| Titel: | Betrachtungen über die Entwicklung der Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen. | 
| Autor: | Rudolf Barkow | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 369 | 
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                        Betrachtungen über die Entwicklung der
                           								Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen.
                        Von Dipl.-Ing. Rudolf Barkow,
                           								Charlottenburg.
                        Betrachtungen über die Entwicklung der
                           								Kleinkraft-Verbrennungsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Unter Kleinkraftmaschinen sind in den folgenden Ausführungen nur solche
                              									Kraftmaschinen verstanden, die für den Bedarf des kleinen Handwerksbetriebes in
                              									Frage kommen, also Maschinen in den Leistungsgrenzen zwischen ein und fünf
                              									Pferdestärken. Größere Maschinen dienen gewöhnlich zum Betriebe von Werkstätten, die
                              									nicht mehr als Handwerksbetriebe angesprochen werden können. Die
                              									Verbrennungsmaschine ist lange Zeit die Kleinkraftmaschine gewesen und es ist
                              									deshalb interessant, zu betrachten, wie sich die Verhältnisse in dieser Beziehung
                              									verschoben haben. Heute findet man recht häufig den Elektromotor an solchen Stellen,
                              									die noch vor etwa zehn Jahren nur von einer Verbrennungsmaschine eingenommen worden
                              									wären und umgekehrt haben die allerletzten Jahre wieder den Elektromotor von manchem
                              									Platze verdrängt und an seine Stelle einen Kleingasmotor gesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 369
                              
