| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 364 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Doppelter Projektionsoszillograph.s. D. p. J. 1906, Bd. 321, S. 670; 1907, Bd.
                                    											322, S. 669; 1910, Bd. 325, S. 30.
                           Um die vektorielle Zusammensetzung zweier rechtwinklig zu einander stehender
                              									Wechselstromgrößen zu zeigen, hat Professor Piola
                              									bereits einen doppelten Oszillographen angegeben. Sartori vereinfacht dessen Konstruktion dadurch, daß er zwei von einander
                              									unabhängige Oszillographen gleichzeitig verwendet. Diese werden so einander
                              									gegenüber angeordnet, daß sich die schwingenden Systeme in parallelen Ebenen zu
                              									einander befinden, ihre Achsen jedoch auf einander senkrecht stehen. Ferner ist
                              									nicht jedes System mit einem Spiegel versehen, sondern es ist an dem einen das Ende
                              									eines schmalen dünnen Spiegels befestigt, dessen freies Ende mit Hilfe eines
                              									Seidenfadens mit dem Mittelpunkte des zweiten schwingenden Systems verbunden
                              									ist. Zur Regelung der Spannung des Seidenfadens kann das eine Oszillographensystem
                              									mit Hilfe einer Mikrometerschraube bewegt werden. Läßt man zwecks Projektion auf den
                              									Spiegel in der gewöhnlichen Weise einen Lichtstrahl fallen, so beschreibt der
                              									reflektierte Strahl auf einem Schirm Kurven, die der rechtwinkligen Zusammensetzung
                              									der Schwingungen der beiden Oszillographensysteme entsprechen.
                           Der Apparat eignet sich besonders dazu, einer größeren Hörerzahl Hysteresiskurven
                              									vorzuführen, die man bisher nur mit Hilfe der Braunschen Röhre zeigen konnte. Hierbei wird die schwingende Schleife des
                              									einen Oszillographen mit Gleichstrom gespeist und dem zugehörigen Magneten, der das
                              									zu untersuchende Eisen enthält, Wechselstrom zugeführt. Die Verschiebungen der
                              									beweglichen Schleife sind dann den Momentanwerten des Feldes direkt proportional. Um die
                              									Aenderung der zweiten Koordinate zu erhalten, wird in das schwingende System des
                              									zweiten Oszillographen ein Strom geschickt, der proportional demjenigen Strome ist,
                              									der das magnetische Feld des anderen Oszillographen erregt. Hierzu werden die
                              									Klemmen der Schleife zweckmäßig an die Enden eines in den ersten Stromkreis
                              									eingeschalteten Widerstandes angeschlossen. [Eclairage Electrique 1910, Bd. I, S.
                              									195–198.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Dynamometer für Zählerprüfungen.
                           Entsprechend dem bekannten Torsionsdynamometer, welches für Strom- und
                              									Spannungsmessungen im Gebrauch ist, wird bei einem von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft gebauten Instrument das Drehmoment
                              									eines Zählers mit Hilfe einer Feder gemessen, durch deren Anspannung der Zeiger in
                              									die Nullage zurückgeführt wird. Der Zeiger ist hierbei an einer zwischen Steinen in
                              									Spitzen gelagerten Achse befestigt. Zur Messung wird auf die Bremsscheibe oder den
                              									Anker des Elektrizitätszählers ein Stift aufgesetzt, der mit dem Umfange der Scheibe
                              									abschneidet. Alsdann wird das Dynamometer dem Zähler gegenüber so aufgestellt, daß
                              									der Zeiger gegen den Stift des Mitnehmers anliegt und Zeiger, Mitnehmerstift und
                              									Torsionskopf eine gerade Linie bilden. Durch Belastung des Zählers mit dem
                              									Höchststrom wird dann das Drehmoment und damit eine Verschiebung des Stiftes, sowie
                              									des Zeigers hervorgebracht und nach Zurückdrehung des Zeigers mit Hilfe des
                              									Torsionskopfes an dem Torsionszeiger der Betrag der Winkeldrehung abgelesen.
                              									Letzterer gibt durch Multiplikation mit der Konstanten des Instrumentes die Zugkraft
                              									in Gramm und diese wiederum durch Multiplikation mit dem Halbmesser der Bremsscheibe
                              									das Drehmoment. Die größte Zugkraft, die mit dem Apparat gemessen werden kann, ist
                              									3,5 g. [Elektrotechnische Zeitschrift 1910, S. 43.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Das Hochdrucksandstrahlgebläse von Kelly.
                           Für verschiedene Zwecke wäre es sehr wünschenswert, wenn man Sandstrahlgebläse, die
                              									mit höheren Drucken als den heute angewandten 3,5 at arbeiten, zur Verfügung hätte.
                              									Da aber bei den heutigen Bauarten | meistens Sand und Preßluft in gemeinsamer
                              									Leitung geführt werden, ist eine Erhöhung des Druckes nicht möglich, denn die
                              									Sandteilchen würden mit großer Gewalt gegen Wandung und Mundstück reiben und sie
                              									bald zerstören.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 365
                              Fig. 1.
                              
