| Titel: | Einiges über deutsche Löffelbagger. | 
| Autor: | Hubert Hermanns | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 609 | 
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                        Einiges über deutsche Löffelbagger.
                        Von Ingenieur Hubert Hermanns.
                           								Aachen.
                        Einiges über deutsche Löffelbagger.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 609
                              Fig. 1. Bagger in festem Keupermergel, der unten in Gestein übergeht,
                                 										arbeitend.
                              
                           Wie bei der Bewegung und Verteilung von losem Schüttgut geht man auch bei der
                              									Ausführung von Erdund Abraumarbeiten, also dort, wo es sich darum handelt, festes
                              									Material loszulösen und in Transportmittel zu verladen, in immer weiterem Umfange
                              									dazu über, diese Arbeiten maschinell zu bewerkstelligen. Naturgemäß sind an ein
                              									Abraum- und Hebemittel Anforderungen zu stellen, die von denen für die Bewältigung
                              									von losem Gut vollständig abweichen. Ganz abgesehen von der verschiedenen
                              									Beschaffenheit des Gutes an sich, das in dem einen Fall nur geschöpft und gehoben zu
                              									werden braucht oder unter geeigneter Anordnung dem Transportmittel in freiem Zufluß
                              									zufällt, in dem anderen Fall aber von dem Erdboden noch losgelöst und darauf
                              									verladen werden muß, besteht der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Förderarten
                              									darin, daß bei reinen Fördereinrichtungen; immer mit einem räumlich genau
                              									abgegrenzten Ladegelände gerechnet werden muß, während sich bei Abraumarbeiten
                              									naturgemäß die Ladestelle mit dem Fortschreiten der Arbeiten immerfort ändert.
                              									Hieraus ergeben sich nun für eine für Erdarbeiten zur Verwendung gelangende
                              									maschinelle Einrichtung folgende Bedingungen:
                           1. Die maschinelle Abraumvorrichtung wird von einer zentralen Krafterzeugungsanlage
                              									in der Regel unabhängig gemacht werden müssen. Vielmehr muß die Maschine ihre
                              									Antriebskraft selbst erzeugen. Eine Ausnahme hiervon bilden nur, wie noch weiter
                              									unten gezeigt werden soll, elektrisch angetriebene Abraummaschinen, denen die
                              									Betriebskraft durch ein langes, auf eine Trommel aufgespultes Kabel, das je nach
                              									Bedarf abgelassen und wieder aufgewickelt werden kann, zugeführt wird. Naturgemäß
                              									ist solchen Maschinen auch nur ein beschränkter Aktionsradius eigen, da es ja
                              									praktisch nicht möglich ist, etwa ein viele Kilometer langes Kabel aufzurollen und
                              									mitzunehmen. Zunächst würde hierdurch das tote Gewicht der Maschine zu groß werden,
                              									sodann würden aber auch die Anschaffungskosten gewaltig gesteigert, abgesehen davon,
                              									daß ein solches langes Kabel leicht absichtlich oder unabsichtlich beschädigt werden
                              									und so zu längeren oder kürzeren Betriebsstörungen Anlaß geben würde.
                           
                           Akkumulatorbetrieb würde auch die Anschaffungskosten der Maschine zu ungünstig
                              									beeinflussen, wozu noch kommt, daß das Laden der Akkumulatoren mit großen
                              									Schwierigkeiten verbunden sein würde. Es wird also gewöhnlich Dampf als
                              									Antriebskraft für eine Abraummaschine in Frage kommen.
                           2. Eine Abraumvorrichtung muß nach Art einer von Hand geführten Grabschaufel so
                              									konstruiert sein, daß sie sich in das Erdreich eingräbt und sich bei der
                              									Weiterbewegung mit dem abgegrabenen Material selbsttätig füllt. Hierauf muß das
                              									Schöpfgefäß auf irgend eine Weise gehoben und in ein bereitgehaltenes Transportgefäß
                              									entleert werden können, um so das abgebaute Gut nach einer Abladestelle befördern zu
                              									können.
                           Die Abraummaschine dient also nicht nur als Vorrichtung zum Lösen des Erdreiches,
                              									sondern auch zum Heben und Verladen desselben, vereinigt also tatsächlich in sich
                              									zwei Maschinen.
