| Titel: | Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen. | 
| Autor: | Ernst Preger | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 377 | 
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                        Die Steuerungen der schwungradlosen
                           								Dampfpumpen.
                        Von Dipl.-Ing. Ernst Preger,
                           								Kiel.
                        (Fortsetzung von S. 358 d. Bd.)
                        Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen.
                        
                     
                        
                           Patent
                                 										„Automat“-Dampfpumpe von Otto Schwade & Co., Erfurt. (Fig. 68–81.)
                           Die gelenklose „Automat“-Steuerung hat ebenfalls, wie die beiden schon
                              									besprochenen Steuerungen alle beweglichen Teile im Inneren des Schieberkastens
                              									liegen. Fig.
                                 										68–74 zeigen die neueste Ausführung der Automatsteuerung für kleine und
                              									mittlere Pumpen.
                           Die starr mit den Kolbenstangen verbundenen Schieberstangen A haben an den freien Enden ein sehr steiles, viergängiges linkes Gewinde,
                              									welches bei der Bewegung der Kolben durch die Schieberwalzen B hindurch gezogen wird. Letztere haben innen ein zur Schieberstange
                              									passendes steilgängiges Muttergewinde und drehen sich beim Durchzug der
                              									Schieberstangen ungefähr einmal um ihre Achse, weil sie sich in ihrer Längsrichtung
                              									nicht verschieben können. Auf der Außenseite der einen Schieberwalze ist ein
                              									eingängiges, rechtes, auf der anderen ein ebensolches
                              										linkes Flachgewinde angegossen, durch welches
                              									die Verteilungsschieber C bei der Drehung der
                              									Schieberwalzen B um ungefähr eine Ganghöhe des
                              									Außengewindes in Längsrichtung des Zylinders verschoben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 377
                              Fig. 68–70. Neueste Ausführung der „Automat“-Steuerung von Schwade
                                 										& Co.
                              
                           Jede Schieberwalze treibt den senkrecht unter ihr liegenden Schieber an, welcher auf
                              									seinem Rücken eine passende Gewindemutter (Stein) trägt. Der Schieber kann also satt
                              									auf seinem Spiegel aufliegen. Der Angriff der Schiebertriebkraft ist genau
                              									zentrisch, und es wird jedes Ecken vermieden. Die Dampfkanäle müssen, wie bekannt,
                              									überkreuzt ausgeführt werden, weil jeder Schieber den Kolben auf der anderen
                              									Pumpenseite steuern soll. Die Einstellung der Schieber erfolgt durch entsprechendes
                              									Drehen der Schieberstangen um ihre eigene Achse. Die Schieberstangen sind am linken
                              									Ende etwas abgeflacht (Fig. 73). Ueber diese
                              									Abflachung greift die Zackenscheibe E in die mit zwei
                              									Nasen versehene Scheibe E, welche in dem Auge des
                              									Steuerarmes nicht drehbar gehalten wird.
                           Damit das Gewinde der Schieberstangen und das entsprechende Innengewinde der
                              									Schieberwalzen sich möglichst wenig abnutzen, ist erstens das Ende der
                              									Schieberstange im Einsatz gehärtet und zweitens wird für eine sehr sinnreiche,
                              									zweckmäßige Schmierung der Teile gesorgt. Der zutretende, mit Oel reichlich
                              									vermischte Dampf tritt nämlich durch die Schieberwalzen
                              									zwischen diesen und der Schieberstange und durch viele Bohrungen in ersterer in den
                              									Schieberkasten. Der Drall in den Schieberwalzen wird also in erster Linie ausgiebig
                              									geschmiert. Die beiden zusammengehörigen Gewinde der Schieberstange und
                              									Schieberwalze haben etwas Spiel, wie Fig. 71 zeigt, durch
                              									welches der Dampf sich teilweise hindurchdrängen muß. Eine nennenswerte Drosselung des Dampfes
                              									tritt beim Durchgang des Dampfes nicht ein, weil erstens die Spielräume zwischen
                              									Schieberstange und -walze nur dann von einem größeren Teil des Dampfes durchlaufen
                              									werden müssen, wenn die Schieberstange ganz rechts steht und zweitens selbst dann
                              									immer noch sechs Bohrungen G (Fig. 72) der
                              									Schieberwalze freiliegen. Bei der eben beschriebenen Stellung der Schieberstange ist
                              									übrigens auch die Kolben- und damit die Dampfgeschwindigkeit klein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 378
                              Fig. 71–74. Neueste Ausführung der „Automat“-Steuerung von Schwade
                                 										& Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 378
                              Fig. 75 und 76. „Automat“-Steuerung für kleinere Verbundpumpen.
                              
