| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 237 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Einschienenbahn.
                           Die Behauptung Scherls in seiner Reklameschrift (s. D.
                              									p. J. 1909, S. 675) daß Brennan über eine
                              									Versuchsausführung seines Einschienenwagens nicht herausgekommen wäre, und die
                              									Vorführung des Scherlschen Wagens in Berlin haben Brennan veranlaßt, auch jetzt schon einem größeren
                              									Kreise von Personen seinen Wagen zu zeigen, der eine Ladefähigkeit von 10–15 t
                              									besitzt. Die Gesamtlänge dieses Wagens beträgt 12,2 m, die Breite 3,05 m und die
                              									Gesamthöhe bis zum Dach des an einem Ende der Plattform angebrachten Führerstandes
                              									3,95 m. Der Wagen wiegt 22 t, die beiden Kreisel zusammen 1,5 t bei einem
                              									Durchmesser von 1,06 m. Die Kreisel laufen mit 3000 Umdrehungen i. d. Min. in einem
                              									Vakuum von etwa 15 mm Quecksilber; zu ihrem Antrieb dienen Nebenschlußmotoren. Brennan beabsichtigt, die Umlaufzahl noch wesentlich zu
                              									steigern. Die geringe Geschwindigkeit wurde auf den Rat der die Motoren liefernden
                              									Firma gewählt, da diese Schwierigkeiten bei der Kommutierung befürchtete. Inzwischen
                              									hat man jedoch so gute Erfahrungen mit Wendepolmotoren gemacht, daß der Steigerung
                              									der Drehzahl nichts im Wege steht. Der Wagen läuft auf zwei Drehgestellen, in denen
                              									je zwei Räder hintereinander angeordnet sind. Je ein Rad jedes Drehgestelles wird
                              									durch einen 42 PS Siemens-Motor mittels Kurbel und
                              									Kurbelstange unter Zwischenschaltung einer einfachen Zahnradübersetzung
                              									angetrieben.
                           An Stelle von Elektrizität kann zum Antriebe des Fahrzeuges auch Dampf oder irgend
                              									ein anderes Mittel benutzt werden; zum Antrieb der Kreisel ist dagegen Elektrizität
                              									nötig. Die elektrische Energie wird von einer über dem Gleise angebrachten
                              									Oberleitung oder einer neben dem Gleise verlegten Stromschiene in bekannter Weise
                              									mittels eines Stromabnehmers abgenommen. Um zu zeigen, daß das Fahrzeug ohne
                              									Zuführung elektrischer Energie von außen betrieben werden kann, sind auf dem
                              									Fahrzeuge zwei Wolesley-Siemens-Maschinensätze,
                              									bestehend je aus einem Petroleum-Motor und einem Stromerzeuger, angeordnet. Ein 20
                              									PS-Motor genügt, um die Kreisel anzutreiben und das Fahrzeug mit geringer
                              									Geschwindigkeit fortzubewegen; für den normalen Betrieb sind 80 PS nötig. Der
                              									Versuchs wagen läuft auf einer 31,5 kg/m schweren Schiene, die auf 1,06 m langen
                              									Holzschwellen verlegt ist. Der Wagen soll imstande sein, eine Steigung von 1 : 13
                              									hinaufzufahren und bei Verdopplung der Kraft sogar eine Steigung von 1 : 6,5 zu
                              									nehmen. Der fertiggestellte Wagen wird 70 Sitzplätze haben.
                           Ueber die Art der Erhaltung des Gleichgewichtes mit Hilfe der Kreisel sind keine
                              									Einzelheiten angegeben. Es ist nur auf eine Patentschrift hingewiesen, gemäß der bei
                              									einer Neigung des Wagens durch die Präzession der Kreisel eine Reibungskupplung
                              									zwischen einer mit einem Kreisel umlaufenden Scheibe und einer Fläche am Wagen
                              									hergestellt und hierdurch eine Bewegung der Kreisel hervorgerufen wird, die den
                              									Wagen in die Gleichgewichtslage zurückführt. Ferner ist bemerkt, daß bei dem
                              									vorliegenden Wagen im Gegensatz zu dem früher vorgeführten Modell an Stelle der
                              									Reibungskupplung eine Druckluftsteuerung vorhanden ist. [The Electrician 1909 –
                              									1910. S. 227 bis 229.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Heißdampflokomotiven.
                           Die französische Südbahn besitzt für den Güterzugsverkehr auf Strecken mit sehr
                              									starken Steigerungen 4/5 gekuppelte Vierzylinderverbund-Naßdampflokomotiven. Die
                              									Zugleistungen dieser Lokomotiven haben vollkommen entsprochen. Dagegen
                              									verursachen die Kessel dieser Gebirgslokomotiven große Unterhaltungskosten, die
                              									durch die starke Forcierung und durch den hohen Kesseldruck bedingt sind. Aus diesem
                              									Grunde sollen diese Lokomotiven durch 5/5 gekuppelte Heißdampflokomotiven ersetzt
                              									werden, die bei kleinem Kesseldruck mindestens dieselbe Zugkraft leisten sollen, als
                              									diese Naßdampflokomotiven. In folgender Zusammenstellung sind die Hauptabmessungen
                              									der beiden Lokomotivgattungen zusammengestellt.
                           
