| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 332 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Versuche mit einer Schulz-Turbine.
                           Die Schulz-Turbine ist eine teilweise beaufschlagte
                              									Achsialdruckturbine mit mehreren in Geschwindigkeitsstufen unterteilten Druckstufen,
                              									von der Curtis-Turbine nur durch die Veränderlichkeit
                              									der Beaufschlagung in allen Stufen verschieden. Die untersuchte Turbine besitzt eine
                              									Leistung von 650 PSe normal und 900 PSe maximal; sie hat 4 Druckstufen mit je 2
                              									Geschwindigkeitsstufen, von denen die erste Druckstufe mit 15 einzeln mittelst
                              									Ringschieber absperrbaren Düsen, die übrigen mit je 18 Düsen, von denen 12
                              									absperrbar, ausgerüstet sind. Die Ringschieber zum Absperren einzelner Düsen in
                              									jeder Stufe werden von einer gemeinsamen Spindel durch ein Zahngetriebe bewegt und
                              									geben der Turbine in allen Stufen die für jede Belastung gerade notwendige
                              									Beaufschlagung, so daß der Anfangsdruck und damit die Strömungsverhältnisse bei
                              									Belastungsänderungen gleich bleiben. Dieser Zwischenregelung sind die
                              									verhältnismäßig günstigen Resultate bei den Versuchen zuzuschreiben, jedenfalls
                              									arbeitet die Turbine ungünstiger, wenn sie mit der gewöhnlichen Drosselregulierung
                              									arbeitet. Die Verstellung der Ringschieber kann für Dynamoantrieb durch den
                              									Regulator mit einem geeigneten Zwischengetriebe erfolgen, für Schiffsbetrieb wird
                              									die Verstellung für verschiedene Tourenzahlen von Hand vorgenommen.
                           Bei den Versuchen war die Turbine mit einer Gleichstromdynamo direkt gekuppelt, deren
                              									Wirkungsgrade für die verschiedenen Belastungen und Tourenzahlen bestimmt worden
                              									waren. Druck und Temperatur des Dampfes in den einzelnen Stufen der Turbine konnte
                              									gemessen werden. Bei einigen Versuchen mit überhitztem Dampf war der Dampf auch am
                              									Austritt aus der Turbine noch überhitzt, so daß es möglich war, auf Grund der Druck-
                              									und Temperaturmessungen die indizierte Turbinenarbeit zu bestimmen. Der Vergleich
                              									mit der effektiven Leistung ergab einen Arbeitsverlust von 21 PS, wovon etwa 5,5 PS
                              									auf die Lager, 1 PS auf die Stopfbuchsen, 2 PS auf die Regler und die Oelpumpen und
                              									der Rest von 12,5 PS auf die Radreibung und Ventilationsarbeit entfallen.
                              									Nachstehend ist ein Auszug aus den Versuchsergebnissen wiedergegeben, welche den
                              									Vorteil der Zwischenregelung gegenüber der Drosselregelung deutlich ersehen
                              									lassen. Namentlich bei kleinen Leistungen tritt der Unterschied stark hervor. Es ist
                              									dies für den Schiffsbetrieb wichtig, wo oft längere Zeit mit verminderter Leistung
                              									gefahren wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 331
                              Fig. 1.
                              
                           Nr. 1 bis 4 der nachstehenden Tabelle geben die Resultate bei abnehmender Leistung
                              									mit Regelung der Beaufschlagung in jeder Stufe wieder, Nr. 5 und 6 die Regelung
                              									durch Dampfdrosselung, Nr. 7 bis 9 die Regelung durch Düsenabsperrung in jeder Stufe
                              									bei abnehmender Tourenzahl und etwa in der dritten Potenz dazu abnehmender Leistung,
                              									wie es dem Schiffsbetrieb entspricht. Bei Nr. 10 sind nur die Düsen der ersten Stufe teilweise
                              									abgeschaltet. Fig. 1, welche die Abhängigkeit des
                              									Wärme Verbrauchs für 1 PSe/Std. von der Turbinenleistung darstellt, läßt
                              									den Vorteil der Zwischenregelung deutlich erkennen. [Gutermuth, Zeitschrift des
                              									Vereins deutscher Ingenieure 1910, S. 82–88.]
                           
