| Titel: | Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen. | 
| Autor: | Ernst Preger | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 337 | 
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                        Die Steuerungen der schwungradlosen
                           								Dampfpumpen.
                        Von Dipl.-Ing. Ernst Preger,
                           								Kiel.
                        (Fortsetzung von S. 325 d. Bd.)
                        Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen.
                        
                     
                        
                           Duplex-Pumpen.Die Duplex- oder Worthington-Pumpen. (Fig. 15–20.)
                           Die Worthington-Pumpe ist die älteste und verbreitetste
                              									Konstruktion von schwungradlosen Pumpen und wird von vielen Maschinenfabriken
                              									gebaut. Als erste deutsche Firma fertigte die Pumpen- und Maschinenfabrik Weise & Monski in Halle a. Saale solche Pumpen schon im Jahre 1885. Diese
                              									Pumpen haben sich unter dem Namen „Duplexpumpen“
                              									in ganz Deutschland eingebürgert, und ihre Steuerung ist jedem Techniker
                              									bekannt. In diesem Abschnitt sind nur Konstruktionen der genannten Firma
                              									aufgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 337
                              Fig. 15 und 16. Duplexpumpe von Weise & Monski.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 337
                              Fig. 17. Verbund-Duplexpumpe von Weise & Monski.
                              
                           Fig. 15 und
                              										16
                              									zeigen den Schnitt durch eine Duplexpumpe. Jeder Kolben steuert den anderen durch
                              									einen Flachschieber, unter Vermittlung eines Schwinghebels. Die Konstruktion der
                              									Schwinghebel ist aus Fig. 15 ohne weiteres
                              									zu ersehen. Die Wirkungsweise der Steuerung wurde schon an Hand der Fig. 4 erläutert. Es sei nur erwähnt, daß an Stelle
                              									der Flachschieber auch Kolbenschieber treten können. Diese haben, wenn angängig,
                              									Inneneinströmung; dann liegen die Stopfbuchsen der Schieberstangen im Abdampf und
                              									brauchen nicht so fest angezogen zu werden.
                           Die Anordnung der Verbandpumpen kleinerer Größe ist sehr
                              									einfach. Kolbenstangen und Schieberstangen gehen vom einen zum anderen Zylinder
                              									durch, wie Fig. 17 zeigt. Der Auspuff des
                              									Hochdruckzylinders ist mit dem Schieberkasten des Niederdruckzylinder durch ein
                              									weites Rohr verbunden, welches den Aufnehmer für den
                              									Dampf bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 338
                              Fig. 18. Steuerungsantrieb der Duplexpumpe von Weise & Monski.
                              
                           An Stelle der Flach- oder Kolbenschieber treten bei größeren Ausführungen oft
                              									Rundschieber oder Drehschieber, weil diese billiger sind und erheblich geringere
                              									Schieberreibung verursachen als große Flachschieber. Bei Rundschiebern hebt sich
                              									nämlich der auf den Schieber wirkende Dampfdruck zum Teil selbst auf. Außerdem
                              									schleifen sich Rundschieber infolge ihrer Drehbewegung selbst ein, gewähren also
                              									eine bessere Abdichtung, als sie bei Anwendung großer Flachschieber möglich
                              									wäre.
                           Fig. 18–20 zeigt
                              									eine große Zweifach-Expansions-Duplexpumpe mit
                              									Rundschiebern, welche von der Firma Weise & Monski für ein Kohlenbergwerk geliefert wurde. Der
                              									Antrieb der Rundschieber erfolgt auch hier von den Kolbenstangen aus durch die
                              									Steuerhebel 1 und 2 (Fig.
                                 										18). An dem einen Ende jeder Steuerwelle sitzt eine Verteilungskurbel 1 bezw. 2, welche gemäß
                              										Fig. 19 durch eine Schieberstange den
                              									Verteilungsschieber A des Hochdruckzylinders und von da
                              									durch eine weitere Stange den Schieber B des
                              									Niederdruckzylinders bezw. die Schieber der Zylinder auf der anderen Seite, bewegt.
                              									Der erforderliche tote Gang im Gestänge der Verteilungsschieber zur Ausprägung der
                              									Hubpausen wird in der Weise erzielt, daß der Stein C im
                              									Kopf der Schieberstange Spiel hat und entweder gegen die Stellschraube D oder mit der Schraube E
                              									gegen die linke Wand des Stangenkopfes anstößt und erst nach diesem Anschlagen die
                              									Stange bewegt. Die Form der Rundschieber ist aus Fig.
                                 										20 ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 338
                              Fig. 19. Zweifach-Expansions-Duplexpumpe von Weise & Monski.
                              
                           Die vorzeitige Absperrung des Dampfes zur Erzielung der Expansion geschieht,
                              									wie folgt: Am anderen Ende jeder Steuerwelle, d.h. auf derselben Seite wie der
                              									Steuerhebel, sitzt eine Expansionskurbel, welche durch eine besondere Stange F, den lose auf dem Zapfen
                              									des Verteilungsschiebers A laufenden Hebel G und durch die Stangen H
                              									bezw. J die beiden Expansionsrundschieber K und L antreiben. Das
                              									Gestänge der Expansionsschieber hat kein Spiel. Jeder Kolben betätigt nach dem
                              									Gesagten den Verteilungsschieber des anderen Kolbens, aber
                                 										seinen eigenen Expansionsschieber. Nach einem bestimmten Hube des Kolbens
                              									ist der Schieber K oder L
                              									soweit gedreht, daß der Frischdampfkanal M oder N überdeckt ist, und kein Dampf mehr durch A nach dem Zylinder treten kann. Die Verstellung der
                              									Füllung kann innerhalb gewisser Grenzen durch Aenderung der Längen von H und J bewirkt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 339
                              Fig. 20. Zweifach-Expansions-Duplexpumpe von Weise & Monski.
                              
