| Titel: | Die Gewinnung: des Sisalhanfes. | 
| Autor: | P. Stephan | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 212 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Gewinnung: des Sisalhanfes.
                        Von P. Stephan,
                           								Dortmund.
                        Die Gewinnung des Sisalhanfes.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 212
                              Fig. 1. Raspador von Fr. Haake.
                              
                           Die bis zu 1,5 m langen und in der Mitte etwa 10 bis 12 cm breiten Blätter der
                              									Sisalagave (Agave rigida sisalana) liefern in den der Länge nach parallel durch das
                              									Blatt verlaufenden, sein Gerippe bildenden Fasern einen sehr festen und dauerhaften
                              									Hanf, der neuerdings immer mehr Verwendung findet. Aus dem Grunde werden jetzt in
                              									fast allen tropischen Ländern große Agavenpflanzungen angelegt, u.a. auch in
                              									Deutsch-Ostafrika, das schon eine recht bedeutende Menge von Sisalhanf
                              									exportiert.
                           Die Pflanze ist nach etwa dreijährigem Wachstum schnittreif, d.h. dann können
                              									die untersten 10–15 Blätter entfernt werden und darauf etwa alle halbe Jahre wieder
                              									8–10 Blätter, was je nach den Boden- und Witterungsverhältnissen 5–8 Jahre so
                              									fortgeht, bis die Pflanze schließlich blüht und dann abstirbt. Da der Hanf kaum 2 v.
                              									H. des ganzen Blattgewichtes ausmacht, so muß an Ort und Stelle – am besten in der
                              									Mitte jeder Pflanzung – eine maschinelle Hanfgewinnungsanlage errichtet werden. Sie besteht aus den
                              									Entfaserungsmaschinen, den Wasserbeschaffungseinrichtungen, der Spülanlage, den
                              									Bürstmaschinen und der Presse, die den fertigen Hanf in große Ballen preßt.
                           Die einfachsten Hanfgewinnungsmaschinen sind sogenannte Raspadoren, Schlagmaschinen,
                              									in denen die Blattmassen zwischen Schaufeln und einer Tischkante von dem Hanf
                              									abgestreift wird. Fig. 1 zeigt eine solche Maschine
                              									nach einer Ausführung der Maschinenfabrik Fr. Haake in
                              									Berlin, und zwar sind, da jede Pflanzung doch mehrere, wenn nicht eine ganze Reihe
                              									solcher Maschinen braucht, des einfacheren Antriebes wegen gleich zwei Raspadoren
                              									auf dieselbe Welle gesetzt worden. Der Gesamtaufbau ist sichtlich von den an
                              									Kolonialmaschinen gestellten Anforderungen beeinflußt, daß die Montage auch von
                              									ungeübten Leuten gut und richtig ausgeführt werden kann und daß auf die gemeinhin
                              									recht erheblichen Transportschwierigkeiten die weitestgehende Rücksicht genommen
                              									wird. Der Rahmen besteht deshalb aus parallelen ⋃-Eisen, deren gegenseitige Lage
                              									durch die senkrecht dazu verlaufenden, direkt auf dem Fundament liegenden
                              									Paßschienen gesichert wird. Man erhält so geringe Einzelgewichte und Stücke, die
                              									auch die bei dem mehrmaligen Umladen vorkommende rohe Behandlung ohne Schaden
                              									vertragen. Aus demselben Grunde haben die Riemenscheiben von 60 cm ⌀ und 15 cm
                              									Breite schmiedeisernen Kranz und Arme. Die auf dem ⋃-Eisenrahmen stehenden
                              									Wellenlager besitzen Ringschmierung, so daß die Oelung keine Betriebsschwierigkeiten
                              									bereiten kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 213
                              Fig. 2 und 3. Hanfgewinnungsmaschine „Neu Corona“, Bauart Boeken, von
                                 										Fr. Krupp A.-G.