                              
                                 Nr.
                                 EffektiveLeistungPS
                                 Umdre-hungszahli. d. Min.
                                 Offene Düsenin Stufe
                                 Dampfdruck-Temperaturvor der I.
                                    											Stufe
                                 Dampfdruckim Abdampf-raumkg/qcm
                                    											abs.
                                 Temperaturim
                                    											Abdampf-raum°C
                                 Dampf-verbrauchfür 1 PSe/Std.kg
                                 Effektiver(thermischer)Wirkungs-grad
                                 
                              
                                 1
                                 II-IV
                                 kg/qcm abs.
                                 °C
                                 
                              
                                   1
                                 535
                                 2200
                                 9
                                 16
                                   13,33
                                 298
                                   0,097
                                    45,5
                                 6,0
                                 0,53
                                 
                              
                                   2
                                 279
                                 2200
                                 5
                                 10
                                 13,3
                                 295
                                   0,097
                                 50
                                   6,35
                                 0,50
                                 
                              
                                   3
                                 148
                                 2200
                                 3
                                   6
                                 13,6
                                 292
                                   0,099
                                 45
                                   7,52
                                 0,43
                                 
                              
                                   4
                                   91
                                 2180
                                 2
                                   6
                                   13,74
                                 294
                                 0,10
                                 56
                                   8,23
                                 0,39
                                 
                              
                                   5
                                 278
                                 2200
                                 9
                                 16
                                   8,0
                                 291
                                 0,10
                                 58
                                 7,0
                                 0,46
                                 
                              
                                   6
                                 167
                                 2200
                                 9
                                 18
                                   5,6
                                 286
                                   0,099
                                 53
                                   8,35
                                   0,385
                                 
                              
                                   7
                                 405
                                 1974
                                 7
                                 14
                                 13,5
                                 301
                                   0,096
                                 55
                                   6,24
                                 0,51
                                 
                              
                                   8
                                 266
                                 1750
                                 5
                                 10
                                 13,7
                                 297
                                   0,093
                                 67
                                   6,67
                                   0,465
                                 
                              
                                   9
                                   71
                                 1089
                                 2
                                 6
                                 13,8
                                 295
                                   0,093
                                 61
                                 10,42
                                 0,31
                                 
                              
                                 10
                                   62
                                 1103
                                 2
                                 18
                                 13,8
                                 293
                                 0,10
                                 82
                                 12,40
                                 0,26
                                 
                              
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Ein Meßwagen für Luftschrauben.
                           Nach den Plänen von Professor Prandtl wurde ein Wagen
                              									gebaut für technische Messungen an Luftschrauben während der Fahrt und vom Magistrat
                              									der Stadt Frankfurt a. M. eine neue Gleisstrecke von 2½ km Länge für die Versuche
                              									überlassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 332
                              Fig. 1.
                              
