| Titel: | Die Gewinnung: von Brenntorf nach dem Dr. Ekenbergschen Verfahren. | 
| Autor: | Dierfeld | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 200 | 
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                        Die Gewinnung: von Brenntorf nach dem Dr.
                           								Ekenbergschen Verfahren.
                        Von Regierungsbaumeister Dierfeld.
                        (Schluß von S. 186 d. Bd.)
                        Die Gewinnung von Brenntorf nach dem Dr. Ekenbergschen
                           								Verfahren.
                        
                     
                        
                           In den vorhergehenden Teilen dieses Aufsatzes wurde über die Ergebnisse von
                              									Forschungen und Versuchen berichtet und die Grundzüge und Vorteile des
                              									Naßverkohlungsprozesses beschrieben; im folgenden wollen wir näher auf die
                              									Erzeugnisse bei diesem Prozeß eingehen.
                           Die Preßkuchen können als das erste rohe Produkt angesehen werden. Sie enthalten
                              									einen Bruchteil mehr Feuchtigkeit als an der Luft getrockneter Torf, da 1/14 bis 1/7 des
                              									ursprünglichen Wassers darin zurückbleibt; der höhere Heizwert der Trockensubstanz
                              									gleicht diesen Nachteil aber aus. Der mittlere Wassergehalt von luftgetrocknetem
                              									Torf beläuft sich in Nordeuropa und Kanada auf ungefähr 25 v. H., während sein
                              									Heizwert von 2235 bis 4307 Kalorien f. d. kg schwankt und im Mittel 3463 Kalorien
                              									beträgt. In nassen Sommern hat der lufttrockne Torf aber auch oft einen Wassergehalt
                              									von 33–40 v. H., wenn dann überhaupt trockner Torf gewonnen werden kann. Obgleich
                              									die Preßkuchen nicht als Brennstoff verwandt werden sollen, ist es doch von
                              									Interesse, ihren Heizwert mit dem des luftrocknen Torfes zu vergleichen; zu diesem
                              									Zwecke wurden mehrere frische und luftgetrocknete Preßkuchen sowie luftgetrockneter
                              									roher Torf in der Maklerschen Bombe untersucht, mit
                              									folgendem Ergebnis (Tab. 10):
                           Tabelle 10.
                           
                              
                                 
                                 Verhältnis zwischenTrockensubstanz undWasser
                                    											in der Probe
                                 Kalorienf. d. kg
                                 
                              
                                 Preßkuchen, frisch
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Naßverkohlt bei 220° C u. 50 at.
                                     2 : 1
                                 4008
                                 
                              
                                            „         „   200 „   „ 50  „
                                 1,66 : 1
                                 3495
                                 
                              
                                            „         „   180 „   „ 40  „
                                      1 : 1
                                 2707
                                 
                              
                                            „         „   220 „   „ 40  „
                                      1 : 1
                                 3050
                                 
                              
                                 Preßkuchen, 1 Woche luftgetrockn.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Naßverkohlt bei 220° C u. 50 at.
                                      4 : 1
                                 4785
                                 
                              
                                            „         „  180 „   „  50  „
                                      4 : 1
                                 4370
                                 
                              
                                 Roher Torf
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Luftgetrockn. b. 25 v. H. Wassergeh.
                                      3 : 1
                                 3546
                                 
                              
                                             „        „   33   „       „
                                      2 : 1
                                 3218
                                 
                              
                                             „        „   37,5         „
                                  1,66 : 1
                                 2810
                                 
                              
                           Ein Erzeugnis von höherer Vollkommenheit stellen die aus den Preßkuchen gewonnenen
                              									Briketts dar. Ihr Aussehen ist sehr ähnlich dem der Braunkohlenbriketts; sie haben
                              									eine glänzende, schwarze Oberfläche und sind sehr fest und hart. Während des
                              									Verkohlungsprozesses wird nämlich ein paraffinartiges Wachs frei im Betrage von 3–4
                              									v. H., welches die bindende Substanz bildet. Für praktische Zwecke können die Briketts als
                              									wasserundurchlässig angesehen werden. Tab. 11 zeigt die Zunahme an Gewicht bei
                              									verschiedenen Briketts, die einige Zeit in Wasser getaucht wurden.
                           Tabelle 11.
                           
