| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 430 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Untersuchung einer 1000pferdigen Dampfturbine der
                              									Sächsischen Maschinenfabrik,
                           insbesondere über den Einfluß von Bandagen und
                              									Schaufelteilung. Die S M F-Turbine der Sächsischen
                                 										Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann in
                              									Chemnitz ist eine mehrstufige Aktionsturbine in der Bauart ähnlich der Zoelly-Turbine. Die von Prof. Josse untersuchte Maschine besaß zehn Stufen in drei Gruppen geteilt, von
                              									denen die erste zwei, die mittlere drei und die letzte fünf Räder aufwies. Neuere
                              									Ausführungen haben nur zwei Rädergruppen von gleichem Durchmesser aber zunehmender
                              									Beaufschlagung, in der Niederdruckgruppe außerdem noch zunehmende Schaufellänge. Die
                              									Einzelräder haben voll bearbeitete Radscheiben aus Siemens-Martin-Stahl, die auf die für jedes Rad abgesetzte Welle geschoben
                              									sind. Bei den Versuchen wurden zwei Arten der Schaufelung für die Laufräder
                              									untersucht; das eine Mal ohne Begrenzung der Laufradschaufeln durch ein umgelegtes
                              									Band und mit großer Schaufelteilung, das andere Mal mit eingelegter Bandage und
                              									kleiner Teilung. Die Bandage bestand aus Segmenten, die mit zapfenartigen Ansätzen
                              									der Schaufeln autogen verschweißt waren. Zur Sicherung gegen die Wirkung der
                              									Fliehkraft war ein Nickelstahldraht darum gewunden. Die Nachgiebigkeit dieser
                              									Drahtbandage erhöht die Sicherheit der Verbindung; auch bei einer erhöhten
                              									Tourenzahl, bei welcher die Zugspannungen im Draht rechnungsmäßig die
                              									Bruchfestigkeit überschreiten müßten, zerriß der Draht nicht. Die Leitradschaufeln
                              									aus Stahlblech sind in die gußeisernen Zwischenwände, welche die einzelnen
                              									Druckstufen von einander trennen, eingegossen. An der Durchtrittsstelle der Welle
                              									sind Büchsen lose um die Laufradnaben herum eingesetzt, welche zwei benachbarte
                              									Druckräume bilden; sie werden durch den Dampfdruck in achsialer Richtung gegen die
                              									Nabe der Leitradwand gepreßt und so gedichtet, behalten dabei eine kleine
                              									Beweglichkeit für die Formänderung der Welle. Beim Uebergang von der Hoch- zur
                              									Niederdruckgruppe findet sich eine längere Labyrinthdichtung, welche zugleich der
                              									Welle eine Führung beim Durchgang durch die kritische Tourenzahl gibt.
                           Der Frischdampf tritt aus einem ringförmigen Kanal an der vorderen Stirnwand der
                              									Turbine dem ersten Leitrad zu, durch ein besonderes Ventil kann aus diesem Kanal für
                              									die Ueberlastung Frischdampf auch der dritten Stufe zugeführt werden. Das Gehäuse
                              									ist in einer Horizontalebene in der Turbinenachse geteilt und kann mit seinem oberen
                              									Teil leicht abgehoben werden; außerdem noch in einer Vertikalebene in Höhe der
                              									letzten Hochdruckstufe. Die Füße zur Stützung des Gehäuses sitzen in der Mitte, so
                              									daß sich das Gehäuse selbst nach beiden Seiten frei ausdehnen kann; der Wärmedehnung
                              									ist sorgfältig Rechnung getragen. Die Wellenlager haben Kühlwassermäntel und
                              									Preßölschmierung; ein Kammlager nimmt die axialen Kräfte auf. Am Ende der Welle ist
                              									der Schneckenradtrieb für den Regulator und der Sicherheitsregulator angeordnet. Die
                              									Dichtung der Welle erfolgt bei neueren Ausführungen durch geteilte Kolbenringe, die
                              									mit Schlauchfedern leicht gegen die Welle gepreßt werden. Auch für die Dichtung in
                              									axialer Richtung sind Federn eingebaut. Zur Aushilfe ist noch eine Dichtung mit
                              									Dampf vorgesehen. Durch einen Flügelring am Ende der Dichtung nach außen hin wird
                              									ein Austreten von Dampf vermieden, indem dadurch Luft eingesaugt und mit dem
                              									durchgetretenen Dampf irgend wohin unter Wasser abgeführt wird.
                           Bei den Versuchen war die Turbine mit einem Drehstromgenerator gekuppelt, dessen
                              									Energie in einem Wasserwiderstand vernichtet wurde. Es wurden bei annähernd gleichen
                              									Dampfverhältnissen die Leistung verändert. Die Verluste des Generators waren
                              									bekannt.
                           Die Messung von Druck und Temperatur in jeder Rädergruppe ermöglichte die Bestimmung
                              									des Wirkungsgrades in jeder Gruppe. Bei den Versuchen ohne Bandagen und mit großer
                              									Schaufelteilung zeigte die Hochdruckgruppe bei allen Belastungen den schlechtesten
                              									Wirkungsgrad mit etwa 42 v. H. wegen der größeren Dichte des Dampfes und der
                              									geringen Beaufschlagung. Die Mitteldruckgruppe bewegte sich zwischen 56,3 und 60 v.
                              									H. bei der Niederdruckgruppe betrug der Wirkungsgrad bei Vollast 60 v. H., bei ⅔
                              									Last 54 und bei ⅓ 55 v. H., in beiden letzteren Fällen etwas niedriger als bei der
                              									Mitteldruckgruppe. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Strahlungs- und
                              									Leitungsverluste nicht berücksichtigt sind, die besonders in der Hochdruckgruppe
                              									auftreten; der Wirkungsgrad der Niederdruckgruppe ist aus der tatsächlichen
                              									Leistung, nicht aus den Dampfzuständen bestimmt und erscheint deshalb gegenüber den
                              									beiden anderen Gruppen etwas ungünstig.
                           