                              
                           Auf der Flußeisenwelle sitzen die beiden gußeisernen Schlagräder von 1,03 m ⌀ und 0,3
                              									m Breite, an deren Querrippen die 16 geraden Schlagmesser aus einer säurefesten
                              									Bronze angeschraubt werden. Sie legen sich mit der Unterkante auf je zwei
                              									Stellschrauben, die von der Innenseite des Rades aus eingestellt werden können, so
                              									daß selbst bei ungleicher Abnutzung der Messer oder bei Ersatz einiger Stück durch
                              									neue jedes denselben Abstand von dem vornebenfalls mit einem Phosphor- oder
                              									Duranabronzevorstoß versehenen Schlagtisch erhält, was die wesentlichste Bedingung
                              									für das saubere Arbeiten der Maschine ist.
                           Naturgemäß nutzt sich der Vorstoß in der Mitte am stärksten ab und muß deshalb von
                              									Zeit zu Zeit wieder gerade gefeilt werden unter genauer Kontrolle durch ein Lineal,
                              									wozu die Rückseite eines Schlagmessers benutzt werden kann. Die Nachstellung des
                              									Schlagtisches erfolgt durch zwei Schraubenspindeln, die mit Hilfe einer
                              									Schneckenradübersetzung gleichzeitig und gleichmäßig vorwärts bewegt werden. Während
                              									des Betriebes ist diese Spindel und der vordere Teil des Tisches durch ein starkes
                              									Blech abgedeckt, das die Hand des Arbeiters vor Beschädigungen schützt. Der Mann
                              									faßt das Blatt etwa bei einem Drittel der Länge und steckt das längere Ende in
                              									den von einem kräftigen Gußeisenstück umrahmten Einführungsschlitz der Schutzhaube,
                              									die ihn gegen das Abspritzen der mitgerissenen Abgangsteile schützt. Die mit einer
                              									Geschwindigkeit von 17–22 m/Sek. umlaufenden Schlagmesser streifen dann die
                              									grüne, stark säurehaltige Blattmasse von der vorderen Hälfte völlig ab, die von dem
                              									Mann mehrmals hin und herbewegt wird. Darauf wird das Blatt umgedreht, und die
                              									Hanffäden sind frei, wenn Schlagmesser und Tisch richtig zueinander eingestellt
                              									waren, d.h. nur einen Spielraum von Faserstärke lassen, der etwa der Dicke eines
                              									starken Briefbogens entspricht. Sind nämlich Tisch und Schlagmesser abgenutzt, so
                              									daß sie in der Mitte eine viel weitere Oeffnung bilden, so bleiben Teile der
                              									Blattmasse am Hanf sitzen und müssen nachträglich durch Klopfen davon entfernt
                              									werden, eine Arbeit, die viel Zeit wegnimmt und auch erhebliche Kosten verursacht.
                              									Richtiger ist es, die Maschine sogleich aus dem Betrieb zu nehmen, sowie sie die
                              									Faser nicht mehr ganz sauber liefert, und die verschlissenen Teile nachzuarbeiten.
                              									Als Material der dem Verschleiß unterworfenen Stücke empfiehlt sich trotz des etwas
                              									höheren Preises statt der noch zu weichen Phosphorbronze eine harte Qualität des
                              									Duranametalls.
                           Die beschriebene Doppelmaschine hat ein Gesamtgewicht von 1700 kg und braucht zum
                              									Antrieb etwa 5 bis 6 PS. Ihr prinzipieller Mangel ist, daß die Breite der Maschine
                              									durch das viel schmalere Blatt nur zum Teil ausgenutzt wird und daß sie leer läuft,
                              									solange der Arbeiter sich umwendet, um den Hanf abzulegen und ein neues Blatt
                              									aufzunehmen.
                           Man hat deshalb versucht, die Blätter der Schlagtrommel gleichmäßig und stetig
                              									zuzuführen, was selbstverständlich nur möglich ist, wenn sie in Richtung der
                              									Radachse kommend zwischen Tisch und Schlagmesser durchgeschoben werden. Die beiden
                              									Raspadorenräder stehen dann hintereinander versetzt derart, daß das erste die eine
                              									Blatthälfte und das zweite die andere bearbeitet.