                              
                                 
                                 
                                 4/5 gekupp.
                                    											Vier-zylinder-Verbund-Naßdampflok.
                                 5/5 gekupp. Heiß-dampflok.
                                 
                              
                                 Kesselüberdruck
                                 a
                                 15
                                 12
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 mm
                                 390/600
                                 630
                                 
                              
                                 Kolbenleib
                                 „
                                 650
                                 660
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 „
                                 1400
                                 1350
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 qm
                                 2,81
                                 2,73
                                 
                              
                                 Gesamtheizfläche
                                 „
                                 256,2
                                 186,0
                                 
                              
                                 Leergewicht
                                 kg
                                 64700
                                 66500
                                 
                              
                                 Reibungsgewicht
                                 „
                                 64600
                                 85600
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 „
                                 71600
                                 85600
                                 
                              
                                 Größte Zugkraft
                                 „
                                 –
                                 16300
                                 
                              
                                 Ueberheizfläche
                                 qm
                                 –
                                 44,2
                                 
                              
                           Auf Grund der in D. p. J. S. 221 d. Bd. erwähnten Versuchsfahrten gab die
                              									französische Südbahn 5 Stück dieser Heißdampflokomotiven der Berliner Maschinenbau A.-G. Schwartzkopff in Auftrag, ebenso die Paris-Orléans-Eisenbahngesellschaft.
                           Die kupferne Feuerbuchse dieser Lokomotiven enthält ein Chamotte-Gewölbe. Die
                              									Stehbolzen bestehen hauptsächlich aus Manganbronze, die Südbahn-Lokomotiven haben
                              									außerdem auch kupferne Rauchkammer-Rohrwände. Die Feuertüre öffnet sich nach innen,
                              									dem französischen Gesetze entsprechend. Der Ueberhitzer ist nach dem Patent Schmidt in den Rauchröhren eingebaut. Die
                              									Umsteuerungsschraube der hier verwendeten Heusinger-Steuerung liegt an der linken Führerhausseite. Ein Manometer und ein
                              									Pyrometer zeigen dem Führer ständig den Druck und die Temperatur des Heißdampfes in
                              									den Schieberkästen an. Die Zylinder, Schieberkästen und Dampfzuführungsrohre sind
                              									durch Asbesthüllen gegen Abkühlung geschützt.
                           Die Lokomotiven haben außerdem eine neue Gegendampfeinrichtung erhalten. Ein Dampf
                              									und Wassergemisch wird zum Teil in die Zylinder eingesaugt und kühlt sie ab, während
                              									der übrige Teil durch das Blasrohr hinausströmt, so daß Rauchkammergase nicht in den
                              									Zylinder gesaugt werden können. Bei dieser Einrichtung steigt aber die Temperatur im
                              									Zylinder auf 400°. Man hat deshalb noch eine Wassereinspritzung hinzugefügt. Mit
                              									dieser Einrichtung kann man mit 300 t Wagengewicht Gefälle von 1 : 30 durchfahren,
                              									ohne die Bremsen zu benutzen, was für die Radreifen sehr vorteilhaft ist.
                           Bei den Versuchsfahrten trat einmal Schleudern ein, wobei die Fahrgeschwindigkeit im
                              									Augenblick zu 0 wurde. Man konnte aber mit 80 v. H. Füllung der Zylinder den Zug mit
                              									Steigung von 1 : 30 anstandslos wieder anfahren lassen. Auf Steigungen erreicht man
                              									eine mittlere Geschwindigkeit von 13 km/Std, die Zylinderfüllung schwankte dabei zwischen 48
                              									und 52 v. H.
                           Um für eine gleiche Arbeitsleistung den Kohlen- und Wasserverbrauch der
                              									Heißdampflokomotive (Nr. 5005) und der Vierzylinder-Verbundlokomotive (Nr. 4008)
                              									vergleichen zu können, wurden Versuchsfahrten mit 190 t Wagengewicht ausgeführt. Wie
                              									die nachfolgende Zahlentafel ergibt, hat die Heißdampflokomotive 8,4 v. H. weniger
                              									Kohle und 18,6 v. H. weniger Wasser als die Naßdampflokomotive verbraucht.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Lokomotive
                                 Zu-gunstenvon 5005v. H.
                                 
