| Titel: | Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung. | 
| Autor: | Wilh. Rehfus | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 326 | 
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                        Schraubengetriebe mit selbsttätiger
                           								Druckregulierung.
                        Von Dr. Wilh. Rehfus,
                           								Kiel.
                        (Schluß von S. 316 d. Bd.)
                        Schraubengetriebe mit selbsttätiger Druckregulierung.
                        
                     
                        
                           Als eine besondere Ausführungsform dieses Getriebes kann das folgende in Fig. 34 schematisch angedeutete Reibrädergetriebe
                              									angesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 326
                              Fig. 34.
                              
                           Hier ist der Winkel δ = 90° geworden und das
                              									kegelförmige Reibrad daher in eine ebene Scheibe übergegangen.
                           Im übrigen sind die Arbeitsverhältnisse unverändert geblieben und es haben daher die
                              									für die vorerwähnten Beispiele entwickelten Beziehungen auch für das vorliegende
                              									Geltung.
                           Setzt man den speziellen Wert von
                           sin δ = 1
                           ein, so erhält man als Voraussetzung
                           
                              \mbox{tg}\,(\alpha+\rho)\,<\,\frac{2\,.\,\mu\,.\,R}{d}
                              
                           wenn eine Kraftübertragung von einem Rad zum andern möglich
                              									sein soll.
                           Der Reaktionsdruck von N, welcher die Lagerung der
                              									Friktionsräder nutzlos belastet und eine kräftige Ausbildung der Lagerung nötig
                              									macht, kann im Getriebe selbst aufgehoben werden, wenn es durch Hinzufügen von zwei
                              									weiteren Friktionsrädern symmetrisch ausgebildet wird, in der Art, wie Fig. 35 zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 326
                              Fig. 35.
                              
                           Ein solches Getriebe bietet außer der beliebigen Uebersetzungsänderung durch
                              									Verschieben eines zwischen den Planscheiben laufenden Friktionsrades noch die
                              									Möglichkeit, zu denselben verschiedenartigsten Zwecken gebraucht werden zu können,
                              									wie das bekannte Umlaufgetriebe mit konischen Zahnrädern.
                           Der symmetrische Bau des Getriebes zum Ausgleich der Reaktionsdrücke kann auch an dem
                              									an erster Stelle erwähnten Getriebe mit kegelförmigen Reibrädern vorteilhaft
                              									ausgeführt werden.
                           Das folgende Beispiel lehnt sich an die Konstruktion der Keilnutenfriktionsräder an,
                              									welche im Hebezeugebau vielfach in Gebrauch sind.
                           Zwei derartige zusammenarbeitende Friktionsräder werden mit einem bestimmten Druck,
                              									der mit K bezeichnet sei, aneinander gepreßt, so daß an
                              									ihrer gemeinsamen Berührungsstelle eine Reibungskraft entsteht, welche die
                              									Uebertragung eines Drehmomentes von einem Rad zum andern ermöglicht.
                           Ist K zu klein, so werden die Räder aneinander gleiten
                              									und die Rillen sich stark abnutzen. Ist anderseits K
                              									zur Sicherheit gegen Gleiten sehr groß, so ist die Pressung und der Verschleiß in
                              									den Rillen und den Lagern der Wellen unnötig hoch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 326
                              Fig. 36.
                              
