| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 348 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Grosse Wagen für elektrische Bahnen.
                           Zwischen Oakland und mehreren Städten an der Ostseite der San Francisco Bai ist ein
                              									starkes Verkehrsbedürfnis, zu dessen Bewältigung aus fünf bis zehn Wagen bestehende
                              									Züge verwendet werden. Besonders morgens und abends ist der Verkehr so bedeutend,
                              									daß lange Wagen mit einer möglienst großen Anzahl Stehplätzen erforderlich sind. Die
                              									für diesen Zweck neu beschafften Wagen haben die ungewöhnlich große Länge von 21,3 m
                              									über die Buffer gemessen bei einer Länge des Wagenkastens von rd. 17 m. Die mit
                              									Schutzwänden sowie einer Mitteltür zum Verkehr von einem Wagen zum anderen
                              									versehenen Plattformen sind 1,83 m lang. Der Bodenrahmen des Wagenkastens besteht
                              									aus 180 mm hohen ∪-Eisen, die an den Seiten mit 200 mm hohen Holzbohlen verstärkt
                              									sind. In der Mitte des Wagens liegen in etwa 300 mm Abstand voneinander 280 mm hohe
                              									Doppel-⊤-Eisen, zwischen deren Flanschen zur Verstärkung gleichfalls Holzbohlen
                              									eingelegt sind. Schließlich sind mitten zwischen den ∪-Eisen und Doppel-⊤-Eisen noch
                              									mit Flacheisen verstärkte Holzbohlen von 110 × 150 mm Querschnitt angeordnet.
                              									Untereinander sind dies Teile in Abständen von etwa 950 mm durch Querschwellen
                              									verbunden. Die Wagenbreite über die Außenkanten der Längsträger gemessen beträgt
                              									2,65 m. Zu den Plattformen, die mit dem Wagenfußboden bündig liegen, führen drei
                              									Stufen von 1320 mm Breite und 280 mm Tritthöhe. Der Abschluß der Plattform erfolgt
                              									durch eine Schiebetür, die außen am Wagen, sowie an der untersten Trittstufe geführt
                              									ist und aus einem mit einem Drahtgewebe bespannten Eisenrahmen besteht. Der
                              									Wagenkasten ruht auf zwei zweiachsigen Drehgestellen mit Rädern von 920 mm ⌀. Die
                              									Drehzapfenentfernung beträgt 13,3 m.
                           Zur Beleuchtung sind im Wageninnern vier Bogenlampen und ferner auf jeder Plattform
                              									sechs Glühlampen verwendet, von denen zwei über den Stufen und zwei unter den
                              									Bufferbohlen zur Beleuchtung der Stufen angebracht sind. Zwecks
                              									Gewichtersparnis sind sowohl die Seitenfenster wie auch die in der Laterne nicht zum
                              									Oeffnen eingerichtet. Um dennoch eine ausreichende Lüftung zu bewirken, saugen vier
                              									elektrisch angetriebene Ventilatoren von 250 mm Flügelraddurchmesser die verdorbene
                              									Luft an und drücken sie durch Oeffnungen in der Laterne nach außen.
                           Die Wagen haben 88 Sitzplätze. Der freie Raum ist jedoch so groß, daß 200 Fahrgäste
                              									keine außergewöhnliche Besetzung darstellen und daß in einem besonderen Fall sogar
                              									300 Personen in einem Wagen befördert wurden. Das Gewicht des Wagens ohne
                              									elektrische Einrichtung beträgt 26,6 t. [Electric Railway Journal 1910, Bd. I, S.
                              									98–100.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Zur Berechnung der Schwungräder von Walzwerksantrieben.
                           Wird die Masse \frac{Q}{g} des Schwungradkranzgewichtes Q in der unendlich kleinen Zeit d t um den Geschwindigkeitsunterschied d v
                              									beschleunigt oder verzögert, so ist die in diesem Augenblick am Schwerpunktsradius
                              									des Kranzquerschnittes auftretende Trägheitskraft
                           
                              K=\frac{Q}{g}\,.\,\frac{d\,v}{d\,t}.
                              
