| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 395 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ein neuer Turbinenregulator.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 395
                              Fig. 1.
                              
                           Der in Fig. 1 dargestellte elektro-mechanische
                              									Turbinenregulator, welcher von der Sundwiger Eisenhütte
                              									ausgeführt wird, besteht im wesentlichen aus einem Differentialgetriebe, das von
                              									einem Schneckenrad S und zwei Schneckenwellen s1 und s2 gebildet wird. Das
                              									Schneckenrad S ist in einer gegabelten Stange G drehbar gelagert und kann sich mit dieser in der
                              									Richtung der Pfeile verschieben. Von den beiden Schneckenwellen kann die eine von
                              									der Turbinenwelle mittels eines Riemens, die andere von einem Nebenschlußmotor
                              									angetrieben werden, oder es können, beide Schneckenwellen an Elektromotoren
                              									angeschlossen sein, deren Erregerstromkreise wie in Fig.
                                 										2, durch den Hebel des Pendelregulators in ihren Widerständen
                              									entgegengesetzt beeinflußt werden. Solange beide Schneckenwellen gleich schnell
                              									laufen, dreht sich das Schneckenrad in der Gabel mit, ohne seine Lage sonst zu
                              									verändern. Steigt oder fällt aber die Muffe des Regulators Z, so werden bei dem einen Nebenschlußmotor Widerstände ab- und bei dem
                              									anderen Widerstände zugeschaltet, oder umgekehrt. In jedem Falle laufen dann die
                              									Schneckenwellen nicht mehr gleich schnell und es muß außer der Drehung des
                              									Schneckenrades auch noch eine Verschiebung der Stange stattfinden, wodurch das
                              									Reguliergestänge betätigt wird. Da bei der dargestellten Anordnung der Unterschied
                              									der Geschwindigkeiten der Schneckenwellen doppelt so groß ist, wie die Schwankung
                              									der Umdrehungszahl, welche die Verstellung der Regulatormuffe bewirkt hat, so wird
                              									eine sehr empfindliche Regulierung erzielt, deren Widerstand immer gleich bleibt und
                              									außerordentlich gering ist, weil nur die Widerstandschalter betätigt zu werden
                              									brauchen. Mit der Regulierstange ist in der bekannten Weise eine Stange
                              									verbunden, welche den Hebel des Regulators wieder in die Mittelstellung zurückführt.
                              									Da man die beiden Schneckenwellen s1 und s2 mit Geschwindigkeitsunterschieden bis zu 20 v. H.
                              									laufen lassen kann, so erhält man verhältnismäßig große Reguliergeschwindigkeiten,
                              									welche die Zeit zum vollen Oeffnen und Schließen der Schützen auf zwei bis drei
                              									Sekunden zu beschränken gestatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 395
                              Fig. 2.
                              
                           Für kleinere Turbinen ist die in Fig. 2 dargestellte
                              									Ausführung des Regulators geeignet, der aus zwei gleich starken Elektromotoren mit
                              									gleichachsig aufgestellten Ankern besteht. Die einander zugekehrten Wellen der
                              									Motoren tragen eine hülsenförmige Mutter, die mit der einen Welle durch einen
                              									Federkeil verbunden, auf der anderen mit Gewinde geführt ist. Die Mutter läuft also
                              									mit den beiden Wellen mit und muß außerdem eine Verschiebung erfahren, wenn die
                              									Geschwindigkeit der Motoren in der gleichen Weise wie bei dem anderen Regulator
                              									durch die Widerstände geändert wird. (Euler.)
                              									[Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenwesen 1910, S. 1–4 und S. 24 – 27.]
                           H.
                           
                        
                           Versuche an Peltonturbinen.
                           An einem Wasserkraftwerk, welches aus einem Hochbehälter von etwa 25000 cbm Inhalt
                              									durch eine 1700 m lange genietete Druckleitung von 1219–1067 mm Weite gespeist wird,
                              									sind sehr eingehende Versuche über den Wirkungsgrad und die Verteilung der Verluste
                              									angestellt worden. Die Anlage enthält zwei Pelton-Turbinen von je 3500 PS Leistung mit je 15 Schaufeln von 495 mm Breite
                              									auf einem mittleren ⌀ von 851 mm, welche mit 300 Umdrehungen i. d. Min. einen zwischen ihnen
                              									angeordneten Drehstromerzeuger von 5000 KW Leistung und 2300 Volt Spannung
                              									antreiben. Die Turbinen haben Düsenventile und werden ausschließlich dadurch
                              									reguliert, daß die aus der Düse austretenden Wasserstrahlen mehr oder weniger an den
                              									Turbinenschaufeln vorbeigelenkt werden. Ein neuartiges Merkmal bildet die Art der
                              									Messung der Kraft der aus den Düsen austretenden Strahlen, und zwar der
                              									Wassergeschwindigkeit mit Hilfe der Pitotschen Röhre
                              									und der Dicke des Wasserstrahles mit Hilfe eines vor dem Düsenende schwingend
                              									angeordneten Mikrometers. Diese Messungen, die bei verschiedenen Leistungen
                              									vorgenommen wurden, ermöglichten festzustellen, daß ein erheblicher Teil der
                              									verfügbaren Leistung bereits in den Düsen verloren geht.
                           Bei den betrachteten Düsen betragen nämlich mit zunehmender Weite der Oeffnung
                              									die
                           
                              
                                 Kontraktionsziffern
                                 0,994
                                 0,951
                                 0,891
                                 0,847
                                 
                              
                                 und die
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Geschwindigkeitswirkungsgrade
                                 0,971
                                 0,976
                                 0,984
                                 0,989
                                 
                              
                           wobei unter Geschwindigkeitswirkungsgrad das Verhältnis der
                              									wirklichen zu der aus \sqrt{2\,g\,h} erfolgenden
                              									Ausflußgeschwindigkeit zu verstehen ist. Somit betragen die entsprechenden
                           
                              
                                 Düsenwirkungsgrade                
                                 0,958
                                 0,968
                                 0,982
                                 0,986,
                                 
                              
                           bezogen auf die nutzbare Leistung des der Düse zufließenden
                              									und des daraus abfließenden Wassers.
                           Eine ausführliche Uebersicht über die Ergebnisse von vier Leistungsversuchen an
                              									dieser Anlage gibt nachstehende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 Versuch – Nummer
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 
                              
                                 Umdrehungen i. d. Min.
                                 
