| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 508 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung von Dampfturbinen für den Antrieb von
                              									Kriegsschiffen der französischen Marine.
                           Zu dem Bauprogramm der französischen Marine für 1906 gehörten sechs Linienschiffe und
                              									sechs Torpedobootzerstörer, die jetzt in Ausführung sind. Die sechs Linienschiffe
                              									erhalten ihren Antrieb durch Parsons-Turbinen mit vier
                              									Wellen, während von den sechs Torpedobootzerstörern drei mit Kolbenmaschinen, eins
                              									mit Parsons-Turbinen, einer mit Kolbenmaschinen in
                              									Verbindung mit Rateau-Turbinen und einer mit
                              									Kolbenmaschinen in Verbindung mit Breguet-Dampfturbinen
                              									mit de Laval-Laufrädern ausgerüstet wurde. Durch die
                              									verschiedene Maschinenausrüstung bezweckte man Erfahrungen für den geeignetsten
                              									Antrieb zu sammeln. Die Bauart der Parsons-Turbinen
                              									entspricht den bekannten Ausführungen. Die Länge der Schaufeln beträgt das 0,05–0,15
                              									fache des Trommeldurchmessers, der achsiale Spielraum zwischen Lauf und Leiträdern
                              									beträgt 5 bis 20 mm, der radiale Spielraum 0,7–1,8 mm.
                           Wo die Rateau-Turbine als Antriebsmaschine angewendet
                              									wurde, konnte Teilbeaufschlagung genommen werden und die Ausgleichkolben konnten
                              									fortfallen. Der radiale Spielraum am Umfang der Laufräder konnte auf 3–4 mm erhöht
                              									werden, ohne die Dampfverluste zu vergrößern. Die Rückwärtsturbinen sind im selben
                              									Gehäuse und auf derselben Welle mit den Vorwärtsturbinen untergebracht. Die
                              									Hochdruckturbine hat durch Scheidewände getrennte Druckstufen, der Niederdruckteil
                              									ist nach Trommelbauart ausgeführt, aber auch als Druckturbine. Bei Rückwärtsfahrt
                              									werden etwa 30–40 v. H. der Leistung bei Vorwärtsfahrt erreicht.
                           Beim Uebergang in den trommelförmigen Teil der Turbine entsteht eine ringförmige
                              									Fläche mit einem Ueberdruck auf der einen Seite, welcher den Schub der
                              									Schiffsschraube ausgleichen soll. Außerdem ist noch ein kleines Drucklager
                              									vorhanden. Die Lager haben Wasserkühlung und Druckölschmierung. Die Welle ist hohl
                              									und besteht mit der Trommel aus einem Stück. Die gezogenen Laufschaufeln sitzen in
                              									dem Kranz der Laufräder mit Schwalbenschwanznut.
                           Auf den mit Parsons-Turbinen ausgerüsteten Schiffen sind
                              									drei Turbinen für normale und volle Fahrt und eine Marschturbine angeordnet. In der
                              									Mitte befindet sich die Hochdruckturbine, auf den Seitenwellen sind die beiden
                              									Niederdruckturbinen angeordnet, während die ebenfalls mit Hochdruckdampf arbeitende
                              									Marschturbine auf einer hohlen Welle sitzt, durch welche die Welle der
                              									Niederdruckturbine auf der Steuerbordseite hindurchgeführt ist. Die beiden Wellen
                              									sind im weiteren Verlauf miteinander durch Zähne gekuppelt, deren geringes Spiel
                              									einen Ausgleich der Wärmedehnungen gestattet.
                           Bei dem Schiff mit Kolbenmaschine in Verbindung mit einer Rateau-Turbine wird die mittlere der drei Wellen durch eine dreifache
                              									Expansionsmaschine von 380 Umdrehungen und 2700 PS angetrieben, die entweder in
                              									ihren eigenen Oberflächenkondensator oder in die Rateau-Turbinen von je 3000 PS bei 850 Umdrehungen auf den beiden
                              									Seitenwellen auspufft. Die Rohrleitung ist so angeordnet, daß beide Turbinen
                              									gleichzeitig vorwärts und rückwärts oder einzeln gleichzeitig oder getrennt vorwärts
                              									und rückwärts laufen können.
                           Die nachstehende Zusammenstellung enthält die Versuchsergebnisse der mit
                              									verschiedenen Maschinen ausgerüsteten annähernd gleich großen
                              									Torpedobootzerstörern.
                           
