| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 702 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ein neuer Steinbrecher.
                           Die Firma Symons Brothers in Chicago baut einen
                              									Steinbrecher, der sich von den bisher ausgeführten Konstruktionen merklich
                              									unterscheidet und manche Vorzüge vor ihnen haben soll. Die Steine werden hierbei von
                              									zwei schnell rotierenden kegelförmigen Scheiben zerbrochen, deren Achsen einen
                              									geringen Winkel miteinander bilden. Dieser Winkel ist zu verändern, ebenso ist die
                              									Entfernung zwischen beiden Scheiben zwecks Veränderung der Stückgröße
                              									verstellbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 702
                              Fig. 1.
                              
                           Das zerkleinerte Produkt wird durch die Fliehkraft
                              									herausgeschleudert, so daß Verstopfen und Festsetzen des Materials möglichst
                              									vermieden ist. Diese Steinbrecher werden in verschiedenen Größen gebaut und eignen
                              									sich besonders zur Herstellung großer Mengen von kleineren Steinstücken derselben
                              									Größe. In Fig. 1 ist ein derartiger Steinbrecher
                              									dargestellt; A ist die hohle Haupt welle mit dem
                              									halbkugeligen Kopf B. Dieser Kopf B trägt außen einen mit Gewinde versehenen Flansch, auf
                              									den die Stahlgußkappe C geschraubt ist, welche in der
                              									Mitte mit einer Oeffnung zum Einfüllen der Steine versehen ist und innen eine
                              									Brechscheibe D aus Manganstahl trägt. Die Welle A läuft in zwei langen Weißmetallagern, die mit
                              									Kühlwassermantel versehen sind und durch Oelpumpe zwangläufig geschmiert werden; auf
                              									der Welle A ist auch die Antriebsriemenscheibe
                              									verkeilt. In der hohlen Welle A
                              									ist die volle Welle E angeordnet, die auf der
                              									einen Seite einen Halbkugelkopf F mit Brechscheibe G trägt, der unter Zwischenschaltung eines
                              									Weißgußfutters nach Art eines Kugelgelenkes in dem halbkugeligen Kopf B der Welle A gelagert
                              									ist. Das andere Ende der Welle E ruht in einem
                              									nachstellbaren Sellerslager; durch einseitiges Anziehen der Stellschrauben kann die
                              									Welle E an dem Schwanzende derart verschoben werden,
                              									daß sie nicht mehr parallel zur Welle A liegt, sondern
                              									einen kleinen Winkel mit ihr bildet. Hierdurch wird die Stellung der beiden
                              									Brechscheiben zueinander verändert, die dann an einem Punkte ihres Umfanges einander
                              									näherstehen als an den anderen Punkten; die Breite dieses Zwischenraumes und damit
                              									die Stückgröße des zerkleinerten Materials kann verändert werden durch Verstellen
                              									der Kappe C.
                           Die hohle Welle A mit der Brechscheibe D wird mit hoher Geschwindigkeit angetrieben; die volle
                              									Welle mit Brechscheibe G wird nicht besonders
                              									angetrieben, hat dagegen bei Leerlauf des Steinbrechers Neigung, sich mitzudrehen,
                              									wegen der Reibung zwischen F und B. Sobald Steine eingefüllt werden, sind beide
                              									Brechscheiben durch den entstehenden Druck gezwungen, in derselben Drehrichtung und
                              									mit derselben Geschwindigkeit zu rotieren. Die Steine werden durch die Fliehkraft
                              									nach außen geschleudert, gelangen erst in den breiten, dann allmählich in den engen
                              									Raum zwischen beiden Brechscheiben, wo sie zerbrochen und alsbald herausgeschleudert
                              									werden; die zerkleinerten Stücke gelangen durch Oeffnungen H der Kappe C in eine ringförmige
                              									Sammelhaube, die am Boden entleert wird. Schwingungen und Erschütterungen sind bei
                              									diesem Steinbrecher möglichst vermieden, das Brechen wird durch direkten, allmählich
                              									anwachsenden Druck ohne mahlende Wirkung vollzogen. Die Abnutzung der Brechscheiben
                              									ist auf eine große Fläche verteilt und kann durch Nachstellen der Kappe C ausgeglichen werden; bemerkenswert ist, daß die
                              									Brechscheiben innen, an den Arbeitsflächen, nicht geriffelt, sondern glatt sind. Die Maschinen
                              									werden gebaut mit Brechscheiben von 330 – 1200 mm ⌀; der Steinbrecher mit
                              									Brechscheiben von 1200 mm ⌀ läuft mit 250 Umdr. i. d. Min., nimmt Steine von 185 mm
                              									⌀ auf und zerkleinert sie je nach Einstellung zu Stücken von 16 – 75 mm ⌀. Wird nur
                              									eine Stückgröße von 25 mm gewünscht, so beträgt die stündliche Leistung 50 – 90 t.
                              									Die zweite Größe mit Scheiben von 600 mm ⌀ läuft mit 400 Umdr. i. d. Min., kann 100
                              									mm große Steine aufnehmen und bis auf 6 mm zerkleinern; bei Zerkleinerung auf 19 mm
                              									leistet sie 20 t f. d. Stunde. Die kleinste Maschine mit 330 mm Brechscheiben läuft
                              									mit 600 Umdr. i. d. Min., kann Steine von 50 mm ⌀ aufnehmen und bis 3 mm
                              									zerkleinern; werden 6 mm große Stücke gewünscht, so beträgt die stündliche Leistung
                              									7 t. [Engineering News 1910, I, S. 622 bis 623.]
                           
