| Titel: | Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen. | 
| Autor: | Ernst Preger | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 484 | 
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                        Die Steuerungen der schwungradlosen
                           								Dampfpumpen.
                        Von Dipl.-Ing. Ernst Preger,
                           								Kiel.
                        (Fortsetzung von S. 472 d. Bd.)
                        Die Steuerungen der schwungradlosen Dampfpumpen.
                        
                     
                        
                           Schiffs-Luftpumpen der
                                 										Worthington- Pumpen-Co., Berlin. (Fig. 100
                              									und 101.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 484
                              Fig. 100. Schiffsluftpumpe der Worthington-Pumpen-Co.
                              
                           Die Schiffsluftpumpen sind Maschinen, welche vollständig unabhängig von den
                              									eigentlichen Schiffsdampfmaschinen den von diesen kondensierten Dampf und etwa
                              									eingedrungene Luft entfernen sollen. Sie bestehen meistens aus zwei Pumpenzylindern
                              									in stehender Anordnung, welche gemäß Fig. 100 durch
                              									einen Balanzier zwangläufig miteinander gekuppelt sind. Größtenteils ist auch über
                              									beiden Pumpenzylindern je ein Dampfzylinder angeordnet, seltener nur ein
                              									Dampfzylinder über einen Pumpenzylinder. Auch wenn zwei Dampfkolben in der Maschine
                              									vorhanden sind, gehören die Pumpen zur Gattung der Simplexpumpen, weil beide Kolben
                              									miteinander gekuppelt sind, also sich gleichzeitig in
                              									Bewegung und gleichzeitig in den Totlagen befinden. Man führt daher meistens
                              									auch für beide Dampfkolben zusammen nur einen
                              									Hilfsschieber aus. Der Hilfsschieber wird meist, wie in Fig. 100, vom Balanzier durch irgend ein Gestänge angetrieben. Bei der
                              									gezeichneten Luftpumpenmaschine der Worthington-Pumpen-Co. sind zwei zwangläufig miteinander gekuppelte
                              									Hilfsrundschieber angeordnet, welche durch die Stange A, den Winkelhebel B und die wagerechte
                              									Stange C betätigt werden. Beide Schieber wirken genau
                              									wie ein einziger Schieber.
                           Fig. 101 zeigt die beiden gekuppelten Hilfsschieber
                              										D1 und D2 und den Hilfskolben
                              									in größerem Maßstabe. Die Rundschieber D1 und D2 lassen je nach ihrer Stellung Frischdampf durch
                              									die Kanäle E1 oder E2 hinter den
                              									Hilfskolben treten und den Abdampf durch die Kanäle F1 oder F2 entweichen. Man hätte die Steuerung des
                              									Hilfskolbens auch durch einen einzigen Rundschieber besorgen lassen können, hätte
                              									aber dann sehr lange Dampfkanäle und damit einen hohen Dampfverbrauch in Kauf nehmen
                              									müssen, weil der Hilfskolben sehr lang ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 484
                              Fig. 101. Steuerung der Worthington-Schiffsluftpumpe.
                              
                           Der Hilfskolben selbst besteht aus zwei mal drei kleinen Kolben, welche starr zu
                              									einem Ganzen verbunden sind und so die Verteilungsschieber für den Arbeitskolben
                              									bilden. Die Fig. 101 zeigt den Hilfskolben in seiner
                              									linken Endstellung, bei welcher Frischdampf unter den linken und gleichzeitig über
                              									den rechten Arbeitskolben geleitet wird. Die Pumpe ist eine Verbundmaschine. Der
                              									Raum G zwischen den beiden Hälften des Hilfskolbens
                              									dient als Aufnehmer. Die Hubbegrenzung des Hilfskolbens erfolgt dadurch, daß die
                              									Abdampfkanäle F1 und
                              										F2 etwas vom
                              									Zylinderende entfernt einmünden. Mit dem Handhebel H soll der
                              									Hilfskolben von außen bewegt werden, falls er sich aus irgend einem Grunde
                              									festgesetzt haben sollte.
                           Die Ventile J sind Drosselventile gemäß Fig. 10 (S. 324) und dienen bekanntermaßen zum
                              									Einstellen der Dampfkompression je nach der Hubzahl der Maschine.
                           