                              
                                 
                                 Versuche ohne Bandagenmit großer
                                    											Schaufelteilung
                                 Versuche mit Bandagenund mit kleiner
                                    											Schaufelteilung
                                 
                              
                                 Elektrische Leistung
                                 KW
                                 639
                                 439
                                 216,5
                                 699
                                 500,5
                                 176,4
                                 
                              
                                 Effektive Leistung der Turbine
                                 PSe
                                 955
                                 675
                                 376,5
                                 1039
                                 766
                                 323
                                 
                              
                                 Umdrehungen i. d. Min.
                                 
                                 3018
                                 2987
                                 2985
                                 3015
                                 3040
                                 3010
                                 
                              
                                 Dampfdruck vor dem 1. Leitrad
                                 kg/qcm abs.
                                 11,34
                                 8,25
                                 5,07
                                 11,61
                                 8,42
                                 4,04
                                 
                              
                                 Ueberhitzung vor dem 1. Leitrad
                                 °C
                                 104,6
                                 99,8
                                 112,5
                                 266
                                 255
                                 232
                                 
                              
                                 Dampfdruck am Austritt
                                 kg/qcm abs
                                 0,058
                                 0,046
                                 0,037
                                 0,061
                                 0,042
                                 0,028
                                 
                              
                                 Temperatur am Austritt
                                 °C
                                 34,7
                                 29,5
                                 25,2
                                 35
                                 29,5
                                 23
                                 
                              
                                 Stündlicher Dampfverbrauch für 1 PSe-Stunde
                                 kg
                                 5,25
                                 5,65
                                 6,09
                                 5,23
                                 5,26
                                 5,94
                                 
                              
                                 Ausgenutztes Wärmegefälle Wärmeeinheiten/kg
                                 
                                 122,3
                                 114,5
                                 108,6
                                 122,6
                                 122,9
                                 111,0
                                 
                              
                                 Verfügbares Wärmegefälle                „
                                 
                                 207
                                 201,5
                                 189,3
                                 201,5
                                 201,5
                                 182,8
                                 
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad
                                 v. H.
                                 59,2
                                 57
                                 57
                                 0,609
                                 0,610
                                 0,607
                                 