                           Wenn man den Ursachen solcher Verschiebungen nachgeht, so findet man zunächst rein
                              									äußerlich sehr bedeutende Veränderungen in der Gestalt und den Abmessungen der
                              									Verbrennungsmaschinen. Sehr deutlich tritt das in den Fig. 1 und 2 hervor.
                              									Die erstere stellt eine Seitenansicht eines stehenden Leuchtgasmotors aus dem Jahre
                              									1885, die letztere eine Ansicht eines solchen aus dem Jahre 1910 dar. In Fig. 3
                              									endlich ist eine Ansicht eines Elektromotors gegeben. Alle drei Maschinen sind in gleichem Maßstabe gezeichnet und haben die
                              									gleiche Leistung von 2 PS. Man kann sagen, daß der Verbrennungsmotor in der Art der
                              										Fig. 1
                              									bis in die 90 er Jahre hinein für Leistungen der erwähnten Größe die beliebteste
                              									Maschine war. Auch heute noch bauen einzelne Gasmaschinenfabriken, die nicht so ganz
                              									schnell den Bedürfnissen der Konsumenten folgen, derartige Maschinen.
                           Als Wendepunkt in der Entwicklung des Kleinkraft-Verbrennungsmotors kann man wohl das
                              									Jahr 1890 bezeichnen. Dieses Jahr brachte den Beweis, daß es möglich ist,
                              									Kräfte auf elektrischem Wege mit einem brauchbaren Wirkungsgrade auf weitere
                              									Strecken zu übertragen. Es war also nur nötig, den Nachweis zu führen, daß man
                              									überall Strom zu annehmbarem Preise haben konnte, um der bis dahin unbestrittenen
                              									Herrschaft der Verbrennungsmaschine als Kleinkraftmaschine schweren Abbruch zu tun.
                              									Das geschah denn auch bald und in nicht vorauszusehender Weise. In den großen
                              									Städten, in denen naturgemäß auch das Handwerk am dichtesten zusammensaß, wuchsen
                              									die Elektrizitätswerke aus dem Boden. Sie lieferten zunächst zwar den Strom
                              									vorwiegend für Beleuchtungszwecke, sahen aber bald, daß die anfänglich hohen und in
                              									ihrer Höhe durch große Besitzkosten bedingten Stromkosten der Ausbreitung des
                              									elektrischem Lichtes nicht förderlich waren. Deshalb wurde versucht die Masse der
                              									Kleinkraftkonsumenten heranzuziehen, indem man für die Tagesbenutzung Sondertarife
                              									schuf, nach denen der Strom für Kraftzwecke zu wesentlich billigerem Preise als für
                              									Beleuchtungszwecke geliefert werden konnte. Dieses Vorgehen im Verein mit der
                              									inzwischen durch die Fabriken elektrischer Motoren erreichten Verbesserung des
                              									Wirkungsgrades der Kraftübertragung hat dazu geführt, daß eine Verdrängung der
                              									Verbrennungsmaschine in den 90 er Jahren einsetzte und bis jetzt fortgedauert hat.
                              									Die Fabrikanten von Verbrennungsmaschinen haben naturgemäß dieser Entwicklung nicht
                              									ruhig zugesehen, sondern darnach gestrebt, den unbequemen Konkurrenten, der recht
                              									beträchtliche Erfolge aufzuweisen hatte, und den sie an dem Minderabsatz ihrer
                              									Fabrikate recht gut merken konnten, wieder einzuholen. Es galt dabei besonders
                              									folgendes zu erreichen:
                           1. Die Maschine sollte einen recht kleinen Raum einnehmen. Wenn man Fig. 1 mit Fig. 3
                              									vergleicht, so sieht man sofort, daß die Gasmaschine der 80 er Jahre dieser
                              									Bedingung durchaus nicht entspricht. Die Größe des Schwungrades allein erforderte
                              									einen Platz, der recht beträchtlich war. Etwa 2 qm war der Raumbedarf einer solchen
                              									Maschine. Rechnet man nur eine Jahresmiete von 12 M pro qm Werkstattraum, so ergibt
                              									sich für eine Arbeitsstunde der Betrag von 0,8 Pf. Der Elektromotor ist in dieser
                              									Hinsicht viel bescheidener. Er verlangt nur einen Raum von etwa 0,3 qm, d.h. nur
                              									etwa ein sechstel desjenigen der früheren Verbrennungsmaschinen. Man hat also
                              									darnach gestrebt, den Raumbedarf zu vermindern. Schon in den 90 er Jahren findet man
                              									eine große Anzahl von Konstruktionen, die diesen Zweck verfolgen. Dauernd erreicht
                              									wurde aber nichts. Das Schlagwort „Schnellläufer“, das damals für die Motoren
                              									mit kleinem Raumbedarf geprägt wurde, und das noch heute seine verderblichen
                              									Wirkungen gelegentlich äußert, kennzeichnet das Streben der Konstrukteure
                              									und den Weg, auf dem sie gingen. Es blieb beim alten, bis der Automobilbau
                              									allmählich zeigte, daß es möglich sei, schnellaufende und trotzdem betriebssichere
                              									Maschinen zu bauen und dauernd zu betreiben. Fig. 2 zeigt deutlich
                              									die Merkmale des Automobilmotors, sie zeigt aber auch gleich, wie weit man heute dem
                              									Elektromotor in bezug auf den Raumbedarf nahe gekommen ist. Etwa 0,5 qm genügen für
