| Titel: | Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen. | 
| Autor: | Otto Arendt | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 390 | 
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                        Neuerungen im Telegraphen- und
                           								Fernsprechwesen.
                        Von Otto Arendt, Kaiserl.
                           								Telegrapheningenieur.
                        (Fortsetzung von S. 364 d. Bd.)
                        Neuerungen im Telegraphen- und Fernsprechwesen.
                        
                     
                        
                           Der Maschinentelegraph von Creed bildet eine
                              									Ergänzung zum Wheatstoneschen Telegraphen. Ein
                              									Tastenlocher stanzt, durch den Druck auf einen Typenhebel betrieben, für jeden
                              									Buchstaben die aus Fig. 2, S. 344 bekannten
                              									Lochgruppen in einen Streifen. Der Empfänger bringt zunächst einen gleichartigen
                              									Lochstreifen hervor. Als Sender dient der Wheatstone-Sender. Sowohl der vom Tastenlocher wie der vom Empfänger gestanzte
                              									Streifen kann für jede mit Wheatstone-Apparaten
                              									betriebene Leitung benutzt werden. Der Creedsche,
                              									Uebersetzer übersetzt den Lochstreifen in Typendruck auf einem fortlaufenden
                              									Papierband, das abgeschnitten und auf die Telegrammformulare aufgeklebt wird. Der
                              									Empfänger ist derart eingerichtet, daß zwei Stanzstempel durch Druckluft gegen
                              									den über ihre Köpfe schleifenden Papierstreifen gepreßt werden. Die Ventile,
                              									welche die Druckluft den betr. Druckzylindern zuführen, werden durch ein vom
                              									ankommenden Strom bewegtes Relais gesteuert. Der Uebersetzer ist in Fig. 15 schematisch dargestellt. Der vom Empfänger
                              									gestanzte Lochstreifen a wird parallel zu der
                              									Stichplatte c senkrecht hoch geführt, unmittelbar an
                              									den Enden von 20 Stiften vorbei, die in zwei Reihen zu je zehn Stück in den Löchern
                              									der Stichplatte beweglich gelagert sind. In Fig. 15
                              									ist nur ein Paar solcher Stifte gezeichnet; Fig. 16a
                              									und b zeigen die Form zweier nebeneinander liegender
                              									Stifte. Die Stichplatte c wird andauernd gegen den
                              									Streifen a und wieder zurückbewegt; in Fig. 16 nach links. Mit Hilfe der Spiralfedern b3
                              									nimmt sie die
                              									Stifte b5 mit und führt
                              									diejenigen um ein Stück nach links, welche vor ihrer Spitze ein Loch im Streifen a vorfinden, während die anderen von dem Papierstreifen
                              									festgehalten werden, wobei die Spiralfeder b3 zusammengedrückt wird. Vor jedem Paar
                              									nebeneinander liegender Stifte b5 (Fig. 15) liegt
                              									ein Hebel q derart, daß er von dem auf jedem Stift
                              									sitzenden Vierkantstück z (Fig. 16) bei der Verschiebung desselben nach links geschoben wird,
                              									gleichgiltig, welcher der beiden Stifte bewegt wird. Eine Feder bringt q in seine Ruhelage zurück. Der Hebel q bildet den Begrenzungsanschlag für den aus
                              									rechtwinkelig gebogenem Blech hergestellten Hebelansatz f (Fig. 15), welcher sich, durch das
                              									Hebelwerk f1, f2, f3, f4 gesteuert, andauernd
                              									ab- und aufwärts bewegt und dabei jedesmal den obersten der zehn Hebel q trifft. Werden einer oder mehrere der zehn
                              									übereinander gelagerten Hebel q durch die Stifte b5 seitwärts
                              									verschoben, so geben sie den Weg für den Ansatz f frei,
                              									der nun ein entsprechendes Stück tiefer geht. Da nur so viele der Hebel q seitlich bewegt werden, als das im Streifen den
                              									Stiften gerade gegenüberstehende Zeichen Löcher aufweist, senkt sich f gerade um die Breite dieses Zeichens nach unten.
                              									Während der Ansatz f wieder aufwärts geht, bewegt er,
                              									wie später gezeigt wird, mit Hilfe des Zahnrades e den
                              									Streifen um ebensoviel aufwärts, als er selbst vorher abwärts gestiegen war.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 391
                              Fig. 15.
