| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 414 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Drei-Zylinder-Lokomotive.
                           Die North Eastern Railway hat für die Beförderung von
                              									Erz auf Hügelstrecken mit großen Steigungen eine starke 4/6 gekuppelte
                              									Tenderlokomotive mit vorderem Drehgestell in den Dienst gestellt. Das
                              									Reibungsgewicht beträgt 65,5, das Dienstgewicht 85 t, der ⌀ der drei Zylinder 457 mm
                              									und der Hub 660 mm. Der Kessel hat 12 at Ueberdruck, 121 qm Heizfläche und 2,1 qm
                              									Rostfläche. Die drei Dampfzylinder, von denen der eine innerhalb des Rahmens
                              									angeordnet ist, besitzen Kolbenschieber. Die Schieberkästen liegen innerhalb des
                              									Rahmens, zwei davon zwischen den Zylindern, einer über dem mittleren Zylinder. Das
                              									Ganze bildet ein Gußstück. Zu- und Abdampfleitung ist für alle drei Zylinder
                              									gemeinschaftlich. In der Rauchkammer befindet sich ein regulierbares Blasrohr, das
                              									zugleich als Ascheejektor ausgebildet ist. Die Zylinder haben eine Neigung 1 : 26,
                              									die beiden außenliegenden Zylinder treiben die zweite, der innen liegende Zylinder
                              									treibt die erste Kuppelachse an. Im Dampfdom ist ein entlastetes Regulatorventil,
                              									Patent Servo, eingebaut. [Engineering 1910, S. 56.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Elektrische Lokomotive mit Hilfsmotoren.
                           Lichty, Bern, hat vorgeschlagen, zur Verringerung der
                              									Fahrdienstkosten auf Bergstrecken bei den Dampflokomotiven die Laufachsen der
                              									Lokomotiven und die Tenderachsen mit elektrischen Motoren zu besetzen. In diesem
                              									Falle wäre die Anordnung einer Oberleitung nur an bestimmten Stellen nötig. Der
                              									Verfasser geht nun davon aus, daß auch bei elektrischen, insbesondere solchen zum
                              									Schnellzugsdienst verwendeten Lokomotiven Laufachsen benutzt werden und er weist
                              									derauf hin, daß durch Heranziehung auch dieser Achsen zum Antriebe das
                              									Adhäsionsgewicht erst voll ausgenützt würde. Ein Antrieb dieser Achsen von den
                              									Hauptmotoren kommt mit Rücksicht auf den abweichenden Laufraddurchmesser und
                              									insbesondere wegen der Kurvenbeweglichkeit der Laufachsen nicht in Betracht. Es
                              									müssen daher besondere Motoren verwendet werden, die als Zahnradmotoren, Achsmotoren
                              									oder auch Gestellmotoren ausgebildet sein können. Wegen der in vielen Fällen
                              									vorliegenden geringen Platzverhältnisse dürfte sich eine von der Westinghouse-Gesellschaft für Lokomotiven der New
                              									York-, New Haven- und Hartfordbahn benutzte Anordnung empfehlen, bei der der Motor
                              									über der angetriebenen Achse liegt und mittels eines Zahnradvorgeleges und einer
                              									hohlen, die Triebachse konzentrisch umgebenden Welle die Laufräder antreibt.
                           Allerdings wird zugegeben, daß ein derartiges Besetzen der Laufräder mit Motoren den
                              									ruhigen Gang der Lokomotiven keineswegs fördert. Immerhin macht es ihn nicht
                              									unmöglich und auch elektrisch ist gegen das Zusammenarbeiten von Motoren
                              									verschiedener Größe nichts einzuwenden. (Kummer.)
                              									[Schweizerische Bauzeitung 1910, Bd. I, S. 31–33.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           15 Perioden-Einphasenbahn.
                           Die erste in Amerika mit Wechselstrom von 15 Perioden betriebene Einphasenbahn führt
                              									von Exeter in Californien nach Visalia und Lemon Cove. Die Strecke ist bis auf die
                              									Bahnhöfe eingleisig, meist eben und weist nur in einem kleinen Teile Steigungen von
                              									0,9 v. H. auf und die vorhandenen Kurven haben einen großen Halbmesser. Die
                              									Gesamtstreckenlänge beträgt rund 35 km. Die Betriebsstrom wird von einer
                              									Wasserkraftanlage als Drehstrom von 60 Perioden mit einer Spannung von 35000 Volt
                              									Spannung geliefert. In einem mitten an der Strecke gelegenen Maschinenhause wird
                              									dieser Strom mit Hilfe von sechs 150 KW mit Wasser gekühlten Oeltransformatoren auf
                              									eine Spannung von 2200 Volt herabtransformiert und dann zwei Motorgeneratoren
                              									zugeführt, die je aus einem 540 PS Synchronmotor sowie einem Induktionsmotor zum
                              									Anlassen und einem 375 KW Drehfeld-Einphasen-Wechselstromerzeuger bestehen, der eine
                              									Klemmenspannung von 11000 Volt liefert. Die gemeinsame Welle eines derartigen
                              									Maschinensatzes läuft nur in zwei Lagern und trägt überdies fliegend einen 125 Volt