                                 302
                                 300
                                 301
                                 299
                                 
                              
                                 Leistung verfügbar vor d. Düse
                                 KW
                                 1567
                                 2620
                                 3604
                                 3998
                                 
                              
                                 Verluste in der Düse
                                 „
                                 66
                                 84
                                 66
                                 55
                                 
                              
                                 Leistung verfügb. i. Wasserstrahl
                                 „
                                 1501
                                 2536
                                 3538
                                 3943
                                 
                              
                                 Turbinen-verluste
                                 in den Pelton-SchaufelnAustrittsverlustAndere hydraul.
                                    											VerlusteInsgesamt
                                 „„„„
                                 34517,121,8383,9
                                 58826,241,1655,3
                                 97965,638,81083,4
                                 115173,231,81256,0
                                 
                              
                                 Leistung verfügbar an der
                                    											Turbinen-    welle
                                 KW
                                 1117
                                 1881
                                 2455
                                 2687
                                 
                              
                                 Verluste durch Reibung, Luftwider-    stand
                                    											usw.
                                 KW
                                 112
                                 112
                                 112
                                 112
                                 
                              
                                 Leistung verfügbar an der Welle    des
                                    											Stromerzeugers
                                 KW
                                 1005
                                 1769
                                 2343
                                 2575
                                 
                              
                                 Verluste in Wicklungen und Anker    des
                                    											Stromerzeugers
                                 KW
                                 43
                                 45
                                 47
                                 48
                                 
                              
                                 Abgegebene Nutzleistung
                                 KW
                                 962
                                 1724
                                 2296
                                 2527
                                 
                              
                           Noch anschaulicher wird die verhältnismäßig ungünstige Ausnutzung der Wasserkraft in
                              									solchen Turbinen dargestellt, wenn man die Verluste in Hundertteilen der verfügbaren
                              									Wasserkraft ansetzt:
                           
                              
                                 Versuch – Nummer
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 
                              
                                 Verluste in d. Pelton-Schaufeln
                                 v. H.
                                 23
                                 23,2
                                 27,7
                                 29,2
                                 
                              
                                 Austrittsverlust
                                 „
                                 1,1
                                 1,0
                                 1,8
                                 1,9
                                 
                              
                                 Andere hydraulische Verluste
                                 „
                                 1,5
                                 1,6
                                 1,1
                                 0,8
                                 
                              
                                 Reibungs- und Luftwiderstands-Ver-    luste
                                 v. H.
                                 7,5
                                 4,4
                                 3,2
                                 2,8
                                 
                              
                                 Elektrische Verluste
                                 „
                                 2,8
                                 1,8
                                 1,3
                                 1,2
                                 
                              
                                 Am Schaltbrett angegeb. Leistg.
                                 „
                                 64,1
                                 68,0
                                 64,9
                                 64,1
                                 
                              
                           Diese Ergebnisse sprechen außerordentlich gegen die Anwendung von Pelton-Turbinen. Das ist umso bemerkenswerter, als man
                              									gerade diese bisher für sehr günstig im Wirkungsgrad angesehen hat, wahrscheinlich
                              									nur, weil man nicht über genügend genaue Mittel zur Messung der
                              									Wassergeschwindigkeiten und Wassermengen, mit denen diese Turbinen arbeiten, verfügt
                              									hat. (Eckart.) [Engineering 1910, I, S. 59–63.]
                           H.
                           
                        
                           Lokomotiv-Kurbelachse.
                           Lokomotiven mit Innenzylinder sowie die Drei- und Vierzylinder-Lokomotiven bedürfen
                              									Kurbelachsen, deren Lebensdauer wesentlich geringer ist, als die der geraden Achsen.
                              									Da bei den rasch fahrenden modernen Vierzylinder-Lokomotiven mit höherem Dampfdruck
                              									(15–19 at) und mit größerer Achsbelastung zu rechnen ist als bei den älteren
                              									Zwillings-Lokomotiven mit Innenzylinder, so ist auch die Biegungsbeanspruchung der
                              									Kurbelarme eine größere geworden. Bei großem Uebergangsradius zwischen Kurbelzapfen
                              									und Kurbelarm zeigen auch solche Kurbeln nach zehnjähriger Betriebsdauer nicht die
                              									typischen Anrisse an dieser Stelle. Bei manchen Kurbeln zeigen sich an gering
                              									beanspruchten Stellen solche Anrisse, die auf Unvollkommenheiten beim Schmieden
                              									schließen lassen.
                           Für das Schmieden einer 1200 kg schweren Achse ist ein Ingot von etwa 6000 kg
                              									notwendig. Der Preis einer solchen durch reine Schmiedearbeit hergestellten Achse
                              									wird dadurch außerordentlich hoch. In England, dem Lande der
                              									Innenzylinder-Lokomotive, benutzt man daher meist aus neun Teilen zusammengesetzte
                              									Wellen, Bauart Webb. Die Aufpreßlänge beträgt dabei oft
                              									nur 110 mm (Breite des Kurbelarmes), die für die großen Kräfte der modernen
                              									Vierzylinder-Lokomotiven ungenügend erscheint. Die Witkowitzer Bergbau- und Eisenhüttengewerkschaft hat deshalb eine neue
                              									patentierte, dreiteilige Kurbelachse gebaut, die größere Baulängen zuläßt und bei
                              									der auch die Treibstangenköpfe gut zugänglich sind. Mit diesen Kurbelachsen sind
                              									seit 1908 etwa 53 österreichische Lokomotiven in Betrieb. [Zeitschrift d. Ver.
                              									deutsch. Ing. 1910, S. 521–522.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Statische Berechnung von Hochbauten.
                           Am 31. Januar 1910 hat der Preußische Minister der Oeffentlichen Arbeiten
                              									Bestimmungen über die bei Hochbauten anzunehmenden Belastungen und über die
                              									Berechnungsgrundlagen für die statische Untersuchung von Hochbauten erlassen. Die am
                              									24. Mai 1907 erlassenen Bestimmungen für die Berechnung von Eisenbetonbauten werden
                              									hierdurch nicht berührt.
                           Die wichtigsten Bestimmungen, soweit sie von den bisherigen abweichen, sind in
                              									folgenden zusammengestellt.
                           I. Eigengewichte der Baustoffe für das
                                 										cbm.
                           
