| Titel: | Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der Zuckerindustrie im 1. Halbjahr 1909. | 
| Autor: | A. Stift | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 281 | 
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                        Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem
                           								Gebiete der Zuckerindustrie im 1. Halbjahr 1909.
                        Von k. k. landw. techn. Konsulent A.
                                 									Stift,
                           								Wien.
                        (Schluß von S. 268 d. Bd.)
                        Bemerkenswerte technische Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Zuckerindustrie usw.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 281
                              Fig. 11.
                              
                           Die Filtration der Säfte über Sand hat nach der Ansicht
                              									von MrasekOesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
                                       												Landwirtschaft 1909, 38. Jahrgang, S. 45. speziell im
                              									Raffineriebetriebe die ihr gebührende Würdigung bisher noch nicht gefunden. Die
                              									Zuckerraffinerie Pecek hat nach vorjähriger Erprobung
                              									in der Kampagne 1908/09 ihre ganze Saftfiltration nur über Sand betrieben und die
                              									alten Sackfilter vollständig beseitigt, wodurch nicht nur 60 v. H. an Arbeitslöhnen
                              									und die gesamte Ausgabe für Filtersäcke, Spagat, Packschnüren erspart, sondern auch
                              									reinere Säfte erhalten worden sind. Je nach ihrer Konstruktion kann man die
                              									Sandfilter in solche mit senkrechter Bewegung („Perfekt“, Wolfs Trommelfilter, Neumanns Oberflächenfilter usw.), und in solche mit wagerechter
                              									(seitlicher) Bewegung (Abraham, Standard, Säulenfilter
                              									usw.) einteilen. Die Wirkung dieser Filter ist naturgemäß nur eine rein mechanische,
                              									d.h. sie betrifft die Entfernung der schwebenden anorganischen und organischen
                              									Stoffe. Um ein vollständig reines Filtrat in genügender Menge zu erhalten, darf nur
                              									mit kleinstem Druck gearbeitet werden. Als Filtermaterial hat sich am besten reiner
                              									Quarzsand von 0,6 bis 2 mm gemischten Kornes erwiesen, der vorher sorgfältig
                              									gewaschen und nach dem Trocknen gesiebt werden muß. Hierauf wird das Material in
                              									einer Höhe von 30–35 cm und noch mehr in die Filter gefüllt. Mrasek beschreibt folgende Filter: 1. „Perfekt“
                              									(senkrechte Richtung), offen. 2. Trommelfilter (senkrechte Richtung), geschlossen.
                              									3. Säulenfilter (seitliche Richtung), geschlossen.
                           1. Der „Perfekt“-Säulenfilter (Fig. 11) ist ein viereckiges Gefäß a (1,2 × 0,8 × 1,0 m), in dessen unterem Teile sich
                              									zwei Reihen Siebrohre befinden, die zum Abfluß der filtrierten Flüssigkeit dienen.
                              									Das Gefäß wird mit einer Sandschichte von 55 cm Höhe gefüllt, und der
                              									Flüssigkeitsstand wird ungefähr 25 cm über der Sandschichte gehalten. Das Waschen
                              									des Sandes behufs Wiederinstandsetzens des Filters geschieht im Filter selbst mit
                              									heißem Wasser mittels zweier Sandinjektoren von 2–3 at Druck, der durch Höhenwirkung
                              									oder durch einen Dampfinjektor erzeugt wird. Das Gefäß endet unter den Abzugsröhren
                              									in zwei Konusse b, durch welche der Sand beim Oeffnen
                              									dort angebrachter Ventile in die Sandinjektoren gelangt und durch dieselben mittels
                              									zweier Steigrohre c, die außen um den Kasten
                              									herumgeführt sind, in diesen zurückgehoben wird. Es wird schon in den Rohren, weiter
                              									in dem Filtergefäß, in welchem der Sand fein verteilt zu Boden sinkt, die Reinigung
                              									bewirkt. Dieser Kreislauf wird so lange betrieben, bis sich das Waschwasser, das
                              									fortwährend mittels eines Heberrohres d abgezogen wird,
                              									vollständig klärt. Nach Schiffner ist die Leistung
                              									dieses Filters in 24 Stunden 600 hl.
                           2. Wolfs Trommelfilter besteht aus einer drehbaren
                              									Trommel (Fig. 12) mit zentraler Zuführung der Filter
                              									und der Waschflüssigkeit bei a, stellbarem Rohr mit
                              									Längsschlitz b zum Abfluß des Waschwassers und dem
                              									Sammel- und Abzugsrohr der filtrierten Flüssigkeit c.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 281
                              Fig. 12.
                              