                        
                           Die Blake-Pampe der Blake-Pumpen-Co.,
                                 										Hamburg. D. R. P. (Fig. 102–110.)
                           Die Blake-Pumpe hat zwar keinen eigentlichen
                              									Hilfsschieber in dem Sinne wie die bisher besprochenen Pumpensteuerungen, aber dafür
                              									macht der Hilfskolben zwei Arten von Bewegungen, nämlich erstens eine zwangläufige
                              									Drehung um seine Längsachse, welche von der Schieberstange P und dem Knebel Q veranlaßt wird, und
                              									zweitens eine Verschiebung in seiner Längsachse, welche durch Dampfdruck erfolgt.
                              									Die erstgenannte Drehbewegung ersetzt die Bewegung des Hilfsschiebers, die
                              									letztgenannte ist die gewöhnliche Bewegung des Hilfskolbens zur Steuerung des
                              									Arbeitskolbens.
                           Der Hilfskolben hat nämlich an jedem Ende zwei Längs- Fig. 107. schlitze
                              										R1, S1 und R2, S2 (Fig. 107–110). Je
                              									nachdem der Hilfskolben nach oben oder nach unten gedreht ist, steht der Schlitz R1 über dem
                              									Frischdampfloch T1 und
                              									gleichzeitig der Schlitz S2 über dem Abdampfloch T2, wie gezeichnet, oder es steht R2 über T2 und S1 über U1. Der durch R1 oder R2 von T1 bezw. T2 hereintretende
                              									Frischdampf treibt den Hilfskolben von der einen Endstellung in die andere, während
                              									der Abdampf durch S1 oder S2
                              									nach U1 bezw. U2 entweicht. Der
                              									Hilfskolben wird also durch seine eigene Drehbewegung gesteuert. Die
                              									Frischdampfschlitze R1
                              									und R2 liegen schräg,
                              									damit die Frischdampflöcher T1 und T2
                              									zuerst nur wenig freigegeben werden und erst, nachdem der Hilfskolben einen
                              									bestimmten Weg zurückgelegt hat, völlig geöffnet werden. Der Hilfskolben geht
                              									deswegen etwas sanfter an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 485
                              Fig. 102–110. Steuerung der Blake-Pumpen.
                              Schnitt AB durch die Hilfskanäle;
                                 										Schnitt CD durch den unteren Hauptkanal; Horizontalschnitt EF; Aufsicht auf den
                                 										Schieberspiegel; Vertikalschnitt GH; Weg des Schiebers; Vertikalschnitt JK;
                                 										Schnitt LM; Schnitt NO; Ansicht des Schiebers.
                              
                           Der Hauptschieber ist sattelförmig ausgehöhlt, und der Hilfskolben faßt mit einer
                              									Eindrehung in diesen Sattel hinein. Die Hauptdampfkanäle V1 und V2 münden etwas vom Zylinderende entfernt in den
                              									Dampfzylinder und werden auf bekannte Weise durch die Höhlung des Schiebers (Fig.
                                 										102–104, 110) bald mit dem Dampfeinlaß, bald mit dem Dampfauslaß verbunden. Die
                              									Hilfsdampfkanäle W1 und
                              										W2 gehen ans Ende
                              									des Dampfzylinders und werden jedesmal abwechselnd in den Endstellungen des
                              									Schiebers von dessen seitlichen Lappen (Fig. 110) zugedeckt,
                              									so daß kein Abdampf aus ihnen entweichen, wohl aber Frischdampf in dieselben treten kann.
                              									Zwischen beiden Kanälen ist je ein Drosselventil X
                              									eingeschaltet, so daß also die Hubbegrenzung gemäß Fig.
                                 										10 (S. 324) erfolgt.
                           Die Hubbegrenzung des Hilfskolbens erfolgt dadurch, daß die Abdampflöcher U1 und U2 geschlossen werden,
                              									ehe der Hilfskolben seine Endstellung erreicht hat (Fig. 107).
                           Das Gehäuse für den Hilfskolben ist bei der neuesten Ausführung der Pumpen doppelwandig ausgeführt, damit die Laufbuchse des
                              									Hilfskolbens stets von Frischdampf umspült ist und deswegen stets die gleiche
                              									Temperatur hat, wie der Hilfskolben. Bei der älteren Ausführung war der
                              									Hilfszylinder nur einwandig und deshalb, hauptsächlich beim Angehen der Pumpe,
                              									kälter als der Hilfskolben; denn die Wärme wurde durch die Wand hindurch an die
                              									Außenluft abgegeben. Der Hilfskolben hatte dann eine größere Ausdehnung wegen seiner
                              									höheren Temperatur, als seine Führung, und die Folge war,
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 486
                              Fig. 111–113. Melhorn-Steuerung.
                              Frischdampf; über den Kolben;
                                 										Abdampf; Hilfsschieber; Hauptschieber; unter den Kolben; Hilfskolben.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 486
                              Fig. 114. Zwillings-Marine-Luftpumpe mit Verbund-Dampfzylindern.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 486
                              Fig. 115. Marine-Speisepumpe.
                              
