| Titel: | Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | Fritz L. Richter | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 689 | 
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                        Kondensations-Einrichtungen auf der
                           								Weltausstellung in Brüssel 1910.
                        Von Dipl.-Ing Fritz L. Richter in
                           									Chemnitz.
                        Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           Eine Ausstellung bietet den Maschinenfabriken Gelegenheit, ihre Kunden mit neuen
                              									Erzeugnissen bekannt zu machen und wird als solche benutzt werden. Abgesehen hiervon
                              									wird sie die Entwicklung, die an sich bereits bekannte Maschinen und Vorrichtungen
                              									in der Zwischenzeit erfahren haben, und welche von gleichwertigen Vorrichtungen im
                              									Laufe der Zeit bevorzugt werden, erkennen lassen. In letzter Hinsicht ist eine
                              									Weltausstellung doppelt lehrreich, weil sie im geeigneten Moment die verschiedenen
                              									Ansichten, Bedürfnisse und Bestrebungen einzelner Länder hervortreten läßt.
                              									Allerdings kann dieses Bild nicht als unbedingt und zuverlässig gelten, weil die
                              									Zahl der ausstellenden Firmen nur einen zufälligen Bruchteil der Industrie eines
                              									Landes wiedergeben kann.
                           
                        
                           
                              Allgemeines.
                              
                           In Verbindung mit den Kolbendampfmaschinen treten Neuerungen auf dem Gebiete der
                              									Dampfkondensation nicht hervor. Da die Bedürfnisse der Dampfturbinen unverkennbar
                              									die Zentralisierung der Kondensation einer Kraftanlage verbieten, hat die
                              									Zentralkondensation als solche ihre Bedeutung verloren. Die Firmen für
                              									Kondensationsanlagen treten mit Zentralkondensationsanlagen, wie wir solche noch
                              									1902 in Düsseldorf gesehen haben, nicht mehr hervor. Die Dampfmaschinen werden
                              									darauf angewiesen, sich ihr Vakuum selbst zu erzeugen. Da für den Betrieb
                              									Frischwasser nicht zur Verfügung steht, muß das Kühlwasser, das an den verschiedenen
                              									Stellen benötigt wird, im Kreislauf benutzt und zurückgekühlt werden. Die
                              									Zentralisierung der Rückkühlung in gemeinsamen Turm unter Anwendung einzelner
                              									Kondensation, wie wir es in Brüssel finden, entspricht den heutigen Bedürfnissen und
                              									stellt die Anordnung dar, die bei neuen Anlagen allgemein angewandt werden
                              									dürfte.
                           Da die gebräuchlichen Mischkondensationen der Maschinen nicht in der Lage sind, das
                              									Wasser gegen einen Ueberdruck zu fördern, gehört zur Rückkühlanlage eine besondere
                              									Umlaufpumpe, die das Wasser aus einem tiefliegenden Warmwasserbehälter auf die
                              									Wasserverteilung des Kühlturmes fördert. Oberflächenkondensationsanlagen können
                              									hierbei unmittelbar in die Druckleitung dieser Pumpe fördern. Mischkondensationen,
                              									die das Warmwasser unmittelbar auf die Wasserverteilung des Kühlturmes fördern, also
                              									die besondere Kühlturmpumpe nicht benutzen, sind auf der Ausstellung nicht zu
                              									finden.
                           
                        
                           
                              Kondensationseinrichtungen der Lokomobilen.
                              
