| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 221 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Verbesserungen an den Wagenausrüstungen elektrischer
                              									Bahnen.
                           Mangelhafte Kommutierung ergibt bei elektrischen Motoren zu weitaus den meisten
                              									Störungen Veranlassung; denn die auftretenden Funken wirken zerstörend auf die
                              									Kupferlamellen und die Kohlebürsten, die Glimmerzwischenlagen treten heraus, es
                              									schlagen Funken um den Kollektor herum, und schließlich wird die Isolation der
                              									Wicklung infolge des Kohle- und Kupferstaubes zerstört. Als außerordentlich gutes
                              									Hilfsmittel zur Beseitigung der Kommutierungsschwierigkeiten haben sich die
                              									Wendepole erwiesen, deren Erregerspulen dauernd in Reihe mit dem Anker liegen und
                              									daher bei jeder Belastung gleich wirksam sind. Als Maßstab für die Wirkungsweise mag
                              									gelten, daß bei einem Versuch ein Motor, der für 65 PS Normalbelastung bemessen war
                              									und dementsprechend bei 500 Volt einen Strom von normal 100 Ampere aufnahm,
                              									zeitweise bei 750 Volt Spannung mit 300 Ampere belastet werden konnte, ohne daß die
                              									geringste Funkenbildung auftrat. Mit Hilfe dieser Verbesserung der Kommutierung
                              									dürfte nunmehr die elektrische Bremsung der Fahrzeuge, die mit Rücksicht auf das
                              									Funken an den Kommutatorbürsten bisher nur in beschränktem Maße verwendet
                              									wurde, gleichzeitig unterstützt durch die Verbesserung der, elektrischen Bremsen,
                              									weitere Verbreitung finden. Die Wendepole eröffnen ferner die Möglichkeit, die
                              									Motordrehzahl durch Feldschwächung zu regeln und hierdurch beim Anfahren die
                              									Verluste in Widerständen zu verringern. Dieser Vorteil ist besonders wichtig, wenn
                              									es sich – wie bei Straßenbahnen sowie Hoch- oder Untergrundbahnen – um Anfahrbetrieb
                              									handelt. Ist im letzteren Falle der Betrieb sehr schwer, so dürfte sich auch eine
                              									Energierücklieferung ins Netz ermöglichen lassen.
                           Die Betriebsergebnisse mit den Wendepolmotoren sind sehr befriedigend. Bei schwerem
                              									Hochbahnbetriebe haben 200 PS Motoren eine Bürstenlebensdauer von 160000 bis 200000
                              									Wagenkilometern ergeben, und die Abnutzung der Kommutatoren war kaum zu bemerken.
                              									Kleinere Motoren im Straßenbahnbetriebe ergaben mit weicheren Kohlebürsten 95000 bis
                              									110000 Wagenkilometer Lebensdauer.
                           Bei Motoren ohne Wendepole hat man eine Verbesserung der Kommutierung dadurch
                              									erzielt, daß die Glimmerplatten zwischen den Kommutatorlamellen bis etwa ½ mm unter
                              									der Kommutatoroberfläche entfernt wurden, sowie daß die Bürsten aus einem weicheren,
                              									graphithaltigeren Stoffe hergestellt und mit geringer Spannung angepreßt wurden.
                              									Während bisher ohne Auskratzen des Glimmers in günstigen Fällen 16000 Wagenkilometer
                              									geleistet wurden, sind mit Auskratzen 32000 bis 48000 Wagenkilometer mit einer
                              									Bürste erzielt worden und das Abdrehen des Kommutators braucht nunmehr erst nach der
                              									dreifachen Zeit vorgenommen zu werden.
                           Für die Betriebsdauer eines Motors ist ferner das für die Triebe und Zahnräder
                              									verwendete Material von größter Wichtigkeit. Die Lebensdauer der Triebe kann mit
                              									Hilfe besonderer Verfahren um 33 bis 50 v. H. vermehrt werden. Für die großen
                              									Zahnräder wird mehr und mehr Gußstahl verwendet, der gleichfalls besonders behandelt
                              									und gehärtet wird. Bei schweren Getrieben werden Gußstahlbandagen auf gehärtete
                              									Gußstahlsterne aufgeschrumpft. Die größere Lebensdauer der Zahnräder ermöglicht ein
