| Titel: | Bemerkenswerte Verlade- u. Transportanlagen für Massengüter der Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis. | 
| Autor: | K. Drews | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 450 | 
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                        Bemerkenswerte Verlade- u. Transportanlagen für
                           								Massengüter der Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis.
                        Von K. Drews, Oberlehrer an der Kgl.
                              									höh. Maschinenbauschule in Posen.
                        Bemerkenswerte Verlade- u. Transportanlagen für Massengüter der
                           								Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis.
                        
                     
                        
                           Im Jahrgang 1909, S. 1 u. f. dieser Zeitschrift habe ich einen systematischen
                              									Ueberblick über die neuzeitlichen Verladevorrichtungen für Kohlen und Erze gegeben.
                              									Anknüpfend an jene Arbeit werde ich im folgenden eine Anzahl bemerkenswerter
                              									Verladeanlagen besprechen, die die Firma Adolf
                                 										Bleichert & Co. in den letzten Jahren
                              									ausgeführt hat. In der Hauptsache sollen wieder nur solche Verladevorrichtungen von
                              									kranartigem Aufbau oder doch mit ausgeprägter Hubbewegung behandelt werden.
                              									Beschränkten sich bis vor wenigen Jahren jene maschinellen Vorrichtungen auf den
                              									Transport von Kohlen und Erzen, so finden wir heute auch in anderen
                              									Industriezweigen, die mit Massengütern arbeiten, den besonderen Verhältnissen
                              									angepaßte Verladeanlagen; so z.B. in Kalk- und Ziegelbrennereien, in Zuckerfabriken,
                              									auf Holzlager Plätzen und zum Laden und Löschen von Ziegelkähnen.
                           Einige dieser neuesten Verladevorrichtungen haben in der vorliegenden Arbeit
                              									denn auch Aufnahme gefunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 449
                              Fig. 1. Entladeanlage am Hafen des Tegeler Gaswerkes.
                              
                           Zunächst sollen die Transportanlagen einiger größerer neuen Gaswerke beschrieben
                              									werden.
                           Das städtische Berliner Gaswerk VI in Tegel-Wittenau.
                              									Dieses Gaswerk übertrifft noch an Leistungsfähigkeit das Gaswerk Mariendorf bei
                              									Berlin, dessen Transportanlagen schon in meiner oben erwähnten Arbeit beschrieben
                              									worden sind. Während das Mariendorfer Werk bei vollem Ausbau jährlich etwa 250
                              									Millionen cbm Gas erzeugen kann, kann die Jahresproduktion des Tegeler Werkes auf
                              									etwa 360 Millionen cbm gesteigert werden.
                           Von dem Mariendorfer Werk unterscheidet sich das Tegeler auch darin, daß die
                              									Transportanlage sich hier nicht nur bis zum Retortenhause erstreckt, sondern durch
                              									das Retortenhaus bis zur Koksverladung einheitlich und zwar nach dem
                              									Hängebahnsystem mit Drahtseilbetrieb durchgeführt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 450
                              Fig. 2. Hafenkran des Tegeler Gaswerkes.
                              
                           Der Transportweg des zu verarbeitenden Materials durch das ganze Gaswerk zeigt
                              									folgende Abschnitte:
                           
                              1. Das Löschen der Kohlenkähne und die Lagerung der
                                 										Kohle;
                              2. der Transport vom Lager über die Kohlenaufbereitung zu den
                                 										Retorten;
                              3. der Transport des Kokses durch das Retortenhaus zum
                                 										Lagerplatz;
                              4. die Wiederaufnahme des Kokses vom Lager und seine
                                 										Verladung.
                              
