| Titel: | Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen. | 
| Autor: | Martin Pape | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 216 | 
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                        Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
                        Von Dipl.-Ing. Martin Pape,
                           								Berlin.
                        (Schluß von S. 199 d. Bd.)
                        Ueber Fahrwiderstände an Laufkranen.
                        
                     
                        
                           Dritter
                                 									Abschnitt.Beurteilung verschiedener Ausführungen nach den Ergebnissen der
                              									Untersuchung.
                           In den vorhergehenden Abschnitten wurden die einzelnen Kräfte, welche den
                              									Fahrwiderstand erzeugen, und die dadurch hervorgerufenen Reibungsmomente
                              									ermittelt. Die daraus gewonnene Kenntnis über das Wesen der einzelnen Verlustquellen
                              									soll im folgenden verwendet werden, um die Güte der im Kranbau üblichen
                              									Konstruktionen hinsichtlich des Fahrwiderstandes zu beurteilen. Dabei ist es
                              									hinreichend, die Spurkranzreibung, Zapfenreibung und Nabenstirnreibung der
                              									einzelnen Ausführungsarten zu dergleichen, da die Quergleitung und der
                              									Rollwiderstand durch die Verschiedenartigkeit der Ausführung unbeeinflußt bleiben.
                              									Dementsprechend sind in der folgenden Tab. 5, die aus den oben genannten Ursachen
                              									hervorgehenden Verlustmomente für verschiedene Konstruktionen zusammengestellt. Die
                              									einzelnen Momente sind für den ungünstigsten Kräftezustand (Seite 172) unter der
                              									Annahme Rn > Rg und für diejenige
                              									Katzenstellung berechnet, welche in der größten Schräglage die ungünstigsten Werte
                              									ergibt. Der Rechnung ist das auf Seite 177 angegebene Beispiel zugrunde gelegt.
                           Bezüglich der Spurkranzreibung dürfte für alle
                              									Ausführungen das gleiche gelten: daß nämlich die Ausbildung des Spurkranzes und der
                              									Schiene wohl niemals in der Absicht geschehen ist, das Spurkranzreibungsmoment zu
                              									beschränken. Letzteres ist jedoch, wie im Abschnitt I 3 gezeigt wurde, recht gut
                              									möglich durch einen kleinen Abrundungshalbmesser ρ der
                              									Schiene und einen geringen Steigungswinkel γ des
                              									Spurkranzes. Die einzelnen Konstruktionen unterscheiden sich vielmehr in der Größe
                              									der Zapfenreibung und Nabenstirnreibung, wie aus der folgenden Erörterung
                              									hervorgeht.
                           
                              1. Die Räder sind auf einer Welle
                                    											befestigt, deren Zapfen in Lagern laufen.
                              Die Abnahme des Biegungsmomentes nach den Auflagerstellen der Welle zu gestattet,
                                 										den Durchmesser der Zapfen kleiner zu halten als den der eigentlichen Welle.
                                 										Damit wird im gleichen Maße das Zapfenreibungsmoment verringert. Die
                                 										Konstruktion läßt sich nun weiter so ausbilden, daß auch die durch die
                                 										Wagerechtkräfte bedingte Nabenstirnreibung abnimmt. Die Möglichkeit hierzu ist
                                 										in der äußersten Beschränkung des Halbmessers rm und der Reibungsziffer μ2 gegeben. Dieses Ziel verfolgt die
                                 										in Fig. 28 wiedergegebene Konstruktion, welche
                                 										meines Wissens in dieser Art noch nicht ausgeführt ist.
                              Bei den bisherigen Anordnungen stützt sich die Nabenstirn unmittelbar gegen
                                 										das Lager. Will man rm vermindern, so liegt es zunächst nahe, die abgesetzte Welle an das
                                 										Lager anlaufen zu lassen. Dies ist aus zwei Gründen zu vermeiden: Die bei der
                                 										größten Schräglage auftretenden Wagerechtkräfte (Fig.
                                    											20 und 26), über deren Größe Tab. 3
                                 										und 4 Aufschluß geben, bedingen bei der dann bestehenden geringen Auflagerfläche
                                 										Pressungen, welche das zulässige Maß bei weitem überschreiten würden. Ferner
                                 										müßte ein Keil den Achsialdruck des Rades übertragen; dies ist wegen der Größe
                                 										und der wechselnden Richtung der Wagerechtkräfte unsicher. Deshalb ist zwischen
                                 										Nabe und Lager je ein Ring eingelegt (Fig. 28).
                                 										Diese Ringe stützen sich gegen einen vorstehenden Bund des Lagers, welcher mit
                                 										Rücksicht auf die spezifische Pressung zu bemessen ist. Dadurch wird rm für das früher
                                 										berechnete Beispiel (Seite 177) von 7,0 auf 5,5 cm verkleinert. Bei guter
                                 										Bearbeitung der Berührungsflächen B und etwaigem
                                 										Staubschutz wird sich außerdem die Reibungsziffer μ2 auf 0,08 beschränken lassen. Wie
                                 										aus Tab. 5, Spalte lila ersichtlich ist, wird durch die Ausbildung des Fahrwerks
                                 										nach Fig. 28 die Nabenstirnreibung wie die
                                 										Zapfenreibung gegenüber der früheren Konstruktion auf Seite 149 nicht
                                 										unwesentlich vermindert.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 217
                                 Fig. 28.
                                 