                              									Auswechseln der Zahnräder unter wirtschaftlichen Bedingungen, ohne daß die Abnutzung
                              									an den Zähnen so weit wie früher getrieben wird. Denn es hat sich herausgestellt,
                              									daß bei sehr stark abgenutzten Zähnen Vibrationen auftreten, denen man die starke
                              									Abnutzung der Anker- und Achslager zuschreibt. Um die Ankerwicklung gegen
                              									Erschütterungen unempfindlicher zu machen, wird neuerdings an Stelle der
                              									Kupferdrahtwicklung eine solche aus Kupferband verwendet. Eine derartige Wicklung
                              									liegt sehr fest in den Nuten, und auch die Wicklungsköpfe sind sehr
                              									widerstandsfähig. Für die Feldspulen kleinerer Motoren werden Kupferbänder bereits
                              									seit wesentlich längerer Zeit benutzt.
                           Um das Auftreten von Funken in den Fahrschaltern zu unterdrücken, hat man mit den
                              									letzteren bereits unter dem Wagen angeordnete Hilfsschützen verbunden, zwischen
                              									deren Kontakten der Strom unterbrochen wird. Für die Betätigung derartiger Schütze
                              									ist seitens der Westinghouse Electric-Company
                              									neuerdings Druckluft verwendet worden, deren Steuerung mittels elektromagnetisch
                              									überwachter Ventile erfolgt. Noch größere Vorteile bietet die
                              									Einzelschützensteuerung, die trotz der verwickelteren Anordnung keine
                              									Schwierigkeiten bei sorgfältiger Ueberwachung und Unterhaltung verursacht. Kann
                              									solche Sorgfalt bei kleineren Straßen- und Ueberlandbahnen nicht aufgewendet werden,
                              									so empfiehlt sich eine Vereinfachung der Schützensteuerung durch Fortlassen aller
                              									selbsttätig wirkenden Einrichtungen. (Davis.) [Electric
                              									Railway Journal 1909, II, S. 25–27.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Heißdampf-Güterzug-Tenderlokomotive.
                           Im Jahre 1907 fanden in Thüringen vor regelmäßigen Zügen Versuchsfahrten mit einer
                              									5/5 gekuppelten Lokomotive statt, um die gute Leistungsfähigkeit derselben
                              									nachzuweisen. Die von der Maschinenbau A. G.
                                 										Schwartzkopff, Berlin, erbaute Lokomotive ist mit einem
                              									Rauchröhren-Ueberhitzer Bauart Schmidt und der
                              									Achsenanordnung nach Göhlsdorf versehen. Die Zylinder
                              									haben 610 mm ⌀ und 660 mm Hub. Der Kesselüberdruck beträgt 12 at, die Rostfäche 2,25
                              									qm, die gesamte Heizfläche 177,4 qm, davon sind 42,5 qm Ueberhitzerheizfläche. Das
                              									Dienst- und Reibungsgewicht ist 74 t. Krümmungen mit 100 m Radius kann die
                              									Lokomotive noch durchfahren, ihre größte Zugkraft ist 16370 kg.
                           Nachstehende Tabelle gibt den auf der Versuchsfahrt von Arnstadt nach Suhl und zurück
                              									erhaltenen Kohlen- und Wasserverbrauch an:
                           Die Lokomotive arbeitete nur im regelmäßigen Zugdienst, ihre größte
                              									Leistungsfähigkeit und größte zulässige Fahrgeschwindigkeit konnte daher leider
                              									nicht vorgeführt werden. Als Brennstoff diente leichte schlesische Kohle. Der
                              									Wasserverbrauch wurde durch Messungen bei der Abfahrt und bei der Ankunft auf
                              									verschiedenen Stationen festgestellt, wobei Unterschiede am Wasserstandsglase des
                              									Kessels entsprechend Berücksichtigung fanden. Der Kohlenverbrauch wurde durch Wägung
                              									vor der Abfahrt und bei der Ankunft auf der Endstation festgestellt. 300°
                              									Ueberhitzung wurden schon nach wenigen Kilometern Fahrt erreicht und 320° und 350° C
                              									konnten späterhin gut gehalten werden. Der Schieberkastendruck war bei Bergfahrt im
                              									Mittel 10,5 at, während er bei der Talfahrt gedrosselt wurde, so daß die
                              									Ueberhitzung zwischen 100 und 170° betrug.
                           
