| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 718 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrische Weichenstellvorrichtung für
                              									Straßenbahnen.
                           Die zur Beschleunigung des Verkehrs und zur Ersparnis an Betriebskosten bei
                              									elektrischen Bahnen neuerdings mehr verwendeten selbsttätigen elektrischen
                              									Weichenstellvorrichtungen werden meist in der Weise betätigt, daß beim Unterfahren
                              									eines in der Oberleitung angebrachten Kontaktstückes je nach der Stellung des
                              									Fahrschalters auf dem Fahrzeuge Strom über dieses Kontaktstück entnommen wird oder
                              									nicht. Im ersteren Fall durchfließt der Fahrstrom des Wagens ein Relais, welches den
                              									Strom zum Umstellen der Weiche anstellt. Bei der von den Siemens-Schuckertwerken G. m. b. h. in den Handel gebrachten
                              									Weichenstellvorrichtung wird der durch den Wagenstrom geschlossene Schalter durch
                              									den den Weichenstellelektromagneten durchfließenden Strom geschlossen gehalten. Das
                              									Kontaktstück in der Oberleitung kann daher sehr kurz gehalten werden, da der
                              									Umstellstrom unabhängig davon fließt, wie lange sich das Fahrzeug auf dem isolierten
                              									Oberleitungsstück befindet. Erst durch einen besonderen mit der Weiche gekuppelten
                              									Umschalter wird der Strom nach Beendigung des Umstellens unterbrochen. Die erwähnten
                              									Schalter sind in einem neben der Weiche auf dem Bürgersteige aufgestellten
                              									Schalthäuschen untergebracht. Dieses nimmt auch die Umstellelektromagnete auf, die
                              									mit der Weichenzunge durch ein unter der Straßendecke in einem Kanal liegendes
                              									Gestänge verbunden sind. Um die Stellung der Weiche auch bei nebligem Wetter und
                              									abends genau erkennen zu können, kann in einfacher Weise ein Lichtsignal mit der
                              									Weichenstellvorrichtung verbunden werden. Derartige Weichenstellvorrichtungen sind
                              									in Mannheim seit 2½ Jahren in Verwendung und seitdem auch von anderen Betrieben
                              									eingeführt worden.
                           Verlangen die örtlichen Verhältnisse, daß die Umstellelektromagnete in der
                              									Straßendecke untergebracht sind, so werden sie in einem gut abgedichteten und
                              									entwässerten Kasten eingebaut und die Magnetspulen aus emailliertem Draht
                              									hergestellt. Die Steuerung dieser Elektromagnete erfolgt nach denselben Grundsätzen;
                              									die Schaltung weicht jedoch etwas von der beschriebenen ab. Derartige
                              									Stellvorrichtungen sind mit Erfolg in Köln und Wiesbaden benutzt worden.
                           Schließlich ist in Düsseldorf noch eine von Stoffels
                              									ersonnene Weichenstellvorrichtung versucht worden, die die Naaml. Venn. Internationale Electriciteit Maatschappij geliefert hat. Die
                              									Schaltung sowie das Anstellen entspricht im wesentlichen den bereits angegebenen
                              									Vorrichtungen. Die beiden Umstellelektromagnete sind jedoch mit ungleichen
                              									Wicklungen versehen.
                           Im Gegensatz zu diesen Vorrichtungen mit zwei getrennten Umstellelektromagneten, die
                              									an einem zweiarmigen Hebel angreifen, werden in Amerika vielfach Einrichtungen
                              									verwendet, bei denen die beiden Magnetspulen auf einen gemeinsamen Kern wirken, der
                              									unmittelbar mit dem an der Weichenzugstange angebrachten Hebel verbunden ist. Eine
                              									entsprechende von der American Automatic Switch
                                 										Company, New York, gebaute Einrichtung benutzt für die Einführung der
                              									Zugstange in den Magnetkasten eine mit Quecksilber abgedichtete Stopfbüchse. Da
                              									jedoch eine besondere Entwässerung des Kastens nicht vorgesehen ist, so fehlt die
                              									Möglichkeit Schwitzwasser abzuleiten und es besteht ferner die Gefahr, daß in dem
                              									Kasten gebildete Gase beim Durchschlag einer Spule zu einer Explosion führen.
                           Schließlich hat man in Amerika an größeren Plätzen, wie bei den Eisenbahnen,
                              									Zentralwelchenstellvorrichtungen eingeführt, die in einem gemeinsamen Turm
                              									untergebracht sind, von welchem aus der ganze Platz zu übersehen ist. Der sich dort
                              									aufhaltende Stellwerkswärter schließt mittels kleiner Handschalter die Steuerströme
                              									für die neben den Weichenzungen liegenden Elektromagnete und gleichzeitig werden
                              									durch an den Masten der Fahrleitung angebrachte optische Signale die Wagenführer von
                              									der Stellung der Weiche unterrichtet. Der Stellwerkswärter selbst hat eine
                              									verkleinerte Nachbildung des Gleisnetzes vor sich, dessen Weichenzungen sich in
                              									Uebereinstimmung mit den auf der Straße befindlichen bewegen. (Werner.) [Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1910, S.
                              									11 – 16.]
                           