                           Wie Fig. 1 zeigt, ist die Welle, deren Flansch zur
                              									Befestigung der Schrauben dienen soll, als obere Seite einer, auf hohem eisernen
                              									Gestühl, in Form eines Rechtecks aufgestellten Vierzylinderkette, in der Richtung
                              									ihrer Achse nachgiebig, und der Schraubenschub wird durch die als Winkelhebel
                              									ausgebildete eine senkrechte Seite des Rechtecks auf den Kolben eines mit Glyzerin
                              									gefüllten Preßzylinders M1 übertragen, von wo eine Rohrleitung zu einem aufschreibenden Manometer
                              									führt. Die Welle liegt 2,6 m über der Plattform des Wagens und wird von dem dort
                              									stehenden Motor D angetrieben durch untere
                              									festgelagerte Kegelräder H mittels einer senkrecht
                              									aufwärtsgeführten nach jeder Seite hin nachgiebigen Kardanwelle J und obere beweglich gelagerte Kegelräder K Die letzteren werden von einem Gehäuse gehalten, das
                              									um die Schraubenwelle auf Kugellagern drehbar ist, aber an der so infolge des auf
                              									die Schraube zu übertragenden Drehmomentes gewollten Bewegung dadurch gehindert
                              									wird, daß es sich mit einem Hebel gegen den Kolben des Preßzylinders M2 stützt. Dieser Druck
                              									wird ebenfalls von einem Manometer aufgezeichnet, und zwar mit dem Schraubenschub
                              									auf einem und demselben Papierstreifen, der überdies noch von einer Uhr mittels
                              									elektrischen Kontaktes alle zehn Sekunden ein Schreibzeichen empfängt.
                           Auf einem anderen Papierstreifen werden von derselben Uhr die dazwischen liegenden
                              									neun Sekunden verzeichnet und gleichzeitig die Tourenzahl des Motors, aus der die
                              									der Schraube zu errechnen ist, und dazu die Tourenzahl einer Achse des Wagens und
                              									diejenige des Anemometers A, aus der sich die
                              									Geschwindigkeit zwischen Schraube und durchfahrener Luftmasse bestimmen läßt.
                              									Später braucht man dann nur die beiden Papierstreifen so nebeneinander zu legen, daß
                              									das Zeitzeichen des Manometerstreifens auf die Zeitlücke des Streifens mit den
                              									Geschwindigkeitsaufzeichnungen zu liegen kommt; dann sind die einzelnen Messungen
                              									sämtlich nach ihrer Zusammengehörigkeit geordnet. Das Schalenkreuz des Anemometers
                              									und die Windfahne B an dem schrägen Mäste vor dem Wagen
                              									sind 10 m von der Luftschraube entfernt, und dabei wirkt letztere nicht mehr auf das
                              									Anemometer ein, da dieses außerdem gerade in gleicher Höhe mit der Schraubenachse
                              									liegt.
                           Um möglichst schnellen und darum leichten Lauf des Wagens, der lediglich durch den
                              									Schub der Luftschraube bewegt wird, zu erreichen, ist das normalspurige Gestell sehr
                              									leicht gebaut, für die Achsen Kugellagerung verwandt und der Stirnwiderstand überall
                              									so klein wie möglich gemacht. Der wassergekühlte Automobilmotor D kann 90–100 PS leisten bei 1800 bezw. 2000 Umdreh. i.
                              									d. Min. Die zwischen ihm und der Schraube einsetzbaren verschiedenen Getriebe
                              									ergeben dabei an der Schraubenwelle wenigstens noch 70 PS bei Tourenzahlen der
                              									Schraube zwischen 200 und 1200 i. d. Min.
                           Vom Sitz des Versuchsausführenden aus befinden sich links der Drossel- und
                              									Zündungshebel zur Regulierung des Motors und der Fußhebel für die Wagenbremsen an
                              									den vier Rädern; rechts die Hebel für Ein- und Ausrücken des Getriebes der
                              									Luftschraube und einer zum Einschalten eines Kettengetriebes F für Rückwärtsgang des Wagens. Vor dem Sitz sind bei C Zeigerapparate angebracht und zwar ein