                              Tabelle 5.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 217
                                 Ungünstigster Kräftezustand
                                    											(Ungünstigste Katzenstellung); Reibungsmomente vor Erreichung der größten
                                    											Schräglage; Züsätzl. Reibungsmomente nach Erreichung der größten Schräglage;
                                    											Spurkranzreibung; Zapfenreibung; Nabenstirnreibung; Gesamt.
                                    											Fahrwiderstandsmoment M; Spurkranzreibung; Nabenstirnreibung;
                                    											Höchstwert.
                                 
                              
                              Die weitere Verfolgung des Zieles, die Reibungsmomente nach Möglichkeit
                                 										herabzusetzen, führt zur Umgestaltung der Stütz- und Traglager in Kugellager.
                                 										Schon vor Erreichung der größten Schräglage können die an den Nabenstirnen der
                                 										geführten Räder auftretenden Wagerechtkräfte so bedeutend sein, daß die
                                 										Verwendung von Kugellagern zweckmäßig ist. Dies ist in gesteigertem Maße der
                                 										Fall beim Verfahren des Kranes in der größten Schräglage, wo an den Nabenstirnen
                                 										der geführten Räder noch die Kräfte H zusätzlich
                                 										auftreten. In der Tab. 5 ist das Moment der Nabenstirnreibung und der
                                 										Zapfenreibung bei Benutzung von Kugellagern (μ =
                                 											μ2 = 0,002)
                                 										ebenfalls angegeben. Aus der Tabelle geht ferner hervor, daß das
                                 										Fahrwiderstandsmoment \frakfamily{M}, welches sämtliche
                                 										Reibungsmomente vor Erreichung der größten Schräglage in sich schließt, um rund
                                 										⅔, der Höchstwert Mmotor um rund ½ vermindert werden.
                              Die eben besprochenen Konstruktionen zielen auf eine Beschränkung des Hebelarmes
                                 										der einzelnen Reibungskräfte und der Reibungsziffer hin und erreichen dadurch
                                 										eine Verringerung des Fahrwiderstandes. Die Anordnung des Fahrwerkes läßt sich
                                 										jedoch auch so treffen, daß die wirksamen Kräfte
                                 										selbst kleiner werden.
                              
                           
                              2. Die Räder der nicht geführten
                                    											Seite besitzen in ihren Lagern achsiales Spiel.
                              Bei dieser Ausführungsart ist der Ungenauigkeit in der Spurweite durch eine
                                 										achsiale Beweglichkeit der nicht geführten Räder Rechnung getragen. Dafür
                                 										erhalten andrerseits sämtliche Räder enges Profil. Dann wird bei beiden nicht
                                 										geführten Rädern stets die durch die Quergleitung erzeugte Querkraft unmittelbar
                                 										vom Spurkranz desselben Rades aufgenommen. Das hat zur Folge, daß nennenswerte
                                 										Querkräfte von den nicht geführten Rädern auf die Eisenkonstruktion der
                                 										Fahrbühne nicht übertragen werden können. In dieser Absicht ist die Anordnung
                                 										achsial beweglicher Räder getroffen worden. Die Konstruktion hat ferner den
                                 										Vorteil, daß sie die Nabenstirnkräfte und damit das Fahrwiderstandsmoment 9 K
                                 										vermindert. Für den ungünstigsten Kräftezustand
                                 											(Fig. 14) gelten dann folgende Werte:
                              