                           Ein besonderer Kraftausgleicher ist bei der gezeichneten Pumpe nicht vorgesehen, weil
                              									die Masse der Kolben und ihrer Gestänge selbst zur Weiterbewegung nach der
                              									Absperrung des Dampfes genügt, wie schon in der Einleitung dieses Aufsatzes näher
                              									erläutert wurde. –
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 339
                              Gelenklose Steuerung von Weise & Monski.
                              
                           Die Tatsache, daß die sonst durchaus einfache und bewährte Duplexsteuerung aus einer
                              									größeren Anzahl einzelner Teile besteht und eine Reihe besonderer Schmierstellen
                              									(etwa acht bis zehn) aufweist, hat mehrere Konstruktionen hervorgerufen, bei denen
                              									alle äußeren Schmierstellen vermieden sind und nur der Schieberspiegel, sowie in
                              									bestimmten Fällen einige in das Innere des Schieberkastens verlegte Mechanismen
                              									geschmiert zu werden brauchen. Die Schmierung dieser Teile geschieht dann dadurch,
                              									daß dem zugeführten Frischdampf Oel zugesetzt wird. Bei Verwendung von Sattdampf
                              									genügen die bekannten Tropf- oder Kondensationsöler, bei Heißdampf müssen
                              									Schmierpressen angewendet werden, weil das dann verwendete Oel besonders dickflüssig
                              									ist.
                           
                        
                           
                           Gelenklose Steuerung von
                                 										Weise & Monski, Halle a. Saale. D. R. P.
                              									153148. (Fig.
                                 										21–26.)
                           Am gründlichsten räumt entschieden die gelenklose Steuerung von Weise & Monski mit
                              									allen Uebertragungsmechanismen für die Schieberbewegung auf. Schieber und Kolben
                              									sind durch die Arme A starr miteinander verbunden. Es
                              									sind also nur die Schieber und die Stopfbuchsen für die Schieberstangen zu
                              									schmieren. Die Schieber haben den gleichen Hub wie die Kolben. Weil die Arme A sich nicht überkreuzen dürfen, da sie sich sonst bei
                              									der Bewegung stören würden, so sitzt jeder Schieber über demjenigen Kolben, den er
                              										nicht zu steuern hat, und die Dampfkanäle müssen
                              									vom Schieberspiegel auf der einen Seite zum Dampfzylinder auf der anderen Seite
                              									führen, also sich überkreuzen.
                           Bei dem größeren Schieberweg dieser Konstruktion wäre es nicht vorteilhaft gewesen,
                              									die Dampfkanäle in der gewohnten Weise hinter einander in Richtung der Zylinderachse
                              									auf dem Schieberspiegel münden zu lassen, weil dann Dampfkanäle und Ueberdeckungen
                              									sehr breit hätten ausgeführt werden müssen und dann schlecht dicht gehalten hätten.
                              									Die Schieberkanten a b und c
                                 										d stehen vielmehr schräg zur Längsachse, und
                              									die Dampfkanäle münden in einer quer zur Zylinderachse liegenden Reihe auf dem
                              									Schieberspiegel. Als solcher dient die aufgeschraubte Schieberplatte B.
                           Die Steuerung ist zu empfehlen für solche Pumpen, welche in einer staubigen Umgebung
                              									arbeiten müssen, oder aus sonst irgend einem Grunde keine sorgfältige Wartung
                              									genießen können. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß der Vorteil, weder
                              									außen noch im Innern des Schieberkastens irgend welche Uebertragungsmechanismen für
                              									den Schieber zu haben, theoretisch durch einen
                              									geringeren mechanischen Wirkungsgrad erkauft wird. Die Schieber sind nämlich wegen
                              									ihrer starren Verbindung mit den Kolbenstangen länger als bei der gewöhnlichen
                              									Duplexpumpensteuerung. Deshalb lastet auf ihnen auch ein größerer Druck des Dampfes,
                              									und es ist bei ihrer Bewegung ein größerer Reibungswiderstand zu überwinden. Ob praktisch ein Unterschied des Wirkungsgrades
                              									nachweisbar ist, muß allerdings dahin gestellt bleiben, weil entsprechende Versuche
                              									darüber bisher noch nicht angestellt sind und wohl auch sehr schwer einwandfrei
                              									durchgeführt werden können. Immerhin trägt die Firma Weise
                                 										& Monski den angeführten Umständen insofern Rechnung, als sie im
                              									allgemeinen die gelenklose Steuerung nur bei Pumpen bis zu 150 mm Kolben- bezw.
                              									Schieberhub und auch nur dann ausführt, wenn es seitens der Kunden besonders
                              									gewünscht oder durch äußere Umstände – staubige Luft, mangelhafte Wartung –
                              									erforderlich gemacht wird. Für diese Anwendungsfälle bleibt aber immer der Umstand
                              									bestehen, daß das Prinzip der Vereinfachung der Steuerung, d.h. die Vermeidung jedweder Bewegungsübertragung durch Mechanismen eben so
                              									wohl für die im Innern des Schieberkastens liegenden eigentlichen Steuerungsteile
                              									als auch für den sonst außen befindlichen Antrieb streng durchgeführt ist.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)