                              									Resonanztachometer für die Tourenzahl des Motors, ein Pendeltachometer für diejenige
                              									einer Wagenachse, und je ein Manometer für Schraubenschub und Drehmoment. Diese
                              									Zeigermanometer können doppelt so hohen Druck aushalten wie die Registriermanometer,
                              									so daß man mit ihnen auch bei den stärksten Schrauben, die auf dem Wagen während der
                              									Fahrt geprüft werden sollen, die nicht unbeträchtlich größeren Schub- und Drehkräfte
                              									derselben, wie sie bei der ortsfesten Prüfung auf festgebremsten Wagen zu beobachten
                              									sind, messen kann.
                           Die Versuche werden nun in folgender Weise ausgeführt: Bei festgebremstem Wagen wird
                              									der Motor angedreht und mittels der Klauenkupplung G
                              									das Getriebe der Luftschraube eingerückt, und dann mit dem Fußhebel die
                              									Reibungskupplung E langsam eingeschaltet. Nachdem so
                              									die Luftschraube auf volle Tourenzahl gekommen ist, wird die Bremse gelöst, und nun
                              									erreicht der Wagen äußerst schnell seine volle Geschwindigkeit. Ist dann hinreichend guter
                              									Beharrungszustand an Tourenzeigern und Manometern erkennbar, so werden durch
                              									Schnurzüge sämtliche Registrierapparate gleichzeitig eingerückt, während der
                              									Wagenführer nunmehr die Geschwindigkeit des Wagens durch Benutzung der Bremse und
                              									Regelung des Motors konstant zu erhalten sucht. So werden zwei oder drei
                              									Aufzeichnungen hintereinander gemacht und dann der Wagen gebremst und zum Stillstand
                              									gebracht.
                           Sämtliche Schrauben werden, vor dieser Prüfung auf Nutzeffekt, einer Festigkeitsprobe
                              									unterworfen, in einem allseitig geschlossenen Raum, bei um etwa 20 v. H. höherer als
                              									ihrer Betriebstourenzahl. Dieser Versuchsraum umfängt die Schrauben mit einer
                              									achteckförmigen doppelten Verschalung aus starken Balken und Bohlen mit dazwischen
                              									liegender 0,5 m dicker Sandschicht. Die Stirnflächen vor und hinter der Schraube
                              									sind doppeldielig ausgeführt, und die eine ist aufklappbar nach oben hin, um die
                              									Schraube hineinbringen zu können und hat in passender Höhe eine Durchbohrung zum
                              									Durchlassen der Antriebswelle. (Béjeuhr.) [III. aeron.
                              									Mitteilungen 1909, S. 941–945.]
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Elektromagnetische Schützenbewegung.
                           Ab und zu hört man von Versuchen, welche die Absicht verfolgen, die bislang übliche
                              									Art der Schützenbewegung für Webstühle, bei der der Schützen durch Schlagarme bewegt
                              									oder vielmehr geschleudert wird, durch eine bessere Methode zu ersetzen. Die
                              									Nachteile der Schützenbewegung durch Schlag liegen hauptsächlich in den starken
                              									Erschütterungen, denen der Stuhl bei jedem Schlag ausgesetzt ist, ferner in dem mehr
                              									oder weniger unregelmäßigen Gange des Stuhles infolge des plötzlich anwachsenden
                              									Kraftbedarfes beim Schlage, ein Uebelstand, dem zwar durch zweckmäßige Anordnung von
                              									Schwungmassen nach Möglichkeit gesteuert wird, der sich aber doch mitunter sehr
                              									störend bemerkbar macht. Nicht außer Acht zu lassen ist endlich auch die Möglichkeit
                              									des Herausfliegens des Schützens und die damit verbundene Gefahr für die Arbeiter.
                              									Alle diese Nachteile sollen durch die Bewegung des Schützens auf elektromagnetischem
                              									Wege vermieden werden. Bei dieser Art des Schützentriebes hat der Stuhl für die
                              									Schützenbewegung keine besondere Kraft zu liefern, die schädliche Beeinflussung des
