| Titel: | Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen. | 
| Autor: | Ernst Preger | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 321 | 
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                        Die Steuerungen der schwungradlosen
                           								Dampfpumpen.
                        Von Dipl.-Ing. Ernst Preger,
                           								Kiel.
                        Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Einleitung.
                              
                              Allgemeines.
                              
                           Die Wirkungsweise der sämtlichen in diesem Aufsatze beschriebenen Steuerungen
                              									schwungradloser Pumpen läßt sich auf das in Fig. 1
                              									skizzierte, sich selbst steuernde Kolbenpaar zurückführen. Beide Kolben sind durch
                              									die eingedrehten Rillen A1, B1, A2 und B2, sowie durch die
                              									Ausschnitte C1 und C2 zu
                              									Verteilungsschiebern ausgebildet, und zwar hat der Kolben I Inneneinströmung, der Kolben II
                              									Außeneinströmung. Beide Kolben steuern sich dann wie folgt:
                           
                              
                                     Kolben I steht rechts (ge-zeichnete
                                    											Stellung) und wirddurch Frischdampf, der vomEinlaß I durch die Rille B2und den Kanal E1
                                    											kommt,nach links getrieben.
                                    											DerAbdampf geht durch denKanal D1 und den AusschnittC2 nach dem
                                    											Auslaß I.
                                     Kolben II steht links (ge-zeichnete
                                    											Stellung) und wirddurch Frischdampf, welchervom Einlaß II durch denAusschnitt C1 und den KanalE2 kommt, in seiner
                                    											Lagegehalten. (Hubpause.)
                                 
                              
                                     Kolben I steht links undwird durch
                                    											den Frischdampf,welcher ihn nach links trieb,in seiner Lage
                                    											gehalten.(Hubpause.)
                                     Kolben II steht links undwird durch
                                    											Frischdampf, wel-cher vom Einlaß II
                                    											durchden Ausschnitt C1 und denKanal D2 kommt, nach rechtsgetrieben. Der Abdampfgeht
                                    											durch den Kanal E2 unddie Rille B1 nach dem Aus-laß II.
                                 
                              
                                     Kolben I steht links undwird durch
                                    											Frischdampf, wel-cher vom Einlaß I durch
                                    											dieRille A2 und den Kanal D1kommt, nach rechts getrieben.Der Abdampf geht durch denKanal E1 und den
                                    												AusschnittC2 nach dem Auslaß I.
                                     Kolben II steht rechts undwird durch
                                    											den Frischdampf,der ihn nach rechts trieb,in seiner Lage
                                    											gehalten,(Hubpause.)
                                 
                              
                                     Kolben I steht rechts undwird durch
                                    											den Frischdampf,der ihn nach rechts trieb,in seiner Lage
                                    											gehalten.(Hubpause.)
                                     Kolben II steht rechts undwird durch
                                    											Frischdampf, wel-cher vom Einlaß II
                                    											durchden Ausschnitt C1 und denKanal E2 kommt, nach linksgetrieben, der Abdampf
                                    											ent-weicht durch den Kanal D2und die Rille A1 in den Aus-laß II.
                                 
                              
                           Das Kolbenspiel wiederholt sich.
                           Kurz zusammengefaßt kann man sagen: Die Bewegung der Kolben erfolgt derart, daß
                              									der Kolben I dem Kolben II
                              									nacheilt, sobald dieser seinen Hub beendet hat, und daß der Kolben II mit dem Beginn eines neuen Hubes wartet, bis der
                              									Kolben I ihm nachgefolgt ist.
                           In Wirklichkeit beginnt wegen der vorhandenen Breite der Dampfkanäle D und E die Bewegung des
                              									einen Kolbens bereits schon, wenn der andere noch nicht am Ende seines Hubes
                              									angelangt ist, wie es in Fig. 2 durch das Wegdiagramm der Kolben veranschaulicht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 321
                              Fig. 1. Sich selbst steuerndes Kolbenpaar.
                              