                           Ortsfeste Lokomobilen mit Kondensation sind ausgestellt von den deutschen Firmen: R. Wolf, Magdeburg-Buckau, Heinrich Lanz, Mannheim, Maschinenfabrik
                              									Badenia Weinheim, Baden; von belgischen Firmen:
                              										Société de la Meuse, Lüttich; von französischen
                              									Firmen: Weyer & Richemond Pantin, Seine; von
                              									englischen Firmen: Ruston Proctor & Co. Ltd.; Lincoln, Richard
                                 										Garret & Sons Ltd., Leiston.
                           Bei den Lokomobilen herrscht einheitlich das Bestreben vor, durch vollkommene
                              									Verwertung der Wärme die Ueberlegenheit gegenüber unabhängig aufgestellten
                              									Kolbenmaschinen zu sichern. Dieses Bestreben ist in dem engen Zusammenhang von
                              									Maschine und Kessel begründet und wird auch durch möglichst vollkommene Verwertung
                              									des Wärmeinhaltes des Abdampfes berücksichtigt. Da die gewöhnliche Mischkondensation
                              									eine Erwärmung des Kühlwassers bis auf die Sättigungstemperatur der Abdampfspannung
                              									nicht zuläßt, kann selbst das aus dem Warmwasser der Mischkondensation entnommene
                              									Speisewasser durch den Abdampf noch um einige Grade erwärmt werden. Wenn die
                              									einfache Mischkondensation zur Erzeugung des Unterdruckes nicht übermäßig viel
                              									Kühlwasser erfordert, d.h., wenn das erzielte Vakuum gegenüber dem Wasserverbrauch
                              									nicht gar zu gering ist, können auf diese Weise nur etwa 3 v. H. der dem Kessel
                              									zuzuführenden Wärme gespart werden. Gleichwohl verzichten von zehn ausgestellten
                              									Lokomobilen mit Kondensation nur zwei auf diese Ersparnis, nämlich die französische
                              									Lokomobile von Weyer & Richemond und die englische Lokomobile von Richard
                                 										Garrett & Sons.
                           Der benötigte Röhrenvorwärmer wird stets so angeordnet, daß das Wechselventil hinter
                              									ihm gelegen ist, und daß das Speisewasser durch die Pumpe durch die Heizrohre, die
                              									vom Abdampf umspült werden, hindurchgedrückt wird. Dadurch gestattet er die
                              									Erwärmung des Speisewassers auf nahezu 100°, wenn die Lokomobile auf Auspuff
                              									umgeschaltet ist. Die Maßnahme erfordert eine Ausführung des Röhrensystems, die den
                              									eintretenden erheblichen Temperaturschwankungen und auch dem Gegendruck des Kessels
                              									gewachsen ist. Zur Erzielung eines einheitlichen Aussehens wird mit Vorteil das
                              									Wechselventil in den Vorwärmer selbst hineingebaut, so daß sich die Auspuffleitung
                              									unmittelbar vom Vorwärmer abzweigt. Solche Ausführungen zeigen beispielsweise
                              									Lokomobilen von Lanz, Mannheim.
                           Die Kondensation erfolgt ausnahmslos in einfacher Weise durch Wassereinspritzung in
                              									das Abdampfrohr hinter dem Vorwärmer. Die Kondensationsprodukte werden, ebenfalls
                              									ausnahmslos durch eine stehende Naßluftpumpe auf die atmosphärische Spannung
                              									gefördert. Diese Luftpumpe ist stets einfachwirkend mit den bekannten
                              									Gummiklappenventilen ausgebildet. Ihr Antrieb erfolgt bei den Lokomobilen von der
                              										Maschinenfabrik Badenia, Weyer & Richemond, Soc. de
                                 										la Meuse, und Ruston
                              									Proctor & Co. durch
                              									Außenkurbel, bei derjenigen von Richard Garett &
                                 										Sons durch besonderes Exzenter, während bei den Lokomobilen von Wolf und Lanz zum Antrieb der Kondensationspumpe und
                              									der Niederdrucksteuerung ein gemeinsames Exzenter benutzt wird. Bei der großen
                              									Lokomobile für 1000 PS benutzt Lanz für die Luftpumpe
                              									unabhängigen elektrischen Antrieb unter Vermittlung eines Kettentriebes. Hierzu ist
                              									zu sagen, daß diese Lokomobile in jeder Hinsicht gesondert dasteht, da es sich um
                              									eine für eine Lokomobile ganz gewaltige Leistungseinheit handelt, die vielseitig an
                              									den Konstrukteur ganz besondere Aufgaben stellte. Die an sich zweifellos schwierigen
                              									Bedingungen für die Lagerung der Kurbelwelle und die hohe Drehzahl von 215 i. d.
                              									Min. dürften zu dem besonderen Antrieb Veranlassung gegeben haben.
                           Bei den meisten Ausführungen ist mit der Kondensationsluftpumpe eine
                              									Kesselspeisepumpe durch Querhaupt verbunden, so daß ein neuer Antrieb von der Welle
                              									her vermieden wird. Ruston Proctor erreicht gleiches,
                              									indem er diese Pumpe an das Exzenter für den Niederdruckschieber kuppelt. Soc. de la Meuse sieht indessen für den Antrieb der
                              									Speisepumpe eine zweite Außenkurbel vor.
                           