                              									einen solchen Motor. Es soll nun nicht gesagt sein, daß schon jetzt jeder derartige
                              									Kleinmotor allen Ansprüchen voll genügt. Es darf aber nicht vergessen werden, daß
                              									die Entstehung dieser Motoren in eine Zeit fällt, in der ganz andere Aufgaben den
                              									Konstrukteur von Verbrennungsmaschinen beschäftigen mußten, als z.B. die Erreichung
                              									der größtmöglichen Oekonomie usw. Doch darüber wird weiter unten zu sprechen
                              									sein.
                           2. Die Anlagekosten mußten so viel als möglich gedrückt werden. Zeile 7 der Tab. 1
                              									zeigt, daß der Elektromotor nur etwa ein Fünftel so viel als der Leuchtgasmotor der
                              									80 er Jahre kostet. Wenn man bedenkt, daß der kleine Handwerker, der sozusagen von
                              									der Hand in den Mund lebt, die Maschine nur deswegen anschaffte, weil er ohne sie
                              									einfach nicht mehr existieren konnte und nicht, weil er überflüssiges Geld gut
                              									anlegen wollte, so wird man begreifen, daß ein solcher Preisunterschied jeden
                              									verführen mußte, statt eines Gasmotors einen Elektromotor anzuschaffen, wenn er sich
                              									neu einrichtete. Dazu kam aber noch ein weiterer Umstand. Die Gasmaschinenfabriken
                              									haben vielfach Motoren auf Abzahlung verkauft und tun dies noch heute, weil das
                              									Kapital, das dem Handwerker für seine erste Maschineneinrichtung zur Verfügung
                              									steht, nicht groß genug ist, um eine so große Ausgabe, wie sie mit der Beschaffung
                              									eines Leuchtgasmotors alter Art verbunden war, zu gestatten. Daß es bei derartigen
                              									Abzahlungsgeschäften nicht ohne hohe Zinsen abgeht, die den Käufer noch lange
                              									drücken, ist zu bekannt, um noch weiter darauf eingehen zu müssen. Dieser Umstand
                              									aber ist einer der ausschlaggebenden für manchen Handwerker, nicht einen Gasmotor,
                              									sondern einen Elektromotor zu kaufen. Die niedrigeren Anlagekosten des Elektromotors
                              									wirken aber auch gerade in Kleinbetrieben, die nicht dauernd volle Belastung der
                              									Maschine haben, auf eine Erniedrigung der Gesamtbetriebskosten hin, wie weiter unten
                              									noch gezeigt werden wird. Der neuere Leuchtgasmotor ist in dieser Hinsicht dem
                              									älteren weit überlegen, aber noch immer sind seine Anschaffungskosten denen des
                              									Elektromotors gegenüber hoch, was unter den oben gekennzeichneten Umständen als
                              									nicht förderlich angesehen werden muß. Wie weit dieser Uebelstand durch niedrigere
                              									reine Betriebskosten ausgeglichen werden kann, ergibt Tab. 2.
                           3. Ein äußerst wichtiger Punkt für die Beurteilung eines Kleinmotors ist die
                              									Abhängigkeit seines Energieverbrauches bezw. seines Brennstoffverbrauches von der
                              									Belastung, Ein Motor kann unter Umständen bei voller Last eine unerreicht gute
                              									Oekonomie des Brennstoffes haben, und trotzdem bei wechselnder Belastung ein sehr
                              									schlechtes wirtschaftliches Ergebnis zeitigen. Gerade die Antriebsmaschine des
                              									Kleinhandwerkers, der ohne Arbeitsteilung arbeitet und infolgedessen häufig seine
                              									Maschine nicht belasten kann, müßte in dieser Beziehung günstig gestaltet sein. Der
                              									Elektromotor kann in seinem jetzigen Zustande als nahezu ideal bezeichnet werden,
                              									denn die Unterschiede im Energieverbrauch sind bei ihm innerhalb sehr weiter Grenzen
                              									von der Belastung nahezu unabhängig. Ganz anders bei den Verbrennungsmaschinen. Es
                              									kann nicht geleugnet werden, daß der Gasmotor schon bei halber Last nicht annähernd
                              									die Wärme- bezw. Brennstoffökonomie besitzt, wie bei Vollbelastung. In Tab. 1 sind
                              									einige Zahlen über den Brennstoffverbrauch der Leuchtgasmotoren von einst und
                              									jetzt und über die Energieaufnahme des Elektromotors zusammengestellt, aus denen der
                              									Einfluß des Wirkungsgrades in Abhängigkeit von der Belastung sich zeigt. Die
                              									Folgerungen aus diesen Zahlen drücken sich in den letzten beiden Zeilen der Tab. 2
                              									deutlich aus. Während nämlich die Gesamtbetriebskosten des Elektromotors zwischen
                              									voller und halber Last nur um etwa 14 v. H. des niedrigsten Wertes schwanken,
                              									beträgt diese Schwankung bei dem älteren Gasmotor etwa 70 v. H. und bei dem neueren
                              									Gasmotor immer noch fast 50 v. H. Wie weit dabei die Anlagekosten mitsprechen, läßt
                              									sich aus der Zusammenstellung der festen Betriebskosten in Tab. 2 deutlich
                              									erkennen.
                           Tabelle 1. Anlagekosten.
                           