                                 \frakfamily{M}_1=Q_1\,\left(\mu\,r+f+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)+Q_2\,\mu_1\,\mu_2\,r_m+(Q_1+Q_2\,{\mu_1}^2\,h)
                                 
                              
                                 \frakfamily{M}_2=Q_2\,\left(\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
                                 
                              
                                 \frakfamily{M}_3=Q_3\,\left(\mu\,r+f+{\mu_1}^2+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
                                 
                              
                                 \frakfamily{M}_4=Q_4\,\left(\mu\,r+f+{\mu_1}^2+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
                                 
                              Die Werte \frakfamily{M}_3 und
                                 											\frakfamily{M}_4 sind von dem Schrägstellungssinn der
                                 										Räder unabhängig. Dagegen hat die Schrägstellung der Räder 1 und 2 (Fig. 13) Einfluß auf den Fahrwiderstand.
                                 										Letzterer wird am kleinsten, wenn für die geführten Räder der Fehlerwinkel α2
                                 										entgegengesetzten Sinn hat. In diesem Fall verschwindet die Spurkranzreibung des
                                 										Rades 1. Man erhält demnach für den günstigsten Kräftezustand:
                              
                                 \frakfamily{M}'_1=Q_1\,\left(\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)
                                 
                              
                                 \frakfamily{M'}_2=\frakfamily{M}_2
                                 
                              
                                 \frakfamily{M'}_3=\frakfamily{M}_3
                                 
                              
                                 \frakfamily{M'}_4=\frakfamily{M}_4
                                 
                              Die Vorgänge während der Kranfahrt in der größten
                                 										Schräglage bleiben durch die seitliche Beweglichkeit der nicht geführten Räder
                                 										natürlich unberührt.
                              Zweckmäßig verbindet man die vorliegende Konstruktion mit der in Fig. 28 dargestellten. Die Figur ist dann dahin
                                 										abzuändern, daß bei den nicht geführten Rädern die Ringe zwischen den Lagern und
                                 										den Nabenstirnen fortfallen. Außerdem ist das Spiel zwischen Laufrad und Zahnrad
                                 										um die achsiale Verschiebungsgröße zu erhöhen. Die nicht geführten Räder werden
                                 										auf ihrer Welle festgekeilt, was bei den nur geringen Wagerechtkräften, die hier
                                 										in Frage kommen, zu keinem Bedenken Anlaß gibt. Tab. 5 Spalte IIIb zeigt, daß
                                 										der Fahrwiderstand für die letzte Konstruktion noch günstiger ist wie für die in
                                 											Fig. 28 wiedergegebene. Es muß jedoch
                                 										andererseits erwähnt werden, daß durch den Wechsel der im Lager laufenden
                                 										Zapfenflächen die Lager selbst leicht verschmutzen. Darunter muß die
                                 										Reibungsziffer μ leiden. Es könnte der Fall
                                 										eintreten, daß der durch die achsiale Beweglichkeit der Räder gewonnene Vorteil
                                 										durch die Vergrößerung der Lagerreibung wieder zunichte gemacht wird.
                              
                           
                              3. Die Räder besitzen nur je einen
                                    											Spurkranz.
                              Für die Berechnung ist es gleichgültig, ob die Spurkränze der Räder sämtlich
                                 										innerhalb oder sämtlich außerhalb der Führung liegen. Man überzeugt sich leicht,
                                 										daß sowohl für den ungünstigsten sowie für den günstigsten Kräftezustand (Fig. 14 bezw. 15)
                                 										die Momente \frakfamily{M}_1,
                                 										\frakfamily{M}_2,
                                 										\frakfamily{M}_3,
                                 										\frakfamily{M}_4 die gleichen Werte behalten wie auf Seite
                                 										172. Es bleibt somit das gesamte Fahrwiderstandsmoment vor Erreichung der
                                 										größten Schräglage ungeändert. ist jedoch die größte Schräglage eingetreten, so
                                 										geschieht die Führung des Wagens für die in Fig.
                                    											20 angegebene Fahrtrichtung im Gegensatz zu früher entweder durch die
                                 										Räder 2 und 4 Rg > Rn oder durch die Räder 3 und 1 (Rn
                                 										> Rg). Im ersten Fall bleibt die Rechnung die gleiche
                                 										und die auf Seite 179 und 180 entwickelten Werte für Mv gelten auch hier, weil
                                 											\frakfamily{M}_2 und \frakfamily{M}_3
                                 										dieselbe Größe behalten. Ist jedoch Rn > Rg, so ändert sich die Gleichung für den
                                 										Grenzwert Mv; denn
                                 										das zusätzliche Reibungsmoment \frac{\frakfamily{M}_z}{2}
                                 										tritt jetzt nicht mehr am Rade 2, sondern am Rade
                                 											3 auf. Entsprechend der Ableitung auf Seite 179
                                 										und 180 erhält man:
                              
