| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 542 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Abdampf-Turbogeneratoranlage auf Zeche „Fröhliche
                                 										Morgensonne“.
                           Die Anlage, von der Gutehoffnungshütte gebaut und Anfang
                              									1908 in Betrieb genommen, wird von dem Abdampf von 13 größeren und kleineren
                              									Kolbendampfmaschinen des Zechenbetriebs gespeist. Die Sammelleitung zur Turbine hat
                              									einen Durchmesser von 1 m; in dieselbe münden die einzelnen Abdampfleitungen der
                              									Maschinen, die eine Gesamtlänge von 500 m haben und sorgfältig isoliert sind. Vor
                              									dem Eintritt in den Wärmespeicher „System Gutehoffnungshütte-Rateau“ durchströmt der Dampf ein
                              									Sicherheitsventil zur Verhütung eines höheren Druckes als 0,2 at in der
                              									Abdampfleitung und einen Oelabscheider. Die zwei Wärmespeicher haben einen
                              									Durchmesser von 8 bezw. 3 m; der Abdampf strömt aus ihnen gleichmäßig der Turbine
                              									zu. Diese ist eine Abdampfturbine von 1650 KW Leistung mit 1500 Umdrehungen i. d.
                              									Min. Sie ist eine vielstufige Reaktionsturbine mit Dampfzuführung in der Mitte und
                              									Abströmung nach beiden Seiten, so daß eine besondere Entlastung des Achsialschubes
                              									unnötig wird. Das vordere Lager ist Traglager und Kammlager zugleich zur genauen
                              									Einstellung des Rotors. Der hintere Lagerbock nimmt das zweite Turbinenlager, das
                              									vordere Generatorlager und die elastische Kupplung auf. Die Lagerschalen mit
                              									Weißmetallfutter besitzen durch ihre kugelige Stützung eine gewisse
                              									Beweglichkeit.
                           Der Dampfzutritt zu der Turbine erfolgt durch Doppelsitzventile mit besonderen
                              									Abschlußflächen, welche bei allen
                              									Belastungsänderungen eine exakte Regulierung gestatten. Die Ventile werden durch
                              									einen Druckölservemotor vom Regulator aus für jede Belastung eingestellt. Die
                              									Geschwindigkeitsunterschiede bei Leerlauf und Vollbelastung betragen etwa 2 v. H.
                              									Die Turbine besitzt Zentralschmierung mittels Drucköl, das bei seinem Kreislauf
                              									gereinigt und gekühlt wird. Beim Versagen der Oelpumpe wird auch selbsttätig die
                              									Steuerung der Maschine abgestellt und diese stillgesetzt, da für die Steuerung ein
                              									bestimmter Oeldruck erforderlich ist. Der Abdampf der Turbine wird in einem
                              									Gegenstromoberflächenkondensator von 1000 qm Kühlfläche niedergeschlagen. Hier- zu
                              									gehört eine Kühlwasserzentrifugalpumpe von 1360 cbm stündlicher Leistung, die
                              									von einem 100 PS-Elektromotor angetrieben wird. Die Luftpumpe hat 600 mm
                              									Zylinderdurchmesser und 400 mm Hub und wird mittels Riemen von einem 45
                              									PS-Elektromotor angetrieben. Die Kondensatpumpe wird von einem 6,5 PS-Elektromotor
                              									angetrieben.
                           Der von dem Turbogenerator erzeugte Drehstrom dient hauptsächlich zum Betriebe einer
                              									unterirdischen Wasserhaltung, die minutlich 8 cbm Wasser auf 525 m Höhe zu fördern
                              									hat. [Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenwesen 1910, S. 241.]
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           Ueber Trockenelemente.
                           Auf der 16. Hauptversammlung der American Electrochemical
                                 										Society wurde eine Abhandlung von Charles F.
                                 										Burgess und Carl Hambuechen verlesen, in der
                              									über die Eigenschaften der gebräuchlichen Trockenelemente und über die
                              									Anforderungen, denen sie genügen sollen, ein sachgemäßes Urteil gefällt wird.
                           Man braucht Trockenelemente im Fernsprechwesen, zur elektrischen Zündung von
                              									Explosionsmotoren, zum Betrieb elektrischer Klingeln usw.
                           Ein Trockenelement soll eine lange Lebensdauer, geringen inneren Widerstand, geringe
                              									Polarisation haben und sich nach größerer Stromentnahme rasch erholen. Ferner muß
                              									das Gefäß wasserdicht sein, der Widerstand soll mit sinkender Temperatur möglichst
                              									wenig steigen, das Element soll sich in den Stromkreis leicht einschalten lassen und
                              									schließlich soll es auch gefällig aussehen.
                           Trotzdem in den Vereinigten Staaten jährlich etwa 40 Millionen Trockenelemente
                              									hergestellt werden, hat man doch bisher die chemischen und physikalischen
                              									Eigenschaften der beim Aufbau von Trockenelementen gebrauchten Stoffe wenig
                              									untersucht.
                           Etwa ⅘ aller in Amerika gefertigten Trockenelemente haben einen walzenförmigen
                              									Zinkbehälter von 15 cm Höhe und 6 cm ⌀, der zugleich als Zinkpol dient. Der Kohlepol