                              
                                 
                                 Zunahme an Gew. i. v. H.
                                 
                              
                                 nach1 Tage
                                 nach1 Woche
                                 
                              
                                 Kleines Brikett mit vollkommen glatter    Oberfläche,
                                    											bei 200° C verkohlt
                                 0,4
                                 0,7
                                 
                              
                                 Kleines Brikett mit vollkommen glatter    Oberfläche,
                                    											bei 180° C verkohlt
                                 0,7
                                 0,9
                                 
                              
                                 Großes Brikett aus Torf, der bis 155°C    erhitzt wurde,
                                    											Oberfläche rissig
                                 0,6
                                 0,8
                                 
                              
                                 Zum Vergleich:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Braunkohlenbrikett
                                 1,3
                                 1,5
                                 
                              
                                 Brikett aus luftgetrocknetem Torf
                                 3,5
                                 6,1
                                 
                              
                                 Lancashirekohle
                                 0,8
                                 0,9
                                 
                              
                           Steinkohle saugt nicht Wasser im wörtlichen Sinne auf, da das Wasser nur durch
                              									Kapillarwirkung in die Risse usw. der Kohle gelangt. Bei Braunkohlen- und
                              									Torfbriketts wird dagegen das Wasser aufgesaugt und gleichmäßig verteilt.
                           Die Briketts aus naßverkohltem Torf brennen mit langer, leuchtender Flamme und sind
                              									leicht entzündbar; dünne Stücke können mit einem Zündholz wie Holz angebrannt
                              									werden. Ein Feuer von Briketts ähnelt mehr einem Feuer von Holzscheiten als einem
                              									Kohlenfeuer; es brennt bei gewöhnlichem Schornsteinzuge ohne Ruß und Rauch.
                           Tab. 12 bringt einige Daten über die Zusammensetzung von Torfbriketts.
                           Tabelle 12.
                           
                              
                                 
                                 Ver-kohlungs-temperaturin Grad
                                    											C
                                 Aschein v. H.
                                 Wassergehaltin v. H.
                                 Heizwertin Kalorien
                                 
                              
                                 Kleines Brikett
                                 200
                                 3,8
                                   2,9
                                 6280
                                 
                              
                                     „         „
                                 180
                                 3,7
                                   4,1
                                 5754
                                 
                              
                                 Großes Brikett nach Prof. Lewes  Analyse
                                 155
                                   4,46
                                 –
                                 5136
                                 
                              
                                 Großes Brikett nach Pattinson
                                    												und  Steads Analyse
                                 155
                                   4,93
                                 –
                                 5250
                                 
                              
                                 Zum Vergleich:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Deutsches Brikett aus luftgetrockn.  Torf
                                 –
                                 4,1
                                 14,5
                                 3910
                                 
                              
                                 Durchschnitts-Dampferkohle aus  England
                                 –
                                 5,2
                                   6,5
                                 8000
                                 
                              
                                 Durchschnittskohle aus Deutschland
                                 –
                                 6,1
                                   6,5
                                 7400
                                 
                              
                                 Braunkohlenbriketts
                                 –
                                 9,1
                                 12,6
                                 4960
                                 
                              
                                 Belgische Steinkohlenbriketts
                                 –
                                 6,2
                                   7,5
                                 7800
                                 