                              
                                 Bruchsteinmauerwerk
                                 2500
                                 kg
                                 
                              
                                 Kalksandsteine und Hartbrandsteine
                                 1800
                                 „
                                 
                              
                                 Lochziegel
                                 1300
                                 „
                                 
                              
                                 porige Vollziegel
                                 1100
                                 „
                                 
                              
                                 Schwemmsteine und porige Lochziegel
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                                 Beton aus Kies, Granitschotter und desgl.
                                 2200
                                 „
                                 
                              
                                 Schlackenbeton und Bimskiesbeton
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                                 Koksasche
                                 700
                                 „
                                 
                              
                           II. Nutzlasten für das qm.
                           
                              
                                 In Versammlungssälen, Unterrichtsräumen, Turn-  hallen,
                                    											Geschäftsgebäuden größeren Umfanges  und in Fabriken, wenn nicht
                                    											größere Be-  lastungen anzunehmen sind
                                 500
                                 kg
                                 
                              
                                 Treppennutzlast
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 in Dachböden städt. Wohngebäude
                                 125
                                 „
                                 
                              
                           
                        
                           
                           III. Schneedruck für
                              									wagerechte Flächen, 75 kg/qm.
                           Für geneigte Dächer kann die Schneelast für das qm Horizontalprojektion nach der
                              									Formel 75 cos α berechnet werden, wenn α der Neigungswinkel der Dachfläche zur Horizontalen
                              									ist.
                           Ist h die Höhe, l die Weite
                              									eines Satteldaches, so können die Schneelasten nach folgender Zusammenstellung
                              									angenommen werden.
                           
                              
                                 
                                    h/l
                                    
                                 S in kg/qm
                                 
                              
                                 ½
                                 55
                                 
                              
                                 ⅓
                                 65
                                 
                              
                                 ¼
                                 70
                                 
                              
                                 ⅕
                                 75
                                 
                              
                           Bei mehr als 50° Dachneigung braucht der Schneedruck nicht berücksichtigt zu
                              									werden.
                           
                        
                           IV. Winddruck und
                                 									Dachgewichte.
                           Für das qm rechtwinkelig getroffene Fläche ist w = 125
                              									kg, für hohe Bauten mit kleiner Grundfläche (Türme) w =
                              									150 kg. Der rechtwinkelig zu einer schrägen Dachfläche wirkende Winddruck ist
                              									anzunehmen zu:
                           W = w0
                              									. F sin2
                              									α.
                           Hiernach erhält man folgende Zusammenstellung mit w =
                              									125 kg/qm.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 70
                                 65
                                 60
                                 55
                                 50
                                 45
                                 40
                                 35
                                 30
                                 25
                                 Grad
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    W
                                    
                                 110
                                 103
                                 94
                                 84
                                 73
                                 63
                                 52
                                 41
                                 31
                                 22
                                 kg/qm
                                 
                              
                           Ist α < 25°, so kann die
                              									wagerechte Seitenkraft vernachlässigt werden, es genügt ein Zuschlag zur lotrechten
                              									Belastung.
                           Die Gesamtbelastung der Dächer aus Eigengewicht, Schnee
                              									und Winddruck für das qm Horizontalprojektion kann angenommen werden für:
                           
                              
                                 
                                    Glasdach
                                    
                                 mit
                                 10–25°
                                 Neigung
                                 zu
                                 125–150
                                 kg
                                 
                              
                                 
                                    Schieferdach
                                    
                                 „
                                 25–45°
                                 „
                                 „
                                 150–250
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Ziegeldach
                                    
                                 „
                                 30–45°
                                 „
                                 „
                                 250–300
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Holzzementdach
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 275
                                 „
                                 
                              
                                 steile Mansarddächer
                                    											mit Schiefer oder
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Ziegeldeckung und 45–70° Neigung
                                 300–700
                                 „
                                 
                              
                           
                        
                           V. Zulässige
                                 									Beanspruchungen.
                           A) Natürliche Bausteine.
                           
                              
                                 Es wird gefordert
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 für Auflagersteine
                                 eine
                                 10–15 fache
                                 Sicherheit
                                 
                              
                                 für Pfeiler und Gewölbe
                                 „
                                 15–20    „
                                 „
                                 
                              
                                 für sehr schlanke Pfeiler und    Säulen
                                 „
                                 25–30    „
                                 „
                                 
                              
                           Ohne Festigkeitsnachweise sind folgende Beanspruchungen nicht
                              									zu überschreiten:
                           
                              
                                 
                                 fürAuflagersteine
                                 für Pfeilerund Gewölbe
                                 für sehr schlankePfeiler u. Säulen
                                 
                              
                                 Granit
                                         60–90 kg/qm
                                     45–60 kg/qm
                                       25–30 kg/qm
                                 
                              
                                 Sandstein
                                         30–50   „
                                     25–30   „
                                       15–20   „
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                         30–40   „
                                     20–30   „
                                       12–15   „
                                 
                              
                           B) Mauerwerk.
                           Zugelassen ist:
                           