                              									Gleichstromerzeuger, der den Erregerstrom liefert. Die Speisung der Fahrleitung
                              									geschieht von dem Maschinenhause selbst aus über zwei 300 KW Transformatoren mit einer Spannung von
                              									3300 Volt. Ferner sind je in 13 km Abstand von dem Maschinenhause zwei Unterwerke
                              									errichtet, in denen je ein 300 KW Transformator, den mit 11000 Volt zugeführten
                              									Speisestrom auf die Fahrleitungsspannung erniedrigt.
                           Die Oberleitung ist mit Hilfe eines Tragseiles an 11 m langen Masten aufgehängt, die
                              									1,8 m tief einbetoniert sind. Die Mastentfernung beträgt hierbei 35,5 m.
                           Der Fahrpark besteht aus einer 47 t Baldwin-Westinghouse-Lokomotive, die mit vier 125 PS-Motoren ausgerüstet
                              									ist; vier 40 t Triebwagen mit je vier 75 PS-Motoren und zwei 28 t Anhängewagen.
                              									Sämtliche Fahrzeuge sind mit Zugsteuerung und selbsttätigen Luftbremsen versehen.
                              									Ferner sind auch in den Anhängewagen Führerschalter und Führerbremsventile
                              									eingebaut. Der mittels Scherenstromabnehmer von der Fahrleitung abgenommene Strom
                              									wird durch Spartransformatoren auf die für die Motoren geeignete Spannung
                              									erniedrigt. Diese Transformatoren sind auf dem Triebwagen in Oel gebettet, auf den
                              									Lokomotiven dagegen, ebenso wie die Motoren mit Luftkühlung versehen.
                           Zur Bewältigung des Betriebes genügen für gewöhnlich einzelne Wagen, die mit einer
                              									Geschwindigkeit von 72 km/Std. verkehren. Die bei Versuchen erreichte
                              									Höchstgeschwindigkeit eines Motorwagens beträgt jedoch 100 km/Std. Die
                              									elektrische Lokomotive hat in der Wagerechten bei 27 km/Std. Geschwindigkeit eine Zugkraft von
                              									rd. 4000 kg, ihre größte Anfahrzugkraft beträgt 7700 kg. Es gelang mit ihr
                              									gelegentlich einen Zug von 40 Güterwagen, von denen 28 beladen waren und der im
                              									ganzen 1040 t wog, ohne Anstrengung zu rangieren.
                           Der Kraftverbrauch der Lokomotive während einer Beobachtungsdauer von 40 Tagen betrug
                              									45 Wattstunden f. d. t/km. Ferner betrug die mittlere Stromlieferung des Kraftwerkes während 60
                              									Tagen 43,6 Wattstunden f. d. t/km und während 30 Tagen bei günstigeren
                              									Arbeitsverhältnissen 41,4 Wattstunden f. d. t/km. Die Energieaufnahme eines Motorwagens während
                              									einer Versuchsdauer von 60 Tagen wurde mit 34,7 Wattstunden f. d. t/km ermittelt.
                              									[Electric Railway Journal 1910, Bd. I, S. 101 – 102.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Die Warmwasser-Ueberstromheizung von Bolze.
                           Diese von der Zentralheizungswerke A.-G. in
                              									Hannover-Hainholz ausgeführte Heizung fällt in das Gebiet der Warmwasserheizungen
                              									mit Schnellumlauf, doch wird bei ihr der Wasserumlauf nicht durch dem Heizwasser
                              									beigemischten Dampf herbeigeführt, wie dies bei den Heizungen von Recke oder Brückner
                              									geschieht, sondern durch Pumpen künstlich erzeugt. Da die zur Verwendung gelangenden
                              									Pumpen einfach und zuverlässig sein müssen, so kommen hierfür entweder mit Dampf von
                              									0,15 bis 0,2 at arbeitende geräuschlose Pulsometer oder elektrisch betriebene
                              									Kreiselpumpen in Betracht. Die verschiedenen möglichen Anordnungen dieser Heizung
                              									werden durch die Fig. 1–3 veranschaulicht. Die treibende Wassersäule h der Heizung wird durch die beiden übereinander angeordneten offenen
                              									Gefäße A und B auf dem
                              									höchsten Punkt der Heizanlage bestimmt. Von diesen beiden Gefäßen steht das
                              									Ueberstromgefäß A immer mit dem Vorlauf in Verbindung,
                              									während in das zweite, das Rückstromgefäß 5, der Rücklauf einmündet. Die
                              									Wasserhebevorrichtung hat das Wasser von B nach A zu fördern und dadurch die treibende Wassersäule h zu erzeugen. Während bei gewöhnlichen Heizanlagen
                              									diese Wassersäule kaum 0,1 m beträgt, kann man sie bei Anwendung von Pumpen je nach
                              									der Ausdehnung der Anlage auf 1 bis 5 m bemessen, und erreicht dadurch, daß die
                              									Rohr- und Ventilquerschnitte nur etwa ¼–⅓ so groß werden wie bei den
                              									gewöhnlichen Heizanlagen und daß man in der Anordnung der Heizkörper gegenüber dem
                              									Heizkessel vollkommen unabhängig wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 414
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 414
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 414
                              Fig. 3.
                              