                           3. Entsprechend diesen an eine Abraummaschine zu stellenden Anforderungen, die zumal
                              									beim Graben in festem und widerstandsfähigem Boden manchmal zu sehr hohen
                              									Beanspruchungen der Triebwerksteile sowohl als auch des ganzen Aufbaues einer
                              									solchen Maschine führen können, muß die ganze Konstruktion einer Abraumvorrichtung
                              									sehr stark und stabil gehalten werden, um Brüchen und Betriebsstörungen nach
                              									Möglichkeit vorzubeugen. Insbesondere muß auch die Maschine, welche das Graben und
                              									Loslösen des Erdreiches vermittelt, in ziemlich weitem Maße überlastbar sein.
                              									Andererseits muß dieselbe jedoch dann selbsttätig stoppen, wenn die Beanspruchung so
                              									groß wird, daß Brüche zu befürchten sind.
                           In Nr. 6 und 7 des Jahrgangs 1909 dieser Zeitschrift hat bereits Prof. Buhle eine eingehende Arbeit über Schaufelbagger von
                              										Menck & Hambrock veröffentlicht. Es sei mir nun
                              									im folgenden gestattet, zu dieser Abhandlung noch einige Zusätze und Nachträge zu
                              									bringen. Es wird sich dabei in der Hauptsache darum handeln, neuere Ausführungen von
                              									Abraum- und Verladeanlagen mittels Löffelbaggers zu besprechen, sodann aber
                              									insbesondere hinsichtlich des Eisenbahnlöffelbaggers sowie des elektrisch
                              									betriebenen Löffelbaggers, die Prof. Buhle in seiner
                              									erwähnten Arbeit nur gestreift hat, nähere Angaben zu machen. Es dürfte dies
                              									umsomehr am Platze sein, als gerade der Löffelbagger mit elektrischem Antrieb in den
                              									letzten Jahren eine immer mehr wachsende Bedeutung erhält. Aber auch erfreut sich
                              									der Eisenbahnlöffelbagger einer steigenden Beliebtheit bei ausgedehnten Erdarbeiten.
                              									Erwähnt sei noch, daß die nachstehend wiedergegebenen und besprochenen Bagger
                              									ebenfalls Erzeugnisse der Firma Menck & Hambrock darstellen. Es ist mir eine angenehme Pflicht,
                              									dieser Firma für die mir bei meiner Arbeit geliehene Unterstützung auch an dieser
                              									Stelle meinen besten Dank zum Ausdruck zu bringen.
                           Zunächst mögen also einige in neuerer Zeit in Betrieb gesetzte Abraumbagger im Bilde
                              									vorgeführt und kurz erläutert werden. Schon Prof. Buhle
                              									hat in seinem Aufsatz auf die große Grabkraft des Löffelbaggers hingewiesen, die ihn
                              									in den Stand setzt, sehr schwierige Bodenarten abzubauen und ihm somit ein
                              									nicht unwesentliches Uebergewicht über den Tiefbagger zu sichern. Fauler Fels oder
                              									in dünnen Schichten mit Ton oder sonstigem leichter abzugrabenden Gut durchsetzter
                              									Fels läßt sich in der Regel ohne Vornahme von Sprengungen abgraben. So arbeitet der
                              									in Fig. 1 wiedergegebene Löffelbagger in sehr festem
                              									Keupermergel, der unten in Gestein übergeht. Das Material braucht hier nicht
                              									vorgeschossen zu werden. So können auch Schlackenhalden, die zur Gewinnung von zu
                              									immer größerer Bedeutung gelangendem Spülversatzmaterial, welches zur Ausfüllung der
                              									bereits abgebauten Grubenstollen dient, in der Regel ohne Vornahme von Sprengungen
                              									abgebaut werden, ein Umstand, der hier deshalb von besonderer Bedeutung ist, als
                              									hier mit großen Leistungen gerechnet werden muß und das Gut keine unnötige
                              									Verteuerung erleiden darf. In Fig. 2 ist noch ein in
                              									einer hohen Steinhalde arbeitender Bagger zur Darstellung gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 610
                              Fig. 2. Bagger bei Schlitzarbeit in einer hohen Steinhalde.