                              
                                 
                                 Arnstadt-Suhl
                                 Suhl-Arnstadt
                                 
                              
                                 Entfernung
                                 km
                                   41,7
                                  41,7
                                 
                              
                                 Zuggewicht
                                 t
                                   344
                                   405
                                 
                              
                                 Anzahl der 100 t/km
                                 
                                    \frac{t\,km}{100}
                                    
                                 143,5
                                 168,9
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch gesamt
                                 l
                                  7000
                                 5400
                                 
                              
                                             „             auf 1 km
                                 l
                                 167,8
                                 129,4
                                 
                              
                                             „             auf 100 t/km
                                 l
                                   48,5
                                   31,9
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch gesamt
                                 kg
                                  1460
                                   880
                                 
                              
                                 „ auf 1 km
                                 kg
                                   35,0
                                   21,1
                                 
                              
                                 „ auf 100 t/km
                                 kg
                                   10,2
                                     5,21
                                 
                              
                                 Verdampfung auf 1 kg Kohle
                                 l
                                     4,8
                                     6,14
                                 
                              
                           Die Anfuhrversuche von Steigungen auf 1 : 50 haben bewiesen, daß 5/5 gekuppelte
                              									Lokomotiven nur sehr schwer schleudern, und zwar erst dann, wenn der
                              									Reibungskoeffizient auf ¼ sinkt. Schleudern trat bei der Lokomotive nur in dem
                              									langen nassen Brandleite-Tunnel auf.
                           Die Versuche fanden auf Veranlassung der französischen Südbahn statt, die auf ihrer
                              									Linie über das Cevennen-Gebirge mit Steigungen von 1 : 40, 1 : 33 und 1 : 30 4/5
                              									gekuppelte Vierzylinder-Verbundlokomotiven mit Schlepptendern im Dienst hat, jedoch
                              									stärkere Maschinen beschaffen will.
                           Auf Grund der mitgeteilten Versuchsergebnisse hat nicht nur die französische Südbahn,
                              									sondern auch die Paris-Orleans-Bahn je einen Probeauftrag für eine solche Lokomotive
                              									erteilt. [Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 1869–1875.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Schnellzugslokomotiven.
                           Die französische Nordbahn hat zwölf 3/5 gekuppelte Verbund-Lokomotiven in den Dienst
                              									gestellt, die zur Beförderung von Schnellzügen auf Strecken mit vielen
                              									Zwischenstationen dienen. Um die Anfahrzeit möglichst klein zu erhalten, sind diese
                              									Lokomotiven besonders stark gebaut. Die Triebräder haben 1,7 m ⌀. Die
                              									Gesamtheizfläche beträgt 220 qm, davon entfallen auf die Feuerbüchse 15,74 qm. Der
                              									Kessel enthält 126 Rauchröhren von 4,35 m Länge. Die Dampfzylinder haben 342 und 560
                              									mm ⌀ und 645 mm Hub. Das Dienstgewicht der Lokomotive von 67,5 t ist verhältnismäßig
                              									klein, davon sind 48 t als Reibungsgewicht ausgenutzt. Das zweiachsige
                              									Vorderdrehgestell hat einen Gesamtdruck von 19,5 t zu übertragen. Der Achsdruck des
                              									dreiachsigen Tenders beträgt 16 t. Bei normaler Fahrt machen die Treibräder 365
                              									Umdrehungen i. d. Min. Die Dampfspannung beträgt 16 at. Der Dampfkessel hat einen
                              									Gesamtinhalt von 8 cbm, davon sind 2,7 cbm für den Dampfraum vorgesehen. Die
                              									Zugkraft der Lokomotive beträgt mit Verbundwirkung (bei 6 at Anfangsspannung im
                              									Niederdruckzylinder) 11000 kg, ohne solche 13800 kg. Vom Lokomotivgewicht werden 77
                              									V. H., vom Tendergewicht 58 v. H. als Bremskraft ausgenutzt. Der Tender faßt 6 t
                              									Kohle und 23 t Wasser. Die Leistungen dieser Lokomotiven haben vollkommen
                              									befriedigt. [The Engineer 1909, S. 587–588.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Riemen aus mit Zellhorn getränktem Gewebe
                           werden hergestellt, indem das gelöste Zellhorn von beiden
                              									Seiten durch das ziemlich grobfadige Gewebe aus Hanf oder Kokosfaser gepreßt und
                              									mittels Walzen auf beiden Oberflächen gleichmäßig verteilt wird. Die neuen Riemen
                              									dienen als Ersatz für Lederriemen. Sie sind säurefest, gegen Feuchtigkeitseinflüsse
                              									unempfindlich und bei hoher Festigkeit sehr biegsam. Wärmeeinflüsse machen sich erst
                              									bei 90° C bemerkbar. Zur Beseitigung der Feuergefährlichkeit verwendet man
                              									unverbrennbares Zellhorn oder als Ersatz Zellit, Galolith oder Bakelit. Zum
                              									Verbinden werden die Enden aufeinander gekittet oder aufeinander gepreßt, nachdem
                              									die Zellhornschichten durch Eintauchen in ein Lösungsmittel erweicht sind. (Greiner.) [Zeitsch. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S.
                              									322.]
                           