                           Bei der Anlage nach Fig. 1 ist der Kessel in den
                              									Vorlauf e eingebaut und die Pumpe fördert das Wasser
                              									aus dem Behälter B oder dem Rücklauf g nach dem Behälter A. Das
                              									Wasser fließt sodann aus dem Behälter A durch die
                              									Leitung e und den Kessel k
                              									nach den Heizkörpern und über g nach B zurück. Wird mehr Wasser gefördert als durch die
                              									Heizanlage strömen kann, so fließt der Ueberschuß durch das Ueberlaufrohr m nach B zurück, so daß
                              									die treibende Wassersäule die festgesetzte Größe niemals übersteigen kann. Bei der
                              									Anlage nach Fig. 2 ist hingegen der Kessel k in den Rücklauf g
                              									eingefügt, während Fig. 3 zeigt, daß die Pumpe an
                              									jeder beliebigen Stelle der Umlaufleitung, z.B. in dem Rücklauf neben dem Kessel
                              									angebracht werden kann. In diesem Falle ist als Pumpe eine Kreiselpumpe angenommen,
                              									die das Wasser in der Richtung der Pfeile bewegt. Für kleinere Anlagen sind diese
                              									Pumpen besser geeignet als Pulsometer, für deren Betrieb man Niederdruckdampf in
                              									einem besonderen Kessel erzeugen muß. Dieser kann allerdings auch den Dampf zum
                              									Anwärmen des Heizwassers liefern. [Hildebrandts Zentralbl. der Pumpen-Industrie
                              									1910, S. 89–90.]
                           H.
                           