                           Auch auf die Ortsveränderung von Chamotte, Reinigermasse, Asche u. dergl. erstreckt
                              									sich die Transportanlage des Werkes.
                           Da der größere Teil der Kohle zu Wasser ankommt, so besitzt das Gaswerk einen Hafen,
                              									dessen Größe das gleichzeitige Löschen von zwei 600 t Kohlenkähnen, eines Kahnes mit
                              									Chamotte oder Reinigermasse und das Beladen eines Kokskahnes gestattet. Das Löschen
                              									der Kohlenkähne geschieht wie in Mariendorf durch zwei elektrisch betriebene
                              									Ausleger Doppelkrane.
                           Fig. 1 zeigt ein Hafenbild mit den Kranen und Fig. 2 eine Seitenansicht eines der Krane. Je zwei
                              									der um einen gewissen Winkel schwenkbaren Ausleger befinden sich auf einem
                              									gemeinsamen Unterwagen.
                           Im übrigen zeigen diese Krane denselben Aufbau wie die schon früher in D. p. J. 1909,
                              									S. 18 beschriebenen Hafenkrane des Mariendorfer Gaswerks. In Mariendorf ist indes
                              									der Unterwagen als Portal ausgebildet, indem die Kranfahrschienen zu ebener Erde
                              									liegen; in Tegel dagegen laufen die Krane, wie Fig.
                                 										1 und 2 zeigen, auf einer Hochbahn am
                              									Hafenkai. Jeder Ausleger trägt eine Laufkatze mit Führerstand, von dem aus die Hub-
                              									und Katzenfahrbewegung gesteuert werden. Die Steuerung der Schwenk- und
                              									Kranfahrmotoren geschieht von dem vorn am Unterwagen hängenden Führerhaus aus. Der
                              									Selbstgreifer faßt 3 cbm Kohle; einschließlich des Greifer-Eigengewichtes beträgt
                              									dann die zu hebende Last 6,6 t. Jede Laufkatze trägt zwei Hubmotoren zu je 55 PS bei
                              									500 Umdrehungen und zwei Katzenfahrmotoren zu je 5,2 PS bei 525 Umdrehungen. Für
                              									jeden Ausleger ist ferner auf dem Unterwagen ein Schwenkmotor von 10 PS bei 750
                              									Umdrehungen vorhanden. Die Fahrbewegung jedes Doppelkranes wird durch zwei
                              									Kranfahrmotoren von je 10 PS bei 750 Umdrehungen bewirkt.
                           Die Regulierung der Senkgeschwindigkeit geschieht durch SenkbremsschaltungD. p. J. 1908, S. 356. der
                              									Hubmotoren.
                           Die Laufkatze fährt mit dem gefüllten Greifer über einen in Fig. 2 sichtbaren Füllrumpf, in den jener seinen Inhalt fallen läßt. Von
                              									hier wird die Kohle in Hängebahnwagen abgezogen. Auf dem Hochbahngerüst bildet die
                              									Hängebahn eine Schleife. Auf der wasserseitigen Strecke (Fig. 2) kommen die leeren Wagen an, während auf der landseitigen die
                              									gefüllten abgehen. Zu jedem Füllrumpf führt eine Abzweigung, die mittels federnder
                              									Schleppzungen mit dem festen Gleis verbunden ist. Ein ankommender leerer Wagen wird
                              									vom Zugseil gelöst, durch einen Arbeiter auf die Gleisabzweigung bis zum Füllrumpf
                              									geschoben, dort gefüllt und wieder an das Hauptgleis geschoben, wo er sich
                              									selbsttätig an das Zugseil kuppelt.
                           Die am Fuße des Hochbahngerüstes befindlichen Hängebahnstrecken dienen zur Reserve
                              									und werden von Hand betrieben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 450
                              Fig. 3. Kohlenspeicher des Tegeler Gaswerkes.
                              
                           Die Kohle wird im Gaswerk Tegel nicht wie in Mariendorf im Freien, sondern in einem
                              									überdeckten Speicher gelagert. Man hoffte die Abschreibungs-, Verzinsungs- und
                              									Unterhaltungskosten der nicht billigen Speicheranlage durch Verminderung der
                              									Verluste auszugleichen, die bei feuchter Kohle durch zu geringe Temperaturen in den
                              									Retorten entstehen.
                           Fig. 3 zeigt einen Querschnitt durch den
                              									Kohlenspeicher, dessen Länge 574 m, die Breite 52 m beträgt.
                           
