| Titel: | Elektrisch betriebener Lagerplatzkran von 3 t Tragkraft zum Verladen von Roheisenmasseln mittels Lastmagneten oder Kübels. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 210 | 
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                        Elektrisch betriebener Lagerplatzkran von 3 t
                           								Tragkraft zum Verladen von Roheisenmasseln mittels Lastmagneten oder Kübels.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl. höheren
                           								Maschinenbauschule in Posen.
                        Elektrisch betriebener Lagerplatzkran usw.
                        
                     
                        
                           Der nachfolgend beschriebene Kran ist von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G. (M. A. N.) für das Hochofenwerk des Kgl- Berg- und Hüttenamtes Amberg in
                              									Amberg (Oberpfalz) geliefert worden. Er hat den Zweck, die Masseln aus der Gießhalle
                              									des Hochofen nach dem Lagerplatz zu schaffen oder in Eisenbahnwagen zu verladen.
                              										Fig. 1 zeigt den Kran mit dem Hochofen im
                              									Hintergrunde. Die Kranbrücke ruht auf zwei fahrbaren Stützen, deren
                              									Schienenentfernung 35,7 m beträgt. Da der Lagerplatz gegen die Bahnstrecke
                              									abgeböscht ist, so hat man, um eine möglichst große Spannweite zu erreichen, die
                              									linke Kranschiene an den Fuß der Böschung verlegt. Der Höhenunterschied beider
                              									Kranschienen beträgt 8,3 m. An der Bahnseite kragt die Brücke noch um 5 m aus; die
                              									äußerste Hakenstellung reicht hier bis 3 m von Schienenmitte. Von den links
                              									sichtbaren zwei Gleisen des Bahnkörpers dient das an der Kranstütze liegende als
                              									Lade-, das andere als Zufuhrgleis.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 209
                              Fig. 1. Elektrisch betriebener Lagerplatzkran der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg-Nürnberg für das Hochofenwerk Amberg.
                              
                           Die bahnseitig liegende Stütze wirkt als Pendelstütze; sie ist portalartig
                              									ausgebildet, um der Laufkatze die Durchfahrt auf den Ausleger zu gestatten. Wie aus
                              										Fig. 1 erkenntlich, besteht die Kranbrücke aus
                              									zwei kräftig miteinander versteiften Fachwerkbalken in Winkeleisenkonstruktion von
                              									etwa 2,5 m Feldweite. Zwischen den beiden Obergurten liegt ein Wagerechtwindverband.
                              									Als Fahrschienen für die Laufkatze dienen Schienen Nr. 5 a der Burbacher Hütte. Diese sind in ihrer ganzen Länge auf
                              									einem ⌶-Eisen aufgenietet, das wiederum auf Knotenpunktsauskragungen der Untergurte
                              									befestigt ist. Durch die bezüglich der Balkenebenen exzentrischen Rad- I drücke der
                              									Laufkatze treten Momente auf, die eine Verdrehung der Brückenträger um deren
                              									Obergurte nach außen zur Folge haben würden. Zur Aufnahme dieser Drehmomente ist in
                              									jedem Felde ein Querrahmen nach Fig. 2
                              									angeordnet.
                           An dem einen Träger befindet sich außen ein mit gelochtem Blech abgedeckter und mit
                              									Geländer versehener Laufsteg, der auch den Fahrmotor und die Längswelle
                              									aufnimmt.
                           Der ganze Kran ruht auf vier Laufrädern von 700 mm Durchmesser, die je zwei in
                              									Radkästen aus ⊏-Eisen gelagert sind. Die Laufräder laufen lose auf ihren
                              									festgestellten Achsen. Der Radstand beträgt an der bahnseitigen Pendelstütze 10 m,
                              									an der anderen 6 m.
                           Fig. 3 und
                              										4
                              									zeigen den Fahrantrieb. Der Fahrmotor steht, wie schon oben erwähnt, in der
                              									Brückenmitte auf dem seitlichen Laufsteg. Er leistet normal 20 PS bei n = 835. Mittels eines in dem Oelkasten a laufenden Stirnrädervorgeleges treibt der Motor
                              									zunächst die Längswelle b an, von der die Bewegung
                              									durch Kegelräder auf die beiden in den Brückenstützen gelagerten Schrägwellen c übertragen wird. Von diesen wird mittels Kegel- und
                              									Stirnräderübersetzung je ein Laufrad an beiden Kranseiten angetrieben. Zur Abkürzung
                              									des Nachlaufweges ist auf der Motorwelle die von dem Elektromagneten d betätigte Backenbremse e
                              									angeordnet. Eine zweite, wesentlich kräftiger wirkende Backenbremse kann im Notfalle
                              									durch das Ausschalten des Hauptschalters zur Wirksamkeit gebracht werden, wodurch
                              									ein sicheres Anhalten des Kranes bis zum Schleifen der Räder auf den Schienen
                              									erreicht wird.
                           Die Kranfahrschienen sind wie die für die Laufkatze ebenfalls auf ⌶-Eisen
                              									aufgenietet. Die Radkästen sind an ihren Enden mit Bufferbohlen versehen. Die in Fig. 4
                              									sichtbaren Zughaken an den Radkästen dienen bei Außerbetriebsetzung zum Anhängen des
                              									Kranes in seinen Endstellungen an die Bufferständer; dadurch ist eine weitere
                              									Sicherung gegen Verschieben des Kranes bei heftigen Windstößen geschaffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 210
                              Fig. 2. Querrahmen.
                              