                              
                                 für gewöhnliches Ziegel- und Kalksandstein-   mauerwerk
                                    											mit Kalkmörtel 1 : 3
                                 7
                                 kg/qcm
                                 
                              
                                 für Mauerwerk aus Hartbrandsteinen oder  
                                    											Kalksandsteinen mit Kalkzementmörtel aus   1 R. T. Zement, 2 R. T.
                                    											Kalk, 6–8 R. T. Sand
                                 12–15
                                 „
                                 
                              
                                 für Klinkermauerwerk in Zementmörtel 1 : 3
                                 20–30
                                 kg/qcm
                                 
                              
                                 für Bruchsteinmauerwerk
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 für geschütteten Fundamentbeton
                                 6–8
                                 „
                                 
                              
                                 für gestampften Fundamentbeton
                                 10–15
                                 „
                                 
                              
                                 für guten Baugrund
                                 3–4
                                 „
                                 
                              
                           C. Bauholz.
                           Zugelassen ist für:
                           
                              
                                 
                                 Zugkg/qcm
                                 Druckkg/qcm
                                 Biegungkg/qcm
                                 Abscherung
                                 
                              
                                 parallelkg/qcm
                                 senkrechtzur Faserkg/qcm
                                 
                              
                                 Eichenholz
                                 100–120
                                   80–100
                                 100–120
                                 15–20
                                 80–90
                                 
                              
                                 Kiefernholz
                                 100–120
                                 60–80
                                 100–120
                                 10–15
                                 60–70
                                 
                              
                           Bei Bauten für vorübergehende Zwecke (Ausstellungshallen usw.) können diese Werte um
                              									50 v. H. erhöht werden.
                           Als Knickformel ist zu nehmen I = 60 bis 100 P l2, wobei
                              									die untere Grenze nur für vorübergehende Bauten gilt.
                           D. Eisen.
                           Bei Trägern ist nicht die Lichtweite, sondern die Stützweite
                              									(Entfernung der Auflagermitten), bei Stützen die Systemlänge bezw. die Geschoßhöhe
                              									in die Formeln einzusetzen.
                           Zugelassen ist für:
                           
                              
                                 
                                 Zug
                                 Druck
                                 Biegung
                                 Ab-scherung
                                 Lochwand-druck
                                 
                              
                                     1. Flußeiserne Träger zur
                                    											Unter-stützung von Decken, Wänden undTreppen, Flußeisen in Dächern,Fachwerkswänden und
                                    											Kranbahn-trägern, wenn die Querschnitts-größe durch Eigengewicht,
                                    											Nutz-last und Schneedruck allein be-dingt ist, Flußeisen in Stützen
                                 1200
                                 1200
                                 1200
                                 1000
                                 2000
                                 
                              
                                     2. Flußeisen in Dächern
                                    											usw.,wenn gleichzeitig die
                                    											ungünstigsteWirkung von Schnee, Wind von150 kg/qm,
                                    											Eigengewicht und Nutz-last berücksichtigt wird, Flusseisenin Stützen mit genauer
                                    											Berechnungder Kantenpressung unter den un-günstigsten
                                    											Umständen
                                 1400
                                 1400
                                 1400
                                 1000
                                 2000
                                 
                              
                                     3. Ausnahmsweise für
                                    											Dächerbei einer den strengsten Anfor-derungen genügenden
                                    											statischenBerechnung
                                 1600
                                 1600
                                 1600
                                 1000
                                 2000
                                 
                              
                           Bei Nieten und gedrehten
                                 										Schraubenbolzen ist die zulässige Beanspruchung auf Abscherung 1000 kg/qcm, auf
                              									Lochlaibungsdruck 2000 kg/qcm, bei gewöhnlichen
                                 										Schraubenbolzen 750 bezw. 1500 kg/qcm.
                           Bei Stützen ist als Knickformel l = 2,33 P l2, bei Fachwerkbauten I = 1,82 P l2 (vierfache Sicherheit) zulässig.
                           Anker dürfen nur mit 800 kg/qcm beansprucht werden.
                           Bei Verwendung von Schweißeisen ermäßigen sich die für
                              									Flußeisen zulässigen Spannungswerte um 10 v. H.
                           Gußeisen darf in Lagern auf
                              									Druck mit 1000 kg/qcm, in anderen Bauteilen auf Druck mit 500 kg/qcm, auf Biegung mit 250 kg/qcm, auf
                              									Abscherung mit 200 kg/qcm beansprucht werden.
                           Die Knickformel für Gußeisen ist I = 6 bis 8 P l2.
                           Die zulässige Beanspruchung von Stahlformguß auf Biegung
                              									ist 1200 kg/qcm,
                              									von Schmiedestahl auf Zug, Druck und Biegung 1400 kg/qcm.
                           
