| Titel: | Einfache Ermittlung der zulässigen Knickspannung. | 
| Autor: | O. Riwosch | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 329 | 
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                        Einfache Ermittlung der zulässigen
                           								Knickspannung.
                        Von O. Riwosch, Ingenieur, St.
                              									Petersburg.
                        Einfache Ermittlung der zulässigen Knickspannung.
                        
                     
                        
                           Die Schwarz-Rankinesche Formel lautet:
                           
                              P=\frac{\sigma\,F}{l+\mu\,\left(\frac{l}{r}\right)^2},
                              
                           worin
                           σ = die zulässige Druckspannung in kg/qcm,
                           l = die Stablänge in cm,
                           P = die Druckkraft in kg,
                           r = der kleinste Trägheitshalbmesser in cm,
                           μ = den Erfahrungskoeffizienten
                           bedeuten.
                           
                           
                              
                                 Für
                                 Flußeisen ist
                                 μ = 0,0001,
                                 
                              
                                 „
                                 Gußeisen ist
                                 μ = 0,0007,
                                 
                              
                                 „
                                 Schweißeisen ist
                                 μ = 0,00016,
                                 
                              
                                 „
                                 Holz ist
                                 μ = 0,00023.Der erste Wert ist aus Lugers Lexikon entnommen, die übrigen
                                          													aus „Hütte“ (S. 418, XX. Auflage).
                                 
                              
                           Die zulässige Knickspannung ist:
                           
                              \frac{P}{F}=\sigma_k=\sigma\,\frac{1}{1+\mu\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}.
                              
                           Wird
                           
                              \frac{1}{1+\mu\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}
                              
                           durch φ bezeichnet, so ist
                           σk =
                              										σ φ.
                           φ ist der Koeffizient der
                              									Verminderung der zulässigen Druckspannung σ.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 330
                              Fig. 1.
                              A = φ-Kurve für Holz. – B = φ-Kurve
                                 										für Gußeisen. – C = φ-Kurve für Schweißeisen. – D = φ-Kurve für Flußeisen.
                              
                           Für Flußeisen ist
                           
                              \varphi=\frac{1}{1+0,0001\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}.
                              
                           Anstatt φ aus dieser Formel durch
                              									mühsame Berechnung zu ermitteln, ist es viel leichter auf dem graphischen Wege zu
                              									demselben Ziele zu gelangen.
                           Der Nenner dieses Bruches stellt eine Summe zweier Komponenten dar: die erste
                              									Komponente ist konstant, die zweite eine veränderliche Größe, die wir mit x bezeichnen.
                           
                              x=0,0001\,\left(\frac{l}{r}\right)^2
                              
                           ist die Scheitelgleichung einer Parabel. Setzen wir
                              										\frac{l}{r}=y,
                              									y2 = 10000
                              										x = 200 – 50 x und 50
                              										x = x0,
                           so ergibt sich
                           y2 = 200 x0 .
                              									. . . . . 1)
                           In der graphischen Tabelle (Fig.
                                 										1) ist die Parabel punktiert gezeichnet.
                           
                              \left(p=C\,F=100\mbox{ mm; }O\,F=\frac{p}{2}=50\mbox{ mm}\right).
                              
                           Um die Benutzung der Figur zu erleichtern, ist die letztere folgendermaßen
                              									zusammengestellt. Die Ordinaten der Parabel
                              										\left(\frac{l}{r}\right) sind auf der Abszissenachse X0 in den Punkten
                              									eingetragen, die ihren Abszissen x0 entsprechen.
                           Auf dieser Weise kann man für die Ordinaten
                              										\left(\frac{l}{r}\right) auf derselben X0-Achse die entsprechenden Abszissen x0 aus dem Netze
                              									erhalten.
                           
                              x=\frac{x_0}{50}.
                              
                           Die Beziehung
                           
                              \varphi=\frac{1}{1+0,0001\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}=\frac{1}{1+x},
                              
                           oder der Ausdruck:
                           φ (1 + x)
                              									= 1
                           stellt eine gleichseitige Hyperbel dar.
                              									(Asymptotengleichung.)
                           
