| Titel: | Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen. | 
| Autor: | Martin Pape | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 148 | 
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                        Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
                        Von Dipl.-Ing. Martin Pape,
                           								Berlin.
                        Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Einleitung.
                              
                           Der Fahrwiderstand an Laufkranen wird bisher aus der Zapfenreibung und dem
                              									Rollwiderstand der Laufräder berechnet. Es ist bekannt, daß jene Verlustquellen
                              									nicht die einzigen sind, sondern daß der wirklich auftretende Fahrwiderstand noch
                              									aus weiteren, zusätzlichen Reibungen besteht. Diesem Umstand trägt man
                              									schätzungsweise dadurch Rechnung, daß man zu dem aus Rollwiderstand und
                              									Zapfenreibung ermittelten Fahrwiderstand einen Zuschlag macht, der in seiner Größe
                              									nicht unerheblich und zwar zwischen 30 und 100 v. H. schwankt. In der Literaturs. Ernst, Die
                                    											Hebezeuge, III. Auflage, Bd. 1, S. 305 ff. sind bisweilen noch
                              									höhere Zuschläge angegeben. In einem von dem Verfasser nachgeprüften Fall betrugen
                              									die zusätzlichen Reibungen eines elektrisch betriebenen Laufkranes sogar das
                              									2,5fache der Zapfenreibung und des Rollwiderstandes. Dieser ausnahmsweis hohe
                              									Fahrwiderstand veranlaßte den Verfasser zu einer eingehenden Nachforschung der
                              									zusätzlichen Reibungswiderstände. Die Literatur streift nur an einer einzigen
                              										StelleEbendaselbst. das Wesen dieser Nebenverluste, indessen werden
                              									die nachfolgenden Untersuchungen zeigen, daß der dort gewiesene Weg zur
                              									rechnerischen Ermittlung des daraus hervorgehenden Verlustmomentes, soweit die
                              									Spurkranzreibung in Frage kommt, nicht der Wirklichkeit entspricht.
                           Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist, die Kraftwirkungen klar zu legen, welche
                              									im Beharrungszustand des fahrenden Laufkranes auftreten, und den gesamten
                              									Fahrwiderstand, welcher bisher nur geschätzt wurde, durch sorgfältige Zergliederung
                              									des gesamten Verlustmomentes zu ermitteln. Dabei ist es, um die Rechnung überhaupt
                              									zu ermöglichen, mehrfach nötig, Annahmen zu machen. Gegenüber Zweifeln an der
                              									Zulässigkeit einer dieser Annahmen sei bemerkt, daß es dem Verfasser zunächst daran
                              									lag, eine Unterlage zu schaffen, auf Grund welcher einschlägige Versuche aufzubauen
                              									sind, und weiter eine Erklärung zu geben für die außerordentlich hohen
                              									Fahrwiderstände, welche mitunter an ausgeführten Kranen beobachtet wurden. Leitend
                              									war ferner der Gedanke, aus der Kenntnis der einzelnen Verlustquellen die Mittel zu
                              									bestimmen, welche zu einer Verringerung des Fahrwiderstandes führen.
                           Eine Vorstellung über die Größenordnung der einzelnen Reibungsquellen gibt ein
                              									eingehend durchgerechnetes Beispiel. Die Ergebnisse der Unteruchung führen
                              									schließlich zu einer einfachen, für die Praxis brauchbaren Formel zur Bestimmung des
                              									Fahrmotors.
                           Die Anregung zu dieser Arbeit erhielt ich von meinem früheren Ober-Ingenieur, Herrn
                              										R. P. Schröder in Saarbrücken. Ich möchte ihm an
                              									dieser Stelle meinen Dank aussprechen.
                           
                        
                           
                           
                              
                              Erster Abschnitt.
                              
                           Die Fahrwiderstände vor Erreichung der größten Schräglage des
                              									Kranes.
                           