                           Die Geschwindigkeitskurve v = f (t) wird im allgemeinen nicht geradlinig
                              									verlaufen; sondern der Tangens \frac{d\,v}{d\,t} ihres Winkels
                              									mit der Abszissenachse t wird sich stetig ändern und
                              									jener Wert K in Wirklichkeit nur ein Momentanwert sein.
                              									Aber ersetzt denken kann man sich diese veränderliche Kraftwirkung durch eine
                              									gleichförmige so, daß bei letzterer wie bei der wirklichen Kurve die Geschwindigkeit
                              									sich insgesamt von v1
                              									auf v2 um den endlichen
                              									Wert Δ v geändert hat, während einer und derselben
                              									endlichen Zeit Δ t2
                              									– t1. Der Wert
                           
                           
                              
                              \frac{Q}{g}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}=P
                              
                           stellt somit eine gedachte mittlere Trägheitskraft vor, die
                              									während der endlichen Zeit Δ t konstant ist und
                              									dieselbe Gesamtwirkung hat wie die veränderliche Trägheitskraft K; nämlich
                           
                              P\,.\,(t_2-t_1)=\int\limits_{t_1}^{t_2}\,K\,.\,d\,t=\frac{Q}{g}\,\int\limits_{t_1}^{t_2}\,\frac{d\,v}{d\,t}\,.\,d\,t=\frac{Q}{g}\,\int\limits_{v_1}^{v_2}\,d\,v=\frac{Q}{g}\,(v_2-v_1).
                              
                           Die Antriebsmaschine des Walzwerkes leiste, bei der mittleren Geschwindigkeit vm am Ende des
                              									Schwerpunktsradius, maximal N effektive PS, wozu eine
                              									Tangentialkraft T_{max}=75\,\frac{N}{v_m} gehört. Von letzterer
                              									wird jene Kraft P ein bestimmtes Vielfaches sein; P = α – Tmax. Daher
                           \frac{Q}{g}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}=\alpha\,.\,75\,\frac{N}{v_m}
                              									. . . . 1)
                           und weiter
                           \frac{1}{\alpha}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}=75\,\frac{g}{Q}\,.\,\frac{N}{v_m}=736\,\frac{N}{Q\,.\,v_m}
                              									. . . 2)
                           Für die einzelnen Werte dieser Gleichung finden sich nun bei bestehenden Walzwerken,
                              									die einen praktisch genügend kleinen Ungleichförmigkeitsgrad haben, folgende
                              									Werte.
                           
                              
                                 Walzwerk
                                 NmaxPS
                                 vmm/Sek.
                                 Qkg
                                 
                                    \frac{1}{\alpha}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}
                                    
                                 
                              
                                 Blech
                                   200
                                   18,3
                                 12000
                                   0,67
                                 
                              
                                 Vorblech
                                   133
                                 21
                                   8000
                                   0,55
                                 
                              
                                 Feineisen
                                   190
                                 23
                                 10500
                                   0,58
                                 
                              
                                 Profileisen
                                   450
                                   30,5
                                 18000
                                 0,6
                                 
                              
                                 Träger
                                   600
                                 32
                                 15000
                                   0,99
                                 
                              
                                 Schienen
                                 1000
                                 32
                                 40000
                                     0,575
                                 
                              
                                 Schienen
                                 1300
                                   31,5
                                 34500
                                   0,88
                                 
                              
                                 18 kg Bahnsen
                                   735
                                 30
                                 27000
                                   0,67
                                 
                              
                                 Zink
                                   150
                                   20,6
                                   7500
                                   0,71
                                 
                              
                                 Doppelduo
                                   700
                                   30,5
                                 31140
                                     0,545
                                 
                              
                                 Trio
                                   695
                                 35
                                 31000
                                     0,475
                                 
                              
                                 Trio
                                 1500
                                   32,5
                                 41000
                                   0,81
                                 
                              
                                 Grobblech
                                 1800
                                   30,3
                                 49000
                                   0,89
                                 
                              
                           Danach liegt der Wert
                           
                              \frac{1}{\alpha}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}
                              
                           durchschnittlich zwischen 0,5 und 1,0. Ein allgemein
                              									brauchbarer Mittelwert wird jedenfalls auch 0,736 sein, Damit geht Gleichung 2 über
                              									in
                           
                              1=1000\,.\,\frac{N}{Q\,.\,v_m}.
                              