                           Am wichtigsten sind die Bestimmungen über die nunmehr erhöhte Beanspruchung des
                              									Flußeisens. Es ist anzunehmen, daß die Bauweisen mit Trägern und massiven
                              									Zwischendecken aus Stein, Stein-Eisen oder Eisenbeton und mit Eisenstützen dem
                              									reinen Eisenbetonbau scharfe Konkurrenz machen werden.
                           Besonders zu begrüßen ist die Erhöhung der zulässigen Beanspruchung bei genauerer
                              									Berechnung der Eisenkonstruktionen, da hierdurch die Tätigkeit des nach
                              									wissenschaftlichen Grundsätzen arbeitenden Ingenieurs auch materielle Vorteile nach
                              									sich zieht und infolgedessen in Baukreisen höher eingeschätzt werden wird.
                              									[Zentralblatt der Bauverwaltung 1910, S. 101 – 110.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Die „Forcierkrankheit“ der Metalle.
                           Vor zwei Jahren veröffentlichte R. v. Hasslinger
                              									(Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, math. naturw.
                              									Klasse, Bd. 117 IIb, S. 501, 1908) merkwürdige Beobachtungen an einer
                              									Weißblechbüchse. Als er diese als Luftkompressor dienende Blechbüchse nach
                              									zweijähriger Pause wieder benutzen wollte, waren die mit Zinn gelöteten Nähte
                              									sämtlich aufgerissen; das Zinn war kristallinisch geworden und der ganze Zinnüberzug
                              									des Eisenbleches sah körnig und matt aus. Mit diesem entarteten Zinn konnte Hasslinger andere Zinnflächen anstecken z.B. Stanniol.
                              									Die matt gewordenen Stanniolstücke waren brüchig und so bröcklig, daß sie sich
                              									leicht zerreiben ließen. Durch Umschmelzen erhielt das Zinn wieder sein gewöhnliches
                              									Aussehen.
                           Nach dem Tode von Hasslinger hat E. Cohen die Untersuchung weitergeführt und festgestellt, daß es sich hier
                              									um einen bisher kaum beachteten besonderen Zustand des Zinns handelt.
                           Mit dem Uebergang von gewöhnlichem in graues Zinn, der
                              									bei + 20° C seine obere Grenze besitzt, hat die beschriebene Erscheinung nichts zu
                              									tun, ebenso wenig mit der Umwandlung von tetragonalem in rhombisches Zinn, deren
                              									Gleichgewichtstemperatur bei + 161° liegt.
                           Das mit der von Hasslinger beobachteten Krankheit
                              									behaftete Zinn zeigt keine solche Uebergangstemperatur, sondern zerfällt umso
                              									rascher, je höher die Temperatur ist, bis zum Schmelzpunkt. Da diese Krankheit nur
                              									bei solchem Zinn auftritt, das durch seine Verarbeitung mechanisch stark beansprucht ist, z.B. Weißblech, gewalztes (Stanniol) und
                              									glänzend poliertes Zinn, so nimmt Cohen an, daß solches
                              										„forciertes“ Zinn sich in einem nur scheinbar beständigen (metastabilen)
                              									Zustande befindet, aus dem es in den wirklich beständigen Zustand des
                              									kristallinischen Zinns überzugehen bestrebt ist. Unter dem Namen „Rekristallisation“ hat H. Behrens (Das mikroskopische Gefüge der Metalle und Legierungen. Hamburg
                              									und Leipzig 1894, S. 53 u.a.) schon früher einige hierher gehörende Beobachtungen
                              									beschrieben. Er sagt, das durch Strecken zwischen Walzen das kristallinische Gefüge
                              									des Zinns an der Oberfläche bis auf Spuren vertilgt werden kann, daß aber beim
                              									Erhitzen über 100° nach einiger Zeit die polierte Fläche matt wird und unter der
                              									Lupe ein erhabenes Netzwerk zeigt, das durch Vergrößerung der noch vorhandenen
                              									Kristallreste entstanden ist.
                           Künstlich kann man nach Cohens Vorgang Zinn, das mit der
                              									Forcierkrankheit behaftet ist, herstellen, indem man Weißblech mit Salzsäure und
                              									chlorsaurem Kali anätzt, wobei sich das bekannte „Moiré métallique“ bildet.
                              									Preßt man eine solche geätzte Platte auf eine unversehrte hochglänzende
                              									Weißblechplatte und erhitzt auf 180°, so ist nach 24 Stunden auch die zweite Platte
                              									angesteckt.
                           Auch wenn man mechanisch die polierte Zinnoberfläche zerstört, z.B. durch
                              									schräge Hammerschläge oder, indem man geschmolzenes Zinn beim Erstarren stark
                              									erschüttert, so erhält man das körnige, kristallinische Gefüge des erkrankten
                              									Zinns.
                           Bei anderen Metallen hat Cohen gleichfalls die
                              									Forcierkrankheit beobachtet, nämlich bei Blei, Zink, Kupfer, Wismut und Messing. Cohen behauptet allgemein, daß die Metalle, wie wir sie
                              									im täglichen Leben kennen, sich in einem metastabilen Zustande befinden. Alle
                              									mechanisch beanspruchten Metalle unterliegen der Forcierkrankheit.
                           Unter Umständen hat diese Krankheit große praktische Bedeutung. So traten z.B. an
                              									Lampengefäßen, die aus gewalztem Messingblech (62,5 v. H. Kupfer, 37,5 v. H. Zink)
                              									von 0,5 mm Stärke durch nur zweimaliges Drücken gepreßt waren, häufig nach einiger
                              									Zeit Risse und Löcher auf, besonders dann, wenn die Lampen im geheizten Zimmer
                              									standen. Schuld trägt hier die zu gewaltsame Behandlung des Bleches. Früher, als man
                              									die Gefäße durch allmähliches vorsichtiges Drücken herstellte, blieb die ärgerliche
                              									Zerstörung aus.
                           Auch an einem Türgriff aus Messing konnte Cohen die
                              									Forcierkrankheit feststellen, welche an einer Stelle schon ein großes Loch gefressen
                              									hatte.
                           Die „Forcierkrankheit“ dürfte nach Cohen auch die
                              									Ursache sein, daß in einer Schwefelsäurefabrik die Bekleidung der Bleikammer an der
                              									Decke zahlreiche brüchige Stellen zeigte, die besonders an heißen Tagen zunahmen.