                           Kommen bei einer solchen reichlich gewählten Pressung noch große Umfangskräfte vor,
                              									wie sie etwa beim Beschleunigen der mit der getriebenen Welle verbundenen Massen
                              									manchmal kaum zu vermeiden sind und gleiten dann die Räder, so nützen sie sich
                              									besonders stark ab und werden bei häufiger Wiederholung des Vorgangs bald
                              									unbrauchbar.
                           Es ist mithin das Bestreben begründet, den Anpressungsdruck entsprechend der zu
                              									übertragenden schwankenden Umfangskraft derart zu regeln, daß er nie größer wird als
                              									zur Verhütung des Gleitens der Räder erforderlich ist.
                           Diese Eigenschaft der selbsttätigen Druckregulierung besitzt das folgende Getriebe,
                              									dessen Konstruktion in Fig. 36 schematisch
                              									dargestellt ist.
                           Die zwei Scheiben b und d,
                              									welche den Klemmscheiben der Westonschen Bremse
                              									entsprechen, sind nicht wie an dieser eben, sondern kegelförmig ausgebildet, so daß
                              									sie gemeinsam eine keilförmige Rille bilden, in welche eine auf einer zweiten Welle
                              									gelagerte Scheibe c paßt.
                           Bei Uebernahme der Bezeichnungen aus den vorhergehenden Beispielen ist der die Hälfte
                              									des Keilwinkels der
                              									Rille darstellende Winkel ß noch neu hinzuzufügen. Er
                              									ist der Komplementwinkel zu dem vorher mit δ
                              									bezeichneten Spitzenwinkel des Scheibenkegels, weshalb cos ß und sin δ beim Vergleich der Formeln als
                              									gleichwertig anzusehen sind.
                           Das Drehmoment M der Welle a verteilt sich gleichmäßig unter den beiden Klemmscheiben b und d, so daß jede von
                              									ihnen die Hälfte des Momentes M auf die Scheibe c der anderen Welle überträgt.
                           Das Moment der losen Scheibe ist daher \frac{M}{2} und der
                              									Achsialdruck, welcher an der Schraubenfläche entsteht
                           
                              N=\frac{M}{d\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}.
                              
                           Hieraus ergibt sich der Normaldruck P auf die
                              									Berührungsstelle der Scheiben
                           
                              P=\frac{N}{\mbox{cos}\,\beta}=\frac{M}{d\,.\,\mbox{cos}\,\beta\,.\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}.
                              
                           Wenn die Scheiben nicht gleiten sollen, muß
                           
                              P\,>\,\frac{M}{2\,.\,\mu\,.\,R}.
                              
                           Folglich
                           
                              \frac{M}{d\,.\,\mbox{cos}\,\beta\,.\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}\,>\,\frac{M}{2\,.\,\mu\,.\,R}
                              
                           oder
                           
                              \mbox{tg}\,(\alpha+\rho)\,>\,\frac{2\,.\,\mu\,.\,R}{d\,.\,\mbox{cos}\,\beta}.
                              
                           Die Bestimmung des Winkels α erfolgt daher nach
                              									derselben Regel, die auch bei den vorhergehenden Beispielen angewandt wurde, was aus
                              									einem Vergleich mit der Schlußformel auf S. 316 hervorgeht.
                           Bei der Wahl des Winkels ß ist zu berücksichtigen, daß
                              									mit dessen Verkleinerung der erforderliche Wert von P
                              									zwar abnimmt, daß aber anderseits gleichzeitig die schleifenden Bewegungen an der
                              									gemeinsamen Berührungsstelle der Scheiben und daher auch der Verschleiß größer
                              									werden.
                           Die an dieser Stelle sich ergebenden Bewegungs- und Abnutzungsverhältnisse sind
                              									nahezu dieselben wie in dem Lager eines Stirnzapfens, dessen Durchmesser gleich der
                              									radialen Erstreckung der Berührungsfläche an den Scheiben und dessen Umdrehungszahl
                              										n näherungsweise durch
                           n = (n1 + n2) cos ß
                           wiedergegeben ist, wobei n1 und n2 die Tourenzahlen der Friktionsscheiben
                              									bedeuten.
                           Die an ausgeführten Friktionsrädern gemachte Erfahrung hat ergeben, daß am
                              									zweckmäßigsten der Winkel ß gleich 15° gewählt
                              									wird.
                           Wird eine Welle der anderen näher gerückt oder von ihr entfernt, so ändert sich der
                              									Radius R und folglich auch das Uebersetzungsverhältnis
                              									der Friktionsscheiben.
                           Die verschiebbare Welle kann z.B. die Welle eines Elektromotors sein, welcher zur
                              									Veränderung der Uebersetzung auf einem Schlitten sich hin- und herschieben läßt oder
                              									um einen zur anderen Welle exzentrischen Drehpunkt sich drehen läßt.
                           tg (α + ρ) richtet sich
                              									hier ebenfalls nach dem Betrage von R; und es ist
                              									deshalb bei einem veränderlichen R sein kleinster Wert
                              									für die Bestimmung von α maßgebend oder es ist α im Verlauf der Schraubenfläche verschieden
                              									auszuführen, so daß bei einem anderen R auch ein
                              									anderes, ihm entsprechendes α wirksam wird.
                           Ersetzt man die Friktionsscheibe c durch einen in
                              									die Rille der Klemmscheiben passenden Keil- oder Rundriemen, so erhält man eine
                              									Riemenrolle, welche selbsttätig den Druck auf den Riemen und somit die Spannung
                              									desselben proportional dem Drehmoment der Rolle einstellt.
                           Fig. 37 stellt eine solche Rolle schematisch dar. Sie
                              									besteht aus den beiden Klemmscheiben b und d, von welchen die eine, b, mit der Welle fest verbunden ist, während die andere, d, lose drehbar auf der Welle sitzt und mit
                              									schraubenförmigen Stirnflächen der Nabe an einem Stift der Welle anliegt. Zwischen
                              									beiden Scheiben liegt der Keilriemen c.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 327
                              Fig. 37.
                              
