| Titel: | Die Motoren auf der Internationalen Motorboot-Ausstellung Berlin 1910. | 
| Autor: | J. Küster | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 404 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Motoren auf der Internationalen
                           								Motorboot-Ausstellung Berlin 1910.
                        Von J. Küster, Patent- und Zivil-Ingenieur,
                           									Berlin.
                        (Schluß von S. 387 d. Bd.)
                        Die Motoren auf der Internationalen Motorboot-Ausstellung Berlin
                           								1910.
                        
                     
                        
                           Neben Bootsmotoren zeigte die Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz auf der Ausstellung u.a. noch eine mit flüssigem Brennstoff zu
                              									betreibende, den Bedürfnissen der Landwirte besonders angepaßte ortsfeste oder
                              									fahrbare Einzylindermaschine für Leistungen von 1,75–6 PS. Die ausgestellte Maschine
                              									leistet 3,5 PS bei 400 Umdr./Min. Ihrem Verwendungszweck entsprechend ist sie
                              									einfach zu bedienen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 404
                              Fig. 6. Einlaß- und Auslaß-Ventil zum Brons-Motor der Gasmotorenfabrik
                                 										Deutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 404
                              Fig. 7. Brons-Motor, Ein- und Auslaß.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 404
                              Fig. 8. Brons-Motor, Zylinderkopf.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 404
                              Fig. 9 und 10. Deutzer Motor für landwirtschaftliche Zwecke.
                              
                           Die Wirkungsweise des Motors sei an Hand der Fig. 9 und 10
                              									erläutert. Der gußeiserne Sockel der Maschine a ist
                              									gleichzeitig als Brennstoffbehälter ausgebildet. Das Kurbelgetriebe ist
                              									vollständig eingekapselt. Der untere Teil des Kurbelkastens b dient als Oelbehälter für die Tauchschmierung, welche
                              									Kurbelwellenlager, Kurbelzapfen und Zylinder mit Schmieröl versorgt. Das dem
                              									Steuerwellenlager und dem Regler aus dem Oeler am Reglergehäuse zufließende
                              									Schmieröl dient zugleich zur Ergänzung und Erneuerung des Oelvorrats der
                              									Tauchschmierung.
                           Das Einströmventil öffnet sich automatisch, das Ausströmventil wird durch einen der
                              									Wirkung des Reglers unterworfenen Nocken gesteuert. Bei zu hoher Tourenzahl weicht
                              									der Nocken in der Nockenscheibe zurück, so daß das Ausströmventil geschlossen
                              									bleibt. Infolgedessen wird beim nächsten Kolbenspiel keine neue Ladung angesaugt,
                              									also durch Aussetzer reguliert.
                           Der die Ausströmventilstange c antreibende zweiarmige
                              									Hebel d betätigt gleichzeitig die Brennstoffpumpe e, welche den Brennstoff durch das Rohr h in das Brennstoffgefäß f
                              									befördert, in dem der Brennstoff durch einen Ueberlauf auf gleicher Höhe erhalten
                              									wird. Die Vergasung des Brennstoffes erfolgt in bekannter Weise durch einen an einer
                              									Düse vorbeigesaugten Luftstrom, der durch die Luftansaugetrompete i eintritt. Eine eigenartige Verbindung des Rohres h und des Ueberlaufrohres vermittels eines
                              									Dreiweghahnes ermöglicht es, das Brennstoffgefäß f in
                              									den Behälter a zu entleeren, oder beim Betrieb mit schwerer
                              									verdampfendem Brennstoff während des Anlassens des Motors mit einem leichter
                              									siedenden Brennstoff die Pumpe leer anlaufen zu lassen.
                           Die Zündung des Gemisches wird durch einen im magnet-elektrischen Zündapparat
                              									erzeugten elektrischen Strom bewirkt. Die zur Erzeugung des Funkens erforderliche
                              									Trennung der stromführenden Teile wird in an sich bekannter Weise innerhalb des
                              									Zylinders selbst durch Anstoßen einer Nase k des
                              									Kolbens vermittelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 405
                              Fig. 11. Zweitakt-Swiderski-Bootsmotor.
                              