                              
                           Bei den Versuchen mit Bandagen und mit kleinerer Schaufelteilung erreichte der
                              									Gesamtgütegrad bei Vollbelastung 61 v. H., also 2 v. H. mehr als beim ersten
                              									Versuch, auch bei den geringeren Belastungen war der Gütegrad höher. An der
                              									Verbesserung waren hauptsächlich die Hoch- und Mitteldruckgruppe beteiligt, wo sie
                              									bei Vollast 6 bezw. 10 v. H. betrug, dagegen haben sich die Gütegrade der
                              									Niederdruckgruppe bei allen Belastungen nur wenig durch die Bandagen und die
                              									geringere Schaufelteilung geändert. Es scheint, daß bei den kleineren Schaufelhöhen
                              									der Hoch- und Mitteldruckgruppe die Bandagen viel wirksamer den auftretenden
                              									Störungen begegnen als bei der Niederdruckgruppe. In wie weit die engere
                              									Schaufelteilung an der Verbesserung beteiligt war, konnte nicht festgestellt
                              									werden.
                           Durch Auslaufversuche wurde die Eigenreibung der Turbine bestimmt und in Rad- und
                              									Lagerreibung getrennt, dadurch daß die Größe der Reibung für einen Druck 0 im
                              									Turbinengehäuse durch Extrapolation bestimmt wurde. Letztere ergab sich zu ungefähr
                              									15 PS bei 3000 Umdrehungen.
                           
                              
                                 
                                 OhneBandagen
                                 MitBandagen
                                 
                              
                                 Absoluter Druck i. d. Turbine
                                 kg/qcm
                                 0,041
                                 0,392
                                 0,033
                                 0,304
                                 
                              
                                 Trägheitsmom. D. Rotier. Teile 
                                 kg/qcm
                                 6,9
                                 6,9
                                 7,3
                                 7,3
                                 
                              
                                 Verzögerung \frac{d\,n}{d\,t}
                                 sek–2
                                 6,8
                                 23,0
                                 5,35
                                 15,15
                                 
                              
                                 Drehmoment d. Reibungskräfte
                                 kg
                                 4,91
                                 16,58
                                 4,09
                                 11,6
                                 
                              
                                 Reibungsarbeit bei 3000 Umdreh.
                                 PS
                                 20,6
                                 69,4
                                 17,1
                                 48,5
                                 