                              
                                 1. Die Zapfenreibung und der Rollwiderstand.
                                 
                              Bezeichnet in Fig. 1
                              Q das Gesamtgewicht des Kranes
                                 										einschließlich Last in kg,
                              R den Halbmesser des Laufrades
                                 										in m,
                              r den Halbmesser des Zapfens
                                 										in m,
                              μ die Reibungsziffer der
                                 										Gleitlager,
                              f den Hebelarm des
                                 										Rollwiderstandes in m,
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 148
                                 Fig. 1.
                                 
                              so ist der durch Rollwiderstand und Zapfenreibung erzeugte
                                 										Fahrwiderstand
                              \frakfamily{W}^{\mbox{kg}}=\frac{Q}{R}\,(\mu\,r+f) . . .
                                 										. 1)
                              und das entsprechende Antriebsmoment
                              \frakfamily{M}^{\mbox{mkg}}=Q\,(\mu\,r+f) .
                                 										. . . 2)
                              
                           
                              
                                 2. Die Quergleitung.
                                 
                              Solange die lotrechten Mittelebenen sämtlicher Räder mit der Schienenrichtung
                                 										zusammenfallen, können an den Rädern nennenswerte Wagerechtkräfte quer zur
                                 										Schienenrichtung nicht auftreten. Dieser Bedingung ist jedoch nur im
                                 										Ausnahmefall entsprochen; denn im allgemeinen werden die Räder und der Kranwagen
                                 										eine gewisse Schräglage zur Schienenrichtung einnehmen. Die Gründe hierfür und
                                 										die Größe der zu erwartenden Schrägstellung sollen zunächst im folgenden
                                 										erörtert werden, ehe auf das Wesen der Quergleitung selbst näher eingegangen
                                 										wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 148
                                 Fig. 2.
                                 
                              Man erkennt, daß der geringste Unterschied im Durchmesser der zwangläufig
                                 										verbundenen Antriebsräder eine Schrägstellung des Kranwagens hervorruft. Nimmt
                                 										man selbst an, daß eine sehr sorgfältige Werkstättenarbeit diesen Fehler
                                 										ausschließt, so wird dennoch mit der Zeit durch ungleiche Abnutzung der Räder
                                 										ein Unterschied ihrer Durchmesser eintreten. Das hat zur Folge, daß der Kranwagen einen während der Kranfahrt
                                 										veränderlichen Winkel, er werde mit α1 bezeichnet, mit der Schienennormalen bildet.
                                 										Der Winkel α1 ist
                                 										für alle Räder von gleicher Größe und Vorzeichen. Der Grenzwert, auf welchen α1 anwachsen kann,
                                 										läßt sich ohne weiteres ermitteln. Bezeichnet in Fig.
                                    											2 und 3
                              b1 die Breite der Schiene,
                              b2
                                 										die Breite des Radprofils im Grunde,
                              a den Radstand,
                              so wird im Höchstfall mit genügender Genauigkeit
                              \mbox{tg}\,\alpha_1=\frac{b_2-b_1}{a} . . .
                                 										. . 3)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 148
                                 Fig. 3.
                                 
                              Um von der Größe des Winkels α1 eine Vorstellung zu geben, sei bemerkt, daß
                                 										bei normalen Ausführungen das Spiel b2
                                 										– b1 der geführten
                                 										Räder auf der Schiene 0,4 bis 1,0 cm und der Radstand etwa 225 bis 375 cm
                                 										betragen, so daß
                              
                                 \mbox{tg}\,\alpha_{1\mbox{
                                    											max}}=\frac{1}{225}=\sim\,\alpha_{1\,\mbox{max}}
                                 
                              wird.
                              Auf die Schrägstellung der Räder zur
                                 										Schienenrichtung haben jedoch gleichzeitig noch andere Umstände einen Einfluß,
                                 										welcher für jedes einzelne Rad von verschiedener Größe sein kann. Die Ursachen
                                 										hierfür sind dadurch gekennzeichnet, daß
                              
                                 1. die Achse nicht mathematisch genau winkelrecht im
                                    											Kopfträger befestigt sein wird;
                                 2. die Kopf träger selbst nicht mathematisch genau parallel
                                    											sein werden.
                                 