                              									Webstuhles und seines Ganges fällt damit fort. Vor allem aber befindet sich der
                              									Schützen während seines ganzen Weges durch das Fach in steter Abhängigkeit von dem
                              									Magneten, er wird geführt, nicht geschleudert, wie bei dem üblichen Schützenschlag.
                              									Herausspringen des Schützens ist daher gänzlich unmöglich.
                           Eine vor kurzem bekannt gewordene Konstruktion einer derartigen Schützenbewegung
                              									bedient sich folgender Einrichtung.
                           Unterhalb der Lade läuft in vertikaler Ebene eine um drei Punkte durch Rollen
                              									geführte Kette gleichmäßig in einer Richtung um. In der Länge der Ladenbahn läuft
                              									die Kette parallel und dicht unterhalb derselben. Zwischen der Kette und der
                              									Ladenbahn ist ferner ein um zwei je am Ende der Lade angebrachte Rollen in
                              									horizontaler Ebene beweglicher, endloser Riemen angeordnet, der seinerseits eine
                              									Magnetbatterie trägt. Die Rollenkette trägt in Abständen, welche in einem bestimmten
                              									Verhältnis zur Schützenbewegung stehen, Mitnehmerbolzen, die abwechselnd nach vorn
                              									und nach hinten abgebogen sind. Der Riemen trägt ebenfalls zwei Bolzen, die um die
                              									Entfernung des Schützenweges von einander abstehen und im Bereich der
                              									Mitnehmerbolzen der Rollenkette stehen. Beim Umlauf der Rollenkette wird daher der
                              									Riemen und mithin auch der Magnet um die Strecke des Schützenweges abwechselnd
                              									von links nach rechts und umgekehrt bewegt werden. Auf dem Magneten, von diesem nur
                              									durch die Fadenlage des Unterfaches getrennt, liegt der Schützen und macht die
                              									Bewegungen des Magneten mit. Damit beim Auswechseln der Spulen o. ä. der Magnet
                              									durch Abheben bezw. Abreißen des Schützens nicht geschwächt wird, ist die Anordnung
                              									getroffen, daß der Schützen an seiner unteren Fläche eine entsprechend geformte
                              									Stahlplatte trägt, von der er bequem abgehoben werden kann. Die Stahlplatte bleibt
                              									dann auf dem Magneten haften, während der Schützen bei Bedarf abgehoben werden kann.
                              									[Leipz. Monatsschrift f. Textilindustrie 1909, S. 238.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Neue Farbeffekte auf Textilstoffen.
                           Zum Hervorbringen von Farbwirkungen auf Papier sind neuerdings Verfahren bekannt
                              									geworden, welche besondere Eigenart des Farbeffektes dadurch erreichen, daß die
                              									Zuführung der Farben während der Bildung der Papierbahn erfolgt. Auf diese Weise ist
                              									man imstande Papiere zu erzeugen, die in verschiedenster Weise meliert oder
                              									marmoriert sind oder reliefartige Farbwirkungen zeigen, wie sie bisher in solcher
                              									Vollkommenheit nicht erzielt werden konnten. Nachdem diese Musterung in der
                              									Buntpapierindustrie große Erfolge gehabt hat, ging das Bestreben der Fachkreise
                              									dahin, diese neuartigen Farbwirkungen auch für die Textilindustrie nutzbar zu
                              									machen. Den Farbwerken vorm. Meister Lucius &
                                 										Brüning in Höchst ist die Lösung dieser Aufgabe ebenfalls gelungen.
                           Die direkte Färbung der Gewebe während der Herstellung, wie bei Papier, ist natürlich
                              									nicht möglich, weil hierfür die nötige Vorbedingung – Verschiebbarkeit der
                              									Materialteilchen –, die diese Färbeweise überhaupt ermöglicht, fehlt. Das Verfahren
                              									kann bei Geweben daher nur auf indirektem Wege zur Anwendung gebracht werden. Es
                              									geschieht dies in der Weise, daß eine in Bildung begriffene Papierbahn in der