                              
                                 
                                 2 PS-Leucht-gasmotor1885
                                 2 PS-Leucht-gasmotor1910
                                 2 PS-Gleich-strom-Elektromotor
                                 
                              
                                 Zylinder-Durchm.
                                 mm
                                 140
                                 90
                                 –
                                 
                              
                                 Hub
                                 mm
                                 280
                                 110
                                 –
                                 
                              
                                 Umdrehungen minutl.
                                 
                                 180
                                 1000
                                 1400
                                 
                              
                                 Gasverbr. bez Energie-  verbrauch bei
                                    											Vollast
                                   1050 l/PS-Std.
                                   600 l/PS-Std.
                                   1870 Watt
                                 
                              
                                 bei halber Last
                                 
                                   1400     „
                                   750     „
                                     970     „
                                 
                              
                                 Gewicht netto
                                 kg
                                 940
                                 209
                                 95
                                 
                              
                                 Preis netto
                                 M
                                 1850,–
                                 950,–
                                 375,–
                                 
                              
                                 Preis des Zubehörs (Lei-  tungen, Schalter,
                                    											Meß-  apparate usw.)
                                 M
                                 150,–
                                 150,–
                                 75,–
                                 
                              
                                 Preis d. Fundamentes
                                 M
                                 50,–
                                 20,–
                                 20,–
                                 
                              
                                 Gesamt-Anlagekost.
                                 M
                                 2050,–
                                 1120,–
                                 470,–
                                 
                              
                           Tabelle 2. Betriebskosten-Berechnung.
                           