                           Das erforderliche Gewicht des Schwungradkranzes, statt in kg
                              									jetzt in t gezählt und dann mit G bezeichnet, läßt sich
                              									also berechnen nach der einfachen Beziehung
                           G=\frac{N}{v_m} . . . . . . . 3)
                           Fände es sich, daß die Geschwindigkeitskurve v = f (t) sinuslinig verläuft gemäß
                           
                              v=(v_2-v_1)\,.\,\mbox{sin}\,\frac{\pi}{2}\,.\,\frac{t}{t_2-t_1},
                              
                           so wären die vorkommenden momentanen
                              									Geschwindigkeitsänderungen
                           
                              d\,v=(v_2-v_1)\,.\,\frac{\pi}{2\,(t_2-t_1)}\,.\,\mbox{cos}\,\frac{\pi}{2\,(t_2-t_1)}\,.\,d\,t
                              
                           und dabei der Maximalwert der sekundlichen
                              									Geschwindigkeitsänderungen
                           
                              \frac{d\,v}{d\,t}=\frac{\pi}{2}\,.\,\frac{v_2-v_1}{t_2-t_1}=\frac{\pi}{2}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t},
                              
                           was einer auftretenden Trägheitskraft
                           
                              K_{max}=1,57\,\frac{Q}{g}\,.\,\frac{\Delta\,v}{\Delta\,t}=1,57\,P
                              
                           entspricht. Für das Moment dieser am Schwerpunktsradius des
                              									Kranzquerschnittes angreifenden Kraft wären die Arme solcher Schwungräder zu
                              									berechnen. [Im Wesentlichsten nach Reignier. Comptes
                              									Rendus 1909, S. 1357–1359.]
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Die Eisenbahnfährschiffe „Deutschland“ und
                              										„Preußen“.
                           Diese dem durchgehenden Eisenbahnverkehr dienenden Schiffe ermöglichen nunmehr den
                              									Verkehr auf dem Wege über Saßnitz-Trelleborg nach Schweden. Für die neue Linie haben
                              									die preußische und die schwedische Regierung je zwei Schiffe bereitgestellt, ferner
                              									die Hafenanlagen in den beiderseitigen Ausgangshäfen einem umfassenden Ausbau
                              									unterzogen und sichere und schnell zu bedienende Ladungsvorrichtungen hergestellt,
                              									wofür von Preußen 8810000 M, von Schweden rd. 13150000 M ausgegeben worden sind.
                              									Jedes der beiden preußischen, von der Stettiner
                                 										Maschinenbau-A.-G. Vulkan erbauten gleichartigen Fährschiffe ist über alles
                              									113,8 m lang; die größte Breite über den Scheuerleisten beträgt 16,26 m, die
                              									Seitenhöhe von Oberkante Kiel bis zum Wagendeck 7,26 m. Die 4200 t verdrängenden
                              									Schiffe gehen beladen 4,9 m, leer etwa 4,3 m tief; die Geschwindigkeit ist
                              									vertraglich auf 16,5 Knoten festgesetzt. Ein Doppelboden zieht sich an dem auf 169
                              									Spanten aufgebauten Schiffskörper vom Stevenrohrschott bis zum Kollisionsschott hin,
                              									und neun besonders verstärkte Querschotte, bis zum Wagendeck reichend, erhöhen die
                              									Sicherheit bei Zusammenstößen. Zur Ermöglichung der Durchfahrt durch die an der
                              									Rügenschen Küste im Winter des öfteren zusammengetriebenen Eisfelder ist der Bug des
                              									Schiffes besonders gegen Eisdruck verstärkt. An den senkrechten, mit einem Eiswulst
                              									versehenen Vordersteven schließt sich der aus einer durchlaufenden Mittelkielplatte
                              									mit flachen Schienen an der Unterkante bestehende Kiel an. Das Hintersteven und das
                              									Heckruder ist sehr kräftig ausgeführt. Zwischen die Ruderarme des Heckruders ist
                              									eine 27 mm dicke Stahlplatte von 10,6 qm Fläche eingeschoben. Das ganze aus Stahlguß
                              									angefertigte Hintersteven wog roh 11,3, bearbeitet 9,9 t, der Wellenbock mit zwei
                              									Wellenhosen, ebenfalls aus Stahlguß, 8,3 bezw. 7,7 t, das Ruder nebst Spindel aus
                              										Siemens-Martin-Stahl rd. 8,7 t. Das Wagendeck kann
                              									auf zwei Gleisen von zusammen 160 m nutzbarer Länge 8 D-Zugwagen oder 16 bis 18
                              									Güterzugwagen aufnehmen, die durch einen Ueberbau gegen Unbillen der Seereisen
                              									geschützt sind. Um jede Bewegung der Wagen, selbst bei starkem Seegange,
                              									auszuschließen, werden sie mittels der gewöhnlichen Kupplungshaken an Schäkeln, die
                              									in der Gleismitte in das Deck eingelassen sind, befestigt. Jede Bufferschaft wird
                              									mit den Schienen gekuppelt, und überdies jeder Wagen seitlich durch Kupplung mit
                              									Schäkeln auf beiden Seiten der Gleise verbunden. Um Wagen jeder Bauart bei allen
                              									Wasserständen auf die Schiffe überführen zu können, sind die Landungsbrücken in den beiden Häfen
                              									als Klappbrücken ausgebildet, die alle Bewegungen des Schiffes mitmachen können. Zur
                              									Beleuchtung des Schiffes dienen rd. 600 Glühlampen und 2 Scheinwerfer auf den beiden
                              									Kommandobrücken. Sämtliche Schiffsräume werden durch Dampf geheizt; an die
                              									Heizleitung kann auch die Heizung der Eisenbahnwagen angeschlossen werden. Die
                              									Orientierung bei Nebel erleichtern Unterwasser-Schallapparate, ähnlich wie bei den
                              									transatlantischen Schnelldampfern. Jedes Schiff wird von 2
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen von je 2700 PSi
                              									angetrieben, die 590, 970 und 1600 mm Zylinderdurchmesser haben bei 900 mm
                              									Kolbenhub, 14 at Dampfüberdruck und 135 Uml./Min. Der gußeiserne Oberflächenkondensator hat 300
                              									qm Kühlfläche. Die beiden vierflügligen Schrauben von 3,8 m ⌀ haben Naben aus
                              									Gußeisen und Flügel aus Bronze. Der Dampf wird in zwei Doppel- und drei
                              									Einfachkesseln erzeugt, deren Gesamtrostfläche 44,18 qm, deren Gesamtheizfläche 1470
                              									qm beträgt. (Kaemmerer.) [Zeitschrift des Vereins
                              									Deutscher Ingenieure, 1910, S. 1.]
                           J.
                           