                              
                           Das spezifische Gewicht der naßverkohlten Torfbriketts schwankt von 1,29 bis 1,35,
                              									während das Volumengewicht beträchtlich höher als das der Kohle ist. Eine Tonne
                              									Torfbriketts nimmt einen Raum von ungefähr 0,85 cbm ein, wogegen eine Tonne
                              									Steinkohle aus Newcastle 1,21–1,27 cbm erfordert. Der Heizwert von 1 cbm
                              									Torfbriketts und 1 cbm gewöhnlicher Kohle wird deshalb gleich sein, was besonders
                              									wichtig ist, wenn die Torfbriketts zum Heizen an Bord von Schiffen oder auf
                              									Lokomotiven gebraucht werden. Torfbriketts können unter Lokomotivkesseln ohne
                              									Aenderung von Feuerbüchse und Rost gebrannt werden. Bei einem Versuchsheizen auf der
                              									Lokomotive eines mit voller Geschwindigkeit fahrenden Güterzuges erzeugte 1 kg bei
                              									155° C naß verkohlter Torfbriketts 6,2 kg Dampf von 9,2 at, gegenüber 6,7 kg Dampf
                              									derselben Spannung auf 1 kg gewöhnlicher Steinkohle. Am Schornstein war weder
                              									schwarzer Rauch noch Funkenauswurf sichtbar, im Aschkasten fanden sich 4,5 v. H.
                              									pulverige Asche, während sich Schlacke gar nicht bildete. Mit Briketts von
                              									höherer Verkohlungstemperatur würden noch bessere Ergebnisse zu erwarten sein. Bei
                              									vielen Versuchen wurde beobachtet, daß die verdampfende Wirkung eines
                              									Torfbrikettfeuers höher ist, als eigentlich nach dem Heizwert zu erwarten war. Wenn
                              									z.B. Torfbriketts mit einem Heizwert von 4000 Kalorien mit Steinkohle von 8000
                              									Kalorien verglichen wurden, hatten sie nicht 50 v. H. des Heizeffektes der
                              									Steinkohle, sondern 60 v. H. Prof. Lewes erklärt diese
                              									bemerkenswerte Tatsache damit, daß Torf weniger Luft zur vollständigen Verbrennung
                              									braucht als Steinkohle, und die Heizkraft des Torfes deshalb in den Feuerungen des
                              									Dampfkessels besser ausgenutzt wird.
                           Aus den Preßkuchen bezw. Torfbriketts läßt sich auch ein für metallurgische Zwecke
                              									brauchbares Erzeugnis in Gestatt von Torfkohle oder Torfkoks herstellen. In Europa
                              									sind gegenwärtig sechs Werke bekannt, wo Kohle oder Koks aus luftgetrocknetem Torf
                              									in Hochöfen verwandt werden, vier in Deutschland und Oesterreich und zwei in Rußland
                              									(Perm und Warschini, Ural). In keinem von diesen Werken wird aber Torfkohle
                              									ausschließlich benutzt, weil die Unsicherheit der Lieferung die Besitzer zwingt,
                              									außerdem einen beträchtlichen Vorrat von Holzkohle zu halten. Ein anderer Nachteil
                              									der Kohle aus luftgetrocknetem Torf ist ihre geringe Druckfestigkeit; sie kann sehr
                              									oft dem Gewichte der Erzladung im Hochofen nicht widerstehen. Um Torfkohle von
                              									hinreichender Festigkeit zu erzielen, muß guter, reifer Torf ausgewählt und einer
                              									besonderen Behandlung beim Trocknen unterworfen werden. Abgesehen von diesen
                              									Nachteilen hatte der Gebrauch von Torfkohle in Hochöfen sehr befriedigende
                              									Ergebnisse und wegen des niedrigen Schwefelgehalts ist sie ein ausgezeichneter
                              									Ersatz für Holzkohle. Da der Naßverkohlungsprozeß eine regelmäßige Lieferung von
                              									Torf ermöglicht, ist die Frage wichtig, ob durch Verkohlen oder Verkoken dieses
                              									Torfes ein für die Eisenindustrie brauchbares Erzeugnis geschaffen werden kann.
                              									Versuche ergaben, daß zwei verschiedene Produkte erhalten werden: aus Preßkuchen ein
                              									leichtes poröses Erzeugnis, das im Aussehen der Holzkohle ähnelt und welches wir im
                              									folgenden „Torfkohle“ nennen wollen, und ein sehr schweres, aus Torfbriketts
                              									gewonnenes Produkt, das wie Koks aussieht, ohne dessen große Poren zu besitzen, und
                              									als „Torfkoks“ bezeichnet wird.
                           Bei den Versuchen wurden zuerst Retorten und große Eisentiegel mit 0,5–2,5 kg
                              									getrockneter, bei 180° C naßverkohlter Preßkuchen beschickt und direkt erhitzt.
                              									Retorten- und Tiegelprozeß ergaben kein günstiges Resultat, da die verkohlten
                              									Preßkuchen leicht mit den Fingern zu Pulver zerdrückt werden konnten. Bessere
                              									Ergebnisse wurden mit Preskuchen von 40–50 v. H. Wassergehalt erzielt; wenn das
                              									Erhitzen beim Tiegelprozeß sehr schnell vor sich ging, wurden große feste Stücke
                              									Torfkohle erhalten. Augenscheinlich ist dies einer chemischen Einwirkung des Wassers
                              									auf den Torf während des Prozesses zuzuschreiben. Um die Verkohlung unter ähnlichen
                              									Bedingungen, wie bei der Herstellung im Großen, zu prüfen, wurden drei Tiegel,
                              									gefüllt mit Preßkuchen von 5,20 und 40 v. H. Wassergehalt in einen Kopper'schen Koksofen mit Nebengewinnung gebracht. Die
                              									Deckel der Tiegel wurden fest mit Schrauben angezogen, die Tiegel mitten in die
                              									Ladung gesetzt und gut mit Kohlen umgeben. Als nach 26–28 Stunden die Koks
                              									ausgebracht, und die Tiegel untersucht wurden, ergaben die Preßkuchen mit 40 v. H.
                              									Wassergehalt die härteste und best zementierte Torfkohle; im ganzen waren alle drei
                              									Produkte nicht merklich von der im Tiegelofen erhaltenen Kohle verschieden. Die
                              									Ergebnisse aus 42 derartigen Versuchen sind in Tab. 13 kurz zusammengefaßt:
                           