                              
                                 
                                 2 PS-Leucht-gasmotor1885M
                                 2 PS-Leucht-gasmotor1910M
                                 2 PS-Gleich-strom-Elek-tromotorM
                                 
                              
                                 Verzinsung 4½ v. H.
                                   92,–
                                   51,–
                                   21,–
                                 
                              
                                 Tilgung 10 bezw. 15 v. H.
                                 205,–
                                 168,–
                                   47,–
                                 
                              
                                 Instandhaltung
                                   25,–
                                   25,–
                                   10,–
                                 
                              
                                 
                                 (wahrscheinlich i. Durch-schnitt zu
                                    											niedrig)
                                 
                                 
                              
                                 Bedienung
                                     50.–
                                   30,–
                                   10,–
                                 
                              
                                 Schmier- und Putzstoffe
                                   100,–
                                   40,–
                                   10,–
                                 
                              
                                 Jährliche feste Kosten
                                   472,–
                                 314,–
                                   98,–
                                 
                              
                                 Gaspreis 13
                                          													Pf. pro cbm, Strompreis 16 Pf. pro KW-Std.Kosten für Gas
                                    											bezw. Strom bei
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     3000 Arbeitsstunden volle Last
                                   780,–
                                 468,–
                                 900,–
                                 
                              
                                 halbe Last
                                   545,–
                                 292,–
                                 466,–
                                 
                              
                                 Gesamtbetriebskosten pro Jahr
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 volle Last
                                 1252,–
                                 782,–
                                 998,–
                                 
                              
                                 halbe Last
                                 1017,–
                                 606,–
                                 564,–
                                 
                              
                                 Betriebskosten pro PS-Std.
                                 Pf.
                                 Pf.
                                 Pf.
                                 
                              
                                 volle Last
                                     20,8
                                   13,0
                                   16,5
                                 
                              
                                 halbe Last
                                     34,0
                                   20,2
                                   18,9
                                 