                           Diesen Uebelstand vermeidet Kelly, indem er Sand und
                              									Druckluft in getrennten Leitungen zuführt, welche er erst kurz vor dem Austritt in
                              									einem besonders durchgebildeten Mundstücke vereinigt. Das Sandstrahlgebläse besteht
                              									aus einem zylindrischen Standkessel, dessen oberer Teil mit trichterförmigem Einsatz
                              									etwa 150 kg Sand faßt, während der untere Teil als Druckluftbehälter für die von
                              									einem Kompressor erzeugte Preßluft von 7 at dient. An die untere Mündung des
                              									trichterförmigen Sandbehälters schließt sich die Sandleitung von ¾'' l. W. an,
                              									während die Preßluft durch eine Leitung von 1'' l. W. aus dem Luftbehälter entnommen
                              									wird. Fig. 1 zeigt das Mundstück, in dem sich
                              									beide Rohrleitungen vereinigen. In den unteren rechten Anschluß tritt die Druckluft
                              									ein, strömt durch die kleine zentrale Düse von 3/16'' 1. W. mit großer Geschwindigkeit in
                              									die Mischkammer ein und reißt den Sand mit sich fort, welcher mit etwas Luft
                              									vermischt durch das rechts oben befindliche Mundstück einströmt. Der Sandstrahl
                              									tritt durch die links angedeutete Gemischdüse von ¼'' l. W. aus, worin ihm wegen der
                              									Querschnittsminderung eine noch stärkere Beschleunigung erteilt wird, und strömt mit
                              									großer Kraft gegen das Arbeitsstück. Sand- und Gemischdüse, welche der Abnutzung
                              									ausgesetzt sind, sind leicht und mit geringen Kosten auszuwechseln.
                           Während beim gewöhnlichen Sandstrahlgebläse feuchte Luft die Wirkung stark
                              									beeinträchtigt, soll dies beim Kelly-Gebläse nicht
                              									zutreffen. Der Luftdruck kann nach Bedarf geregelt werden; zum Reinigen von Eisen
                              									und Stahlstücken wird meistens ein Druck von 7 at angewandt, wobei dann nur 2,1 cbm
                              									frische Luft verbraucht werden. Dies sollen nur 60 v. H. des von anderen Gebläsen
                              									benötigten Luftbedarfes sein, und auch der Sandverbrauch beträgt nur ⅓–⅙ des
                              									Bedarfes, anderer Gebläse.
                           Unter den Anwendungen des Hochdrucksandstrahlgebläses sind hervorzuheben: Das
                              									Reinigen von Gußstücken, das Entfernen von Rost und alter Farbe von Eisenbrücken
                              									usw., sowie der Inkrustationen an Schiffsböden und des Kesselsteins von
                              									Dampfkesseln. Versuche mit diesem Apparate hatten folgendes Ergebnis: Beim Entfernen
                              									der Farbe von Eisenbahnpersonenwagen wurden in einer Stunde 13,5 qm gereinigt; in
                              									einer großen Oelraffinerie reinigte ein Kelly-Apparat
                              									täglich durchschnittlich 45 qm der Oberfläche von Säurekesseln und ersetzte hierbei
                              									32 Mann. Zum Reinigen des Boden eines Seedampfers waren früher 13 Mann mit
                              									Handmeißeln tätig, welche täglich ungefähr 33 qm Fläche reinigten; jetzt erledigt
                              									ein Kelly-Apparat mit einem Mann zur Bedienung täglich
                              									dieselbe Arbeit, doch ist seine Leistung noch insofern vorzuziehen, als auch die
                              									Nietnähte und Nietköpfe gut und schnell gereinigt wurden, was bei Handarbeit nicht
                              									zu erreichen war. Besonders würde sich der Apparat eignen zum Entfernen der Kruste
                              									von Gußstücken und des Kesselsteins in Dampfkesseln; bei einem Versuche an einem mit
                              									sehr hartem Kesselstein bedeckten Marinekessel wurden in einer Minute 9 qdcm gut
                              									gereinigt. [Iron Age 1910, Seite 328–29.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Städtische Motorenanlagen.
                           Die Charlottenburger Gaswerke beleuchten seit kurzem den Kurfürstendamm mit
                              									Pharoslicht. Dieses stellen drei Auer-Kompressoren in
                              									Verbindung mit drei Cudell-Gasmotoren her. Bei der
                              									Bestellung wurden zunächst, an Stelle der Gasmotoren, Elektromotoren empfohlen; da
                              									aber deren Gebrauch für ein Gaswerk offenbar etwas widernatürlich wäre, so bestand
                              									dieses auf Gasmotoren und jetzt äußert es sich in der Tat über deren Arbeitsweise
                              									befriedigt.
                           Die Maschinen stehen am Sybel-Platz in einer eigens für sie erbauten kleinen Halle.
                              									Sie laufen sehr ruhig; man kann in der Tat an der Kompressorstation vorbeigehen,
                              									ohne irgend welches Geräusch wahrzunehmen. Der Maschinenraum selbst ähnelt an
                              									Sauberkeit den Besichtigungsräumen von Elektrizitätswerken. Die Motoren und
                              									Kompressoren stehen auf Sockeln und sind direkt gekuppelt. Die Verbrauchskosten von
                              										Cudell-Gasmotoren sind verhältnismäßig gering, nach
                              									einem Verbrauchsattest, das die Englische
                                 										Gasgesellschaft in Berlin, die ebenfalls einen Cudell-Motor besitzt, über diesen ausgestellt hat, stellt sich der
                              									Gasverbrauch eines solchen 8pferdigen Motors auf 675 l f. d. PS/Std.; die Gaskosten werden daher auf
                              									8,3 Pf. gerechnet, während bei gleicher Leistung die Elektrizitätskosten 14,7 Pf.
                              									betrügen, ein Unterschied von 77 v. H. Da sich nun auch die Kompressoren als
                              									gassparend und lichtstärkend beweisen, so ist die Zweckmäßigkeit der ganzen Anlage
                              									klar.
                           Die Motoren werden von einem Arbeiter bedient, den man in etwa 14 Tagen eingeschult
                              									hat. Sie haben Magnetzündung, präzise Regulierung und selbsttätige Oelung. Gekühlt
                              									werden sie durch Zirkulationswasser, das durch drei über den Motoren stehende
                              									Behälter kreist. Der Auspuff aller drei Motoren wird in ein gemeinsames Rohr und von
                              									dort aus durch das Dach geleitet. Das Gas wird den Motoren nicht durch Gummibeutel,
                              									sondern durch Druckregler zugeführt.
                           Auch die Stadt Berlin stellt gerade einen Motor aus derselben Berliner Fabrik auf.
                              									Dieser soll allerdings ganz anderen Zwecken dienen. Er ist nämlich als Studienobjekt
                              									für die Technische Mittelschule am Zeppelinplatz bestimmt. Aus diesem Grunde wird
                              									dem Motor mancherlei technisches Zubehör mitgegeben, z.B. ein Tourenzähler, ein
                              									Kompressionsmesser und vor allem ein Bremszaun.
                           