                              ε.
                              
                           
                        
                           Größe und Wirkungsgrad von Curtis-Schiffsturbinen.
                           Die Einführung der Curtis-Turbine auf Schiffen hat in
                              									den letzten drei Jahren in Amerika ähnlich große Fortschritte gemacht wie vorher die
                              									Entwicklung der Parsons-Schiffsturbine in England. Die
                              									Bauart der Curtis-Schiffsturbine unterscheidet sich
                              									nicht viel von der Land-Ausführung. Es sind eine Reihe Druckstufen angeordnet; bei
                              									jeder expandiert der Dampf in Düsen und gibt seine Geschwindigkeit in jeder Stufe an
                              									drei bis vier Schaufelkränze ab, um dann in der nächsten Stufe weiter zu
                              									expandieren.
                           Bei der neuesten Ausführung einer Torpedobootsmaschine von 12000 PS auf den
                              									amerikanischen Schiffen „Perkins“ und „Sterrett“ mit einem Deplacement
                              									von 742 t wurde eine Geschwindigkeit von 29½ Knoten garantiert bei 600 Umdrehungen
                              									der Turbine. Der mittlere Schaufelkreisdurchmesser, der für alle Räder der
                              									Vorwärtsturbine gleich ist, beträgt 1830 mm; im ganzen sind es 14 Druckstufen, in
                              									den ersten sechs Stufen ist für jede Stufe ein besonderes Rad vorhanden. Die
                              									Schaufeln der letzten Stufen sitzen auf einer gemeinsamen Trommel. Die erste Stufe
                              									hat vier, die nächstfolgenden drei und die letzten acht Stufen haben zwei
                              									Geschwindigkeitsstufen. Die Rückwärtsturbine, welche auf der Auspuffseite auf der
                              									verlängerten Welle angeordnet ist, hat zwei Druckstufen mit je vier
                              									Geschwindigkeitsstufen. Die Geschwindigkeitsänderung der Turbine erfolgt durch
                              									Absperrung einzelner Düsen von Hand. Die Maschinenanordnung ist die gleiche für die
                              									verschiedenen Schiffsgrößen, bei einer Yacht wie bei einem Kriegsschiff. Eine
                              									Teilung in Hoch-, Mittel- und Niederdruckturbine wie bei der Parsons-Schiffsturbine ist hier nicht vorhanden. Es werden zwei
                              									voneinander unabhängige Maschinen mit eignen Kondensatoren und Hilfsmaschinen
                              									vorgesehen. Das erste Turbinenboot, das mit einer Curtis-Turbine ausgerüstet worden ist, ist die „Creole“ mit 10000 t
                              									Deplacement und einer garantierten Geschwindigkeit von 16 ½ Knoten bei einer
                              									Leistung von 4000 PSe und 250 Umdreh. i. d. Min. Bei diesem Schiff wurden
                              									sorgfältige Untersuchungen über Leistung, Geschwindigkeit und Dampfverbrauch
                              									gemacht, deren Ergebnisse in der folgenden Tabelle enthalten sind:
                           
                              
                                 Geschwindigkeit in Knoten
                                 16,7
                                 –
                                 