                        
                           
                              Kondensationseinrichtungen der Dampfmaschinen.
                              
                           Selbständig aufgestellte Dampfmaschinen sind hauptsächlich von belgischen und
                              									holländischen Firmen und vereinzelt von englischen Firmen ausgestellt. Deutschland
                              									ist nur durch eine Schiffsmaschine mit Ventilsteuerung der Firma Lanz in Mannheim vertreten, die für die hier
                              									vorliegende Betrachtung keine Bedeutung hat.
                           Im grundsätzlichen Unterschied gegenüber den Lokomobilen findet sich bei keiner
                              									selbständigen Kolbendampfmaschine, die mit Kondensation arbeitet, zwischen dem
                              									Niederdruckzylinder und dem Mischkondensator ein Speisewasservorwärmer. Bei der
                              									weiten Entfernung, die sich zwischen Kessel und Maschine ergibt und bei der
                              									selbstständigen Zentralisierung der Dampferzeugung würde von dem erzielten
                              									Wärmegewinn zu wenig übrig bleiben, als daß man die Komplikation der Maschine dafür
                              									aufnimmt. Der Umstand, daß auf der Ausstellung im Betrieb die Vorwärmer jeder
                              									Berechtigung entbehren würden, da die Kesselanlage mit Ekonomiser ausgerüstet ist,
                              									dürfte indessen für die Maschinenfabriken keine Veranlassung sein, den Vorwärmer
                              									fortzulassen, wenn sie denselben im allgemeinen als empfehlenswert hinstellen
                              									wollten.
                           Bei sämtlichen belgischen Maschinen ist die unmittelbar mit der Maschine gekuppelte
                              									Kondensationsluftpumpe unter Flur aufgestellt und durch die Kurbel der Maschine, bei
                              									Verbundmaschinen durch die Niederdruckkurbel angetrieben; in drei Fällen wird die
                              									liegende doppeltwirkende Pumpe, in drei Fällen die stehende einfachwirkende Pumpe
                              									angewandt, so daß sich beide altbekannte Ausführungen gleichmäßig behauptet haben.
                              										Raston Proctor & Co. treiben die zweistiefelige stehende einfachwirkende Luftpumpe, die
                              									ebenfalls unter Flur aufgestellt ist, durch die nach hinten durchgeführte
                              									Kolbenstange und Winkelhebel an, während die unmittelbar mit der Kolbenstange
                              									gekuppelte und damit über Flur aufgestellte doppeltwirkende liegende Luftpumpe bei
                              									der Tandemmaschine der englischen Firma Marschall Sons
                              									& Co., Gainsborough, zu finden ist. Somit sind alle
                              									vier der bekannten Antriebsarten für die Naßluftpumpe zu finden. Bei Maschinen, die
                              									unbedingt eine Kondensation erhalten müssen und auch sollen, ist dieselbe bisweilen
                              									in der Ausstellung fortgelassen. So ist die Gleichstromdampfmaschine der
                              									holländischen Firma Gebr. Stork in Hengelo, welche an
                              									der Stromabgabe nicht beteiligt ist, aber leer läuft, nur an die
                              									Oberflächenkondensation der von derselben Firma aufgestellten Dampfturbine
                              									angeschlossen, während Louis Smulders & Co., Utrecht, Holland, bei der ausgestellten
                              									Gleichstromdampfmaschine die Frage der Kondensation ungelöst lassen. Die
                              									Maschine läuft gleichfalls leer. Bei einer kleinen stehenden
                              									Schnelläuferdampfmaschine der Firma Gebr. Stork in
                              									Hengelo findet sich die übliche Anordnung bei stehenden Maschinen, eine durch
                              									Doppelhebel vom Kreuzkopf angetriebene, an dem Rahmen angebaute Naßluftpumpe. Bei
                              									einer von der holländischen Maschinenfabrik Breda
                              									aufgestellten etwa 300 PS-Tandemmaschine mit Proellscher Ventilsteuerung fehlt die Kondensation, weil am Aufstellungsort
                              									der Maschine der Abdampf zu Heizzwecken verwandt werden soll. Die Firma Soc. Anon. H. Bollinckx Brüssel vermeidet die Kupplung
                              									der Kondensationspumpe mit der Maschine, indem sie eine liegende Verbundmaschine von
                              									350 PS, die mit Hahnsteuerung versehen ist, mit Auspuff laufen läßt und für eine
                              									1000 PS-Tandemmaschine mit Lentz-Steuerung eine
                              									elektrisch angetriebene Mischkondensation Westinghouse
                                 										Leblanc vorgesehen hat. Diese ist von der Firma Balcke & Co., Filiale Paris, ausgeführt
                              									und soll weiter unten im Zusammenhang erwähnt werden. Zusammen mit den hier
                              									erwähnten Maschinen der Firmen Gebr. Stork in Hengelo
                              									und Louis Smulders & Co. in Utrecht ist als
                              									Gleichstrommaschine die Lokomobile der Maschinenfabrik
                                 										Badenia Weinheim, Baden, zu berücksichtigen. Man erkennt, daß in Verbindung
                              									mit den Gleichstrom-Maschinen die Frage der Kondensation teils offen gelassen ist
                              									und bei der Maschinenfabrik Badenia in normaler Weise
                              									gelöst ist. Dies ist insofern bemerkenswert, als diese Maschinen ebenso wie die
                              									Turbinen erhöhte Anforderungen an das Vakuum stellen. Da auch die Maschinen, welche
                              									an der Stromversorgung beteiligt sind, stets nur verhältnismäßig gering belastet
                              									sind, hat eine Betrachtung des von den Kondensationen erreichten Vakuums keinen
                              									Wert.
                           