                           Bei den ersten amerikanischen Maschinen dieser Bauart werden die Blätter auf einer
                              									schmalen, mit Längsnuten versehenen Phosphorbronze-Unterlage von einer ebenfalls aus
                              									Phosphorbronze bestehenden Gelenkkette mit unten entsprechend der Unterlage
                              									genuteten Druckflächen durch Reibung mitgenommen. Damit die Reibung groß genug
                              									ausfällt, werden die Kettenglieder von oben durch eine Batterie von federnd
                              									gelagerten Druckrollen gegen die Gleitbahn der Blätter gepresst. Die Hanffasern
                              									erfahren so mindestens auf der schon von der Blattmasse befreiten Hälfte eine nicht
                              									unbedeutende Reibung in der Querrichtung; außerdem sind die Nuten, in die sich die
                              									Blätter eindrücken sollen, zu flach und klein, um letztere mit Sicherheit
                              									festzuhalten, und wieder zu grob, um alle Hanffasern vor dem zweiten Schlagrad gegen
                              									die große davon ausgeübte Kraft zurückzuhalten. Abgesehen davon wird die Maschine durch die
                              									Herstellung der ganzen Transportvorrichtung einschließlich der Gleitbahn aus
                              									Phosphorbronze ziemlich teuer.
                           Einen wesentlichen Fortschritt bildet der von Hubert
                                 										Boeken angegebene Ersatz des Schleiftransportes durch eine rotierende
                              									Bewegung der fest gefaßten Blätter. Seine jetzt von Fried.
                                 										Krupp A.-G. Grusonwerk in Magdeburg-Buckau gebaute und unter dem Namen
                              										„Neu-Corona“ in den Handel gebrachte Maschine ist durch Fig. 2 und 3 in einer
                              									Seiten- und einer Vorderansicht dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 214
                              Fig. 4. Hanfgewinnungsmaschine „Hansa“ von Fr. Haake.
                              
                           Um einen gut zusammenpassenden Aufbau der eine große Anzahl von Wellen und Lagern
                              									enthaltenden Maschine zu erzielen, steht sie nicht auf einzelnen Fundamentleisten,
                              									sondern auf einer durchgehenden gußeisernen Grundplatte, die jedoch zur möglichsten
                              									Erleichterung des Transportes aus zwei größeren und zwei kleineren aneinander
                              									geschraubten und in den Fugen genau zusammenpassenden Teilen besteht. Auf ihr
                              									erheben sich vier gußeiserne, unten weit auseinander gespreizte Ständer, die zu je
                              									zweien durch Schraubstücke verbunden sind und zwischen welchen sich die auf
                              									angegossenen Konsolen in Ringschmierlagern laufenden Schlagräder bewegen. Der
                              									Antrieb eines jeden Schlagrades, dessen winkelförmige, mit drei Schrauben befestigte
                              									Schlagleisten aus einer säurefesten Bronze eine Umfangsgeschwindigkeit von 20 m/Sek. und darüber
                              									haben, erfolgt durch eine fliegend gelagerte Riemenscheibe von einem Deckenvorgelege
                              									aus. Damit die Blätter glatt von der Seite her in die Raspadoren einlaufen, sind die
                              									Schlagmesser nach den ankommenden Blättern hin etwas abgeschrägt. Ferner werden
                              									letztere nicht blos über eine Kante gelegt, wie bei den Handraspadoren mit radialer
                              									Einführung, sondern über eine etwa einen fünftel Kreisbogen umfassende Bronzeplatte
                              									unter den Schlagmessern hinweggezogen.