                              Man sieht also, daß jedes Rad schon durch die Unmöglichkeit absolut genauer
                                 										Werkstättenarbeit unter einem gewissen Winkel, er werde mit α2 bezeichnet, zur
                                 										Schienenrichtung gestellt ist. Der Fehlerwinkel α2 ist lediglich von der Güte der
                                 										Werkstättenarbeit abhängig und läßt sich nicht vorausbestimmen. Sein Einfluß auf
                                 										die Querleitung kann nur geschätzt werden. Zur Vereinfachung der Rechnung ist
                                 										die Größe von α2
                                 										für alle Räder als gleich angenommen und im Mittel gesetzt worden:
                              
                                 \mbox{tg}\,\alpha_2=\frac{1}{200}=\sim\,\alpha_2.
                                 
                              Der gesamte Schrägstellungswinkel α eines Rades wird
                                 										demnach bedingt:
                              
                                 1. Durch die Schräglage des Kranwagens (α1), die
                                    											während der Fahrt allmählich zunimmt und den Wert α für alle Räder nach Größe und Vorzeichen gleichmäßig
                                    											beeinflußt;
                                 2. durch den Fehlerwinkel α2, dessen Wert für alle Räder gleich groß
                                    											und unveränderlich angenommen ist, dessen Vorzeichen aber für jedes Rad
                                    											verschieden sein kann (Fig. 4).
                                 
                              Der gesamte Schrägstellungswinkel α eines Rades
                                 										beträgt somit:
                              α = α2 ± α1.
                              Da das Vorzeichen von α1 mit der Fahrtrichtung wechselt, so kann sich der Wert α bei der Kranbewegung zwischen α = ∾ 0 und α = α2 + α1 ändern. Berücksichtigt man ferner, daß nach
                                 										der obigen Annahme α1 < α2 ist, so erkennt man daraus, daß der gesamte
                                 										Schrägstellungswinkel α des Rades bald kleiner bald größer α2 ist, daß also α =
                                 										1/200 einen Mittelwert darstellt. Dementsprechend ist in die folgende Rechnung,
                                 										welche bezweckt, die Größe des aus der Querleitung hervorgehenden
                                 										Verlustmomentes zu bestimmen, der mittlere Schrägstellungswinkel
                              αmittel = 1/200
                              als gleicher Festwert für alle Räder eingeführt. In
                                 										Wirklichkeit ist der Wert von α für sämtliche Räder
                                 										verschieden groß; man darf daher nicht außer acht lassen, daß das im folgenden gewonnene
                                 										Ergebnis nur einen Mittelwert angibt.
                              Es stellt in Fig. 5
                                 										A B die Richtung der Schiene, B C die Richtung der lotrechten Mittelebene des
                                 										Rades, ∡ A B C den Winkel α = 1/200 dar.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 149
                                 Fig. 4. A Schienenrichtung.
                                 
                              Ein freies Rad, welches sich mit der augenblicklichen Winkelgeschwindigkeit ω dreht, würde in der Richtung B C mit der Geschwindigkeit R . ω rollen. Da das Rad gezwungen wird, sich längs der
                                 										Schienenrichtung A B zu bewegen, so wird der
                                 										Mittelpunkt des Rades in Richtung der Schiene nur mit der Geschwindigkeit R . ω cos α
                                 										fortschreiten, während zu gleicher Zeit das Rad mit der Geschwindigkeit R . ω . sin α quer zur
                                 										Schienenrichtung gleiten muß. Versteht man unter:
                              Q1 den lotrechten Raddruck in kg,
                              μ1 die Reibungsziffer zwischen Rad und Schiene,
                              ω die Winkelgeschwindigkeit
                                 										des Rades in 1/Sek.,
                              so ist das Mittel des durch die Quergleitung eines Rades
                                 										hervorgerufenen Leistungsverlustes
                              
                                 G_1^{\mbox{mkg/sec}}=Q_1\,\mu_1\,.\,\omega\,.\,R\,.\,\mbox{sin}\,\alpha=Q_1\,\mu_1\,.\,\omega\,.\,R\,.\,\frac{1}{200}.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 149
                                 Fig. 5.
                                 