                              ε.
                              
                           
                        
                           Umschnürter Beton.
                           Im Anschluß an seinen Erlaß vom 18. September 1909 über die Berechnung von
                              									umschnürten Beton hat das Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten im Erlaß
                              									vom 21. Dezember 1909 erklärt, daß die vorgeschriebene Berechnungsweise sich nicht
                              									nur auf die Ausführungsweise mit Spiralarmierung nach Considère, sondern auch auf jede andere Bauweise mit umschnürten Beton
                              									bezieht. Ein neues System des umschnürten Betons ist von Abramoff und Magid eingeführt. Hierbei dient
                              									als Querarmierung nicht eine alle Längsstäbe umhüllende Spirale, sondern es sind je
                              									zwei aufeinander folgende Längsstäbe für sich so spiralartig verschnürt, daß die
                              									einzelnen benachbarten Verschnürungen an den Längsstäben knotenartig ineinander
                              									greifen. Die Anordnung entspricht also einem die Längseisen verbindenden
                              									Eisengeflecht, in dessen Maschen diese Längseisen eingeschnürt sind. Als Vorzüge
                              									dieser Konstruktion werden angegeben:
                           
                              1. Die parallel zu den Umfangsseiten laufenden Verschnürungen
                                 										passen sich jeder Querschnittsform an.
                              2. Eine Verschiebung der Verschnürungen beim Stampfen ist
                                 										ausgeschlossen. Durch die Verschnürung erhält man ein starres System der
                                 										Eiseneinlagen.
                              3. Das Einstampfen des Betons auch senkrecht zur Längsrichtung
                                 										ist möglich, da es nicht erforderlich ist, gleich sämtliche Umschnürungsflächen
                                 										herzustellen.
                              4. In den Knotenpunkten, in denen sich Längseisen in
                                 										verschiedener Richtung kreuzen, ist eine vollständige, in sich zusammenhängende
                                 										Umschnürung möglich.
                              