                              Pr.
                              
                           
                        
                           Streckenforderung unter Tage.
                           Die bei der heutigen Lage des Arbeitsmarktes infolge ihres bedeutenden Einflusses auf
                              									die Höhe der Gestehungskosten eine erhöhte Beachtung verdienende Streckenförderung
                              									gliedert sich in die mit Dampf, Elektrizität, flüssigen Brennstoffen, Druckluft usw.
                              									betriebene Lokomotivförderung und in die Einzel- oder Seil- und Kettenförderungen.
                              									Dampflokomotiven und auch die feuerlosen Lokomotiven eignen sich wenig für den
                              									untertägigen Betrieb, dagegen haben sich die elektrischen Lokomotiven in Gruben mit
                              									günstigen Schlagwetterverhältnissen eingebürgert. Wirtschaftlich am günstigsten
                              									arbeiten die meist mit Gleichstrom, neuerdings auch mit Einphasen-Wechselstrom,
                              									seltener mit Drehstrom betriebenen Oberleitungslokomotiven. Unabhängig von der
                              									Fahrleitung und den Druckverhältnissen des Gebirges vermögen die weniger
                              									wirtschaftlichen, die Stromquelle in Form von Akkumulatorenbatterien mit sich
                              									führenden Akkumulatorenlokomotiven das Fördergut unmittelbar von den Abbaustellen
                              									durch beliebige Strecken fortzuschaffen. Die sehr verbreiteten, durch flüssige
                              									Brennstoffe, wie Benzin, Benzol, Spiritus usw., betriebenen, den Vorteil steter
                              									Betriebsbereitschaft bei vollständiger Unabhängigkeit von einem Kraftwerk und
                              									einer Zuleitung besitzenden Motorlokomotiven sind zwar in der Anschaffung billig,
                              									erfordern aber höhere Unterhaltungskosten und verschlechtern die Wetter durch ihre
                              									Abgase. Sie eignen sich für kürzere Strecken bei geringen Fördermengen. Infolge der
                              									schweren Schlagwetterexplosionen in den letzten Jahren haben neuerdings die
                              									explosionssicheren Druckluftlokomotiven in schlagwetterreichen Betrieben Verwendung
                              									gefunden. Diese, den Dampflokomotiven gleichenden Lokomotiven haben bei 10 at
                              									Betriebsspannung einen Aktionsradius von etwa 2000 m. Unter den Einzelförderungen
                              									haben die je nach der Führung des Zugorgans mit Ober- oder Unterseil arbeitenden
                              									Seilförderungen die größte Verbreitung gefunden. Bei den in Deutschland fast nur in
                              									Betracht kommenden Oberseilförderungen werden als Mitnehmervorrichtungen die
                              									drehbaren Gabeln, die Seilschlösser, Zangen und Mitnehmerkettchen verwandt. Zum
                              									Transport schwerer Lasten über stärker ansteigende Strecken geht man zu den die
                              									Vorteile der Seil- und Kettenbahnen vereinigenden Knoten- und Kettenseilförderungen
                              									über. Von den den Vorteil eines sehr einfachen An- und Abschlagens der Wagen
                              									besitzenden Kettenförderungen finden die Unterkettenförderungen bei kürzeren
                              									Förderlängen mannigfache Verwendung. Die Mitnahme der Wagen wird durch in
                              									regelmäßigen Abständen an der Kette angebrachte Mitnehmernasen bewirkt. Bei
                              									größeren, geraden und wagerechten Förderstrecken und beträchtlichen Fördermengen
                              									stellen sich die Förderkosten für einen geförderten Nutztonnenkilometer bei Seil-
                              									und elektrischer Oberleitungslokomotivförderung auf 2 – 3 Pf., bei
                              									Druckluftlokomotiven auf 5 – 7 Pf., bei Akkumulatorförderung auf 9 – 11 Pf., während
                              									Pferdeförderung mit etwa 15 Pf. zu veranschlagen ist. (Fr.
                                 										Tillmann.) [Glückauf 1910, Nr. 32 und 33.]
                           J.
                           