                              									ist ein Kohlenstab, der nicht ganz bis zum Boden reicht, oben mit Pech abgedichtet
                              									ist und am Kopf eine Messingkappe oder -Schraube als Polklemme trägt. Die Füllung
                              									der meisten Elemente hat durchschnittlich die Zusammensetzung: 5 kg Braunstein, 5 kg Retortenkohle
                              									oder Graphit (oder auch beide zusammen), 1 kg Salmiak, ½ kg Chlorzink. Die
                              									Wassermenge ist von der Trockenheit der genannten Stoffe, ihrer Feinheit und der Art
                              									der Papierauskleidung usw. abhängig. Oft gibt man noch Stärke und andere Stoffe zu,
                              									um die Füllung teigig zu machen und die Berührung mit dem Zink zu verbessern.
                           Der Braunstein (gekörnt oder gepulvert) soll mindestens 85 v. H. Mangandioxyd (Mn O2) und weniger
                              									als 1 v. H. Eisen enthalten. Der Braunstein wird mit gepulverter oder gekörnter
                              									Kohle gemischt (Retortenkohle, Koks, Petroleumkoks, gemahlene Bogenlichtkohlen).
                              									Durch die Art der gewählten Kohle werden die Eigenschaften des Elements wesentlich
                              									beeinflußt. Der Salmiak muß sehr rein, trocken und fein gemahlen sein, um sich innig
                              									mit der Kohle und dem Braunstein zu mischen. Das Zinkchlorid soll ebenfalls sehr
                              									rein und frei von Eisen sein; ebenso muß zum Zinkpol möglichst reines Zinkblech
                              									genommen werden. Die Kohle wird mit einer Papierschicht umgeben, die mit einer
                              									Lösung von Chlorzink und Salmiak getränkt ist.
                           Der Verbrauch an Zink ist immer größer, als der Stromentnahme entspricht, weil
                              									Lokalströme nicht ganz zu vermeiden sind. Wenn etwas von dem Zinnlot ins Element
                              									gerät, so schadet das lange nicht so viel, als wenn Kupfer hineingelangt, das sich
                              									auf dem Zink niederschlägt und mit ihm eine galvanische Kette bildet. Eine kleine
                              									Menge Kupfer kann ein neues Element in weniger als 24 Stunden verderben; das Zink
                              									wird dabei so zerstört, als wenn das Element bis zur äußersten Erschöpfung hätte
                              									arbeiten müssen. Deshalb muß man peinlich vermeiden, daß von oxydierten
                              									Messingteilen etwas Kupfer in das Element gelangt. Eisen ist nicht so schädlich.
                              									Bisweilen gerät etwas von den Füllstoffen, Braunstein und Kohle, an das Zink; jedes
                              									solche Teilchen zerstört das Zink in seiner Nähe. Auch Ungleichmäßigkeiten im Zink,
                              									die z.B. schon beim Zutritt von Luft sich bilden können, erregen Lokalströme.
                              									Deshalb soll man der Luft den Zutritt ins Innere wehren. Bei einigen Elementen
                              									berührt der Kohlestab direkt die Papierauskleidung am Boden; dadurch entsteht ein
                              									Strom, der von der Kohle durch das Papier zum Zink, dann durch das Papier zum
                              									Braunstein und zurück zur Kohle geht und nach einer Messung der Verfasser 0,18 Volt
                              									Spannung hat.
                           Ob das Amalgamieren des Zinks besonderen Vorteil hat, ist fraglich; auch ob ein
                              									geriffelter Kohlenstab große Vorzüge vor einem glatten Stab hat, bezweifeln die
                              									Verfasser.
                           Die Klemmenspannung des offenen Elements beträgt 1,56 Volt; bei Stromentnahme sinkt
                              									sie und zwar umso steiler, je mehr Strom entnommen wird. Durch Kurzschluß wird das
                              									Element schon in einer Stunde erschöpft; es leistet dabei durchschnittlich 10
                              									Amperestunden; bei angsamerer Stromentnahme kann es 30 Amperestunden oder mehr bei
                              									(im Mittel) etwa 1 Volt, d.h. 30 Wattstunden liefern.
                           Während des Gebrauchs steigt der innere Widerstand, weil
                              									das Mangandioxyd teilweise reduziert wird, unlösliche Verunreinigungen des Zinks und
                              									basische Zinksalze sich auf der Zinkfläche ansammeln, in das Papier eindringen und
                              									den Elektrolyten verdrängen. In verbrauchten Elementen findet man gewöhnlich eine
                              									mehrere Millimeter dicke harte Kruste an der Innenseite des Papiers.
                           Indem man als Salz allein Salmiak verwendet, kann man die Bildung unlöslicher
                              									Doppelchloride vermindern und mehr Amperestunden entnehmen; aber das Element hat,
                              									wenn kein Chlorzink zugegeben wurde, bei offenem Stromkreis geringere
                              									Lebensdauer.
                           In den letzten zwei Jahren sind die Trockenelemente merklich besser geworden; es
                              									bleibt indessen hier noch viel zu tun. Besonderer Wert ist auf eine sachgemäße
                              									Prüfung zu legen, für welche Normalmethoden zu vereinbaren wären. [Electrochemical
                              									and metallurgical Industry, Jahrg. 7, S. 523.]
                           