                        
                           Betonzerstörung durch Schwefelwasserstoffgas.
                           Stephan untersuchte die zerstörten Proben des Putzes der
                              									Betondecke eines Klärbassins, das in ihm eingeschlossene Klärwasser und die
                              									Atmosphäre im Behälter, um die Ursache der Zerstörung festzustellen. Es zeigte sich,
                              									daß die vorwiegend kohlensäurehaltigen Gase keinen oder nur geringen Einfluß auf die
                              									Zerstörung der Putzdecke haben, während das stark schwefelwasserstoffhaltige
                              									Klärwasser die Zerstörung bewirkt hat.
                           Alle Zerstörungserscheinungen an zementhaltigen Massen sind besonders in chemischen
                              									Umsetzungen der Kalkverbindungen zu suchen. Ist Schwefelwasserstoff der angreifende
                              									Stoff, so ist die Zersetzung des Betons in folgender Weise anzunehmen:
                           Kalziumhydrat und Schwefelwasserstoff zersetzt sich in Wasser und
                              									Kalziumsulfid,
                           oder kohlensaurer Kalk und Schwefelwasserstoff zersetzt sich in
                              									Kohlensäure, Kalziumsulfid und Wasser.
                           Das Kalziumsulfid verbindet sich mit Wasser und zerlegt sich in Kalziumhydrosulfid
                              									und Kalziumhydrat, während anderseits Kalziumsulfid beim Zutritt von Sauerstoff sich
                              									in Gips verwandelt. Durch diese chemischen Prozesse entstehen im Wasser leicht
                              									lösliche Kalk-Schwefelverbindungen, die den Beton oder den Deckenputz aufweichen und
                              									mürbe machen.
                           