                              Hieraus bestimmt sich das mittlere Verlustmoment der
                                 										Quergleitung aller Räder zu
                              \frakfamily{M}_g=\frac{Q\,\mu_1\,R}{200} . .
                                 										. . . 4)
                              \frakfamily{M}_g kann nach den obigen
                                 										Darlegungen zeitweise größer, zeitweise kleiner ausfallen.
                              Wie sich aus der späteren Zusammenstellung der einzelnen Reibungsmomente ergibt,
                                 										nimmt die Quergleitung nur einen geringen Anteil, etwa 3 v. H. an dem gesamten
                                 										Fahrwiderstand. Es liegt daher kein Bedürfnis vor, die Verhältnisse, welche für
                                 										die Quergleitung in der Tat viel verwickelter sind, als in dem Vorhergehenden
                                 										angenommen, näher zu ergründen.
                              
                           
                              
                                 3. Die Spurkranzreibung und der Hebelarm ihres
                                    											Reibungsmomentes,
                                 
                              Die Kranfahrwerke weisen bezüglich ihrer konstruktiven Ausbildung gewisse
                                 										Unterschiede auf. Es ist deshalb für die Untersuchung diejenige herausgegriffen,
                                 										welche als eine der verbreitetsten angesprochen werden darf, und später der
                                 										Einfluß ermittelt, welchen einzelne konstruktive Abänderungen auf das Ergebnis
                                 										ausüben können. Für den vorliegenden Abschnitt genügt es festzustellen, daß
                                 										sämtliche Räder des Kranes doppelte Spurkränze besitzen und auf festgehaltener
                                 										Achse lose laufend gelagert sind. (Fig. 6.) Zur
                                 										Führung der Fahrbühne ist den Rädern auf der einen Kranseite enges Profil
                                 										gegeben, welches die Schiene mit geringem Spiel umschließt; auf der anderen
                                 										Kranseite dagegen ist das Radprofil bedeutend weiter angenommen, um etwaige
                                 										Ungenauigkeiten in der Spurweite schadlos zu machen.
                              Die im folgenden zu lösende Aufgabe besteht zunächst darin, den auf den
                                 										Radspurkranz wirkenden Normaldruck zu ermitteln, wenn das fortschreitende Rad in
                                 										lotrechter Richtung durch eine Kraft Q1 belastet und außerdem von dem Kranwagen auf
                                 										die Nabenstirn des Rades eine Wagerechtkraft K
                                 										ausgeübt wird.
                              In den Figuren 6–9 bezeichnet:
                              m die Höhe des
                                 										Spurkranzes,
                              t die Größe seiner
                                 										Abschrägung,
                              γ den Steigungswinkel des
                                 										Spurkranzes [tg γ = t/m],
                              R den Halbmesser des
                                 										Laufrades,
                              ρ den Abrundungshalbmesser der
                                 										Schiene.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 149
                                 Fig. 6.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 149
                                 Fig. 7.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 149
                                 Fig. 8.
                                 
                              Bei den geführten Rädern wird das Bestreben derselben, aus der vorgeschriebenen
                                 										Bahn herauszurollen, durch den Spurkranz verhindert. Der jeweilige
                                 										Berührungspunkt zwischen Spurkranz und Schiene ist in Fig. 7 bis 9 mit J bezeichnet. Verändert sich der
                                 										Schrägstellungswinkel des Rades zur Schiene, so ändert sich damit auch die Lage
                                 										des Punktes J auf dem Spurkranz. Der Punkt J (Fig. 7 und 8) fällt mit dem Punkt B zusammen, wenn die lotrechte Mittelebene des Rades genau parallel
                                 										zur Schienenrichtung ist. Der Punkt A der Fig. 7 bedeutet die Projektion der
                                 										augenblicklichen Drehachse des Rades.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 150
                                 Fig. 9.
                                 