                           Tabelle 13.
                           
                              
                                 Tiegelversuche
                                 
                              
                                 Wassergehaltin v. H.
                                 Reinausbeutein v. H.
                                 Beschaffenheit derKohle
                                 
                              
                                   9
                                 36,1
                                 sehr schwach und bröcklig
                                 
                              
                                 50
                                 32,4
                                 hart
                                 
                              
                                   5
                                 34,1
                                 pulverig
                                 
                              
                                 20
                                 33,7
                                 schwach und bröcklig
                                 
                              
                                 40
                                 32,9
                                 hart
                                 
                              
                           Das Material für diese Versuche war bei 180° naßverkohlter Torf. Das Volumgewicht der
                              									erhaltenen Torfkohle war 0,20, entsprechend 200 kg f. d. cbm, während
                              									Durchschnittsholzkohle ein Volutngewicht von 0,14–0,16 hat. Analysen von drei Proben
                              									Torfkohle, die aus naßverkohltem Torf von verschiedenen Torflagern genommen wurden,
                              									hatten folgendes Ergebnis:
                           
                              
                                 Torf aus dem Torfmoorbezeichnet mit
                                 „S“v. H.
                                 „T“v. H.
                                 „L“v. H.
                                 
                              
                                 Aschengehalt der Torfkohle
                                 8,9
                                 10,1
                                 5,5
                                 
                              
                                 Schwefelgehalt der Torfkohle
                                     0,042
                                     0,06
                                   0,05
                                 
                              
                                 Phosphorgehalt der Torfkohle
                                   0,41
                                     0,30
                                   0,19
                                 
                              
                           Nun wurden Versuche über die Druckfestigkeit der Torfkohle angestellt. Um regelmäßige
                              									Stücke für diese Versuche zu erhalten, wurden mit einer feinen Säge Würfel und
                              									rechteckige Prismen aus dem Material geschnitten, und, wie bei B ersichtlich, dem Drucke des am Ende des Hebelarms
                              									wirkenden Wasserballastes ausgesetzt. Das Wassergewicht wurde allmählich vergrößert,
                              									bis die Stücke zerdrückt wurden. Das Ergebnis enthält Tab. 14.
                           Tabelle 14.
                           