                           Zugeführt werden die Blätter der Maschine von einem langen Aufgebetisch, der aus
                              									einem verhältnismäßig leichten Winkeleisengestell besteht, über das zwei Gummigurte
                              									laufen, deren Antrieb von den der Hauptmaschine vorgelagerten Rollen aus stattfindet
                              									und zwar vermittels eines Schneckengetriebes und einer Riemenübertragung, deren
                              									erste kleine Scheibe seitlich neben der Riemenscheibe des vordersten Schlagrades
                              									sitzt. Die Blätterbündel werden auf einen davor stehenden Holztisch geworfen und von
                              									zwei Arbeitern auf die Gummigurte geschoben, vor welchen zu beiden Seiten noch
                              									einige Leute stehen, die dafür sorgen, daß nicht mehrere Blätter aufeinander zu
                              									liegen kommen und alle senkrecht zur Längsachse in die Maschine einlaufen.
                           Sie werden am Ende des Bandtransporteurs von einem Seil aufgenommen, das um die
                              									erste, zwischen den Gurten befindliche Seilscheibe herumgeht, und dann sofort von
                              									der darüber hängend angeordneten dreirilligen Scheibe erfaßt, in deren mittlere
                              									Rille sich das untere Seil einlegt, während in den Aussenrillen die beiden Seile
                              									liegen, die von der in der Mitte der Maschine oben sichtbaren Antriebsseilscheibe
                              									aus über die unten direkt vor dem vordersten Schlagrad stehende Scheibe gehen. Das
                              									erstgenannte, die Blätter von den Gummigurten abhebende Seil läuft um die unterhalb
                              									der Antriebsscheibe fest gelagerte kleinere Endseilscheibe herum. Sämtliche
                              									Transportscheiben sind so angeordnet, daß die Blätter von der einen auf die andere
                              									abgegeben werden, ohne daß das geringste Gleiten stattfindet.
                           Damit der zweite Raspador die Hanffasern völlig frei schlägt, müssen die Blätter
                              									jetzt ein Stück neben der ersten Angriffstelle, die noch grün ist, gefaßt werden.
                              									Das geschieht dadurch, daß sie mittlerweile noch auf ein zweites, etwas seitlich
                              									neben dem ersten Unterseil liegendes Tragseil gekommen sind, dessen Endscheibe von
                              									dem großen Tragrad vor dem vorderen Schlagrad fast ganz verdeckt ist. Dagegen ist
                              									seine andere Umführungsscheibe, vor der der fertige Hanf durch einen dort stehenden
                              									Arbeiter vom Seil abgenommen wird, am Ende der Maschine deutlich sichtbar. Man
                              									erkennt ferner, daß der zweite Teil der Maschine das genaue Spiegelbild des ersten
                              									ist. Die Antriebsscheiben beider Transportvorrichtungen sitzen auf derselben Welle,
                              									die Vermittels einer eingekapselten Schneckenradübersetzung ebenfalls von dem
                              									Deckenvorgelege aus bewegt wird.
                           Je nach der Menge und Stärke der gefaßten Blätter müssen die Seile mehr oder weniger
                              									nachgeben. Bei den ersten Ausführungen waren nun die Endseilscheiben fest gelagert,
                              									und die Seile wurden aus Gummi hergestellt. Leider wird ja auch der beste Gummi bei
                              									Lagerung in heißer und trockener Luft sehr schnell brüchig und verliert dann einen
                              									großen Teil seiner Elastizität, so daß manche etwas abgelagerte Seile schon nach
                              									wenigen Arbeitsstunden wieder verschlissen waren. Deshalb werden jetzt alle
                              									Endseilscheiben verschiebbar gelagert und durch kräftige Federn gehalten, so daß die
                              									erforderliche, selbsttätige Aenderung der Seillänge durch die Verschiebung der
                              									Endscheiben erreicht wird. Dadurch kann man jetzt auch Stahldrahtseile benutzen, die
                              									eine ziemlich hohe Lebensdauer haben, wenn sie mit richtiger Anfangsspannung
                              									aufgelegt werden. Die Drahtseile werden gleich in der passenden Länge endlos
                              									zusammengespleist mit- bezw. nachgeliefert, was allerdings den Nachteil hat, daß zum
                              									Auflegen die Endscheiben gänzlich abmontiert werden müssen. Vorteilhafter wäre es,
                              									wenn die Seile offen mit einem kurzen, aber sicheren Seilschloß geliefert würden,
                              									wodurch das Einziehen eines neuen in kürzester Frist ohne jede Schwierigkeit
                              									erfolgen könnte. Statt der Stahldrahtseile würde sich noch wegen des Laufens in der
                              									säurehaltigen Blattmasse die Verwendung von Seilen aus mittelharten
                              									Duranabronzedrähten oder dergl. empfehlen.