                              Betrachtet man zunächst ein einzelnes Rad (Fig.
                                    										8), so muß Gleichgewicht bestehen zwischen den Oberflächenkräften in den
                                 										Punkten O, A und J und
                                 										einem Kräftepaar \frakfamily{M}_x mit wagerechter Achse quer
                                 										zur Schienenrichtung zur Ueberwindung der Spurkranzreibung. Im Punkte O hat man die drei Komponenten Q1, K und Y1, im Punkte A die
                                 										Komponenten X2, Y2, Z2, im Punkte J die Reibungskraft S1 unter dem Winkel δ gegen J H, entgegen
                                 										der Geschwindigkeit des Anlaufpunktes J und den
                                 										zugehörigen Normaldruck \frac{S_1}{\mu_1}. Die Ebene, in
                                 										welcher S1 liegt,
                                 										schließt (Fig. 9) mit der lotrechten Ebene den
                                 										Winkel γ ein. Da in der Fahrt – d. i. in der Y-Richtung die Kraft Y2 nur gering ist, so ist es zulässig,
                                 											X2 durch Z2
                                 										μ1 zu ersetzen. Die
                                 										Gleichgewichtsbedingungen liefern:
                              In der X-Richtung:
                              \frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{cos}\,\gamma-K-Z_2\,\mu_1-S_1\,\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{sin}\,\gamma=0
                                 										1)
                              in der Y-Richtung:
                              S1
                                 										sin δ – Y1 + Y2 = 0 . . . .
                                 										II)
                              in der Z-Richtung:
                              Z_2+S_1\,.\,\mbox{cos}\,\gamma\,.\,\mbox{cos
                                    											}\delta+\frac{S_1}{\mu_1}\mbox{ sin }\gamma-Q_1=O III)
                              Aus den vorstehenden Gleichungen folgt:
                              
                                 S_1=\frac{K+Q_1\,\mu_1}{\frac{\mbox{cos}\,\gamma}{\mu_1}-\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{sin}\,\gamma+\mbox{cos}\,\delta\,.\,\mbox{cos}\gamma\,.\,\mu_1+\mbox{sin}\,\gamma}
                                 
                              Da γ stets klein ist, so kann
                                 										hierfür geschrieben werden:
                              S1
                                 										= ∾ (K + Q1
                                 										μ1) μ1 . . . . 5)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 150
                                 Fig. 10.
                                 
                              Damit sind die Kräfte S1 und \frac{S_1}{\mu_1}, welche in dem Anlaufspunkt
                                 											J wirken, bestimmt (ihre Größe ist von
                                 										Interesse, weil dadurch das Spurkranzreibungsmoment bedingt wird). Die Kenntnis
                                 										dieser Kräfte ermöglicht an die Lösung der folgenden Aufgabe, d. i. die
                                 										Berechnung des Spurkranzreibungsmomentes, heranzutreten. Zu diesem Zweck sind in
                                 											Fig. 10 sämtliche Kräfte auf die Y Z-Ebene projiziert. Die obigen
                                 										Gleichgewichtsbedingungen lassen erkennen, daß zur Ermittlung von Y1 und Y2 nur eine
                                 										Gleichung (II) zur Verfügung steht. Hieran wird auch nichts geändert, wenn man
                                 										als vierte Gleichgewichtsbedingung die Momentengleichung in bezug auf eine
                                 										Parallele zur X-Achse aufstellt; denn es tritt
                                 										damit zu| gleich als neue Unbekannte das Antriebsmoment
                                 											\frakfamily{M}_x auf. Die Aufgabe ist demnach für die
                                 										Kräfte in der Y-Richtung statisch unbestimmt. Die
                                 										Momentengleichung bezüglich des Punktes 0 lautet:
                              Y_2\,R-\frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,y_i-S_1\,\sqrt{\mbox{sin}^2\,\delta+\mbox{cos}^2\,\delta\,.\,\mbox{cos}^2\,\gamma}\,(R\,\mbox{sin}\,\delta+A\,J)+\frakfamily{M}_x=0
                                 										. . 6)
                              Hierin kann der Wurzelwert gleich 1 gesetzt werden, da γ stets ein kleiner Winkel ist (tg γ < ⅕). Bezeichnet man die Mittelkraft aus
                                 										S1, und \frac{S_1}{\mu_1}\,\mbox{sin}\,\gamma mit P1 und mit λ den Winkel zwischen
                                 											S_1\,.\,\frac{\mbox{sin} \gamma}{\mu_1} und P1, so wird
                              