                              
                                 Torfkohle
                                 Belastung bis zumBruch in kg/qcm
                                 
                              
                                 Prisma ‖ erste Probe
                                   42,5
                                 
                              
                                      „     ‖ zweite  „
                                   37,3
                                 
                              
                                      „     ‖ dritte    „
                                   39,3
                                 
                              
                                      „     ‖ vierte  „ (mit großen Poren)
                                   19,6
                                 
                              
                                 Würfel ⊥ erste Probe
                                   38,3
                                 
                              
                                      „     ⊥ zweite  „
                                   39,1
                                 
                              
                                      „     ⊥ dritte    „
                                             30
                                 
                              
                                      „     ⊥ vierte  „ (mit großen Poren)
                                   22,6
                                 
                              
                           Wenn die beiden Versuchsstücke mit den großen Poren als fehlerhaft ausgeschlossen
                              									werden, so war die Druckfestigkeit der Torfkohle im Durchschnitt gleich 37,8 kg f.
                              									d. qcm. Der Druck wirkte bei den mit || bezeichneten Proben in der Faserrichtung und
                              									bei den mit ⊥ bezeichneten im Winkel dazu.
                           Zwei Proben Holzkohle wurden auf dieselbe Weise untersucht mit folgendem
                              									Ergebnis:
                           
                              
                                 
                                 Belastung bis zum Bruch in kg qcm
                                 
                              
                                 Probe I
                                 Probe II
                                 
                              
                                 Richtung des Druckes ‖
                                 56,5
                                 86,6
                                 
                              
                                        „       „        „       ⊥
                                   9,7
                                 11,8
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit im Mittel
                                 33,2
                                 49,2
                                 
                              
                           Der große Unterschied zwischen diesen beiden Holzkohlen erschwert einen direkten
                              									Vergleich zwischen Holzkohle und Torfkohle, doch kann man wohl annehmen, daß
                              									Torfkohle fast die mittlere Festigkeit von Holzkohle erreicht. Da die
                              									Druckfestigkeit der Torfkohle nach obigen Versuchen noch verhältnismäßig gering ist,
                              									lag der Gedanke nahe, Torfbriketts zu verkoken. Um das beste harte „Torfkoks“
                              									zu erhalten, müssen die Briketts langsam erhitzt werden, damit die Gase genügend
                              									Zeit zum Entweichen haben. Das Ergebnis war dann ein feinporiges Koks im
                              									Gewichte von 470–500 kg f. d. cbm, wogegen gewöhnliches Koks nur 360–450 kg f. d.
                              									cbm wiegt. Untersuchungen von 3 Proben hatten folgendes Resultat:
                           
                              
                                 
                                 Iv. H.
                                 IIv. H.
                                 IIIv. H.
                                 
                              
                                 Gehalt an Asche
                                   4,10
                                   5,6
                                 7,8
                                 
                              
                                      „     „  Phosphor
                                   0,01
                                   0,017
                                   0,03
                                 
                              
                                      „     „  Schwefel
                                   0,30
                                   0,16
                                   0,34
                                 
                              
                                      „     „  Kohlenstoff
                                 88,1
                                 84,4
                                 –
                                 
                              
                                      „     „  Wasserstoff
                                   1,9
                                   2,6
                                 –
                                 
                              
                                 Stickstoff u. Sauerstoff, andere Bestandteile
                                   6,7
                                   7,4
                                 –
                                 
                              
                           Der Heizwert f. d. kg ergab sich bei Torfkohle und Torfbriketts wie folgt:
                           
                              
                                 Torfkohle
                                 
                                    „S“
                                    
                                 7850
                                 Kalorien
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    „L“
                                    
                                 7600
                                 „
                                 
                              
                                 Torfkoks
                                 
                                    „S“
                                    
                                 7300
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    „L“
                                    
                                 7700
                                 „
                                 
                              
                           Die Druckfestigkeit des Torfkoks wurde geprüft, wobei die Stücke wieder in
                              									regelmäßige Formen zersägt wurden.
                           