                           Diese Tatsache, daß die beschriebene Zerstörung durch Schwefelwasserstoff
                              									verursacht ist, widerspricht der Erfahrung, nach der sich der Zement-Verputz in
                              									Abort- und Jauchegruben gut hält. In diesen Gruben hat jedoch meist die frische Luft
                              									womöglich noch infolge von Ventilation Zutritt, so daß sich der leicht spaltbare
                              									Schwefelwasserstoff und der Sauerstoff der Luft in Wasser und Schwefel zerlegen.
                              									Letzterer ist für Zementmörtel ungefährlich, da eine Weiteroxydation des Schwefels
                              									in Gegenwart verwesender Stoffe unmöglich ist.
                           Ist aber wie in dem hier beschriebenen Falle bei einem gut abgedeckten Bassin der
                              									Luftzutritt nur ungenügend, so bilden sich über den verwesenden Stoffen Gase
                              									(Kohlensäure), die einen Oxydationsprozeß bei dem sich bildenden Schwefelwasserstoff
                              									nicht zulassen, so daß die oben angegebenen chemischen Verbindungen zwischen dem
                              									Schwefelwasserstoff und den Kalkverbindungen des Mörtels oder Betons entstehen, die
                              									allmählich den Beton zerstören.
                           Als Schutz gegen diese Vorgänge empfahl Stephan einen
                              									Anstrich des Betons mit Teer. Die beschädigte Decke wurde gründlich von den
                              									Zersetzungsprodukten durch Abkratzen gereinigt und von neuem mit einer fetten
                              									Mischung verputzt. Nach dem vollständigen Trocknen des Putzes wurde der Teeranstrich
                              									aufgebracht, dessen vollständiges Eintrocknen abgewartet werden muß, bevor der
                              									geschützte Beton schädlichen Einflüssen der Fäkalwässer ausgesetzt werden darf. (Stephan.) [Beton u. Eisen 1910, S. 24.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Elektrische Ventilator-Anlage auf Luftschacht Rheinelbe
                              									I/II.
                           Die Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft hat auf
                              									ihrer Grube Rheinelbe I/II einen elektrisch betriebenen Ventilator aufgestellt, bei
                              									welchem die Firma Brown, Boveri & Cie. ihr Verfahren zur verlustfreien
                              									Geschwindigkeitsregulierung von Wechselstrom-Induktionsmotoren zur Anwendung
                              									gebracht hat.
                           Die in Fig. 1 dargestellte Anlage besteht aus einem
                              									Ventilator V für 8200 cbm minutliche Förderung bei 470
                              									mm Wassersäule Unterdruck, welcher bei 363 Umdrehungen i. d. Min. erreicht wird. Da
                              									diese Leistung erst in einigen Jahren erforderlich sein wird, so wird der Ventilator
                              									zunächst nur mit 268 Umdrehungen i. d. Min. betrieben, wobei er 255 mm Unterdruck
                              									erzeugt und minutlich 5500 cbm absaugt, während mit fortschreitendem Ausbau der
                              									Grube Umdrehungszahlen und Unterdrucke allmählich gesteigert werden sollen, um
                              									dementsprechend zunehmende Saugleistungen zu ermöglichen.
                           Um diese Geschwindigkeitsregulierung mit möglichst geringem Stromverlust durchführen
                              									zu können, wird folgende nach dem Verfahren von Brown,
                                 										Boveri-Scherbius entworfene Antriebsanordnung verwendet: Der mit dem
                              									Ventilator unmittelbar gekuppelte, an das vorhandene Drehstromnetz von 5000 Volt
                              									Spannung und 50 Perioden i. d. Sek. angeschlossene Dreiphasen-Induktionsmotor M von 1000 PS Leistung wird in seiner Umdrehungszahl
                              									von einer Regulier-Umformergruppe U beeinflußt, welche
                              									aus einem Dreiphasen-Kollektormotor K von 200 KVA und
                              									einem Asynchrongenerator G von 85 KW besteht und auf
                              									folgende Art wirkt: Der Motor K ist mit dem Anker des
                              									Hauptmotors M in Kaskade geschaltet; er nimmt dessen
                              									Schlüpfenergie auf und treibt den auf das Netz arbeitenden und wie ein gewöhnlicher
                              									Dreiphasen-Induktionsmotor ausgebildeten Asynchrongenerator G an. Durch die Maschine G wird andererseits
                              									die Umformergruppe mit Hilfe des Anlassers A auf die
                              									volle Geschwindigkeit gebracht.
                           Bei der Inbetriebsetzung wird zunächst die Maschine G des Regulier-Umformers U an das Netz
                              									angeschlossen und durch allmähliches Kurzschließen des Anlassers auf volle
                              									Geschwindigkeit gebracht. Hierauf wird der Hauptmotor M
                              									mit seinem Anlasser F angelassen und dann durch den
                              									Schalter S mit seinen Schleifringen auf den
                              									Regulier-Umformer geschaltet. Die Umlegung des Schalters erfolgt selbsttätig, so daß
                              									von dem Maschinenwärter nur die beiden Anlasser nacheinander bedient zu werden
                              									brauchen. Sobald sich der Schalter umgelegt hat, kann man die Regelung der
                              									Umdrehungszahl des Hauptmotors in ebenso einfacher Weise wie bei einer
                              									Gleichstrom-Nebenschlußmaschine vornehmen. Zu diesem Zweck dient ein durch einen
                              									Handschalter zu betätigender Erregertransformator, welcher die Erregung des mit
                              									annähernd gleichbleibender Geschwindigkeit umlaufenden Kollektormotors K beeinflußt und eine Veränderung der Umdrehungszahl
                              									des Hauptmotors M zwischen 363 und 268 Umdrehungen i.
                              									d. Min. in 20 gleich großen Stufen ermöglicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 415
                              Fig. 1.
                              