                        
                           Fangvorrichtung für Förderkörbe.
                           Die Rheiner Maschinenfabrik Windhoff & Co. in Rheine
                              									i. W. stellt eine neuartige Fangvorrichtung für Förderkörbe her, deren wesentliche
                              									Teile in Fig. 1–3
                              									wiedergegeben sind, und deren Zweck darin besteht, den Förderkorb nicht wie bei
                              									allen bisher bekannten Fangvorrichtungen im Falle eines Seilbruches mit plölzlichem
                              									Ruck anzuhalten, sondern erst allmählich zum Stillstand zu bringen. Diese zur
                              									Vermeidung der sonst häufig auftretenden Verletzungen der Mannschaft und der
                              									Beschädigung der Fangwerkzeuge außerordentlich erwünschte Wirkung wird dadurch
                              									erzielt, daß die Fangwerkzeuge J, welche bei einem
                              									Seilbruch in die Leitung K eindringen, als Sägeblätter
                              									ausgebildet sind. Bei einem Bruch des Seiles, das an der Stange A angreift, drückt eine kräftige Schraubenfeder C mit Hilfe der Traverse D
                              									und der Hebel E und G auf
                              									den Wellen F die Backen H
                              									nach aufwärts, wobei die Sägeblätter J in die
                              									Leitungshölzer eindringen. Während nun der Förderkorb kurze Zeit frei weiter fällt,
                              									schneiden diese Sägeblätter dünne Furchen in die Leitung, und zwar so lange, bis
                              									durch die von den Sägeblättern geleistete Arbeit die lebendige Kraft der
                              									niedergehenden Schale aufgezehrt worden ist. Die Vernichtung der lebendigen Kraft
                              									findet somit nicht stoßweise, sondern allmählich statt. Die Sägeblätter haben schräg
                              									angeordnete Schneideflächen, derart, daß jeder Zahn gegen den unteren etwas
                              									vorsteht, und sämtliche Zähne gleichzeitig zur Wirkung gelangen, wobei sie Späne von
                              									1 bis 3 mm Dicke schneiden. Die Zähne sind so bemessen, daß die Zahnlücken während
                              									des Schneidens von dem Holz der Leitung noch nicht verdeckt sind, damit die Späne
                              									nach den Seiten austreten. Wäre nicht hierfür gesorgt, so würden sich die Zahnlücken
                              									schon nach kurzem Wege verstopfen und die Leitung könnte gespalten werden,
                              									während so selbst Aeste ohne Schwierigkeit durchgesägt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 718
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 718
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 718
                              Fig. 3.
                              