                              									Die chemische Untersuchung ergab, daß die kranken Stellen wie die gesunden aus
                              									reinem Blei bestanden. [Zeitschr. für physikalische Chemie 1910, S. 214–231 und S.
                              									301–311.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Elektrische Beeinflussung von Telegraphenleitungen durch
                              									Eisenbahnlokomotiven.
                           Als in Dell, einem Kreuzungspunkt der Hauptlinie der Natal-Transvaaleisenbahn wegen
                              									eines Umbaues die parallel zur Eisenbahn laufenden Telegraphendrähte an beiden Enden
                              									einer Strecke von rd. 700 m längs der Station isoliert werden mußten, erhielten die
                              									im Gestänge beschäftigten Arbeiter bei der Berührung der Leitungsdrähte bisweilen
                              									sehr heftige elektrische Schläge. Immer wenn die Erscheinung auftrat, hielt ein
                              									Eisenbahnzug an der Station oder durchfuhr sie; aber nicht immer war die Anwesenheit
                              									eines Zuges von den Entladungserscheinungen in den Telegraphendrähten begleitet. Die
                              									elektrischen Ladungen wurden nicht mehr bemerkt, nachdem die Isolation der
                              									Leitungsabschnitte an beiden Enden aufgehoben war und sie wieder normal in die Linie
                              									eingeschaltet waren. Auch ist der Telegraphenbetrieb niemals durch ähnliche
                              									Erscheinungen gestört worden. Die Untersuchung mit statischen Meßinstrumenten
                              									(Elektroskop, Elektrometer, Funkenstrecke) und mit einem Fernhörer hat ergeben, daß
                              									tatsächlich eine elektrische Ladung der Telegraphendrähte durch die Lokomotiven
                              									herbeigeführt wird.
                           Der Schienenstrang erreicht den Bahnhof Dell mit einer Steigung von 1 zu 30 m,
                              									innerhalb der Station läuft er horizontal und steigt hinter der Station wieder in
                              									demselben Grade an wie vor ihr. Er wird bergwärts meist von Kohlenzügen befahren,
                              									die von drei sehr schweren Maschinen (eine vorn, eine in der Mitte, eine hinten)
                              									gezogen werden und die in Dell meist nicht halten. Unter Aufwendung aller
                              									verfügbaren Kraft nehmen sie die Steigung vor dem Bahnhof und durcheilen die ebene
                              									Strecke des Bahnhofs unter vollem Dampf mit großer Geschwindigkeit, um einen Anlauf
                              									für die neue Steigung hinter dem Bahnhof zu gewinnen. Bei dieser Fahrt stoßen die Lokomotiven
                              									gewaltige Mengen Rauch und Dampf aus. Die statischen Meßinstrumente zeigten, als ein
                              									solcher Zug die Station durchfuhr, energische Ausschläge; an der Funkenstrecke wären
                              									Funken von ⅜'' zu beobachten. Die Meßinstrumente blieben beinahe unbewegt, als ein
                              									Talzug die Station durchfuhr. Der Zug rollte mit angezogenen Bremsen unter dem
                              									eigenen Gewicht bergab, ohne daß die einzige Lokomotive nennenswerte Mengen von
                              									Dampf abgab. Andere Talzüge hielten in Dell an. Wahrend sich die Maschine wieder in
                              									Bewegung setzte, und eine Strecke unter Dampf parallel zu den Telegraphenleitungen
                              									hinfuhr, wiesen die Meßinstrumente geringe Ladungen nach. Die Ausschläge des
                              									Elektrometers und die Funkenlänge waren größer bei Talzügen mit zwei Lokomotiven,
                              									noch größer bei solchen mit drei Lokomotiven; am kräftigsten waren sie, wenn
                              									Bergzüge mit drei Lokomotiven ohne Aufenthalt durch die Station fuhren, die, wie
                              									erwähnt, gewaltige Rauch- und Dampfwolken ausstießen. Hielt ein solcher Zug in der
                              									Station an, so hörte die elektrische Wirkung alsbald auf, wenn Dampf und Rauch nicht
                              									mehr gewaltsam ausgestoßen wurden. Obwohl noch reichliche Mengen von Rauch aus dem
                              									Schornstein stiegen, blieben die Meßinstrumente in Ruhe, solange die Maschine
                              									stillstand. Sobald sie aber beim Anfahren Dampf auszupuffen begann, oder wenn sie
                              									die Dampfpfeife in Bewegung setzte, zeigten sich die Ladungserscheinungen. Um eine
                              									Störung des elektrischen Gleichgewichts der Atmosphäre herbeizuführen, bedurfte es
                              									also nicht nur der Anwesenheit großer Rauch- und Dampf mengen, sondern auch der
                              									durch das plötzliche Ausstoßen verursachten Reibung. Hiermit stimmt die in Transvaal
                              									zuweilen gemachte Beobachtung überein, daß infolge der außerordentlichen Trockenheit
                              									der Luft allein durch die Reibung des Windes in starkdrähtigen Leitungen Spannungen
                              									von oft beträchtlicher Höhe erzeugt werden. In europäischen Fernsprechleitungen
                              									werden bei Schneestürmen – also nicht bei trockener Atmosphäre – zuweilen
                              									Knallgeräusche gehört, deren Ursache auf elektrische Entladungen zurückgeführt wird.
                              									Es ist bisher nicht einwandfrei erwiesen, ob die Reibung der Schneeflocken an den
                              									Drähten die Spannung erzeugt oder ob die Schneeflocken die Ladung mitbringen und an
                              									die Leitungsdrähte abgeben. Das Letztere erscheint wahrscheinlicher. Die
                              									Schneeflocken werden, wenn sie vom Winde durch trockene Luftschichten gejagt werden,
                              									elektrische Ladungen aufnehmen, die sich bei der Berührung mit den über die
                              									Fernsprechapparate geerdeten Leitungen ausgleichen.
                           Die Beobachtungen in Dell sind alle bei sehr trockener klarer Luft gemacht worden.
                              									Die Temperatur erreichte am Tage bis zu 16° Celsius und sank des Nachts bis zum
                              									Gefrierpunkt. Abends und nachts waren die elektrischen Ladungen viel geringer; am
                              									Tage wurden Spannungen bis über 13000 Volt gemessen. (R. W.
                                 										Weightmann.) [The Post Office Electrical Engineers Journal 1910, S.
                              									17–24.]
                           