                           Fig. 5–7 zeigen die
                              									Laufkatze mit dem Führerstand. Das Gestell ist aus ⊏-Eisen hergestellt und wird von
                              									vier Laufräder von 320 mm ⌀ getragen. Die Spurweite beträgt 2,3 m, der Radstand 1,74
                              									m.
                           Der Transport der Masseln geschieht entweder mittels Kübels oder mittels
                              									Lastmagneten. Es sei zunächst die Wirksamkeit der Hubwinde bei Kübeltransport
                              									beschrieben. Der Kübel ist ein um die Gelenke a nach
                              									unten aufklappbarer Blechkasten. Er hängt mittels Karabinerhaken und Ketten an Oesen
                              									des Querstückes b. Die vier Eckpunkte des Kastens sind
                              									in derselben Weise an den Hebeln c aufgehängt, die um
                              									an dem Querstück sitzende Bolzen schwingen können. Letzteres hängt an der
                              									zweirolligen Unterflasche d. Die beiden Enden des
                              									viersträngigen 12 mm starken Tragseiles laufen auf die Hubtrommel e von 350 mm ⌀ auf. Diese hat rechts- und
                              									linkssteigende Rillen, so daß die Last stets in der Mitte bleibt und nicht in
                              									Richtung der Trommelachse wandert.
                           An den vier Hebeln c greifen ferner die 10 mm starken
                              									Oeffnungsseile an, die von den vier Oeffnungstrommeln f
                              									aufgewunden werden.
                           Der Bewegung letzterer muß von der der Hubtrommel so in Abhängigkeit gebracht werden,
                              									daß beim Schließen und Oeffnen des Klappkastens sich nur die Hubtrommel dreht, beim
                              									Heben und Senken aber die Hubtrommel und die Oeffnungstrommeln sich drehen.
                           Ein Hubspiel geht nun in folgender Weise vor sich: Der geschlossene Kasten wird unten
                              									von Hand gefüllt. Darauf steuert der Kranführer den Hubmotor H M auf Heben. Dieser treibt mittels des Schneckengetriebes S1 und der Stirnräder
                              										R1 und r1 die Hubtrommel an.
                              									Die Mitnahme der Oeffnungstrommeln, von denen je zwei auf einer gemeinsamen Welle
                              									sitzen, geschieht durch das Rad R2 auf der Hubtrommelwelle. R2 ist nicht mit der Trommelwelle fest
                              									verbunden, sondern mittels des Gewindes i auf dieser
                              									achsial verschiebbar angeordnet. Beim Heben des Kübels befindet sich R2 in der gezeichneten
                              									Lage; es ist alsdann mit seiner Nabe durch die Schraubenwirkung beim Drehen der
                              									Trommelwelle gegen die auf letztere aufgekeilte Lamellenkupplung k gepreßt, wodurch die Mitnahme bewirkt wird. Die
                              									Kupplung ist mit Ledereinlagen versehen, damit das Anlegen und Mitnehmen des Rades
                              										R2 sanft und ohne
                              									Stoß erfolgt. R2 treibt
                              									dann mittels des Rades R3 (Uebersetzung \left\frac{52}{74}\right) die eine
                              									Welle der Oeffnungstrommeln an, von der dann die Bewegung durch die gleich großen
                              									Räder R4 und R5 auf die andern
                              									übertragen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 210
                              Fig. 3 und 4. Fahrtriebwerk des Kranes.
                              
                           Nachdem nun die Verladebrücke an den Entleerungsort gefahren ist, wird der Hubmotor
                              									auf Senken gesteuert, wobei wiederum die Oeffnungstrommeln mitgenommen werden. Das
                              									Regeln der Senkgeschwindigkeit geschieht durch Senkbremsschaltung des Hubmotors,
                              									indem dieser unter dem Rücktrieb der Last als Dynamo Strom erzeugend auf die
                              									Regulierwiderstände arbeitet. Soll nun der Kübel nach unten aufklappen, um sich zu
                              									entleeren, so müssen die vier Oeffnungsseile, d.h. deren Trommeln festgehalten
                              									werden, während die Hubtrommel sich in demselben Sinne noch um ein gewisses Stück
                              									weiter dreht, wobei das Querstück b die festgehaltenen
                              									Hebel c nach unten durchknickt.
                           Das Festhalten der Oeffnungstrommeln geschieht vom Kranführer mittels der Bandbremse
                              										B, die er mit dem Fußhebel g betätigt. Da bei dem Festhalten der Oeffnungstrommeln Rad R2 durch R3 an der Drehung
                              									verhindert wird, so schraubt es sich von der Kupplung k
                              									los gegen das äußere Lager. Die Größe des Verschiebungsweges ist nach dem Oeffnungs-
                              									oder Schließwege des Querstückes b bemessen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 211
                              Laufkatze.
                              