                           Zu den Bootsmotoren zurückkommend zeigt Fig. 11 einen
                              										Swiderskischen Zweitakt-Rohöl-Bootsmotor mit
                              									umsteuerbarer Schraube. Der Kolben saugt durch eine Luftklappe des Kurbelgehäuses
                              									Luft an, die er beim nachfolgenden Niedergang auf etwa 1 at verdichtet. Durch einen
                              									Kanal wird die Luft in den Verbrennungsraum geleitet, wobei die verbrannte Luft
                              									durch Schlitze entweicht. Ventile weist der Motor also nicht auf. Zugleich erfolgt
                              									Einspritzung des Brennstoffes (Rotöl, Gelböl, Solaröl, Petroleum) in einer durch den
                              									Regulator eingestellten Menge, wobei sich derselbe an den rotwarmen Wänden des
                              									Zylinderkopfes entzündet. Diese werden vor Inbetriebsetzung mittels einer
                              									Gebläselampe angewärmt, und durch die Explosionen auf Rotglut erhalten (der Motor
                              									bedarf also keiner sonstigen Zünd-Vorrichtung).
                           Das Anlassen der kleineren Motoren erfolgt durch Wippen (Hin- und Herbewegen) des
                              									Schwungrades, das mit einer Anlaß-Vorrichtung versehen ist, bei größeren Motoren mit
                              									besonderer Anlaß-Vorrichtung. Bei dem hinsichtlich Zündung und
                              									Brennstoff-Einspritzung ähnlich arbeitenden Bolinderschen Zweitakt-Motor (dänisches Fabrikat) wurde noch eine gut
                              									funktionierende Umsteuervorrichtung im Betriebe vorgeführt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 405
                              Fig. 12. Daimler-Bootsmotor mit Anwerf-Vorrichtung (links).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 405
                              Fig. 13. Dixi-Bootsmotor der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Da die Daimler-Motoren-Gesellschaft, die eigentliche
                              									Schöpferin der schnellaufenden Benzinmotoren, insbesondere deren Zweigniederlassung
                              									Berlin-Marienfelde gleichfalls bei ihren Vierzylindermotoren mehr oder weniger zu
                              									derartig großen Abmessungen übergeht, daß ein Andrehen mittels Andrehkurbel zu
                              									schwierig wird, so stellte sie an mehreren derartigen Motoren die in Fig. 12 links sichtbare Anwerf-Vorrichtung aus.
                              									Dieselbe besteht in einer mittels Handradkurbel drehbaren Gemisch-Pumpe, welche
                              									rasch zehn- bis zwölfmal gedreht wird und hierbei in den ersten und dritten Zylinder
                              									(bei Vierzylinder-Motoren) bezw. in den ersten, dritten und fünften Zylinder
                              									(bei Achtzylinder-Motoren) Benzin- und Luft-Gemisch hineinpumpt, unter Benutzung
                              									eines besonderen vor der Gemischpumpe sichtbaren Vergasers. Wenn dann ein besonderer
                              									Hand-Magnet-Apparat (nachdem vorher der Motor auf eine bestimmte Stellung
                              									eingestellt war) rasch gedreht wird, so springt der Motor an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 406
                              Fig. 14. Dixi-Bootsmotor der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Um keine falsche Vorstellung über das Verhältnis der Anzahl ausgestellter größerer
                              									Motoren nach den bisher beschriebenen Typen gegenüber den mehr den Automobilmotoren
                              									nachgebildeten schnellerlaufenden Bootsmotoren aufkommen zu lassen, muß an dieser
                              									Stelle betont werden, daß letztere naturgemäß bei weitem in der Mehrzahl waren –
                              									entsprechend der Verwendung auf Sportsbooten, bei denen es mehr auf Gewichts- und
                              									Platzersparnis, sowie geruchlosen Betrieb ankommt als auf die Oekonomie desselben.
                              									So sind an dieser Stelle neben Daimler die Marken Argus, Lloyd, Breuer zu erwähnen, welche sich mehr oder
                              									weniger in der Hauptsache durch Einzelheiten wie Einbau des Kegelrad-Wendegetriebes,
                              									eventl. auch der Steuersäule und dergleichen vom Automobilmotor gleicher Marke
                              									unterscheiden.
                           Wie schon in der Einleitung betont, haben nun die Z)m-Motoren der Fahrzeugfabrik Eisenach einige Konstruktionsmerkmale
                              									aufzuweisen, welche eine besonders gute Anpassungsfähigkeit zum Einbau in die
                              									geschlossenen Bugteile von schnellen kleineren Motorkreuzern moderner, von Amerika
                              									übernommener Bauart gewährleisten. Dazu gehört insbesondere die Zusammenbringung
                              									aller Bedienungsgestänge einschl. Andrehkurbel an den Führerstand, so daß der Führer
                              									von seinem Platz aus alles übersehen und bedienen kann. Wie die Abbildung (Fig. 13) sowohl als das Schema (Fig. 14) erkennen lassen, ist die, die Andrehkurbel
                              										22 tragende Welle achsial verschiebbar und durch
                              									Druck auf die Kurbel wird ein, in Fig. 13 rechts, in
                              										Fig. 14 links, sichtbarer zweiarmiger Hebel die
                              									Mitnehmerklauen der Kurbelwelle in Eingriff bringen, so daß letztere beim
                              									nachfolgenden Drehen der Andrehkurbel durch das von dieser angetriebene Kettenrad
                              									mitgenommen wird. Als Besonderheiten mögen hier noch Erwähnung finden die Trennung
                              									des Kurbelkastens für jeden Zylinder zum Zwecke der sicheren Schmierung auch bei
                              									längerer Schieflage des Motors oder sehr schiefer Montage desselben in den
                              									Bootskörper; ferner Bremse 19 zur Feststellung der
                              									Bootsschraube bei ausgerücktem Getriebe (Leerlaufstellung). Im übrigen
                              									bezeichnet 1 das Einlaßventil, 2 das Auslaßventil, 3 die Nockenwelle, 4 die Stössel, 5 das
                              									Steuerungsantriebszahnrad, 6 die Kühlwasserleitung, 7 die Oelpumpe, 8 den
                              									Oelbehälter, 9 die Oelbrücke mit Schaugläsern, 10 einen Manometer, 11
                              									einen Hahn zur Oelstandkontrolle, 12 einen
                              									Kompressionshahn, 13 sind Füllschrauben zum Einfüllen
                              									von konsistentem Fett, 14 ist ein Gleitring für die
                              									Getriebeschmierung, 15 das Getriebegehäuse, 16 der Umsteuerhebel, 17
                              									sind die Reibkegel für Vorwärtsfahrt (Ankupplung mit Schwungrad) und Rückwärtsfahrt
                              									(Kupplung mit feststehendem Ring 18), 20 ist das
                              									Drucklager für die Vorwärtsfahrt, 21 das Drucklager für
                              									Rückwärtsfahrt, 23 eine Lagertraverse.
                           Da auf der Ausstellung neben den Bootsmotoren auch Flugzeugmotoren zu ihrem Rechte
                              									kamen, so möge im Anschluß an das bisher Gesagte noch von solchen zunächst der sich
                              									mehr an Automobilmotor-Konstruktionen anlehnende Argus-Flugmotor Erwähnung finden,
                              									der bei einem Gewicht von 115 kg und bei 1200 Touren 55 PS leistet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 406
                              Fig. 15. Motor von Rumpler.
                              