                           3. Der Sandsäulenfilter nach Abraham (Fig. 13) besteht aus einem zylindrischen Filtermantel
                              										a mit konischem Boden und oberen Deckelverschluß.
                              									Im Konus befindet sich der Abflußstuzen b, auf dem ein
                              									Siebzylinder c aufgesetzt ist, der als Sammel- und
                              									Abflußraum der filtrierten Flüssigkeit dient; im tiefsten Punkte des Konuses
                              									befindet sich der Sandabfluß. Das Filtergefäß ist in seiner ganzen Höhe mit
                              									schüsselförmigen Gußeisenringen d angefüllt, die, in
                              									bestimmten Abständen gehalten, nur einen geringen Raum zwischen ihrem
                              									äußersten Rand und der Filterwand freilassen- Zur Füllung wird Sand von 0,6 bis 0,8
                              									mm Körnung genommen, der den durch den Siebzylinder c
                              									und Ring d gebildeten Raum vollständig ausfüllt. Das
                              									Filter wird bei e gefüllt, die Flüssigkeit steigt in
                              									den Außenraum und gelangt nach der Durchsickerung der Sandschichte in den Abflußraum
                              										c. Zum Zwecke des Waschens muß der Sand durch
                              									Auslasser an der tiefsten Stelle abgelassen werden. Was die Wahl des Filtersystems
                              									anbetrifft, so empfiehlt Mrasek auf Grund seiner
                              									Erfahrungen zur Filtration der Klären im Raffineriebetriebe die offenen Filter mit
                              									senkrechter Richtung. Die in der Raffinerie Pecek
                              									aufgestellten Filter gehören zu den letzterwähnten, sie sind, was Form des Gefäßes
                              									und Anordnung der Abflußröhren anbelangt, dem System „Perfekt“ ähnlich, nur
                              									läuft jede Röhre für sich offen und ist daher leicht zu kontrollieren. Der Sand wird
                              									im Filter mit heißem Wasser und Luft gewaschen eine Methode, die sich sehr gut
                              									bewährt hat. Der Sand in einer Korngröße von 0,8 bis 2 mm wird bis zu einer Höhe von
                              									ungefähr 40 cm über den Rohren gefüllt. Hierauf wird das Filter langsam mit Saft von
                              									60° Balling und der Temperatur von 85 bis 90° C bis
                              									ungefähr 30 cm über die Sandschichte gefüllt, der Saft einige Zeit ruhig stehen
                              									gelassen und dann werden die Hähne langsam geöffnet. Läßt die Leistung des Filters
                              									nach, d.h. wenn der Saft trübe zu laufen beginnt, so wird das Filter gewaschen. Dies
                              									geschieht in der Weise, daß der Saftzufluß abgestellt, der Saft bis in den Sand
                              									ablaufen gelassen wird, hierauf die Hähne geschlossen werden und der Sand einigemale
                              									mit heißem, reinem Wasser abgesüßt wird. Der Waschprozeß wird mit heißem
                              									Kondensationsfallwasser vorgenommen und ist in einer halben Stunde beendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 282
                              Fig. 13.
                              