                              
                                 Dampfdruck kg/qcm
                                 16,5
                                 16,1
                                 
                              
                                 Vakuum mm Hg
                                 685
                                 681
                                 
                              
                                 Ueberhitzung° C
                                 37
                                 32
                                 
                              
                                 Umdrehungen i. d. Min
                                 247
                                 177
                                 
                              
                                 Effektive Turbinenleistung PS
                                 3795
                                 1370
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch i. d. Stunde kg
                                 29000
                                 13700
                                 
                              
                                 Dampf verbrauch f. d PSe u. Stunde
                                 7,63
                                 10,0
                                 
                              
                           Das nächste Schiff von Bedeutung, das in den Vereinigten Staaten mit Curtis-Turbinen ausgerüstet worden ist, ist der
                              									Kreuzer „Salem“ mit einem Deplacement von 3750 t und mit einer garantierten
                              									Geschwindigkeit von 24 Knoten innerhalb vier aufeinander folgenden Stunden. Das
                              									Schiff ist mit zwei Turbinen von je 8000 PS ausgerüstet. Die Versuche ergaben
                              									folgendes:
                           
                              
                                 Geschwindigkeit in Knoten
                                 25,96
                                 22,5
                                 12,0
                                 
                              
                                 Dampfdruck kg/qcm
                                 17,8
                                 16,9
                                 11,4
                                 
                              
                                 Ueberhitzung
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Vakuum mm Hg
                                 700
                                 721
                                 723
                                 
                              
                                 Umdreh. i. d. Min.
                                 378
                                 312
                                 164
                                 
                              
                                 Effektive Turbinenleistung
                                 19200
                                 9340
                                 1360
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch f. d. PSe u. Stunde kg
                                 6,7
                                 7,2
                                 11,8
                                 