                              
                           Festeres Gestein erfordert naturgemäß zum rationellen Arbeiten des Baggers einige
                              									Sprengschüsse, die indessen das Material nicht vollständig loszusprengen brauchen,
                              									was nur bei ganz festem und kompaktem Fels erforderlich ist. In der Regel genügt
                              									eine Lockerung des Gesteins, das dann meist durch den Bagger in erfolgreicher Weise
                              									abgebaut werden kann. Die Anwendung des Löffelbaggers hat also hier außer den
                              									verringerten Ladekosten noch eine verminderte Ausgabe für Sprengkosten im Gefolge.
                              									In besonderer Weise eignet sich der Bagger für das
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 611
                              Fig. 3. Bagger im Schieferbruch beim Aufladen des aus unbrauchbarem
                                 										Schieferfelsen bestehenden und geschossenen Abraumes.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 611
                              Fig. 4. Bagger im Abraumbetriebe einer Braunkohlengrube.
                              
                           Wegräumen von geschossenem Schiefergestein, das durch geeignet angesetzte
                              									Schüsse nicht nur zu einem großen Teil losgesprengt zu werden pflegt, sondern auch
                              									in weitem Umfange gelockert wird und so durch den Löffelbagger leicht abgebaut zu
                              									werden vermag. Einen in einem Schieferbruch mit dem Aufladen des aus unbrauchbarem
                              									Schieferfelsen bestehenden und geschossenen Abraumes beschäftigten Bagger gibt Fig. 3 wieder. Es bedarf wohl nicht des Hinweises
                              									darauf, daß der Bagger, um ihn vor umherfliegenden Gesteinstücken und vor
                              									Beschädigungen zu schützen, bei der Vornahme von Sprengungen bis zu einer gewissen
                              									Entfernung von der Schußstelle in Sicherheit gebracht werden muß. Derselbe muß
                              									demgemäß in diesem Falle auf einem durchgehenden Gleise montiert sein, während sonst
                              									bekanntlich in der Regel ein kurzes Gleisstück für denselben genügt. Die
                              									Leistungsfähigkeit des Baggers wird naturgemäß hierdurch bis zu einem bestimmten
                              									Grade herabgesetzt, da derselbe während der Sprengungsarbeiten untätig bleiben muß.
                              									Vorteilhaft ist es in einem solchen Falle, zwei Arbeitsstellen vorzusehen, von denen
                              									an der einen Sprengungen vorgenommen werden, während der Bagger an der anderen das
                              									geschossene Material wegräumt. Andererseits können die Sprengungen aber auch während
                              									der regelmäßigen Arbeitspausen vorgenommen werden.
                           Es dürfte noch von allgemeinerem Interesse sein, auf eine bemerkenswerte Lösung
                              									der Abraum- und Transportnotwendigkeiten hinzuweisen, wie sie beim Abraum einer im
                              									Tagebau betriebenen Braunkohlengrube gefunden wurde und in Fig. 4 abgebildet ist. Wie aus der Abbildung hervorgeht, wird der
                              									Transport des abgebauten Gutes nicht mittels Wagen bewerkstelligt. Vielmehr entladet
                              									der Bagger das Abbaumaterial in einen fahrbaren Schütttrichter, unter welchem sich
                              									ein biegsames Transportband hinzieht. Durch einen an dem unteren Auslauf des
                              									Trichters vorgesehenen Bodenschieber wird das Material dem Bande zugeführt.
                              									Letzteres ist an seinem Ende hochgeführt und schüttet das Gut in eine Rutsche,
                              									welche dasselbe sodann an ein zweites, quer liegendes Transportband abgibt. Der
                              									abgebaute Boden besteht aus hartem Ton, der mit scharfem Sande durchsetzt ist. Die
                              									bei dieser Anlage, die natürlich nur bei einem stationären Abbaubetriebe anwendbar
                              									ist, erzielten Vorteile liegen auf der Hand. Vor allen Dingen wird nur ein
                              									beschränktes Personal erfordert. Weiterhin sind auch die Anlagekosten, da kein
                              									rollendes Material notwendig ist, gering, wozu noch kommt, daß einerseits der
                              									Verschleiß, andererseits auch der Kraftverbrauch wesentlich geringer sind gegenüber
                              									der Anwendung von Lokomotivbetrieb.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)