                              
                                 Bauart der Maschinen
                                 3 Parsons-turbinen
                                 2 Rateauturb.1 Kolben-maschine
                                 2 Kolben-maschinen
                                 
                              
                                 bei 14 Knoten Geschwindigkeit, Dauer 8
                                    											Stunden
                                 
                              
                                 mittl. Geschwindigkeit Knoten
                                 13,9
                                 14,1
                                 14,0
                                 
                              
                                 Kohlen-verbrauchkg
                                 stündlichstündlich für 1 qm    Rostflächefür 1 Meile
                                    											bei    14 Knoten Fahrt
                                 9658969,6
                                 63658,645,2
                                 45542,532,3
                                 
                              
                                 bei voller Fahrt, Dauer 1 Stunde
                                 
                              
                                 mittl. Geschwindigkeit Knoten
                                 30,4
                                 31,3
                                 27,7
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauchkg
                                 insgesamtauf 1 qm Rostll./Std.auf 1 Meile Fahrstr.auf 1
                                    											Meile bei    30 Knoten Fahrt
                                 8480392,6279274
                                 8280376,4264258
                                 8400392,0303–
                                 
                              
                                 bei 24 Knoten Geschwindigkeit, Dauer 5
                                    											Stunden
                                 
                              
                                 mittl. Geschwindigkeit Knoten
                                 25,6
                                 24,7
                                 24,0
                                 
                              
                                 Kohlen-verbrauchkg
                                 stündlichstündl. auf 1 qm Rostauf 1 Meile Fahrstr.auf 1
                                    											Meile bei    24 Knoten Fahrt
                                 6448298,0252232
                                 5112232,4207198
                                 4800224,0200200
                                 
                              
                           (Clergeau.) [Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen
                              									1910, S. 117.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Die Oerlikon-Serie-Paralleldampfturbine.
                           Bei der Ausnutzung des Abdampfes in Turbinen besteht die Schwierigkeit, den Betrieb
                              									ökonomisch zu gestalten, wenn einmal Abdampf aus Kolbenmaschinen usw. nicht zur
                              									Verfügung steht. Für diese Fälle sieht man gewöhnlich eine Hochdruckstufe vor,
                              									welche mit Frischdampf betrieben wird; der vorhandene Niederdruckteil ist aber dann
                              									zu groß, weil er für die viel größere Abdampfmenge bemessen ist. Um diesem
                              									Uebelstande abzuhelfen, sind bei der neuen Oerlikon-Turbine die Leitkanäle des Niederdrucksatzes in zwei Gruppen getrennt, von denen
                              									die eine für die gleich große Dampfmenge wie für den Hochdrucksatz bemessen ist,
                              									während beim Betrieb mit Abdampf der ganze Niederdrucksatz beaufschlagt wird. Beim
                              									Arbeiten mit Frischdampf durchströmt derselbe zuerst den Hochdrucksatz und dann nur
                              									den einen Teil des Niederdrucksatzes, welcher für die Frischdampfmenge berechnet
                              									ist. Mit dieser Einrichtung kann die Turbine den Abdampf von Kolbenmaschinen und, im
                              									Falle derselbe aussetzt, Frischdampf gleich ökonomisch verarbeiten. Die Turbine
                              									eignet sich auch für die Fälle, Wo die Abdampfmenge für die erforderliche
                              									Turbinenleistung nicht genügt und ständig Frischdampf zugeführt Werden muß. Die
                              									Regulierung ist so eingerichtet, daß durch drei auf einer Spindel übereinander
                              									liegende Schieber zuerst der einen, dann der anderen Niederdruckgruppe Abdampf
                              									zugerührt wird und wenn dieser nicht mehr ausreicht oder ganz aussetzt, öffnet auch
                              									der dritte Schieber den Einlaß für den Frischdampf.
                           Die folgende Zusammenstellung enthält die Versuchsergebnisse zweier Oerlikon-Parallel-Serie-Turbinen von 1050 KW Leistung.
                              									Die Turbinen, die dem Kraftwerk der Central Elektrik Supply
                                 										Co. in London aufgestellt sind, nutzen den Abdampf zweier Kolbenmaschinen
                              									von je 2000 PS aus.
                           