                              A.
                              
                           
                        
                           Aufnahme der Querkraft im Eisenbetonbalken.
                           Wenn auch bezüglich der Abmessungen der Eiseneinlagen zur Entlastung der
                              									Schubspannungen vereinfachende Annahmen zur Gewinnung von Formeln am Platze sind, so
                              									sind doch unzulässige Annahmen zu vermeiden. Als solche bezeichnet Hotopp die amtliche Bestimmung, daß dem Beton nur die
                              									zulässige Schubspannung zugewiesen wird, während das Eisen die über dies zulässige
                              									Maß hinausgehenden Schubspannungen aufzunehmen hat.
                           Da die Eisen unter einem Winkel von 45° gegen die Balkenmitte abfallend eingelegt
                              									bezw. von der Zugzone aus in die Höhe gebogen werden, so haben diese schrägen Eisen
                              									die mit den Schubspannungen gleichzeitig auftretenden Hauptzugspannungen in der
                              									durch die oben gekennzeichneten Annahmen bedingten Größe aufzunehmen. Der
                              									Querschnitt derselben wird aus der zugelassenen Zugspannung σe berechnet. Bei dieser Berechnungsweise
                              									ist die Stärke der Eiseneinlage ohne jeden Einfluß auf die Verteilung des
                              									Schubwiderstandes zwischen Beton und Eisen.
                           Aus dem verschiedenen elastischen Verhalten des Betons und des Eisens gegen Zug- und
                              									Druck leitet Hotopp Formeln für die Größe der
                              									Schubspannung τ0, der
                              									Hauptzug- und Druckspannungen σbz und σbd in der Höhe der Nullinie und den Einfluß schräger
                              									Zugeiseneinlagen mit dem Querschnitt Fez auf die Größe dieser Spannungen ab, die nicht nur
                              									den Zusammenhang der genannten Größen untereinander klar erkennen lassen, sondern
                              									auch für die praktische Berechnung der erforderlichen Eiseneinlagen dienen
                              									können.
                           Hotopp schlägt vor, schräge Zugeiseneinlagen zu
                              									verwenden, wenn die Schubspannung τ0 ohne Eiseneinlagen 3 kg/qcm überschreitet. Diese Eiseneinlagen
                              									sind so zu bemessen, daß bei Vernachlässigung der Betonzugspannungen das Maß von
                              									1000 kg/qcm
                              									Eisenzugspannung nicht überschritten wird. Außerdem sollen die bei dem
                              									Zusammenwirken von Beton und Eisen entstehenden schrägen Betonzugspannungen den
                              									dritten Teil der Betonzugfestigkeit oder den zwanzigsten Teil der
                              									Betondruckfestigkeit nicht überschreiten. Sonst ist der Querschnitt der schrägen
                              									Zugeiseneinlagen entsprechend zu verstärken.
                           Hiernach werden folgende Formeln angewendet:
                           1. \tau_0=\frac{Q\,.\,S_0}{b_0\,J}
                           2. Für τ0 > 3 kg/qcm . . . .
                              									.
                           ist der Eisenquerschnitt der schrägen Eisen:
                           
                              F_{ez}=\frac{A\,.\,Q\,.\,S_0}{\sqrt2\,.\,\sigma_e\,.\,J}.
                              