                           Die Dampfkolben in Fig. 1 können nun entweder beide
                              									durch je eine Kolbenstange mit je einem Pumpenkolben verbunden, also beide als Arbeitskolben ausgebildet sein, oder es kann nur der
                              									eine Kolben als Arbeitskolben oder Hauptkolben
                              									ausgebildet sein, während der andere nur als Hilfskolben, auch Steuerkolben, Stoßkolben
                              									genannt, zum Umsteuern des Arbeitskolbens dient. Der Durchmesser und der Hub des
                              									Hilfskolbens wird natürlich beträchtlich kleiner gemacht, als der des
                              									Arbeitskolbens. Da der Steuerkolben fast keinen Widerstand zu überwinden hat und
                              									sein Hub sehr kurz ist, so wird auch seine Umsteuerung so schnell vor sich gehen,
                              									daß eine eigentliche Hubpause des Arbeitskolbens nicht eintritt, sondern derselbe
                              									fast augenblicklich umkehrt, wie das Wegdiagramm der
                                 										Kolben in Fig. 3 zeigt.
                           
                           Sind beide Kolben Arbeitskolben, so heißt die Pumpe Duplexpumpe, ist nur ein Kolben Arbeitskolben, so heißt die Pumpe Simplexpumpe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 322
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 322
                              Fig. 3.
                              
                           Die Kolben in Fig. 1 steuern sich natürlich ebenso
                              									gut gegenseitig in der angeführten Weise, wenn sie nicht selbst als Schieber
                              									ausgebildet sind, sondern durch irgend welche Gestänge besondere
                              									Dampfverteilungsschieber bewegen. Die Duplexpumpen sind dann meistens so
                              									eingerichtet, daß jeder Kolben einen Schieber – Flach-, Kolben-, Dreh- oder
                              									Rundschieber – antreibt, welcher den anderen Kolben in der oben angegebenen Weise
                              									steuert. Bei den Simplexpumpen treibt meist nur der Arbeitskolben einen besonderen
                              									Schieber, den Hilfsschieber an, während der Hilfskolben
                              									selbst den Schieber bildet oder doch wenigstens den Hauptschieber direkt ohne Anwendung irgend eines Gestänges umfaßt. Nach
                              									diesen Erklärungen werden Fig. 4 und 5 ohne weiteres verständlich sein, von denen die
                              									erstere das Schema einer Duplexpumpensteuerung, die letztere das Schema einer
                              									Simplexpumpensteuerung darstellt. Aus Fig. 4 ersieht
                              									man, daß bei gleicher Endstellung der Kolben die Schieber sich in entgegengesetzter
                              									Endstellung befinden müssen, damit gemäß dem nach Fig.
                                 										1 entwickelten Steuerungsprinzip der eine Kolben in seiner Stellung
                              									gehalten wird und der andere seinen Hub beginnt. Daraus ergibt sich dann bei
                              									Anordnung eines Schwinghebels zum Antrieb der Schieber für die eine Pumpenhälfte ein
                              									einarmiger, für die andere ein zweiarmiger Hebel.
                           Das Spiel der beiden Steine auf den Schieberstangen, welche die Flachschieber
                              									mitnehmen, bezweckt einmal eine beträchtliche Verkleinerung des Schieberweges
                              									gegenüber dem Kolbenweg ohne allzu große Hebelübersetzung, und außerdem kommt bei
                              									dieser Anordnung der Schieber erst bedeutend später in diejenige Stellung, bei
                              									welcher er den anderen Kolben umzusteuern beginnt. Die Hubpausen der Kolben werden
                              									also mehr ausgeprägt, und es wird diejenige Periode, in welcher beide Kolben, der
                              									eine verzögert, der andere beschleunigt, in Bewegung sind, sehr kurz. Die in den
                              									Figuren erkennbaren doppelten Dampfkanäle werden im nächsten Abschnitt behandelt
                              									werden.
                           
                        
                           
                              Hubbegrenzung.
                              