                              
                           Darnach wurde auch die Radreibung der Turbine durch die Bandagen verringert.
                           Auf 300° Dampftemperatur, 13 at Anfangsdruck und 94 v. H. Vakuum umgerechnet ergibt
                              									sich ein Dampfverbrauch von ∾ 5 kg f. d. PSe und
                              									Stunde und 7,2 kg für KW-Stunde bei 800 KW Leistung. (Josse.) [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1910, Heft A und 5.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Indizieren von Lokomotiven.
                           Das Indizieren von im Betriebe befindlichen Lokomotiven ist eine sehr schwierige
                              									Aufgabe, weil hier der Indikator und sein Antrieb sehr ungünstig beansprucht wird
                              									und weil die Handhabung der Instrumente auf der in Bewegung befindlichen Lokomotive
                              									gefährlich ist. Es ist darum bis heute noch nicht gelungen, vollkommen einwandsfreie
                              									Diagramme zu erhalten, die als Unterlagen für weitgehende wissenschaftliche
                              									Untersuchungen dienen könnten. Man ist nun bestrebt, den Standort des Untersuchenden
                              									auf den Führerstand der Lokomotive zu verlegen, damit von hier aus ruhig und sicher
                              									der Indikator bedient werden kann.
                           Die Firma H. Maihak in Hamburg hat dafür besondere
                              									Einrichtungen geschaffen. Der Indikator gewöhnlicher Bauart ist durch Hinzufügung
                              									einer elektromagnetisch betätigten Anrückvorrichtung als Fernschreibindikator
                              									ausgebildet und mit einer Trommel mit ebenfalls elektromagnetisch betätigten
                              									Papiervorschub ausgerüstet. Auch die Indikatorhähne können dabei auf
                              									elektromagnetischem Wege gesteuert werden.
                           Dieser Indikator ist schon bei verschiedenen Eisenbahnverwaltungen erprobt worden.
                              									[Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1910, S. 523–524.]
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Das Metall-Spritzverfahren.
                           Schoop hat ein neues Verfahren zur Erzeugung von
                              									Metallniederschlägen erfunden, das der Galvanoplastik in gar mancher Hinsicht
                              									überlegen ist.
                           Geschmolzenes Metall wird von hochgespannten und erhitzten Gasen oder Dämpfen durch
                              									eine geeignete Streudüse ausgetrieben und als feiner Staub gegen den mit Metall zu
                              									überziehenden Gegenstand oder ein die gewünschte Form der Metallwand tragendes
                              									Hilfsmodell geschleudert. Zur Spritzung von Metallen, die leicht oxydieren, eignen
                              									sich besonders gut chemisch reduzierende Gase, wie Wasserstoff, oder auch chemisch
                              									träge Gase, wie Stickstoff. Da Stickstoff bei der fabrikmäßigen Sauerstoffgewinnung
                              									durch fraktionierte Destillation verflüssigter Luft als Nebenprodukt billig zu haben
                              									ist, so wird er künftig für die Metallspritzerei viel benutzt werden. Andernfalls
                              									kann dazu auch überhitzter Wasserdampf dienen.
                           Das flüssige Metall tritt unter hohem Gasdruck von 20–25 kg/qcm aus der Düse. Der Gasstrahl
                              									zerstäubt es draußen zu ganz feinem Nebel und wirft es mit außergewöhnlich hoher
                              									Geschwindigkeit (bis zu 2,5 km/Sek) auf den zu überziehenden Gegenstand. Die
                              									Nebeltröpfchen schlagen sich infolgedessen als äußerst dünnes und derbes Häutchen nieder und
                              									bilden einen festhaftenden Metallüberzug von hervorragend gleichmäßigem Gefüge und
                              									Aussehen. Die Dicke des Häutchens beträgt 0,02 mm sowie natürlicherweise auch
                              									beliebig mehr, je nach der Spritzdauer, dem Gange des Apparates, dem Durchmesser der
                              									Düse, der Art des Gases, dem Anfangsdruck und der Schmelztemperatur. Die ganz dünnen
                              									Häutchen entstehen im Augenblick; die von beispielsweise 6 mm Dicke in etwa 8–10
                              									Sek.
                           Die Temperatur dieser Metallnebel ist überraschend niedrig; nur 10°–60°, Es wird
                              									nämlich durch die Expansion des hochgespannten Gases in der Düsenmündung eine ganz
                              									bedeutende Erniedrigung der Anfangstemperatur des Metalls verursacht; sie beträgt
                              									etwa 250° bis 300°. Für das Spritzverfahren ist erforderlich, daß die benutzten
                              									Metalle dünnflüssig sind wie Blei, Zinn, Kupfer und Aluminiumlegierungen; weniger
                              									wichtig ist, ob ihr Schmelzpunkt höher oder niedriger liegt.
                           Die durch Spritzen erzeugten Niederschläge sind offenbar nicht kristallinischen,
                              									sondern amorphen Gefüges. Als spezifisches Gewicht fand man bei Bleiniederschlägen
                              									9,5 wenn überhitzter Wasserdampf, und 11,0–11,3 wenn Wasserstoffgas benutzt wurde,
                              									bei sonst ganz gleichen Verhältnissen. Darum werden für praktische Zwecke die
                              									günstigsten Bedingungen des Betriebes von Fall zu Fall vorher durch einige Versuche
                              									zu ermitteln sein.
                           Durch Spritzung können jetzt auch feste Niederschläge aus Aluminium hergestellt
                              									werden, was der Galvanoplastik bisher nicht möglich war. Ein weiterer Vorteil ist
                              									der, daß die Oberflächen der zu überziehenden Gegenstände nicht wie beim
                              									galvanischen Verfahren elektrisch leitend zu sein brauchen, auch können sie, weil
                              									die Metallnebel nicht heiß sind, aus schmelzbaren und entzündbaren Stoffen bestehen.
                              									Also jeglicher Gegenstand läßt sich jetzt ohne weiteres billig mit Metall
                              									überziehen. Darum wird das Anwendungsgebiet des neuen Verfahrens groß und umfassend
                              									sein. Man wird festhaftende Metallüberzüge herstellen
                              									auf Eisen und Stahl als Rostschutz; auf Behältern aus Sandstein, Kesseln aus
                              									Gußeisen und Blech und Aluminium für die chemische Industrie (verbleite Gefäße); auf