                           3. Zum Nachweis dsr Hauptzugspannungen ist:
                           
                              \sigma_{bz}=\frac{t\,.\,Q\,.\,S_0}{J\,.\,[b_0\,.\,t+\sqrt{2}\,.\,F_{ez}\,(r_1-1)]}.
                              
                           4. Wird der zulässige Wert von σbz überschritten, so ist der erforderliche
                              									Eisenquerschnitt mit Berücksichtigung einer zulässigen Spannung σbz:
                           
                              F_{ez}=\frac{t}{\sqrt2\,(r_1-1)}\,\left[\frac{Q\,.\,S_0}{J\,.\,\sigma_{bz}}-b_0\right].
                              
                           
                           Der größere der beiden Werte Fez nach Gleichung 2 oder 4 ist zu wählen.
                           In diesen Formeln bedeutet: Q die größte Querkraft, S0 das statische Moment
                              									einer Querschnittshälfte, J das Trägheitsmoment des
                              									ganzen Querschnitts in bezug auf die Nullinie, also J/S den Hebelarm der inneren Kräfte, b0 die
                              									Querschnittsbreite, t die Teilung der schrägen
                              									Eiseneinlagen, r1
                              									= Ee/Ez das Verhältnis der
                              									Elastizitätsmodulen von Eisen und Beton auf Zug.
                           Für einen gegebenen Querschnitt der schrägen Eiseneinlagen Fez erhält man aus Gleichung 4 den
                              									zulässigen Abstand der Eiseneinlagen:
                           5. t=\frac{\sigma_e\,F_{ez}\,.\,\sqrt{2}\,\,J}{Q\,.\,S}.
                           Diese Formel entspricht genau den Formeln, die bei der Berechnung von Dübeln in
                              									verdübelten Balken und von Nietteilungen in Blechträgern üblich sind. (Hotopp.) [Beton und Eisen 1910, S. 187–190.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Schwimmende Fahrzeuge in Eisenbeton.
                           Die Unterhaltung eiserner Pontons bei Flußbadeanstalten ist wegen der erforderlichen
                              									Erneuerung der Anstriche teuer. Wegen des schnellen Durchrostens ist eine
                              									vollständige Erneuerung des Pontons schon in verhältnismäßig kurzer Zeit nötig. Bei
                              									den Flußbadeanstalten der Stadt Mannheim mußte ein 26,68 m langes, 1 m hohes und
                              									1,48 m breites eisernes Ponton erneuert werden. Statt dessen wurden zwei
                              									Eisenbetonpontons von 12,14 und 10,29 m Länge ausgeführt. Die Teilung wurde wegen
                              									der starken Beanspruchung bei dem Stapellauf und bei dem Vorbeifahren größerer
                              									Schiffe infolge des Wellenschlages erforderlich. In jedem Ponton wurden sieben
                              									wasserdichte Schotten ausgeführt. Die Trennungswände dienten zur Aussteifung der
                              									Seitenwände, des Fußbodens und der Decke des Pontons. Die Decke jeder Schotte
                              									erhielt ein Mannloch zum Einsteigen, dessen Deckel ebenfalls in Eisenbeton
                              									hergestellt wurde.
                           Die Betonmischung, die wasserdicht und leicht sein sollte, bestand aus 1 R.-T.
                              									Zement, 3 R.-T. Rheinsand, 3 R.-T. Bimskies mit 90 kg/qcm Druckfestigkeit und 1700 kg/qcm
                              									Eigengewicht. Die Eiseneinlagen beständen aus senkrechten und wagerechten
                              									Rundeisenstäben, die miteinander zu einem Netz verflochten sind. Dem inneren und
                              									äußeren Putzmörtel wurde beim Anmachen 10 v. H. Ceresit zugesetzt, um den Putz
                              									wasserdicht zu erhalten. Die Abmessungen des Pontons sind im Querschnitt: untere
                              									Breite 1,5 m, obere Breite 1,55 m, Höhe von Bodenunterkante bis Deckenoberkante 1,27
                              									m. Die Wandstärke beträgt nur 45 mm und ist am Rande zwischen Boden und Seitenwänden
                              									bezw. Decke und am Anschluß der Scheidewände voutenartig verstärkt.
                           Das Gewicht des größeren Pontons beträgt rund 8000 kg. Sein Tiefgang im unbelasteten
                              									Zustande beträgt 0,55 bis 0,60 m, bei voller Belastung 1,05–1,07 m. Die
                              									Deckenoberkante liegt dann noch 20 bis 25 cm über der Wasserlinie. Die Herstellung
                              									der Pontons dauerte 24 Tage. Sofort nach dem Ausschalen wurde mit dem Verputz
                              									begonnen. Die Außenwände wurden, soweit sie mit Wasser in Berührung kommen, noch mit
                              									Goudron angestrichen.
                           39 bezw. 28 Tage nach Fertigstellung wurden beide Pontons vom Stapel gelassen. Die
                              									beiden Fahrzeuge erwiesen sich als vollständig wasserdicht. (Perrey-Mannheim.) [Zementbeilage der Deutschen Bauzeitung 1910, S.
                              									49–51.]
                           Dr.-Ing. Weiske.
                           