                                 
                                    
                                       \left.
                                          													{{M_v=Q_4\,\mu_1\,R-\frakfamily{M}_3-\frac{\frakfamily{M}_z}{2}\mbox{
                                          													oder}}\atop{M_v=c_2\,[Q_4=\mu_1\,R-\frakfamily{M}_3]\ \ \ \ \ \ \ }}
                                          													\right\}
                                       
                                    wenn das An-triebsrad 4gleitet
                                    48)
                                    
                                 
                              und
                              , wenn das
                                 										Antriebsrad 1 gleitet . 49)
                              Die Gleichsetzung der Werte Mv ergibt:
                              \frac{Q_1+Q_2}{Q_3+Q_4}=\frac{2\,Q_1}{2\,Q_4}=\frac{c_2\,\left[\mu_1\,R-\left(\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}\right)\right]}{\mu_1\,R+\mu\,r+f+\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{\mu_1\,R}{200}}
                                 										50)
                              wodurch die ungünstigste Katzenstellung gekennzeichnet
                                 										ist. Die vorstehenden Werte gelten sowohl für den ungünstigsten wie günstigsten
                                 										Kräftezustand, da im vorliegenden Fall
                                 											\frakfamily{M}_2=\frakfamily{M'}_2 und
                                 											\frakfamily{M}_3=\frakfamily{M'}_3 ist.
                              Würde man die Linienzüge Mv nach Gleichung 48 und 49 in der auf Seite 180 und 196 angegebenen
                                 										Weise als Funktion der Katzenstellung verzeichnen, so ergäbe sich daraus der
                                 										Wert Hmax etwa um
                                 										35 v. H. kleiner als für die gleiche Konstruktion mit doppeltem Spurkranz. Im
                                 										selben Maße vermindert sich der Höchstwert Mz max (s. Tab. 5 Spalte II). Die Konstruktion
                                 										liefert demnach für Rn > Rg
                                 										günstigere Werte als die gleiche mit doppeltem Spurkranz.
                              Es wurde bereits erwähnt, daß bei nur einseitigen Spurkränzen der Kranwagen in
                                 										seiner größten Schräglage durch zwei diagonal gegenüberliegende Räder
                                 										geführt wird. Das seitliche Spiel der Räder muß daher mit Rücksicht auf die
                                 										Ungenauigkeit in der Spurweite bemessen werden und fällt deshalb größer aus als
                                 										bei Führungsrädern mit doppeltem Spurkranz, welche auf derselben Schiene laufen.
                                 										Das hat zur Folge, daß α1 max um das Doppelte und mehr vergrößert wird. Bei einseitigen
                                 										Spurkränzen wird daher im allgemeinen die Spurkranzreibung einen etwas größeren
                                 										Beitrag zum gesamten Fahrwiderstand liefern (vergl. S. 170). Ist jedoch die
                                 										Spannweite nur gering, so wird man auch das seitliche Spiel der Räder klein
                                 										halten können. In diesem Fall wird α1 den auf S. 148 berechneten Höchstwert nicht
                                 										überschreiten, so daß für kleine Spannweiten der oben erwähnte Vorteil der Räder
                                 										mit einseitigem Spurkranz voll erhalten bleibt.
                              