                           Im Gegensatz zu den Kurbelpumpen, bei denen sich die Begrenzung des Hubes ganz von
                              									selbst durch die Totlagen der Kurbel ergibt, erfordert die Hubbegrenzung der
                              									Kolben bei den schwungradlosen Pumpen besondere Vorkehrungen. Man kann nicht, wie es
                              									in Fig. 1 der Fall sein würde, den Kolben mit voller
                              									Geschwindigkeit gegen den Zylinderdeckel schlagen lassen, weil dann die Pumpe sofort
                              									zerstört würde. Die Kolben müssen vielmehr allmählich zur Ruhe kommen, was auf
                              									folgende Arten bewirkt werden kann:
                           
                              1. Man läßt den Abdampf nicht vollständig aus den Zylinder
                                 										entweichen. Dann wird derselbe am Ende des Hubes vom Kolben komprimiert und
                                 										bildet so ein Dampfkissen, welches den Kolben sanft aufhält.
                              2. Man schneidet die Zufuhr des Frischdampfes vor Ende des
                                 										Hubes ab. Der noch im Zylinder befindliche Dampf expandiert dann unter
                                 										allmählicher Abnahme seiner Spannung. Sein Druck reicht dann zur Ueberwindung
                                 										des Wasserdruckes nicht mehr aus, und der Kolben kommt zur Ruhe.
                              3. Man bringt die beiden vorstehenden Arten vereint zur
                                 										Anwendung.
                              
                           Am sichersten und deswegen am gebräuchlichsten ist die Hubbegrenzung der Kolben durch
                              									Kompression des Abdampfes, welche unter 1 aufgeführt wurde.
                           Die Kompression des Abdampfes ist hier aber nicht immer wie bei Dampfmaschinen auf
                              									die Weise zu erreichen, daß der Schieber im gegebenen Augenblick den Abdampfkanal
                              									schließt. Denn der Schieber, welcher den Kolben steuert, steht während dessen Hub
                              									still, wie an Hand der Fig. 2 und 3 erläutert wurde. Es bleibt somit meist nur der Weg
                              									übrig, die Abdampfkanäle nicht am äußersten Ende des Zylinders wie bei den
                              									Dampfmaschinen, sondern um dasjenige Maß vom Ende entfernt einmünden zu lassen, um
                              									welches der Abdampf komprimiert werden soll. Der nach dem Ueberlaufen dieses Kanales
                              									durch den Kolben noch im Zylinder befindliche Abdampf hält den Kolben durch seine
                              									Kompression sanft auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 322
                              Fig. 4. Schema einer Simplexpumpensteuerung.
                              
                           Um den Kolben dann wieder in entgegengesetztem Sinne anzutreiben, muß Frischdampf am
                              									äußersten Zylinderende eintreten können.
                           Das Absperren des Abdampfes vor dem Ende des Hubes und der Eintritt des Frischdampfes
                              									am äußersten Zylinderende werden durch folgende drei verschiedene Konstruktionen
                              									erfüllt.
                           
                           I. Durch Drosselung des Abdampfes am Ende des
                              									Hubes, Fig. 6. Die Dampfkanäle münden etwas vom
                              									Zylinderende entfernt ein, haben aber je eine feine schmale Nut A, welche nach dem Zylinderende zu allmählich verläuft.
                              									Wenn der Kolben, wie auf der linken Seite der Fig.
                                 									6, den eigentlichen Kanal abgesperrt hat, so kann der Abdampf nur durch die
                              									sehr enge Nut A entweichen und wird stark gedrosselt,
                              									also der Kolben sanft aufgehalten. Beim Beginn des neuen Hubes tritt der Frischdampf
                              									– allerdings auch zunächst stark gedrosselt – durch die Nut A hinter den Kolben und bewirkt ein sanftes Angehen des Kolbens. Diese Art
                              									der Hubbegrenzung wird für Arbeitskolben nur vereinzelt, hingegen für Hilfskolben
                              									häufiger angewendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 323
                              Fig. 5. Schema einer Simplexpumpensteuerung.
                              