                              
                           Mit jedem der Stifte b5
                              									wird einer von 20 Hebeln h bewegt. Die Hebel h, von denen nur einer ganz gezeichnet ist, sind durch
                              									ein Gelenk mit eben so vielen Schiebern verbunden, die in dünnen Blechen endigen,
                              									von denen einige unter dem durchlöcherten Metallklotz k
                              									hervorschauend gezeichnet sind. Zu jedem Paar von Stiften b5 gehören zwei Hebel h, von denen der eine nach Fig. 16a, der andere nach Fig. 16b von
                              									einem Einschnitt in dem Vierkantstück z umfaßt wird, so
                              									daß, wenn die beiden in Fig. 16 gezeichneten Stifte
                              									nebeneinander liegen, die beiden Hebel h übereinander
                              									liegen. Durch die Stifte b5 werden auch die Hebel h seitlich
                              									verschoben, derart, daß ihr rechtwinkeliger Ausschnitt den Hebelansatz f (Fig. 15) umfaßt. In
                              										Fig. 17 ist ein Stiftepaar von oben gesehen
                              									gezeichnet. Der Stift s1 ist durch die Stichplatte c vorgeschoben,
                              									weil er im Papierstreifen a das Loch l vorfand, während s2 durch a in der
                              									Ruhelage festgehalten ist. s1 hat den Hebel q1 zur Seite gedrückt, so daß nur der Hebelansatz f freie Bahn findet, um sich zu senken, bis er auf den nächsten nicht
                              									seitlich verschobenen Hebel, in unserem Falle q2, trifft. Bevor der Hebelansatz f wieder gehoben wird, wird er nach links bewegt;
                              									hierbei faßt er den Hebel h1, der von s1
                              									ebenfalls vorgeschoben worden ist, in dem Ausschnitt w
                              									und führt ihn sowie den an h1 befestigten (in Fig. 15 gezeichneten)
                              									Schieber ebenfalls nach links. Durch die Bewegung nach links wird zugleich die als
                              									Zahnstange ausgearbeitete Seite Z des Hebelansatzes f in die Zähne des Zahnrades e
                              									(siehe auch Fig. 15) eingeführt und dreht
                              									dieses jetzt bei der Aufwärtsbewegung. Inzwischen ist s1 in die Ruhelage zurückgekehrt, der
                              									Papierstreifen a ist frei und wird durch das mit e gekuppelte Sternrad S
                              									weiter bewegt. Ist J in seiner normalen Höhenlage
                              									wieder angekommen, so führt ihn ein Federdruck wieder nach rechts in die Ruhelage
                              									und das Spiel beginnt von neuem. Je nachdem nun, wie viele auf einander folgende
                              									Hebel q (Fig. 15)
                              									verschoben werden, d.h. je nachdem welche von den dazugehörigen Stiften b5 durch die Löcher im
                              									Streifen hindurch verschoben sind, werden andere Schieber unter dem Metallklotz k bewegt. Diese Schieber sind abgebrochen gezeichnet,
                              									der Klotz k ausgeschnitten. In dem Unterlager, auf
                              									welchem die Schieber und der Klotz k aufliegen,
                              									befindet sich eine Rille l2, in welche Druckluft eintreten kann, sobald ein vom Hebel m gesteuertes Hauptventil geöffnet wird. Diese Luft
                              									findet keinen Ausweg als die in Fig. 15 sichtbaren
                              									Durchbohrungen in den Schiebern. Die Durchbohrungen passen so aufeinander, daß je
                              									nach der gegenseitigen Lage der Schieber die Luft immer nur an einer Stelle
                              									durchtreten kann und zwar in einen der in k
                              									befindlichen Luftzylinder k3. Hierdurch wird der Kolben k4 gehoben und gleichzeitig mit Hilfe des Hebels n der Typenhebel einer Schreibmaschine heruntergezogen
                              									und auf einen Papierstreifen geschlagen. Die Auswahl des so zu druckenden Buchstaben
                              									wird durch die Stellung der Schieber zueinander und diese durch die Lochgruppen im
                              									Lochstreifen a bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 391
                              Fig. 16a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 391
                              Fig. 16b.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 391
                              Fig. 17.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 391
                              Fig. 18.
                              
                           Um eine Telegraphenleitung ergiebiger auszunutzen, sind besondere Schaltungen im
                              									Gebrauch, welche die gleichzeitige Beförderung mehrerer Telegramme auf einem Draht
                              									ermöglichen. Am meisten wird das „Gegensprechen“
                              									angewendet, die gleichzeitige Beförderung zweier Telegramme in entgegengesetzter
                              									Richtung, die sowohl durch die sogenannte Brückenschaltung wie durch die
                              									Differentialschaltung ermöglicht wird. Beide Schaltungen sind für Morse-, Klopfer- und Hughes-Apparate, sowie für eine Anzahl der Maschinentelegraphen anwendbar.