                        
                           
                              Kondensationseinrichtungen der Dampfturbinen.
                              
                           Die Dampfturbinen haben an die Kondensation vielseitig neue Anforderungen gestellt.
                              									Die Oelfreiheit des Abdampfes gestattet die Gewinnung eines vorzüglichen
                              									Speisewassers für den Kessel, das man im Interesse einer erheblichen Einschränkung
                              									der Kesselreinigung und zum Besten der Instandhaltung der Kessel niemals preisgeben
                              									sollte. Deshalb ist bei den ersten Dampfturbinenfirmen Deutschlands die Anwendung
                              									einer Oberflächenkondensation auch die Regel geworden. Auf der Ausstellung ist die
                              									2500 PS-Turbine der Bergmann Elektrizitätswerke
                                 										Akt.-Ges. dementsprechend mit Oberflächenkondensation ausgerüstet. Die
                              									bekannte Turbinenfirma Brown Boveri & Cie., Baden, hat bei ihrer 1200 PS-Turbine, die
                              									italienische Firma Franco Tosi, Legnano, bei ihrer 5000
                              									PS-Turbine und Gebr. Stork, Hengelo, bei ihrer 1800
                              									PS-Turbine, übereinstimmend Oberflächenkondensation angewandt. In Frankreich
                              									hingegen scheint man diesem Vorteil, der aus dem Turbinenbetrieb für die
                              									Kesselanlage gewinnbar ist, nicht die gleiche Beachtung zu schenken. Es ist
                              									auffallend, daß beide von französischen Firmen ausgestellte Turbinen, nämlich die
                              									Turbine der Firma Dujardin & Co. in Lille für 2500
                              									PS und die Elektra-Turbine der Comp. Générale
                                 										Électrique in Nancy für 300 PS mit Mischkondensation ausgerüstet sind. Die
                              									benannten Turbinen sind an der Stromlieferung beteiligt und somit als von den Firmen
                              									betriebsfertig ausgerüstete Aggregate anzusehen.
                           Bei einer von der belgischen Firma Soc. anon. John
                                 										Cockerill, Searing, ausgestellten Dampfturbine, System Brown Boveri und bei einer von der belgischen Firma Bollinckx, Brüssel, ausgestellten Turbine, System Barbezat, sowie weiteren Aggregaten der benannten
                              									Firmen ist die Frage der Kondensation offengelassen, da die Turbinen nicht im
                              									Betrieb sind.
                           Die Turbine stellt an die Kondensation ferner neue Anforderungen, indem
                              									unbedingt ein höheres Vakuum verlangt werden muß. Sie kommt aber ihrerseits dieser
                              									Forderung wieder in hohem Maße dadurch entgegen, daß die Luft wesentlich
                              									vollkommener als bei Dampfmaschinen von den Vakuumräumen ferngehalten wird.
                              									Grundsätzlich werden bei Turbinen die unter Vakuum stehenden Stopfbüchsen gegenüber
                              									dem Zutritt der Luft gesperrt. Im allgemeinen wird hierzu Sperrung durch Frischdampf
                              									benutzt, wobei die Dampfzufuhr durch ein Ventil einstellbar ist. Bei der Bergmann-Turbine, wird der von der Hochdruckstopfbüchse
                              									entweichende Dampf zum Sperren der Niederdruckstopfbüchse verwendet. Hierbei könnte,
                              									vor allem bei geringen Belastungen, der Dampf zum Sperren der Niederdruckstopfbüchse
                              									nicht genügen. Dann kann der Niederdruckstopfbüchse Frischdampf durch eine durch ein
                              									Ventil einstellbare Leitung zugeführt werden. Solche Maßnahme ist unter allen
                              									Umständen erforderlich, wenn die Niederdruckstopfbüchse an die Hochdruckstopfbüchse
                              									gekuppelt wird, um eine Verminderung an Sperrdampfverlust herbeizuführen.
                           Da die Stopfbüchsen stets mit Labyrinthdichtung versehen sind, ist absolutes
                              									Dichthalten unmöglich. Um den Eintritt von Luft in die Vakuumräume zu vermeiden, muß
                              									deshalb die Zufuhr von Sperrdampf so eingestellt Werden, daß etwas Dampf nach außen
                              									entweicht. Die Turbinen sind deshalb an den Stopfbüchsen mit regelrechten Abzugsschloten versehen, die bis über die