                              
                                 Torfkoks
                                 Belastung bis zumBruch in kg/qcm
                                 
                              
                                 Würfel ⊥
                                 290
                                 
                              
                                     „      ‖
                                 397
                                 
                              
                                     „      ⊥
                                 230
                                 
                              
                                 Rechteckprisma ‖
                                 306
                                 
                              
                                           „              ‖
                                 253
                                 
                              
                                           „              ‖
                                 312
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit im Mittel
                                 298
                                 
                              
                           Die bemerkenswerte Festigkeit des Torfkoks ermöglichte es, Stücke von der Form „A“ und „B“
                              									(s. Fig. 10) auszuschneiden und auf Zugfestigkeit zu
                              									prüfen:
                           
                              
                                 Torfkoks
                                 Belastung bis zumBruch in kg/qcm
                                 
                              
                                 Stück von der Form A
                                 33
                                 
                              
                                     „      „     „     „    A
                                    											(Oberfläche rissig)
                                 (16,6) fehlerhaft
                                 
                              
                                     „      „     „     „    B
                                 32,9
                                 
                              
                                     „      „     „     „    B
                                 34,5
                                 
                              
                                     „      „     „     „    B
                                 46,5
                                 
                              
                                     „      „     „     „    B
                                 30,7
                                 
                              
                                     „      „     „     „    B
                                 38,6
                                 
                              
                                 Zugfestigkeit im Mittel
                                 36
                                 
                              
                           Koks von dieser Festigkeit wird unweigerlich die Last einer Ladung Eisenerz im
                              									Hochofen tragen, ohne zerdrückt zu werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 201
                              Fig. 10.
                              
                           Zum Schlusse bleibt noch über die Gewinnung von Gas aus naßverkohltem Torf zu
                              									berichten. Dr. Ekenberg vergaste 2 Proben von
                              									Preßkuchen in der Retorte und bestimmte den Heizwert des Gases mit dem Kalorimeter
                              										Simmance und Abady,
                              									mit folgendem Resultat:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 
                              
                                 Ausbeute an rohem Gas f. d. t    (reduziert auf 760 mm
                                    											und 0° C)
                                   510 cbm
                                  577 cbm
                                 
                              
                                 Ausbeute an Torfkohle
                                     45 v. H.
                                 40,3 v. H.
                                 
                              
                                 Heizwert des rohen Gases, brutto
                                 4880 Kal. f. d.
                                     cbm
                                 
                              
                                        „         „       „        „     nettoNach Abzug
                                          													des kondensierten Wassers der Verbrennungsgase.
                                 4145   „      „
                                       „
                                 
                              
                                 Ausbeute an m. Pottasche gereinigt.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gase f. d. t (reduz. auf 760 mm u. 0° C)
                                   462 cbm
                                 523 cbm
                                 
                              
                                 Heizwert des gereinigten Gases, brutto
                                 5271 Kal.
                                 f. d. cbm
                                 
                              
                                        „        „           „             „     netto
                                 4808   „
                                   „      „
                                 
                              
                           
                           Fünf andere Versuche mit der Vergasung von Preßkuchen in einer Retorte mit
                              									Kondensatoreinrichtung, durch welche schwere Teeröle zu dem glühenden Inhalt
                              									zurückgeführt wurden, ergaben Gas von folgendem Heizwert:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 V.
                                 
                              
                                 Kalorien f. d. cbm.
                                 6595
                                 7068
                                 7382
                                 7096
                                 7170.
                                 
                              
                           An die Messrs. Pattinson und Stead in Middlesbrough wurden Torfproben zur Untersuchung gesandt, die bei
                              									etwas niedrigerer Temperatur, als der obige Torf, verkohlt waren; das Ergebnis der
                              									Versuche ist nachstehend verzeichnet:
                           
                              
                                 Ausbeute an rohem Gas f. d. t
                                 489,26
                                 cbm
                                 
                              
                                 Ausbeute an Koks
                                 33,73
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Leuchtkraft des Gases
                                 18,45
                                 Hefnerkerz.
                                 
                              
                                 Ausbeute an m. Pottasche gereinigt. Gase
                                 415,82
                                 cbm
                                 
                              
                                 Leuchtkraft dieses Gases
                                 25,3
                                 Hefnerkerz.
                                 
