| Titel: | Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung. | 
| Autor: | Wilh. Rehfus | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 241 | 
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                        Schraubengetriebe mit selbsttätiger
                           								Druckregulierung.
                        Von Dr. Wilh. Rehfus,
                           								Kiel.
                        (Fortsetzung von S. 227 d. Bd.)
                        Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung.
                        
                     
                        
                           II. Senksperrbremsen für
                                 										Motorenbetrieb.
                           
                              A. Die Westonbremse.
                              Im Kranbau ist eine Gruppe von Bremsen unter dem Namen Senksperrbremsen
                                 											bekannt,s. D. p. J. 1908,
                                       												S. 81. von welchen Fig. 3
                                 										eine typische Ausführungsform, die sogen. Weston-Bremse, zeigt, wie sie an elektrisch betriebenen Kranen eingeführt
                                 										und für viele andere, teils etwas abgeänderte, teils verbesserte Konstruktionen
                                 										als vorbildlich angesehen worden ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 325, S. 241
                                 Fig. 3.
                                 
                              Die prinzipielle Uebereinstimmung ihrer einzelnen Teile mit denjenigen der
                                 										betrachteten Schraube gestattet, die bei den verschiedenen Voraussetzungen
                                 										gefundenen Resultate über das Verhalten der Schraube ohne Aenderung auch auf die
                                 										Bremse zu übertragen.
                              
                                 a) Konstruktion and
                                       												Wirkungsweise der Westonbremse.
                                 Die Bremse besteht aus den beiden Klemmscheiben b und d (Fig. 3), wovon die erstere vom Motor, die letztere von der Last
                                    											beeinflußt wird. Die Scheibe b sitzt auf der
                                    											Welle a unbeweglich fest, während d mutterartig durch ein steilgängiges Gewinde
                                    											auf der Welle a leicht drehbar gehalten ist.
                                    											Zwischen beiden ist die Sperrscheibe c lose
                                    											gelagert. Die mit der Welle starr verbundene Scheibe b entspricht in ihrer Funktion dem Kopf der im Eingang
                                    											beschriebenen Maschinenschraube und soll daher mit „Kopfscheibe“
                                    											bezeichnet sein, zum Unterschied von der Scheibe d, welche analog „Mutterscheibe“ heißen soll. Beim
                                    											Aufwinden der Last dreht zunächst der Motor die Welle a und mit ihr die Kopfscheibe b, nähert dadurch diese der vorläufig noch
                                    											stillstehenden Mutterscheibe d, bis die
                                    											Sperrscheibe c zwischen beiden festgeklemmt ist
                                    											und diese dann, samt der Mutterscheibe, mitgenommen wird.
                                 Die Bremse schließt sich also beim Aufwinden der Last zu einer starren
                                    											Kupplung, ohne daß ihre Wirkung von der Größe des Reibungsschlusses abhängig
                                    											ist. Beim Abstellen des Motors wird im ersten Moment der von der Last
                                    											verursachten Rückwärtsbewegung des Triebwerkes die Sperrscheibe c von einer Klinke festgehalten. Zwischen
                                    											dieser jetzt feststehenden Sperrscheibe und den auf ihren beiden Seiten
                                    											angedrückten Bremsscheiben, welche sich unter dem Einfluß der schwebenden
                                    											Last rückwärts zu drehen suchen, entsteht ein Reibungsmoment, das ein
                                    											weiteres Sinken der Last verhindert.
                                 Damit die Last auch wirklich in der Schwebe bleibt, müssen die Abmessungen so
                                    											gewählt sein, daß die Bremse selbstsperrend ist, daß sie also die auf Seite
                                    											227 angegebenen Bedingungen erfüllt. Zum Senken der Last muß dann der Motor
                                    											ein Moment ausüben, welches ebenso groß ist, wie das Kopfmoment M5 auf Seite
                                    											226. Es ist positiv, weil die Bremse selbstsperrend ist, hat also denselben
                                    											Drehsinn wie das Lastmoment (identisch mit dem früheren Muttermoment M1) und besitzt eine Größe von
                                 
                                    M_5=M_1\,\frac{k-s}{m+s}.
                                    