                              									gewünschten Weise gefärbt bezw. präpariert und die hervorgebrachte Musterung d.h.
                              									Färbung dann durch vorübergehende Vereinigung mit dem zu färbenden Gewebe
                              									(Anpressen) auf letzteres übertragen wird. Es hat sich gezeigt, daß die oben
                              									geschilderten, eigenartigen Farbeffekte auf den verschiedenen Textilstoffen
                              									hervorgebracht werden können. Das Verfahren hat im Prinzip gewisse Aehnlichkeit mit
                              									dem Gewebedruck; die in der beschriebenen Weise gefärbte Papierbahn nimmt die Stelle
                              									der Druckplatte bezw. Druckwalze ein. Durch die Papierbahn können nicht nur direkt
                              									die Farben, sondern auch Beizen, Aetzen, Reserven oder anderes auf die eventl.
                              									entsprechend präparierten Gewebe übertragen werden, so daß bezüglich der
                              									eigentlichen Färbung fast alle Möglichkeiten der üblichen Gewebefärberei angewendet
                              									werden können.
                           Die Musterung der Papierbahn kann in verschiedener Weise erfolgen; folgende Beispiele
                              									mögen angeführt sein. Auf eine in Bildung begriffene Papierbahn wird durch eine
                              									Schöpfvorrichtung andersfarbiger Papierstoff aufgeworfen, wodurch eine beliebige,
                              									flockige Marmorierung hervorgebracht werden kann. Gleichmäßiger erscheinende
                              									Marmorierung wird erzeugt, wenn zwei verschiedenfarbige Papierbahnen im
                              									Entstehungszustand zusammengeführt werden. Auch können bereits im Holländer
                              									verschieden gefärbte Fasern vermischt werden, die in der Papierbahn entstehende
                              									Melierung wird dann, die Verwendung übertragbarer Farbstoffe vorausgesetzt, auf dem
                              									Textilstoff ebenfalls eine entsprechende Melierung hervorbringen. Eine andere
                              									Musterung entsteht, wenn man auf einer in Bildung begriffenen Papierbahn Filzstücke
                              									schleifen läßt, die mit Lösungen von Farbstoff, mit Aetzen oder Beizen getränkt
                              									sind. Hierbei werden nur die an der Oberfläche liegenden Fasern gefärbt bezw. getränkt. Reliefartige
                              									Musterung wird erzeugt, wenn die Farbe usw. durch Düsen im spitzen Winkel auf die
                              									Papierbahn aufgespritzt wird. Diese Wirkung kann noch verstärkt werden und in
                              									beliebigen Figuren erfolgen, wenn in die noch feuchte Papierbahn vor dem Aufdüsen
                              									der Farbe gravierte Walzen oder Geflechte usw. eingepreßt werden. Die auf solche
                              									Weise hergestellten und auf Textilstoffe übertragenen Muster sind von so
                              									eigenartiger plastischer Wirkung, wie sie auf dem Wege des Drückens bisher nicht
                              									annähernd erreicht werden konnte.
                           Das Uebertragen der Farbe o. a. von der Papierbahn auf das Gewebe kann in
                              									mannigfacher Weise erfolgen und richtet sich nach den verwendeten Substanzen. Meist
                              									wird es genügen, wenn das zu färbende Gewebe unmittelbar nach dem Anfärben der
                              									Papierbahn zusammen mit letzterer durch mehrere Quetschwalzen geführt wird. Oder
                              									aber das Papier wird zunächst fertig gemacht und dann erst angefeuchtet mit dem
                              									Stoff vereinigt, was durch schichtenweise Lagerung oder Aufrollen auf festen bezw.
                              									perforierten Walzen geschehen kann. Durch das Maß des Anfeuchtens, sowie Anwendung
                              									von Wärme oder Dampf kann die Farbenübertragung modifiziert werden. Nach
                              									Uebertragung der Färbung wird diese in entsprechender Weise wie bei der gewöhnlichen
                              									Gewebefärberei fixiert. [Spinner & Weber 1909. Nr. 32.]
                           