                        
                           Das neue Wolffsche Reguliersystem für hydroelektrische
                              									Kraftanlagen.
                           Die neue Form der Bremsregulierung, deren Aufgabe darin besteht, die Belastung der
                              									Turbine bei allen vorkommenden Betriebsschwankungen hydraulischer oder elektrischer
                              									Art unveränderlich zu erhalten, benutzt einen Wasserwiderstand. Durch die Bewegung
                              									der Muffe eines von der Wasserkraftmaschine unmittelbar oder mittelbar angetriebenen
                              									Flachkraftreglers wird ein Flüssigkeitswiderstand gesteuert, welcher in den
                              									Stromkreis der Dynamomaschine eingeschaltet ist und bewirkt, daß in dem Maße, als
                              									die Geschwindigkeit der Turbine die Entladung des Stromnetzes steigen würde,
                              									zusätzlicher Widerstand vorgeschaltet wird, und umgekehrt. Die Turbine arbeitet also
                              									stets mit der Höchstleistung ohne Regulator und wird bei Verminderung der Belastung
                              									des Stromnetzes durch den wachsenden Flüssigkeitswiderstand gebremst, so daß sie
                              									nicht durchgehen kann. Das Verfahren ist überaus einfach und gestattet, bei
                              									Belastungsänderungen von 100 v. H. als Grenzen für die Spannungsänderungen 4 v. H.
                              									einzuhalten. Es ist aber nur für kleine Anlagen brauchbar, weil bei großen die
                              									Wasserverschwendung, die damit verbunden ist, zu unwirtschaftlich wäre. (Simmerding) [Elektrot. u. Maschinenb. Wien 1910, S.
                              									500 – 503.]
                           
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                           Neues Wasserkraftwerk in Schweden.
                           Die Stora Kopparbergs Bergslags Aktiebolag, eine der
                              									größten industriellen Unternehmungen Schwedens, hat ihren bereits im Betriebe
                              									befindlichen Wasserkraftanlagen eine neue bei Bullerfors hinzugefügt, welche nach
                              									ihrem vollständigen Ausbau 24000 PS elektrische Leistung entwickeln soll. Das Werk
                              									nutzt die in der Nähe befindlichen Wasserfälle des Dal-Flusses aus, deren Höhe
                              									allerdings nur 13 m beträgt, und deren Wassermenge außerordentlich schwankend ist.
                              									In den wasserarmen Zeiten sinkt die Wassermenge bisweilen auf 60 cbm i. d. Sek.,
                              									während sie im Frühjahr bis zu einem Höchstwert von 2000 cbm i. d. Sek. ansteigt.
                              									Zum Ausgleich dieser schwankenden Abflüsse hat man einen 200 m langen, hauptsächlich
                              									auf gewachsenem Felsen ruhenden Staudamm errichtet, dessen Bauart insofern für
                              									schwedische Verhältnisse neuartig ist, als hier zum ersten Male von einer in Amerika
                              									erprobten Konstruktion Gebrauch gemacht worden ist. Der Damm ist als hohles Bauwerk
                              									aus Stampfbeton hergestellt und in seinem Inneren liegt ein Stollen, welcher als
                              									Zugang zu den Schleusen und als Verbindung zwischen den beiden Flußufern benutzt
                              									werden kann. Die Ersparnis an Baustoffen, welche man auf diese Weise gegenüber einem
                              									vollen Staudamm erzielt hat, wird auf 60 v. H. beziffert. Der Stollen hat ferner bei
                              									der unter vollem Wasserdruck vorgenommenen Prüfung des Staudammes gestattet, das
                              									Mauerwerk in bezug auf seine Wasserdichtheit zu beobachten. Die Sohlenbreite des
                              									Dammes beträgt 15–20 m. Das angestaute Wasser wird durch elektrisch angetriebene
                              									Schützen unmittelbar der Maschinenanlage zugeleitet, welche sechs 1000pferdige
                              									Turbinen von 180 Umdrehungen i. d. Min. und zwei Erregerturbinen umfaßt. Die großen
                              									Turbinen treiben vollkommen eingekapselte Drehstromerzeuger von etwa 4 m größtem
                              									Durchmesser, welche Strom von 7000 Volt Spannung liefern. Der Strom wird
                              									hauptsächlich in den elektrischen Eisenschmelzöfen des Hochofenwerkes Domnarfvet ausgenutzt, dient aber auch zur
                              									Unterstützung der Kraftanlage der Papierfabrik Kyarnsveden; beide Werke sind Eigentum der oben genannten Gesellschaft.
                              									[Engineering 1910, S. 755.]
                           