                                 P_1=S_1\,\sqrt{1+\frac{sin^2\,\gamma}{{\mu_1}^2}+\frac{2\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,\mbox{cos
                                    											}\delta}{\mu_1}}
                                 
                              und
                              
                                 \mbox{sin}\,\lambda=\frac{S_1}{P_1}\,.\,\mbox{sin}\,\lambda.
                                 
                              Setzt man zur Abkürzung die Wurzel
                              \sqrt{1+\frac{\mbox{sin}^2\,\gamma}{{\mu_1}^2}+\frac{2\,\mbox{sin}\,\gamma\,.\,\mbox{cos}\,\delta}{\mu_1}}=w
                                 										. 7)
                              so läßt sich schreiben:
                              
                                 \frakfamily{M}_x=S_1\,.\,w\,(R\,\mbox{sin}\,\lambda+A\,J)-Y_2\,.\,R.
                                 
                              Da die in Fig. 10 befindlichen Kräfte mit
                                 											\frakfamily{M}_x ein Gleichgewichtssystem bilden, so
                                 										müssen die Kräfte in den Punkten A und O eine Mittelkraft gleich P1 liefern (in der Fig. 10 gestrichelt), welche zu der im Punkte J wirksamen Kraft P1 parallel und entgegengesetzt ist. Da aber von
                                 											Y1 und Y2 nur ihre Summe
                                 										und nicht ihre Einzelbeträge bekannt sind, so ist auch die Lage der
                                 										Mittelkraft
                              P1
                                 										≡ (Q1, Z2, Y1, Y2)
                              unbestimmt. Fig. 10 läßt
                                 										jedoch erkennen, daß bei gegebenem γ das Kräftepaar
                                 											P1 . l am größten wird für Y2 = 0; denn in diesem Fall geht die
                                 										gestrichelte Kraft P1 durch O und es wird
                              
                                 \frakfamily{M}_{x\
                                    											max}=P_1\,.\,l_{max}=S_1\,.\,w\,(R-\,\mbox{sin}\,\lambda+A\,J).
                                 
                              Ist dagegen Y1
                                 										= O, so ergibt sich
                              
                                 \frakfamily{M}_{x\ min}=P_1\,.\,l_{min}=S_1\,.\,w\,.\,A\,J.
                                 
                              Bezüglich der Größe des durch die Spurkranzreibung
                                 										erzeugten Verlustmomentes kann daher nur ausgesagt werden, daß es zwischen
                                 											\frakfamily{M}_{x\ max} und \frakfamily{M}_{x\
                                    											min} liegt.
                              Ernst hat in seinem Werke „Die Hebezeuge“,
                                 										dritte Auflage, Bd. 1 S. 305 ff. das Moment \frakfamily{M}_x
                                 										ebenfalls durch Rechnung ermittelt. Mit den vorhergehenden Bezeichnungen würde
                                 										sein Ansatz lauten:
                              
                                 \frakfamily{M}_x=S_1\,.\,A\,J.
                                 
