| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 186 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Dampfturbine mit Spaltexpansion.
                           Die Wirkungsweise der Dampfturbinen beruht auf der Bewegungsübertragung eines
                              									strömenden Dampfstrahles auf einen beweglichen Körper. Für die Größe der
                              									Arbeitsabgabe kommt theoretisch nur die Geschwindigkeit des ein- und austretenden
                              									Dampfes und die Geschwindigkeit des bewegten Körpers in Betracht, nicht aber die
                              									innere Einrichtung des Körpers, d.h. der Turbine. Letztere ist nur insofern von
                              									Einfluß, als je nach der Ausführung das Durchströmen mit mehr oder weniger Verlust
                              									vor sich geht.
                           Es ist bekannt und rechnerisch festgelegt, welche Geschwindigkeit ein Dampfstrahl
                              									beim Ausströmen unter bestimmten Druckverhältnissen annimmt. Man weiß auch, daß für
                              									gewöhnliche Mündungen die Geschwindigkeit des ausströmenden Strahles bloß bis zu
                              									einem gewissen Druckverhältnis zunimmt und dann nicht mehr; oder wie weit beim
                              									Ausströmen der Druck an der Mündung sinkt und um wieviel er noch über dem Druck im
                              									Ausströmraum bleibt. Es wurden nun von Prof. Gutermuth
                              									frei austretende Dampfstrahlen photographiert und es zeigte sich, daß der ohne
                              									Kontraktion austretende Dampfstrahl an der Austrittsstelle, wo er einen Ueberdruck
                              									besitzt, parallele Stromfäden aufweist, die allmählich, zuerst schwach, dann
                              									stärker, infolge des irinern Ueberdruckes, nach außen divergieren, bis sie an einer
                              									Stelle, wo der Ueberdruck verschwunden ist, wieder parallele Richtung annehmen. Auch
                              									wurde von Prof. Lewicki experimentell festgestellt, daß
                              									die Endgeschwindigkeit solcher frei austretender Strahlen ungefähr die gleiche ist,
                              									wie die Geschwindigkeit, welche ein Dampfstrahl in einer konisch erweiterten Düse
                              									annimmt.
                           Untersucht man die Fälle, in denen eine parallele Richtung der Stromfäden eines
                              									austretenden Dampfstrahles vorhanden ist, so findet man, daß dies der Fall ist für
                              									ein Maximum der Dampfgeschwindigkeit und des spez. Volumens und für das
                              									entsprechende Minimum des Querschnitts, also bei einer Dampfgeschwindigkeit unter
                              									dem sog. kritischen Wert, am Ende eines einfachen Mundstückes. Aber auch oberhalb
                              									der kritischen Geschwindigkeit kann sich dieser Fall einstellen, wie dies in der Tat
                              									die photographischen Versuchsergebnisse von Prof. Lewicki zeigen. Je nach dem Druck im Behälter, aus dem die Ausströmung stattfand, war
                              									deutlich die Stelle kleinsten Querschnitts mit paralleler Stromfädenrichtung
                              									entweder an der Austrittsstelle oder in größerer oder geringerer Entfernung hinter
                              									der Mündung zu beobachten. Dasselbe tritt ein in divergenten Düsen. Hier können
                              									sowohl unter wie ober der kritischen Geschwindigkeit Stellen paralleler Stromfäden
                              									auftreten unabhängig von der Düsenbegrenzung. Es ergibt sich also, daß der
                              									Dampfstrahl in einer Düse durchaus nicht die Düse beim Durchströmen ganz ausfüllen
                              									muß, sondern nur da, wo die Querschnitte der Düse den theoretischen Bedingungen
                              									entsprechen. An allen andern Stellen löst sich der Dampfstrahl von der Düsenwand. An
                              									diesen Stellen kann durch das Fortreißen oder Ansammeln neutraler Dampfteilchen eine
                              									Saugwirkung oder eine komprimierende Wirkung auf den Dampfstrahl entstehen.
                           Es ist einleuchtend, daß die Strömungsverluste bis zur Erreichung der kritischen
                              									Geschwindigkeit klein sein müssen, denn bis dahin entsprechen die kleinsten
                              									Geschwindigkeiten den größten Reibungsflächen und an der engsten Stelle die größten
                              									Geschwindigkeiten den kleinsten Reibungsflächen. Umgekehrt ist es bei
                              									Geschwindigkeiten über dem kritischen Wert; hier sind daher auch die Verluste
                              									größer. Beim Ausströmen in. den freien Raum ist nun dieser Verlust, wie die Versuche
                              										Lewickis bewiesen haben, sehr gering; er betrug
                              									z.B. 10 mm hinter der Ausflußöffnung nur 3,6 v. H. Bei hochgespanntem Dampf findet
                              									die freie Expansion im Ausströmraum auf eine sehr kurze Strecke hinter der Mündung
                              									statt und diese Tatsache wird benutzt, um den Dampf im Spalt zwischen dem Leit- und
                              									Laufrad einer Turbine expandieren zu lassen. Je nach der Form der Ausströmöffnung
                              									kann die Expansionsstrecke und somit die Spaltgröße zwischen Leit- und Laufrad
                              									größer oder kleiner gemacht werden. Dabei wird vorausgesetzt, daß der Dampfstrahl,
                              									der mit einem Ueberdruck aus dem festen Kanal austritt, ohne Verlust vom bewegten
                              									Kanal aufgenommen wird.
                           Man kann nun den aus dem Laufrad kommenden Strahl wieder in einen feststehenden Kanal
                              									mit einem Ueberdruck austreten lassen; dabei wird der Dampf in dem Spalt zwischen
                              									beweglichem und festem Teil weiter expandieren und durch den Rückdruck infolge der
                              									Geschwindigkeitserhöhung Arbeit an das Laufrad abgeben können. Die beiden Spalte
                              									wirken also, wie eine mit dem Leit- bezw. Laufrad verbundene Düse ohne feste äußere
                              									Begrenzung. Der Unterschied zwischen einer solchen und den gewöhnlichen Turbinen ist
                              									der, daß in letzteren die Expansion nur im Leit- und Laufrad, bei ersterer aber auch
                              									in den Spalträumen zwischen diesen stattfindet. Es wird angenommen, daß auf diese
                              									Weise eine Expansion vom Kesseldruck bis auf die Kondensatorspannung möglich ist,
                              									ohne daß in irgend einem Teil der Turbine viel höhere Dampfgeschwindigkeiten
                              									auftreten, als es dem kritischen Druckverhältnis entspricht. Spaltverluste sollen,
                              									wie gesagt, nur in unbedeutendem Maße auftreten, und so würde eine solche Turbine
                              									mit Spaltexpansion alle Vorteile der Freistrahlturbine, geringer Druck im
                              									Turbinengehäuse und deshalb auch geringe Radwiderstände haben ohne die Nachteile zu
                              									hoher Dampfgeschwindigkeit und Radgeschwindigkeit. Die Gesamtverluste bei kleinen
                              									Turbinen werden auf etwas über 30 v. H. geschätzt, so daß etwa ⅔ der verfügbaren
                              									Energie in der Turbine ausgenutzt werden könnten, wie es nur bei ganz großen
                              									Maschinen heute möglich ist, während die kleinen Turbinen gewöhnlicher Bauart einen
                              									Wirkungsgrad von kaum mehr als 30 v. H. zeigen. Die Anwendung des Verfahrens auf die
                              									Hochdruckstufe von Großturbinen würde vermutlich auch hier eine Steigerung des
                              									Wirkungsgrades auf 70 bis 80 v. H. ermöglichen.
                           Die Ausführung einer solchen Turbine ist so gedacht, daß der Dampf
                              									taschenförmige Kanäle des Laufrades wie bei der Riedler-Stumpf-Turbine durchströmt und jedesmal beim Austritt aus dem
                              									Radkanal von einem festen Leitkanal aufgenommen wird, der sich in zwei, symmetrisch
                              									zur Mittellinie der Turbine gelegene Kanäle teilt und den Dampf so wiederholt auf
                              									das Laufrad führt. Jedesmal beim Eintritt in das Laufrad und beim Austritt aus
                              									diesem in einen Umführungskanal findet Spaltexpansion statt und zwar solange, bis
                              									der Dampf die Kondensatorspannung erreicht hat. Bei einer projektierten kleinen
                              									Turbine beträgt die Anzahl der Umführungskanäle 29. Die Schaufelkanäle werden sowohl
                              									im Laufrad wie im Leitrad durch eingegossene Bleche gebildet. Dem Projekt wird eine
                              									leichte Ausführbarkeit und große Einfachheit zugesprochen. Eine Ausführung ist noch
                              									nicht erfolgt; es fehlt deshalb auch die Bestätigung dafür, daß die vermutete
                              									günstige Wirkung auch tatsächlich eintritt. (J.
                                 										Rademacher). [Zeitschrift für das ges. Turbinenwesen 1909, S. 460–465,
                              									472–475 und 491–494.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Werkstättenbetriebe mit Sulzer-Diesel-Motoren.
                           Im Werkstättendienst sind hauptsächlich zwei Arten von Antrieben der Arbeitsmaschinen
                              									zu unterscheiden: der ältere Transmissionsantrieb und der moderne elektrische
                              									Einzelantrieb.
                           Kommt rein mechanischer, d.h. Transmissionsantrieb in Frage, so kann die Transmission
                              									entweder von einem von auswärts gespeisten Elektromotor oder von einer eigenen
                              									Krafterzeugungsanlage, welche hydraulisch oder kalorisch sein kann, angetrieben
                              									werden. Der erste Fall kommt nur dort in Frage, wo die Stromkosten unter denjenigen
                              									aller anderen Krafterzeugungsarten stehen, während hydraulische Kraftmaschinen nur
                              									in wasserreichen Gegenden möglich sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 187
                              Fig. 1. Normaltyp eines Sulzer-Diesel-Motors.
                              