                              
                           4. Die Bedienung und Instandhaltung der Maschine soll auf das geringste mögliche Maß
                              									zurückgeführt werden, besonders da man nicht auf sachverständige
                              									Bedienungsmannschaft rechnen kann. Der Elektromotor ist in dieser Hinsicht wieder
                              									dem Ideal recht nahe. Die wenigen Handgriffe, die zum Anstellen und Ausrücken
                              									notwendig sind, kann jeder in wenigen Minuten erlernen. Viel Unfug kann dabei nicht
                              									gemacht werden. Die Abnutzung beschränkt sich auf die beiden Lager und den
                              									Kollektor, bei Drehstrom nur auf die ersteren. Bei den Gasmotoren dagegen sind eine
                              									ganze Anzahl bewegte Teile vorhanden, die trotz der jetzt fast allgemein
                              									durchgeführten Kapselung und selbsttätigen Schmierung von Zeit zu Zeit der
                              									Besichtigung, Reinigung und Schmierung bedürfen. Die Abnutzung der bewegten Teile
                              									muß größer sein als bei dem Elektromotor, woraus häufigere Instandsetzungsarbeiten
                              									folgen. Bei den älteren Maschinen sind diese Instandsetzungen im allgemeinen
                              									geringer gewesen als man gewöhnlich annimmt, bei den „Schnelläufern“ der 90
                              									er Jahre waren sie ziemlich beträchtlich, bei den neueren Maschinen werden sie auch
                              									nicht unbedeutend sein, wenn sie nach den Erfahrungen mit Automobilmotoren beurteilt
                              									werden, die ja zwar unter anderen Betriebsverhältnissen laufen, aber, soweit die
                              									inneren Teile in Frage kommen, nicht anders betrachtet werden können. Aus dieser
                              									Ueberlegung heraus ist in Tab. 2 eine höhere Tilgungsquote für die neueren
                              									Gasmotoren angenommen worden. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß dafür nur
                              									die oben angeführten Gründe sprechen. Es kann sich ebenso gut erweisen, daß diese
                              									Quote zu hoch ist. Uebrigens kann der etwaige Einfluß einer niedrigeren Quote auf
                              									das Gesamtergebnis der Betriebskostenberechnung leicht an Hand der Tab. 2 verfolgt
                              									werden.
                           Die Kosten der Bedienung der Gasmotoren werden immer höher sein, als diejenigen eines
                              									Elektromotors. Die mannigfachen Enttäuschungen, welche Gasmotorenbesitzer erlebt
                              									haben, sind nicht zum geringsten Teile darauf zurückzuführen, daß stets von den
                              									Fabrikanten die Ansicht ihrer Abnehmer bestärkt worden ist, ein Gasmotor benötige
                              									keiner Wartung. Die Folge war stets, daß die Maschine nicht, oder jedenfalls sehr
                              									mangelhaft, gewartet wurde, und daß daraus dann Unzuträglichkeiten entstanden, die
                              									den Ruf der Gasmaschine erheblich geschädigt und den Fabrikanten von Elektromotoren
                              									Vorteile gebracht haben.
                           Es fragt sich nun: Was ist bis jetzt auf dem Wege, der in den obigen Ausführungen
                              									gekennzeichnet wurde, erreicht, und was kann noch erreicht werden?
                           Die Beantwortung dieser beiden Fragen entscheidet über die Möglichkeit, mit Vorteil
                              									Kleingasmotoren zu bauen, einerseits, und über die Zweckmäßigkeit, sie zu kaufen,
                              									andererseits.
                           Man kann an Hand der vier Punkte heute etwa folgendes sagen:
                           1. Auf eine weitere Verkleinerung des erforderlichen Raumes kann bei den Maschinen
                              									von so kleiner Leistung kaum gerechnet werden. Denn die Vorbedingungen einer
                              									solchen, nämlich Erhöhung der Kolbengeschwindigkeit und des mittleren Druckes,
                              									werden sich kaum in so einfacher Art erfüllen lassen, wie dieses für einen
                              									Kleingewerbemotor nötig ist. Man muß sich dabei immer vor Augen halten, daß heute
                              									bereits die Kolbengeschwindigkeiten derartiger Kleinmaschinen mehr als 3 m i. d.
                              									Sek. betragen und daß die Massendrücke, von deren Höhe der stoßfreie Gang der
                              									Maschine abhängt, an der Grenze des Zulässigen angekommen sind. Jede Erhöhung der
                              									Kolbengeschwindigkeit würde eine Verkleinerung des Zylinderdurchmessers mit sich
                              									bringen und daraus die Forderung nach Herabsetzung der Massendrücke in stärkerem
                              									Maße sich ergeben. Vielleicht wird sich noch eine Erhöhung des mittleren Druckes
                              									ohne Erhöhung des Höchstdruckes, d.h. ohne Vergrößerung der bewegten Massen erzielen
                              									lassen, womit dann eine geringe Verkleinerung der Maschine verbunden sein kann. Doch
                              									kann diese nur eine geringe sein. Der Raumbedarf von Kleingasmaschinen wird sich
                              									deshalb wohl nicht wesentlich beschränken lassen, wenn nicht ganz neue Arbeitsweisen
                              									gefunden werden, z.B. Turbinenbetrieb, dessen Geeignetheit für den Kleinbetrieb
                              									dann erst zu untersuchen ist.
                           2. Eine Erniedrigung der Preise für Kleinmotoren erscheint möglich. Es sind dabei
                              									folgende Gesichtspunkte maßgebend: In Ländern, in denen eine Massenfabrikation von
                              									Maschinen bereits ausgebildet ist und in denen infolge günstiger Vermögenslage des
                              									Handwerkers dauernder Absatz großer Mengen eines einzelnen Typs möglich ist, können
                              									die Maschinenfabriken mit sehr verringerten Unkosten derartige Maschinen bauen und
                              									sie infolgedessen billig auf den Markt bringen. In Deutschland liegen die
                              									Verhältnisse leider zurzeit nicht so. Wir haben einen nicht sehr wohlhabenden
                              									Handwerkerstand, der noch dazu durch die Lasten der sozialen Gesetzgebung und der
                              									Schutzzollpolitik sehr gedrückt wird und deshalb im allgemeinen nicht daran denken
                              									kann, Maschinen gegen bare Zahlung zu kaufen. Die Folge davon ist erhöhter Preis.
                              									Weiter sind die Maschinenfabriken nicht in der Lage, Serien von Maschinen zu bauen,
                              									die den Charakter der Massenfabrikation tragen, weil im Inlande kein Massenabsatz
                              									siel findet, und eine Ausfuhr in großem Maßstabe durch die Folgen der Zollpolitik so
                              									gut wie unmöglich gemacht werden. Ein Umstand verdient hier besondere Erwähnung. Die
                              									in Frage kommenden Fabriken haben es dennoch versucht, sich Bedingungen zu schaffen,
                              									die eine Massenfabrikation erlauben. Sie benutzen nämlich einen und denselben Typ
                              									für verschiedene Zwecke. Man baut z.B. einen Motor, der mit geringen Abänderungen
                              									als ortfeste Gewerbemaschine, als Bootsmotor und als Fahrradmotor oder mit
                              									vermehrter Zylinderzahl als Automobilmotor dienen soll. Das ist ein Ausweg, der mit
                              									zu der tatsächlich eingetretenen Verbilligung der Kleinkraftmaschinen beigetragen
                              									hat. Der einsichtige Konstrukteur wird sich aber immer dessen bewußt bleiben müssen,
                              									daß an einen Boots- oder Fahrradmotor ganz andere Betriebsanforderungen gestellt
                              									werden müssen, als an einen Gewerbemotor und daß deshalb derartige Verquickungen
                              									einer folgerechten Entwicklung der einen oder anderen Art von Maschinen nicht
                              									dienlich sein können. Um eine Verbilligung der Kraftmaschinen des Kleingewerbes zu
                              									erreichen, die naturgemäß niemals an die Preise der Elektromotoren herankommen wird,
                              									muß danach gestrebt werden, daß die Absatzverhältnisse bessere werden. Also Export
                              									und Verbesserung der Vermögenslage des Handwerkers. Vielleicht läßt sich auf dem
                              									Wege des Genossenschaftswesens da etwas tun. Der immer noch bleibende
                              									Preisunterschied zwischen Elektromotor und Gasmotor muß nun durch die größere
                              									Oekonomie des letzteren ausgeglichen werden. Es fragt sich, wie weit dieses möglich
                              									ist. Das bis jetzt Erreichte läßt sich gut an Hand der Tab. 1 u. 2 und der Fig. 4 und 5
                              									verfolgen. Die letzteren zeigen auch, ob man noch weiteres erreichen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 371
                              Fig. 4.
                              