                           Das Verfahren, Hutzucker auf ähnliche Weise wie Würfel
                              										aus Zuckermehl durch Pressen herzustellen, ist
                              									nicht neu, doch besitzen die auf diese Art hergestellten Brote die unangenehme
                              									Eigenschaft, im Kern bedeutend weicher als an der Oberfläche zu sein, und zwar aus
                              									dem Grunde, weil es mit den verwendeten Maschinen nicht möglich ist, die inneren
                              									Partien so stark zusamenzupressen, wie die äußeren. HartmannZentralblatt für
                                       												die Zuckerindustrie 1909, 17. Jahrgang S. 452. schlägt
                              									nun ein schichtenweises Pressen vor, in der Art, daß,
                              									um die Druckflächen beim Pressen zu vergrößern, die einzelnen Schichten nicht
                              									senkrecht zur Achse, sondern beinahe parallel zum Mantel zu legen wären. Es würde
                              									also das Füllen und Pressen nicht auf einmal, sondern in drei bis vier Partien mit
                              									verschiedenen Preßstempeln vorgenommen werden. Fig.
                                 										14 veranschaulicht die Form der Preßstempel und der gepreßten Mehlmasse.
                              									Die Mantelfläche der Preßstempel ist nicht ganz parallel der Hutform, sondern etwas
                              									schräg zu dieser zu wählen, so daß der senkrechte Abstand der beiden voneinander
                              									sich gegen die Basis verringert. Stempel d ist
                              									zylindrisch und preßt als letzter den ebenen Boden und den Kern. Um ein gutes Haften
                              									der einzelnen Schichten zu bewirken und dadurch eine eventuelle Trennung derselben
                              									beim Trocknen zu verhindern, kann man die drei kegelförmigen Preßstempel auch so
                              									gestalten, wie dies die Querschnitte in Fig. 15
                              									zeigen. In Fig. 16 ist eine Maschine schematisch
                              									skizziert, wie sie zur Vornahme der schichtenweisen Pressung von Broten verwendet
                              									werden kann. Auf der Grundplatte G stehen die Tragfüße
                              										T für den oberen Druckzylinder D. An der Unterseite trägt die Grundplatte den unteren
                              									Hubzylinder H, beide mit Stopfbüchsen, durch welche der
                              									Kolben K hindurchgeht. Auf dem Kolben sitzt, durch
                              									Schrauben befestigt, die Preßplatte P mit den vier
                              									Preßspindeln 1 bis 4. Die
                              									Führungsschienen F und die Führungen f verhindern ein Drehen des Kolbens mit der Preßplatte
                              									in den Stopfbüchsen. Auf der Grundplatte ruht ferner die kreisförmige Laufschiene
                              										S, deren mittlerer Durchmesser gleich ist der
                              									Entfernung der Mittelachsen von 1 und 3 oder 2 und 4. S ist mit vier Vertiefungen versehen, die sich genau
                              									unterhalb der vier Preßstempel befinden. Auf der Laufschiene und um das Lager C ist die Formplatte F0 drehbar, welche so wie Lager C in der Mitte eine Oeffnung für den Durchgang des
                              									Kolbens hat. An der Unterseite der Formplatte F0 sitzen die vier Formträger 1', 2' (nicht sichtbar), 3' und 4', die unten eine
                              									seichte Mulde haben, in welche die Laufschiene lose einpaßt. Diese Formträger sind
                              									an der Außenseite durchbrochen, um die eingesetzten Formen herausheben zu
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 282
                              Fig. 14.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 282
                              Fig. 15.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 282
                              Fig. 16.
                              