                              
                                 4008
                                 5005
                                 
                              
                                 Entfernung
                                 km
                                 15,2
                                 15,2
                                 
                                 
                              
                                 Zahl der 100 Tonnenkilometer
                                 
                                 28,88
                                 28,88
                                 
                                 
                              
                                 Gesamtwasserverbrauch
                                 l
                                 6700
                                 5650
                                 
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch auf 1 km.
                                 „
                                 447,3
                                 371,7
                                 
                                 
                              
                                              „              „ 100 t km
                                 „
                                 232,0
                                 195,6
                                 – 18,6
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch, gesamt.
                                 kg
                                 750
                                 690
                                 
                                 
                              
                                              „             auf 1 km.
                                 „
                                 49,3
                                 45,4
                                 
                                 
                              
                                              „           auf 100 t km
                                 „
                                 25,9
                                 23,9
                                 – 8,4
                                 
                              
                                 Verdampfung auf 1 kg Kohle
                                 l
                                 8,93
                                 8,18
                                 
                                 
                              
                           [Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 1962–1967.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Bremsdruck bei Lokomotiven.
                           Bei den immer größer werdenden Lokomotivgeschwindigkeiten ist eine gute
                              									Bremsvorrichtung von großer Bedeutung. Die Wirkung derselben hängt in erster Linie
                              									vom Bremsdruck ab. Bei den englischen Bahnen sind hauptsächlich zwei
                              									Bremsblockanordnungen in Gebrauch. Nach Anordnung Fig.
                                 										1 bestimmt sich der Bremsdruck zu
                           
                              P'=P\,\frac{b}{a}
                              
                           Zwischen den Punkten m und n muß eine kleine Zugfeder eingeschaltet werden, damit
                              									der Bremsschuh im geöffneten Zustande sich nicht um M
                              									dreht und so mit seinem oberen Teil beständig auf dem Radumfange schleift.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 238
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 238
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 238
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 238
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 238
                              Fig. 5.
                              
                           Die Feder kann durch Anordnung Fig. 2 zum Wegfall
                              									kommen. Der Bremsschuh erhält bei S einen Stützpunkt am
                              									Bremshebel und wird so am Drehen verhindert. Bei dieser Anordnung kann aber der
                              									Bremsdruck nicht mehr mit Sicherheit bestimmt werden. Bei der Berechnung wird als
                              									Hebellänge mit a, a + c
                              									und a + c/2 abwechselnd gerechnet. Wird die Gestängekraft P so bemessen, daß a als
                              									Hebelarm 80 v. H. des Lokomotivgewichtes als Bremskraft ausgenutzt wird, so würde
                              									bei a + c als Hebelarm nur
                              									64 v. H. und mit a + c/2 gerechnet 71 v. H. ausgenutzt (für a = 340 mm und c = 75 mm).
                              									Der Unterschied ist so groß, daß es unmöglich ist, Bremskräfte bei Lokomotiven mit
                              									einander zu vergleichen, wenn sie nicht auf dieselbe Art berechnet worden sind.
                           Folgende Betrachtung zeigt, wie die wirksame Hebellänge bestimmt werden kann. Wird
                              									nach Fig. 3 die Bremse angezogen, so dreht sich die
                              									Bremse um einen kleinen Winkel Θ, im Bogenmaß gemessen.
                              									Die Bewegung des Punktes A auf dem Bremsklotz ist dann
                              										C A . Θ rechtwinklig zu C
                                 										A.
                           Senkrecht zum Radumfang kommt dann die Strecke in Betracht
                           