                        
                           Die künftige Entwicklung der Dampfturbine.
                           Die Versuche an den Elberfelder Turbinen im Jahre 1900 haben eine gewisse
                              									Berühmtheit. Das Resultat – 8,8 kg f. d. KW/Std. – war bei der verhältnismäßig geringen Größe
                              									der Maschinen, die noch dazu Erstlingsausführungen waren, in der Tat höchst
                              									beachtenswert. Die zunehmende Steigerung des Vakuums durch Verbesserung der
                              									Kondensationsanlagen, der Ueberhitzung und hauptsächlich der Größe der
                              									Maschineneinheiten hat die Oekonomie seitdem bedeutend erhöht. So wurde bei einer
                              									von der Firma Howden & Co. in Manchester erbauten Zoelly-Turbine von
                              									6000 KW Leistung bei 13 at Anfangsspannung, 140° Ueberhitzung und einem Vakuum von
                              									710 mm Hg ein Dampfverbrauch von 6,3 kg f. d. KW/Std., bei einer 9000 KW Curtis-Turbine in Chikago ein solcher von nur 5,9 kg
                              									erzielt bei einem Vakuum von 746 mm Hg. Berücksichtigt man jedoch die thermische
                              									Ausnutzung des Dampfes, so ergibt sich für die Zoelly-Turbine eine solche von 69,2 v. H. und für die Curtis-Turbine 62 v. H. Bei einer 6000 KW Parsons-Turbine wurde unter ähnlichen Dampfverhältnissen wie bei der
                              									erwähnten Zoelly-Turbine und bei einem Vakuum von 700
                              									mm Hg ein Dampfverbrauch von 6,2 kg f. d. KW/Std. erzielt.
                           Die Reaktionsturbine scheint eine unverkennbare Ueberlegenheit zu besitzen; es ist
                              									wahrscheinlich, daß der hohe Wirkungsgrad des Niederdruckteiles beeinträchtigt wird
                              									durch die größeren Lässigkeitsverluste im Hochdruckteil, wo die Dampfdichte höher
                              									und die Schaufeln kürzer sind. Es muß daher eine Vereinigung einer
                              									Hochdruckaktionsturbine mit einer Parsons-Niederdruckturbine einen besonderen Vorteil in der Oekonomie bringen,
                              									gegenüber der reinen Parsons-Turbine.
                           Die Melms & Pfenninger-Turbine ist nach diesem Grundsatze gebaut und hat gute Resultate
                              									ergeben. Für sehr hohe Dampfspannungen und Ueberhitzung und aus besonderen
                              									praktischen Rücksichten kann auch ein Hochdruckteil mit Geschwindigkeitsstufen trotz
                              									des geringeren Wirkungsgrades vorteilhaft sein. Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft in Berlin verwendet z.B. als
                              									Hochdruckstufe ein Rad mit zwei Geschwindigkeitsstufen, während der Niederdruckteil
                              									aus einer Reihe von reinen Druckstufen besteht; eine Parsons-Turbine als Niederdruckteil dürfte vorteilhafter sein, weil der
                              									Undichtigkeitsverlust nicht viel größer, der Wirkungsgrad der Schaufeln aber höher
                              									ist. Die Vorteile einer kombinierten Bauart resultieren aus der Ausnutzung hoher
                              									Wärmegefälle. Eine Turbine die ein Gefälle von 120 Wärmeeinheiten mit 64 v. H.
                              									Wirkungsgrad ausnutzt, ist einer andern überlegen, die mit 70 v. H.
                              									Wirkungsgrad nur ein verfügbares Wärmegefälle von 100 Wärmeeinheiten ausnutzen kann
                              									bei gleichem Vakuum im Kondensator.
                           Hohe Schaufelgeschwindigkeiten, wie sie namentlich bei Aktionsturbinen vorkommen,
                              									machen die Turbinen kürzer und leichter; doch kommt auch die Sicherheit gegen die
                              									Wirkung der Zentrifugalkraft in Betracht. Die Schaufeln selbst sind weniger
                              									gefährdet, auch nicht bei hohen Geschwindigkeiten, sondern hauptsächlich die
                              									Verbindungen mit dem Rad. Schrumpfringe erhöhen das Gewicht und sind nur bei großer
                              									Sorgfalt in der Herstellung zuverlässig. Scheiben mit einzelnen Schaufelreihen sind
                              									mit Rücksicht auf die Festigkeit der Trommelkonstruktionen vorzuziehen; doch fiele
                              									damit die große Einfachheit der Parsons-Turbine. Ein
                              									Nachteil der letzteren bleiben die notwendigen kleinen Spielräume zwischen den
                              									Schaufeln und dem Gehäuse, die man durch verschiedene Konstruktionen zu verringern
                              									sucht. Die durch das Anstreifen anfangs verursachten Schaufelbrüche der Parsons-Turbinen haben zweifellos viel zur Entwicklung
                              									der Aktionsturbinen beigetragen, doch haben die späteren Verbesserungen zur