                           II. Durch Anwendung von Bremsventilen,
                              									Fig. 7. Diese sind kleine Rückschlagventile, welche
                              									zwischen die eigentlichen Dampfkanäle A, die etwas vom
                              									Ende entfernt einmünden, und die kurzen Hilfskanäle B,
                              									die ganz am Zylinderende einmünden, eingeschaltet sind. Die Bremsventile gestatten
                              									zwar dem Frischdampf den Zutritt zu dem Zylinderende, aber nicht dem Abdampfe den
                              									Austritt durch die Kanäle B. Nach dem Ueberlaufen der
                              									Kanäle A durch den Kolben wird demnach der Abdampf
                              									komprimiert. Die Bremsventile werden hauptsächlich zur Hubbegrenzung größerer
                              									Arbeitskolben benutzt.
                           III. Durch Anwendung doppelter Dampfkanäle,
                              									Fig. 8 und 9. Die
                              									beiden Kanäle B münden am Ende des Zylinders und haben
                              									demnach die Aufgabe, Frischdampf zu Beginn des Hubes hinter den Kolben zu leiten.
                              									Die beiden Kanäle A münden etwas vom Zylinderende
                              									entfernt ein und sollen den Abdampf bis auf den zu komprimierenden Rest ableiten.
                              									Der Schieber ist in Fig. 8 so eingerichtet, daß A nur für den Abdampf, B
                              									nur für den Frischdampf geöffnet wird.
                           Bei der Anordnung nach Fig. 9 münden die Kanäle A und B in gleicher gegenseitiger Entfernung nebeneinander auf dem
                              									Schieberspiegel. Jedoch liegt der Auspuffkanal nur zwischen den Kanälen A und die Höhlung des Schiebers hat nur die Breite der
                              									Kanäle A. Durch diese Anordnung wird erreicht, daß zwar
                              									der Abdampf nur durch die Kanäle A entweichen, hingegen der Frischdampf durch beide Kanäle hinter den Kolben treten kann. Der Kanal
                              										B kann dann oft als dünne Bohrung ausgeführt
                              									werden und der durch B strömende Dampf hat nur den
                              									Kolben in Bewegung zu setzen. Hat der Kolben den Kanal A freigegeben, so tritt der Frischdampf hauptsächlich durch diesen ein und
                              									treibt den Kolben mit großer Kraft vorwärts. Die Konstruktion nach Fig. 9 bewirkt demnach ein besonders sanftes Angehen
                              									des Kolbens.
                           Die Hubbegrenzung durch doppelte Kanäle ist die gebräuchlichste Art, weil sie am
                              									einfachsten auszuführen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 323
                              Fig. 6. Hubbegrenzung durch Drosselung des Dampfes.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 323
                              Fig. 7. Hubbegrenzung durch Kompression des Dampfes mittelst
                                 										Bremsventile.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 323
                              Fig. 8. Hubbegrenzung durch Kompression des Dampfes mittelst doppelter
                                 										Kanäle.
                              
                           Eine bei großen Pumpen viel gebrauchte Konstruktion, welche eine gleichzeitige
                              									Anwendung der Hubbegrenzung durch doppelte Kanäle und durch Drosselung darstellt,
                              									ist die von Drosselventilen oder Kompressionsventilen (Fig.
                                 										10). Sind diese Drosselventile vollständig geschlossen, so wird aller
                              									Dampf, welcher sich nach dem Ueberlaufen der Kanäle A
                              									durch den Kolben noch im Zylinder befindet, komprimiert. Wird das Drosselventil
                              									etwas geöffnet, so kann trotzdem der Kanal A überlaufen
                              									ist, noch ein Teil des Dampfes von B nach A hinübertreten, und es wird das Dampfkissen zur
                              									Hubbegrenzung kleiner. Solche
                           Drosselventile sind für solche Pumpen am Platze, deren Hubzahl stark wechselt, z.B.
                              									Speisepumpen bei wechselndem Dampfverbrauch, Luftpumpen für Schiffsmaschinen, welche
                              									bald mit großer bald mit kleiner Fahrt laufen usw. Das Dampfkissen, welches den
                              									Kolben aufhält, muß nämlich umso größer sein, je höher die Hubzahl, also das
                              									durch die Kompression aufzuzehrende Arbeitsvermögen des Kolbens ist. Große
                              									Maschinen, deren Kompression nach der höchsten Hubzahl eingerichtet ist, – das ist
                              									die Regel – machen bei langsamem Gang einen kürzeren Hub, wenn kein verstellbares
                              									Drosselventil vorgesehen ist, weil der Kolben bei geringerer Geschwindigkeit auch
                              									schon bei einer kleineren Kompression zur Ruhe kommt. Die schädlichen Räume werden
                              									dann größer und der Dampfverbrauch entsprechend ungünstiger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 324
                              Fig. 9.
                              