                           
                        
                           Vierter
                                 									Abschnitt.Aufstellung einer für die Praxis brauchbaren Formel zur
                              									Bestimmung der Motorleistung.
                           Es handelt sich im weiteren darum, die Ergebnisse der vorhergehenden Untersuchung in
                              									eine für die Praxis verwendbare Form zu bringen. Solange die größte Schräglage nicht
                              									erreicht ist, läßt sich der Fahrwiderstand nach Gleichung 20 oder 26 leicht
                              									bestimmen. Die aus beiden erhaltenen Werte geben die Grenzen wieder, innerhalb
                              									welcher die Größe des Fahrwiderstandes je nach dem Vorzeichen des Fehlerwinkels α2 beeinflußt werden
                              									kann. Bei elektrischem Betriebe, wo in dem Motor ein überlastungsfähiges
                              									Antriebsmittel zur Verfügung steht, dürfte es daher angebracht sein, den
                              									Fahrwiderstand \frakfamily{W} aus dem Mittelwert der Gleichungen
                              									20 und 26 zu berechnen. Man hat dann:
                           \frakfamily{M}_{\mbox{mittel}}^{mkg}=\frakfamily{W}\,.\,R=Q\,\left[\mu\,r+f+\frac{4}{5}\,\mu_1\,\mu_2\,r_m+\frac{1}{2}\,{\mu_1}^2\,h+\frac{1}{200}\,\mu_1\,R\right]
                              									51)
                           Hierin bedeutet:
                           Q das Gesamtgewicht des Kranes
                              									einschließlich Last in kg,
                           R den Halbmesser des Laufrades in
                              									m,
                           r den Halbmesser des Zapfens in
                              									m,
                           f den Hebelarm des
                              									Rollwiderstandes in m,
                           h den ideellen Hebelarm der
                              									Spurkranzreibung in m,
                           μ die Reibungsziffer der
                              									Gleitlager,
                           Μ1 die Reibungsziffer zwischen Rad und Schiene,
                           μ2 die Reibungsziffer an der Nabenstirn.
                           Während früher die letzten drei Glieder in Hundertteilen der ersten angenommen
                              									wurden, ist in Gleichung 51 jede einzelne Verlustquelle durch ein besonderes, sich
                              									auf die Abmessungen des Fahrwerks stützendes Glied berücksichtigt, so daß der aus
                              									dieser Gleichung sich ergebende Zahlenwert im allgemeinen der Wirklichkeit näher
                              									kommen wird, als der der Gleichung 1.
                           Während der Kranfahrt in der größten Schräglage hat der Motor außerdem das
                              									zusätzliche Reibungsmoment \frakfamily{M}_z zu überwinden. Nach
                              									den früheren Darlegungen könnte man vielleicht erwarten, daß der Einfluß von
                              										\frakfamily{M}_z auf das erforderliche Motormoment durch eine
                              									einfache, allgemein giltige Beziehung zum Ausdruck gebracht werden kann; das ist
                              									aber nicht der Fall. Die folgenden Erwägungen zeigen vielmehr, daß sich eine scharfe
                              									Grenze nicht ziehen läßt, wann und um wieviel das Motormoment größer zu halten ist
                              									als aus Gleichung 51 hervorgeht.
                           Der Höchstwert Mz max
                              									tritt nur selten auf und zwar dann, wenn der Kran vollbelastet und in seiner
                              									ungünstigsten Katzenstellung, d. i. Ordinate II in Fig.
                                 										25 und 27, verfahren wird. Der elektrische
                              									Motor andererseits gestattet starke Ueberlastungen, sobald diese nur vorübergehend
                              									auftreten; denn das größte Drehmoment des Motors ist etwa das zwei- bis
                              									dreifache des normalen Momentes, und letzteres wiederum ist dadurch bestimmt, daß
                              									die Erwärmung des Motors eine mit Rücksicht auf die Widerstandsfähigkeit des
                              									Isoliermaterials festgelegte Grenze nicht überschreitet. Man erkennt daraus, daß
                              									jedenfalls nur ein Teilbetrag von Mz max zur Berechnung des normalen Motormomentes in
                              									Frage kommt. Die Größe dieses Betrages wird im allgemeinen davon abhängen:
                           
                              1. ob der Kran dauernd vollbelastet ist oder nicht,
                              2. ob der Beirieb ein angestrengter ist oder nicht,
                              3. wie lang die Fahrbahn ist.
                              