                           Sowohl in den Hub- als auch in den Druckzylinder mündet je ein
                              									Rohr für die Zuführung von Druckwasser und zur Ableitung von Wasser. Die Ventile V1 bis V4 dienen zum Ein- und
                              									Auslassen des Wasser. Die Arbeitsweise mit diesem Apparat wäre die folgende: Durch
                              									Oeffnen des Ventils V2
                              									läßt man Druckwasser in den Hubzylinder strömen, wodurch sich bei offenem Ventil V3 der Kolben mit der
                              									Preßplatte hebt. Die Formplatte steht mit ihren Formträgern in den Vertiefungen der
                              									Laufschiene. In die Formträger werden die Hutformen eingesetzt und in die Form 1' wird die nötige Menge feuchten Zuckermehls
                              									eingetragen. Ventil V2
                              									wurde unterdessen geschlossen, V4 und V1 werden langsam geöffnet, wodurch sich die
                              									Preßplatte senkt und der Preßstempel 1 den
                              									eingebrachten Zucker nach Fig. 14
                              									a zusammenpreßt. Man hebt nun die Preßplatte wieder wie
                              									in vorher beschriebener Weise, dreht die Formplatte soweit nach links, daß die Form
                              										1' außer dem Preßstempel 2 zu stehen kommt; Form 4' steht jetzt unter
                              										1 und in beide Formen wird wieder Zuckermehl
                              									eingetragen. Beim Herabsenken der Preßplatte wird die Masse in Form V durch Stempel 2 nach
                              										Fig. 14
                              									b gepreßt. Durch den gleichen Vorgang wird schließlich
                              									der Zucker in Form 1' durch den Stempel 4 nach Fig. 14
                              									d zum fertigen Hut gepreßt, wird mit der Form
                              									herausgehoben und eine leere Form wird eingesetzt. Nach dem nächsten Pressen ist die
                              									Form in Formträger 4' vollständig gefüllt usw. Nach
                              									jedesmaligem Heben der Preßplatte kann ein fertig gepreßtes Brot herausgehoben
                              									werden. Die herausgehobenen., gefüllten Brotformen werden nach vorsichtigem Stürzen
                              									abgehoben und die Brote werden wie bei den anderen Verfahren weiter behandelt. Will
                              									man keine komplizierte Maschine verwenden, um auf ähnliche Weise Brote zu pressen,
                              									so können auch die Druckstempel für sich allein wirkend oder durch eine
                              									gemeinschaftliche Welle betätigt, zur Aufstellung gelangen, und zwar unter jedem eine
                              									entsprechende Auflage für die Formen. Das Transportieren, Herausheben, Einsetzen und
                              									Füllen der Formen kann dann durch Menschenhand besorgt werden; ferner können auch
                              									auf Rädern und Schienen laufende Gestelle zur Aufstellung gelangen, die unter die
                              									Preßstempel gefahren werden. Das zur Verwendung kommende feuchte Mehl soll von
                              									gleichmäßiger Beschaffenheit sein. Die charakteristische Form des Hutzuckers hat
                              									sich so eingebürgert, daß sich viele Konsumenten nur schwer an andere Formen
                              									gewöhnen würden, obschon das Zerschlagen der Brote im Haushalte immer mit Verlusten
                              									verbunden ist. Eine praktische Form für den gepreßten Zucker wäre nach dem weiteren
                              									Vorschlage von Hartmann Scheiben oder rechteckige
                              									Platten von ungefähr 20 cm ⌀, resp. Seitenlänge und 4–5 cm Dicke, die durch
                              									Anwendung eines entsprechend geformten Preßstempels in einzelne Felder geteilt sind.
                              									Das Gefüge würde bei Anwendung auch nur eines Preßstempels ein genügend dichtes
                              									sein, ebenso auch wie die Zerkleinerung. In Pakete zu 8–12 Stück gepackt, könnten
                              									diese Platten dann in den Handel gebracht werden.
                           Die Bestimmung der Härte der Raffinade wird in Rußland
                              									in vielen Raffinerien ständig zu dem Zwecke ausgeführt, um dadurch nicht nur eine
                              									vollständige Gleichwertigkeit der Produkte, sondern auch eine genaue Beaufsichtigung
                              									und Richtigkeit der ganzen Arbeit zu erreichen. Unter der Härte der Raffinade
                              									versteht man ihre Eigenschaft, dem Zerdrücken und Zerschlagen einen gewissen
                              									Widerstand entgegen zu setzen. Dieser Widerstand ist gleich der geringsten
                              									Belastung, die ein Zerdrücken oder Zerschlagen gerade hervorruft und wird in
                              									Gewichtseinheiten ausgedrückt. Zur Härtebestimmung bedient man sich verschiedener
                              									Methoden, die als direkte und indirekte bezeichnet werden. Da aber die direkte
                              									Härtebestimmung ziemlich umständlich ist und einen besonderen Apparat zum Aussägen
                              									von kubischen Zuckerstücken verlangt, so empfiehlt es, sich die indirekte Methode,
                              									welche auf der Bestimmung des Volumens des abgewogenen Zuckerstückes beruht,
                              									anzuwenden. Hierfür sind verschiedene Apparate konstruiert worden, die alle auf
                              									einem und demselben Prinzip beruhen und sich nur durch einige konstruktive
                              									Abweichungen voneinander unterscheiden. Der bekannteste dieser Apparate ist
                              									derjenige von Stolle, der von TischtschenkoZeitschrift des
                                       												Vereins der Deutschen Zuckerindustrie 1909, 59. Bd., S.
                                       										291. einer genauen Prüfung unterzogen worden ist. Der Apparat
                              									besteht aus zwei miteinander verbundenen Teilen, von denen der eine zur Aufnahme des
                              									zu messenden Zuckerstückes, der andere zum Messen des von letzterem verdrängten
                              									Quecksilbers dient. Der eine Teil ist ein aus dickerem Glas hergestelltes Gefäß von