                           Für kleine Pumpen sind Einrichtungen zum Verstellen der Kompression weniger notwendig
                              									und deswegen auch nur vereinzelt im Gebrauch.
                           Die Konstruktion des Kolbenschiebers (Fig. 11 und
                              										12) bezweckt eine Regelung der Hubpausen. Die äußeren Kanten der Schieber sind nach einer
                              									rechtsgängigen und einer linksgängigen Schraubenlinie geformt, und man kann durch
                              									entsprechende Drehung des Schiebers im Sinne des gezeichneten Pfeiles die äußere
                              									Ueberdeckung vergrößern. Das hat zur Folge, daß die äußeren Dampfkanäle B erst geöffnet werden, wenn der Schieber weiter aus
                              									seiner Mittellage entfernt ist, d.h. wenn der Dampfkolben auf der anderen
                              									Pumpenseite näher an seinen Totpunkt gekommen ist. Die Hubpause des durch den
                              									Schieber gesteuerten Kolbens wird also durch die geschilderte Verstellung größer.
                              									Die eben beschriebene Konstruktion wird übrigens sehr selten angewendet. Sie
                              									bezweckt im Grunde genommen genau dasselbe, was man auch durch Vergrößerung des in
                              										Fig. 4 und 5
                              									erkennbaren Spieles zwischen dem auf der Schieberstange sitzenden Stein und dem
                              									Flachschieber erreicht.
                           
                        
                           
                              Dampfverteilung, Dampfverbrauch, Verbundwirkung.
                              
                           Bei den schwungradlosen Pumpen muß mit Ausnahme der Schiffsluftpumpen, welche später
                              									besprochen werden sollen, der auf den Kolben treibend wirkende Druck während des
                              									ganzen Hubes gleich groß sein, weil der zu überwindende Wasserdruck, ausgenommen bei
                              									den Luftpumpen, während des Hubes gleich bleibt.
                           Die weitaus am häufigsten angewendete Art einengleichbleibenden Druck auf den
                              									Arbeitskolben zu erzielen, ist die Maschine mit voller Füllung arbeiten zu lassen.
                              									Die weniger und meist nur bei ganz großen Pumpen angewendete Art besteht darin, daß
                              									die Pumpe mit Dampfexpansion arbeitet, und der Arbeitsüberschuß im Anfang des Hubes,
                              									wo der Dampfdruck höher als der Wasserdruck ist, durch besondere Kraftausgleicher vorläufig aufgenommen und von diesen
                              									im zweiten Teil des Hubes, wo der Dampfdruck geringer ist als der Wasserdruck,
                              									wieder zur Ergänzung der Dampfarbeit abgegeben wird. Die genannten
                              									Kraftausgleicher wirken also ähnlich wie ein Schwungrad. In diesem Aufsatz soll aber
                              									auf dieselben nicht näher eingegangen werden.
                           Einen geringen Ausgleich führen übrigens schon die Massen der Dampf- und Pumpenkolben
                              									selbst insofern herbei, als sie bei Beginn des Hubes einen Teil der vom Dampf
                              									geleisteten Arbeit für ihre Beschleunigung verbrauchen, den sie dann am Ende des
                              									Hubes bei ihrer Verzögerung wieder zur Ergänzung der Dampfarbeit abgeben. Die Maschinenfabrik Odesse benutzt, wie wir später sehen
                              									werden, diesen Ausgleich sehr oft auch bei kleineren Pumpen, d.h. sie läßt diese mit
                              									einer allerdings geringen Expansion des Dampfes laufen, wodurch eine nicht
                              									unwesentliche Dampfersparnis und ein ruhiger Gang der Pumpe erzielt wird. Es ist die
                              									eben genannte Konstruktion, ein Fall, der oben unter 2 angeführten Art der
                              									Hubbegrenzung.
                           Durch die Notwendigkeit, die Maschinen meist mit Vollfüllung arbeiten zu lassen, ist
                              									ein sehr hoher Dampfverbrauch der Pumpe bedingt. Der Dampfverbrauch wird noch erhöht
                              									durch die relativ sehr großen schädlichen Dampfräume, welchen die doppelten Kanäle
                              									und der für die oben erläuterten Dampfkisten benötigte Raum bilden, sowie durch den
                              									Kondensationsverlust während der Hubpausen der Duplexpumpen und den Dampf, welchen
                              									der Steuerkolben der Simplexpumpen für sich verbraucht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 324
                              Fig. 10. Drosselventil.
                              