                              \Theta\,C\,A\,\mbox{cos}\,\left(C\,A\,O-\frac{\pi}{2}\right)=\Theta\,C\,A\,\mbox{sin}\,C\,A\,O,
                              
                           für den Punkt B ist diese
                              									Strecke
                           
                              
                                 Θ C B sin C B
                                       											O.
                                 Es ist nun:
                                 CD = CA sin CAO
                                 
                              
                                 
                                 und
                                 
                                    CE = CB sin CBO
                                    
                                 
                              
                           CD und CE sind die Senkrechten von C auf AO und BO folglich
                              									ist:
                           
                              \frac{\mbox{Normaldruck in }A}{\mbox{Normaldruck in
                                 										}B}=\frac{\Theta\,.\,C\,A\,\mbox{sin}\,C\,A\,O}{\Theta\,.\,C\,B\,\mbox{sin}\,C\,B\,O}=\frac{C\,D}{C\,E}
                              
                           Für den Druckverlauf innerhalb der Punkte A und B des Bremsschuhes läßt sich Fig. 4 zeichnen, wobei l die Länge des
                              									Bremsschuhes ist. a und b
                              									sind proportional dem Bremsdruck in A und B bezw. proportional zu CE
                              									und CD. Der Schwerpunkt dieser Fläche von der
                              									Grundlinie a ist um
                           
                              l/2-l/6\,\left(\frac{a-b}{a+b}\right)
                              
                           entfernt.
                           Um nun den Druckmittelpunkt zu erhalten, fällt man vom Punkt C Senkrechte auf OA und OB. Die Längen dieser Senkrechten seien b und a. Die Entfernung
                              										x findet man dann wie oben zu
                           
                              x=l/2-l/6\,\left(\frac{a-b}{a+b}\right)
                              