                              
                                 
                                 Versuche mitFrischdampf
                                 Versuche mit Abdampf
                                 
                              
                                 Belastung               KW
                                 1045
                                 425
                                 1039
                                 976
                                 698
                                 498
                                 
                              
                                 Dampf verbrauch  kg/Std.
                                 8862
                                 4509
                                 16992
                                 16471
                                 13116
                                 11060
                                 
                              
                                 Dampfdruck  kg/qcm abs.
                                 13,2
                                 6,75
                                 1,07
                                 1,0
                                 0,773
                                 0,65
                                 
                              
                                 Dampftemperatur     °C
                                 232
                                 216,5
                                 100
                                 99
                                 92,1
                                 87,8
                                 
                              
                                 Vakuum        kg/qcm abs.
                                 0,093
                                 0,107
                                 0,096
                                 0,093
                                 0,090
                                 0,101
                                 
                              
                                 Temperatur des Ab-    dampfes               °C
                                 44,3
                                 47
                                 44,7
                                 44,4
                                 43,3
                                 45,7
                                 
                              
                                 Umdrehung, i. d. Min
                                 1400
                                 1400
                                 1393
                                 1399
                                 1397
                                 1399
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch               kg f. d. KW/Std.
                                 8,48
                                 10,61
                                 16,35
                                 16,87
                                 18,8
                                 22,2
                                 
                              
                           Die Versuche mußten mit Rücksicht auf den elektrischen Teil der Anlage mit 1400 statt
                              									mit 1500 Umdr., Wofür die Turbinen gebaut sind, vorgenommen werden. Trotzdem wurde
                              									das gute Ergebnis erzielt. Nach Messung des Wassergehaltes des zugeführtes
                              									Abdampfes, welcher sich zu 9,5 v. H. ergab, konnte der thermische Wirkungsgrad
                              									bestimmt werden, welcher bei 498 KW 65 v. H., und bei 1039 KW 68 v. H. betrug. Der
                              									Dampfverbrauch der Anlage für 1 KW/Std. soll durch Zuschalten der Abdampfturbine zur
                              									Kolbenmaschine bei einem Vakuum von 91 v. H. bei Vollast auf 60 v. H., bei ¾ Last
                              									auf 60½ v. H. und bei halber Last auf 61 v. H. der früheren Werte gesunken sein. (Koeniger.) [Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen
                              									1910. S. 114–117.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Das Felsenbohrschiff der k. k. Seebehörde zu Triest.
                           Zur Beseitigung vorstehender Riffe und zur Sprengung von Kanälen bis zu 10 m
                              									Wassertiefe in dem von mittelhartem Kalkstein gebildeten Meeresgrund der
                              									istrianischen und dalmatinischen Häfen hat die Seebehörde zu Triest ein 18 m langes,
                              									6 m breites und an der Seite 2½ m hohes, mit Hilfe von vier auf den Meeresgrund
                              									hinabgelassener Füße vertragsmäßig um 10–20 cm anhebbares Bohrschiff bauen lassen,
                              									das durch eine mittlere Längsschottwand und zwei Querschotten in vier wasserdichte
                              									Räume geteilt wird. Die rd. 13 m langen, aus gußeisernen Rohren von 320 mm äußeren
                              									Durchmesser und 30 mm Wandstärke bestehenden, mit vier Längsrippen von 40 mm
                              									Dicke versehenen Schiffsfüße sind außerhalb der Bordwände in starken Blechkonsolen
                              									geführt und haben ein Eigengewicht von 3900 kg. Die die Bewegungsvorrichtungen für
                              									die vier Füße miteinander verbindenden Klauenkupplungen ermöglichen ein
                              									gleichzeitiges Anheben aller vier Füße mit einer Hubgeschwindigkeit von 100 mm i. d.
                              									Min. Der Antrieb aller Maschinen und Transmissionen erfolgt von einer
                              									Einzylindermaschine von 200 mm Zylinderdurchmesser und 200 mm Hub, die bei 320 Uml./Min. rd. 28
                              									PS entwickelt. Zum Betriebe der Bohrmaschine wird vom Schwungrad mittels Riemens
                              									eine bei 750 Uml./Min. rd. 12 K V A leistende Dynamomaschine angetrieben. Die an der einen
                              									Seite des Schiffes hängenden, nach dem Federhammerprinzip gebauten Bohrmaschinen
                              									ermöglichen die Bohrung von 2 m tiefen Löchern von 80 mm ⌀ bei einer Leistung von
                              									durchschnittlich 1 m Bohrtiefe in 15 Min. Der Antrieb erfolgt durch dreipferdige
                              									Elektromotoren, die durch Zahnräder, Kurbel und Hubstange den mit dem Bohrer
                              									verbundenen Stoßkolben eine schwingende Bewegung erteilen. Die normale Schlagzahl
                              									beträgt 380 i. d. Min., der zwangläufige Hub des Schlittens 60 mm, der größte Hub
                              									des Bohrers 140 mm und die größte Rückzugkraft der Federn 1000 kg. Der Kessel ist
                              									ein stehender Querrohrkessel von 15 qm Heizfäche und 8 at Betriebsspannung. Der
                              									neben dem Kohlenbunker befindliche Speisewasserbehälter hat 3 t Inhalt. Nach Ladung
                              									der Bohrlöcher werden die Schiffsfüße hochgezogen und das Schiff wird zur Vornahme
                              									der Sprengung auf 20–50 m weiter gefahren. (Stromek.)
                              									[Zeitschrift d. Vereins deutscher Ingenieure 1910, S. 497.]
                           J.
                           