                              Hg.
                              
                           
                        
                           Verhütung der Bildung von Kohlenstaub.
                           Um die Berieselung, die mancherlei Unannehmlichkeiten für die Bergleute mit sich
                              									bringt und außerdem zeitraubend ist, zu vermeiden, kann man in den geeigneten Flözen
                              									ein von dem Geh. Oberbergrat Meißner angegebenes
                              									Verfahren anwenden, welches darin besteht, daß man das unter hohem Druck stehende
                              									Wasser der Berieselungsleitung in den durch ein tiefes Bohrloch erschlossenen
                              									Kohlenstoß einführt, das Loch abdichtet und den Druck auf die Kohle solange wirken
                              									läßt, bis das Wasser aus den Rissen der Kohle herausdringt. Der Kohlenstoß ist dann
                              									nicht nur durch und durch feucht, sondern auch gelockert. Das Loch wird mit vier
                              									Bohrern von verschiedener Länge und verschiedenen Durchmessern derart hergestellt,
                              									daß es sich in vier je 75 cm langen Absätzen von 75 auf 30 mm Weite verengt. Zur
                              									Einführung des Druckwassers dient dann ein 3 m langes Eisenrohr von 20 mm Weite, das
                              									vorne und in 150 mm Abstand vom vorderen Ende mit je einem Kegelansatz sowie hinten
                              									mit einem Kopf versehen ist. Dieses Rohr wird mit einigen wuchtigen Schlägen in das
                              									Loch eingetrieben, wobei die beiden Kegelansätze gegen die entsprechenden Absätze
                              									des Bohrloches abdichten und dadurch das Druckwasser auf eine weite Strecke in die
                              									Kohle hineindrängen. Nach 5–10 Minuten ist, wie die Versuche mit dem Verfahren auf
                              									der Zeche Scharnhorst der Harpener
                                 										Bergbau-Aktien-Gesellschaft bewiesen haben, der Kohlenstoß durchtränkt,
                              									wobei das Wasser bei einem Druck von 18–25 kg/qcm bis auf 2 m Entfernung vom Bohrloch verteilt
                              									wird, und zwar derart, daß eine Berieselung überflüssig gemacht wird. Auch in den
                              									Strecken bildet sich kein Staub mehr. Ferner wird der Kohlenstoß von dem Druckwasser
                              									so erheblich aufgelockert, daß die Kohle leicht mit der Keilhaue gelöst werden kann,
                              									während sie früher nur mit Schießarbeit zu gewinnen war. Auf anderen Strecken hat
                              									sich das Verfahren in bezug auf die Staubverhütung ebenfalls bewährt, während die
                              									Auflockerung der Kohle nicht genügt hat. Daraus ergibt sich, daß nicht in allen
                              									Flözen sämtliche Vorteile des Verfahrens zur Geltung kommen werden. (Dobbelstein.) [Glückauf, 1909, S. 1641–1643.
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                           Die Shoshone-Talsperre.
                           Eine der bedeutendsten Talsperren wird von dem United States Reclamation Service im
                              									Tale des Shoshone-Flusses nahe bei dem Orte Cody im Staate Wyoming in Nordamerika
                              									errichtet. Es handelt sich hierbei um den Abschluß eines tief eingeschnittenen
                              									Tales, das bei normalem Wasserstande in der Höhe des Wasserspiegels 21 m und in 90 m
                              									Höhe über dem Flußbette auch nur 60 m breit ist, sich also zur Anlage einer
                              									Staumauer ausgezeichnet eignet, ganz abgesehen davon, daß auch der Untergrund, der
                              									aus Granit besteht, an Sicherheit für ein solches Bauwerk nichts zu wünschen übrig
                              									läßt. Die Staumauer wird unmittelbar unterhalb des Zusammenflusses der beiden Arme
                              									des Shoshoneflusses angelegt und vollständig aus Stampfbeton hergestellt. Die
                              									Gründung befindet sich 25,9 m unter dem Flußbett, wo das Mauerwerk eine bis zum
                              									Flußbett reichende Sohlenbreite von 33 m erhält. Von hier nimmt die Dicke nach der
                              									Krone hin symmetrisch auf beiden Seiten geradlinig bis auf 3,05 m ab. Die Gesamthöhe
                              									einschließlich des unter dem Flußbette liegenden Teiles beträgt ziemlich genau 100
                              									m, die Länge an der Krone nur 54,86 m. Der Damm ist gegenwärtig bis zu 77 m Höhe
                              									über der tiefsten Stelle fertig gestellt.
                           Die durch diese Talsperre aufstaubare Wassermenge beträgt etwa 567000000 cbm, etwa
                              									die Hälfte der aus einem Niederschlagsgebiete von 3550 qkm Fläche kommenden
                              									Gesamtabflußmenge während eines Jahres, und die Aufgabe der Talsperre wird in erster
                              									Linie darin bestehen, während eines Teiles des Jahres große Wassermengen für
                              									Bewässerungszwecke bereitzuhalten. Der Abfluß des überschüssigen Wassers wird durch
                              									einen in den Felsabhang getriebenen Stollen von 6 × 6 qm Querschnitt und 150 m Länge
                              									bewirkt, während für die Entnahme von Wasser zu Bewässerungszwecken ein anderer
                              									Stollen von 3 × 3 qm Querschnitt und 150 m Länge angelegt wird, dessen Auslaßöffnung
                              									drei Schützen von 0,9 qm Breite und 2,1 m Höhe regulieren. Die Spindeln dieser
                              									Schützen erhalten Druckölantrieb, wobei die Pumpe elektrisch von einer kleinen
                              									Benzinmotorkraftanlage aus angetrieben wird. Ein weiterer Abflußstollen von 7,43 qm
                              									Querschnitt wird ferner so angelegt, daß seine ganze Länge in 35 m über der
                              									Flußsohle liegt; dieser soll zur Abführung von Hochwasser, dann aber auch zur
                              									Entnahme von Wasser für Kraftzwecke dienen.
                           Durch das Mauerwerk der Talsperre selbst sind zwei Auslaßrohre von je 1067 mm ⌀ aus
                              									Gußeisen gelegt, deren Enden durch Schieber abgeschlossen wird und die ebenfalls für
                              									Kraftzwecke in Betracht kommen dürfen. [Engineering News 1909 II., S. 627–628.]
                           