                           Besonderes Interesse bieten die Schutzvorrichtungen der Maschine. Selbstverständlich
                              									sind die Schlagräder eingekapselt, und die oberen Schutzhauben können zu
                              									Reinigungszwecken durch Lösung einiger Schrauben schnell abgehoben werden. Um auch
                              									während einer kurzen Betriebspause eine oberflächliche Säuberung vornehmen zu
                              									können, befindet sich noch eine schnell zu öffnende Klappe darin. Sämtliche Seilscheiben, die
                              									mit Hanfteilchen in Berührung kommen könnten, sind so durch Blechhauben abgedeckt,
                              									daß nur die Staufferbuchsen zur Schmierung ihrer Achsen frei sind, so daß Hanffäden
                              									gar nicht in das Getriebe geraten können. Auch die Endseilscheibe, vor der der Hanf
                              									vom Förderseil abgestreift wird, ist eingekapselt, und unter dem Seil befindet sich
                              									ein derart ausgebildetes sattelförmiges Blech, daß der Mann, der den Hanf,
                              									gewöhnlich von oben mit gespreizten Fingern über das Seil fassend, abhebt, gar nicht
                              									mit der Hand zwischen Seil und Scheibe kommen kann, eine durchaus notwendige
                              									Vorsichtsmaßregel, die bei den ersten Boekenschen
                              									Ausführungen außer acht gelassen war.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 215
                              Fig. 5. Waschanlage von Fr. Krupp A.-G.
                              
                           Die Schlagmesser müssen natürlich von Zeit zu Zeit mit der Feile nachgearbeitet
                              									werden. Dagegen ist es nicht so einfach, die bogenförmigen Auflagerplatten unter dem
                              									Schlagrad, die durch den an den Blättern haftenden Sand und die Blattmasse selbst
                              									allmählich ausgearbeitet werden, ohne Hilfsmittel wiederherzustellen. Krupp hat deshalb eine Abdrehvorrichtung konstruiert,
                              									die aus einem Drehstahl besteht, der auf einer Schraubspindel langsam weiterbewegt
                              									werden kann, und das Ganze wird an Stelle eines Schlagmessers an den Radkranz
                              									geschraubt, nachdem der Tisch durch Blechunterlagen soweit vorgeschoben ist, wie er
                              									abgedreht werden muß. Dann wird die Maschine, natürlich mit abgenommenen
                              									Schutzhauben langsam in Umdrehungen gesetzt; die Bewegung der Schraubspindel erfolgt
                              									in üblicher Weise selbsttätig vermittels eines darauf sitzenden Anschlagkreuzes.
                           Die Maschine wird neuerdings in zwei Größen geliefert für Blätter bis zu 1,5 m Länge
                              									und solche bis zu 1,9 m Länge. Der gesamte von ihr eingenommene Raum
                              									einschließlich des von dem Bandförderer beanspruchten Platzes beträgt 6,8 × 3,2
                              									bezw. 8,0 × 3,4 cm, ihr Nettogewicht 5600 bezw. 7300 kg. Der Gesamtenergieverbrauch
                              									beläuft sich auf 30 bezw. 40 PS. Sie ist imstande, in einer Arbeitsschicht von 8–10
                              									Stunden rund 140000 Blätter zu verarbeiten, die etwa 2 t getrockneten Hanf ergeben,
                              									so daß eine solche Maschine für eine mittelgroße Pflanzung völlig ausreicht.