                           Er besteht aus zwei Längsschiffen, von denen jedes zwei Hängebahnstrecken
                              									besitzt und von einer fahrbaren Absturzbrücke überspannt wird. Alle vom Hafen
                              									kommenden Hängebahnwagen werden über diese Brücken geführt, ohne daß sie vom Zugseil
                              									losgelöst werden. In Fig. 3 bemerkt man an den Enden
                              									der Brücke die großen Umlenkrollen. Der Anschluß an die festen Strecken geschieht
                              									durch federnde Zungenweichen. Die gefüllten Wagen werden an beliebiger einstellbarer
                              									Stelle der Brücke zum Kippen gebracht. Nach jedesmaligem Entleeren eines Wagens
                              									verschiebt sich die Brücke um ein kleines Stück, so daß, wenn die Brücke ganz durch
                              									den Speicher gewandert ist, die frische Kohle in einer dünnen Schicht über der alten
                              									gelagert ist; dadurch erhält sie Zeit zum völligen Abtrocknen.
                           Ein Teil der Kohlen kommt mit der Eisenbahn an. Auch dieser wird mittels Hängebahn
                              									nach dem Kohlenspeicher oder ins Retortenhaus transportiert.
                           Die in Fig. 3 sichtbare untere Hängebahn dient zum
                              									Transport der Kohle nach dem Retortenhaus. Das Abziehen der Kohle geschieht durch
                              									Bodenöffnungen mit Schrägabläufen, deren Mündungen sich in den Tragpfeilern des
                              									Bodens befinden. Es sind im ganzen 50 Gänge mit je 20 Entleerungsöffnungen
                              									vorhanden. In jedem Gang befindet sich eine fahrbare Schurre mit Klappenverschluß;
                              									die Entleerungsöffnungen selbst sind nur durch einen Schieberost verschlossen.
                              									Versuche haben ergeben, daß mit einem solchen fahrbaren Verschluß stündlich 120 t
                              									Kohle abgezogen werden können.
                           Die gefüllten Wagen werden von Hand auf dem Quergleis vor den Entleerungsöffnungen
                              									nach der Hauptstrecke geschoben, wo sie sich wieder von selbst mit dem Zugseil
                              									kuppeln.
                           Auf dem Wege zum Retortenhaus passieren die drei vom Speicher, vom Hafen und vom
                              									Eisenbahnanschluß kommenden Hängebahnstrecken die Verteilungsanlage, eine Art
                              									Rangierstation.
                           Durch die Brecheranlage gelangt dann die Kohle in das Retortenhaus. Hier entleeren
                              									die Wagen ihren Inhalt in langgestreckte Bunker, von wo sie in die Ladegefäße
                              									abgezogen wird.
                           Der aus den Retorten gezogene Koks fällt zunächst mittels langer Rutschen auf den
                              									Boden des Hauses, wo er abgelöscht wird. Dann schafft ihn ein Becherwerk wieder in
                              									die Höhe in einen Füllrumpf, von dem er in Hängebahnwagen abgezogen wird. Diese
                              									fördern den Koks zum Lagerplatz.
                           Der Kokslagerplatz wird nach Fig. 4 von einer
                              									fahrbaren Absturzbrücke, über die die Hängebahnstrecke in einer Schleife geführt
                              									ist, überspannt. Die Brücke zeigt eine ähnliche Konstruktion wie die beiden oben
                              									beschriebenen des Kohlenspeichers. Das Entleeren der Wagen geschieht wieder
                              									selbsttätig an beliebiger Stelle der Absturzbrücke.
                           Die Kokswagen können jedoch auch unmittelbar zur Koksaufbereitung geführt werden.
                           Ueber der Absturzbrücke, auf demselben Hochbahngerüst fahrend, befindet sich eine
                              									Verladebrücke von 48 m Spannweite, die zur Wiederaufnahme des Koks dient. Wie Fig. 4 erkennen läßt, arbeitet die Laufkatze mit
                              									einem Selbstgreifer; dieser faßt 3,5 cbm Koks. Das Hub- und Fahrwerk der Katze
                              									befinden sich fest in einem allseitig geschlossenen Windenhaus über der
                              									linksseitigen Stütze. Das Verfahren der Brücke wird durch drei Elektromotoren
                              									bewirkt, die am Fuße der Stützen auf den drei Radkästen untergebracht sind. Alle
                              									Bewegungen der Verladebrücke werden von dem unter dem Windenhaus befindlichen
                              									Führerstande aus gesteuert.
                           Der Greifer entleert seinen Inhalt in einen Füllrumpf an der linksseitigen
                              									Brückenausladung. Aus diesem wird der Koks wieder in Hängebahnwagen abgezogen
                              									und von diesen zur Koksaufbereitung geschafft. Von hier wird der Koks dann ebenfalls
                              									mittels Hängebahn zur weiteren Verladung nach dem Hafen, oder in Füllrümpfe, aus
                              									denen er in Straßenfuhrwerke abgezogen werden kann, oder auch nach dem
                              									Eisenbahnanschluß des Gaswerkes transportiert. Die gesamte Gleislänge des
                              									Hängebahnnetzes beträgt nach vollem Ausbau des Werkes nicht weniger wie 40 km.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 451
                              Fig. 4. Absturzbrücke und Verladebrücke auf dem Kokslagerplatz des Tegeler
                                 										Gaswerkes.
                              
                           Die ganze Transportanlage wird elektrisch betrieben; der Betriebsstrom ist
                              									Gleichstrom von 440 Volt Spannung. Die elektrische Ausrüstung ist von der A. E. G. geliefert worden.
                           