                           Es kommt nun darauf an, die Steigung der Schraubenfläche so zu bestimmen, daß der
                              									Achsialdruck und die Spannung des Riemens nicht größer werden, als nötig ist, um das
                              									Gleiten des Riemens zu verhindern.
                           Zur genaueren Untersuchung dieser Verhältnisse seien folgende Bezeichnungen, mit
                              									Benutzung der schon bekannten, gebraucht:
                           M Drehmoment der Welle;
                           R der wirksame Halbmesser der
                              									Rolle;
                           d der mittlere Durchmesser der
                              									Schraubenfläche;
                           α Steigungswinkel der
                              									Schraubenfläche;
                           ρ Reibungswinkel für die
                              									Schraubenfläche;
                           ß Hälfte des Keilwinkels der
                              									Rille;
                           μ Reibungskoeffizient zwischen
                              									Scheiben und Riemen;
                           N Druck der Scheiben auf den
                              									Riemen in achsialer Richtung;
                           K die Summe der im Riemen auf dem
                              									Umspannungsbogen φ radial nach innen gerichteten
                              									Kräfte;
                           Z Riemenzug an der
                              									Ablaufstelle;
                           s Riemenzug einer beliebigen
                              									Stelle;
                           φ Umspannungsbogen des Riemens auf
                              									der Rolle;
                           γ ein beliebiger veränderlicher
                              									Teil des Umspannungsbogens.
                           Zunächst soll festgestellt werden, wie groß bei einem bestimmten Drehmoment M der Achsialdruck N sein
                              									muß, um das Gleiten des Riemens zu verhindern.
                           An einem vom Riemen umspannten Bogenelement d γ wirken
                              									nach der einen Seite s, nach der anderen s und d s (vergl. Fig. 38).
                           Diese beiden Kräfte bilden eine radial gerichtete Resultierende, d K, welche durch die Strecke a
                                 										c dargestellt ist. Ferner entspricht die Strecke a
                                 										b der Kraft s und die Strecke b c der Kraft s + d s, wobei jedoch d s
                              									gegenüber s vernachlässigt werden darf, Der von diesen
                              									Strecken eingeschlossene Winkel ist d γ.
                           Hiernach gilt:
                           
                              s . d γ = d K.
                              
                           Diese Radialkraft d K erzeugt
                              									infolge der Keilwirkung an den beiden Auflageflächen des Reibelementes zwei
                              									Reibungskräfte, welche zusammen eine Größe von
                           
                              d\,s=\frac{d\,K\,.\,\mu}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           
                           haben. Setzt man den Wert von d
                                 										K aus der vorhergehenden Gleichung ein, so wird
                           
                              d\,s=\frac{d\,K\,.\,\mu}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           oder
                           
                              \frac{d\,s}{s}=\frac{\mu\,.\,d\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 328
                              Fig. 38.
                              