                           Bei jeder Schalterstellung sind die Umlaufzahlen des Hauptmotors für alle Belastungen
                              									nahezu unveränderlich; zwischen Leerlauf und Vollbelastung liegt eine
                              									Geschwindigkeitsänderung von nur etwa 2 v. H. Man kann mit dieser Einrichtung somit
                              									beliebige Leerlaufgeschwindigkeiten einstellen, was bei Widerstandsregulierung nicht
                              									ohne weiteres möglich ist.
                           Die bei wenig schwankendem Betriebe vorgenommenen Messungen an dieser Anlage haben
                              									folgende Mittelwerte ergeben:
                           
                              
                                 Geschwindigkeit d. Haupt-    motors
                                 268,5
                                 303,5
                                 337,5
                                 363
                                 Umdreh.i. d. Min.
                                 
                              
                                 Leistung des Hauptmotors
                                 370
                                 550
                                 760
                                 950
                                 PS
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad der Anlage
                                   82,5
                                   86,0
                                   88,5
                                 –
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Zum Vergleich hiermit Wirk-    ungsgrad bei
                                    											Wider-    standsregulierung
                                   67,0
                                   76,0
                                   84,5
                                 
                                    
                                    
                                    –
                                    
                                 v. H.
                                 
                              
                           Eine erhebliche Verbesserung des ohnehin bereits sehr günstigen Wirkungsrades erzielt
                              									man bei höheren Geschwindigkeiten und Leistungen dadurch, daß man den Motor von
                              									Dreieck- auf Sternschaltung umschaltet. Dadurch kann man auch den Kollektor klein
                              									halten.
                           H.
                           
                        
                           