                           Die Vorrichtung hat den Vorteil, daß nach einem Seilbruch die
                              									Leitungshölzer nicht sofort durch neue ersetzt zu werden brauchen, sondern weiter
                              									verwendet werden können, so daß man, nachdem der Seilanschluß erneuert ist, die
                              									Förderung sogleich wieder fortsetzen kann. Selbst dann, wenn ein Seilbruch an einer
                              									und derselben Stelle der Leitung erfolgt, kann kein Schaden eintreten, denn die
                              									Sägen durchziehen in diesem Falle die bereits vorhandenen Furchen ohne Wirkung, bis
                              									sie unberührte Stellen der Leitung erreichen, worauf ihre Arbeit erst beginnt.
                              									Die Zahl und Stärke der Sägeblätter wechselt mit der Belastung der Schalen und der
                              									Fördergeschwindigkeit. Die dargestellte, für eine Förderschale von 8000 kg Nutzlast
                              									und 6000 kg Eigengewicht der Paulusgrube bei Morgenroth in Oberschlesien bestimmte
                              									Fangvorrichtung hat auf jeder Seite 10 Sägeblätter von je 5 mm Dicke und 25 mm
                              									Schnitt-Tiefe. Angenommen, ein Seilbruch erfolge bei einer Geschwindigkeit von 5 m
                              									i. d. Sek., der üblichen Geschwindigkeit für Seilfahrt, so beträgt der Weg, den die
                              									Fangvorrichtung braucht, um die Schale, die mit 48 Mann (3600 kg) belastet ist,
                              									anzuhalten, 500 mm, während bei einer Förderest von 8000 kg und einer
                              									Fahrgeschwindigkeit von 10 m i. d. Sek. im Augenblick des Seilbruchs der Bremsweg
                              									3000 mm betragen würde. Bis jetzt sind etwa 200 Förderschalen mit dieser
                              									Fangvorrichtung ausgeführt worden.
                           H.
                           