                           In allen anderen Fällen bilden die Wärmekraftmaschinen die Kraftquelle. Das Ideal
                              									einer Wärmekraftmaschine begreift eine Maschine in sich, die einen billigen
                              									Brennstoff bei höchster Ausnutzung desselben verwendet, zur Krafterzeugung keiner
                              									umständlichen Vorprozesse bedarf, eine genaue Regulierung ermöglicht, für die
                              									Brennstoffzufuhr und die Beseitigung der Verbrennungsrückstände geringe oder gar keine
                              									Kosten verursacht, die jederzeit betriebsbereit ist und deren Aufstellung
                              									schließlich bei geringem Raumbedarf keine großen Kosten für Hochbauten
                              									erfordert.
                           Einzelne dieser Forderungen werden noch besonders strenge zu erfüllen sein, wenn die
                              									von der Maschine erzeugte Kraft nicht auf mechanischem Wege in die Werkstättenräume
                              									geleitet wird, sondern mit Rücksicht auf die Eigenart der dort aufgestellten
                              									Arbeitsmaschinen und deren Arbeitsprozesse vorher in elektrische Energie umgeformt
                              									wird. In allen Fällen aber wird infolge der stets straffer gespannten
                              									Arbeitsverhältnisse getrachtet werden müssen, einerseits die Bedienung der Maschinen
                              									derart zu vereinfachen, daß sie nicht nur beruflich ausgebildeten Maschinenwärtern
                              									anvertraut werden kann, andrerseits die Maschinen so zu gestalten, daß sie während
                              									ihres Ganges keinerlei Wartung bedürfen, um die dadurch frei werdende
                              									Arbeitsleistung des Wärters anderweitig nutzbringend verwerten zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 188
                              Fig. 2. Kraft- und Lichtzentrale mit 150 PS-Sulzer-Diesel-Motor der
                                 										Maschinenfabrik St. Georgen.
                              