                                 Gleich bei Beginn der Abwärtsbewegung dreht der Motor mit dem Moment M5 die Welle
                                    												a und die mit ihr gekuppelte Kopfscheibe
                                    												b, während die Mutterscheibe d anfangs noch stehen bleibt, vergrößert durch
                                    											diese relative Drehung die Entfernung von Kopf- und Mutterscheibe und lüftet
                                    											dadurch die Bremse. Infolgedessen setzt sich die Last in Bewegung und
                                    											beschleunigt die mit dem Triebwerk in Verbindung stehende Mutterscheibe d, bis sie die vorausgeeilte, vom Motor bewegte
                                    											Kopfscheibe b wieder eingeholt hat. Während des
                                    											Einholens nähern sich die Scheiben, legen sich wieder an die feststehende
                                    											Sperrscheibe c, üben einen Druck auf sie aus
                                    											und erzeugen eine Bremskraft, welche solange zunimmt, bis diese genügt, das
                                    											Lastmoment wieder im Gleichgewicht zu halten.
                                 Der Einfluß der Massenwirkung auf die Wirkungsweise der Bremse sei
                                    											einstweilen außer Betracht gelassen.
                                 In der beschriebenen Weise bringt sich die sinkende Last, in ihrem Bestreben,
                                    											dem Motor vorzueilen, selbsttätig wieder unter die Gewalt der Sperrbremse,
                                    											indem sie den Druck der Bremsscheiben und damit ihre Bremskraft selbsttätig
                                    											reguliert, und erhält eine Senkgeschwindigkeit, welche immer von der
                                    											Umdrehungszahl des Motors zwangläufig abhängig bleibt.
                                 Hiernach erscheint die Bremse allen an eine gute Senksperrbremse zu
                                    											stellenden Anforderungen zu entsprechen. Diese Annahme trifft jedoch in
                                    											Wirklichkeit nur in beschränktem Maße zu, was aus den folgenden
                                    											Erläuterungen hervorgeht.
                                 
                                 Eine eingehenee Beschreibung dieser Bremsen ist nur in dem Werk von Ernst„Die Hebezeuge“ und in der „Z. d. V. d. J.“ Jahrgang 1901, in
                                    											einer „Kritik der neueren Senksperrbremsen für Krane“, eine
                                    											Abhandlung desselben Verfassers, vorhanden.
                                 Die dort gemachten Angaben weichen jedoch in einigen Punkten von den hier
                                    											gefundenen Ergebnissen ab.
                                 
                              
                                 b) Bestimmung der günstigen
                                       												Abmessungen von Spindel- und Reibflächen, sowie Einfluß der Schwankungen
                                       												ihrer Reibungskoeffizienten.
                                 Von einer guten Senksperrbremse wird verlangt, daß sie einerseits stets
                                    											imstande ist, die Last in der Schwebe zu halten und andererseits beim Senken
                                    											der Last den Motor möglichst wenig belastet.
                                 Mit anderen Worten: das Kopfmoment soll immer positiv sein und dabei aber
                                    											stets einen sehr kleinen Wert besitzen, welcher auch von etwaigen
                                    											Schwankungen der Reibungskoeffizienten möglichst wenig beeinflußt wird.
                                 Um darüber Aufschluß zu erhalten, wie weit es möglich ist, diesen
                                    											Anforderungen nachzukommen, wurden in der Hauptgleichung:
                                 
                                    \frac{M_5}{M_1}=\frac{\mu_4\,(R_4+r_4)-d\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}{\mu_2\,(R_2+r_2)+d\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}=\frac{k-s}{m+s}
                                    
                                 die einzelnen Glieder nacheinander als veränderlich
                                    											betrachtet und die entsprechende Werte von
                                    												\frac{M_5}{M_1} in Kurven aufgetragen.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 325, S. 242
                                    Fig. 4.
                                    