                              									Vermeidung dieses Mißstandes die Ueberlegenheit der Parsons-Turbine infolge ihrer geringeren Herstellungskosten und ihres
                              									höheren Wirkungsgrades wieder hergestellt. Heute steht die Sache so, daß sich
                              									Reaktions- und Aktionsturbinen in ihrer Brauchbarkeit ziemlich gleichstehen und daß
                              									nur mehr die Kosten der Herstellung ausschlaggebend sind.
                           Für Schiffsantrieb ist zu unterscheiden zwischen Handels- und Kriegsschiffen. Für
                              									erstere mit vornehmlich konstanter Geschwindigkeit bei voller Belastung dürfte die
                              										Parsons-Turbine das geringste Gewicht ergeben; Parsons hat hier verschiedene Anordnungen mit ein, zwei
                              									und drei Wellen. Für den Antrieb von Kreuzern scheinen Aktionsturbinen einfacher zu
                              									sein. Vielleicht wird sich die kombinierte Bauart mit Geschwindigkeitsstufen im
                              									Hochdruckteil und mit einer Reaktionsturbine im Niederdruckteil am zweckmäßigsten
                              									erweisen. [Engineering 1910, Bd. I, S. 17–18.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Zement – Kalk – Traß – Mörtel.
                           In der Absicht, einen besonders gut bindenden Mörtel und entsprechend festes
                              									Mauerwerk zu erhalten, wird häufig der Sandgehalt der Mörtel zu gering angenommen.
                              									Ohne einen gewissen Sandgehalt muß aber jeder Mörtel schwinden und sich vom Stein
                              									lösen. Mörtel aus Traß und Kalk allein ohne Sand sind ganz unbrauchbar, da heute der
                              									Traß mehlfein verlangt, und der Kalk viel besser gebrannt wird als früher. Ein
                              									derartiger sandloser Mörtel bewirkt infolge seines Schwindens das Ausfallen der
                              									Mauerfugen und das lose Sitzen der Deckschichten auf Kai- und Umwehrungsmauern.
                              									Unrichtigerweise wird dieser Vorgang mit zu geringer Frostbeständigkeit des Mörtels
                              									erklärt. Das Verhältnis von Kalk zu Traß wird am besten so gewählt, daß jedes
                              									Traßteilchen von Kalkteig umgeben ist, der die einzelnen Traßteilchen zusammenklebt.
                              									Derartige Mischungen sind bei magerem Muschelkalk 1 R. T. Kalkpulver und 1¼ R. T.
                              									Traß, bei fettem Steinkalk 1 R. T. Kalkpulver und 1½ R. T. Traß. Ein Uebermaß von
                              									Traß ist nicht schädlich, da der Ueberschuß als Sand wirkt, während ein Ueberschuß
                              									von Kalk sehr schädlich wirkt, da der übrige Kalk zwar fest, aber leicht vom Wasser
                              									ausgelaugt wird und an der Oberfläche des Mauerwerkes Ausschläge und Mauerfraß
                              									erzeugt.
                           Wasserdichter Portlandzementmörtel muß wenigstens
                           2 T. Sand auf 1 T. Zement haben, um Schwinden zu verhindern. Sehr gut ist ein Zusatz
                              									von Traß zum reinen Zementmörtel, der den Zement außerdem unempfindlicher gegen den
                              									Einfluß des Seewassers macht. Für Wasserbauten wird ein Mörtel aus 1 Zement + 1 Traß + 4 Sand
                              									empfohlen. Der Traß ist am wirksamsten, wenn er von vornherein mit dem Zement
                              									durcheinander gemahlen wird.
                           Der sogen. verlängerte Zementmörtel, der durch Zusatz von Kalk zum Zementmörtel
                              									entsteht, wird als Ausschläge und Mauerfraß fördernd verworfen, besonders wenn bei
                              									seiner Herstellung zu wenig Sand verwendet wird. Mit den erwähnten Ausschlägen ist
                              									eine allmähliche Verwitterung des Mauerwerks verbunden, da das Kristallisieren der
                              									aus dem Mörtel in den Stein eindringenden Salze in den Steinporen mit
                              									Volumvergrößerungen gepaart ist, die die angrenzenden Steinteile zertrümmern. Die
                              									jedesmalige Auflösung des Ausschlages durch Regen und das Wiederauskristallisieren
                              									bei Trocknung bewirkt, daß dieselben Salzteile wiederholt ihre Wirkung ausüben
                              									können. Van der Kloes zeigt an zahlreichen Beispielen
                              									aus deutschen und holländischen Bauten die verderbliche Wirkung des sandarmen
                              									verlängerten Zementmörtels.
                           Dagegen empfiehlt er folgende Zusammensetzung der Mörtel in Raumteilen zur
                              									Ausführung:
                           