                           Auf Grund von Erfahrungen der letzten Jahre soll nachstehend an Hand einiger von der
                              									Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur und Ludwigshafen a.
                              									Rh. ausgeführten Anlagen gezeigt werden, daß der Diesel-Motor als jüngste Kraftmaschine in den genannten Fällen in
                              									technischer wie wirtschaftlicher Beziehung mit besonderem Vorteil verwendet werden
                              									kann.
                           Vorher dürfte es angezeigt erscheinen, über seine Konstruktion und Eigenart einige
                              									Mitteilungen zu machen.
                           Der Sulzer-Diesel-Motor (Fig.
                                 										1) weist senkrechte Bauart auf. Gestell und Zylindermantel sind aus einem
                              									Stück gegossen. Der unten offene Arbeitszylinder ist in den Mantel eingesetzt, der
                              									Kolben gleichzeitig als Kreuzkopf ausgebildet. Sämtliche Ventile (Anlaß-, Ansauge-,
                              									Brennstoff- und Auspuffventil) sind im Zylinderdeckel untergebracht und bequem
                              									zugänglich. Die Luftpumpe L dient zur Erzeugung
                              									hochgespannter Druckluft, welche einerseits zum Einführen des Brennöles in den
                              									Zylinder, andrerseits zum Anlassen des Motors benutzt wird.
                           Die Brennstoffpumpe B fördert das Brennöl nach dem
                              									Brennstoffventil V. Die Menge des in fein zerstäubtem
                              									Zustande eingeblasenen Brennstoffes wird durch den Regulator R der Leistung des Motors entsprechend verändert.
                           Deckel und Mantel des Arbeitszylinders, sowie der Mantel der Luftpumpe haben
                              									Wasserkühlung.
                           Die Kurbelwelle besitzt Ringschmierlager, die übrigen bewegten Teile werden
                              									selbsttätig geschmiert.
                           Die Luft wird vor Einführung des Brennstoffes derart hoch komprimiert, daß sie
                              									sich genügend stark erhitzt, um eine selbsttätige Entzündung des Brennstoffes,
                              									sobald er in den Arbeitszylinder eingeführt wird, herbeizuführen. Bei der
                              									Verbrennung, welche allmählich erfolgt, findet keine explosionsartige Druckerhöhung
                              									statt. Der nachstehend skizzierte Arbeitsprozeß wiederholt sich nach je zwei
                              									Umdrehungen und umfaßt demnach vier Hube. Beim ersten Hub wird die Luft angesaugt,
                              									beim zweiten komprimiert und dadurch erhitzt, beim dritten Hub erfolgt die
                              									Einführung des Brennstoffes, dessen Verbrennung und Expansion, während beim vierten
                              									Hub die Verbrennungsgase ausgestoßen werden.
                           Eine Anlage, wie die Firma sie baut, setzt sich zusammen aus dem Einblasegefäß,
                              									welches die Druckluft zum Einführen des Brennstoffes in den Zylinder enthält, der
                              									Einblaseleitung, den beiden Anlaßgefäßen, welche die zum Anlassen des Motors nötige
                              									Druckluft enthalten und von welchem eines als Reserve dient, der Anlaßleitung, den
                              									beiden mit Filtriervorrichtung versehenen Brennstoffgefäßen, den von letzteren zum
                              									Motor führenden Brennstoffleitungen, dem Auspufftopf bezw. Schalldämpfer, dem
                              									Brennstoff-Hauptbehälter, der von letzterem zu den Brennstoffgefäßen führenden
                              									Brennstoffleitung, der Auspuffleitung, der Kühlwasserleitung und dem Motor
                              									selbst.
                           Die Druckluftgefäße werden zur erstmaligen Inbetriebsetzung des Motors bereits mit
                              									genügend hoch komprimierter Luft gefüllt mitgeliefert und dann während des Betriebes
                              									durch den Motor selbst ausgefüllt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 188
                              Fig. 3. Sulzer-Diesel-Motoranlage von 400 PS in einer Strickmaschinenfabrik in
                                 										Couvet.
                              