                                 1. α + ρ veränderlich.
                                 In Fig. 4 sind in der Richtung der
                                    											Abszissenachse die Werte von α + ρ und in der
                                    											Richtung der Ordinatenachse die dazugehörigen Werte
                                    												\frac{M_5}{M_1} abgetragen.
                                 Es liegt daher über der Abszissenachse das Gebiet der selbsttätigen Sperrung,
                                    											auf der Achse selbst die Fälle des Gleichgewichtszustandes und unter der
                                    											Achse das Gebiet der nicht selbsttätigen Sperrung.
                                 Der Berechnung der Kurven wurde die Annahme zu Grund gelegt, daß
                                 
                                    
                                       R2 =
                                       R4 =
                                       18 cm,
                                       
                                    
                                       r2 =
                                       r4 =
                                         6  „
                                       
                                    
                                       μ2 =
                                       μ4 =
                                       0,15 cm,
                                       
                                    
                                       also m =
                                       k =
                                       3,6    „
                                       
                                    
                                       
                                       d =
                                       6 cm,
                                       
                                    
                                       
                                       d =
                                       8   „
                                       
                                    
                                       und
                                       d =
                                       10 „
                                       
                                    
                                 Die Kurven in Fig. 4 für m = k zeigen durch
                                    											ihre steile Lage, in welch hohem Maße eine Aenderung von α + ρ die Größe von M5 beeinflußt und besonders in dem
                                    											Gebiet, welches hier in Betracht kommt, nämlich über der Abszissenachse,
                                    											also im Gebiet der Selbstsperrung.
                                 Wenn bei einer bestimmten Konstruktion der Bremse Schwierigkeiten zu erwarten
                                    											sind, die Schwankungen von ρ in kleinen Grenzen
                                    											zu halten, so ist hiernach zu empfehlen, M5 aus Sicherheitsgründen größer zu wählen,
                                    											als es sonst zweckmäßig sein würde.
                                 2. d veränderlich.
                                 In derselben Fig. 4 sind die Werte von
                                    												\frac{M_5}{M_1} für drei verschiedene Durchmesser der
                                    											Spindel:
                                 d = 6 cm, d = 8 cm und d =
                                    											10 cm
                                 aufgetragen, um zu zeigen, daß bei einem kleineren d die Bremse mit einem steileren Gewinde das
                                    											Gebiet der Selbsthemmung verläßt und daß ferner, wegen der geringeren
                                    											Neigung der Kurve über der Nullinie, M5 gegen eine eventuelle Schwankung von ρ weniger empfindlich ist, als bei einem großen
                                    												d. Aus beiden Gründen verdient daher ein
                                    											kleiner Durchmesser den Vorzug, zumal bei dem steileren Gewinde auch die
                                    											Gewindepressung beim Aufwinden der Last kleiner ist.
                                 3. m veränderlich.
                                 Weiter können der Reibungskoeffizient μ2 und die Radien R2 und r2 der Mutterscheibe d (Fig. 3) als
                                    											veränderlich betrachtet werden.
                                 In der Hauptgleichung erscheinen μ2 und R2 + r2 als Faktoren, welche das Produkt m = μ2 (R2
                                    											+ r2) bilden. Der Einfluß jeder dieser Faktoren auf
                                    											die Größe von \frac{M_5}{M_1} ist daher gleichartig,
                                    											weshalb von der Aufstellung ihrer Kurven abgesehen und nur diejenige für das
                                    											ganze Produkt (in Fig. 5) eingezeichnet
                                    											worden ist.
                                 Die Berechnung der Kurven Ia, Ib und Ic ist mit der Annahme durchgeführt, daß
                                 μ4 = 0,15, R4 = 18 cm und r4 = 6 cm,
                                 also k1
                                    											= μ4 (R4 + r4) = 3,6
                                 (k1 ist ein bestimmter, konstanter Wert von
                                    												k),
                                 