                              Renold.
                              
                           
                        
                           Selbsttätiger Speisewasserregler.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 703
                              Fig. 1.
                              
                           Das wesentliche Merkmal des in Fig. 1 dargestellten
                              									Speisewasserreglers von Schiff & Stern in Leipzig besteht darin, daß im Gegensatz zu den
                              									meisten gebräuchlichen Vorrichtungen dieser Art, die Uebertragung des Wasserstandes
                              									auf den Regler weder durch Schwimmer noch durch Kolben oder sonstige bewegliche
                              									Teile, die im Inneren des Kessels angeordnet werden müssen, erfolgt. Das
                              									Speiseventil V hängt an dem einen Arm eines zweiarmigen
                              									Hebels H, dessen Achse W
                              									außen einen mit dem Gewichte K belasteten Hebel und
                              									dessen zweiter Arm den in dem Gehäuse G senkrecht
                              									geführten Topf T trägt. In dem dargestellten
                              									Ruhezustande des Reglers sind Topf T und Gehäuse G bis zu dem in der Höhe des mittleren Wasserstandes
                              									liegenden Ende der Leitung E die durch das Rohr L mit dem Gehäuse G
                              									verbunden ist, mit Wasser gefüllt und der Hebel wird nur durch das Eigengewicht des
                              									Topfes T belastet. Dieses wird von dem Gewicht R, überwunden, so daß das Ventil V geschlossen bleibt. Sinkt jedoch der Wasserstand, so
                              									läuft, wenn das untere Ende des Rohres E freigelegt
                              									wird, das Wasser aus dem Gehäuse G nach dem Kessel
                              									ab und das nunmehr zur Wirkung gelangende Gewicht des Wassers in dem Topfe T legt den Hebel H so um,
                              									daß das Ventil V geöffnet wird. In die von der Pumpe
                              									kommende Speiseleitung ist ein Druckventil eingeschaltet, welches beim Oeffnen des
                              									Ventiles V, d.h. beim Sinken des Wasserdruckes in der
                              									Speiseleitung, die Pumpe selbsttätig in Gang setzt. Sobald der Wasserstand wieder
                              									das Ende des Rohres E übersteigt, wird der Dampf in der
                              									Leitung L und dem Gehäuse G allmählich kondensiert, da er von dem übrigen Kesselinhalt abgeschnitten
                              									ist, und das in den entstehenden luftleeren Raum nachsteigende Wasser bewirkt, daß
                              									schließlich der Hebel H wieder umgelegt, die Speisung
                              									also unterbrochen wird.
                           Wie ersichtlich, kann man in dem Rohr E ein zweites bis
                              									zur Einmauerungslinie reichendes Rohr einführen, welches als Signalpfeife mit
                              									Schmelzpropfensicherung dient, für den Fall, daß einmal die Speisung dennoch
                              									versagt.
                           H.
                           
                        
                           Das Walchenseekraftwerk.
                           Mit der Bewilligung des Betrages von 6000000 M als zweite Rate für die Einführung des
                              									elektrischen Betriebes auf den bayerischen Staatseisenbahnen ist die Inangriffnahme
                              									der Arbeiten an dem Walchenseekraftwerk endgültig beschlossen. Nach dem zur
                              									Ausführung bestimmten Entwurf ist zunächst ein Ausbau im Umfange von 24000 PS
                              									vorgesehen, entsprechend einer größten Senkung des Walchenseespiegels von 4,6 m, die
                              									aber nur in den Wintermonaten erreicht werden kann. Beim Hochgraben, 4 km oberhalb
                              									der Rißbachmündung, wird ein gewöhnliches Stauwehr in die Isar eingebaut, von dem
                              									ein 3250 m langer Stollen das Isarwasser dem Walchensee zuleitet. Am Walchensee wird
                              									an der Abflußstelle eine Regulierschleuse angelegt, während das Einlaufbauwerk bei
                              									Urfeld errichtet wird. Von hier aus führt ein 1070 m langer Stollen zum Nordabhang
                              									des Kesselberges, wo das Wasserschloß und die mit einer Neigung von 38,5 v. H.
                              									verlegten, etwa 355 m langen Rohrleitungen angelegt werden sollen. Das Kraftwerk,
                              									das unmittelbar am Kochelsee errichtet wird, soll Pelton-Turbinen mit wagerechter Welle von je 10000 PS erhalten und durch
                              									einen 500 m langen Unterwasserkanal mit dem Kochelsee verbunden werden. Die der Isar
                              									allein zu entnehmende Wassermenge ist im Durchschnitt auf 12,3 cbm i. d. Sek.
                              									festgesetzt und wird im Frühjahr höchstens bis auf 25 cbm i. d. Sek. gesteigert,
                              									damit der Walchensee, der in der wasserarmen Zeit als Ausgleichbecken dient, auf
                              									seine Normalhöhe gebracht wird. Die Anwendung des Sees als Ausgleichbecken ist aber,
                              									wie schon angegeben, durch die größte zulässige Absenkung ziemlich stark
                              									eingeschränkt. Nach den vorliegenden Angaben können bei 195 m Nutzgefälle an den
                              									Turbinen 24000 PS dauernd ausgenutzt werden. Die Kosten sind folgendermaßen
                              									veranschlagt:
                           
