| Titel: | Riemenscheiben mit gekrümmter Mantellinie. | 
| Autor: | Beckers | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 277 | 
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                        Riemenscheiben mit gekrümmter
                           								Mantellinie.
                        Von Ingenieur Beckers.
                        Riemenscheiben mit gekrümmter Mantellinie.
                        
                     
                        
                           Bei vielen Maschinen, in der Textilindustrie sind es unter anderen verschiedene
                              									Schermaschinensysteme, ist das Bedürfnis nach einem Zwischentrieb vorhanden, der so
                              									konstruiert sein soll, daß zwischen der Riemenverschiebung und dem dadurch erzielten
                              									Tourenunterschied Proportionalität herrscht.
                           Da jedoch in der Praxis über die Art der Kurve, nach welcher die Mantellinie jener
                              									Riemenscheiben konstruiert werden muß, noch vielfach Unklarheiten bestehen, so sei
                              									es gestattet hierauf näher einzugehen:
                           Die erste Bedingung ist natürlich die, daß der Riemen in jeder Lage die gleiche
                              									normale Spannung aufweist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 277
                              Fig. 1.
                              
                           Nimmt man also eine beliebige Riemenstellung s (Fig. 1) heraus, so muß, unter Annahme eines
                              									gekreuzten Riemens, bekanntlich (Hütte, I, S. 640) die Gleichung gelten:
                           L=\sim\,\pi\,(r_1+r_2)+2\,l+\frac{(r_1+r_2)^2}{l};
                           worin L die Riemenlänge bedeutet.
                              									Hieraus ergibt sich die zu erfüllende Bedingung:
                           r1 +
                              										r2
                              									=R1 + R2 = R3
                              									+ R4 usw.
                           Die Voraussetzung eines gekreuzten Riemens kann gemacht
                              									werden, da man ja den Zwischentrieb immer mit gekreuzten Riemen laufen lassen kann
                              									und nur bei der Anordnung des Hauptantriebriemens auf den Drehungssinn der
                              									Transmission zu achten braucht.
                           Als Erstes hat man also zu beachten, daß die Summe der zugehörigen
                              									Scheibendurchmesser konstant sein muß.
                           Angenommen der Riemen stehe in der äußersten Stellung links und Scheibe I mache eine Umdrehung, dann führt Scheibe II
                              									\frac{r_2}{r_1} Rotationen aus.
                           Steht der Riemen in der äußersten Lage rechts, so führt Scheibe II
                              									\frac{r_1}{r_2} Rotationen aus; mithin ist die Tourenzahl der
                              									getriebenen Scheibe innerhalb der Grenzen
                           n\,.\,\frac{r_1}{r_2} und
                              										n\,.\,\frac{r_2}{r_1}
                           regulierbar, wenn n die
                              									Tourenzahl der treibenden Scheibe bedeutet.
                           Der Ursprung des rechtwinkligen Koordinatensystems sei in O willkürlich angenommen.
                           Da nun Proportionalität zwischen der Riemenverschiebung und der dadurch erzielten
                              									Tourenänderung der getriebenen Scheibe herrschen soll, so ist folgende Betrachtung
                              									anzustellen:
                           Der ganzen Strecke h (Fig. 2) entspricht die Tourenänderung:
                           
                              n\,\left(\frac{r_1}{r_2}-\frac{r_2}{r_1}\right),
                              
                           der Teilstrecke x entspricht die
                              									Tourenänderung:
                           
                              \frac{x}{h}\,.\,n\,\left(\frac{r_1}{r_2}-\frac{r_2}{r_1}\right).
                              
                           Angenommen der Entfernung x entspräche der
                              									Scheibendurchmesser:
                           2 r2
                              									+ 2 y resp. 2 r1 – 2 y;
                           dann erhält man für diese Riemenstellung die Tourenzahl der
                              									getriebenen Scheibe, zu
                           n\,.\,\frac{2\,r_2+2\,y}{2\,r_1-2\,y}=n\,.\,\frac{r_2+y}{r_1-y};
                           mithin die Tourenänderung:
                           
                              n\,.\,\frac{r_1}{r_2}-n\,.\,\frac{r_2+y}{r_1-y}
                              
                           Diese beiden Ausdrücke für die Tourenänderung im Abstande x des Riemens von der äußersten Stellung rechts sind
                              									also gleichzusetzen. Mithin
                           \frac{x}{h}\,.\,\left(\frac{r_1}{r_2}-\frac{r_2}{r_1}-\frac{r_2+y}{r_1-y}\right);
                           woraus
                           
                              y=\frac{h\,.\,{r_1}^2-{r_1}^2\,.\,x+{r_2}^2\,.\,x-{r_2}^2\,.\,h}{r_2\,.\,r_1\,.\,h+{r_1}^2\,.\,h-{r_1}^2\,.\,x+{r_2}^2\,.\,x}\,.\,r_1
                              
                           oder
                           x . y .
                              										(r2 – r1) + y . (h . r1) + x (r12 – r1 . r2) + (r1 . r2 . h – r12 . h) = 0.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 277
                              Fig. 2.
                              
                           Das ist aber die Gleichung einer gleichseitigen Hyperbel,
                              									deren Asymptoten den Koordinatenachsen parallel sind und deren Mittelpunkt die
                              									Koordinaten \frac{h\,r_1}{r_2-r_1}\,.\,r_1 hat. Die
                              									Substitution
                           
                              x^1=x+\frac{h\,.\,r_1}{r_2-r_1},
                              
                           
                              y^1=y-r_1,
                              
                           
                           gibt der Gleichung die einfachere Form:
                           
                              x^1\,.\,y^1=\frac{r_1\,.\,r_2\,.\,h}{(r_1-r_2)}.
                              
                           Bezeichnet man die Tourenzahl der treibenden Scheibe mit n und nennt t den Unterschied zwischen der
                              									größten und der kleinsten Tourenzahl der getriebenen Scheibe, so ist
                           
                              t=n\,\left(\frac{r_1}{r_2}-\frac{r_2}{r_1}\right)
                              
                           und hieraus berechnet sich der Radius r2 aus
                           
                              r_2=\frac{r_1}{2\,.\,n}\,(-t+\sqrt{t^2+4\,n^2}).
                              
                           Soll z.B. die getriebene Scheibe maximal 300 Touren und minimal 33⅓ Touren machen, so
                              									ist
                           t = 300 – 33 ⅓ = 266 ⅔;
                           macht nun die treibende Scheibe 100 Touren und wird deren
                              									Radius r1 mit 300 mm
                              									angenommen, so wird
                           r2 ∾
                              									100 mm.
                           Nunmehr kann die Mantellinie, welche für beide Scheiben die gleiche ist, verzeichnet
                              									werden, nachdem man den Wert für h festgelegt hat. Die
                              									Breite h der Scheibe werde mit 1000 mm angenommen, dann
                              									wird
                           
                              \frac{r_1\,r_2\,h}{r_1-r_2}=150000,
                              
                           also die Gleichung der gleichseitigen Hyperbel:
                           
                              x^1=\frac{150000}{y^1}.
                              
                           
                              
                                 Für
                                 y1 = r2
                                 = 100
                                 wird
                                 x1 =
                                    											1500,
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    y
                                    1
                                    
                                 = 120
                                 „
                                 x1 =
                                    											1250,
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    y
                                    1
                                    = r
                                    1
                                    
                                 = 300
                                 „
                                 x1=   500.