                              									Gipsstuck, Hartgummi, Celluloid, Ton, Glas (Parabelspiegel für Teleskope,
                              									unzerbrechliche Flaschen, Verschlüsse und Kapseln auf Flaschen); auf Holz zum Schutz
                              									gegen Witterungseinflüsse (Telegraphen- und Telephon-Stangen,
                              									Fliegmaschinengerüstteile, Schiffs wände); auf Pappe und Papier (zur Erzeugung von
                              									Metallschachteln aus geknifftem und geleimtem Papier); auf Gewebestoffen, um sie
                              									gas- und wasserdicht zu machen (als Ersatz für Gummiballonstoff, Wachsleinwand und
                              									für Wagen- und Zeltdächer). Ferner wird man durch Spritzung widerstandsfähige Metallwände herstellen, Röhren und Hohlkörper ohne
                              									Schweißung, Gußstücke sowie Stereotyp-Platten, Druckklischees und „Galvanos“.
                              									Es ist beispielsweise schon gelungen, von einem und demselben Negativ-Klischee
                              									innerhalb zehn Stunden 300 Positiv-Klischees zu erhalten, die sich von den auf
                              									galvanischem Wege erhaltenen durch nichts anderes unterscheiden als durch die
                              									Herstellungskosten.
                           Um verrostete oder schmutzige Gegenstände nach diesem Verfahren haltbar mit Metall zu
                              									überziehen, sind sie natürlich vorher mittels Sandstrahlgebläse oder Beize vom Rost
                              									und Glühspan oder Schmutz und Fett zu befreien. Soll der Metallüberzug wie
                              									aufgeschweißt festsitzen, so sind die Gegenstände vorher zu erwärmen.
                           Bei besonderer Einstellung des Spritzapparates können statt dichter und zäher
                              									Metallschichten auch porige und lockere Schichten erzeugt werden, beispielsweise die
                              									Bleischichten für Elektrizitätsakkumulatoren.
                           Das Metall-Spritzverfahren ist auch im Deutschen Reiche patentmäßig
                              									geschützt.
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Zur Frage der Entstehung von Anfressungen an
                              									Kesselblechen.
                           Die Reaktionen, welche die Anfressungen der Kesselbleche veranlassen, können, wie es
                              									scheint, sehr verschiedener Art sein, sicher ist es, daß es der Sauerstoff der Luft
                              									ist, der in das Wasser gelangt, bezw. in den Kessel und die Schäden anrichtet. Es
                              									ist eine bekannte Erscheinung, daß die Speisewasserleitung oft, besonders wenn mit
                              									heißem Wasser gespeist wird, mit der Zeit vollständig zerfressen wird. Ferner hat
                              									die Praxis gezeigt, daß Humusstoffe enthaltende Moorwässer die Anfressung des Eisens
                              									befördern und daß ferner sehr oft unter dem Kesselschlamm die Bleche angegriffen
                              									werden. Es scheint, daß Humussubstanzen, ähnlich wie Autoxydatore die
                              									Sauerstoffübertragung begünstigen. Chlornatrium wird in wässeriger Lösung in
                              									Gegenwart von Terpentin beim Durchblasen von Luft oxydiert, besonders in saurer
                              									Lösung und man kann die Entstehung von Chlorwasserstoff durch die Jodreaktion
                              									nachweisen. Endlich aber kann ein Mangangehalt des Kesselschlammes an den
                              									Korrosionen Schuld sein.
                           Die Verfasser haben Untersuchungen angestellt, um festzustellen, ob das Mangan
                              									tatsächlich die Entstehung von Oxydationsprodukten des Chlorwasserstoffes und damit
                              									die Korrosionen verursache, und ein unzweideutiges positives Resultat erhalten. Da
                              									im Kesselschlamm stets Kalk vorhanden ist, so wurden die Versuche an einem Gemenge
                              									von Chlornatrium, Oxyden des Mangans und Kalkhydrat bezw. Kalkkarbonat oder
                              									Bikarbonat in wässeriger Suspension oder Lösung ausgeführt, zumal die gegenseitige
                              									Einwirkung dieser drei chemischen Stoffe eine sehr bekannte Reaktion vorstellt, auf
                              									welcher die Darstellung von Chlor nach dem mit der Regenerierung der Ablaugen
                              									verbundenen Weldonprozeß beruht. Der Unterschied von dem im Kessel sich abspielenden
                              									Vorgang würde darin bestehen, daß im Kessel anstatt des Kalkhydrates Kalkkarbonat
                              									vorhanden ist und der Prozeß anstatt in saurer Lösung in bikarbonatalkalischer vor
                              									sich geht. Die Versuche waren darauf gerichtet, festzustellen, ob unter den im
                              									Kessel vorhandenen Bedingungen die Mangansalze einwirken.
                           Versuch I. Mangansuperoxyd wurde mit Wasser, Chlornatrium und Kalkwasser zusammen in
                              									einen Glaskolben getan und beim gleichzeitigen Erwärmen Kohlensäure und Sauerstoff
                              									durchgeleitet. Bei mäßigem Erwärmen gab das mit Schwefelsäure angesäuerte Filtrat
                              									eine schwache, aber deutliche Reaktion mit Jodkali und Schwefelkohlenstoff. Bei
                              									höherer Temperatur wird die Reaktion schwächer und verschwindet schließlich.
                           Versuch II. Ein eisernes Gefäß wurde mit Mangansuperoxyd, Chlornatrium, Kalkwasser
                              									und Wasser beschickt und in einen Autoklaven gestellt und letzterer mit Kohlensäure
                              									angefüllt, verschlossen und sechs Stunden bei 10 at Ueberdruck erhitzt. Es ergab
                              									sich dabei keine Reaktion des Filtrats, das Eisen war jedoch stark angegriffen.
                           Versuch III. Ebenso wie Versuch II nur in einer Platinschale mit einer anderen
                              									Platinschale überdeckt. Starke Jodreaktion.
                           Versuch IV. Wie oben ohne Kohlensäure, also in hydratischer Lösung. Gleichfalls
                              									starke Reaktion.
                           Versuch V. Ohne Kohlensäure, aber in Gegenwart von Humussäure. Sehr starke
                              									Reaktion.
                           Versuch VI. Geglühter Kesselschlamm, der 0,1 v. H. Mangan enthielt, ebenso wie oben
                              									im Autoklaven ohne Kohlensäure behandelt, deutliche Reaktion.
                           