                              									Die Brückenschaltung ist in Fig. 18 dargestellt, und
                              									zwar für Morse-Betrieb, weil hierbei der Grundgedanke
                              									am einfachsten zu übersehen ist. Wird beim Amt I die
                              									Taste T1 gedrückt, so
                              									verzweigt sich der aus der Batterie B1 abgesandte Strom bei A über die beiden Arme A B und A
                                 										C eines Wheatstoneschen Vierecks. An A B schließt sich als dritter Arm die
                              									Telegraphenleitung an, die über die Apparate des Amtes II Erde findet, während der vierte Arm des Vierecks durch den an A C angeschlossenen Widerstand R1 gebildet wird, der ebenfalls mit der
                              									Erde in Verbindung steht. In der Galvanometerdiagonale B
                                 										C liegt der Empfangsapparat M1 des Amtes I; in der
                              									anderen Diagonale, zwischen A und Erde, liegt die
                              									Batterie. Werden die Widerstände A B und A C gleich gemacht, so fließt durch den Empfangsapparat
                              										M1 des eigenen
                              									Amtes beim Niederdrücken der Taste T1 kein Strom, sofern auch die an B und C angeschalteten
                              									Widerstände einander gleich sind. Dies wird erreicht, wenn der an C angeschaltete Widerstand R1 demjenigen der Leitung einschließlich
                              									der Apparate des fernen Amtes gleich gemacht wird. Um die Kapazität der natürlichen
                              									Leitung nachzubilden, sind dem Rheostaten R1 einige regulierbare Kondensatoren C1, C2 und C3 parallel geschaltet,
                              									deren jeder einen Vorschaltwiderstand r1, r2 und r3 besitzt. Die Kapazität der natürlichen Leitung,
                              									besonders diejenige am Anfang der Leitung, bewirkt infolge ihrer die Elektrizität
                              									begierig ansaugenden Wirkung, daß der in die Leitung gesandte Strom im ersten
                              									Augenblick steil ansteigt bis über den durch das Ohmsche Gesetz gegebenen Wert und dann schnell auf diesen Wert wieder sinkt.
                              									Einen gleichen Verlauf muß der Strom in der künstlichen Leitung, wie der Rheostat
                              										R, mit den parallel liegenden Kondensatoren genannt
                              									wird, nehmen, wenn vermieden werden soll, daß der abgehende Strom zwischen B und C
                              									Potentialunterschiede erzeugt, die in der Brücke B C
                              									einen Strom hervorrufen und den eigenen Empfänger betätigen würden. Um die für
                              									diesen Zweck günstigsten Werte der Kondensatoren und Widerstände der künstlichen
                              									Leitung zu finden, um die künstliche Leitung „abzugleichen“, schaltet man
                              									zwischen B und C ein
                              									ausreichend empfindliches Milliamperemeter und reguliert den Rheostaten R1 zunächst so, daß bei
                              									dauerndem Tastendruck die Nadel des Meßinstruments auf Null steht. Beim Oeffnen und
                              									Schließen der Taste treten dann jedoch noch vorübergehende Ausschläge auf, die von
                              									den Ladungs- und Entladungsströmen herrühren. Die Richtung der Ausschläge gibt einen
                              									Anhalt dafür, ob die Kondensatoren der künstlichen Leitung größer bezw. ihre
                              									Vorschaltwiderstände kleiner zu wählen sind oder umgekehrt; auch lassen die
                              									Ausschläge erkennen, ob die vorderen oder die hinteren Kondensatoren zu verändern
                              									sind, denn ist z.B. die Abstimmung der vorderen Kondensatoren nahezu richtig,
                              									diejenigen der hinteren aber noch unvollkommen, so zeigt sich bei Tastendruck am
                              									Meßinstrument ein Ausschlag, dem unmittelbar ein noch größerer folgt. Für
                              									oberirdische Leitungen läßt sich eine passende Abgleichung der künstlichen Leitung
                              									meist schnell finden; sie muß aber je nach dem vom Wetter abhängigen Zustande der
                              									Freileitung meist täglich, oft mehrmals am Tage neu reguliert werden. Die
                              									Abgleichung der künstlichen Leitung für ein Kabel ist meist etwas langwieriger. Die
                              									einmal ermittelten Werte können aber lange Zeit unverändert bleiben, weil sich der
                              									elektrische Zustand der Kabel nur langsam und in engen Grenzen ändert, hauptsächlich
                              									infolge von Temperaturschwankungen des Erdbodens.