                        
                           Sterilisierung großer Wassermengen durch ultraviolette
                              									Strahlen.
                           (Fortsetzung zu S. 496.) IV. Bei Röhren aus Quarz, in denen wie bei Geißlerschen Röhren verdünnte Gase von hochgespanntem
                              									elektrischem Strom durchflössen werden, fand Billon-Daguerre, besonders wenn sie Kohlenoxydulgas CO, Kohlensäuregas
                              										CO2, Schwefligsäuregas SO2 oder Schwefelwasserstoffgas H2S enthielten, Spektra mit vielen Streifen; bei
                              									Wellenlängen von 0,00020 bis 0,00010 mm. Die Strahlen mit 0,00010 mm wirkten dabei
                              									photochemisch fast 25 mal so schnell wie Strahlen mit 0,00026 mm. Darum versuchte er
                              									diese sehr kurzwelligen Strahlen auch zum Sterilisieren von Wasser.
                           Er benutzte hierbei eine Quarzröhre mit Wasserstoffgas H, weil gerade dieses
                              									vorwiegend Strahlen mit 0,00011 Ws 0,00010 mm liefert. Die Röhre war 250 mm lang,
                              									hatte 20 mm ⌀ und war in einer etwa gleich langen Glasröhre von 30 mm ⌀. Die beiden
                              									Röhren wurden an ihren Enden konachsial miteinander verbunden durch
                              									Verschlußklappen, die einen Ansatz hatten zum Befestigen eines Schlauches. Das zu
                              									sterilisierende Wasser trat daher am einen Ende in die Glasröhre ein, ging durch den
                              									ringförmigen Kanal zwischen den beiden Röhren hindurch und am anderen Ende hinaus.
                              									Die Pole der Quarzröhre waren in Verbindung mit einem kleinen Ruhmkorffschen Funkeninduktor, der 15 mm Funkenstrecke
                              									gab bei 6 Volt und 2 Ampere, also 12 Watt, aus einer Batterie von drei
                              									Akkumulatoren.
                           Das Versuchswasser war Seine-Flußwasser, dem außerdem noch Kolibazillen aus einer 48
                              									Stunden alten Brut zugesetzt worden waren, derart, daß durchschnittlich in 1 ccm
                              									etwa 29000 Bazillen enthalten waren. Vollkommene Sterilisierung dieses Wassers durch
                              									Einwirkung der Strahlen der Wasserstoffquarzröhre, ohne die geringste Erwärmung, war
                              									erreichbar bis zu einer Durchflußmenge von 5 l i. d. Min., also 0,3 cbm/Std.; denn
                              									hierbei entnommene Proben gingen in Bakteriennährbouillon nicht mehr auf.
                           Der Energieverbrauch zum Sterilisieren von 1 cbm/Std. wäre hiernach offenbar wohl
                              									1/0,3 ∙ 12 KW = 0,04 KW. Das ist etwas größer als bei Henris Versuchen, der, wie unter II beschrieben worden ist,
                              									Ueberwasser-Quecksilberdampfquarzlampen anwandte, und gerade ebenso groß wie bei Vallet, der, wie unter I beschrieben worden ist,
                              									Unterwasser-Quecksilberdampfquarzlampen benutzte. Da es sich in jenen beiden Fällen
                              									um Versuche in wesentlich größerem Maßstabe als in dem jetzt beschriebenen Fall
                              									handelte, und bei technischen Anlagen gleicher Art stets die größere einen besseren
                              									Wirkungsgrad gibt als die kleinere, so beweist fast schon jene Gleichheit im
                              									Energieverbrauch, daß die Wasserstoffquarzröhre zum Sterilisieren der
                              									Quecksilberdampfquarzlampe vorzuziehen ist.
                           Indessen wird die Wasserstoffquarzröhre nach meinem Dafürhalten noch viel günstigere
                              									Zahlen ergeben. Der Bericht von Billon-Daguerre an die
                              									Akademie in Paris gibt nämlich nicht an, wie und womit, insbesondere auch nicht, ob
                              									der elektrische Effektverbrauch selbst gemessen worden ist. Ich nehme an, daß diese
                              									Leistungsmessung unterblieb und jene 2 A in der Primärspule des Induktionsapparates
                              									einfach beobachtet worden sind bei ununterbrochenem Stromschluß, also festgehaltenem
                              										Neefschen Hammer. Dann wäre aber der wirkliche
                              									Energieverbrauch bei schwingendem Hammer – unter den zwei sehr wohl annehmbaren
                              									Voraussetzungen: erstens, daß im Augenblicke nach dem Stromschließen die Stromstärke
                              									J in der Primärspule mit der Zeit t geradlinig nahezu auf jenen Wert 2 A wachse,
                              									also die Kurve J = f (t) mit der t-Achse eine vom Nullpunkt aus gehende
                              									dreieckähnliche Fläche bilde, sowie zweitens, daß die Zeitdauer, wo der Stromkreis
                              									vom Hammer geschlossen ist, ebenso groß sei wie die Zeit, wo er geöffnet ist, also
                              									gleich der halben Periode des Hammers, – nur ein Viertel derjenigen Wattzahl, welche
                              									jenem ununterbrochenen Stromkreis entspricht. Hier also statt 0,04 KW nur 0,01 KW.
                              									Eine vielmals bessere Ausnutzung der Energie beim Sterilisieren mit
                              									Wasserstoffquarzröhren statt mit Quecksilberdampfquarzlampen erscheint durchaus
                              									wahrscheinlich. Denn
                           1. Die elektrische Energie wird sich in Quecksilberdampfquarzlampen wohl kaum
                              									vollkommener in Strahlen umsetzen als in Geißlerschen
                              									Röhren allgemein.
                           2. Die Wasserstoffquarzröhren erzeugen dabei aber fast ausschließlich ultraviolette
                              									Strahlen kleinster Wellenlänge; die Quecksilberdampfquarzlampen aber auch
                              									Wärmestrahlen und direkte Leuchtstrahlen; eine 110 Volt-Quecksilberdampfquarzlampe
                              									von 3 Ampere Gleichstrom setzt kaum 66 Watt, also ein Fünftel der zugeführten
                              									Energie, in ultraviolette Strahlen mit Wellenlängen 0,00026 mm um.
                           3. Die bakterientötende Wirkung der ultravioletten Strahlen wird, wie Cernovodeanu und Henri
                              									sorgfältig festgestellt haben, mit abnehmender Wellenlänge von 0,00025 bis 0,00022
                              									ungefähr 3,3 mal größer; die photochemische Wirkung dagegen nur 2,5 mal; ähnliches
                              									wird wohl auch im Bereiche 0,00022 bis 0,00010 mm zu erwarten sein, bei beiden
                              									Wirkungen; deshalb darf, da nach Billon-Daguerre, sowie
                              									auch Bumstead und Lyman
                              									von der Harvard-Universität feststeht, daß die photochemische Wirkung von 0,00026
                              									bis 0,00010 fast 25 mal größer wird, von der bakterientötenden Wirkung wohl
                              									angenommen werden, daß sie zwischen 0,00026 und 0,00010 schätzungsweise etwa 33 mal
                              									größer wird.
                           Die obigen Zahlen für Volt, Ampere und Durchflußmenge fanden sich in dem Bericht von
                              										Billon-Daguerre. In einem späteren Aufsatz von Aliamet über einen von Billon-Daguerre auf der physikalischen Ausstellung in Paris zu Pfingsten
                              									1910 vorgeführten Apparat wird zwar dieselbe Volt- und Amperezahl genannt; die dabei
                              									noch sterilisierte größte Durchflußmenge wird aber zu 10 cbm/Std. angegeben.
                           