                           Die vorbeschriebene Transportanlage des Tegeler Gaswerkes kann zweifellos als
                              									ein Musterbeispiel neuzeitlicher Hebezeug- und Transporttechnik angesehen werden.
                              									Alle Errungenschaften der letzten 15 Jahre auf diesem Gebiete, namentlich die
                              									Vorteile des elektrischen Antriebes sind hier in zielbewußter Weise durchgeführt
                              									worden. Allerdings konnte der Konstrukteur bei Schaffung dieser Anlage auch so recht
                              									aus dem Vollen schöpfen. Denn erstens war er nicht, wie sonst recht oft, durch
                              									Platzfragen eingeschränkt und zweitens war voraussichtlich die Ausnutzung der
                              									Transportanlage eine derartige, daß er die leistungsfähigsten aber auch teuersten
                              									Vorrichtungen wählen konnte, die unter diesen Umständen denn auch die relativ
                              									höchste Wirtschaftlichkeit aufweisen.
                           Zu diesen kostspieligen Verladevorrichtungen gehören in erster Linie die
                              									obenbeschriebenen Hafenkrane (Fig. 1 und 2), sowie die Verladebrücke auf dem Kokslagerplatz
                              										(Fig. 4); sind doch auf ersteren insgesamt 24
                              									Elektromotoren mit der Leistungssumme von 560 PS vereinigt.
                           In mittleren und kleineren Betrieben, wo man solche Transportmittel nicht gehörig
                              									ausnutzen kann, muß man daher zu anderen zweckentsprechenden Systemen greifen.
                           Das zweckentsprechendste System für derartige Betriebe dürfte zweifellos die
                              									Elektrohängebahn sein, um deren Einführung und Entwicklung die Firma Adolf Bleichert & Co. sich besonders hohe
                              									Verdienste erworben hat. Es ist hier nicht der Ort, des näheren auf dieses
                              									neuzeitliche Transportmittel einzugehen; es sei darüber unter Bezugnahme auf frühere
                              									Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift nur kurz folgendes gesagt.
                           Von den Drahtseilbahnen unterscheiden sich zunächst die Hänge- oder Schwebebahnen im
                              									allgemeinen dadurch, daß an Stelle des Fahrseiles eine steife Fahrschiene tritt. Die
                              									Fahrbewegung der Wagen kann hier wie dort durch ein ständig laufendes Zugseil
                              									bewirkt werden. In dieser Weise wird ja auch, wie oben beschrieben, die
                              									Hängebahnanlage im Tegeler Gaswerk betrieben.
                           Bei der Elektrohängebahn erhält nun jeder einzelne Wagen einen Fahrmotor, dem der
                              									Strom durch eine Schleifleitung längs der Fahrschiene zugeführt wird. Verkehrt nur
                              									ein Wagen auf der Strecke, so kann dieser genau wie beim Kranbetrieb von einem
                              									beliebigen Punkt aus gesteuert werden. Dieser durch verhältnismäßig einfache Mittel
                              									zu bewerkstelligende Fall kommt indes seltener vor, auch ist die selbsttätige
                              									Umsteuerung am Ende einer Pendelstrecke auf diese Weise nicht zu erreichen. In den
                              									weitaus meisten Fällen verkehren auf der Strecke jedoch eine Anzahl von Wagen, deren
                              									Zugfolge sich nach den jeweiligen Betriebsverhältnissen richtet. Die außerordentlich
                              									leichte, theoretisch an keine Entfernung und Raumgestaltung gebundene Energiezufuhr,
                              									wohl der größte Vorteil des elektrischen Antriebes, ermöglicht ähnlich wie bei
                              									Personenaufzügen und sogar in noch höherem Maße einen vollständig selbsttätigen
                              									Betrieb.
                           Nach dieser Richtung ist die Firma Adolf Bleichert &
                                 										Co. besonders erfolgreich gewesen, indem sie ihr sehr sinnreiches
                              									selbsttätiges Elektrohängebahnsystem schuf. Die Eigenheiten dieses Systems lassen
                              									sich kurz wie folgt charakterisieren.
                           
                              1.Beladestelle: Der Wagen hält selbsttätig an und
                                 										bewirkt dabei die Oeffnung des Füllrumpfverschlusses; nachdem das Fördergefäß
                                 										gefüllt ist, schließt sich der Verschluß und der Fahrmotor erhält Strom, so daß
                                 										sich der Wagen wieder in Bewegung setzt. Das Gewicht der Ladung wird durch eine
                                 										selbstregistrierende Wage festgestellt.
                              2.Entladestelle: Durch einen Anschlag wird das
                                 										Fördergefäß zum Kippen gebracht, ohne daß der Wagen zum Stillstand kommt; dieser
                                 										fährt wieder zur Beladestelle zurück.
                              