                        
                           Eine neue elektrische Fördermaschine.
                           Während bei dem System Ilgner die meist in unmittelbarer
                              									Nähe der Fördermaschine aufgestellte Anlaßdynamo durch einen mit Schlupfwiderstand
                              									versehenen Elektromotor angetrieben wird und dem Aggregat noch ein Schwungrad
                              									hinzugefügt ist, erfolgt der Antrieb der Dynamo der auf dem Mauveschachte der der
                              									Gewerkschaft Georg von Giesches Erben gehörenden kons.
                              										Heinitzgrube seit September 1909 in Betrieb
                              									befindlichen elektrischen Hauptschacht-Fördermaschine durch eine Dampfturbine, die
                              									in einem etwa 100 m vom Schachte entfernten Maschinenhause Aufstellung gefunden hat.
                              									Diese außer mit der Anlaßdynamo noch mit einer Drehstromdynamo nebst Erregermaschine
                              									gekuppelte Dampfturbine ist mit einem selbsttätigen Umlaufventil ausgerüstet, durch
                              									welches den mittleren Druckstufen der Turbine bei der in der Anlaufperiode der
                              									Fördermaschine auftretenden Ueberlastung Frischdampf zugeführt wird. Durch diese
                              									Anordnung soll der erforderliche Strom ohne Umformungs- und Schwungradverluste
                              									direkt mittels einer Dampfmaschine erzeugt werden. Da die Fördermaschine bei vollem
                              									Betriebe imstande sein muß, einen Förderkorb von vier Etagen mit je drei Wagen aus
                              									770 m Teufe mit 10 m/Sek. Geschwindigkeit zu heben, mußte die Koepe-Scheibe mit zwei Elektromotoren gekuppelt werden. Die
                              									Leistungsfähigkeit der Anlage entspricht bei Verwendung von zwei Abzugbühnen und bei
                              									32 Förderzügen stündlich einer Nutzlast von 7200 kg Kohlen bei jedem Hube und einer
                              									stündlichen Fördermenge von 230 t. Die in zwei mit Ringschmierung versehenen Lagern
                              									auf einem kräftigen schmiedeeisernen, gleichzeitig die beiden Außenlager für die
                              									Antriebelektromotoren aufnehmenden Rahmen ruhende Koepe-Scheibe hat einen Durchmesser von 8 m. An beiden Seiten der
                              									Treibscheibe befinden sich neben dem Ulmenholzbelag mit der Seilrille Bremsringe aus
                              									∪-Eisen, auf die vier Bremsbacken einer durch einen Druckluft-Bremszylinder betätigten
                              									Manövier- und einer Fallgewichtsbremse einwirken. Zur Erzeugung der zum Bremsen
                              									erforderlichen Druckluft dient ein durch einen Drehstrom-Elektromotor von 8 PS
                              									Leistung angetriebener Kompressor mit Differentialkolben, der bei 310 Umdr./Min. 60 cbm
                              									angesaugte Luft auf einen Ueberdruck von 6 at zu pressen imstande ist. Der einen
                              									äußeren Durchmesser von 6240 mm aufweisende Fördermotor besitzt je 16 Haupt- und
                              									Hilfspole. Seine Normalleistung beträgt bei 490 Volt Spannung und 24 Umdr./Min. 565 ps,
                              									während er in der Beschleunigungsperiode 1365 PS abgeben kann. Die mit Deri-Wicklung ausgestattete Anlaßdynamo ist für eine
                              									Normalleistung von 475 KW bei 1500 Umdr./Min. gebaut, während sie in der
                              									Beschleunigungsperiode der Fördermaschine 1240 KW abgeben kann. Die Spannung ist
                              									innerhalb der Grenzen von ± 500 Volt regelbar. Die mit der Dampfturbine gekuppelte
                              									Drehstromdynamo leistet bei einer Spannung von 3150 Volt und 1500 Umdr./Min. 1250
                              									KVA = 1000 KW bei cos φ = 0,8 und erhält ihre
                              									Erregerenergie ebenfalls von der Erregermaschine der Anlaßdynamo. Die für 1500
                              									Umdrehungen, einen Dampfdruck von 9,5 at und eine Dampftemperatur von 275° C gebaute
                              									Dampfturbine ist an eine normal ein Vakuum von 90 v. H. erreichende
                              									Zentralkondensation angeschlossen. Bei den erwähnten Dampf Verhältnissen wurde
                              									garantiert, daß der Dampfverbrauch für die Schachtpferdestunde bei flotter Förderung
                              									11,4 kg und für jedes von der Drehstromdynamo erzeugte KW bei Vollbelastung des
                              									Generators 9,4 kg nicht übersteigt. Dampfversuche ergaben schon bei geringerer
                              									Leistung für das Schachtpferd etwa 10 und für 1 KW/St. etwa 8,1 kg Dampf verbrauch, (v. Groddeck.) [Glückauf 1910, S. 350.]
                           J.
                           
