichmäßige
                              									Belastungen einzelner Felder gefährlich, da durch den hierdurch erzeugten größeren
                              									einseitigen Horizontalschub die Träger ausweichen und infolgedessen die Decken mit
                              									ihrem knappen Auflager aus den Trägern herausfallen können, nachdem Rissebildungen
                              									vorangegangen sind.
                           Die Sicherheit derartiger Konstruktionen ist gering, solange nicht in allen Feldern
                              									Zuganker angewendet werden. Es ist nicht angängig, unter günstigen Umständen
                              									angestellte Versuche für die angebliche Sicherheit der Decken ohne Verankerung
                              									auszunutzen, da die Höhe der Bruchlast bei den Deckenversuchen nur dadurch erzielt
                              									wird, daß die Deckenträger durch Zuganker fest mit einander verspannt werden, so daß
                              									ein seitliches Ausweichen ausgeschlossen ist. Werden die Anker weggelassen, so ist
                              									die Bruchlast viel geringer, wie an den Ergebnissen einer Probebelastung gezeigt
                              									wird. Aus Gründen der Sicherheit müssen daher von den Behörden bei flachen
                              									Ziegelsteindecken Zuganker vorgeschrieben werden, deren Querschnitt nach den Formeln
                              									für Eisenbetondecken zu berechnen ist. (von Emperger).
                              									[Beton u. Eisen 1909, S. 330–332].
                           Dr.-Ing. Weiske.