                              
                                 Ueberleitung der Isar in den Walchensee.
                                 2980000 M
                                 
                              
                                 Einlaufbauwerk, Kesselbergstollen,
                                    											Wasser-    schloß
                                 2900000  „
                                 
                              
                                 Rohrleitungen, Krafthaus mit
                                    											Unterwasser-    tunnel
                                 6820000  „
                                 
                              
                                 Loisach-Korrektion und Kanal
                                 2000000  „
                                 
                              
                                 Allgemeines
                                 1300000  „
                                 
                              
                                 Bau- und Oberleitung und Reserven
                                 1500000  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 17500000 M
                                 
                              
                           Am Ende des ersten Ausbaues werden nach Abzug aller Verluste im Werk 120000000
                              									Kilowattstunden jährlich an die Fernleitung abgegeben werden können, wovon aber für
                              									die zunächst elektrisch zu betreibenden Bahnlinien nur etwa ⅕ beansprucht wird,
                              									während ein großer Teil für die Abgabe an Privatbetriebe verfügbar sein wird.
                              									[Deutsche Bauzeitung 1910, S. 481 – 484.]
                           H.
                           
                        
                           Wasserkraft-Elektrizitätswerk Tuilière an der Dordogne.
                           Die Versorgung der süd-östlichen Ecke von Frankreich mit elektrischem Strom hat durch
                              									die Errichtung des Elektrizitätswerkes Tuilière an der Dordogne eine
                              									wesentliche Erweiterung erfahren. Das Werk nutzt ein zwischen 6 und 12 m wechselndes
                              									Gefälle mit Hilfe eines gemauerten Staudammes aus, der sieben Schützenöffnungen von
                              									je 10 m und eine Oeffnung von 7 m Weite enthält. Die Gesamthöhe des Staudammes über
                              									der Gründung beträgt 33,3 m. Für die aus Eisenkonstruktion hergestellten, auf Rollen
                              									geführten Schützen sind je zwei mit einander gekuppelte Winden vorhanden, welche die
                              									durch Gegengewichte zum Teil ausgeglichenen Ketten betätigen. Unmittelbar an dem
                              									Damm ist das Turbinenhaus angebaut, i dessen Länge 67,5 und dessen Breite 12 m
                              									beträgt. Es enthält im ganzen neun Maschinengruppen, bestehend aus senkrechten Francis – Turbinen und Drehstromerzeugern. Die Turbinen
                              									sind für eine Normalgeschwindigkeit von 107 Umdrehungen i. d. Min. bei wechselndem
                              									Gefälle bemessen und als Doppelturbinen mit 2 m Raddurchmesser ausgeführt. Sie
                              									verbrauchen je nachdem, ob das Gefälle zwischen 6 und 12 m schwankt, 20500 – 26600 l
                              									i. d. Sek. bei unveränderlicher Geschwindigkeit, wobei die Höchstleistung 3000 PS
                              									beträgt. Die Turbinen haben Drehschaufelregulierung mit Antrieb durch einen mit
                              									Drucköl von 25 at gespeisten Servomotor. Die Drehstrommaschinen sind für 2000 KW bei
                              									5500 Volt und 50 Perioden bemessen und haben Magneträder von 4988 mm ⌀ mit 56 Polen,
                              									die je 20000 kg wiegen. In Verbindung mit dieser Wasserkraftanlage steht ein
                              									Dampfkraftwerk, welches zwei vierstufige Curtis-Turbodynamos von je 3000 KW Leistung bei 750 Umdrehungen i. d. Min.
                              									enthält. [Annales des Ponts et Chaussées 1910, S. 50-204.]
                           
                              H.