| Titel: | Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. | 
| Autor: | Fritz L. Richter | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 725 | 
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                        Kondensations-Einrichtungen auf der
                           								Weltausstellung in Brüssel 1910.
                        Von Dipl.-Ing. Fritz L. Richter in
                           									Chemnitz.
                        (Fortsetzung von S. 708 d. Bd.)
                        Kondensations-Einrichtungen auf der Weltausstellung in Brüssel
                           								1910.
                        
                     
                        
                           Die Bergmann-Elektrizitätswerke Akt.-Ges. haben in
                              									Verbindung mit ihrer 2500 PS-Turbine für 3000 minutliche Umdrehungen eine
                              									Oberflächenkondensation eigenen neuen Systems mit rotierender Pumpmaschine
                              									ausgestellt, deren Anordnung aus Fig. 11 ersichtlich
                              									ist.
                           Eine Kreiselpumpe saugt aus dem Kühlturmbassin das benötigte Wasser an und drückt den
                              									größten Teil durch den Oberflächenkondensator hindurch auf die Wasserverteilung des
                              									Kühlturmes zurück. Diese Pumpe muß also für das Wasser den Druck herstellen, der für
                              									die Förderung auf den Turm erforderlich ist und etwa 7 m Ueberdruck an dem
                              									Druckstutzen der Pumpe beträgt. Ein Teil des von der Pumpe geförderten Wassers wird
                              									einer besonderen Schleuderpumpe zugeleitet, die mit der Hauptkühlwasserpumpe in
                              									einheitlichem Gehäuse untergebracht ist. Diese Schleuderpumpe dient zum Absaugen der
                              									Luft unter Vermittlung des Schleuderwassers. Irgendwelche nähere Angaben über die
                              									innere Ausgestaltung der Pumpe stellt die Firma nicht zur Verfügung. Da die Firma
                              									indessen angibt, daß die Luft durch einzelne Wassergarben oder Wasserkolben erfaßt
                              									wird, nehme ich an, daß es sich um eine Pumpe handelt, die der Schleuderpumpe von
                              										Westinghouse Leblanc gemäß Fig. 7 und 8 dieses
                              									Berichtes ähnlich ist, zumal auch das tangential nach unten führende Abfallrohr
                              									Uebereinstimmung aufweist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 724
                              Fig. 11. Gesamtanordnung von Turbinen- und Kondensationsanlage.
                              