                           Die Senkrechte c in Fig.
                                 										5 gibt dann die „wirksame Hebellänge“. Versuche, die bei den
                              									größeren englischen Eisenbahngesellschaften ausgeführt wurden mit über 1000
                              									Lokomotiven mit Tender ergab für x = 0,37 bis 0,40 l. Es kann in den meisten Fällen mit x = 0,38 l gerechnet
                              									werden.
                           Die Lokomotivbremsen werden meist mit Dampf oder Luftdruck betätigt. Bei den
                              									Luftdruckbremsen hat man Preßluftbremsen (Westinghouse)
                              									und Vakuumbremsen (Hardy). Bei den Dampfbremsen ist der
                              									Dampfdruck im Bremszylinder kleiner als der Kesseldruck etwa 90 v. H. Bei der Westinghousebremse, ist der Druck im Bremszylinder
                              									3,5–5 at. Für Vakuumbremsen kann ein Vakuum von 85 v. H. angenommen werden, wenn
                              									sich die Bremseinrichtung in gutem Zustande befindet. [The Engineer 1909, S. 26 –
                              									27.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Berechnung von Dampfturbinen.
                           Anwendung auf eine Abdampfturbine von 800 PS, Bestimmung des mechanischen
                              									Wärmeäquivalents auf Grund von Bremsversuchen. Die Verluste bei Dampfturbinen rühren
                              									einerseits her von den Strömungswiderständen und Störungen beim Durchgang durch die
                              									Schaufeln und andererseits von der Rad- und Wellenreibung und der Undichtigkeit
                              									infolge der notwendigen Spielräume. Die ersteren stellen die hauptsächlichsten
                              									Verluste dar und drücken sich in einer Abnahme der relativen Dampfgeschwindigkeit
                              									beim Durchgang durch die Schaufeln aus. Diese Abnahme der Geschwindigkeit, der
                              									Verlustkoeffizient, ist von Rateau an einem besonderen
                              									Versuchsapparat bestimmt worden, welcher die Anwendung verschieden gestalteter
                              									Schaufeln ermöglichte; es wurde bei diesen Versuchen der Druck, den ein Dampfstrahl
                              									auf die Schaufeln ausübte, mit Hilfe einer Wage bestimmt. Die Versuche wurden einmal
                              									mit, das andere Mal ohne zwischengeschaltetes Schaufelsegment durchgeführt. Der
                              									Unterschied der abgewogenen Schubkräfte in beiden Fällen ergibt offenbar die Größe
                              									des Verlustes in dem zwischengeschalteten Schaufelsegment d.h. den
                              									Verlustkoeffizient dieses Schaufelsegmentes. Je nach der Form, Größe und Teilung der
                              									Schaufelung schwankt der Koeffizient zwischen 0,65 und 0,80, während er für dieselbe
                              									Schaufel bei verschiedenen Dampfgeschwindigkeiten annähernd konstant bleibt und nur
                              									wenig mit der Geschwindigkeit zunimmt. Nach diesen Versuchen muß man bei
                              									Aktions-Turbinen im allgemeinen mit einem Geschwindigkeitsverlust von 20 bis 25 v.
                              									H. rechnen; nur bei sorgfältig ausgeführten Schaufeln wird der Verlust etwas
                              									geringer sein, aber auch nur für den Anfang, solange die Schaufeln noch unversehrt
                              									und durch die Wasserteilchen im Dampf noch nicht rauh geworden sind.
                           Der Wirkungsgrad der Strömung durch die Räder einer Turbine läßt sich nun mit Hilfe
                              									bekannter Verlustkoeffizienten an Hand des Geschwindigkeitsplanes für die Schaufeln
                              									bestimmen. Es ist bei mehrkränzigen Turbinen zu berücksichtigen, ob die
                              									Austrittsgeschwindigkeit aus den Schaufeln im nächsten Rad ausgenutzt wird oder
                              									nicht. Man erhält so den inneren Wirkungsgrad der Turbine und hat noch die äußeren
                              									Verluste zu bestimmen, um den tatsächlichen Wirkungsgrad der Maschine kennen zu
                              									lernen. Die Radreibungsverluste setzt Rateau = C . γ . R5
                              									n3, worin C ein Koeffizient ist, abhängig von der
                              									Oberflächenbeschaffenheit des Rades, von der Höhe und Stellung der Laufschaufeln und