                           Der Motor wird für Transmissionsbetrieb mit einer Schwungradriemenscheibe versehen.
                              									Wird der elektrische Strom aus irgend welchen Gründen als Energieträger gewünscht,
                              									so ist es empfehlenswert, den Stromerzeuger mit dem Diesel-Motor direkt zu kuppeln, wie dies z.B. Fig. 2 zeigt. Dort ist das Schwungrad des dreizylindrigen 150pferdigen
                              									Motors als Stromerzeuger ausgebildet, welcher von der rechtsseitig sitzenden,
                              									kleinen Dynamo erregt wird. Die, dem Beschauer zugekehrte Seite ist die Steuerseite
                              									des Motors und läßt die, an den Zylindern gelagerte Steuerwelle, die Steuerrollen
                              									und Ventilhebel, sowie den Regulator erkennen. An der Seitenwand links und zum Teil
                              									in den Boden versenkt sind die Druckluftbehälter angeordnet und an derselben Wand auf einer
                              									Wandkonsole die Brennstoffgefässe aufgestellt. Die geschlossene Zuführung des
                              									Brennstoffes zu den Arbeitszylindern, sowie die vollständig restlose Verbrennung in
                              									letzteren gewähren den bekannten, einfachen und reinlichen Betrieb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 189
                              Fig. 4. 50 PS-Sulzer-Diesel-Motor in der Maschinenfabrik Grob & Co. in
                                 										Horgen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 189
                              Fig. 6. 150 PS-Sulzer-Diesel-Motoranlage in Leipzig.
                              
                           Vor allen anderen Wärmekraftmaschinen besitzt der Dieselmotor als Antriebsmaschine im
                              									allgemeinen und als Reservemaschine im besonderen die Vorzüge, daß zu seiner
                              									Inbetriebsetzung keine Vorbereitungsprozesse nötig sind, wie Anwärmen der Maschine
                              									und Anheizen des Kessels bei Dampfkraftanlagen oder Warmblasen des Generators bei
                              									Gasmaschinen, daß er weiter während der Betriebspausen keinerlei Brennstoff
                              									verbraucht und stets betriebsbereit ist. Es entspricht beim Dieselmotor der
                              									Nettoverbrauch f. d. Pferdestärke dem Brutto verbrauch im Betrieb.
                           Zum Anlassen und Abstellen des Motors bedarf es keines berufsmäßig ausgebildeten
                              									Personals, so daß für die Bedienung kleine Stundenlöhne ausgeworfen werden können,
                              									Als Kuriosum mag hier angeführt werden, daß eine Sulzer-Diesel-Motorenanlage im Kloster Sacré-Coeur in Estavayer durch eine
                              									Nonne bedient wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 189
                              Fig. 5. 200 PS-Sulzer-Diesel-Motor in einer Gießerei in Bern.
                              