                           In Fig. 4 sind zwei Diagramme von Gasmotoren
                              									übereinander gezeichnet, die aus dem Jahre 1885 bezw. 1909 stammen. Man erkennt, daß
                              									ein ganz erheblicher Unterschied im Flächeninhalt wie auch in den Druckverhältnissen
                              									besteht. Der mittlere Druck des älteren beträgt 4,5, derjenige des neueren
                              									5,5 at, also um etwa 20 v. H. mehr. Damit ist bei gleichen Abmessungen des Zylinders
                              									und gleicher Umdrehungszahl eine Vermehrung der Leistung um 20 v. H. gegeben.
                              									Zugleich aber sind die Gasdrücke, nach denen die Bemessung der Maschinenteile
                              									erfolgen muß, auf das doppelte gewachsen. Eine wesentliche Verstärkung der
                              									Maschinenteile hat nicht stattgefunden, man hat eher eine Verringerung der
                              									Abmessungen bemerken können, hervorgerufen durch vollkommenere Beherrschung der
                              									auftretenden Kräfte, Fortschritte in der Herstellung der Baustoffe usw. Es zeigt
                              									sich aber aus der ganzen Art der Leistungserhöhung, daß sehr große Fortschritte auf
                              									diesem Gebiete nicht mehr zu erwarten sind. Der Arbeitsprozeß ist verbessert durch
                              									Erhöhung der Spannungen, die Oekonomie ist dabei wesentlich gewachsen, wie aus den
                              									Zahlen der Tab. 1 hervorgeht. Man kann aber nicht viel weiter gehen, weil sonst
                              									Festigkeitsrücksichten, die eine schwerere Bauart bedingen müßten, durch erhöhten
                              									Herstellungspreis den Gewinn an Oekonomie wieder wettmachen müßten. Es mag hier
                              									gleich erwähnt werden, daß es bei Gaskraftmaschinen wohl schon gelungen ist, den
                              									mittleren Druck noch wesentlich zu erhöhen, was insbesondere für den Diesel-Motor zutrifft, Derartige Konstruktionen können
                              									aber nicht für Kleinmotoren in unserem Sinne in Frage kommen, denn die erste
                              									Forderung für einen solchen Motor ist und wird immer bleiben die äußerste
                              									Einfachheit im Aufbau und der Bedienung bezw. im Betrieb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 372
                              Fig. 5.
                              