                           Integriert man diese Differentialgleichung und legt als untere Grenze s = z, wenn γ = 0 fest,
                              									während die obere noch veränderlich bleibt, so folgt
                           
                              \int\limits_{s=z}^{s=s}\,\frac{d\,s}{s}=\int\limits_{\gamma=0}^{\gamma=\gamma}\,\frac{\mu\,.\,d\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           daher
                           
                              l\,n\,\frac{s}{z}=\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}
                              
                           oder
                           
                              s=z\,.\,e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}.
                              
                           Ferner besteht noch eine Beziehung zwischen der Achsialkraft d N und der Radialkraft d K
                           
                              d\,N=\frac{d\,K}{2\,.\,\mbox{tg}\,\beta},
                              
                           welche in
                           
                              d\,N=\frac{s\,.\,d\,\gamma}{2\,\mbox{tg}\,\beta}
                              
                           übergeht, wenn man für d K den
                              									vorher gefundenen Betrag einsetzt. Führt man dann noch für s den oben angegebenen Wert ein, so wird
                           
                              d\,N=\frac{z\,.\,e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}\,d\,\gamma}{2\,\mbox{tg}\,\beta}
                              
                           und daher
                           
                              N=\frac{z}{2\,.\,\mbox{tg}\,\beta}\,\int\limits_{\gamma=0}^{\gamma=\varphi}\,e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}d\,\gamma
                              
                               =\frac{z\,.\,\mbox{sin}\,\beta}{2\,.\,\mu\,\mbox{tg}\,\beta}\,\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right)+C
                           für φ = 0 wird auch N = 0,
                              									daher C = 0.
                           folglich
                           N=\frac{z\,.\,\mbox{cos}\,\beta}{2\,.\,\mu}\,\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right)
                              									. . . . 10)
                           Da
                           
                              z\,\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right)=\frac{M}{R}
                              
                           nimmt die Gleichung für N
                              									folgende Form an:
                           
                              N=\frac{\mbox{cos}\,\beta}{2\,.\,\mu}\,.\,\frac{M}{R}.
                              
                           Der für N erforderliche Betrag ist also vollständig
                              									unabhängig von dem Umspannungsbogen φ. Dieses Ergebnis
                              									erklärt sich dadurch, daß mit zunehmendem φ zwar die
                              									erforderliche Riemenspannung und mithin auch der spezifische Anlagedruck des Riemens
                              									für die Einheit der Bogenlänge abnehmen, daß jedoch durch die Verlängerung des
                              									Bogens der Gesamtwert von N wieder erhalten wird.
                           Der Steigungswinkel der Schraubenfläche muß nun derart bestimmt werden, daß durch die
                              									Wirkung von M im Gewinde ein Achsialdruck entsteht,
                              									welcher größer oder mindestens eben so groß ist als der oben für N angegebene Betrag.
                           Das Moment M verteilt sich zu gleichen Teilen unter die
                              									beiden Scheiben der Rolle, weshalb das Moment der losen Klemmscheibe von der Größe ½
                              										M im Gewinde einen Achsialdruck im Betrag von
                           N=\frac{M}{d\,.\,tg\,(\alpha+\rho)} . . . .
                              									11)
                           erzeugt.
                           Dieser Druck soll größer oder mindestens eben so groß sein, als derjenige, welcher
                              									unbedingt nötig ist, um das Gleiten des Riemens zu verhindern, also muß
                           
                              \frac{M}{d\,.\,tg\,(\alpha+\rho)}\,>\,\frac{\mbox{cos}\,\beta}{2\,.\,\mu}\,.\,\frac{M}{R}
                              
                           oder
                           
                              \mbox{tg}\,(\alpha+\rho)\,<\,\frac{\mu\,.\,R}{2\,.\,\mbox{cos}\,\beta}.
                              