                              									von der Form des Gehäuses, welches das Rad umschließt, γ das spez. Gewicht des Dampfes im Gehäuse in kg/cbm, R den
                              									Radhalbmesser in m und n
                              									die Umdrehungen des Rades i. d. Sekunde bedeutet. Die Lässigkeitsverluste durch die
                              									Spielräume zwischen feststehenden und rotierenden Teilen können nicht genau
                              									angegeben werden, weil sie zu sehr von der Ausführung abhängig sind. Die Verluste in
                              									den Wellenlagern können nach Formeln annähernd berechnet werden; sie sind übrigens
                              									ziemlich gering.
                           Die Zulässigkeit des Verfahrens, die Turbinenberechnung auf Grund eines bekannten
                              									Verlustkoeffizenten durchzuführen, bestätigte sich bei einem Versuch an einer 800 PS
                              									Abdampfturbine, die so eingerichtet war, daß bei fehlendem oder nicht genügendem
                              									Abdampf auch Frischdampf zugeführt werden konnte. Mit Rücksicht darauf bestand die
                              									Turbine aus zwei Rädergruppen. Eine Gruppe von vier Rädern verarbeitete den Abdampf
                              									in vier reinen Druckstufen. Im gleichen Gehäuse ist die zweite Gruppe von drei
                              									Rädern auf derselben Welle für die Ausnutzung von Frischdampf untergebracht. Nachdem
                              									der Frischdampf in diesen Rädern gearbeitet hat, mischt er sich mit dem Abdampf und
                              									beaufschlagt mit diesem die Niederdruckgruppe. Wenn die Turbine nur mit Abdampf
                              									arbeitet, laufen die drei Räder der Hochdruckgruppe leer mit. Das Zuströmen von
                              									Frischdampf wird im Bedarfsfalle selbsttätig durch einen eigenartigen
                              									Regulierapparat bewirkt. Die Schaufeln der einzelnen Räder sind genau nach dem
                              									Geschwindigkeitsplan hergestellt. Nach der Berechnung sollte die Turbine bei einer
                              									Leistung an der Welle von 800 PS, bei 3800–4000 Umdreh./Min, bei einer abs.
                              									Frischdampfspannung von 6,5 kg/qcm und einem Gegendruck von 0,1 kg/qcm 6,8 kg
                              									Dampf für die PS und Stunde verbrauchen, bei Abdampfbetrieb mit 1,0 kg/qcm
                              									Anfangsspannung 11,0 kg Dampf. Bei halber Leistung betragen die Zahlen 7,6 bezw.
                              									12,5 kg.
                           Die Messung der effektiven Turbinenleistung erfolgte mit Hilfe einer
                              									hydraulischen Bremse. Mit der Turbinenwelle war direkt eine doppelseitige
                              									Zentrifugalpumpe halb elastisch gekuppelt, welche so eingerichtet war, daß das
                              									Wasser aus der Druckleitung immer wieder dem Saugraum der Pumpe zugeführt wurde.
                              									Durch zwischengeschaltete Schieber konnte der Widerstand und damit die Pumpenarbeit
                              									beliebig verändert werden. Damit das Betriebswasser nicht zu heiß wurde, lief
                              									fortwährend eine kleine Menge Frischwasser zu. Das Gehäuse der Pumpe, in welchem das
                              									Schleuderrad läuft, ist drehbar und in Kugellagern gegenüber den feststehenden
                              									Teilen gestützt. Der Widerstand kann so mit Hilfe eines Hebelarmes, der am drehbaren
                              									Gehäuse befestigt ist, wie beim Pronyschen Zaum auf
                              									eine Wage übertragen und gemessen werden; daraus ergibt sich, wenn noch die Reibung
                              									in den Stopfbüchsen, welche die Welle gegen das drehbare Gehäuse abdichtet, in
                              									Rechnung gezogen wird, die Leistung bei einer bestimmten Umdrehungszahl in einfacher
                              									Weise. Der Dampfverbrauch der Turbine wurde durch Messung des niedergeschlagenen
                              									Abdampfes bestimmt. Die gewonnenen Resultate sind nachstehend zusammengestellt.
                           Die mittlere Umlaufzahl betrug bei allen Belastungen ∾ 4050 i. d. Min. Der Dampf
                              									besaß bei den Hochdruckversuchen etwa 2 v. H. Feuchtigkeit, bei den
                              									Niederdruckversuchen war er infolge der Drosselung ein wenig überhitzt.
                           