                              									35 mm innerem ⌀, das unten mit einem angeschmolzenen Glasrohr mit Absperrhahn (3 mm
                              									Bohrung) versehen ist. Der obere Teil dieses Gefäßes ist mit einer dicken,
                              									plangeschliffenen Glaswulst versehen. Auf dieses Gefäß paßt ein entsprechender
                              									glockenförmiger Deckel, dessen untere Wulst ebenfalls plangeschliffen sein muß, um
                              									eine genügende Dichtung gegen den Druck des Quecksilbers zu geben. Der Deckel läuft
                              									in ein mit einer Nullmarke versehenes Glasrohr aus, welches durch einen Glashahn
                              									verschlossen wird. Das Gefäß wird in einem nicht zu kurzen, schweren Stativ
                              									befestigt. Es dient zur Aufnahme des zu untersuchenden Zuckerstückes. Mit ihm ist
                              									das Meßrohr verbunden und zwar in der Weise, daß man ein biegsames Metallkugelrohr
                              									von 1 mm ⌀ benutzt und dieses in die Glasteile des Apparates einkittet oder einen
                              									dickwandigen, mit vierfacher Leineneinlage versehenen Automobilluftpumpenschlauch
                              									verwendet. An der Meßröhre ist eine Korrektionsskala angebracht, mit deren Hilfe man
                              									jederzeit imstande ist, das wirkliche Volumen des Quecksilbers festzustellen
                              									und die erhaltenen Resultate auszugleichen. Man ist durch diese Anordnung nicht
                              									gezwungen, mit immer derselben Quecksilbermenge zu arbeiten und kann das jedesmal im
                              									Apparat vorhandene Volumen benutzen. Die Meßröhre trägt in einiger Entfernung vom
                              									Verbindungsschlauch die Korrektionsskala, nach der vom Nullpunkt aus nach oben und
                              									nach unten je 0,25 ccm in 1/100 ccm geteilt, aufgetragen sind. In einiger
                              									Entfernung vom Nullpunkte erweitert sich das Meßrohr kugelförmig, und zwar so viel,
                              									daß es vom Nullpunkt aus bis zu einer kurz über der Kugel befindlichen Marke genau 4
                              									ccm faßt. Von dieser Marke nach oben ist die Meßröhre, wie erwähnt, in 1/100 ccm geteilt
                              									und diese zum Ablesen der betreffenden Volumen dienende Teilung umfaßt im ganzen 2
                              									ccm. Ueber der Skala ist ein größeres Gefäß vorgesehen, welches das beim Entleeren
                              									des erstgenannten Glasgefäßes aufsteigende Quecksilber aufnimmt. Die Härtebestimmung
                              									wird nun in folgender Weise durchgeführt: Das zu untersuchende Zuckerstück (5–7 g)
                              									wird bis auf Zentigramme genau ausgewogen. Hierauf stellt man durch Heben der
                              									Meßröhre den Nullpunkt in dem linken Gefäß ein, schließt den unteren Hahn, notiert
                              									den Quecksilberstand auf der Korrektionsskala und läßt dann das Quecksilber durch
                              									Senken der Meßröhre in das Aufnahmegefäß derselben zurückfließen, indem man den
                              									unteren Hahn am Gefäß wieder öffnet. Sodann wird der Deckel auseinander geschraubt,
                              									das gewogene Zuckerstück in das Gefäß gelegt, der Verschluß wieder hergestellt und
                              									nun durch vorsichtiges Heben der Meßröhre das Quecksilber in das Gefäß einfließen
                              									gelassen. Ist das Quecksilber langsam bis zum Nullpunkte gestiegen, so schließt man
                              									den Zuflußhahn, bringt die beiden Nullpunkte auf gleiche Augenhöhe und ließt nun auf
                              									der Meßröhre den Stand des Quecksilbers ab. Dies wiederholt man einige Male, wobei
                              									die Messungen um ungefähr ± 1/100 schwanken. Das Gewicht des Zuckers wird dann
                              									durch die Zahl für den mittleren Wert der Ablesungen dividiert und der so erhaltene
                              									Ausdruck stellt die Zahl für die „spezifische Härte“ des untersuchten Zuckers
                              									dar. Das Auf- und Zusammenschrauben des Glasgefäßes während des Versuches ist für
                              									die Ablesung, wie Tischtschenko feststellte, ohne
                              									Einfluß. Bei dem Eintauchen des Raffinadestückes in das Quecksilber wird die in den
                              									Poren der Raffinade enthaltene Luft verdrängt und an ihre Stelle tritt ein größeres
                              									oder geringeres Volumen des Quecksilbers ein. Infolgedessen ist das von dem Stücke
                              									verdrängte Volumen des Quecksilbers nicht genau dem Volumen des Stückes gleich,
                              									sondern entsprechend geringer; man beseitigt am einfachsten den Fehler dadurch, daß
                              									man das abgewogene Zuckerstück vor der Volumenbestimmung in einem besonderen
                              									Gläschen in Quecksilber eintaucht. Dadurch werden die offenen Poren mit Quecksilber
                              									gefüllt und das im Apparat von dem Stück verdrängte Volumen ist ganz genau gleich
                              									dem des Stückes. Infolge der unregelmäßigen Form des Stückes bilden sich zuweilen an
                              									den Stellen, wo das Stück die Glaswandungen berührt, ziemlich große Luftblasen, die
                              									in sehr vielen Fällen sehr schwer zu beseitigen sind. Um diese Blasenbildung, die zu
                              									großen Fehlern beim Feststellen des Volumens Anlaß gibt, zu vermeiden, wäre es sehr
                              									nützlich, in dem Aufnahmegefäß eine Einrichtung zu treffen, welche das Stück in
                              									suspendiertem Zustande im Quecksilber zurückhält. Tischtschenko faßt sein Urteil über den Stolleschen Apparat dahin zusammen, daß derselbe sehr bequem ist und für
                              									technische Zwecke völlig genaue Resultate gibt, wenn man ihn in der beschriebenen
                              									Weise benutzt. Was die Härtebestimmung der Raffinade im allgemeinen betrifft, so
                              									sollte dieselbe in jeder Raffinerie, weil der Konsum fast immer eine ganz bestimmte
                              									Härte der Raffinade als notwendig fordert, durch-
                           