                              Erich Schneckenberg.
                              
                           
                        
                           Das Verschweißen von Blasenräumen in Stahlblöcken.
                           Hohlräume in Stahlblöcken sind zu unterscheiden in „Blasenräume“ und
                              										„Pfeifen“. Die ersten entstehen durch Ausscheidung von Gasen, die
                              									entweder bis zur Uebersättigung des Metalls in der Schmelze vorhanden sind, oder
                              									durch chemische Reaktion sich bilden. Die Pfeifen oder Saugetrichter, im Kern des
                              									Blockes gelegen, sind die Folge des allmählichen Erstarrens des Gusses von außen nach innen,
                              									so daß schließlich das Material fehlt, um den Kern im oberen Teile des Blockes
                              									auszufüllen. Die Blasenräume enthalten das Gas eingeschlossen. Um nun festzustellen,
                              									ob es trotzdem möglich ist, die Blasenwandungen beim Auswalzen des Blockes
                              									zusammenzuschweißen, hat Howe von dem Block
                              									abgeschnittene Scheiben und Stücke aus dem gewalzten Blech untersucht, wobei Proben
                              									aus ursprünglich blasigem und ursprünglich dichtem Material getrennt behandelt
                              									wurden. Hierbei zeigte sich zunächst, daß der sehr große Unterschied in dem
                              									Raumgewicht der ursprünglich dichten und der blasigen Teile, der in einem Falle 16
                              									v. H. betrug, durch das Auswalzen nahezu beseitigt werden konnte. Hiernach wurde
                              									also das in den Hohlräumen enthaltene Gas unter der hohen Temperatur und dem
                              									Walzendruck wieder von dem Stahl absorbiert. Biegeversuche mit sehr dünnen Streifen,
                              									längs und quer von der Platte geschnitten und hochglanz poliert, ließen nur an
                              									Stücken mit nicht verschweißten Blasen ausgedehnte Risse im Material erkennen,
                              									während bei gutem Verschweißen nur noch Spuren der Risse wahrzunehmen waren. Auch
                              									hierin zeigt sich, daß das Gas zu einem beträchtlichen Grade wieder von dem Stahl
                              									absorbiert wird. Diese Absorption erfolgte besser bei wiedererhitzten als bei direkt
                              									ausgewalzten Blöcken. Schließlich wurden Blöcke zunächst nur zu Knüppeln vorgewalzt,
                              									diese dann nochmals erhitzt und nun erst zum fertigen Stück ausgewalzt. Nach dem
                              									Vorwalzen enthielt das die Blasen umgebende Material erhebliche Gaseinschlüsse,
                              									indem das Gas unter dem hohen Druck absorbiert wurde. Beim Wiedererhitzen auf hohe
                              									Temperatur diffundierte das Gas aus dem Stahl heraus.
                           Arnold hat beobachtet, daß die Pfeifenbildung um so
                              									geringer ist, je mehr Blasenräume vorhanden sind, und daß von letzteren nur die mit
                              									oxydierter Wandung nahe der Oberfläche für die Haltbarkeit des Stahles gefährlich
                              									sind. Stead und Parkin
                              									haben Versuche zur Ermittlung der erforderlichen Schweißhitze angestellt mit Stücken
                              									aus Bessemerstahl mit 0,15 v. H. Kohlenstoffgehalt von 200 mm Länge und 50 × 50 mm
                              									Querschnitt, in die sie Löcher von 13 mm ⌀ bohrten, die Löcher sauber machten, dann
                              									Stifte aus demselben Material eintrieben und nun die Stücke bei verschiedenen
                              									Hitzegraden auf 25 mm Querschnit herunterschmiedeten. Bei 750° trat überhaupt kein
                              									Schweißen ein; vollständig war es bei 1150°. Aehnliche Ergebnisse lieferte
                              									Stahl mit 0,9 und 1,4 v. H. Kohlenstoff. Zu gutem Schweißen sind hiernach
                              									Temperaturen zwischen 1000° und 1100° C erforderlich. Bedingung ist, daß der Stahl
                              									frei von Oxyden, Schlacke und Mangansulfid ist. [Engineering 1910, Bd. 11, Seite 509
                              									u. 510.]
                           