                              Adt.
                              
                           
                        
                           Elektrische Stahlerzeugung.
                           Im Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure sprach am
                              									i. d. M. Herr Oberingenieur V. Engelhardt über das
                              									Thema: Die Anwendung des elektrischen Ofens in Eisen- und Stahlwerken. Nach einer
                              									kurzen Einleitung besprach der Vorsitzende zunächst ganz allgemein die allen
                              									elektrischen Oefen gemeinschaftlichen Eigenschaften, die ihre Anwendung in der
                              									Eisen- und Stahlindustrie rechtfertigen. Alle Ofentypen lassen sich auf
                              									gemeinschaftliche Grundlagen zurückführen, so daß man die Elektroofen der Eisen- und
                              									Stahlindustrie als elektrisch beheizte Kombinationen des Tiegelofens und des Siemens-Martin-Ofens bezeichnen kann. Der
                              									wesentliche Unterschied liegt in der Art der Umsetzung der Elektrizität in Wärme, so
                              									daß sich vier Ofengruppen ergeben: 1. direkte, 2. indirekte Lichtbogenöfen, 3.
                              									direkte und 4. indirekte Widerstands- (Induktions-) Oefen. An Hand von Tafeln wurden
                              									die konstruktiven Grundlagen der wichtigsten Typen in den einzelnen Gruppen
                              									besprochen und zu 1. Héroult- und Girod-Ofen, 2. Oefen von
                              										Stassano und Grönwall-Lindblad und Stalhane, 3.
                              									Versuchsöfen von Gin, 4. Oefen nach Kjellin und Röchling-Rodenhausener, letztere unterteilt in Oefen für einphasigen
                              									Wechselstrom und für Drehstrom. Der Vortragende besprach dann die Unterschiede in
                              									qualitativer Beziehung zwischen Elektrostahl und auf gewöhnlichem Wege hergestellten
                              									Stahlsorten. Selbst bei gleicher chemischer Zusammensetzung sind bei Elektrostahl
                              									die mechanischen Eigenschaften wesentlich günstiger, insbesondere bezüglich Dehnung,
                              									Kontraktion und Widerstand gegen Schlag. Der Vortragende besprach ferner die
                              									technischen Anwendungsmöglichkeiten des Elektrostahlofens in der Eisen- und
                              									Stahlindustrie und beschäftigte sich besonders eingehend mit den wirtschaftlichen
                              									Verhältnissen. Er unterschied dabei zwei Fälle, wo der Elektroofen den Hochofen, Siemens-Martin-Ofen oder den Tiegelofen einfach
                              									ersetzen soll und solche Fälle, bei denen sich der Elektroofen an bestehende rein
                              									thermische Einrichtungen angliedert. Es handelt sich also im ersteren Falle um
                              									Herstellung gleicher Qualitäten mit niedrigeren Betriebskosten. Berücksichtigt man
                              									dabei die verschiedenen Preise für Kraft und Kohle, so kommt man zu Grenzwerten für
                              									die Anwendbarkeit. Zum Schluß besprach der Vortragende noch eingehend die
                              									Nachbehandlung von geschmolzenem Einsatz aus dem der Thomasbirne oder dem Flammofen als diejenige Arbeitsweise, welche für die
                              									kontinentalen Länder Europas am wichtigsten ist. Die Elektrostahlfrage eröffnet also
                              									insbesondere für Deutschland eine neue Epoche der Qualitätsverbesserung. Sache
                              									weiterer Detailarbeit sei es, festzustellen, in welchen Grenzen diese
                              									Qualitätsverbesserung die damit verbundenen, wenn auch geringen Erhöhungen der
                              									Betriebskosten aufwiegt.
                           