                           Der Durchmesser der Umschnürungseisen kann meistens kleiner als 10 mm sein.
                           Da durch die Umschnürung die Druckwiderstandsfähigkeit der Betonsäulen bedeutend
                              									erhöht wird, wird empfohlen in der Preußischen Formel:
                           Fi= Fb+ 15 Fe + 30 Fs',
                           auch den Wert Fb mit einem Vergrößerungsfaktor α zu multiplizieren, wie es bereits in Württemberg (α = 1,2) und in Hamburg (α
                              									= 1,5) geschieht. (Magid.) [Zementbeilage der Deutschen
                              									Bauzeitung 1910, S. 7.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Schmelztiegel aus Zirkonerde.
                           Schamotte und andere „feuerfeste“ Massen schmelzen bei etwa 1700° C und
                              									erweichen schon unter 1500° C. Kohle ist zwar hitzebeständig, verbrennt aber bei
                              									Luftzutritt und gibt dann Kohlenoxyd ab.
                           Man hat deshalb, seitdem man mit Hilfe elektrischer Oefen Temperaturen von 2000° C
                              									und mehr erzielen kann, nach geeigneten Stoffen gesucht, die dieser Hitze
                              									widerstehen. Ein solcher Stoff ist die Magnesia; indessen sind Geräte aus reiner
                              									Magnesia, wie sie die Berliner Porzellanmanufaktur in
                              									den Handel bringt, mechanisch nicht sehr widerstandsfähig und springen leicht beim
                              									Erhitzen auf 2000° C, weil dann die Magnesia kristallinisch wird.
                           Seitdem man in Brasilien große Lager von Zirkonerde aufgefunden hat, kommen auch
                              									Zirkontiegel in den Handel, die bei 2300° C noch nicht erweichen. Die von der A. E. G. gefertigten Tiegel enthalten als
                              									Verunreinigung nach Angabe von L Weiss (Zeitschr. f.
                              									anorgan. Chemie 65, 178–227) 0,4 v. H. Magnesia und 4 v. H. Alkali, scheinen also
                              									mit Alkali als Bindemittel hergestellt zu sein.
                           R. Bayer (Zeitschr. f. angewandte Chemie Bd. 23 (1910),
                              									S. 485–488) nimmt, da Geräte aus reiner Zirkonerde vor dem Brennen zu zerbrechlich
                              									sind, Stärkekleister als Bindemittel, das schon bei
                              									Rotglut fortbrennt. Die Zirkonerde des Handels, ein gelbbraunes Pulver, das neben
                              									durchschnittlich 89 v. H. Zirkonerde etwa 7 v. H. Kieselsäure, 4 v. H. Eisenoxyd und
                              									etwas Titansäure enthält, wird durch Behandeln mit Salzsäure von einem Teil der
                              									Verunreinigungen befreit.
                           Um ganz reines Zirkonoxyd zu erhalten, mischt Bayer mit
                              									Bariumkarbonat und erhitzt im Windofen über eine Stunde lang, um die Zirkonerde
                              									aufzuschließen. Die gesinterte Masse wird in Salzsäure gelöst, zur Trockne
                              									abgedampft und wieder mit Salzsäure und Wasser aufgenommen, wobei die Kieselsäure
                              									ungelöst zurückbleibt. Aus der Lösung kristallisiert zuerst das Bariumchlorid aus
                              									und dann Zirkonoxychlorid, das in Wasser gelöst und mit Ammoniak als Zirkonhydroxyd
                              									gefällt wird. Die Ausbeute an Zirkon betrug 80 v. H. der Zirkonmenge im Mineral. Die
                              									gereinigte Substanz enthielt nur 0,2 v. H. Kieselsäure und weniger als 0,1 v. H.
                              									Eisenoxyd, keine Tonerde, kein Titan.
                           Dieses reine Zirkonoxydhydrat wurde mit Stärkekleister innig gemischt und dann
                              									mehrere Stunden an der Luft getrocknet; die entstandene Gallerte enthielt etwa 10 v.
                              									H. Zirkonoxyd. Zu dieser Gallerte wurde soviel brasilianische Zirkonerde, die mit
                              									Salzsäure roh gereinigt war, zugemischt, daß die Masse gut knetbar wurde.
                           Als Form zum Pressen der Tiegel bewährte sich am besten eine Gipsform, die mit Wasser