                              ε.
                              
                           
                        
                           Metallisches Radium.
                           In der Sitzung der Académie des sciences vom 5. 9. 10
                              									teilten Frau P. Curie und A.
                                 										Debierne mit, daß es ihnen gelungen sei, metallisches Radium zu gewinnen.
                              									Sie stellten zunächst Radiumamalgam her, indem sie eine chemisch reine
                              									Radiumchloridlösung (0,106 g Ra Cl2 enthaltend) mit Quecksilberkathode (10 g
                              									Quecksilber) und Platiniridiumanode elektrolysierten. Nach Beendigung der
                              									Elektrolyse waren nur noch 0,009 g Salz in der Lösung. Das Amalgam ist vollkommen
                              									flüssig; es zersetzt Wasser und verändert sich an der Luft. Das trockene Amalgam
                              									wurde rasch in ein Eisenschiffchen gebracht und in einem Quarzrohr unter chemisch
                              									reinem Wasserstoff vorsichtig erhitzt, um das Quecksilber abzutreiben. Bei 400° war
                              									das zurückbleibende Amalgam fest; bei weiterem Erhitzen schmolz es und gab wieder
                              									Quecksilber ab. Der Schmelzpunkt stieg allmählich bis auf 700°. Bei dieser
                              									Temperatur entwich kein Quecksilber mehr, sondern es entwickelten sich reichliche
                              									Metalldämpfe, welche das Quarzrohr stark angriffen. Nun wurde abgekühlt. Im
                              									Schiffchen fand sich ein glänzendes weißes Metall, das scharf bei etwa 700° schmolz.
                              									Es war nur schwer vom Eisen loszulösen.
                           Das so erhaltenenach demselben
                                    											Verfahren hat Guntz seinerzeit Bariummetall
                                    											gewonnen. Raditimmetall wird an der Luft sehr bald schwarz; es
                              									zersetzt Wasser und löst sich darin zum großen Teil. Ein schwärzlicher Rückstand
                              									wird durch schwaches Ansäuern mit Salzsäure fast vollständig gelöst; es dürfte
                              									Nitrid sein, das durch Verbindung mit I dem Luftstickstoff entstanden ist.
                           Die begrenzte Radioaktivität des Metalles ist nahezu normal; die Aktivität nimmt nach
                              									demselben Gesetze zu, nach dem sich die Emanation bildet.
                           Es wird beabsichtigt das gewonnene Radium durch Sublimation im luftleeren Raume zu
                              									reinigen. [Comptes Rendus, Heft vom 5. 9. 10.]
                           
                              A.