                        
                           Die Rohrleitungen der hydroelektrischen Anlage
                              									Kinloch-Leven.
                           Die British Aluminium Company, welche die Gewinnung von
                              									Aluminium auf elektrischem Wege betreibt und in ihren älteren Werken Foyers in Schottland, Strangfjord in Norwegen und Orsières in
                              									Frankreich über etwa 60000 PS verfügte, hat in der Nähe des Kaledonischen Kanals mit
                              									Hilfe einer etwa 1000 m langen Staumauer von 24,4 m größter Höhe und 19,2 m unterer
                              									Stärke ein vorhandenes Seegebiet zu einer nutzbaren Niederschlagfläche von 140–150
                              									qkm vergrößert und dadurch für ihre Anlage Kinloch-Leven eine Leistung von etwa
                              									30000 PS nutzbar gemacht. Das Wasser fließt durch eine etwa 6 km lange Leitung aus
                              									Eisenbeton mit einem Gefälle von 1 : 1000 dem Wasserschloß zu, aus welchem es durch
                              									schmiedeiserne geschweißte Rohrleitungen nach den Turbinen gelangt.
                           Den Bau dieser Rohrleitungen, einen Auftrag im Werte von 2,18 Millionen Mark, hat die
                              									Gesellschaft der deutschen Aktiengesellschaft Ferrum in
                              									Oberschlesien übertragen, da keine der in Betracht kommenden englischen Fabriken
                              									dieser Aufgabe gewachsen war. Die ganze Rohrleitungsanlage besteht aus den
                              									Hauptleitungen vom Wasserschloß bis zu den Hauptabsperrschiebern und aus den
                              									Verteilleitungen vor dem Turbinenhause mit den Abzweigen für die Turbinen bis zu den
                              									Schiebern vor diesen.
                           Von den acht in Aussicht genommenen Hauptleitungen sind sechs bereits verlegt,
                              									während für die beiden übrigen das Rohrbett fertiggestellt ist. Diese Leitungen
                              									haben 1000 mm lichte Weite, 10–22 mm Wandstärke und haben einen höchsten
                              									hydrostatischen Druck von 29,5 at auszuhalten, bei je etwa 2000 m Länge. Sie sind
                              									aus 6 m langen, mit Wassergas geschweißten Rohrstücken aus Schmiedeisen
                              									zusammengebaut, und zwar mit Hilfe von Muffenverbindungen, welche gerade für
                              									solche große Leitungen vorteilhaft sind, weil sie geringe Winkelabweichungen und
                              									Ungenauigkeiten gestatten, sich bequemer ohne vieles Wenden und Verschieben
                              									zusammenbauen und ohne Ausbau von einzelnen Stücken nachdichten lassen. Diese
                              									Muffenverbindung (s. Fig. 1) wird durch Hanfstricke
                              									abgedichtet, welche mit einem stumpfen Meißel eingestemmt und dann durch Anziehen
                              									des aufgeschraubten Flansches festgepreßt werden. Ein weiterer Vorteil der
                              									Muffenverbindungen ist, daß jedes Rohrstück sich in sich selbst frei dehnen, also an
                              									einem Ende starr gelagert werden kann, daß einer besondere Ausdehnstücke, deren
                              									Wirksamkeit durch die Reibung der Auflager beeinträchtigt wird, fortfallen können.
                              									Nur bei den Krümmern, die als Festpunkte der Leitungen besonders verankert worden
                              									sind, hat man Flanschenverbindungen nach Art der in Fig.
                                 										2 dargestellten verwendet, teils um die Wasserdruckproben in den
                              									Werkstätten vornehmen zu können, teils der besseren Verankerung wegen. Die Leitungen
                              									sind an den oberen Enden mit Handschiebern für den Einlauf, in einer ½ at
                              									entsprechenden Höhe darunter mit selbsttätigen Rohrbruchventilen, an einer Stelle,
                              									wo ein Gefällsbruch auftritt, mit selbsttätigen Luftventilen und an den unteren
                              									Enden mit hydraulisch betätigten, aber auch selbsttätig schließenden
                              									Hauptabsperrschiebern versehen. Die ganze Anlage hat bei der Abnahmeprobe einem um
                              									5,5 at gesteigerten Probedruck standgehalten. (Liersch.) [Zeitschrift d. Vereins deutsch. Ing. 1910, S. 957–964.]
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 510
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 510
                              Fig. 2.
                              