                              
                                 MagererKalk
                                 Fett-Kalk
                                 Kalk-teig
                                 Traß
                                 Port-landZement
                                 Puzzolan-Zement(Traß-Kalk)
                                 Sand
                                 
                              
                                 a) Unbedingt wasserdichte und
                                    											fortwährend unter Wasserbleibende Mörtel
                                 
                              
                                 1
                                 –
                                 –
                                 1¼
                                 –
                                 –
                                 1½
                                 
                              
                                 –
                                 1
                                 –
                                 1½
                                 –
                                 –
                                 2
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 1
                                 3
                                 –
                                 –
                                 4
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 2
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 1
                                 –
                                 2½
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 b) Kai- und Schleusenmauern
                                    											etc.
                                 
                              
                                 1
                                 –
                                 –
                                 1¼
                                 –
                                 –
                                 2–2½
                                 
                              
                                 –
                                 1
                                 –
                                 1½
                                 –
                                 –
                                 2½
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 1
                                 3
                                 –
                                 5–6
                                 
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 3
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 1
                                 –
                                 4
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 1½
                                 
                              
                                 c) Fundamente und Hochbau
                                 
                              
                                 1
                                 –
                                 –
                                 1¼
                                 –
                                 –
                                 3–4
                                 
                              
                                 –
                                 1
                                 –
                                 1½
                                 –
                                 –
                                 4–5
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 1
                                 3
                                 –
                                 –
                                   8–10
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 3
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 1
                                 –
                                 4–5
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 3
                                 