                              
                           Gegenüber den Ergebnissen eines gleichgroßen Kreuzers derselben Type, aber mit
                              									Kolbenmaschinen ausgerüstet, beträgt der Vorteil 7–8 v. H.
                           Einer der ersten Amerikanischen Dreadnoughts „North Dakota“ ist ebenfalls mit
                              										Curtis-Turbinen von 12500 PS Leistung bei 245
                              									Umdrehungen ausgerüstet von gleicher Bauart wie die Turbinen von „Perkins“
                              									und „Sterret“. Es sind hier neun Druckstufen für die Vorwärtsturbine und zwei
                              									für die Rückwärtsturbine vorgesehen; die ersten fünf Stufen haben getrennte
                              									Laufräder, ebenso die Stufen der Rückwärtsturbine. Die erste Stufe besitzt 20 Düsen,
                              									wovon 18 absperrbar sind. Der radiale Spielraum zwischen rotierendem Teil und
                              									Gehäuse ist sehr groß (zwischen 6–50 mm), während der achsiale Spielraum kaum 4 mm
                              									beträgt. Letzterer wird durch ein Kammlager gesichert und kann durch eine
                              									Mikrometerschraube genau eingestellt werden. Der Kesseldruck beträgt 18 ½ kg/qcm.
                           Alle erwähnten Ausführungen rühren von der Fore River
                                 										Shipbuilding Company Quincy, Mass., her. (Chalkley.) [Engineering 1909, S.
                              									753–754.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Kleine Kreuzer der englischen Marine.
                           Das allzulange Zögern mit der Einführung und Ausbildung dieses Schiffstyps ist der
                              									britischen Admiralität bereits seit längerer Zeit zum Vorwurf gemacht worden, da
                              									gegenüber den kontinentalen Mächten, in erster Linie Deutschland, ein erheblicher
                              									Rückstand in dieser Hinsicht eingetreten ist. Seit einer Reihe von Jahren hat
                              									Deutschland regelmäßig zwei kleine Kreuzer jährlich auf Stapel gelegt und, wie
                              									allgemein bekannt ist, eingehende Vergleichsfahrten und Erprobungen mit
                              									verschiedenen Arten von Antriebsmaschinen gemacht, die auch jetzt noch weiter
                              									fortgesetzt werden. Ende 1907 waren 13 solcher modernen Kreuzer in Dienst, bezw. in
                              									der Ausrüstung begriffen, ihre Wasserverdrängung variiert zwischen 3200 und 4320 t,
                              									die Geschwindigkeit zwischen 23 und 25 Knoten in der Stunde. Ihre Armierung besteht
                              									durchweg aus 12 bezw. 14 Stück 10 cm-Schnellfeuergeschützen und 8 Maschinengewehren,
                              									sie sind durch ein starkes Panzerdeck geschützt. Solche Schiffe sind die Augen einer
                              									Flotte, und darum ist man in weiten Kreisen besorgt gewesen, ob auch wohl die
                              									britische Flotte mit der deutschen in bezug auf Sicherheit und Schnelligkeit im
                              									Erkundungsdienst gleichen Schritt gehalten habe. Es bestand die beunruhigende
                              									Tatsache, daß, abgesehen von acht sog. scouts, die hinsichtlich ihrer Größe und
                              									Armierung weit hinter den deutschen Schiffen zurückstehen, wenngleich sie auch 25
                              									Knoten Geschwindigkeit haben, nur vier kleine Kreuzer von mehr als 21 Knoten
                              									Geschwindigkeit in der britischen Flotte vorhanden waren. Vor nunmehr zwei Jahren
                              									sind von seiten der britischen Admiralität die ersten energischen Schritte getan,
                              									diesem Mangel abzuhelfen. Zwei kleine Kreuzer eines in Wirklichkeit neuen Typs
                              									wurden damals auf Stapel gelegt, die neuerdings vollendeten „Boadicea“ und
                              										„Bellona“. Sie haben auf den Probefahrten eine Schnelligkeit von über 25
                              									Knoten entwickelt, sind 117,5 m lang, 12,5 m breit und haben bei einem Tiefgang von
                              									4,1 m 3300 t Wasserverdrängung. Ausgerüstet sind sie mit Yarrow-Wasserrohrkesseln und Parsons-Turbinen, die etwa 18000 PS entwickeln. Die Armierung von nur je 6
                              									Stück 10 cm-Geschützen hat sich aber als unzureichend herausgestellt, darum sind im
                              									verflossenen Jahre fünf weitere Schiffe in Auftrag gegeben, denen man die Namen der
                              									bedeutenderen britischen Städte (entsprechend dem Brauch in der deutschen Marine)
                              									gegeben hat. Das erste dieser Schiffe ist anfangs Oktober von Stapel gelaufen, die
                              									übrigen folgen in kurzen Zwischenräumen, so daß mit Ablauf des Jahres alle fünf
                              									schwimmen werden. Gegenwärtig werden außerdem noch vier weitere kleine Kreuzer
                              									dieser Art in Bau gegeben, zwei der „Boadicea“-Klasse sind nahe ihrer
                              									Vollendung, so daß nach zwei Jahren 13 Kreuzer von mindestens 25 Knoten
                              									Geschwindigkeit vorhanden sein werden. Dadurch ist dann dem Mangel an diesem
                              									Schiffstyp etwas abgeholfen.
                           Wenn nicht in der nächsten Zeit, und dafür sprechen keine Anzeichen, sich dieser