                              									angefeuchtet (damit der Tiegel nicht zu rasch trocknete) und mit Graphitpulver
                              									ausgerieben war. Der Stempel war mit Stanniol bekleidet; das nach dem Pressen im
                              									Tiegel zurückbleibende Stanniol ließ sich mit einer Pinzette leicht entfernen.
                           Nach ein bis zwei Stunden wurde der Tiegel aus der Gipsform genommen, einen Tag an
                              									feuchter Luft, einen zweiten Tag an trockner Luft getrocknet, dann auf 50°, auf 100°
                              									und höher erhitzt. Um die Tiegel hart zu brennen, sind 2000° nötig, die in einem von
                              										Hempel ersonnenen elektrischen Ofen mit
                              									Kohlenstäben als Heizwiderstand erreicht werden.
                           Die fertigen Tiegel widerstehen chemischen Einflüssen in hohem Grade; besonders
                              									unempfindlich sind sie gegen Temperaturschwankungen. Sie können kalt mit scharfer
                              									Gebläseflamme erhitzt und hellglühend in Wasser geworfen werden, ohne zu springen. Auch bei
                              									2000° ist die Zirkonerde noch ein guter elektrischer Isolator.
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Quarzgut.
                           Das Quarzgut hat in den wenigen Jahren, die seit seiner Einführung in die Technik
                              									vergangen sind, bereits weitgehende Anwendung gefunden. Zu seiner Darstellung ging
                              									man ursprünglich von reinem, klarem Bergkristall aus, der meist aus Brasilien
                              									stammte. Er wurde in einem Tiegel aus Iridium eingeschmolzen; da hierzu sehr hohe
                              									Temperaturen, etwa 1800 – 2000° notwendig sind, bediente man sich zur Heizung der
                              									Tiegel des Knallgasgebläses. Die ersten Gegenstände aus geschmolzenem Quarz waren
                              									wohl die Röhren für die bekannten Quecksilberdampflampen nach Dr. Küch, die von der Firma W. C.
                                 										Heraeus in Hanau angefertigt worden waren. Die wertvollen Eigenschaften des
                              									geschmolzenen Quarzes, die zwar schon lange vorher bekannt waren, aber hier in
                              									besonders hohem Maße in Erscheinung traten, erweckten den Wunsch, dieses Material
                              									technischen Zwecken nutzbar zu machen. Die Verwirklichung dieses Wunsches war jedoch
                              									erst möglich, nachdem man den teuren Bergkristall durch ein billigeres Rohmaterial,
                              									den Glasmachersand, ersetzt hatte. Auch die Herstellungsweise ist im Laufe der Zeit
                              									einfacher und billiger geworden. Statt der teuren Iridiumtiegel verwendet Heraeus nach dem D. R. P. Nr. 179570 Schmelzgefäße aus
                              									Zirkon- oder Thorerde, andere wieder benutzen an Stelle des Knallgasgebläses die
                              									Hitze des elektrischen Ofens zur Erzeugung der hohen Schmelztemperatur. Nach diesem
                              									Verfahren arbeitet z.B. eine englische Fabrik, The Thermal
                                 										Syndicate Ltd., die ein Produkt mit 99,8 v. H. Si O2 auf den Markt bringt. Sie stellt undurchsichtige
                              									Quarzgefäße her, die billiger sind und in vielen Fällen, besonders in der Industrie,
                              									ebenso gute Dienste leisten wie die durchsichtigen Gefäße. In Deutschland werden
                              									Quarzgeräte von der Firma W. C. Heraeus, G. m. b. H. in
                              									Hanau und der Deutschen Quarz-Gesellschaft m. b. H. in
                              									Beuel a. Rh. hergestellt. Eine dritte Fabrik, die die Patente von Mehner verwerten soll, wird in Biebrich a. Rh.
                              									errichtet.
                           Kristallisierter Quarz springt beim Erhitzen, da er sich außen stärker ausdehnt als
                              									im Innern, in viele Stücke. Schmilzt man nun diese bei 2000° ein, so gehen sie in