                              
                           Es sei noch erwähnt, daß Intze bei seinen
                              									Talsperrenbauten einen Mörtel aus 1 Fettkalk + 1½ Traß + 1¾ Teilen Rheinsand
                              									verwendete, (v. d. Kloes.) [Zement u. Beton 1910, S.
                              									17–21.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Das Elektrizitätswerk Andelsbuch im Bregenzer Wald.
                           Das der Firma Elektrizitätswerke Jenny & Schindler gehörige Werk nutzt das 65 m betragende
                              									Gefälle der Bregenzer Ach auf einem 6,5 km langen Bogen des Flußlaufes aus und
                              									kennzeichnet sich durch sehr günstige örtliche Verhältnisse, welche es nicht nur
                              									gestatten, die Gesamtlänge der Leitungen vom Stauwehr bis zum Maschinenhause auf
                              									2100 m zu beschränken, sondern auch ermöglichen, zwischen den Zulaufstollen und die
                              									Druckleitungen einen zugleich das Wasserschloß darstellenden offenen
                              									Ausgleichbehälter von 183500 cbm nutzbarem Inhalt einzuschalten.
                           Die 9–10 Monate des Jahres verfügbare Wassermenge beträgt allerdings nur 8 cbm i. d.
                              									Sek. Da aber die bereits vorhandene Dampfreserve durch Aufstellung von vier
                              									Turbodynamos mit 11000 PS Gesamtleistung ohnedies erweitert werden soll, so hat man
                              									die Wasserbauten auf die nur 7–8 Monate verfügbare Wassermenge von 15 cbm i. d.
                              									Sek., die Druckleitungen, die aus dem Ausgleichbecken gespeist werden, sogar auf 16
                              									cbm i. d. Sek. berechnet, so daß man bei einem Gefälle von 62 m gelegentliche
                              									Belastungen bis zu 10000 PS bewältigen kann.
                           Die Wasserzuführung ist im übrigen völlig normal ausgeführt. An das im Grundriß
                              									winkelförmig angelegte 60 m breite Wehr, welches mit einer Kiesschleuse versehen
                              									ist, schließt sich der durch einen Grobrechen von 100 mm Hubweite geschützte, mit
                              									sechs durch zweiteilige Schützen abschließbaren Oeffnungen von je 3 m Breite
                              									versehene Einlauf, hinter welchem sich eine Zwischenkammer und die Vorkammer des
                              									Stollens befinden. Der 1658 m lange Zulaufstollen hat 2,50 m Breite und 2,00 m Höhe
                              									und ist mit 2,2 v. T. Sohlengefälle angelegt. Er mündet in ein zum großen Teil durch
                              									Aushub des angeschwemmten Lehms geschaffenes Becken von 4,6 ha Wasserfläche und
                              									200000 cbm Wasserinhalt, bei einer mittleren Wassertiefe von 5 m, an welches die
                              									Druckleitungen so angeschlossen sind, daß fast der ganze Inhalt zur Deckung des
                              									augenblicklichen Bedarfes entnommen werden kann. Die Einlaufe der Druckleitungen
                              									sind durch Rechen geschützt. Jede der beiden Leitungen ist mit einem Absperrschieber
                              									und einer Drosselklappe versehen und kann vom Schaltbrett des Werkes aus betätigt
                              									werden, derart, daß die Schließzeit der Drosselklappe 25 und diejenige des Schiebers
                              									90 Sekunden beträgt. Wenn die Schieber geschlossen sind, wird der elektrische
                              									Antrieb selbsttätig ausgeschaltet.
                           Die beiden Druckleitungen haben 2000 mm Weite und sind aus 6 m langen genieteten
                              									Flußeisenrohren von 8 – 13,5 mm Wandstärke
                              									zusammengebaut. An den oberen Enden sind kurze Standrohre zur Aufnahme etwaiger
                              									Stöße angeordnet. Der Bau dieser Leitungen ist durch einen Dammbruch gestört worden,
                              									wobei die oberen Teile der Leitungen erheblich beschädigt wurden.
                           Im Maschinenhause sind an die vier von den Druckleitungen abgezweigten Stutzen mit
                              									1000 mm weiten Absperrschiebern die großen Turbinen angeschlossen, die bei 60 m
                              									Reingefälle und 4 cbm i. d. Sek. Wassermenge mit 500 Umdrehungen i. d. Min. je 2500