                                    
                                       ferner d
                                       = 8 cm,
                                       
                                       
                                       
                                       
                                    
                                       und α + ρ
                                       = 10°
                                       entsprechend
                                       Kurve
                                       
                                          I
                                          a
                                          
                                       
                                    
                                       
                                          α + ρ
                                          
                                       = 20°
                                       „
                                       „
                                       
                                          I
                                          b
                                          
                                       
                                    
                                       
                                          α + ρ
                                          
                                       = 30°
                                       „
                                       „
                                       
                                          I
                                          c
                                          
                                       
                                    
                                 um gleichzeitig den Einfluß einer Aenderung von α + ρ zu zeigen.
                                 Die Kurven beginnen an der Ordinatenachse, wo m
                                    											= 0, in verschiedenen Entfernungen vom Nullpunkt und nähern sich
                                    											asymptotisch der Abszissenachse.
                                 Der Umstand, daß die Kurven auf ein und derselben Seite der Abszissenachse
                                    											bleiben, ist hier von besonderer Bedeutung, weil daraus hervorgeht, daß man
                                    											durch Aenderung von m niemals einen Uebergang
                                    											der Bremse aus dem Gebiet der Selbstsperrung in das Gebiet der
                                    											Nichtselbstsperrung erreichen kann. Wenn die Bremse einmal selbstsperrend,
                                    											oder wie bei Kurve Ic, nicht selbstsperrend
                                    											gebaut ist, wird sie diese Eigenschaft stets behalten, ganz unabhängig von
                                    											der Größe von m.
                                 Dieses Ergebnis steht nicht im Einklang mit den Angaben von Ernst in seinen „Hebezeugen“, 4. Aufl.,
                                    											Bd. I, wo auf Seite 284 die Formel 270 a als zweite Bedingung der
                                    											Selbstsperrung
                                 
                                    μ
                                    2
                                    (R
                                    2
                                    + r
                                    2
                                    ) > d . tg (α + ρ)
                                    
                                 angegeben ist, welche gleichzeitig mit der ersten
                                    											Bedingung
                                 μ4(R4+ r4) ≧ d . tg (α + ρ)
                                 (Formel 270 in den „Hebezeugen“) zu erfüllen
                                    											sei.
                                 Die Kurven Ia
                                    											und Ib in Fig. 5 zeigen jedoch, daß die Selbstsperrung
                                    											auch bestehen bleibt, ja sogar am größten wird, wenn m = 0 ist, wodurch die zweite von Ernst aufgestellte Bedingung hinfällig wird.
                                 Beim Vergleich der Formeln ist zu beachten, daß Ernst die Buchstaben M1, μ1, R1 und r1 benutzt hat an Stelle der hier gewählten
                                    												M4, μ4, R4 und r4.
                                 Eine Zunahme von m hat also bei konstantem M1 eine Abnahme
                                    											von M5
                                    											zur Folge, wobei M5 stets sein Vorzeichen behält,
                                    											oder mit anderen Worten: Eine Vergrößerung von m verkleinert die Senkarbeit des Motors, ohne die Sicherheit,
                                    											womit die Bremse die Last in der Schwebe hält, zu beeinträchtigen.
                                 Es ist daher bei der Konstruktion einer Bremse danach zu streben, die Radien
                                    											der Mutterscheibe so groß als möglich auszuführen und ferner beim Betrieb
                                    											der Bremse die Reibfläche der Mutterscheibe möglichst wenig zu schmieren,
                                    											damit der Reibungskoeffizient einen hohen Wert annimmt.
                                 Ernst behält in den „Hebezeugen“ auf
                                    											Seite 297 Punkt 2 der Kritik über die Bremsen das reichliche Schmieren
                                    											dieser Reibfläche für richtig, welche Ansicht aber durch die Kurven Ia und Ib widerlegt
                                    											sein dürfte.
                                 4. k veränderlich.
                                 Wesentlich anders liegen die Verhältnisse, wenn k als veränderlich betrachtet wird. Die Hauptgleichung geht dann
                                    											in die Gleichung einer Geraden über und liefert die in Fig. 5 eingezeichneten Geraden IIa, IIb und IIc unter der
                                    											Annahme, daß, analog dem vorhergehenden Fall,
                                 