                           Ein Vergleich mit den früheren Formeln für tg (α + ρ)
                              									läßt erkennen, daß unter sonst gleichen Voraussetzungen die Steigung der
                              									Schraubenfläche genau dieselbe sein muß, wie diejenige der vorerwähnten
                              									Friktionsgetriebe.
                           Um noch die Größe von z angeben zu können, sind die
                              									Werte von N in Formel 10 und Formel 11 einander
                              									gleichgesetzt:
                           
                              \frac{z\,.\,\mbox{cos}\,\beta}{2\,.\,\mu}\,\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right)=\frac{M}{d\,.\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)}
                              
                           oder
                           
                              z=\frac{2\,.\,\mu\,.\,M}{d\,.\,\mbox{cos}\,\beta\,.\,\mbox{tg}\,(\alpha+\rho)\,\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right)},
                              
                           dieser Betrag von z stellt die Zugkraft des Riemens an
                              									der Ablaufstelle dar für den Fall, daß a gerade den
                              									Wert erhalten hat, der nötig ist, um das Gleiten zu vermeiden. Der Riemenzug ist
                              									hiernach dem Drehmoment M direkt proportional, da die
                              									übrigen Glieder der Gleichung für z als konstant
                              									angesehen werden dürfen. Wenn also α einmal so
                              									getroffen ist, daß der Riemenzug den genannten Betrag erhält, so wird auch bei jeder
                              									beliebigen Größe von M der Riemen niemals gleiten
                              									können.
                           Zum Zwecke der Sicherheit gegen etwaige Schwankungen der Reibungskoeffizienten führt
                              									man besser α etwas kleiner aus, so daß der Riemenzug
                              									etwas größer als erforderlich wird. Die selbsttätige, dem Drehmoment proportionale
                              									Regulierung des Riemenzugs bleibt jedoch nach wie vor im auflaufenden wie im
                              									ablaufenden Riementeil bestehen.
                           Um den charakteristischen Unterschied dieses Riemengetriebes mit selbsttätiger
                              									Druckregulierung gegenüber dem gewöhnlichen Riemengetriebe mit feststehenden
                              									Scheiben deutlich veranschaulichen zu können, sollen die Größen von den Gleit- und
                              									Ruhebogen beider Getriebe noch miteinander verglichen werden.
                           Der Begriff eines Gleitbogens und eines Ruhebogens stammt von Grashof und ist in einem Aufsatz von E.
                                 										Brauer
                              									„Das Gleiten des Treibriemens auf der Riemenscheibe“ in der Z. d. V. d. 1.
                              									1908, S. 965 näher beschrieben.
                           Es ist dort hervorgehoben, daß die elastische Verlängerung oder Verkürzung des
                              									Riemens beim Durchlaufen des berührten Bogens nicht auf dessen ganzer Länge, sondern
                              									nur auf einem bestimmten Teile, dem Gleitbogen, stattfindet, während der andere
                              									Teil, der Ruhebogen, in relativer Ruhe durchlaufen wird.
                           Bei einer treibenden Rolle folgt in der Laufrichtung der Ruhebogen dem Gleitbogen.
                              									Wenn keine Kraft übertragen wird, so ist der Gleitbogen gleich Null und der
                              									Ruhebogen gleich dem Umspannungsbogen.
                           Sowie die Umfangskraft zunimmt, wächst der Gleitbogen, während der Ruhebogen kleiner
                              									wird. Letzterer stellt die notwendige Kraftreserve des Riemengetriebes dar. Ist er
                              									gleich Null, so ist die Reserve erschöpft und die geringste Steigerung der
                              									Umfangskraft ruft dann ein unzulässiges Gleiten des Riemens hervor.
                           Bezeichnet man den Gleitbogen mit γ und den Ruhebogen
                              									mit δ so ist
                           
                              \frac{M}{R}+z=z\,.\,e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}
                              
                           und daher
                           
                              \gamma=\left(l\,n\,\frac{\frac{M}{R}+z}{z}\right)\,.\,\frac{\mbox{sin}\,\beta}{\mu}
                              
                           und
                           
                              δ = φ – γ,
                              
                           für eine Keilriemenrolle mit feststehenden Scheiben stellt z die
                              									Anfangsspannung des Riemens dar, welche für jede Größe von M nahezu konstant bleibt. Mithin ändert sich der Gleitbogen γ, wenn das Moment M zu-
                              									oder abnimmt. Es wird gleich Null, wenn M = 0 und
                              									erreicht seinen Maximalwert φ, wenn
                           
                              M=R\,.\,z\left(e^{\frac{\mu\,.\,\gamma}{\mbox{sin}\,\beta}}-1\right).
                              