                              									PS leisten. Die Turbinen sind als Doppel-Francis-Turbinen mit einem Doppelkranz aus Bronze auf einer Nabe aus Gußeisen
                              									konstruiert, haben somit natürlichen Druckausgleich. Sie sind mit Finkscher Drehschaufelregulierung und mit einem
                              									Schwungrad aus Nickelstahl ausgestattet und lieferten bei den Abnahmeversuchen je
                              									nach der Belastung 78–83,3 v. H. Wirkungsgrad und 6,1 v. H. Geschwindigkeitsänderung
                              									bei 100 v. H. Belastungsänderung.
                           Die mit den Turbinen gekuppelten Drehstromerzeuger mit umlaufenden Magneträdern sind
                              									für eine Leistung von je 2250 KVA und eine Spannung von 5200 Volt gebaut und
                              									arbeiten auf Transformatoren von gleicher Leistung, welche die Spannung auf 25000
                              									Volt erhöhen. (Narutowicz.) [Schweiz. Bauzeitung 1910,
                              									S. 1–6, S. 15–19; S. 33–36, S. 61–63 u. S. 78–82.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Großes Wasserkraft-Elektrizitätswerk für die Stadt
                              									Tokio.
                           Die Tokyo Electric Light Company, die seit ihrer
                              									Gründung im Jahre 1883 durch Aufkauf oder Fusion mit anderen Gesellschaften eine
                              									große Anzahl von Dampfkraftwerken von 11000 KW Gesamtleistung in ihren Besitz
                              									gebracht und zugleich das Monopol für die elektrische Beleuchtung von ganz Tokio mit
                              									Vorstädten erlangt hat, hat in den Jahren 1906 bis 1908 ein Wasserwerk
                              									fertiggestellt, dessen Leistung zunächst zur Deckung des gesamten Bedarfes
                              									ausreicht, so daß die ganzen Dampfkraftwerke zu Reserveanlagen gemacht werden
                              									konnten.
                           Der Katsura-Fluß, dessen Wasserkraft ausgenutzt wird, ist der Ablauf des
                              									Yamanaka-Sees, eines hochgelegenen, durch die umliegenden Bergabhänge ständig mit
                              									Zuflüssen versehenen Gewässers, das wegen der Saugfähigkeit des umgebenden Geländes
                              									bedeutende Hochwassermengen aufnehmen kann, ohne daß seine Abflußmenge – ausgenommen
                              									sehr starke Niederschläge – wesentlich zunimmt. Für eine Wasserkraftanlage ist der
                              									Katsura-Fluß daher außergewöhnlich gut geeignet. Durch ein Einlaufwerk wird dem
                              									Wasserlauf eine Wassermenge von 21,236 cbm i. d. Sek. entnommen, die durch einen
                              									insgesamt etwa 3500 m langen, offenen Oberwasserkanal mit 1 : 1200 bis 1 : 2400
                              									Gefälle einem Wasserschloß zugeführt wird. Dieser Kanal läuft auf 3300 m Länge
                              									durch Tunnel, von denen der größte 950 m lang ist. Von dem Wasserschloß führen
                              									sechs Druckrohre mit 105 m Gefälle zu dem Maschinenhaus, wo sechs große und zwei
                              									Erregereinheiten aufgestellt sind. Die großen Turbinen sind als Doppel-Francisturbinen von je 4500 PS Leistung ausgeführt und
                              									treiben Drehstromerzeuger mit umlaufenden Magneträdern, die 3900 KVA bei 6000 Volt
                              									leisten, mit 500 Umdreh. i. d. Min. an. Die Erregermaschinen werden von Peltonrädern angetrieben, welche je 265 PS bei 600
                              									Umdreh. leisten. Der Strom wird in neun Einphasentransformatoren von je 2000 KW auf
                              									57000 Volt Spannung gebracht und mit Hilfe von zwei aus je sechs blanken
                              									Kupferkabeln bestehenden Freileitungen 75 km weit nach der Vorstadt Waseda von Tokio
                              									übertragen, von wo aus die Weiterverteilung mit einer auf 11000 Volt verminderten
                              									Spannung erfolgt. Eine weitere Wasserkraftanlage, die angesichts des steigenden
                              									Strombedarfs 50000 PS liefern soll, ist von der Gesellschaft in Aussicht genommen,
                              									die sich zu diesem Zwecke mit der Tokyo Electric Power
                                 										Company vereinigt hat. [Electrical World 1909, II, S. 1461–1462.]
                           
                              H.