                           
                           daß er sich leicht festklemmte. Bei der gezeichneten
                              									neuen Ausführung fällt dieser Uebelstand fort.
                           Blake-Pumpen können ohne weiteres stehend und liegend
                              									angeordnet werden, weil in beiden Fällen der Hilfskolben wagerecht steht.
                           Verbundpumpen werden entweder mit je einem Hilfskolben
                              									für jeden Zylinder oder mit einem beiden Zylindern gemeinsamen Hilfskolben
                              									ausgerüstet. In letzterem Falle sind die Schieber für Hoch- und Niederdruckzylinder
                              									entweder zu einem Gußstück vereinigt (ähnlich den Schiebern der Verbundduplexpumpen)
                              									oder der eine Schieber sitzt getrennt vom Hilfskolben und wird durch eine längere
                              									Stange von diesem angetrieben. Der letzte Fall tritt hauptsächlich bei
                              									Schiffsluftpumpen ein, wenn ein für beide Zylinder gemeinsamer Schieber zu groß
                              									werden würde.
                           
                        
                           Die „Mehlhorn“-Steuerung der
                                 										Howaldtswerke, Kiel. D. R. P. 187641. (Fig. 111–115.)
                           Die „Mehlhorn“-Steuerung ist aus dem Bestreben
                              									entstanden, den Hilfskolben zwangläufig, d.h. durch
                              									mechanische Mittel, aus seiner Totlage auf eine kurze Strecke seines Hubes
                              									anzutreiben, damit er niemals, auch nicht bei ungleicher Erwärmung der Teile,
                              									stecken bleiben kann. Der Hilfsschieber wird, wie gewohnt, durch eine doppelarmige
                              									Schwinge und die Schieberstange A von der Kolbenstange
                              									her angetrieben. Am Rücken hat er beiderseits schräge Flächen a b und c d, welche den
                              									Hilfskolben zunächst mechanisch soweit aus seiner Totlage drücken, bis der
                              									Hilfsschieber den einen der Dampfkanäle B1 oder B2 frei gelegt hat. Alsdann tritt Frischdampf durch
                              									den freigelegten Kanal hinter den Hilfskolben und treibt ihn in demselben Sinne
                              									weiter bis in seine andere Totlage.
                           Der Hilfskolben selbst ist durch zwei eingedrehte Rillen als Hauptschieber
                              									ausgebildet und steuert den Arbeitskolben in leicht verständlicher Weise. In der
                              									gezeichneten Stellung des Hilfskolbens tritt z.B. Frischdampf über den
                              									Arbeitskolben.
                           Die Hubbegrenzung des Arbeitskolbens erfolgt durch Drosselung des Abdampfes mit einer
                              									feinen Nut nach Fig. 6 (S. 323).
                           Die Hubbegrenzung des Hilfskolbens erfolgt dadurch, daß die Dampfkanäle B1 und B2 vom Zylinderende
                              									entfernt einmünden. Ein zweiter Dampfkanal nach dem Zylinderende ist hier nicht
                              									notwendig, weil der Hilfskolben ja die erste Strecke seines Hubes mechanisch
                              									angetrieben wird.
                           Fig. 115 zeigt das Bild einer stehenden Marine-Speisepumpe. Man erkennt deutlich den Antrieb
                              									der Steuerung durch die erwähnte doppelarmige Schwinge.
                           Fig. 114 zeigt das Bild einer Marine-Luftpumpe mit Verbunddampfzylindern. Man erkennt, daß beide
                              									Hauptschieber durch eine horizontale Stange zu einem einzigen Stück verbunden sind,
                              									zu dessen Steuerung ein von dem Balanzier angetriebener
                              									Hilfsschieber auf der Hochdruckseite genügt.
                           Da der Hilfskolben immer von der einen Seite her unter Dampfdruck steht, so ist eine
                              									selbsttätige Verstellung durch Erschütterungen usw. ausgeschlossen.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)