                           Versuch VII. Ungeglühter, auch Humus enthaltender Kesselschlamm, wie oben, der
                              									Schlamm war auch ölig. Sehr starke Reaktion.
                           Durch diese Versuche scheint es wohl bewiesen zu sein, daß besonders die unter dem
                              									Schlamm auftretenden Korrosionen ihre Entstehung dem Mangangehalt des letzteren
                              									verdanken, zumal die Resultate die gleichen waren, wenn man anstatt des Braunsteins
                              									den Niederschlag nahm, den man durch Füllen von Mangansalzen mit Kalk und
                              									Durchblasen von Luft erhielt und der wohl aus Kalziummanganit bestand. Genau so wird
                              									wohl der oxydierende Manganschlamm im Kessel entstehen, wobei der Oelgehalt seine
                              									Oxydationsfähigkeit nicht beeinflußt.
                           Um die Abstände der Neutralpunkte von Methylorange und Phenolphtoleinsiehe Ztsch. f. angew. Chemie 1909,
                                    										969. zu studieren, wurde aus dem Wasser eine organische Substanz von
                              									Säurecharakter durch Ausäthern einer angesäuerten Salzlösung dieser Säure isoliert,
                              									die augenscheinlich zu den Humussäuren zu rechnen war.
                           Es zeigt sich, daß diese Substanz schon allein die Fähigkeit hatte Chlornatrium bezw.
                              									Jodkalium zu zerlegen. Es muß mithin diese Substanz die Wirkung des Mangans
                              									willkommen unterstützen. Wie bereits erwähnt, macht es den Eindruck, daß man einen
                              									Autokatalysator vor sich hat. (Engler & Weissberg, Studien über Autoxydation.) Dieser Umstand
                              									kommt natürlich dem Mangan erst recht gelegen.
                           Da sowohl diese Humussubstanz als auch deren Salze meist in Wasser löslich sind,
                              									scheint die Situation so zu liegen, daß die Korrosionen
                              									in den oberen Teilen der Kessel oder in den Oberkesseln, z.B. an der Wasserlinie, in
                              									erster Reihe der autoxydierenden katalytischen Wirkung von humusartigen Stoffen zu
                              									verdanken sind, während das Mangan die korrosiven Eigenschaften des Kesselschlammes
                              									verursacht, indem es ihm den Charakter des Weldonschlammes verleiht. (Blacker und Jacoby.) [Rigasche Industrie-Ztg.]
                           
                              Aph.