                           Eine auf demselben Prinzip beruhende Anordnung, die von Fr.
                                 										Haake in Berlin konstruierte „Hansa“, zeigt die Skizze Fig. 4. Der Auflegetisch wird hier von drei
                              									Gelenkketten a mit Tempergußgliedern gebildet, die
                              									durch Querstäbe verbunden sind. Von ihm gleiten die Blätter unter dem Einfluß ihres
                              									Gewichtes auf eine Bronze-Gelenkkette b eigener
                              									Konstruktion, die durch Riemen- und Schneckengetriebe längs der Mittelachse der
                              									Maschine bewegt wird. Von unten legt sich diese Kette mit Druck gegen ein großes,
                              									die Drehbewegung der Blätter hervorrufendes Rad c; ihr
                              									äußeres Lager ist in senkrechter Richtung beweglich, um je nach der Menge und Dicke
                              									der Blätter Raum zu geben, und wird von federnden Pendelstützen d getragen. Eine zweite, im übrigen symmetrisch zur
                              									ersten angeordnete Gelenkkette liegt etwas seitwärts und führt die Blätter am
                              									nächsten Schlagrad vorbei. Der Antrieb der beiden, der leichteren Bewegung halber in
                              									Kugellagern laufenden Schlagräder geschieht durch Riemen von einem Deckenvorgelege
                              									aus. Der Hanf fällt von der zweiten Kette beim Uebergang über die Umführungsscheibe
                              									ab oder wird durch eine Abstreichvorrichtung davon abgehoben. Die Maschine
                              									unterscheidet sich von der „Neu-Corona“ noch dadurch, daß das Gestell aus
                              									Profileisen zusammengeschraubt ist, also nicht eine so sorgfältige Verpackung
                              									erfordert wie die Gußeisenständer der letzteren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 215
                              Fig. 6. Ballenpresse mit zwei fahrbaren Preßkasten von Fr. Krupp A.-G.
                              
                           Das Chlorophyll der Blattmasse färbt die eigentlich weißen Hanffasern grün; außerdem
                              									hängen noch immer kleine Blattteilchen daran. Der Hanf wird deshalb in zementierten
                              									Gruben, denen gleichmäßig frisches Ersatzwasser durch eine Pumpanlage zugeführt
                              									wird, sorgfältig gewaschen. Die Pumpe liefert ferner noch das Spülwasser, das
                              									gebraucht wird, um die abgeschlagene Blattmasse unter den Schlagrädern
                              									wegzuschlämmen.
                           
                           Fig. 5 gibt eine Ansicht einer Waschanlage nach
                              									einer von Fr. Krupp A.-G. überlassenen Photographie.
                              									Die Neger pflegen sich zum Schutz gegen Spritzwasser – dagegen sind sie sehr
                              									empfindlich – gern ein dickes Kissen aus Hanf um den Leib zu schnüren, wie das auf
                              									der Abbildung erkennbar ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 216
                              Fig. 7. Ballenpresse von Fr. Haake.
                              
                           Die gewaschenen Fasern werden über Holzgestelle oder ausgespannte Schnüre gehängt und
                              									so 1 – 1½ Tage in der Sonne getrocknet und gebleicht. Dann werden sie von den etwa
                              									trotz des Waschens hängen gebliebenen Blattteilchen und sonstigem Schmutz durch
                              									Bürsten gereinigt. Die Bürstmaschinen sind dieselben Raspadoren, die oben
                              									beschrieben worden sind, nur sitzen statt der Schlagmesser scharfe Kratzbürsten auf
                              									dem Radumfang, wie sie auch bei der Behandlung der wollenen Webstoffe Verwendung
                              									finden. Durch das Bürsten werden zu kurze oder nicht genügend glatte Fasern aus dem
                              									Bündel entfernt und die übrigen gut geglättet, so daß sie einen seidenähnlichen
                              									Glanz erhalten. Eine flott arbeitende Entfaserungsmaschine erfordert mindestens
                              									drei Bürstmaschinen mit je zwei Arbeitstrommeln.