                           Die Erwägung dieser drei Umstände dürfte in vielen Fällen zu
                              									einem verschiedenen Ergebnis führen. Für das auf S. 177 behandelte Beispiel läßt
                              									sich unter der Voraussetzung, daß die oben genannten Bedingungen im ungünstigen
                              									Sinne erfüllt sind, die Bestimmung des in Rechnung zu setzenden Teilbetrages Mz in folgender Weise
                              									vornehmen.
                           Der Grenzwert Mz
                              									verändert sich mit der Katzenstellung; sein Mittelwert beträgt für beliebige
                              									Verhältnisse etwa \frac{2}{3}
                              									Mz max (Fig. 25 und 27). Für
                              									die mittlere Anstrengung des Motors kommt ferner in Betracht, daß die größte
                              									Schräglage erst nach Zurücklegung eines gewissen Weges auftreten kann. In welchem
                              									Verhältnis diese Strecke zu der insgesamt durchlaufenen steht, werde durch den
                              									folgenden kleinen Ueberschlag veranschaulicht. Es betrage: die Länge der Fahrbahn
                              									100 m, die Spannweite 15 m, der Radstand 2,5 m, der Raddurchmesser ∾ 0,6 m, das
                              									Spiel der geführten Räder auf der Schiene 10 mm und die Differenz der Durchmesser
                              									der Antriebsräder 1 mm. Letztere Angabe entspricht, wie der Verfasser an einer Reihe
                              									von Kranen festgestellt hat, häufig der Wirklichkeit. Danach ergibt sich für den
                              									größten Schrägstellungswinkel des Kranwagens (Fig.
                                 									3) nach Gleichung 3:
                           
                              \mbox{tg}\,\alpha_{1\,max}=\frac{1}{250}
                              
                           Setzt man voraus, daß der Kranwagen in seiner größten
                              									Schräglage steht und jetzt in entgegengesetzter Richtung in Bewegung gesetzt wird,
                              									so muß der von beiden Kranseiten unterschiedlich zurückgelegte Weg
                           
                              x=2\,.\,1500\,\frac{1}{250}=12\mbox{ cm}
                              
                           betragen, damit der Kran von neuem in die größte Schräglage
                              									gelangt. Dem entsprechen
                           