                           geführt werden. Wenn nun auch die besten Resultate die direkte Härtebestimmung
                              									liefert, so kann aber für die Verhältnisse der Herstellung der westeuropäischen
                              									Raffinaden unbedenklich die indirekte Bestimmungsmethode an Stelle der umständlichen
                              									direkten Methode Anwendung finden.
                           In eingehender Weise bespricht LangenZentralblatt für die Zuckerindustrie 1909,
                                       												17. Jahrgang. S. 518 und 548. die Frage der elektrischen Kraftverteilung in den Zuckerfabriken und
                                 										Raffinerien, indem er sich zuerst über Spannung und Stromart mit Beziehung
                              									auf die Verhältnisse der Zuckerindustrie verbreitet, um dann den Zentrifugenantrieb
                              									(das wichtigste Feld für den elektrischen Antrieb) und den Pumpenantrieb in seinen
                              									verschiedenen Anordnungen zu erörtern und durch Beispiele aus der Praxis
                              									klarzulegen. Da es im Rahmen eines Referates nicht möglich erscheint, auf diese
                              									Ausführungen einzugehen, so seien nur einige Zahlen hervorgehoben, die den
                              									Gesamtkraftverbrauch einer Raffinerie betreffen, sowie diejenigen Auslassungen Langens, die sich auf die wirtschaftliche Seite der
                              									elektrischen Kraftverteilung beziehen und speziell für Zuckerraffinerien von
                              									Interesse sind. Der Gesamtkraftverbrauch einer Raffinerie für maximal 1000
                              									Meterzentner Rohzuckereinwurf in 24 Stunden und Erzeugung von 30 v. H. Granulated,
                              									33 v. H. Platten, 7 v. H. Broten und 30 v. H. gekochtem Kristallzucker, Farine usw.,
                              									gestaltet sich folgendermaßen:
                           