                        
                           Kreiselwirkung und Zugkraft der Lokomotive.
                           In der am 24. Mai d. J. unter dem Vorsitz des Herrn Ministerialdirektors Wiehert abgehaltenen Versammlung sprach Herr Professor
                              										Obergethmann von der technischen Hochschule Berlin
                              									unter Vorführung von Versuchen und Lichtbildern über zwei Themata: zuerst über die Kreiselwirkung und hernach über Zugkraft und Zugkraftschwankungen der Lokomotive.
                           Verschiedenartig ausgeführte Versuche zeigten anschaulich, daß ein rotierender
                              									Kreisel nur dann stabilisieren, d.h. auftretenden Kippmomenten durch
                              									entgegengesetzte Kraftmomente entgegenwirken kann, wenn die Kreiselachse in einem
                              									beweglichen Rahmen gelagert ist, der um eine Achse schwingen kann, die senkrecht zur
                              									Kreiselachse steht. Wird das Ausschlagen des Kreiselrahmens durch einen Eingriff von
                              									außen verhindert, so hat der Kreisel keine stabilisierende Kraft mehr. Wird
                              									andererseits das Ausschlagen des Kreiselrahmens – die Vorrückung oder die Präzession
                              									des Kreisels – durch äußere Kräfte beeinflußt, z.B. beschleunigt, so wird dadurch
                              									das stabilisierende Kraftmoment vergrößert. Von dieser Eigenschaft wird Gebrauch
                              									gemacht, wenn der Kreiselwagen bei der Fahrt plötzlich einseitig mehr belastet wird,
                              									also ein größeres Kippmoment erfährt. Bei der Fahrt durch eine Krümmung spielt die
                              									auftretende Zentrifugalkraft genau dieselbe Rolle, wie eine einseitige
                              									Mehrbelastung, so daß auch hier, und zwar durch einen besonderen, nicht einfachen
                              									Mechanismus eine beschleunigte Bewegung des Kreiselausschlags veranlaßt werden muß,
                              									um durch das hierdurch entstehende aufrichtende Kraftmoment die Gleichgewichtslage
                              									des Kreiselwagens wieder herzustellen, bei welcher die Resultierende aller Kräfte
                              									durch den Schienenstützpunkt geht. Die Kräfte, die bei einem rotierenden Kreisel bei
                              									einem Ausschlag der Kreiselachse entstehen, sind nichts anderes als die in der
                              									Mechanik bekannten „Massenkräfte“, die immer dann auftreten, wenn bewegte
                              									Massenpunkte aus ihrer Bewegungsrichtung abgelenkt werden. Eine große praktische
                              									Bedeutung vermag der Vortragende dem Kreiselwagen nicht zuzuerkennen.
                           Bezüglich der Zugkraft einer Lokomotive führte der Vortragende folgendes aus;
                           Verfolgt man die Größe der Zugkraft einer zweizylindrigen Lokomotive während einer
                              									Radumdrehung, so ist diese nicht etwa für jede Kurbellage gleich groß, sondern sie
                              									schwankt zwischen einem höchsten und einem kleinsten Wert. Die Ursache der Zugkraft
                              									am Haken ist eine zweifache, erstens der im Zylinder wirkende Dampf, zweitens die
                              									hin- und hergehenden Triebwerksmassen, die bekanntlich ebenfalls auf den
                              									Lokomotivrahmen, also auf den Zughaken Kräfte ausüben. Die vom Dampf herrührende
                              										„Dampfzugkraft“ ist zwar auch für sich allein in ihrer Größe schwankend,
                              									aber stets positiv; die von den hin- und hergehenden Triebwerksmassen herrührende
                              										„Massenzugkraft“ dagegen verrichtet keine positive Arbeit. Ihre
                              									Arbeitsleistung bei jeder Radumdrehung ist gleich Null, und ihre Größe schwankt
                              									zwischen einem größten positiven Wert und einem größten negativen Wert. Diese
                              									Grenzwerte wachsen nach beiden Seiten hin mit der Fahrgeschwindigkeit. Am Zughaken
                              									vereinigen sich die „Dampfzugkraft“ und die „Massenzugkraft“ zu einem
                              									einzigen Wert. Von einer bestimmten Fahrgeschwindigkeit an überwiegt in einer
                              									bestimmten Kurbellage die negative Massenzugkraft die positive Dampfzugkraft, so daß
                              									auf einen der Lokomotive folgenden Wagen in diesem Augenblick überhaupt keine
                              									Zugkraft ausgeübt wird. Bei weiter wachsender Geschwindigkeit dehnt sich das Gebiet
                              									der negativen Zugkraft während einer Radumdrehung immer mehr aus, so daß der auf die
                              									folgenden Wagen ausgeübte Zug stark ruckweise erfolgt, und zwar um so stärker, je
                              									weniger von den hin- und hergehenden Triebwerksmassen ausgeglichen sind. Der
                              									angehängte Wagen läuft also im Verlauf einer Umdrehung des Lokomotivtriebrades
                              									abwechselnd auf die Lokomotive auf und wird dann wieder nach vorwärts gerissen. Daß
                              									die vereinigte Zugkraft am Zughaken in ihrer Größe überhaupt schwankt, hat so
                              									lange keine große Bedeutung, als sie positiv bleibt; sie fängt erst an störend zu
                              									werden, wenn sie während eines Teiles der Radumdrehung negativ ist. Durch eine gute
                              									Verbindung zwischen Lokomotive und Tender kann dieser Störung bekanntlich
                              									entgegengewirkt werden.
                           An einem Versuchsmodell wurde dieser Zusammenhang der Dinge in sehr klarer und
                              									sichtbarer Weise zur Anschauung gebracht.
                           
                        
                           Die Behandlung sulphatierter Sammler.
                           Zur Beseitigung des harten weißen Sulphats auf den positiven Platten der Bleisammler
                              									werden die betroffenen Batterien häufigen Entladungen mit darauffolgenden
                              									Ueberladungen unterworfen. Das Verfahren erfordert oft eine gründliche Ausdauer,
                              									wenn es bleibenden Erfolg haben soll. Auch liegt die Gefahr nahe, daß durch das
                              									häufige Ueberladen die bleiernen Träger der aktiven Masse selbst in aktive Masse
                              									verwandelt werden und ihren Halt verlieren. Schneller zum Ziele führt ein im Kansas
                              									State College erprobtes Verfahren. Die Säure wird hiernach aus den Zellen
                              									abgelassen; sodann werden die Platten mehrmals mit destilliertem Wasser oder mit
                              									Regenwasser gründlich ausgewaschen Die so vorbereiteten Zellen werden mit einer
                              									drei- bis fünfprozentigen Lösung von kaustischer Soda (Na OH) soweit gefüllt, daß
                              									die Platten ganz bedeckt sind. Je stärker die Platten sulphatiert waren, um so
                              									kräftiger muß die Lösung gewählt werden. Werden die Zellen nun ebenso, als wenn sie
                              									mit Säure gefüllt wären, in den Ladekreis geschaltet und mit der normalen
                              									Stromstärke behandelt, als wenn sie geladen werden sollten, so beginnt die
                              									Zersetzung des Bleisulphats und die Rückbildung des Oxyds. Die Lösung soll dauernd
                              									alkalisch gehalten werden. Zeigt die Probe mit Lakmuspapier saure Reaktion, so ist
                              									kaustische Soda hinzuzufügen. Die Behandlung ist fortzusetzen, bis das Sulphat
                              									verschwunden ist und die Platten ihr schokoladenfarbiges Aussehen wiedergewonnen
                              									haben. Alsdann werden die Zellen wieder entleert, gründlich gewaschen, wieder mit
                              									Säure gefüllt und in gewöhnlicher Weise unter Ladung gesetzt. Zellen, deren
                              									Nutzeffekt durch Sulphatbildung auf 20 v. H. herabgesunken war, haben nach einer
                              									Behandlung mit kaustischer Soda wieder 75 v. H. Nutzeffekt gezeigt. Die ersten
                              									Zellen sind vor vier Jahren in der beschriebenen Weise von Sulphat befreit worden;
                              									sie befinden sich jetzt noch in einwandfreiem Zustand. (J.
                                 										O. Hamilton.) [Electrical World, 14. April 1910, S. 946–947.]
                           
                              Adt.