                           
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                           Große stählerne Druckleitung.
                           Die Einzelheiten der Druckleitung von 3,81 m ⌀, welche das Betriebswasser des
                              									Schaghticoke-Wasserkraftwerkes der Schenectady Power
                                 										Company am Hoosic-Flusse von dem Ende des 800 m langen und 7,3 m breiten
                              									Oberwassergraben zu dem Wasserschloß führt, sind wegen der Größe dieser Leitung
                              									beachtenswert. Die Leitung ist 305 m lang und aus Abschnitten von je 1,83 m
                              									zusammengesetzt, von denen jeder aus drei 9 mm dicken Blechen zusammengenietet ist.
                              									Diese Bleche sind in den Werkstätten nur in dem erforderlichen Maße gebogen und
                              									gelocht, aber erst an Ort und Stelle genietet worden, wobei man Niete von 21 mm ⌀ in
                              									75 mm Mittenabstand, und zwar doppelreihige Nietung für die Längsnähte und
                              									einreihige für die Rundnähte, also insgesamt 192 Nieten für jeden Rohrabschnitt
                              									verwendet hat. Je zwei benachbarte Rohrabschnitte sind mit den Enden ineinander
                              									gesteckt und ebenfalls an Ort und Stelle zusammengenietet, so daß Stücke von 3,66 m
                              									Länge und 3830 kg Gewicht gebildet werden, welche an beiden Enden mit angenieteten
                              									Winkelflanschen von 122 × 120 mm versehen sind.
                           Die Leitung ist ihrer ganzen Länge nach so verlegt, daß ihre Achse in einer
                              									senkrechten Ebene liegt, ändert aber ihre Neigung an drei Stellen, wodurch vier
                              									durch Krümmer verbundene gerade Abschnitte gebildet werden. Von diesen hat der erste
                              									auf 71,22 m Länge ein Gefälle von 16,93, der zweite von 119,56 m Länge ist ganz
                              									wagerecht, der dritte von 32,94 m Länge steigt um 15,10 m und der vierte von 43,60 m
                              									Länge fällt wieder um 2,13 m. Im ersten und dritten Abschnitt sind deshalb Ausgleichrohre
                              									eingefügt, während der zweite Abschnitt mit einer Entleerungsleitung von 450 mm ⌀
                              									versehen ist. An den Stellen, wo die Ausgleichrohre eingefügt sind, sind die Bleche
                              									12,5 mm über die Rohrenden hinaus verlängert und mit versenkten Nieten versehen. Die
                              									Rohre sind dann auf 750 mm ineinander gesteckt und mit Hanf gegeneinander
                              									abgedichtet. Eine Stopfbüchsenbrille vervollständigt die Verbindung.
                           Die Leitung ruht auf 3 m hohen, 610 mm dicken Stützen von 3,65 m Mittenabstand aus
                              									Beton, die oben ausgesattelt sind, so daß seitliche Bewegungen verhindert werden.
                              									Dort, wo sie den Hoosic-Fluß überschreitet, wird sie von halbrunden Bändern
                              									getragen, die an zwei Fachwerkträgern von je 30,5 m Länge aufgehängt sind.
                           Das Ende der Leitung befindet sich in einem stählernen Ausgleichbehälter von 12 m ⌀
                              									und 16 m Höhe, von welchem fünf kleinere Druckrohre abgehen. Vier hiervon sind je
                              									1830 mm weit, die letzte, die für die Erregermaschinen bestimmt ist, hat 610 mm ⌀.
                              									Insgesamt hat der Bau dieser Wasserleitungen mit dem Behälter etwa 700 t Stahl
                              									erfordert. Von den annähernd 92000 Nieten waren 46000 erst auf dem Bau herzustellen.
                              									Dennoch ist die Arbeit mit einem Arbeiterstab von 16–40 Mann in etwa 6 Monaten
                              									fertiggestellt worden. [Résumé de quinzaine, Société des Ingénieurs Civils 1910, S.
                              									298–300].
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           Sicherheitsventil für Gasleitungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 511
                              Fig. 1.
                              