                              									die amorphe Modifikation über und man erhält einen Schmelzblock, der weißglühend in
                              									Wasser getaucht werden kann, ohne daß er springt. Der amorphe Quarz hat nämlich
                              									einen sehr niedrigen Ausdehnungskoeffizienten; er beträgt nur etwa 1/17 von dem des
                              									Glases, so daß hier bei der plötzlichen Abkühlung nicht wie bei dem Glase Spannungen
                              									auftreten können. Neben dieser Widerstandsfähigkeit gegen schroffen
                              									Temperaturwechsel hat besonders auch die Beständigkeit des Quarzglases gegen Säuren
                              									und Salzlösungen zu weitgehender Anwendung in der Technik geführt. Bei gewöhnlicher
                              									Temperatur wirkt einzig und allein Flußssäure auf Quarz ein, in der Hitze auch noch
                              									Phosphorsäure. Diese Eigenschaft macht den Quarz geeignet, in der
                              									Schwefelsäure-Industrie die teuren Eindampfschalen aus Platin zu ersetzen. Es sind
                              									bereits Quarzschalen mit einem Durchmesser bis zu 1 m im Handel, die sich sowohl bei
                              									der Schwefelsäure- wie bei der Salpetersäure-Konzentration gut bewährt haben. Ebenso
                              									leisten Quarzröhren gute Dienste bei dem Fortleiten von heißen Säuren oder sauren
                              									Gasen in chemischen Fabriken. Ein weiterer Vorzug des Quarzglases ist, daß es erst
                              									bei Temperaturen von mehr als 1500° weich wird. Hierauf beruht seine Verwendung bei
                              									den Quecksilberdampf-Bogenlampen, deren Lichtbogen bekanntlich eine sehr hohe
                              									Temperatur erzeugt. Während man früher aus diesem Grunde Glasröhren von
                              									beträchtlicher Länge anwenden mußte, hat diese Lampe jetzt eine sehr handliche
                              									Gestalt angenommen, die sich äußerlich von den gewöhnlichen Bogenlampen kaum
                              									unterscheidet. Weiter ermöglicht der hohe Schmelzpunkt des Quarzglases seine
                              									Verwendung zur Herstellung von Muffeln, Schmelzpfannen und -tiegeln, die besonders
                              									im chemischen Laboratorium in vielen Fällen die teuren Platingeräte ersetzen können.
                              									Auch für Pyrometerröhren und Widerstandsthermometer (mit eingeschmolzenem
                              									Platindraht) für Fernmessung und Fernsignalisierung findet Quarzglas Anwendung.
                              									Neuerdings bringt die Firma Dr. Siebert & Kühn in
                              									Kassel auch Fabrikthermometer in den Handel, deren Röhre aus Quarzglas hergestellt
                              									ist. Außer durch die schon besprochenen guten Eigenschaften zeichnen sie sich
                              									besonders dadurch aus, daß sie frei von thermischer Nachwirkung sind und daher kein
                              									Ansteigen des Eispunktes zeigen, wie dies bei den gewöhnlichen Thermometern nach
                              									längerem Gebrauch fast immer der Fall ist. Ihr Meßbereich geht bis + 750° C; auch
                              									sind sie gegen Ueberhitzung unempfindlich, weil sie erst bei Temperaturen über 1300°
                              									erweichen. Da Quarzglas die Elektrizität schlecht leitet, ist es auch als
                              									hitzebeständiges Isoliermaterial für die Elektrotechnik von Bedeutung.
                           Erwähnen wir schließlich noch, daß auch feuerfeste Kochtöpfe für den Haushalt sowie
                              									Wandplatten und andere kunstgewerbliche Gegenstände, die wegen ihres
                              									perlmutterartigen Glanzes von sehr schöner Wirkung sind, bereits aus Quarzglas
                              									hergestellt wurden, so wird man dieser neuen Industrie wohl mit Recht eine große
                              									Zukunft prophezeien dürfen.
                           Dr.-Ing. A. Sander.
                           