                           Die hydraulische Preßanlage, in der die Ballen hergestellt werden, wird in größeren
                              									Pflanzungen oder solchen, die eine spätere Vergrößerung des Betriebes erwarten
                              									lassen, von vornherein nach Fig. 6 eingerichtet, die
                              									eine Kruppsche Ausführung darstellt. Während der eine
                              									fahrbare Packkasten sich noch in der Presse befindet, wird der andere schon zum Teil
                              									gefüllt, so daß die Arbeiter dauernd beschäftigt sind. Die Preßkasten von gewöhnlich
                              									1,1 × 0,8 qm Grundfläche bestehen aus starken Winkeleisenrahmen mit innerer
                              									Holzverschalung und sind bequem und leicht aufklappbar. Der Raum, in dem die Presse
                              									steht, bekommt zweckmäßiger Weise mindestens eine Länge von 8 m; es empfiehlt sich
                              									ferner, die Hochdruckpumpe in demselben Raum unterzubringen, da sie dort am
                              									wenigsten unter Staub und Schmutz zu leiden hat; jedenfalls sollte sie nicht im
                              									Bürstraum stehen, wo sich immer recht viel Staub entwickelt, obwohl man schon
                              									gewöhnlich eine, oft auch zwei Seitenwände nicht abschließt. Die Presse selbst
                              									arbeitet mit einer Druckkraft von 100 t und hat einen Hub von 1,5 m, so daß sie die
                              									Herstellung von ½ m hohen Ballen gestattet, die in üblicher Weise mit Bandeisen
                              									umwickelt werden, wozu die Deck- und Bodenbretter entsprechende Aussparungen
                              									besitzen.
                           Eine einfachere Presse für kleinere Pflanzungen gibt Fig.
                                 										7 nach einer Ausführung von Fr. Haake wieder.
                              									Der Rahmen der Maschine besteht der Einfachheit halber aus starken U- und
                              									Winkeleisen. Der Preßkolben hat einen Durchmesser von 20 cm, so daß der größte Druck
                              									bei 270 at Wasserpressung rund 85 t beträgt. Beim Einlegen der Fasern in den mit der
                              									Presse fest verbundenen Kasten steht die Stirnwand schräg und wird erst vor dem
                              									eigentlichen Pressen des Ballens durch Kniehebel in die senkrechte Lage gedrückt.
                              									Die jedesmal etwa 50 kg betragende Füllung wird dann in den Oberkasten befördert, wo
                              									sie durch selbsttätige Klinken festgehalten wird, wenn der Kolben wieder
                              									heruntergeht, um die nächste Füllung aufzunehmen.
                           Die verschiedenen Abbildungen zeigen, daß Haake im
                              									Gegensatz zu Krupp, der die in Deutschland üblichen
                              									Modelle auch für die Kolonien verwendet, möglichst alles aus Profileisen aufbaut. Es
                              									entspricht das den englischen Anschauungen über Kolonialmaschinen, denen zufolge man
                              									dort sogar das Gestell der für Uebersee bestimmten Dampfmaschinen aus U-Eisen
                              									zusammensetzt. Die dadurch erzielten Vorteile bestehen in bequemerem Transport, der
                              									Sicherheit gegen grobe, nicht wieder auszubessernde Beschädigungen auf dem
                              									Transport, der Möglichkeit einer Reparatur auch mit den allereinfachsten
                              									Hilfsmitteln, und schließlich im geringen Preis. Der Nachteil dieser Bauweise liegt
                              									darin, daß der Aufbau nie ein so genauer und in allen Teilen tadellos
                              									zusammenpassender sein kann wie der einer Maschine mit gußeisernem Gestell, ist aber
                              									bei einfacheren Maschinen nicht von ausschlaggebender Bedeutung.