                           Als Brennstoffe kommen für den Dieselmotor in Betracht Rohöle unmittelbar wie sie aus
                              									der Erde gewonnen werden, Rohölrückstände (Mazut) und die billigen Neben- und
                              									Zwischenprodukte der Oel- und Kohlendestillation, deren Wärmeausnützung durch das
                              									Arbeitsverfahren, das im Dieselmotor zur Verwirklichung gelangt, auf einen besonders
                              									hohen Grad gebracht wird.
                           Da die zur Verwendung kommenden Rohöle sehr hohe Entzündungstemperaturen besitzen,
                              									ist jede Explosions- oder Feuersgefahr ausgeschlossen; die Verbrennung ist eine
                              									weitgehendst vollkommene und entfällt daher auch jedwede Belästigung der Umgebung
                              									durch Auspuffgase.
                           Brennstoffrückstände wie etwa Asche bei Dampfanlagen sind nicht wegzuschaffen, so daß
                              									auch diese Kosten entfallen.
                           Der Brennstoffverbrauch beträgt beim Sulzerschen
                              									Dieselmotor bei normaler Belastung je nach der Größe des Motors f d. PS/std.
                              									180–220 g, was in Deutschland 1¼-2 Pfg. f. d. PSe/Std. entspricht.
                           Der gegenüber anderen Kraftmotoren geringe Kühlwasserverbrauch beträgt 10–15 l f. d.
                              									effektive Pferdekraftstunde bei 12° C Eintrittstemperatur des Kühlwassers.
                           Da der günstige Brennstoffverbrauch auch bei den kleinen Motortypen erzielt wird,
                              									bietet der Dieselmotor in weitverzweigten Betrieben, deren Arbeitssäle nur zeitweise
                              									und teilweise im Betriebe stehen, die Möglichkeit, die einzelnen Antriebsmotoren
                              									unabhängig von einander möglichst nahe der Stelle des Kraftverbrauches aufzustellen.
                              									Durch die damit erreichte Dezentralisation der Krafterzeugung können teuere
                              									Transmissionsanlagen vermieden und die verschiedenen Arbeitssäle von einander
                              									unabhängig gemacht werden.
                           Als einige Beispiele von Werkstättenbetrieben mit Sulzer-Diesel-Motoren mögen die nachfolgend beschriebenen Anlagen
                              									dienen.
                           Fig. 3 zeigt den Maschinenraum der
                              									Strickmaschinenfabrik von E. Dubied & Cie. in Couvet. Bei dieser Anlage wurde zuerst der im
                              									Vordergrund sichtbare Motor von 120 PS aufgestellt. Nach voller Ausnutzung desselben
                              									wurde dann später der hintere Motor von 260 PS Leistung hinzugefügt. Bei beiden
                              									Motoren sind die Stromerzeuger in die Schwungräder eingebaut. Es zeigt sich in
                              									diesem Bild besonders der geringe Raumbedarf einer Anlage, welche zeitweilig eine
                              									Leistung bis zu 400 PS entwickelt.
                           Fig. 4 zeigt einen zweizylindrigen Diesel-Motor von 52 PS Leistung in der mechanischen
                              									Werkstätte von Grob & Cie. in Horgen. Während der Hauptriemen auf die Werkstättentransmission
                              									arbeitet, wird ein kleinerer Teil der Kraft zum Antrieb einer Dynamo verwendet,
                              									welche den Strom für die Werkstättenbeleuchtung liefert.
                           Eine größere Anlage zeigt Fig. 5. Der Motor verfügt
                              									hier über 200 PS und ist mit dem Stromerzeuger zusammengebaut. Die Anlage dient zur
                              									Kraft- und Lichtversorgung einer Gießerei, welche bisher mit zwei Kraftgasmotoren
                              									von je 100 PS arbeitetete. Nachdem der Motor ein Jahr im Betrieb gestanden hatte,
                              									wurde er eingehenden Messungsversuchen unterzogen. Es ergaben sich dabei folgende
                              									sehr günstige Resultate. Bei einer Leistung von 199,5 PS belief sich der
                              									Brennstoffverbrauch f. d. PSe/Std. auf 188 g, was bei der jetzigen Höhe des
                              									Brennölpreises von ö Frs. f. 100 kg in der Schweiz in Cts umgerechnet einen Betrag
                              									von 1,1 Cts. (0,88 Pf.) f. d. PSe/Std. ausmacht. Der Kühlwasserverbrauch stellte sich
                              									dabei auf 12,8 1 f. d. PSe/Std.
                           Die Anpasssungsfähigkeit des Diesel-Motors an schon
                              									bestehende Betriebe zeigt die Anlage Fig. 6. Dieser
                              									Motor, welcher 150 PS leistet, wurde zur Unterstützung der stark überlasteten
                              									Hauptmaschinenanlage nachbestellt und in einem Vorraum des Maschinenhauses
                              									untergebracht. Der Motor, welcher mittelst Seiltrieb auf die Haupttransmission der
                              									Fabrik (Anlage in Leipzig) arbeitet, soll später zum Antrieb einer Lichtdynamo
                              									Verwendung finden, weshalb er jetzt schon mit einem Ungleichförmigkeitsgrad von
                              									1/150 arbeitet.
                           