                        
                           Das Elektrizitätswerk Mürzzuschlag.
                           Ein vereinigtes Dampf- und Wasserkraft-Elektrizitätswerk hat der Markt Mürzzuschlag
                              									vor etwa einem Jahre erbaut. Die ausnutzbare längs der Eisenbahn
                              									Mürzzuschlag-Neuberg führende Strecke der Mürz hat auf einer Länge von 1200 m ein
                              									Rohgefälle von 6,34 m. Durch Anlage eines Schleusenwehres von 35 m lichter
                              									Gesamtbreite und einen 800 m langen Kanal werden von diesem Gefälle 5,5 m nutzbar
                              									gemacht. Etwa 22 m oberhalb des Wehres befindet sich ein zum Flußbette paralleler
                              									Einlauf mit 3 Oeffnungen von je 6,87 m Weite, die durch Rechen aus 65 mm dicken
                              									Stahlrohren geschützt sind. An den Einlauf schließt sich der 500 m lange mit 0,3 v.
                              									T. Gefälle angelegte und für eine Wassermenge von 9 cbm i. d. Sek. berechnete
                              									Oberwasserkanal, dessen Krone so bemessen ist, daß auch um 0,6 m hoher Wasserstände
                              									noch ausgenutzt werden können. Dieser Kanal mündet in einen mit einer 4 m breiten
                              									Leerlauf- und Eisschleuse versehenen Turbinenvorhof, aus dem das Wasser durch einen
                              									geneigten Rechen zur Turbinenanlage gelangt. Das mittlere Nutzgefälle von 5,5 m
                              									steigt bei niedrigem Wasserstand auf 6 m, bei sehr hohem Hochwasser vermindert es
                              									sich auf 4,6 m.
                           Die verfügbare Wassermenge, welche nur an 3 Tagen während eines Jahres auf 2660 l i.
                              									d. Sek. fällt, wird in 2 Francis-Doppelturbinen für je
                              									4,5 cbm i. d. Sek. ausgenutzt, welche bei mittlerem Wasserstand je 250 PS liefern
                              									und selbst bei Hochwasser noch je 175 PS leisten können. Diese Turbinen machen 187
                              									Umdreh. i. d. Min. und sind daher bei einem Raddurchmesser von 810 mm als gute
                              									Schnelläufer anzusehen. Die offen in das Wasser eingebauten Turbinen sind an
                              									Saugkrümmer aus Beton angeschlossen, welche das verbrauchte Wasser in den 300 m
                              									langen Unterwasserkanal abführen. Bei den Abnahmeversuchen haben die Turbinen mit
                              									voller, dreiviertel und halber Belastung Wirkungsgrade von 77, 80,8 und 76 v. H.
                              									ergeben, und bei einem Gefälle von nur 4,6 m noch 185,25 PS geleistet. Bei
                              									voller Entlastung beträgt die Aenderung der Umdrehungszahl noch nicht 10 v. H. Die
                              									Turbinen sind mit 32 poligen Drehstromerzeugern von je 180 K V A bei 5100 Volt
                              									verketteter Spannung und 50 Perioden i. d. Sek. gekuppelt, deren Strom in den
                              									Verteilstellen auf 115 Volt herabgesetzt wird.
                           Als Reserveanlage ist ferner eine Heißdampf-Verbundmaschine von 300 und 525 mm
                              									Zylinderdurchmesser bei 600 mm Hub aufgestellt worden, die mit 150 Umdrehungen i. d.
                              									Min. läuft und mit einem dritten Drehstromerzeuger von gleichen Abmessungen wie die
                              									beiden anderen gekuppelt ist. (Thien.) [Elektrotechn.
                              									u. Maschinenbau, Wien 1910, S. 10–17.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Ueber den Wert des Wassers zur Krafterzeugung und zur
                              									Bewässerung.
                           Die wirtschaftliche Bedeutung des Wassers für diese beiden Nutzungsarten kann man auf
                              									folgende Art berechnen:
                           1. Die Kosten der Pferdekraftstunde bei Wasserkraft sind je nach den
                              									Anlageverhältnissen sehr verschieden. Zieht man ein größeres und ein mittleres
                              									Kraftwerk zur Betrachtung heran, so gelten folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 Kraftwerk I
                                 Kraftwerk II
                                 