                           Ansicht und Maßrisse des Rumplerschen Flugzeugmotors sind in Fig. 15–17 wiedergegeben.
                              									Dieser gehört zur Gruppe der V-Motoren und leistet bei acht Zylindern von 105 mm
                              									Bohrung, 100 mm Hub und bei 1200 Umdrehungen i. d. Min. etwa 50 PS, bei einem
                              									Gewicht von etwa 105 kg. Die wassergekühlten paarweise gegossenen Zylinder sind von
                              									Wassermänteln umgeben, welche mit Falten zum Ausgleich der Temperatureinflüsse
                              									versehen und mit dem Zylinderkörper verlötet sind. Letztere sind mit halbkugligen
                              									Kompressionsräumen versehen und im Zylinderkopf sind unter 45° zur
                              									Zylinderachse (da diese unter 45° zur Wagerechten steht) die Saugventile senkrecht,
                              									die Auspuffventile wagerecht eingebaut. Der Motor weist kein Schwungrad auf und wird
                              									von Hand angedreht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 407
                              Fig. 16 und 17. Motor von Rumpler.
                              
                           In weitere Einzelheiten über Flugzeugmotoren hier einzugehen, verbietet der Raum,
                              									zumal solche vielfach in Sonderberichten dieser Zeitschrift bereits eingehend
                              									geschildert wurden.