                        
                           Gleichstrombahnen in Amerika.
                           Wesentliche Bedeutung messen die Berichte in den amerikanischen Zeitschriften den mit
                              									1200 Volt Gleichstrom betriebenen Bahnen bei (s. D. p. J. 1909, S. 603). Besonders
                              									wird betont, daß die Wagenausrüstungen sich zum Teil unter schwierigen Verhältnissen
                              									durchaus bewährt haben. Weniger gut scheint es um die entsprechenden
                              									Stromerzeugeranlagen bestellt zu sein. Die besten Erfolge sind anscheinend bei der
                              									Hintereinanderschaltung zweier Stromerzeuger für je 600 Volt erzielt worden. Selbst
                              									bei der Kraftübertragung mit Drehstrom werden meist derartige Maschinen mittels
                              									Motoren angetrieben. Maschinen, die unmittelbar an einem Kommutator 1200 Volt
                              									liefern, haben bei schweren Kurzschlüssen auf der Strecke Schwierigkeiten ergeben,
                              									die jedoch durch Umbau der Bürstenhalter beseitigt sein sollen.
                              									Drehstrom-Gleichstromumformer, deren Verwendung mit Rücksicht auf den guten
                              									Wirkungsgrad naheliegt, sind für volle Spannung nicht gebaut worden; dagegen sind
                              									Versuche, zwei Umformer für je 600 Volt hintereinander zu schalten, so befriedigend
                              									ausgefallen, daß die Southern Pacifique Railway Company
                              									sechs Maschinengruppen, bestehend aus je zwei 750 KW Umformern, der General Electric Company in Auftrag gegeben hat.
                           Bei der Oberleitung hat man mit Hilfe von Zugisolatoren zu den bisher verwendeten
                              									Aufhängungen für 600 Volt eine zweite Isolation hinzugefügt und hiermit
                              									befriedigende Ergebnisse erzielt. Günstig ist hierbei, daß die Holzmasten noch eine
                              									weitere Isolation gegen Erde bilden. Es hat sich übrigens gezeigt, daß auch an der
                              									1200 Volt-Oberleitung Ausbesserungen vorgenommen werden können, wenn diese unter
                              									Spannung steht. Die Lebensdauer der Kontaktrollen ist etwas günstiger als bei 600
                              									Volt und beträgt 8000–9000 Wagenkilometer.
                           Bezüglich des Verhaltens der Motoren im Betriebe sei darauf hingewiesen, daß als
                              									Maßstab für die Güte eines Motors die Lebensdauer der Bürsten gelten kann, da hierzu
                              									die Kommutierung, die Kommutatorabnutzung, das Verschmutzen der Wicklung u.a. in
                              									Beziehung stehen. Auf der Pittsburg Harmony Butler und
                              										New Castle Linie, deren Betriebsbedingungen sehr
                              									ungünstige sind, haben die Motoren in 12 Monaten rund 110000 Wagenkilometer
                              									zurückgelegt und die Bürsten haben sich hierbei nur um etwa 3,2 mm abgenutzt. Da
                              									insgesamt 12 mm abgenutzt werden können, so dürfte eine Lebensdauer von 360000
                              									Wagenkilometer erreicht werden. Am Kommutator brauchte das Auskratzen des Glimmers
                              									zwischen den Lamellen bisher noch nicht wiederholt zu werden und die durch Abnutzung
                              									verursachte Verringerung des Kommutatordurchmessers hat bei keinem Motor 0,8 mm
                              									erreicht. (Eveleth) [Electric Railway Journal 1909, II.
                              									S. 24–25.].
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Erztaschenauslauf mit Klappenverschluß.
                           Das Auslaufen von Erzen und allgemein von körnigem, insbesondere grobkörnigem Gut aus
                              									den Aufbewahrbehältern durch die Auslaufschnauze hindurch wird bei den bisherigen
                              									Einrichtungen durch Zusammenstauen des Gutes in dem verhältnismäßig engen
                              									Auslaufhalse und durch Bildung einer Art Gewölbe, das den Behälterinhalt trägt,
                              									gehindert. Bei allen vorhandenen Vorrichtungen ist ein andauerndes Stochern fast
                              									unerläßlich, um das Auslaufen des Erzes zu ermöglichen. Eine Neuerung der Firma Ed. Züblin & Cie. in Straßburg i. E., wie sie bei
                              									der Gelsenkirchner Bergwerks-A.-G., Abteilung Aachener Hütten-Verein in Esch (Luxemburg) ausgeführt
                              									worden ist, verhütet durch eine bestimmte Formgebung des Auslauftrichters die
                              									Bildung von Gewölben und besitzt in dem Klappensystem einen einfach zu bedienenden
                              									und daneben sehr leistungsfähigen Verschluß der Auslauföffnung. Während zwei
                              									einander gegenüberliegende Wände des Siloauslaufes nach unten hin konvergieren,
                              									divergieren die beiden andern Wände bis zur eigentlichen Auslaufkante. Mittels
                              									einiger weiterer Hilfsflächen wird eine rechteckige Oeffnung von etwa 0,80 m Höhe
                              									und doppelter Breite gebildet, wodurch der Strom veranlaßt wird in die Breite zu
                              									gehen, und der Stromquerschnitt also zu einer Drehung um 90° gezwungen wird. Dem
                              									auslaufenden Gut wird weder Zeit noch Gelegenheit zum Festsetzen gelassen. Der
                              									Verschluß besteht aus mehreren, voneinander unabhängigen Klappen, die durch schwere Gegengewichte
                              									belastet und an der Oberkante der Auslauföffnung drehbar gelagert sind. Mittels
                              									einer im wesentlichen aus einer Seiltrommel und einer dazu gehörigen Klauenkupplung
                              									mit Bedienungshebel für jede einzelne Klappe bestehenden, auch fahrbar für mehrere
                              									Klappenverschlüsse angeordneten Windevorrichtung wird das Anheben der Klappen
                              									bewirkt. Durch an verschiedenen Stellen vorgenommene Versuche wurde ermittelt, daß
                              									zum Beladen eines Wagens von 12–15 t nur 10 bis 15 Sek. nötig waren. Die ganz aus
                              									Eisenbeton bestehenden Erztaschen der Gelsenkirchner
                                 										Bergwerks A.-G. in Esch haben insgesamt 32 Ausläufe, die sämtlich mit durch
                              									fahrbare Windwerke bediente Klappenverschlüsse versehen sind. Der Kraftaufwand
                              									beläuft sich auf 0,4–0,6 PS für eine Klappe. Eine weitere, aus drei
                              									Doppelverschlüssen zu je 12 Klappen bestehende und ausschließlich zum Beladen von
                              									Eisenbahnwagen dienende Anlage wird zur Zeit für die Société
                                 										civile des Mines de St. Plerremont in Mancieulles ausgeführt. (F. Züblin.) [Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure, 1909, S. 1926.]
                           J.
                           