                           Um den Kasten zu schließen, steuert der Kranführer den Motor auf Heben, hält aber
                              									zunächst die Bremse B wieder geschlossen, so daß sich
                              									nur die Hubtrommel dreht. Das Mitnehmerrad R2 schraubt sich nun wieder gegen die Kupplung k zurück. Im richtigen Augenblick, d.h. wenn der Kübel
                              									geschlossen ist, läßt der Führer die Bremse los, die Oeffnungstrommeln werden
                              									mitgenommen und wickeln ihre bezüglichen Seile im weiteren Verlaufe der Hubbewegung
                              									auf. Als Haltebremse dient eine von dem Elektromagneten E betätigte Backenbremse H auf der
                              									Schneckenwelle. Zwischen Motor- und Schneckenwelle befindet sich eine elastische
                              									Kupplung K. Der Hubmotor leistet 11 PS bei n = 835.
                           Soll das Verladen der Masseln mit dem Lastmagneten M
                              										(Fig. 5
                              									u. 7)
                              									geschehen, so wird der Kübel abgenommen und der Magnet mittels Ketten in die Oesen
                              									der abgefederten Bolzen l eingehängt. Damit sich die
                              									Polfläche des Magneten den Unebenheiten der Masseln besser anpassen und er seine
                              									volle Zugkraft ausüben kann, ist jene unterteil, indem der Magnet nicht wie
                              									gewöhnlich einen, sondern 24 einzelne leicht bewegliche Pole besitzt. Seinen
                              									Strom erhält der Magnet durch das Kabel m (Fig. 5).
                              									Dieses wird beim Heben auf die Kabeltrommel n
                              									gewickelt, die ebenfalls von der Hubtrommel mittels der Räder R6 und R7 und der Gallschen
                              									Kette O angetrieben wird. Die auf der Katze fest
                              									verlegte isolierte Leitung für den Magneten ist an die Schleifringe p geführt, von wo der Strom mittels Bürsten dem
                              									Magnetkabel auf der Trommel zugeführt wird. Bei Kübelförderung wird der Antrieb der
                              									Kabeltrommel durch die ausrückbare Kupplung q
                              									abgeschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 211
                              Fig. 8. Das Arbeiten des Kranes mit dem Lastmagneten.
                              
                           Fig. 8 zeigt den Magneten beim
                              									Heben von Masseln. Die Fahrbewegung der Katze wird durch den Motor K M (3,2 PS bei n = 1080)
                              									bewirkt, dessen Antrieb durch das Schneckengetriebe S2 und das Stirnräderpaar R8
                              									R9 auf eine Radachse
                              									übertragen wird.
                           Wie Fig. 5
                              									und 6
                              									zeigen, hängt das Führerhaus an dem verlängerten Gestell der Katze. Es enthält die
                              									Steuerapparate für die Motoren, auch für den Kranfahrmotor, und für den
                              									Lastmagneten. Die Triebwerkteile auf der Katze sind durch ein leichtes mit Blech
                              									beschlagenes Haus gegen Witterungseinflüsse geschützt.
                           Die Arbeitsgeschwindigkeiten der Verladebrücke sind folgende:
                           
                              
                                 Heben von 3 t
                                 v =
                                 8
                                 m
                                 i.
                                 d.
                                 Min.
                                 
                              
                                 Katzefahren
                                 v =
                                 40
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Kranfahren
                                 v =
                                 75
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           In einer Stunde können 40 t Masseln verladen oder über den Lagerplatz verteilt
                              									werden.
                           Der Kübel faßt 3000 kg Masseln; die Zugkraft des Lastmagneten beträgt 2000 kg.
                           Bei Kübelbetrieb sind zwei bis drei Arbeiter zum Füllen des Kübels erforderlich,
                              									bei Magnetbetrieb außer dem Kranführer weiter keine. Der Lastmagnet verbraucht 1100
                              									Watt.
                           Der Betriebsstrom ist Gleichstrom von 500 Volt Spannung, der in dem eigenen Kraftwerk
                              									erzeugt wird. Die Stromzuführung geschieht durch blanke Kupferleitungen, die auf
                              									Masten an der Seite der kurzen Brückenstütze verlegt sind.
                           Die Konstruktionsgewichte sind folgende:
                           
                              
                                 Brücke mit Fahrwerk
                                 33000
                                 kg
                                 
                              
                                 Katze mit Führerstand
                                 4800
                                 „
                                 
                              
                                 Querstück
                                 150
                                 „
                                 
                              
                                 Kübel
                                 950
                                 „
                                 
                              
                                 Magnet
                                 500
                                 „
                                 
                              
                           Die Motoren und Steuerapparate haben die Siemens-Schuckertwerke geliefert.