                           Der gegenseitige Abstand der Wagen wird durch eine Blockierungsanlage selbsttätig
                              									geregelt. Ein Wagen, der sich dem vorangehenden bis auf den vorgeschriebenen
                              									Kleinabstand genähert hat, hält von selbst an, um sich nach Herstellung des
                              									gewöhnlichen Abstandes wieder selbsttätig in Gang zu setzen. An Weichen und
                              									Kreuzungen wartet der später ankommende Wagen, bis der zuerst ankommende
                              									durchgefahren ist. Das Befahren von Weichen bei unrichtiger Stellung der Zungen wird
                              									durch eine selbsttätige elektrische Verriegelung verhindert. Die wichtigsten
                              									Einzelheiten dieses Systems, auf denen seine einfache Ausführung und
                              									Betriebssicherheit beruht, sind der Firma durch eine Reihe von Patenten
                              									geschützt.
                           In vielen Betrieben muß das Material nicht allein in wagerechter, sondern auch in
                              									senkrechter Richtung gefördert werden. Höhenunterschiede könnten ja durch
                              									Einschalten von Aufzügen in den Förderweg ohne Umladen überwunden werden. Dadurch
                              									wird jedoch die Einheitlichkeit der Anlage durchbrochen; außerdem dürften in recht
                              									vielen Fällen solche Aufzüge sich nicht als zweckmäßig erweisen.
                           Ein anderes Mittel, Höhenunterschiede ohne Umladen zu überwinden, besteht darin, daß
                              									in den Förderweg Schrägstrecken eingebaut werden. Da nun mittels Adhäsionsbetrieb
                              									nur Steigungen bis etwa 3° zu nehmen sind, die Schrägstrecken jedoch größere
                              									Steigungen haben, so muß auf diesen Strecken an Stelle des Adhäsionsbetriebes
                              									Zugseilbetrieb treten. Die Wagen sind dann mit einem Kupplungsapparat versehen; sie
                              									kuppeln sich beim Eintritt in die Schrägstrecke von selbst mit dem Zugseil, ebenso
                              									entkuppeln sie sich selbsttätig beim Verlassen der Schrägstrecke. Auf der letzteren
                              									ist natürlich die Stromleitung unterbrochen.
                           Derartige Anlagen sind von Adolf Bleichert & Co.
                              									mehrfach auf größeren Hüttenwerken mit vollem Erfolg angewandt worden.D. p. J. 1908, S. 580 und 617 Anwendung von
                                    											Schwebebahnen im Hüttenwerksbetriebe.(Fortsetzung folgt.)
                           Schrägstrecken können nun wohl als Ersatz von Aufzügen, nicht aber von Kranen dienen,
                              									namentlich wenn letztere Schiffe zu löschen haben. Auch nach dieser Richtung haben
                              										Adolf Bleichert & Co. ihr Hängebahnsystem weiter ausgebildet, indem jeder Wagen außer dem
                              									Fahrwerk ein Hubwerk mit besonderem Motor erhielt; der Hängebahnwagen wurde also zur
                              									Motorlaufkatze.
                           Nichts vermag die immensen Vorteile des elektrischen Antriebes besser zu
                              									veranschaulichen als der Umstand, daß es der genannten Firma gelang, auch unter den
                              									nun schwierigeren Verhältnissen die Fernsteuerung und, was noch wichtiger ist, den
                              									völlig selbsttätigen Betrieb durchzuführen. Ich muß es mir versagen, auf diesen
                              									interessanten Gegenstand näher einzugehen; einiges darüber ist ja auch schon früher
                              									in dieser Zeitschrift veröffentlicht worden, so z.B. im Jahrgang 1906, S. 227 die
                              									Fernsteuerung und erst kürzlich in dem laufenden Jahrgang, S. 245 der selbsttätige
                              									Betrieb.
                           Schließlich kann man die Laufkatze mit einem Führerstand versehen, der auch die
                              									Steuerapparate aufnimmt; alsdann kann man die Last an beliebiger Stelle der Bahn
                              									aufnehmen und absetzen. Solche Führstandslaufkatzen sind in den letzten Jahrgängen
                              									dieser Zeitschrift des öfteren dargestellt worden; D. p. J. 1910, S. 246 zeigt eine
                              									solche der Firma Bleichert.