                                    
                                       IIa
                                          													dem Wert
                                       α + ρ
                                       = 10°,
                                       
                                    
                                       
                                          II
                                          b
                                          
                                       „
                                       = 20°,
                                       
                                    
                                       IIc.
                                       „
                                       = 30° entspricht,
                                       
                                    
                                 und daß ferner
                                 
                                    
                                       
                                          d
                                          
                                       = 8 cm,
                                       
                                    
                                       
                                          μ
                                          2
                                          
                                       = 0,15 cm,
                                       
                                    
                                       
                                          R
                                          2
                                          
                                       = 18 cm
                                       
                                    
                                       und r2
                                       = 6 cm,
                                       
                                    
                                 also M1
                                    											= μ2
                                    											(R2 + r2)
                                    											=3,6 ist.
                                 (M1 ist ein
                                    											bestimmter konstanter Wert von M.)
                                 Die drei Geraden haben einen gemeinsamen Schnittpunkt e, wo
                                 
                                    \frac{M_5}{M_1}=-1=\frac{k-s}{m_1+s},
                                    
                                 also k = – m1 ist, breiten
                                    											sich von diesem Punkt strahlenförmig aus und schneiden die Ordinatenachse in
                                    											den Punkten a1,
                                    												b1 und c1, und die
                                    											Abszissenachse in den Punkten a, b und c. Für die Beurteilung der Bremse kommen die
                                    											Geraden erst von den Schnittpunkten a1, b1, c1 an in Betracht, weil k nur einen positiven Wert besitzen kann.
                                 Die Punkte a, b, c geben den
                                    											Gleichgewichtszustand der Bremse, den Uebergang von der nichtselbsttätigen
                                    											zur selbsttätigen Sperrung an und sind, wie bekannt, durch die
                                    											Voraussetzung
                                 k = s oder μ4 (R4 + r4) = d . tg (α + ρ)
                                 bestimmt.
                                 Die Frage, wann die Bremse die Eigenschaft der selbsttätigen Sperrung
                                    											verliert, wird also allein durch die Größe der zuletzt genannten Glieder
                                    											entschieden und die übrigen Werte μ2, R2 und r2 haben nicht den geringsten Einfluß auf die
                                    											Lage der Punkte a, b, c, sondern sind nur
                                    											maßgebend für die Form und Richtung ihrer Kurven über und unter der
                                    											Abszissenachse.
                                 Die Schnittpunkte a2, b2, c2 der
                                    											Geraden II mit den Kurven I entstehen naturgemäß, wenn k = k1 wird.
                                 Die steile Lage der Geraden II zeigt die hohe
                                    											Empfindlichkeit der Bremse gegenüber einer Aenderung von k, oder, wenn die Bremse ausgeführt, also R4 + r4 konstant
                                    											ist, gegenüber einer Schwankung von μ4.
                                 Diese nachteilige Eigenschaft kann die ganze Brauchbarkeit der Bremse in
                                    											Frage stellen; denn werden die Verhältnisse derart gewählt, daß M5 möglichst
                                    											klein bleibt, so kann schon bei einer geringen Abnahme von μ4 die Bremse
                                    											die Eigenschaft der selbsttätigen Sperrung verlieren und dann nicht mehr
                                    											imstande sein, die Last in der Schwebe zu halten. Wählt man andererseits
                                    											solche Abmessungen, welche eine Veränderlichkeit von μ4 in möglichst weiten Grenzen
                                    											zulassen, ohne sich dem Schnittpunkt mit der Abszissenachse erheblich zu
                                    											nähern, so wird leicht der Motor beim Senken der Last unzulässig hoch
                                    											belastet.
                                 Dieser Mißstand, welcher die Möglichkeit, eine brauchbare Bremse zu
                                    											konstruieren, nach zwei entgegengesetzten Richtungen sehr enge Grenzen
                                    											setzt, kann durch ein einfaches Hilfsmittel beseitigt werden, und dieses
                                    											besteht darin, daß m vielfach größer als m1 ausgeführt
                                    											wird.
                                 Wie schon erwähnt, ist in Fig. 5
                                 E f = k = m1.
                                 Wenn nun die Bremsflächen so geändert werden, daß das neue m1, welches mit
                                    												m bezeichnet werden mag, z.B. xmal größer
                                    											ist, als es vorher war, daß also
                                 m = x
                                       												. m1,
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 325, S. 243
                                    Fig. 5.
                                    