                        
                           Die Materialprüfungsanstalt an der technischen Hochschule zu
                              									Darmstadt
                           erledigte nach dem vorliegenden Bericht des Vorstandes in
                              									ihrem zweiten Betriebsjahr (1908/09) 126 Anträge, (gegen 95 im Vorjahres. D. p. J. 1908, S. 751. auf
                              									Prüfung von Metallen, Baumaterialien und Oel. Die Untersuchung der Metalle
                              									erstreckte sich auf deren Festigkeitseigenschaften und Kleingefüge, bei
                              									Leichtmetallen auch auf das spez. Gewicht. Letzteres betrug bei einem für die
                              									Internationale Luftschifffahrtausstellung untersuchten Metall mit 29–30 kg/qmm
                              									Zugfestigkeit und 15 v. H. Dehnung 1,9. Genannt seien ferner Versuche mit
                              									Bronzehaken zum Halten von elektrischen Freileitungsdrähten an den Masten. Bei einem
                              									Drahtbruch soll die Leitung durch Lösung des Hakens stromlos werden.
                           Ein Verstahlungsmittel, bei dem nach Angabe des Herstellers bei einer Einsatzdauer
                              									von 24 Stunden Rundstäbe von 24 mm ⌀ durch und durch verstahlt sein sollen, erfüllte
                              									nach der mikroskopischen Untersuchung, Härteprüfung, sowie nach Versuchen an
                              									Drehstählen, welche aus dem Kern des mit diesem Mittel verstahlten Eisens
                              									hergestellt wurden, die gestellten Anforderungen nicht.
                           Schlacken- und Naturzemente, bei denen der Wasserzusatz nach den Normen so zu
                              									bemessen ist, daß der Schlammaustritt aus der Druckform zwischen dem 90 und 110
                              									Schlage des Böhmeschen Hammer-Apparates erfolgte,
                              									ergaben einen feuchteren Mörtel als Portlandzement, bei dem der Wasserzusatz in
                              									der gleichen Weise nach den Normen bestimmt wurde. Die größere Festigkeit hatte
                              									geringere Zug- und Druckfestigkeitwerte zur Folge. Es wird daher empfohlen, eventl.
                              									bei Natur- und Schlackenzementen den Wasserzusatz zum Mörtel nicht nach den Normen
                              									zu bestimmen, sondern so zu wählen, daß sich ein Mörtel von etwa normaler Konsistenz
                              									ergibt. Selbstverständlich kann in diesem Falle die Prüfung nicht mehr als nach den
                              									Normen ausgeführt gelten. Ein Bimsbeton in unbekanntem Mischungsverhältnis ergab im
                              									Alter von 28 Tagen eine Druckfestigkeit von 132–155 kg/qcm.
                           Beton im Mischungsverhältnis 1 : 3 : 5 aus einem eingestürzten Hause hatte nur 34–45
                              										kg/qcm
                              									Druckfestigkeit. Soweit sich an dem vorhandenen Beton feststellen ließ, war diese
                              									außerordentlich geringe Druckfestigkeit darauf zurückzuführen, daß der Beton in
                              									großer Anzahl Einschlüsse von Lehm bis Haselnußgröße enthielt.
                           Betonhohlsteine für Hausbauzwecke ergaben Druckfestigkeiten von etwa 60–80 kg/qcm, wobei die
                              									Hohlräume in die Druckfläche miteingerechnet wurden.
                           Versuche mit natürlichen Steinen ergaben folgende Druckfestigkeiten und Abnutzungen
                              									bei normengemäßer Prüfung auf der Bauschingerschen
                              									Schleifscheibe.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Material
                                    