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                           Wasserkraftanlagen der Butte Electric & Power
                              									Company.
                           Die Butte Electric and Power Company betreibt
                              									gegenwärtig eine Anzahl von Wasserkraft-Elektrizitätswerken, von denen das
                              									bedeutendste das Madisonkraftwerk ist. Dieses umfaßt
                              									eigentlich selbst zwei Anlagen, jedoch wird die eine davon nur in den Zeiten der
                              									größten Belastung betrieben. Das Madison-Werk im
                              									Madison River Canon, 96 km südwestlich von Butte, wird aus einer durch einen
                              									Betondamm hergestellten Talsperre gespeist, die einen Stausee von 9,6 km Länge und
                              									3,2 km Breite bildet. Das Wasser der Talsperre fließt in zwei hölzerne
                              									Druckleitungen von 3,05 und 3,66 m ⌀, die an dem Abhang des Tales verlegt und gegen
                              									die hier häufig vorkommenden Bergstürze durch Gitter aus kräftigen Balken geschützt
                              									wird. Die Leitungen münden oberhalb des neueren Kraftwerkes Nr. 2 in ein unter Druck
                              									stehendes Wasserschloß, von welchem vier stählerne Druckleitungen zu diesem Werk führen. Das
                              									bereits elf Jahre im Betrieb befindliche Werk Nr. 1 wird aus der 3,66 weiten
                              									Holzleitung durch eine Leitung von 2,44 m Weite gespeist und enthält zwei 1000
                              									KW-Einheiten mit Leffel-Turbinen für 18,3 m Gefälle. Es
                              									wird, wie erwähnt, nur bei großem Strombedarf betrieben und läuft dann parallel mit
                              									dem neuen Wasserkraftwerk Nr. 2, in welchem vier Einheiten von je 2400 KW mit Leffel-Hochdruckturbinen für 33,53 m Gefälle betrieben
                              									werden. Von dem Kraftwerk führen Fernleitungen für 60000 Volt Hochspannung nach
                              									verschiedenen Richtungen, hauptsächlich aber nach dem 96 km entfernten Butte,
                              									wo der Strom nicht nur für Beleuchtungs- und Kraftzwecke im allgemeinen, sondern in
                              									großem Maßstabe auch in den Kupferbergwerken verwendet wird. Auch die bekannten
                              									Anlagen in Anaconda beziehen etwa 5000 KW aus dieser Fernleitung. Zu erwähnen ist
                              									noch, daß eine für eine Endleistung von 100000 PS bemessene Anlage der Butte Electric and Power Company sich bei Great Falls
                              									im Bau befindet. [Electrical World 1909, II, S. 1517–1518.]
                           
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