                                 so muß auch der neue Schnittpunkt e' eine xmal größere Entfernung von f haben, als der frühere Schnittpunkt e; denn für die neuen Geraden II' ist
                                 e'f = k = – m = – x . m1
                                    											= – x (e f),
                                 die anderen Schnittpunkte a,
                                       												b, c der Geraden II' mit der
                                    											Abszissenachse bleiben unverändert, weil ihre Entfernung vom Nullpunkt k = s und ihre Lage daher nicht von der Größe
                                    											von m abhängig ist.
                                 Hieraus folgt, wie aus Fig. 5 leicht zu
                                    											erkennen ist, daß die Geraden II' umsomehr
                                    											gegen die Abszissenachse geneigt sein werden, je weiter sich ihr
                                    											Schnittpunkt e' von der Ordinatenachse
                                    											entfernt, also je größer m gewählt wird.
                                 Wegen der flacheren Neigung der Geraden II' wird
                                    											bei gleicher Sperrsicherheit die Senkarbeit des Motors und der Einfluß einer
                                    											eventuellen Schwankung von k resp. von μ4 auf die
                                    											Größe der Senkarbeit geringer sein.
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 325, S. 244
                                    Fig. 6.
                                    
                                 Unter diesen Umständen kann k ziemlich viel
                                    											größer gewählt werden als s, ohne daß die
                                    											Bremse den Motor beim Niedergang der Last zu stark belastet und den Verlust
                                    											der Selbstsperrung befürchten läßt, wenn etwa μ4 bedeutend kleiner wird oder
                                    											auch ρ infolge von vernachlässigtem Schmieren
                                    											der Gewindegänge zunimmt.
                                 Eine Kurve für \frac{M_5}{M_1} in Abhängigkeit von (α + ρ) wird sich
                                    											ebenfalls umsomehr nach der Abszissenachse neigen, je größer m gegenüber k
                                    											gewählt wird. Die in Fig. 4 eingezeichnete
                                    											Kurve für d = 8 cm und m = 20 k gibt ein Beispiel
                                    											hierzu.
                                 Läßt man in Fig. 5 außer k und m auch s sich willkürlich ändern, so erhält man eine
                                    											graphische Darstellung der Hauptgleichung (vergl. Fig. 6). Sie gibt ein übersichtliches Bild von der Abhängigkeit
                                    											der einzelnen Glieder unter sich und bietet ein einfaches Mittel, sich ein
                                    											Urteil über die Sperrsicherheit irgend einer Senksperrbremse zu bilden.
                                 Zu diesem Zweck rechnet man zunächst die Werte k, m,
                                       												s der zu untersuchenden Bremse aus, trägt in einem Koordinatenkreuz
                                    											auf der Abszissenachse nach rechts s, auf einer
                                    											beliebigen Parallelen unter ihr nach links m ab
                                    											und legt durch die Endpunkte der Strecken s und
                                    												m eine Gerade. Die Ordinate desjenigen
                                    											Punktes dieser Geraden, welcher eine Abszisse von der Größe k hat, stellt dann den Wert von
                                    												\frac{M_5}{M_1} dar. Die Einheit des Maßstabes für
                                    											die Strecke \frac{M_5}{M_1} ist der angenommene Abstand
                                    											der Abszissenachse von der Parallelen, auf welcher m abgetragen wurde.
                                 Eine Aenderung von m, k und s entsprechend den möglichen Schwankungen ihrer