                           Die äußere Gestalt der Doppelpumpe ist aus Fig. 12
                              									ersichtlich. Die Schleuderpumpe liegt vorn, die Hauptkühlwasserpumpe hinten. Man
                              									erkennt an der vorderen Stirnseite zwei Handräder, die zweifellos zur Regelung der
                              									Schleuderpumpe dienen. Nach Angabe des Vertreters der Firma in der Ausstellung dient
                              									das eine zum Verändern des Zuflußquerschnittes zur Schleuderpumpe, während
                              									durch das andere die Schaufelwinkel in derselben verändert werden können. Auf Grund
                              									solcher Angaben stelle ich mir das Innere der Pumpe etwa nach Fig. 13 und 14 vor.
                              									Hierzu muß ich indes ausdrücklich bemerken, daß mir zeichnerische Unterlagen über
                              									das Innere der Pumpe von der Firma nicht zur Verfügung gestellt sind, daß es mir
                              									auch nicht vergönnt war, einen Blick in das Innere der Pumpe zu werfen. Gleichwohl
                              									wird die Schnittzeichnung, die ich auf Grund der äußeren Gestalt und meiner
                              									Erkundigungen entwerfe, das Verständnis der Kondensation wesentlich erleichtern
                              									können. Durch Vermittelung des Handrades a kann der
                              									Schieber b verdreht und damit der Zuflußquerschnitt zum
                              									Schleuderrad f verändert werden. Durch das Handrad c, welches ich in Fig.
                                 										12 rechts annehme, kann der Ring d verdreht
                              									und damit die Leitschaufeln e wie bei der
                              									Turbinenregelung mit Finkscher Drehschaufel verdreht
                              									werden. Daß in der konstruktiven Durchbildung wesentliche Abweichungen vorliegen,
                              									unterliegt keinem Zweifel; die konstruktive Durchbildung tritt aber für die
                              									Bedeutung des Wesens der Pumpe zurück.
                           Da der Schleuderpumpe das Betriebswasser bereits unter Druck zufließt, sind besondere
                              									Vorrichtungen für das Anlassen überflüssig. Nachdem die Hauptkühlwasserpumpe als
                              									gewöhnliche Kreiselpumpe in Betrieb genommen ist, hat man nur den Zuflußschieber zur
                              									Schleuderpumpe zu öffnen, Worauf sich ohne weiteres das Vakuum unter Leersaugung des
                              									Kondensators ausbildet. Um beim Anlassen des Aggregates dem Bedienungspersonal die
                              									Aufgabe weitergehend zu erleichtern, ist die Doppelpumpe nicht im Keller, sondern
                              									auf dem Maschinenhausflur aufgestellt. Dadurch wird beim Anlassen dem Maschinisten
                              									das Hinabgehen in den Keller erspart Die Aufstellung auf dem Maschinenflur ist bei
                              									Rückkühlung leicht möglich, da das Kühlturmbassin fast stets so hoch zu liegen
                              									kommt, daß sich eine für das Anlassen unbequeme Saugehöhe für die Kreiselpumpe nicht
                              									ergibt. Der Antrieb der Doppelpumpe erfolgt elektrisch. Die Kondensatpumpe muß
                              									notwendig im Keller möglichst tief unter dem Oberflächenkondensator aufgestellt
                              									werden. Bei Anordnung einer stehenden Welle wäre es möglich, den Motor über Flur
                              									anzuordnen; es bereitet indessen keine Schwierigkeit, die im Keller aufgestellte
                              									Pumpe von oben anzulassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 725
                              Fig. 12. Vereinigte Kühlwasser-Luftpumpe, angetrieben durch
                                 										Gleichstrom-Elektromotor.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 725
                              Fig. 13.
                              
                           Diese Kondensatkreiselpumpe ist dreistufig und wird durch
                              									einen besonderen Elektromotor angetrieben. Sie ist so reichlich bemessen, daß sie
                              									nicht immer in Betrieb ist, sondern nur zeitweise angesetzt wird, um den Kondensator
                              									leer zu pumpen. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß die Turbine auf der
                              									Ausstellung nur mit verhältnismäßig kleiner Last läuft. Der Saugraum der
                              									Kondensatkreiselpumpe ist durch eine Entlüftungsleitung mit dem höchsten Punkt des
                              									Kondensators verbunden. Dies wird allgemein ausgeführt, so daß anzunehmen ist, daß
                              									die Kreiselpumpen sofort versagen, wenn sie eine von dem Kondensat mitgeführte
                              									Luftmenge bewältigen sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 725
                              Fig. 14.
                              
                           Die Wirkung der Kondensation sei an Hand der vollständigen Zeichnung Fig. 15 betrachtet, die zu diesem Zwecke teilweise
                              									nur schematisch gehalten ist. Für die Luftverdichtung ist hier beispielsweise
                              									einfach eine Wasserstrahlluftpumpe gewöhnlicher Bauart gesetzt, die das
                              									Betriebswasser von
                              									einer Kreiselpumpe empfängt, welche als zweite Stufe zur Kühlwasserpumpe arbeitet.
                              									Diese leichter übersichtliche Anordnung ergibt nur konstruktive Abweichung, dem
                              									Wesen nach aber das gleiche wie die wirkliche Ausführung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 726
                              Fig. 15.
                              