                              
                           Das aus naßverkohltem Torf erzeugte Gas ist praktisch frei von Schwefel, da der
                              									wenige im Torf vorhandene Schwefel in dem gewonnenen Teer und der zum Reinigen
                              									angewandten Pottaschenlösung verbleibt.
                           Gewöhnliche Steinkohle ergibt eine Ausbeute von ungefähr 308 cbm f. d. t mit einem
                              									Heizwert von 5100–5800 Kalorien f. d. cbm und einer Leuchtkraft von ungefähr 19
                              									Hefnerkerzen; man ersieht aus diesen Ziffern im Vergleiche zu den oben angegebenen,
                              									daß der naß verkohlte Torf wohl ernstlich als ein geeignetes Material zur Erzeugung
                              									von Heiz- und Leuchtgas in Frage kommt. In der Gasausbeute sind 2 t naßverkohlter
                              									Torf gleich 3 t der. besten Gaskohle und das nebenbei erzeugte Torfkoks wird höhere
                              									Preise als gewöhnliches Gaskoks erzielen, weil es ganz frei von Schwefel ist. Obige
                              									Zahlen zeigen auch, daß beim Betriebe eines modernen Verkohlungsofens mit
                              									Nebengewinnung, der ungefähr 140–168 cbm Gas f. d. verkohlte t Kohle erfordert, ein
                              									genügender Ueberschuß von Gas vorhanden ist, um Hitze und Kraft für eine
                              									vollständige Anlage zur Erzeugung naßverkohlten Torfes aus Rohtorf zu liefern.
                           Vorstehende Untersuchungen, Berichte und Experimente zeigen, daß zur Ausnutzung von
                              									Torfmooren durch den neuen Prozeß folgende Kombinationen von Anlagen je nach den
                              									verschiedenen Erfordernissen in Frage kommen:
                           
                              
                              Fabrikation von Torfbriketts für allgemeine Zwecke.
                              
                           a) Naßverkohlungsanlage
                           b) Brikettieranlage
                           c) Gaserzeuger mit Ammoniumwiedergewinnung
                           d) Gasmaschinenkraftanlage
                           (Siehe Fig. 7–9, Plan einer
                              									Torfbrikettfabrik)
                           
                              Fabrikation von Torfkohle
                              
                           a) Naßverkohlungsanlage
                           b) Verkokungsofen mit Nebengewinnung und Ammoniumwiedergewinnung
                           d) Gasmaschinenkraftanlage
                           
                              Fabrikation von hartem Torfkoks für Hochöfen
                              
                           a) Naßverkohlungsanlage
                           b) Brikettieranlage
                           c) Verkokungsofen mit Nebengewinnung
                           d) Gasmaschinenkraftanlage
                           
                              Erzeugung von Gas für Beleuchtungszwecke
                              
                           a) Naßverkohlungsanlage
                           b) Gaswerk, wie jetzt für Kohle im Gebrauch
                           c) Gasmaschinenkraftanlage
                           Erzeugung von elektrischem Licht und
                                 										Kraft (besonders bei hohem Stickstoffgehalt des Torfes zu empfehlen)
                           a) Naßverkohlungsanlage
                           b) Gaserzeuger mit Ammoniumwiedergewinnung
                           c) Elektrische Dynamos, durch Gasmotoren betrieben.
                           Jede einzelne dieser Kombinationen ist für industrielle oder öffentliche Zwecke von
                              									Bedeutung, da sie außer billigem und gutem Brennstoff und Koks auch Gas und
                              									Elektrizität zu Kraft- und Lichtzwecken bei billigen Herstellungskosten liefern.
                           Besonders bei der Erzeugung von elektrischem Strom eröffnet der Naßverkohlungsprozeß
                              									neue Gebiete, da es wohl möglich ist, Elektrizität ebenso billig aus einem Torflager
                              									als aus einer vorhandenen Wasserkraft zu erzeugen, ja sogar noch billiger, wenn der
                              									Stickstoffgehalt des Torfes 1,3 v. H. übersteigt. Wie wichtig eine rationelle
                              									Ausnutzung der meist ödliegenden Torfmoore wäre, geht schon aus der Aufmerksamkeit
                              									hervor, die alle Staaten dieser Frage widmen; in Preußen besteht z.B. der staatlich
                              									unterstützte „Verein zur Förderung der Moorkultur“, der es sich zur Aufgabe
                              									gestellt hat, aus den großen ungenutzten Torfmooren Preußens durch Besiedelung usw.
                              									wenigstens eine ganz bescheidene Rente zu ziehen.