                           Ist die Abgleichung gut gelungen, so beeinflußt der abgehende Strom den
                              									Empfangsapparat des eigenen Amtes nicht, sondern nimmt seinen Weg zur Hälfte über
                              									die künstliche Leitung zur Erde, zur Hälfte fließt er durch die natürliche Leitung
                              									zum Amt II, wo er teils über den Brückenarm E D, teils über den Empfangsapparat und den Brückenarm
                              										F D, zur Taste T2 und von dort zur Erde, teils auch über den
                              									Empfangsapparat M2 und
                              									die künstliche Leitung R2 zur Erde geht. Der durch M2 fließende Stromteil betätigt den Empfänger. Wird
                              									mit der Taste T2
                              									gearbeitet, während auch vom Amt I Strom gesandt wird,
                              									so findet dieser ankommende Strom bei niedergedrückter Taste T2 über die Batterie B2 Verbindung mit der
                              									Erde und bei schwebender Taste, während Arbeitsund Ruhekontakt geöffnet sind, über
                              									die künstliche Leitung R2. Durch die Bewegungen der Taste wird der ankommende Strom also niemals
                              									unterbrochen. Die Widerstände W1 und W2 sind gleich dem Widerstände der Batterie B1 bezw. B2, um Ungleichheiten
                              									bei ruhender und niedergedrückter Taste zu vermeiden. Während der Schwebelage der
                              									Taste ist allerdings der Widerstand der Amtseinrichtung vom Punkte E bis zur Erde erheblich größer als sonst. Diese
                              									Schwierigkeit wird in einem für die Praxis ausreichendem Maße durch möglichst enge
                              									Einstellung der Kontakte überwunden.
                           Die Batterie muß dem Einfachbetrieb gegenüber derartig höher bemessen werden, daß der
                              									Empfangsapparat trotz der mehrfachen Abzweigung von Teilströmen einen ausweichend
                              									starken Strom erhält. Wo dies nicht angängig ist, bietet sich ein Hilfsmittel in der
                              									Verwendung ungleich großer Widerstände in den Brückenarmen.
                           Die Brückenschaltung kommt vornehmlich in oberirdischen Leitungen und in kurzen
                              									Kabelleitungen zur Verwendung, für lange Kabelleitungen dient die Differentialschaltung, welche die Benutzung schwächerer
                              									Batterien gestattet und durch die Anwendung von Relais die Anbringung eines Schutzes
                              									gegen die Induktion aus Nachbarleitungen ermöglicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 392
                              Fig. 19.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 392
                              Fig. 20.
                              
                           Der wesentliche Bestandteil der Differentialschaltung zum Gegensprechen ist das
                              									differential gewickelte Relais. Die Elektromagnetkerne eines polarisierten Relais
                              									(vergl. D. p. J. 1909, S. 680) erhalten zwei Wicklungen, deren Drähte von gleichem
                              									Durchmesser unmittelbar nebeneinander gleichzeitig aufgespult sind, so daß die
                              									beiden Wicklungen gleiche Windungszahl, gleichen Widerstand und gleichen Abstand von
                              									den Elektromagnetkernen haben und, wenn sie von gleich starken Strömen durchflössen
                              									werden, die gleiche magnetische Wirkung auf die Eisenkerne ausüben. In Fig. 19 bedeuten a1, e1, a2 und e2 Anfang und Ende von zwei Wicklungen. Werden wie in
                              										Fig. 19
                              									a2 und e1 verbunden und an den
                              									Pol einer Batterie gelegt, deren anderer Pol durch Drähte gleichen Widerstandes mit
                              										a1 und e2 in Verbindung steht,
                              									so teilt sich der aus der Batterie kommende Strom bei b
                              									in zwei gleich starke Teilströme, deren jeder in einer der beiden Relaiswicklungen
                              									die Kerne umkreist. Die magnetischen Wirkungen dieser Ströme sind an Stärke gleich,
                              									sie erfolgen jedoch, da die Ströme die beiden Wicklungen in entgegengesetzter
                              									Richtung durchfließen, in entgegengesetztem Sinne, so daß ihre Summe gleich Null
                              									ist; der magnetische Zustand der Kerne bleibt daher unverändert, die Relaiszunge wird nicht
                              									bewegt. Das Relais ist nach Fig. 19 in
                              									differentialer Schaltung benutzt. Legt man eine Batterie zwischen a1 und e1 wie in Fig. 20, so fließt der Strom der Reihe nach im selben
                              									Siune durch beide Wicklungen, verändert den Magnetismus der Kerne und legt den
                              									Relaisanker um.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 393
                              Fig. 21.