                           Aus dem Kühlturmbassin a saugt die Kreiselpumpe b das benötigte Wasser an und drückt einen Teil durch
                              									das Röhrensystem des Oberflächenkondensators c auf die
                              									hoch gelegene Verteilungsrinne d des Kühlturmes.
                              									Dadurch wird bereits in der Kreiselpumpe b ein gewisser
                              									Ueberdruck hergestellt, der durch den Schieber e
                              									geregelt werden kann. Aus dem Druckraum der Pumpe b
                              									zweigt die Leitung f ab, die einen Teil des geförderten
                              									Wassers der zweiten Pumpe g als Schleuderwasser
                              									zuführt. In dieser zweiten Pumpe wird der Energieinhalt des Wassers erhöht; im
                              									vorliegenden Falle durch Erhöhung der Spannung, während bei der Ausführung nach Fig. 13 und 14 eine
                              									unmittelbare Erhöhung der Geschwindigkeit vorliegt. Von dieser Pumpe g fließt dann dieses Schleuderwasser zur
                              									Strahlvorrichtung h, in der die Ansaugung der Luft aus
                              									dem Oberflächenkondensator c erfolgt. Die Verdichtung
                              									erfolgt dann in der Diffusorröhre i, an deren Mündung
                              									das Wasserluftgemisch unter atmosphärischer Spannung in das Gefäß k übertritt. Hier kann die Luft sich scheiden und das
                              									Schleuderwasser fließt durch die Leitung l in das
                              									Kühlturmbassin a zurück. Abgesehen davon, daß dieses
                              									Gefäß abermals zur Luftabscheidung dient, gelangt damit das Scleuderwasser zur
                              									Saugeleitung der Kreiselpumpe b zurück. Denn da es den
                              									Kühlturmprozeß nicht durchmacht, ist es für dieses Schleuderwasser gleichgültig, daß
                              									das Gefäß a unter einem Kühlturm gelegen ist. Es wird
                              									also aus der Druckleitung der Kühlwasserpumpe zum Zwecke des Luftschleuderns ein
                              									Wasserbetrag abgezweigt und nach erfolgter Luftverdichtung in die Saugeleitung
                              									dieser Kreiselpumpe zurückgeleitet.
                           Die durch den Kondensator fließende Kühlwassermenge sei W. Sie überfließt auch das Rieselsystem des Kühlturmes und werde hier von
                              									der Temperatur tw auf tk abgekühlt. Ursächlich der Abkühlung der Luft beim Schleudern fließt
                              									dem Kühlturmbassin a das Schleuderwasser w mit der höheren Temperatur t3 zu. Durch die Mischung beider
                              									Wasserbeträge stellt sich in dem Bassin eine höhere Temperatur als tk ein, die
                              									zunächst mit t2
                              									bezeichnet sei. Mit dieser Temperatur t2 fließt das gesamte Wasser W + w der Kreiselpumpe b
                              									zu, so daß auch das Schleuderwasser w mit dieser
                              									Temperatur t2
                              									in die Strahlpumpe gelangt. Durch Abkühlung der dieser Strahlpumpe aus dem
                              									Oberflächenkondensator zufließenden Luft und durch Niederschlagen des in ihr
                              									enthaltenen Wasserdampfes werde die Wärmemenge q in der
                              									Strahlpumpe aufgenommen. Dann gilt für die Erwärmung des Wassers auf t3 in dieser
                              									Strahlpumpe die Gleichung
                           w (t3 – t2) = q.
                           Ist im Kondensator b die
                              									Wärmemenge Q durch das Kühlwasser aufzunehmen, so gilt
                              									unter Beachtung der Tatsache, daß nur die Wassermenge W
                              									den Kondensator durchfließt, für die Erwärmung desselben die Beziehung
                           W (tw – t2) = Q.
                           Im Kühlturm wird diese Wassermenge W wieder auf tk abgekühlt, und durch Mischung in dem
                              									Bassin erfolgt dann Erwärmung auf t2. Für diesen Mischungsvorgang gilt folgende
                              									Beziehung:
                           W ∙ tk
                              									+ w ∙ t3
                              									= (W + w) ∙ t2,
                           da Wärmeabfuhr und -Zufuhr nicht eintritt.
                           Hieraus wird
                           
                              
                                 
                                    w ∙ t
                                    3
                                    – w ∙ t
                                    2
                                    