                              
                                 Gefälle
                                 3,4 m
                                 2,0 m
                                 
                              
                                 Kraftleistung
                                 540 PSe
                                 240 PSe
                                 
                              
                                 Anlagekosten
                                 280000 M
                                 156000 M
                                 
                              
                                       desgl.       auf 1 PSe
                                 520 M
                                 650 M
                                 
                              
                                 Jährliche Gesamtbetriebskosten bei      10 stündigem
                                    											Betrieb täglich
                                 30900 M
                                 18180 M
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Kraftwerk I
                                 Kraftwerk II
                                 
                              
                                 desgl. für 1 PSe-Stunde
                                 1,9 Pf.
                                 2,5 Pf.
                                 
                              
                                 Jährliche Gesamtbetriebskosten bei      20 stündigem
                                    											Betrieb täglich.
                                 35900 M
                                 21780 M
                                 
                              
                                 desgl. für 1 PSe-Stunde
                                 1,1 Pf.
                                 1,5 Pf.
                                 
                              
                                 Kosten des Dampfbetriebes für      1 PSe-Stunde bei 10
                                    											stündigem      Betrieb täglich
                                 2,9 Pf.
                                 3,5 Pf.
                                 
                              
                                 bei 20 stündigem Betrieb täglich
                                 2,3 Pf.
                                 2,6 Pf.
                                 
                              
                           Die Ersparnis gegenüber der Dampfkraft beträgt somit beim Kraftwerk I 1,0–1,2 Pf.,
                              									beim Kraftwerk II 1,0–1,1 Pf. für 1 PSe-Stunde je
                              									nachdem ob der Betrieb 10 oder 20 Stunden täglich dauert.
                           Den Wasserverbrauch zur Erzeugung von 1 PSe-Stunde
                              									oder von
                           60 . 60 . 75 = 270000 kgm
                           kann man, selbst wenn man das sehr hohe Gefälle von 100 m
                              									annimmt, auf 2,7 cbm bestimmen.
                           Die auf 1 cbm ausgenutztes Wasser entfallende Ersparnis bei Wasserkraftwerken beträgt
                              									somit annähernd \frac{1,1}{2,7}=0,45\mbox{ Pf}.
                           Demgegenüber kann man mit 1 cbm Wasser, welches fertig auf den Acker verspritzt 7 Pf.
                              									kostet, einen Reingewinn erzielen, der nach Abzug aller Kosten für Düngung usw. bei
                              									Kartoffeln 4–22 Pf., bei Hafer 12 Pf. beträgt, also den durch die Kraftgewinnung
                              									erzielten Gewinn um das 10 -55 fache übertrifft. (Krüger.) [Zentralblatt d. Bauverwaltung, 1910, S. 49–50.]
                           H.