                           Der Dampfverbrauch beträgt bei den gewöhnlichen Duplex- oder Simplexpumpen bis
                              									ungefähr 30 PS Leistung je nach Größe und Ausführung 25–50 kg f. d. effektive
                              									Pferdeleistung und Stunde.
                           Dieser hohe Verbrauch wird erklärlich, wenn man nach Fig.
                                 										13 erkennt, daß von der durch die Fläche A B C
                                 										D dargestellten Arbeit, welche der Dampf bei vollkommener Expansion leisten
                              									könnte, nur der dem schraffierten Rechteck A B E D
                              									entsprechende Teil – im gezeichneten Beispiel 48,5 v. H. – zur Arbeitsleistung in
                              									der Pumpe ausgenutzt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 324
                              Fig. 11.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 324
                              Fig. 12.
                              
                           Wenn man die Wärme des Abdampfes zum Vorwärmen von Kesselspeisewasser verwenden kann,
                              									so hat der hohe Dampfverbrauch nichts zu bedeuten, weil ja alle Wärme, welche nicht
                              									im Dampfzylinder in mechanische Arbeit umgesetzt wird oder durch Kondensations- und
                              									Strahlungsverluste verloren geht, dem Kessel wieder zurückgeführt wird. Wegen des
                              									hohen mechanischen Wirkungsgrades der schwungradlosen Pumpen ist dann sogar der wirkliche
                              									Verbrauch an Wärmeeinheiten, also an Kohle geringer als bei Schwungradpumpen.
                           Aber auch wenn der Kohlenverbrauch der schwungradlosen Pumpen ein höherer ist, so
                              									werden diese in vielen Fällen doch vorzuziehen sein wegen ihrer einfachen
                              									Konstruktion, ihrem geringen Platzbedarf, ihrer geringeren Anschaffungs- und
                              									Fundament-Kosten und hauptsächlich wegen der Möglichkeit, die Pumpe mit jeder
                              									Hubzahl von der allergeringsten bis zur Höchstzahl laufen zu lassen. Eine
                              									Schwungradpumpe bleibt bekanntlich stehen, wenn ihre Umlaufzahl so niedrig wird, daß
                              									das Schwungrad die Maschine nicht über den toten Punkt bringen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 325
                              Fig. 13.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 325
                              Fig. 14.
                              
                           Eine wesentliche Ersparnis im Dampfverbrauch erzielt man durch Anwendung von Verbundpumpen mit einem Hoch- und einem
                              									Niederdruckzylinder. Das Wesen der Verbundwirkung wird als bekannt vorausgesetzt. Es
                              									sei nur erwähnt, daß auch hier meistens beide Zylinder mit voller Füllung arbeiten.
                              										Fig. 14 zeigt, daß hier ein wesentlich größerer
                              									Teil der der Fläche A B C D entsprechenden Dampfarbeit,
                              									nämlich die Rechtecke A B F E und E G H D im Dampfzylinder ausgenutzt werden. Im
                              									gezeichneten Falle beträgt die wirklich ausgenutzte Arbeit 67,5 v. H. der
                              									theoretisch möglichen. In der Tat verbrauchen die Verbundpumpen nur 12–30 kg f. d.
                              									effektive Pferdeleistung und Stunde. Daß auch die Kondensationsverluste in den
                              									Zylindern wegen der Teilung des Temperaturgefälles bei Verbundanordnung geringer
                              									ausfallen, ist ja allgemein bekannt. Ganz große Pumpen führt man auch als
                              									Dreifach-Verbundmaschinen aus und erhält dadurch noch bessere
                              									Dampverbrauchsziffern.
                           Da Hoch- und Niederdruckkolben starr mit einander verbunden sind, so braucht
                              									eigentlich nur einer der Zylinder, – am besten der Hochdruckzylinder – Kompression
                              									zur Hubbegrenzung zu erhalten. Ebenso oft findet man allerdings beide Zylinder mit
                              									solcher, um die Wirkung der schädlichen Räume zu verringern oder um für einfache und
                              									Verbundpumpen dieselben Zylindermodelle verwenden zu können.
                           