                                 Druckfestigkeit in kg/qcm
                                 Ab-nutzungin g
                                 
                              
                                 in luft-TrockenemZustand
                                 in wasser-sattemZustand
                                 
                              
                                 Tuffstein
                                   205
                                   137
                                 –
                                 
                              
                                 Odenwald-Porphyr
                                 2262
                                 1781
                                 –
                                 
                              
                                 Basaltlava
                                 1181
                                 1040
                                 34,9
                                 
                              
                                 Basalt
                                 3732
                                 3420
                                 19,2
                                 
                              
                                 Odenwald-Granit, grob-    körnig
                                 2476
                                 2421
                                 16,5
                                 
                              
                                 Odenwald-Granit, fein-    körnig
                                 2568
                                 2328
                                 17,6
                                 
                              
                                 Belgischer Granit
                                 3444
                                 3283
                                 14,9
                                 
                              
                                 Odenwald-Marmor
                                 1000
                                 1008
                                 –
                                 
                              
                           Backsteine zeigten eine Wasseraufnahme von 6,8 bis 18,8 v. H. des Trockengewichtes
                              									und eine Druckfestigkeit im lufttrockenen Zustande von 112–375 kg/qcm, im
                              									wassersatten Zustande von 110–372 kg/qcm; Schwemmsteine ergaben im lufttrockenen Zustande
                              									eine Festigkeit von 19,9 und im wassersatten Zustande von 15,5 kg/qcm.
                           Zementrohre für Kanalisationszwecke mit einem inneren ⌀ von 70–100 cm lieferten bei
                              									äußerem Scheiteldruck Bruchbelastungen zwischen 3195 und 3957 kg. Zementmörtelproben
                              									aus Basalt- oder Porphyrsand ergaben etwas größere Druckfestigkeit und erheblich
                              									größere Zugfestigkeit als Mörtel aus Normalsand und gewöhnlichem Mauersand.
                           
                              ε