                           Die Steuerung kleinerer Verbundpumpen ist in Fig. 75 und
                              										76
                              									nach der früher üblich gewesenen Ausführung mit nicht überkreuzten Kanälen
                              									dargestellt. Für jede Pumpenhälfte genügt eine
                              									Schieberwalze B, welche den Niederdruckschieber der
                              									anderen Pumpenhälfte betätigt. Der Hochdruckschieber E
                              									ist mit dem Niederdruckschieber durch eine Stange D
                              									starr verbunden. Aehnlich Fig. 56 u. f. tritt auch
                              									hier der Frischkampf durch Ringe I in den hohlen
                              									Hochdruckschieber und der eigentliche Schieberkasten von beiden Hoch- und
                              									Niederdruckzylindern bildet einen für beide Pumpenhälften gemeinsamen, großen
                              									Aufnehmer. Diese Anordnung benötigt nur zwei Stopfbuchsen für Schieberstangen,
                              									welche nicht unter dem hohen Druck des Eintrittsdampfes stehen.
                           Die Firma führt jedoch ihre Verbundpumpen in allerneuester Zeit nach einer bedeutend
                              									vereinfachten Konstruktion aus, welche alle komplizierten Teile wie den im
                              									Hochdruckschieberkasten befindlichen Dampfverteilungsstutzen und die Membrane
                              									vermeidet. Diese neuen Verbunddampfpumpen haben nur einen auf den beiden Niederdruckzylindern befindlichen Schieberspiegel und
                              									im ganzen nur zwei Schieber, welche als sogenannte
                              									Kanalschieber ausgebildet sind und zugleich Hoch- und Niederdruckzylinder steuern.
                              									Bei der neuen Bauart münden die vier Dampfkanäle von je einem Hoch- und dem
                              									zugehörigen Niederdruckzylinder auf demselben gemeinsamen Schieberspiegel. Die
                              									Steuerung ist hier genau so einfach wie bei den Hochdruckpumpen und hat auch nicht
                              									mehr einzelne Teile als diese. Die Betriebssicherheit ist dadurch natürlich sehr
                              									hoch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 378
                              Fig. 77. „Automat“-Steuerung mit Querbewegung der Schieber.
                              
                           Bei großen und mittleren Pumpen muß man oft trotz gleichen Dampfzylinderdurchmessers
                              									die Entfernung zwischen den! Zylindermitten verschieden ausführen, weil an die
                              									Dampfzylinder bald Pumpenzylinder von kleinerem, bald von größerem Durchmesser
                              									angebaut werden. Man gießt dann natürlich nicht beide Dampfzylinder in einem Stück,
                              									sondern schraubt sie mit Flanschen zusammen, wie in Fig. 78
                              									zu sehen ist. Der
                              									Antrieb der Schieber muß hier auf andere Art erfolgen, welche eine bessere
                              									Konstruktion bedeutet, weil es unbequem ist, zusammenzuschraubende Zylinder mit
                              									überkreuzten Dampfkanälen auszuführen.
                           In solchen Fällen führt die Firma Otto Schwade & Co.
                              									die in Fig. 77 gezeichnete Steuerung mit Querbewegung der Schieber aus. Die Schieberwalzen B tragen an Stelle des äußeren Flachgewindes eine
                              									Verzahnung, welche in je eine Zahnstange K eingreift.
                              									An den Zahnstangen sind die Schieber direkt befestigt. Durch die Zahnstange K wird also eine Verbindung zwischen der Schieberwalze
                              										B auf der einen Pumpenseite und dem Dampfschieber
                              									auf der anderen Pumpenseite hergestellt. Man hat ferner auf diese Weise einen
                              									guten zentralen Angriff auf den Schieber. Die Zahnstangen können beliebig lang
                              									ausgeführt werden. Der Mehrverbrauch an Reibung infolge der Verzahnung ist
                              									unerheblich wegen der peinlich sauberen Ausführung der Zähne in Zahnstange und
                              									Schieberwalze. Eine nennenswerte Durchbiegung der Schieberwalze durch den seitlichen
                              									Druck der Zahnstange tritt ebenfalls nicht ein, weil dieselbe bei ihrem relativ
                              									hohen Widerstandsmoment steif genug ist. Dem Auslaufen der Lager an den Enden der
                              									Schieberwalzen ist durch reichliche Bemessung des Durchmessers und dadurch
                              									Verringerung des Flächendruckes wirksam vorgebeugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 379
                              Fig. 78–80. „Automat“-Expansions-Steuerung.
                              
                           Die eben erläuterte Steuerung mit Querbewegung des Schiebers wird auch bei allen
                              									Pumpen mit Expansionssteuerung angewendet. Fig. 78–80 zeigen
                              									die Steuerung einer solchen Maschine. Die auf dem Rücken des Grundschiebers
                              									laufenden Expansionsschieber sind in ihrer gegenseitigen Entfernung durch eine
                              									Schraubenspindel mit Rechts- und Linksgewinde verstellbar, wie bei der bekannten Meyer-Steuerung der Dampfmaschinen. Jede Zahnstange
                              									bewegt den Grundschieber der einen und die Expansionsschieber der anderen Seite. Die
                              									Wirkungsweise der Expansionssteuerung wurde an Hand der Fig. 42–49 bereits eingehend besprochen.
                              									Auch hier dient die Masse der Kolben und ihrer Gestänge als Ausgleich. Nur ganz
                              									große Pumpen erhalten- besondere Kraftausgleicher.
                           Nach Angabe der Firma eignen sich sämtliche „Automat“-Dampfpumpen vermöge der
                              									sorgfältigen Ausführung der Steuerungsteile erfahrungsgemäß auch für die Verwendung
                              									von Heißdampf.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)