                                 =
                                 W ∙ t2
                                    											– W ∙ tk
                                 
                              
                                 w (t3
                                    											– t2)
                                 =
                                 W (t2
                                    											– tk)
                                 
                              
                                 
                                    q
                                    
                                 =
                                 
                                    W (t
                                    2
                                    – t
                                    k
                                    )
                                    
                                 
                              
                           Die Temperaturerhöhung des Kühlwassers W von tk auf t2 ist also genau so groß, als ob die von der Luft abzuführende Wärme q von dem Wasser W
                              									unmittelbar aufzunehmen wäre, ehe es zur Kühlwirkung benutzt wird. Damit ist die
                              									Wirkung so, als ob überhaupt nur das Wasser W arbeitet,
                              									erst die Wärme q aus der Luft aufnimmt, sich hierbei
                              									von tk auf t2 erwärmt,
                              									dann die Abwärme des Dampfes Q im Kondensator aufnimmt
                              									unter weitergehender Erwärmung von t2 auf tw. Das heißt, die Anlage ergibt voll und
                              									ganz das Wesen einer Gegenstromkondensation, das darin besteht, daß mit dem
                              									verfügbaren Kühlwasser erst die Kühlwirkung der Luft besorgt und dann die
                              									Kondensation des Dampfes vorgenommen wird. Im Kühlturm müssen naturgemäß beide
                              									Wärmebeträge W + w aus dem Wasser entfernt werden. Das
                              									erfolgt auch, indem die Wassermenge W von der
                              									Temperatur tw
                              									auf die Temperatur tk abgekühlt wird. Nämlich durch Abkühlung auf t2 wird zunächst der Wärmebestand
                              										Q beseitigt, der im Kondensator aufgenommen ist,
                              									und durch die Fortsetzung der Abkühlung von t2 auf tk wird die Wärmemenge q beseitigt, die in dem Strahlapparat gelegentlich der
                              									Mischung mit der Luft aufgenommen ist.
                           