                           Bei der Riemenrolle mit selbsttätiger Druckregulierung
                              									dagegen, bleibt z nicht konstant, sondern ändert sich
                              									proportional mit dem Moment M.
                           Die Gleichung für γ kann daher auch geschrieben
                              									werden
                           
                              \gamma=\frac{\mbox{sin}\,\beta}{\mu}\,.\,l\,n\,\frac{M\,.\,C_1}{M\,.\,C_2}
                              
                           oder
                           
                              \gamma=\frac{\mbox{sin}\,\beta}{\mu}\,.\,l\,n\,\frac{C_1}{C_2},
                              
                           wobei C1 und C2 zwei
                              									konstante Größen bedeuten.
                           Hieraus folgt, daß der Gleitbogen γ, sowie der
                              									Ruhebogen δ = φ – γ und daher auch die Sicherheit gegen
                              									Gleiten des Riemens für jeden beliebigen Wert von M
                              									unverändert bleiben.
                           Das Uebersetzungsverhältnis der beiden vom Riemen umlaufenen Rollen läßt sich
                              									beliebig ändern, wenn eine Rolle der anderen genähert bezw. von ihr entfernt oder
                              									wenn mittels einer Spannrolle der Riemen angespannt oder gelockert wird.
                           Diese letztere Art der Uebersetzungsänderung wendet die Firma Vierordt & Cie., Kehl a. Rhein, an Motorrädern an (vergl. Fig. 39)D. p.
                                    											J. 1906, S. 492, Fig. 153. Lueger. II. Aufl.
                                    											Techn. Lexikon (s.u. Getriebe.) vergl. D. R. P. 184830., wobei
                              									die Spannrolle von einem Stellhebel gehoben oder gesenkt werden kann. Der Stellhebel
                              									wird von Hand bedient und ist durch ein Drahtseil, welches in einem gebogenen an
                              									seinen beiden Enden festgehaltenen Rohr geführt wird, mit der Spannrolle
                              									verbunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 329
                              Fig. 39.
                              
                           Die eine der beiden Rollen muß eine solche mit selbsttätiger Spannungsregulierung des
                              									Riemens sein, während die andere eine gewöhnliche Riemenscheibe sein kann. Hierbei
                              									bleibt es gleichgültig, welche von beiden die treibende oder die getriebene Rolle
                              									ist.
                           Spannt man auf eine der oben angegebenen Arten den Riemen, so wird an der
                              									verstellbaren Rolle infolge der Vergrößerung der Riemenspannung die lose Scheibe
                              									nach außen gedrängt. Dadurch erweitert sich die Rille, so daß die Riemen die Rolle
                              									mit einem kleineren Radius umläuft und dabei eine geringere Spannung erhalten muß.
                              									Diese Verschiebung hält so lange an, bis der Riemen wieder eine Spannung besitzt,
                              									welche dem augenblicklich wirkenden Drehmoment der Rolle entspricht.
                           Läßt man andererseits den Riemen locker werden, so wird er gleiten, dabei die lose
                              									Scheibe mitnehmen und ihrer Drehung entsprechend die Rille verengern. Dadurch wird
                              									der Riemen gezwungen einen größeren Radius der Rolle zu umlaufen und daher eine
                              									größere Spannung anzunehmen, bis er wieder eine das Gleiten verhindernde Spannung
                              									besitzt.
                           Das Uebersetzungsverhältnis des Getriebes ändert sich in dieser Weise meistens
                              									unmittelbar mit den Bewegungen der Spannrolle.