                              									Turbinenoberkante hinaufgeführt werden, so daß der Dampf in Unschädlicher Höhe
                              									entweicht. Diese Schlote läßt man dann ziemlich stark dampfen, wie es bei den in
                              									Betrieb befindlichen Turbinen zu erkennen ist. Ein erheblicher Dampfverlust kann
                              									hierbei nicht eintreten, weil sich ein solcher durch Geräusch des entweichenden
                              									Dampfes verbieten und bemerkbar machen würde.
                           Dujardin & Co. in Lille
                              									haben als einzige Firma die Sperrung mit Wasser vorgenommen. Im allgemeinen wird die
                              									Sperrung mit Dampf bevorzugt, weil bei der Wassersperrung eine chemische
                              									Beeinflussung der Welle und Dichtungsringe befürchtet wird.
                           Die Bestrebungen sind alt, den Turbinen auch kreisende Kondensationsmaschinen an die
                              									Seite zu stellen, um eine einheitliche Maschinenanlage nach kreisendem System zu
                              									erhalten. Es war zu erwarten, daß die Brüsseler Ausstellung auf diesem Gebiete einen
                              									Fortgang der Entwicklung zeitigen würde, wenn schon bereits in der Zwischenzeit die
                              										Westinghouse-Leblanc-Kondensation in der Ausführung
                              									der Firma Balcke allgemein bekannt geworden ist.
                              									Beachtenswert ist deshalb, daß die rotierende Kondensation noch nicht allgemeinen
                              									Eingang gefunden hat, daß vielmehr die Kolbenpumpe sich bis heute noch bei ersten
                              									Dampfturbinenfirmen gehalten hat.
                           Die 1200 PS-Dampfturbine der Firma Brown Boveri &
                                 										Cie. in Baden, die mit 2400–3000 Umdrehungen i. d. Min. läuft und mit einem
                              									Drehstromgenerator der Firma gekuppelt ist, ist mit einer normalen
                              									Oberflächenkondensation ausgerüstet. Für den Wasserumlauf dient eine Kreiselpumpe
                              									mit wagerechter Welle, die mit einem Elektromotor direkt gekuppelt ist, der durch
                              										Morse-Kette eine stehende Edward-Pumpe antreibt, die zur Förderung von Luft und Kondenswasser dient.
                              									Uebereinstimmende Kondensation ist bei der 1800 PS-Zoelly-Turbine der Firma Gebr. Stork in
                              									Hengelo, die mit 3000 Umdrehungen i. d. Min. läuft und mit einem Siemens-Schuckert-Drehstromgenerator gekuppelt ist,
                              									angewandt. Die stehende Kolbenluftpumpe, System Edward,
                              									hat hier einen selbstständigen elektrischen Antrieb durch einen langsam laufenden
                              									Elektromotor erhalten. Schließlich ist auch die 5000 PS-Dampfturbine von Franco Tosi, die mit 1260 Umdrehungen i. d. Min. läuft
                              									und mit einem Drehstromgenerator der Firma Brown Boveri
                              									& Cie. in Baden gekuppelt ist, mit normaler
                              									Oberflächenkondensation ausgerüstet. Die Kreiselpumpe in unmittelbarer Kuppelung mit
                              									einem Elektromotor ist hier mit senkrechter Welle ausgeführt, wahrscheinlich in der
                              									Absicht, die Pumpe so tief aufstellen zu können, daß sie jederzeit ohne Auffüllung
                              									anlaufen kann. Die stehende Kondensationsluftpumpe ist scheinbar zweistufig
                              									ausgeführt und wird selbständig durch einen Elektromotor angetrieben. Die
                              									Kreiselpumpe und der eigentliche Pumpenkörper der Luftpumpe sind in die Kellersohle
                              									versenkt. Durch diese Maßnahme wird ein sauberer und von allen Rohrleitungen
                              									freigehaltener Kellerflur geschaffen, der genau wie der Maschinenflur mit Fliesen
                              									belegt ist. Diese Maßnahme ist ansprechend im Gegensatz zu dem unzugänglichen
                              									Einbau, den die Kondensationsmaschinen oft erfahren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 691
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 691
                              Fig. 2.
                              