                              \varphi=\frac{1}{1+x}=\frac{1}{1+\frac{x_0}{50}}=\frac{50}{50+x_0}.
                              
                           Ersetzt man (50 + x0) durch x1, φ – durch y1, so hat man
                           x1 .
                              										y1 = 50.
                           Wir legen von O bis O1 – 50 mm ab und ziehen durch O1 ein rechtwinkliges
                              									Koordinatensystem, und zwar so, daß die X1-Achse mit der X0-Achse zusammenfällt. Auf der X1 erhält man direkt
                              									für Werte von \frac{l}{r} ihnen entsprechende Werte von x1 = x0 + 50.
                           y_1=\varphi=\frac{50}{x_1} . . . 3)
                           Nach bestimmten φ aus dieser Gleichung ist die φ-Kurve K M N
                              									gezeichnet.
                           Die Kurve stellt eine gleichseitige Hyperbel dar. Die Achsen O1
                              									Y1 und O1
                              									X1 sind ihre
                              									Asymptoten. Bei x0 = 0,
                              									ist x1 = 50 mm und φ = 1.
                           In der Tabelle (Fig. 1) ist dieser Wert = 100 mm
                              									angenommen und in diesem Maßstab sind die übrigen Werte von φ aufgetragen.
                           
                              Die Ordinaten der Kurve geben direkt die Werte der gesuchten
                                 										Koeffizienten φ für verschiedene Werte
                              \frac{l}{r}
                              und daher ist die Ermittlung von φ erheblich
                                 										vereinfacht.
                              
                           Beispiel 1: Gegeben \frac{l}{r}=210,
                              									die zulässige Druckspannung σ = 900 kg/qcm. Gesucht
                              									die zulässige Knickspannung σk für einen Stab aus Flußeisen.
                           Aus der Tabelle (Fig.
                                 									1): Für \frac{l}{r}=210 (als Abszisse) erhält man die
                              									Ordinate
                           φ = 0,18; σk
                              									= φ . σ = 0,18 . 900 = 162
                              									kg/qcm.
                           
                           
                              
                              Durch Berechnung:
                              
                           
                              \varphi=\frac{1}{1+0,0001\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}=\frac{1}{1+0,0001,.\,210^2}=0,185;\
                                 										\underline{\sigma_k=166}\mbox{ kg/qcm}.
                              
                           Für einen Stab aus Gußeisen ist
                           
                              \varphi'=\frac{1}{1+0,0007\,\left(\frac{l}{r}\right)^2}.
                              
                           Wird 0,0007\,\left(\frac{l}{r}\right)^2 durch x' bezeichnet, so ist x' =
                              									7 x.
                           
                              \left[0,0001\,\left(\frac{l}{r}\right)^2=x\right]
                              
                           \varphi'=\frac{1}{1+x'}=\frac{1}{1+7\,x}=\frac{1}{1+7\,\frac{x_0}{20}}=\frac{50}{50+7\,x_0}
                              									4)
                           Die φ-Kurve für Gußeisen ist
                              									nach bestimmten φ' aus Gleichung 4 gezeichnet; die
                              									Hyperbel ist bis M geführt.
                           Beispiel 2: Gegeben \frac{l}{r}=80,
                              									die zulässige Druckspannung σ sei 900 kg/qcm. Gesucht
                              									die zulässige Knickspannung σk für einen Stab aus Gußeisen.
                           Aus der Tabelle (Fig.
                                 									1): Für \frac{l}{r}=80 (als Abszisse) erhält man die
                              									Ordinate
                           φ = 0,18; σk = 900 . 0,18 = 162
                              									kg/qcm.
                           
                              Durch Berechnung:
                              
                           
                              \varphi=\frac{1}{1+0,0007\,.,80^2}=0,182;.
                              
                           σk=
                              									900 · 0,182 = 163,8
                              									kg/qcm.
                           Auf derselben Weise sind die φ-Kurven für Schweißeisen
                              									und Holz konstruiert.