                           Die stärksten bis jetzt gebauten Wasserturbinen
                           Die Great Western Power Company hat in ihrem
                              									Wasserkraftwerk am Feather-Fluß vier Turbinen von je 18000 PS Leistung aufgestellt,
                              									die als die stärksten bis jetzt ausgeführten Turbinen besondere Beachtung verdienen.
                              									Diese Turbinen übertreffen nicht nur die bis dahin größten 13500pferdigen Turbinen
                              									des Werkes der Toronto Power Company an den
                              									Niagarafällen um etwa 33 v. H., sondern sie benutzen nur je ein Laufrad, während die
                              									13500pferdigen Turbinen als Doppelturbinen gebaut sind, in einem Laufrade also nur
                              									6750 PS leisten. Die mit senkrechter Welle angeordneten Turbinen der Great Western Power Company sind als Francis-Turbinen mit innerer Beaufschlagung ausgeführt
                              									und mit den Regulatoren von der J. P. Morris Company in
                              									Philadelphia, Pa, entworfen, die auch die obenerwähnten 13500 pferdigen Turbinen
                              									gebaut hat. Sie arbeiten mit 400 Umdr. i. d. Min. bei 157 m Gefälle und gehen auch
                              									in bezug auf das Gefälle weit über die Grenzen hinaus, welche bis jetzt für Francis-Turbinen gegolten hatten. Die Laufräder dieser
                              									Turbinen sind aus Spezialbronze hergestellt und werden von einem Spiralgehäuse aus
                              									Gußstahl umschlossen, das für einen Druck von etwa 15,5 kg/qcm berechnet ist. Groß wie diejenigen
                              									der Turbinen sind auch die Abmessungen der Leitschaufeln und der
                              									Oeldruckregulatoren. Ueber alle Turbinen liegen jetzt die Ergebnisse der
                              									Abnahmeversuche vor, bei welchen mit Belastungen, die nahe an die Vollast
                              									heranreichten, Wirkungsgrade bis zu 89 v. H. erzielt worden sind. [American
                              									Machinist 1910, S. 289 -292.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Wasserkraftanlage des Bewässerungswerkes am Snake
                              									River.
                           In Verbindung mit den umfangreichen Bewässerungsanlagen, welche von dem United States Reclamation Service im Minidoka-Gebiete
                              									des Staates Idaho errichtet werden, wird ein Wasserkraft-Elektrizitätswerk von 6000
                              									KW-Normalleistung angelegt, welchem in erster Linie die Stromlieferung für zwei mit
                              									Kreiselpumpen ausgerüstete Pumpwerke zufallen soll, derart, daß es fünf Monate des
                              									Jahres mit voller Belastung, also mit einer Belastungsziffer = 1 laufen wird,
                              									während in der übrigen Zeit Strom für andere Zwecke abgegeben werden kann. Aus dem
                              									Snake River, dessen Wassermenge während der Schneeschmelze bis auf 1133 cbm i.
                              									d. Sek. steigt, sonst aber sich annähernd gleichmäßig auf der Höhe von etwa 170 cbm
                              									i. d. Sek. hält, wird das Wasser durch einen Erd- und Steindamm von 25,9 m größter
                              									Höhe, 7,62 m Kronenbreite und etwa 200 m Gesamtlänge, der an den Ufern durch
                              									Beton-Kernmauern gegen Unterspülungen gesichert ist, in einen Kanal abgeleitet, an
                              									dessen Ende sich die Verteilschützen der Bewässerungsanlage befinden. An dem
                              									entgegengesetzten Ende des Dammes ist als ein Teil des Maschinenhauses eine 61 m
                              									lange, 18 m hohe Staumauer aus Beton angelegt, die mit fünf Flutschützen von 2,4 ×
                              									3,6 m Weite versehen ist und in welcher zehn Oeffnungen für den Anschluß der
                              									Turbinendruckrohre ausgespart sind. Diese Oeffnungen lassen sich mit elektrisch
                              									angetriebenen Schützen verschließen und vom Schaltbrett des Werkes einstellen, wobei
                              									zur Verminderung des Wasserdruckes die Druckrohre vorher mit Hilfe von kleinen
                              									Schiebern gefüllt werden können.
                           In dem Turbinenhause sind vorläufig fünf große und zwei Erregergruppen aufgestellt.
                              									Die großen Einheiten bestehen aus senkrechten Francis-Turbinen, welche bei 13,72 m Nutzgefälle bis zu 2000 PS leisten können
                              									und deren einfache Laufräder 1333,5 mm Durchmesser haben. Die Turbinen sind mit
                              									Leitschaufelregulierung versehen und ihre in das Unterwasser hinabreichenden
                              									Saugrohre sind so eingerichtet, daß sie verhältnismäßig leicht abgenommen und
                              									gegebenenfalls aus dem Bereich des durch die unmittelbar unter ihnen befindlichen
                              									Flutschützen mit großer Geschwindigkeit hindurchströmenden Wassers gebracht werden
                              									können. Mit jeder Turbine ist ein Drehstromerzeuger von 2300 Volt und 1200 KW
                              									unmittelbar gekuppelt. Die beiden Erregergruppen sind ähnlich gebaut, haben je 120
                              									KW Leistung und sind ebenso wie die großen Maschinengruppen mit Druckölregulatoren
                              									versehen. Bemerkenswert bei den großen Maschinen ist noch, daß das annähernd 20000
                              									kg betragende Gewicht der umlaufenden Teile von einem einzigen aus zwei gußeisernen
                              									Platten mit Schmiernuten bestehenden Halslager ohne jede Druckölschmierung getragen
                              									wird, umsomehr, als die Maschinen, wie oben erwähnt, unter hoher Dauerbelastung zu
                              									laufen haben.
                           Die Fernleitung, mit welcher der auf 33000 Volt gebrachte Strom nach zwei Pumpwerken
                              									übertragen wird, ist vorläufig nur 33,6 km lang. An der Verbrauchstelle wird die
                              									Spannung auf 2000 Volt herabgesetzt. [The Engineering Record 1910, I, S. 45–48.]
                           
                              H.