                           Im allgemeinen wird zwischen der Turbine und dem Oberflächenkondensator gemäß Fig. 1 ein Stopfbüchsenrohr eingeschaltet, und die
                              									Stopfbüchse wird durch Wasser gesperrt. Hierdurch wird die Aufstellung des
                              									Kondensators von derjenigen der Turbine unabhängig. Ferner ist dafür gesorgt, daß
                              									der große Vakuumflansch, der zwischen Turbine und Kondensator notwendig ist und der
                              									durch Temperaturdehnungen leicht undicht werden kann und dann erhebliche Luftmengen
                              									in den Kondensator eintreten ließe, beseitigt wird. Franco
                                 										Tosi löst diese Aufgabe auf eine andere Weise. Wie aus Fig. 2 ersichtlich, ruht der ganze
                              									Oberflächenkondensator auf sechs Schraubenfedern, deren Stützpunkte in der Höhe
                              									verstellbar sind. Die Stützpunkte der Schraubenfedern werden nun so weit gehoben,
                              									daß der Kondensator mit einer für die Abdichtung nötigen Pressung von unten gegen
                              									den Auspuff-Flansch der Turbine gedrückt wird. Die Pressung kann dabei im Grenzfall
                              									so weit getrieben werden, bis von den Federn außer dem Gewicht des Kondensators noch
                              									das gesamte Gewicht der Turbine aufgenommen wird. Sind die Schraubenfedern
                              									hinreichend elastisch, so ist dadurch dem Monteur genügender Spielraum für die
                              									Einstellung gegeben. Treten nunmehr Wärmedehnungen auf, so werden dieselben durch
                              									die Formveränderung in den Schraubenfedern, die den Kondensator tragen,
                              									aufgenommen. Allerdings wird dadurch eine Veränderung in der Pressung in der
                              									Flanschabdichtung hervorgerufen. Durch Anwendung genügend elastischer Federn kann
                              									diese Veränderung aber auf ein so geringes Maß eingeschränkt werden, daß die
                              									Aufrechterhaltung der Flanschdichtung gewährleistet bleibt. Da die Pressung in der
                              									Dichtung von unten her durch die Kraft der Federn zustande kommt, könnte die
                              									Verschraubung an der Flanschverbindung eigentlich fortfallen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)