                           Eine der häufigsten Ursachen von Unfällen bei Gasanlagen ist das Offenbleiben von
                              									Gashähnen. Bei den meisten Anlagen, insbesondere in einzelnen Wohnungen wird am
                              									Abend der Haupthahn abgedreht, häufig ohne daß nachgesehen wird, ob nicht irgendwo
                              									eine Flamme noch brennt, ob nicht z.B. in einem der Zimmer jemand bei Licht
                              									eingeschlafen ist. Wird dann am nächsten Morgen der Haupthahn wieder geöffnet, so
                              									strömt an der betreffenden Stelle Gas aus, bis man es – häufig zu spät – bemerkt.
                              									Solche vorübergehende Unterbrechungen der Gaszufuhr können auch bei größeren Anlagen
                              									plötzlich eintreten, ohne daß es möglich ist, vorher alle Hähne zu schließen, z.B.
                              									in einem großen Saal. Damit in diesem Falle kein Gas nachher ausströmen kann,
                              									empfiehlt es sich, in die Leitung das in Fig. 1
                              									dargestellte Sicherheitsventil einzubauen, welches sich beim Nachlassen des
                              									Gasdruckes selbsttätig schließt und geschlossen bleibt, bis es von Hand wieder
                              									geöffnet wird. Das Ventil, welches in einem gußeisernen Gehäuse angeordnet ist,
                              									enthält in einer eingeschraubten Büchse aus Rotguß einen Hufeisenmagneten, welcher
                              									mit Hilfe seines Ankers auf dem oberen Ende der Spindel das Ventil gerade
                              									geschlossen hält. Das Innere des Ventilgehäuses enthält eine Membran, die oben unter
                              									dem Gasdruck und unten unter dem Druck einer Feder steht. Die Wirkungsweise ist ohne
                              									weiteres erkennbar. Das Ventil ist gewöhnlich offen. Wird aber der Gasdruck über der
                              									Membran plötzlich verringert, so hebt sie das Ventil, so daß es von dem Magneten
                              									geschlossen gehalten wird. Um es zu öffnen, muß man das Ventil mit Hilfe einer durch
                              									den Magneten hindurchreichenden Messingstange niederstoßen. Das Ventil wird von der
                              										Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G.
                              									hergestellt.
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                           9000 pferdige Turbinen der J. P. Morris Company in
                              									Philadelphia, Pa.
                           Die vier Turbinen, welche für das Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Washington Water Power Company in Little Falls am
                              									Spokane-Fluß aufgestellt werden, sind für ein Gefälle von 20 m Höhe, eine
                              									Wassermenge von je 43 cbm i. d. Sek. und eine Geschwindigkeit von 150 Umdreh. i. d.
                              									Min. bemessen. Sie werden aus stählernen Druckrohren von 4450 mm Weite gespeist,
                              									welche sich unmittelbar über jeder Turbine in zwei allmählich auf je 2650 mm Weite
                              									übergehende, an die Gehäuse der Turbinenlaufräder angeschlossene gußeiserne Rohre
                              									teilen. Hierdurch wird die Eintrittsgeschwindigkeit des Wassers von 2,6 auf 3,7 m i.
                              									d. Sek. erhöht. Jede der 9000pferdigen Turbinen ist als Doppel-Francis-Turbine mit zwei voneinander vollständig
                              									getrennten Spiralgehäusen ausgeführt. Die Bronze-Laufräder, die von innen
                              									beaufschlagt werden, sind mit Hilfe von kegeligen Bolzen auf der durchgehenden,
                              									etwas über 11 m langen Welle befestigt, welche nur außen in zwei Lagern ruht und
                              									daher unter den Laufrädern so verstärkt ist, daß die Formänderungen möglichst gering
                              									bleiben. Um die Laufräder ist ein Kranz von gußstählernen Drehschaufeln gelegt,
                              									welche in der bekannten Weise von einem Druckölregler verstellt werden können. Die