                              Vergleiche zwischen Duplex- und Simplexpumpen.
                              
                           
                              
                                 
                                    Duplexpumpen.
                                    
                                 
                                    Simplexpumpen.
                                    
                                 
                              
                                     Wegen der Hubpausen istder Schluß der Pumpen-ventile
                                    											besonders präzise.
                                     Wegen der fast augen-blicklichen Umkehr des Kol-bens ist der
                                    											Ventilschluß sehroft nicht zufriedenstellend,besonders bei hoher
                                    											Hubzahl.
                                 
                              
                                 Aller Dampf wird zurArbeitsleistung in der
                                    											Pumpebenutzt.
                                     Ein kleiner Teil desDampfes wird zum Um-steuern des
                                    											Hilfskolbens be-nutzt und ist für die eigent-liche Arbeitsleistung
                                    											ver-loren.
                                 
                              
                                     Während der Hubpausenkondensiert Dampf in denKanälen.
                                 
                                 
                              
                                     Die Steuerung ist für beideZylinder gleich und meistauch
                                    											sehr einfach und ver-ständlich.
                                     Die Steuerung ist manch-mal sehr verwickelt und fürden
                                    											Maschinisten schwer ver-ständlich.
                                 
                              
                                     Der Platzbedarf ist relativgroß, weil zwei Pumpen- undzwei
                                    											Dampfzylinder (bei Ver-bundpumpen vier Dampf-zylinder) vorhanden
                                    											sind.
                                     Der Platzbedarf und oftauch die Kosten sind gering,weil nur
                                    											ein (bei Verbund-pumpen zwei) Dampf- undein Pumpenzylinder
                                    											vorhan-den sind.
                                 
                              
                           
                        
                           
                              Konstruktive Anforderungen.
                              
                           Folgende Anforderungen müssen unbedingt an jede
                              									Steuerung schwungradloser Pumpen gestellt werden:
                           
                              1. Die Pumpe muß von jeder beliebigen Kolbenstellung aus
                                 										angehen.
                              2. Die Pumpe darf auch bei starker Drosselung des Dampfes, d.h.
                                 										auch bei ganz langsamem Lauf nicht stehen bleiben.
                              3. Der Hub der Pumpe muß bei jeder Hubzahl möglichst
                                 										vollständig bis zum Ende ausgeführt werden.
                              4. Die Steuerungsteile, vor allem der Hilfskolben der
                                 										Simplexpumpen dürfen sich durch die Dampfwärme nicht verziehen oder gar
                                 										festklemmen.
                              5. Die Steuerungsteile, vor allem der Hilfskolben der
                                 										Simplexpumpen dürfen sich nicht durch Erschütterungen oder andere Ursachen von
                                 										selbst verstellen.
                              
                           Außerdem ist noch die Erfüllung folgender Anforderungen erwünscht:
                           
                              6. Die Steuerung soll übersichtlich, leicht verständlich,
                                 										leicht auseinander zu nehmen und zusammenzusetzen sein.
                              7. Wesentliche Abnutzungen sollen vermieden werden.
                              8. Die Wartung und Schmierung der Pumpe soll möglichst wenig
                                 										Aufmerksamkeit des Maschinisten erfordern.
                              9. Die Steuerung soll sich auch für überhitzten Dampf
                                 										eignen.
                              
                           In den folgenden Kapiteln sollen nur die Steuerungen der in Deutschland gefertigten
                              									Pumpen und der wichtigsten vom Ausland auf den deutschen Markt gebrachten Pumpen
                              									erläutert werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)