                              Darin ist die Kraft
                                 											\frac{S_1\,.\,\mbox{sin}\,\gamma}{\mu_1} ganz
                                 										unberücksichtigt geblieben und außerdem ist von den unendlich vielen Hebelarmen
                                 											l der kleinste eingeführt, welcher überhaupt
                                 										möglich ist. Würde man nach seinem Ansatz das Spurkranzreibungsmoment berechnen,
                                 										so würde das Ergebnis günstiger ausfallen, als in Wirklichkeit (was auch aus dem
                                 										an ders. Stelle angeführten Beispiel ersichtlich ist).
                              Die Momente \frakfamily{M}_{x\ max} und
                                 											\frakfamily{M}_{x\ min} sind durch die vorstehenden
                                 										Gleichungen noch nicht auf unmittelbar gegebene Größen zurückgeführt. Dazu ist
                                 										weiter erforderlich, die Strecke A J und den Winkel
                                 											δ zu bestimmen. Zu diesem Ziel führt uns die im
                                 										folgenden angestellte geometrische Betrachtung.
                              
                              Ist die Drehachse des Rades genau winkelrecht zur Schienenrichtung, so
                                 										liegt, wie bereits vorher angedeutet, der Berührungspunkt zwischen Spurkranz und
                                 										Schiene in B (Fig.
                                    											7). Dabei ist die lotrechte Entfernung des Punktes B von A: ρ (1 – sin
                                 											γ) (Fig. 9).
                                 										Tritt eine Schrägstellung des Rades ein, so verweilt, wie sich leicht berechnen
                                 										läßt, der Berührungspunkt zwischen Rad und Schiene mit sehr großer Annäherung in
                                 										der durch B gelegten Wagerechtebene. In diesem Fall
                                 										ist der geometrische Ort für die Berührungspunkte J
                                 										auf dem Spurkranz eine Hyperbel; denn die Rotationsfläche E H (Fig. 6) bildet
                                 										einen Kegelmantel, dessen Achse mit der des Rades zusammenfällt.Bei der vorliegenden Art des Abwälzens
                                       												zwischen Kegel und Zylinder ist die Berührungskurve beider nicht
                                       												wagerecht. Berücksichtigt man jedoch, daß in diesem Falle der Winkel a, um welchen die Achse des Rades schwenkt,
                                       												< 1° ist, so liefert bereits die Anschauung, daß die Abweichungen
                                       												des Berührungspunktes von der durch B gelegten Wagerechtebene nur gering
                                       												sein können. In der Tat ist bei einem Rade mit:R = 30 cm, b2 = 6,0
                                       												cm, ρ = 0,4 cm, tg γ = 1/10die Abweichung des Berührungspunktes aus der Wagerechtebene bei einer
                                       												Schwenkung des Rades um 1° kleiner als 1/1000 cm. Mit
                                 										zunehmender Schrägstellung werden von B entferntere
                                 										Punkte der Hyperbel zum Anliegen mit der Schiene gelangen. Da der Punkt C' (Fig. 11) der
                                 										Hyperbel, ferner ihre Halbachse
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 151
                                 Fig. 11. Wagerechtschnitt durch den Spurkranz.
                                 
                              a = [R +
                                    											ρ (1 – sin γ)] tg γ
                              bekannt sind, so läßt sich aus der Scheitelgleichung
                                 										der Hyperbel
                              
                                 y^2=p\,\left[\frac{x^2}{a}+2\,x\right]
                                 
                              die noch unbekannte Halbachse b bestimmen. Hierin bedeutet p=\frac{b^2}{a} die
                                 										Ordinate im Brennpunkt.
                              In bezug auf das durch den Scheitel B (Fig. 11) gelegte, rechtwinklige Achsenkreuz sind
                                 										die Koordinaten des Punktes C':
                              
                                 y_c=\sqrt{[R+m]^2-[R+\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)]^2},
                                 
                              x_c=t\,\left(1-\frac{\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)}{m}\right);
                              denn es verhält sich:
                              
                                 \frac{t}{m}=\frac{x_c}{m-\rho\,(1-\mbox{sin}\,\gamma)}.
                                 
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)