                              H.
                              
                           
                        
                           
                           Wehr- und Wasserkraftanlage bei Bremen.
                           In Verbindung mit der geplanten Vertiefung der Wesermündung bei Bremen und der
                              									bereits durchgeführten Korrektion der Unterweser wird von der Stadt Bremen 5 km
                              									oberhalb der großen Weserbrücke eine Wehr- und Wasserkraftanlage ausgeführt, die
                              									hauptsächlich den Zweck hat, die Wasserstände des oberen Wesergebietes wieder auf
                              									den Stand zu erhöhen, den sie vor der Durchführung der Regulierungsarbeiten hatten
                              									und dadurch die bereits beobachteten Schädigungen der Bodenkultur zu beseitigen. Die
                              									Anlagen, welche eine Schleuse, ein Wehr und ein Wasserkraftwerk umfassen, sind zum
                              									Teil schon in Betrieb und weisen in technischer Beziehung eine große Anzahl von
                              									bemerkenswerten Einzelheiten auf. Die bereits im Betriebe befindliche Schleuse,
                              									bestehend aus einer Schleppzugschleuse von 350 m und einer Kammerschleuse von 70 m
                              									Nutzlänge ist z.B. mit einer elektrisch betriebenen Lokomotive zum Verholen der
                              									Schiffe ausgerüstet, welche in der Form eines Portalkranes ausgeführt ist.
                           Das Stauwehr, welches als selbsttätiges Segmentwehr nach dem Muster der in Lockport,
                              									Ontario, im Betriebe stehenden Anlage gebaut wird, besteht aus einem festen
                              									Unterteil von 1,7 m Höhe über der Flußsohle und aus einem beweglichen Wehr von
                              									4,5 m, das in zwei Oeffnungen von je 54 m Weite hergestellt wird. Dieser Teil wird
                              									durch den Ueberdruck des Oberwassers bewegt, indem man das Wasser aus der Kammer
                              									unter dem Wehr austreten läßt, oder Druckwasser in diese Kammer hineintreibt. Die
                              									Steuerung wird durch einen Rohrschieber bewirkt, dessen elektrischer Antrieb unter
                              									den Einfluß eines vom Wasserstand abhängigen Schwimmers gestellt ist, so daß sich
                              									das Wehr selbsttätig auf einen vorgeschriebenen Wasserstand hält.
                           Das durch das Wehr erzeugte Gefälle soll in einem Turbinenkraftwerk ausgenutzt
                              									werden, welches nach dem vollen Ausbau 16 Turbinen mit 12000–13000 PS Gesamtleistung
                              									erhalten soll. Die Turbinen werden teils mit 740 PS Leistung bei 40 Umdrehungen i.
                              									d. Min. für Gefälle bis zu 3,12 m, teils mit 1000 PS Leistung bei 50 Umdrehungen i.
                              									d. Min. für Gefälle bis zu 4,4 m Höhe ausgeführt und erhalten senkrechte Wellen mit
                              									je zwei Laufrädern und einer Dynamomaschine. Zunächst werden nur fünf Turbinen von
                              									je 750 PS aufgestellt. (Oeltjen.) [Deutsche Bauzeitung
                              									1910, S. 376–380.]
                           
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