                                    											Reibungskoeffizienten, läßt dann die Veränderlichkeit von
                                    												\frac{M_5}{M_1} und damit die Sicherheit der
                                    											Selbstsperrung erkennen.
                                 5. \frac{m}{k} veränderlich.
                                 Um noch einen Anhaltspunkt für die Bestimmung der zweckmäßigsten Größe
                                    											von m zu geben, sind in Fig. 7 Kurven eingezeichnet, welche die
                                    											Abhängigkeit von \frac{M_5}{M_1} gegenüber dem Verhältnis
                                    												\frac{m}{k} zeigen.
                                 Die drei Kurven für α + ρ = 10°, 20° und 30° beginnen an der Ordinatenachse, fallen steil
                                    											nach der Abszissenachse ab und nähern sich in ihrem weiteren Verlauf dieser
                                    											Achse asymptotisch.
                                 Aus ihrer Form ist zu sehen, daß \frac{M_5}{M_1} sich nur
                                    											noch wenig ändert, wenn m etwa 15 bis 20 mal
                                    											größer als k, also
                                    												\frac{m}{k}= 15 bis 20 geworden ist. Es ist deshalb
                                    											auch vollständig zwecklos, bei der Konstruktion der Bremse eine etwa
                                    											derartige Grenze zu überschreiten.
                                 Die konstruktiven Schwierigkeiten, welche sich bei der Ausführung der wegen
                                    											des großen m auch außergewöhnlich großen
                                    											Mutterscheibe entgegenstellen, können leicht umgangen werden.
                                 Nach Formel 4 auf Seite 226 ist
                                 
                                    M_2=N\,\frac{m}{2}
                                    
                                 oder
                                 
                                    m=\frac{M_2}{\frac{1}{2}\,N}.
                                    
                                 
                                    
                                    Textabbildung Bd. 325, S. 244
                                    Fig. 7.
                                    
                                 Wie nun das Reibmoment M2 an der Mutterscheibe entsteht, hat auf die
                                    											bisherigen Betrachtungen, in welchen m vorkam,
                                    											keinen Einfluß, wenn nur die eine Bedingung erfüllt bleibt, daß M2 immer direkt
                                    											proportional dem Achsialdruck N ist. Statt
                                    											einer großen Reibfläche kann daher die Mutterscheibe z.B. auch mehrere
                                    											kleinere nebeneinander liegende Reibflächen, ähnlich einer Lamellenbremse,
                                    											besitzen oder auch von einem Bremsband wie die Bremsscheibe einer Bandbremse
                                    											umschlungen sein.
                                 Dasselbe gilt natürlich auch für k (vergl.
                                    											Formel 5), obgleich in den meisten Fällen wegen der geringen Größe von
                                 
                                    M_4=\frac{k}{\frac{1}{2}\,N}
                                    
                                 eine einfache Bremsfläche ausreicht.
                                 
                                 Das Verhältnis \frac{m}{k} aus Fig. 7 kann, wie aus dem vorhergehenden
                                    											folgt, auch ohne weiteres durch \frac{M_2}{M_4} ersetzt
                                    											werden; und außerdem kann die Hauptgleichung auch die Form
                                 
                                    
                                    \frac{M_5}{M_1}=\frac{\frac{M_4}{\frac{1}{2}\,M}-s}{\frac{M_4}{\frac{1}{2}\,M}+s}
                                    
                                 annehmen.
                                 
                                    
                                       (Fortsetzung folgt.)