                           3. Die Abhängigkeit der Oekonomie von der Belastung spielt in die eben angestellten
                              									Betrachtungen sehr wesentlich hinein. Fig. 5 zeigt
                              									übereinander gezeichnet die Gasverbrauchskurven der beiden Motorenarten und in einem
                              									etwas anderen Maßstabe die Stromverbrauchskurve des Elektromotors. Bei diesem bleibt
                              									die Energieaufnahme bis zu halber Last fast gleich (bezogen auf die
                              									Leistungseinheit), bei dem alten Gasmotor wächst sie um fast 40 v. H., bei dem
                              									neueren um etwa 25 v. H. Es ist also auch in dieser Hinsicht bei den neueren
                              									Maschinen eine bedeutende Verbesserung eingetreten. Daß dieselbe aber nicht genügend
                              									ist, um die höheren festen Kosten des Gasmotors gegenüber dem Elektromotor
                              									auszugleichen, namentlich bei nicht dauernd voller Last, das zeigen die beiden
                              									letzten Zeilen der Tab. 2 mit aller Deutlichkeit. Es fragt sich nun, ob hier noch
                              									weitere Verbesserungen zu erwarten sind. Ganz allgemein gesprochen könnte man das
                              									vielleicht bejahen, denn es ist durch verschiedene Mittel, namentlich durch den
                              									Ausbau der Regelungsarten für Gasmaschinen bei größeren Maschinen erreicht, daß der
                              									Gasverbrauch bei Belastungsschwankungen bis zu halber Last herunter um weniger als
                              									15 v. H. höher wird. Ob aber diese Regelungsarten für Kleinmaschinen geeignet sind,
                              									insofern, als sie der Forderung der Einfachheit zu genügen haben, das kann nur
                              									auf Grund von Versuchsergebnissen entschieden werden. Solche liegen für so kleine
                              									Maschinen noch nicht vor. Es liegen hier, allerdings vereinzelt, Versuche vor, die
                              									Belastung der Maschinen, bezogen auf den einzelnen Hub, innerhalb gewisser Grenzen
                              									gleichbleibend zu halten, dadurch, daß man Vorgelege einschaltet oder die Maschine
                              									mit einem Stufenscheibentrieb versieht, dessen verschiedene Stufen bei verschiedenen
                              									Belastungsstufen benutzt werden sollen. Gleichzeitig muß natürlich die Umdrehzahl
                              									der Maschine geändert werden können, was durch Veränderung der Reglerbelastung
                              									geschieht. Es ist aber noch nichts darüber bekannt geworden, ob und wieweit sich
                              									derartige Kunststücke in der Praxis bewährt haben.
                           4. Schließlich ist noch ein kurzer Blick auf die Frage der Bedienung zu werfen. Wie
                              									schon oben gesagt, kann der Elektromotor ziemlich ohne Bedienung laufen. Nicht so
                              									der Gasmotor. Es kann ohne weiteres zugegeben werden, daß hier schon sehr viel
                              									erreicht wurde gegenüber den Zeiten, wo eine Gasmaschine „zwar keinen Heizer,
                                 										wohl aber einen Oelgießer“ brauchte. Ganz ohne Bedienung, die noch dazu
                              									recht aufmerksam sein muß, kommt man nicht aus. Schon allein das Reinhalten der
                              									äußeren bewegten Teile erfordert Zeit und Sorgfalt, wieviel mehr dasjenige der
                              									inneren Steuerungsteile. Mag man das Herausnehmen der Ventile und des Zünders noch
                              									so bequem machen, es wird in regelmäßigen Zwischenräumen nötig sein, auch wenn noch
                              									keine Störung eingetreten ist, die inneren Teile zu besichtigen und zu reinigen, und
                              									das kostet Zeit und erfordert Sorgfalt, für die nicht jeder zu haben ist. Man kann
                              									in dieser Hinsicht auch keine wesentliche Verminderung der Anforderungen
                              									erwarten.
                           Die oben gemachten Ausführungen führen nun mit Notwendigkeit zu folgenden
                              									Schlüssen:
                           Die Leuchtgasmaschine kann als Kleinkraftmaschine mit dem Elektromotor nur dann in
                              									dauernden Wettbewerb treten, wenn es gelingt, ihre Wärmeökonomie so weit zu
                              									verbessern, daß bei niedrigerer als voller bezw. bei wechselnder Last die gesamten
                              									Betriebskosten, die beim Elektromotor in diesem Falle sich günstiger stellen, ebenso
                              									niedrig wie beim Elektromotor werden. Wenn es gelingt, die festen Kosten der
                              									Gasmaschine zu erniedrigen, was aber bezweifelt werden muß, so kann auf eine
                              									Verbesserung der Wärmeökonomie teilweise verzichtet werden. Eine Verringerung des
                              									Raumbedarfs und der Bedienungskosten kann nicht erwartet werden.
                           Daraus folgt aber weiter, daß die Leuchtgas-Kleinmaschine mehr und mehr verdrängt
                              									werden muß. Tatsächlich zeigen die Statistiken der Gaswerke denn auch eine solche
                              									Verdrängung der Kleinmaschinen. Man kann nun die Frage auf werfen, ob denn die
                              									Verbrennungsmaschine überhaupt noch als Kleinmotor in dem gedachten Sinne eine
                              									Berechtigung hat, oder ob es nicht besser wäre, derartige Maschinen überhaupt nicht
                              									mehr zu bauen.
                           Die Beantwortung dieser Frage hängt auf das engste mit der Erörterung der Möglichkeit
                              									zusammen, für derartige Kleinmaschinen sehr billige Brennstoffe zu beschaffen, bezw.
                              									sie für den Verbrauch sehr billiger Brennstoffe brauchbar zu gestalten. Es gibt eine
                              									ganze Anzahl von Brennstoffen, die billiger als Leuchtgas sind, natürlich bezogen
                              									auf den gleichen Heizwert. Die Kohle wäre z.B. schon ein solcher Brennstoff. Es hat
                              									bekanntlich nicht an Versuchen gefehlt, Motoren direkt mit Kohle zu betreiben.
                              									Verdankt doch der Diesel-Motor seine Entstehung diesem
                              									Bestreben. Gelungen ist aber keiner dieser Versuche. Auf einem Umwege ist es dann
                              									möglich geworden, Kohle als Betriebsstoff für Verbrennungsmaschinen zu benutzen. Die
                              									Kraftgasmotoren, namentlich in der Form der Sauggasmaschine, haben lange Zeit für
                              									geeignet gegolten, den Leuchtgasmotor ebenso gut wie den Elektromotor als
                              									Kleinmaschine zu verdrängen. Bis heute hat aber noch keine Gasmotorenfabrik
                              									Kleinsauggasmaschinen geliefert, die für dauernden Betrieb mit wechselnder Last
                              									brauchbar gewesen wären. Die Zukunft muß es lehren, ob derartige Maschinen sich,
                              									wenn sie konstruktiv weiter durchgebildet werden, behaupten können. Die
                              									Wirtschaftlichkeit der Sauggasmaschine steht ja außer allem Zweifel. Es wird also
                              									darauf ankommen, derartige Maschinen so einfach und so billig zu bauen, daß die
                              									Anschaffungskosten für den Handwerker erschwinglich sind, daß sie auf kleinem Raum
                              									untergebracht werden können und ohne viel mehr Bedienung als ein Leuchtgasmotor
                              									auskommen. Diese Forderungen sind sehr schwer zu erfüllen, aber sie enthalten
                              									nichts, was einer fortgeschrittenen Technik unmöglich sein müßte.
                           Andere Brennstoffe, die in Frage kommen könnten, sind neben dem Benzin, dessen
                              									Wärmepreis ungefähr der gleiche wie der des Leuchtgases ist, das Benzol, das
                              									ungefähr halb so teuer als Benzin ist und in großen Mengen bei der Kokerei abfällt.
                              									Dieser Brennstoff kann sehr wohl als geeignet angesehen werden, für Kleinbetriebe
                              									als Treibmittel zu dienen, nachdem es gelungen ist, die Vergasung und Verbrennung in
                              									der Maschine sehr vollkommen zu gestalten. Es ist aber zu erwarten, daß der Preis
                              									bei größerer Nachfrage sehr bald höher werden würde, und damit die Vorteile
                              									gegenüber dem Benzin wieder illusorisch werden würden.
                           Man hat dann noch die Rohöle der Petroleumfabrikation und die Teeröle der
                              									Steinkohlen- und Braunkohlendestillation sowie das Lampenpetroleum als Treibmittel
                              									in Betracht zu ziehen. Für Kleinmotoren kann nach dem gegenwärtigen Stande der
                              									Technik nur das zuletzt genannte in Frage kommen. Die Verwendung von Teerölen und
                              									Rohöl würde erst dann möglich werden, wenn Maschinen des Diesel-Typs für kleine Kräfte gebaut werden können. Nach den bisherigen
                              									Erfahrungen erscheint es aber ziemlich ausgeschlossen, einen Diesel-Kleinmotor betriebssicher und billig zu bauen.
                           Der Spiritusmotor, der eine Zeit infolge der Förderung der Spiritusfabrikation von
                              									landwirtschaftlicher Seite als Kleinkraftmaschine für landwirtschaftliche Betriebe
                              									das gegebene zu sein schien, hat sich in größerem Maßstabe nicht einzuführen
                              									vermocht, weil der Wärmepreis des Brennstoffes zu hoch ist.
                           Die vorstehenden Ausführungen sollen dazu dienen, einen ungefähren Ueberblick über
                              									den gegenwärtigen Stand der Kleinkraft-Verbrennungsmaschine zu bieten, soweit dieses
                              									ohne Betrachtung von Einzelkonstruktionen möglich ist, und zugleich einige
                              									Anhaltspunkte für die Beurteilung derartiger Konstruktionen geben, die in den
                              									letzten drei Jahren, nachdem die Großgasmaschine zu normalen Formen gekommen ist und
                              									auch die Kraftgasfrage nicht mehr alle Tage neue Unruhe verursacht, wieder häufiger
                              									auftreten und Fortschritte in den oben gekennzeichneten Richtungen erkennen
                              									lassen.