                              									Laufräder sind hinsichtlich ihres Achsschubes ausgeglichen. Die ganze Doppelturbine
                              									ruht mit den Böcken für die zwei mit Weißmetall ausgegossenen Lager auf einer
                              									elliptischen Grundplatte von 3,70 m größter Länge und 2,80 m größter Breite, welche
                              									in dem Betonunterbau eingebettet ist. Der Wirkungsgrad der Turbinen soll bei
                              									Vollbelastung 80 v. H. und bei dreiviertel Belastung 82 v. H. betragen. (Taylor.) [American Machinist 1910, S. 547–550.]
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                           Wasserkraftanlagen in Costa Rica.
                           Zu den an verwertbaren Wasserkräften reichsten Ländern des mittelamerikanischen
                              									Gebietes zählt Costa Rica. Gegenwärtig sind hier in verhältnismäßig geringer
                              									Entfernung nicht weniger als drei größere Wasserkraftanlagen im Bau, ein Beweis
                              									dafür, daß die Vorteile der Wasserkraftverwertung auch hier langsam erkannt werden.
                              									Am weitesten fortgeschritten ist der Bau des Kraftwerkes, welches die Costa Rica Electric Light and Traction Company, eine
                              									Straßenbahngesellschaft der Hauptstadt San Jose, die auch Strom abgibt, zur
                              									Erweiterung ihrer Anlagen errichtet. Das aus dem Rio Varilla durch einen gemauerten
                              									Kanal von etwa 400 m und einen Stollen von 750 m Länge, sowie durch drei stählerne
                              									Druckleitungen von 1372 mm ⌀ gespeiste Werk verfügt über eine Wassermenge von 95 cbm i.
                              									d. Sek. bei 57,5 m Gefälle und erhält im ersten Ausbau drei mit Drehstromdynamos von
                              									2300 Volt gekuppelte Pelton-Francis-Turbinen, welche
                              									bei 600 Umdr. i. d. Min. je 800 PS leisten, sowie zwei Erregergruppen mit
                              									ebensolchen Turbinen von je 80 PS Leistung bei 925 Umdr. i. d. Min.; diese liefern
                              									Gleichstrom von 125 Volt Spannung. Der erzeugte Drehstrom wird in insgesamt 14
                              									Einphasentransformatoren auf 16000 Volt Spannung umgeformt und mit Hilfe von zwei
                              									auf eisernen Masten verspannten Fernleitungen nach dem etwa 14,6 km entfernten
                              									Verteilwerk übertragen. Große Vorteile verspricht die Ausnutzung der Wasserkräfte
                              									den reichhaltigen Gold- und Silberbergwerken dieses Landes; für diese Zwecke sind
                              									zwei weitere Wasserkraftwerke im Bau, von denen das eine die Minen von Aguacate, das
                              									andere jene von Abangarez mit elektrischem Strom versorgen soll. Das erste Werk wird
                              									aus dem Rio Grande versorgt und verfügt über ein Gefälle von 39,62 m, welches
                              									durch einen 300 m langen Stollen, ein unter Druck stehendes, eisernes Wasserschloß
                              									und zwei 792,5 m lange stählerne Druckleitungen von 1524 mm Weite nutzbar gemacht
                              									wird. Das Kraftwerk enthält zwei 150 pferdige Francis-Turbinen, welche Stromerzeuger von 2300 Volt und 500 KVA mit 600 Umdr.
                              									i. d. Min. antreiben und leitet 22000 Volt Hochspannungsstrom über eine 32 km lange
                              									einfache Fernleitung mit eisernen Masten. Das zweite Werk erhält sein Wasser aus dem
                              									Rio Guacimal, und zwar durch ein gemauertes Oberwassergerinne von 1370 m Länge und
                              									zwei Druckleitungen von 2835 m Länge, die an ein Wasserschloß angeschlossen sind,
                              									und enthält vier Pelton-Turbinen mit einfachen Düsen,
                              									welche bei 116 m Nutzgefälle und 360 Umdrehungen i. d. Min. je 750 PS leisten. [The
                              									Engineer 1910, S. 454–455.]
                           
                              H.