                              
                           Fig. 21 zeigt, wie das Differentialrelais beim
                              									Gegensprechen benutzt wird, um die Sendeströme für den Empfänger des eigenen Amtes
                              									unschädlich zu machen. r1 und r2
                              									stellen die beiden Relaiswicklungen dar, die von dem beim Druck der Taste T, aus der Batterie B1 kommenden Strom in entgegengesetztem Sinne
                              									durchflössen werden. g1
                              									und g2 sind die
                              									Wicklungen eines Differentialgalvanometers, das ebenso eingerichtet ist und auf den
                              									Strom ebenso anspricht wie das Differentialrelais, mit dem Unterschiede, daß es
                              									statt eines Relaisankers eine Zeigernadel besitzt. Der abgehende Strom bleibt ohne
                              									Wirkung auf den Relaisanker, wenn die künstliche Leitung R1 genau auf die natürliche Leitung L1 abgeglichen ist. Die
                              									Abgleichung erfolgt mit Hilfe eines Differentialgalvanometers, durch dessen
                              									Windungen g1 und g2 bei vollkommener
                              									Uebereinstimmung der künstlichen Leitung mit der natürlichen beim Druck der Taste
                              										T1 gleich starke
                              									Ströme fließen, so daß die Nadel in Ruhe bleibt. Um kleine Unterschiede im Verlauf
                              									der Ströme in L1 und in
                              										R1 auszugleichen,
                              									ist zwischen beide der Querkondensator Q geschaltet.
                              									Bei B ist an die natürliche Leitung zur Beschleunigung
                              									der Entladung die Induktanzrolle J1 (vergl. D. p. J. 1909, S. 692) angeschaltet. Eine
                              									gleiche Rolle J2 vom
                              									gleichen Widerstand (meist 1000 Ohm) muß dann auch an die künstliche Leitung gelegt
                              									werden.
                           Der vom fernen Amt ankommende Strom geht über r1 und die Taste T1 oder, während der Schwebelage der Taste, über r1, r2 und R1 und J2 zur Erde. Im
                              									ersteren Falle ist er stärker und durchfließt eine Relaiswicklung, im zweiten Falle
                              									ist er schwächer, infolge des Umweges über r2 und den kombinierten Widerstand von J2 und R1, durchfließt aber
                              									beide Relaiswicklungen in demselben Sinne. In jedem Falle legt er daher den
                              									Relaisanker um und betätigt im Ortsstromkreise mit Hilfe der Batterie O B1 den
                              									Empfangsapparat M1.
                           Der Gegensprechbetrieb in Kabelleitungen kann in die Gefahr kommen, durch Induktion
                              									aus Nachbaradern gestört zu werden. Wird z.B. in eine Nachbarader N durch Tastendruck ein Strom in der Richtung des
                              									Pfeiles gesandt, so erzeugt er einen entgegengesetzt gerichteten Induktionsstrom in
                              										L1 Um diesen in
                              									seiner Wirkung auf das Relais unschädlich zu machen, wird beim Niederdrücken der
                              									Taste Tn zugleich in
                              									das Relais r1
                              									r2 ein Strom
                              									unmittelbar in das Relais gesandt, jedoch von der anderen Seite her, und zwar über
                              									den Widerstand W und einen Kondensator, damit nur ein
                              									dem Induktionsstrom ähnlicher kurzer Stromstoß erfolgt. W und der Kondensator werden, während in N
                              									telegraphiert wird, so abgestimmt, daß der Induktionsstrom und der Gegenstrom
                              									einander möglichst symmetrisch verlaufen und sich, da sie stets entgegengesetztes
                              									Vorzeichen haben, aufheben.
                           Fig. 21 gibt ferner das Schema für eine Uebertragung
                              									in einer Gegensprechkabelleitung. Mit Hughes-Apparaten
                              									kann ohne Uebertragung z. Zt. auf etwa 350 bis 400 km, mit einer Uebertragung auf
                              									die doppelte Entfernung in den deutschen Landkabeln telegraphiert werden.
                           Um Doppelstromapparate in Gegensprechschaltung zu betreiben, ist die Schaltung der
                              										Fig. 21 derart abzuändern, daß an die
                              									Ruhekontakte der Tasten T1 und T2,
                              									sowie an die Ruhekontakte der Uebertragungsrelais statt des Widerstandes W die Trennbatterie angeschlossen wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)