                              
                                 
                                 Betrieb mitHochdruck
                                 Betrieb mitNiederdruck
                                 
                              
                                 Dampfdruck b. Hochdruck-  eintritt              kg/qcm
                                    											abs.
                                 3,25
                                 4,71
                                 6,42
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Dampfdruck b. Niederdruck-  eintritt              kg/qcm
                                    											abs.
                                 0,29
                                 0,40
                                 0,54
                                 0,66
                                 1,10
                                 
                              
                                 Dampfdruck beim Aus-  puff                  kg/qcm
                                    											abs.
                                 0,086
                                 0,076
                                 0,088
                                 0,116
                                 0,175
                                 
                              
                                 Leistung in PS
                                 326,1
                                 563,8
                                 809,3
                                 407,5
                                 706,8
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch in.   kg/Std.
                                 2511,8
                                 4048,2
                                 5434,3
                                 5801,7
                                 9381,5
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch in                     kg f. d. PS/Std.
                                 7,7
                                 7,2
                                 6,7
                                 14,2
                                 13,3
                                 
                              
                           Das Resultat stimmt mit der Berechnung des Dampfverbrauches und des Wirkungsgrades,
                              									welcher der Konstruktion der Turbine zu Grunde gelegt war, ziemlich gut überein (bis
                              									auf 2 v. H.), bei voller Belastung war die Uebereinstimmung sehr groß. Das ist
                              									beachtenswert in Anbetracht des Umstandes, daß die nach dem eingangs erwähnten
                              									Rechnungsverfahren berechnete Turbine eine Neukonstuktion darstellte, die von den
                              									früheren Ausführungen erheblich abwich.
                           Die oben beschriebene Bremse wurde auch noch zur Bestimmung des mechanischen
                              									Wärmeäquivalents benutzt, indem die Menge und Temperatur des Bremswassers genau
                              									gemessen wurde. Es ergaben die einzelnen Messungen bei den verschiedenen Belastungen
                              									zwar nicht unbedeutende Unterschiede, der Mittelwert aus der großen Zahl von
                              									Messungen kommt aber dem heute nach den neuesten Messungen der Physiker als sicher
                              									geltenden Wert 427 bei 15° C bis auf weniger als 1/1000 nahe. (Rateau) [Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenmessen 1909, Heft 32, 34 und
                              									35.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Quecksilber-Amperemeter.
                           Die Leads- und Northrup Company baut ein
                              									Normalinstrument für große Ströme, welches sowohl für Wechselstrom als auch für
                              									Gleichstrom verwendbar ist, und in erster Linie zur Eichung von
                              									Schalttafelinstrumenten und zur Bestimmung des Uebersetzungsverhältnisses von
                              									Serientransformatoren benutzt werden soll. Bei dem vorliegenden Instrument erstreckt
                              									sich die Skala von 200 bis 500 Amp. und ist etwa 600 mm lang. Sie ist quadratisch und die
                              									Genauigkeit einer Ablesung beträgt im Mittel 0,2 v. H.; drei Viertel der Skala
                              									ergeben eine Genauigkeit von 0,1 v. H. Geringe Temperaturänderungen beeinflussen die
                              									Ergebnisse nicht. Die Prüfung erfolgte bei Gleichstrom mittels eines Potentiometers,
                              									bei Wechselstrom mittels der Kelvinschen Wage. Das
                              									Instrument wurde besonders daraufhin untersucht, ob starke Ströme in benachbarten
                              									Leitern seine Angaben beeinflussen. Hierbei ergab ein unmittelbar unter der
                              									Grundplatte des Instrumentes angebrachter Leiter, der einen 2000 Amp. starken Strom
                              									führte, eine Aenderung des Ausschlages um 0,3 v. H. Wurde die Entfernung zwischen
                              									Leiter und Instrument vergrößert, so sank der Einfluß rasch.
                           Die Wirkungsweise des Instrumentes beruht darauf, daß Leiter, die von gleichen
                              									Strömen durchflössen werden, sich anziehen und das Bestreben haben, sich einander zu
                              									nähern. Als Leiter wird in dem Instrument Quecksilber verwendet, welches sich in
                              									zwei nebeneinanderliegenden Reihen von scheibenförmigen untereinander angeordneten
                              									Hohlräumen befindet. Die Hohlräume stehen miteinander durch Bohrungen in
                              									Verbindung, die jeweilig von dem Umfange der einen Scheibe zur Mitte der nächsten
                              									Scheibe führen. Der Hohlraum über der letzten Quecksilberscheibe ist mit einer
                              									gefärbten Flüssigkeit gefüllt, die je nach der Stärke des durchfließenden Stromes
                              									unter verschiedenem Druck steht. Dieser Druck wird mittels eines an den Hohlraum
                              									anschließenden Standrohres an der Teilung abgelesen.
                           Die Richtung, in der der Strom das Amperemeter durchfließt, ist gleichgültig. Der
                              									Energieverbrauch des Instrumentes beträgt etwa 0,4 Watt für jeden Zentimeter Länge
                              									der Teilung. Letztere ist abhängig von der Anzahl und dem Durchmesser der Scheiben,
                              									von dem spezifischen Gewichte der als Indikator verwendeten Flüssigkeit und der
                              									Schwerkraft. Da ferner nur die Höhe der Flüssigkeit eine Wirkung ausübt, so sind
                              									Ungenauigkeiten in der Kalibrierung des Standrohres ohne jeden Belag. [Electrical
                              									Review und Western Electrician 1909, II, S. 128–129.]
                           
                              Pr.