                              n=\frac{12}{0,1\,\pi}=\frac{120}{\pi}
                              
                           Umdrehungen des Laufrades und
                           
                              0,6\,.\,\pi\,.\,\frac{120}{\pi}=72\mbox{ m}
                              
                           Fahrstrecke, d.h. es werden 100 – 72 = 28 m in der größten
                              									Schräglage durchlaufen. Die Länge der Fahrbahn verhält sich demnach zu dem in der
                              									größten Schräglage zurückgelegten Wege etwa wie 4 : 1. Nach diesen Erwägungen würde
                              									der gesuchte Teilbetrag von Mz max gleich \frac{2}{3}\,.\,\frac{1}{4}
                              									Mz max sein. Da nun
                              										\frakfamily{M}_z von 0 an gleichmäßig auf seinen Grenzwert
                              										Mz anwächst, so ist
                              									es ferner von Wichtigkeit, auch diejenige Wegstrecke zu kennen, welche der Kran
                              									zurücklegen muß, damit \frakfamily{M}_z oder was zu gleicher Zeit
                              									eintritt, \frakfamily{M}_v seinen Grenzwert erreicht hat. Nach
                              									Tab. 4 ist Mv max =
                              									45400 cmkg; dem entspricht eine auf den Radumfang bezogene Verdrehungsstrecke von 7
                              									cm, wenn der Durchmesser der Antriebswelle 65 mm beträgt. Daraus ergibt sich, daß der Kran in
                              									der größten Schräglage 42 m durchlaufen muß, ehe \frakfamily{M}_z
                              									seinen Höchstwert Mz
                                 										max angenommen hat. Im gegebenen Fall ist der Kran bereits vorher am Ende
                              									seiner Fahrbahn angelangt. Somit teilt sich die mittlere Anstrengung des Motors
                              									mindestens abermals durch zwei, und der in Rechnung zu stellende Teilbetrag von Mz max sinkt auf ⅔ . ¼
                              									. ½ = 1/12
                              									Mz max. Wäre die
                              									Fahrbahn wesentlich länger als 100 m, so müßte man den Zuschlag sinnentsprechend
                              									vergrößern.
                           Die vorstehenden Betrachtungen lassen erkennen, in welcher Weise in jedem einzelnen
                              									Falle der Einfluß des zusätzlichen Reibungsmomentes
                              										\frakfamily{M}_z bei Bestimmung der Motorleistung zu
                              									berücksichtigen ist. Da meistens die Kranbewegungen mit längeren Unterbrechungen vor
                              									sich gehen und die Vollbelastung nur bei wenigen Sonderausführungen ständig
                              									auftritt, so wird es im allgemeinen genügen, den Fahrwiderstand nach Gleichung 51 zu
                              									bemessen. Man hat sich dann nur davon zu überzeugen, daß der Grenzwert Mz max nicht so groß
                              									ist, daß der Motor dadurch zum Stillstand gebracht werden kann. Dies ist
                              									ausgeschlossen, solange das Verhältnis von Spannweite zu Radstand gering ist. Für
                              									das früher berechnete Beispiel war \frac{s}{a}=6, der nach
                              									Gleichung 51 berechnete Wert \frakfamily{M}=217 mkg, der
                              									Höchstwert \frakfamily{M}+\frakfamily{M}_{z\ max}=547,5 mkg. Der
                              									Motor wird also um das \frac{547,5}{217}=2,52\mbox{fache}
                              									überlastet, sofern seine normale Leistung nach Gleichung 51 bestimmt war und würde
                              									somit den größten Fahrwiderstand gerade noch durchziehen.
                           Die früheren Ermittlungen gelten natürlich auch für Laufkatzen. Auch hier gehört die
                              									Erreichung der größten Schräglage nicht zur Unmöglichkeit. Bei Katzen können schon
                              									sehr geringe Unterschiede im Durchmesser der Antriebsräder diese Lage herbeiführen;
                              									denn letztere tritt um so eher ein, je kleiner die Spurweite und das seitliche Spiel
                              									der Räder auf der Schiene ist. Zwar werden Unterschiede im Raddurchmesser durch
                              									ungleiche Abnutzung kaum eintreten, falls der Antrieb auf zwei gegenüberliegende
                              									Räder wirkt und die Trommeln doppelt bewickelt sind, jedoch ist es nicht
                              									ausgeschlossen, daß Fehler in den Raddurchmessern bereits in der Werkstätte
                              									entstanden sind. Allerdings ist bei Katzen die Größe des zusätzlichen
                              									Reibungsmomentes infolge des bedeutend kleineren Verhältnisses von Spannweite zu
                              									Radstand nur gering, weshalb es auch hier ausreichend sein dürfte, den
                              									Fahrwiderstand nach Gleichung 51 zu bestimmen, umsomehr als die in der größten
                              									Schräglage zurückgelegte Strecke wegen der Kürze der Fahrbahn nur klein sein
                              									kann.
                           Zum Schluß sei noch eine Bemerkung angefügt über die Kräfte, welche die Festigkeit
                              									einzelner Konstruktionsteile des Fahrwerkes beanspruchen. Die Wagerechtkräfte H, welche am Spurkranz und an der Nabenstirn der
                              									geführten Laufräder auftreten, bestimmen sich bei Verwendung doppelter Spurkränze
                              									nach Gleichung 41 oder 43. Beide Gleichungen ergeben mit denjenigen Werten Q1 und Q4, welche der
                              									ungünstigsten Katzenstellung zugeordnet sind, den gleichen Höchstwert; Q1 und Q4 selbst sind in
                              									diesem Fall aus Gleichung 47 zu ermitteln. Die Kräfte Hmax, welche besonders bei großem
                              										\frac{s}{a} sehr bedeutend sein können, sind bei der
                              									Festigkeitsrechnung unbedingt zu berücksichtigen. Ihr Einfluß macht sich auch
                              									geltend bei der Bemessung der Laufradachse bezw. Welle, welche nicht allein durch
                              									den lotrechten Raddruck, sondern auch durch die Kräfte H auf Biegung beansprucht wird. Schließlich lassen die Untersuchungen im
                              									Abschnitt II auch erkennen, welchen Kräften die Antriebswelle ausgesetzt ist. Nach
                              										Fig. 26 wird das größte Drehmoment, welches von
                              									der Welle aufzunehmen ist, gleich
                           
                              [\frakfamily{M}_1+\frakfamily{M}_2+\frakfamily{M}_z+\frakfamily{M}_v]\,.\,\frac{1}{\eta\,.\,\Psi}
                              
                           worin Ψ die Uebersetzung des
                              									Laufradvorgeleges und η seinen Wirkungsgrad bedeutet.
                              									Es bestimmt sich hierin \frakfamily{M}_1 nach Gleichung 45,
                              										\frakfamily{M}_2 nach Gleichung 46, Mz nach Gleichung 42, Mv nach Gleichung 39.
                              									In alle Gleichungen sind wiederum die aus Gleichung 47 gefundenen Werte Q1 und Q4 einzusetzen.