                              
                                 Beleuchtung
                                   25
                                 KW
                                 
                              
                                 Zentrifugen für die Affi-    nation
                                   20
                                 „
                                 
                              
                                 Zentrifugen für Granu-    lated und
                                    											Nachpro-    dukte einschl. Siebe    und Pumpen
                                   29
                                 „
                                 
                              
                                 Zentrifugen für gekochten    Kristallzucker usw.
                                   23
                                 „
                                 
                              
                                 Würfelzentrifugen
                                   28
                                 „
                                 
                              
                                 Würfeltrocknung
                                     5
                                 „
                                 
                              
                                 Knipperei
                                   12
                                 „
                                 
                              
                                 Mühle
                                   15
                                 „
                                 
                              
                                 Würfel-Preßstation
                                   12
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 169
                                 KW
                                 
                              
                           
                              
                                 Uebertrag
                                 169
                                 KW
                                 
                                 
                              
                                 Brotefräsemaschine u. Säge
                                 2
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Knochenkohlenhaus
                                 8
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Fahrstühle
                                 7
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Mechan. Rostbeschickung
                                 2
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Unterwind-Gebläse
                                 6
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Schreinerei
                                 1,5
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Schlosserei
                                 2,5
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Wasserpumpe
                                 12
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Luftpumpe
                                 15
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 225
                                 KW
                                 = 340 PS.
                                 
                              
                           Was nun die wirtschaftliche Seite der elektrischen Kraftverteilung anbetrifft, so
                              									beschränken sich die Betriebsersparnisse, falls schon zentralisierte Kraftverteilung
                              									vorhanden war, auf das Riemen- und Oelkonto, wie weiterhin auch ein geringer Einfluß
                              									auf die Arbeitslöhne vorhanden ist. Diese Ersparnisse sind jedoch meist höchstens
                              									ausreichend zur Deckung der Verzinsung und Amortisation. Der Umbau noch gut
                              									betriebsfähiger Fabriken mit zentralisiertem Transmissionsbetriebe für elektrischen
                              									Betrieb ist daher in den meisten Fällen Luxus. Bei Raffinerien wird man allerdings
                              									schon zu Reklamezwecken Wert auf einen sauberen, gefälligen und modernen Betrieb
                              									legen, während bei Rohzuckerfabriken, die überdies nur kurze Zeit arbeiten, dieser
                              									Gesichtspunkt wegfällt. Damit will Langen kein
                              									abfälliges Urteil fällen. Bei neuen Fabriken und Fabriksteilen ist der elektrische
                              									Antrieb wohl immer von Nutzen, da die Anlagekosten an Maschinen und Gebäuden wegen
                              									des geringen Preises schneilaufender, elektrisch betriebener Arbeitsmaschinen,
                              									Pumpen usw., sowie wegen der großen Raumersparnis, namentlich bei Zentrifugen, nicht
                              									unwesentlich niedriger ausfallen. Einer Neuanlage gleichzuhalten ist der Umbau einer
                              									veralteten Fabrik, in der die Maschinen ohnehin abgeschrieben sind. In einer solchen
                              									Fabrik würde indessen auch durch zentralisierte Krafterzeugung mit
                              									Transmissionsantrieb schon viel zu erreichen sein, wenn auch nicht so viel, wie
                              									durch elektrische Kraftverteilung. Wenn nun auch in Einzelfällen, namentlich bei
                              									kleinen Rohzuckerfabriken, die Vorteile des elektrischen Antriebes nicht ohne
                              									weiteres auf der Hand liegen, so ist dagegen bei größeren, modernen Raffinerien die
                              									elektrische Kraftverteilung fast unentbehrlich, und eine leistungsfähige
                              									Zentrifugenstation ist ohne Elektrizität gar nicht denkbar.