                              									Mangel an kleinen Kreuzern zum Nachteil der Schlagfertigkeit der Flotte erweist, so
                              									hat die britische Admiralität durch die späte Einführung dieser Schiffe eine Reihe
                              									erheblicher Vorteile erlangt, namentlich was die Ausbildung der Maschinenanlage
                              									betrifft. Durch Einführung der Oelfeuerung und dadurch bewirkte verminderte
                              									Rauchentwicklung und erhöhte Schnelligkeit der Dampferzeugung, namentlich aber durch
                              									Anwendung des Dampfturbinenantriebs, der ohne Gefährdung der Betriebssicherheit eine
                              									große Ueberlastung und damit erhöhte Schnelligkeit ermöglicht, sind diese Schiffe zu
                              									Zwecken schneller und sicherer Erkundung und Nachrichtenübermittlung vorzüglich
                              									geeignet. In Hinsicht auf das Gewicht der Anlage ist durch die Turbine in neuester
                              									Zeit ebenfalls ein Fortschritt erzielt. Bei älteren Kreuzern mit
                              									Kolbenmaschinen-Antrieb ging der Dampf verbrauch selten unter 8 kg für die
                              									indizierte Pferdekraft-Stunde herunter, und dabei war eine starke Forcierung des
                              									Betriebs mit künstlichem Zug erforderlich. Die neuen Schiffe haben einen
                              									garantierten Dampfverbrauch von nicht mehr als 6 kg, und eines derselben, das mit
                              										Curtis-Turbinen ausgerüstet ist, und geringe
                              									Dampfüberhitzung hat, soll sogar nur 5,5 kg für die indizierte Pferdekraft-Stunde
                              									gebrauchen. Daraus resultiert natürlich eine merkbare Verringerung der
                              									erforderlichen Kesselgröße.
                           Alle sogen. „City-Kreuzer“ haben je 12 Kessel mit zusammen 4650 qm Heizfläche
                              									und 84 qm Rostfläche. Das Gewicht der Turbinenanlage überschreitet nur wenig 1000 t,
                              									so daß etwa 22 PS f. d. t Gewicht entwickelt werden, bei einer
                              									Maschinenleistung von 22000 PS, wobei nur geringfügiger künstlerischer Zug in
                              									Anwendung kommt. Die älteren „scouts“ hatten das Gewicht der Maschinenanlage
                              									auf ein Minimum reduziert, kamen aber doch selten über 20 PS f. d. t Gewicht hinaus.
                              									Außerdem läßt der moderne Turbinenbetrieb ein gänzlich sicheres und gefahrloses
                              									Forcieren der Anlage für längere Zeit zu, während bei Kolbenmaschinen, mochten sie
                              									auch noch so vollkommen gebaut sein, dies sich stets zu einem Angstbetriebe für die
                              									verantwortlichen Ingenieure gestaltete.
                           Einer der „City-Kreuzer“, die „Bristol“, hat Curtis-Turbinen, möglicherweise wird dies System auch noch auf einem oder
                              									mehreren der vier neuesten Kreuzer dieser Art zur Anwendung kommen. Einer der neuen
                              									britischen Torpedobootszerstörer ist ebenfalls mit Curtis-Turbinen ausgerüstet, wodurch nur zwei Schraubenwellen erforderlich
                              									werden. Es ist auch in Aussicht genommen, das Parsons-Turbinensystem für nur zwei Wellen umzugestalten, oder die neue Parsonsche Aktionsturbine mit partieller Beaufschlagung
                              									einzuführen. Bei den übrigen Schiffen ist das übliche Parsonssche Turbinensystem vorgesehen mit vier Schraubenwellen, die
                              									übrigens auch beim neuen Parsonsschen
                              									Aktionsturbinensystem erforderlich sind. Die Hochdruck-Hauptturbinen sind stark
                              									vergrößert, um auch bei kleinen Fahrten gute Dampfökonomie zu erzielen. Jede Welle
                              									liegt in einem getrennten Turbinenraum, die Anordnung der Vorwärts- und
                              									Rückwärtsturbinen auf den Wellen ist die gebräuchliche. Maschinen- und Kesselräume
                              									haben längsseits Schutzbunker und über sich ein starkes Panzerdeck.
                           Die Armierung dieser Kreuzer ist in anbetracht ihrer geringen Größe sehr stark. Die
                              									fünf älteren sind 137,5 m lang, 14,3 m breit und haben bei 4,65 m Tiefgang 4800 t
                              									Wasserverdrängung, die vier neueren sind ebenso lang, 14,6 m breit und haben etwas
                              									über 5000 t Wasserverdrängung. Alle besitzen vorn und hinten sehr wirksame 15
                              									cm-Geschütze, dazu noch 10 Stück 10 cm-Geschütze und eine Anzahl Maschinengewehre.
                              									Zum Vergleich haben die letzten deutschen kleinen Kreuzer 118 m Länge, 14 m Breite,
                              									4250 t Wasserverdrängung und gegen 25½ Knoten Geschwindigkeit. Die Armierung besteht
                              									aber aus nur 12 bezw. 14 Stück 10 cm-Geschützen. Die britische „City“-Klasse
                              									bedeutet also in jeder Hinsicht einen Fortschritt, bemerkenswert des weiteren auch
                              									im Aktionsradius. Die Kosten können als niedrig gelten, jedes Schiff wird etwa 6
                              									Millionen Mark (300000 L. St.) kosten. [Engineering 1909. II, S. 453.]
                           
                              D.