                           Diese vollkommene Wirkung einer Gegenstromkondensation wird man zunächst bei
                              									einer flüchtigen Betrachtung der Anlage nicht erwarten, sondern geneigt sein, es als
                              									nachteilig anzusehen, daß das durch Luftkühlung erwärmte Wasser unmittelbar in das
                              									Kühlwasserbassin zurückgeleitet wird. Streng genommen gilt die Betrachtung
                              									allerdings nur so lange, als die Kondensation selbständig für sich mit einem
                              									Kühlturm zusammenarbeitet. Man kann aber auch in den Fällen, bei denen
                              									Kondensationen ganz verschiedener Ausführung gemeinsam mit einem Kühlturm arbeiten,
                              									die unbedingte Gültigkeit der vorstehenden Ausführungen, also eine in sich
                              									geschlossene selbständige Gegenstromkondensation leicht herstellen, indem man das
                              									Schleuderwasser nicht in das gemeinsame Kühlturmbassin zurückleitet, sondern sich
                              									mit der Luftabscheidung im Gefäß k begnügt bezw. dieses
                              									Gefäß zu einem vollkommenen Luftabschneider ausbildet und dann das Wasser
                              									unmittelbar in den Saugraum der Kreiselpumpe zurückkehren läßt.
                           Wesentlich einfacher ist zweifellos die Gegenstrom-Oberflächenkondensation mit
                              									rotierender Maschine, die von der Firma Louis Schwarz
                              									& Co. in Dortmund ausgestellt ist. Dieselbe ist in
                              										Fig. 16 dargestellt. Eine normale
                              									Niederdruckkreiselpumpe a entnimmt das Kühlwasser dem
                              									Kühlturmbassin und fördert es zur Strahlpumpe b. In
                              									dieser werden unter Herstellung der erforderlichen Geschwindigkeit die Luft und
                              									unkondensierbaren Gase aus dem Oberflächenkondensator abgesaugt und unter Umsetzung
                              									der Geschwindigkeitsenergie, mit der das Kühlwasser zugeführt ist, auf
                              									atmosphärische Spannung gefördert. Nachdem das durch die Pumpe a geförderte Wasser diese Aufgabe verrichtet hat,
                              									durchfließt es die Kühlrohre des Kondensators in bekannter Weise, kondensiert den
                              									Dampf und fließt dann erwärmt fort. Die Kondensation ist demzufolge nach dem D. R.
                              									P. 195 526 von Paul H. Müller in Hannover
                              									ausgeführt.
                           Das Kühlwasser bewirkt die Luftverdichtung, ehe es durch die Kondensation des Dampfes
                              									erwärmt ist. Die Luft wird demgemäß vor ihrer Verdichtung auf die Temperatur des
                              									kalten Wassers abgekühlt, die Anlage arbeitet in vollkommener Weise als
                              									Gegenstromkondensation, obwohl eine besondere Pumpe für die Luftverdichtung
                              									überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Der benutzte Strahlapparat wird allerdings auch
                              									Pumpe genannt, ist aber keine besondere Maschine, sondern nur ein Apparat.
                           Obwohl die Firma auch in diesem Falle Schnittzeichnungen der Ausführung nicht zur
                              									Verfügung stellt, habe ich solche angefertigt, da eine solche das Verständnis
                              									außerordentlich erleichtert. Von der benutzten besonderen Wasserstrahlluftpumpe kann
                              									die Zeichnung dabei in Ermangelung zur Verfügung gestellter Unterlagen nur
                              									schematisch gelten. Dies gilt um so mehr, als bei einer Wasserstrahlpumpe alles von
                              									richtiger Bemessung abhängt und im vorliegenden Falle außergewöhnliche
                              									Arbeitsbedingungen vorliegen. Hieraus erklärt es sich auch, daß die Firma den
                              									Schnitt der wirklich ausgeführten Pumpe geheimhält. Aus der Zeichnung ist
                              									ersichtlich, daß die Strahlpumpe gegenüber dem einfachen Rohrstrang für die Führung
                              									des Kühlwassers keinerlei Komplikationen ergibt und daß die Kondensation mit Recht
                              									als solche ohne besondere Luftpumpe bezeichnet werden kann.
                           Zufolge des Einbaues der Strahlpumpe in den Kondensator verwendet Louis Schwarz & Co.
                              									die Strahlpumpe in wagerechter Lage. Von anderen Firmen wird die senkrechte
                              									Anordnung außerhalb des Kondensators bevorzugt, um bei der Herstellung des
                              									Kondensators unabhängig zu sein und um bei dem Strahl der Gefahr vorzubeugen, daß er
                              									innerhalb der freifließenden Länge, die für den Luftzutritt nötig ist, durch
                              									die Schwerkraft seitlich abgelenkt wird und dann nicht auf die Mitte der
                              									Diffusorröhre trifft. Dies erscheint vor allem für größere Ausführungen der
                              									Strahlpumpe und damit überhaupt für größere Anlagen wichtig.
                           Es ist bedauerlich, daß diese Ausführung, die mit unübertroffener Einfachheit
                              									weitgehende Vollkommenheit einer Gegenstromkondensation vereint, nicht in Verbindung
                              									mit einer Dampfturbine aufgestellt ist, sondern den Abdampf der Drehkolbenmaschine
                              									der Internationalen Maschinenbaugesellschaft m. b. H.
                              									in Hannover niederzuschlagen hat. Während bei einer Dampfturbine die
                              									Vakuumstopfbüchsen durch Dampf gesperrt werden, um dem Kondensator die Luft
                              									fernzuhalten, ist bei dieser Maschine gerade der entgegengesetzte Weg beschritten.
                              									Die Maschine ist als Verbundmaschine ausgeführt und hat als solche vier Stopfbüchsen
                              									für die umlaufende Welle. Zwei von ihnen stehen ständig unter Vakuum und haben keine
                              									Sperrung durch Wasser oder Dampf erhalten; bei den Stopfbüchsen des Hochdruckteiles
                              									kann Ueberdruck vorliegen. Da die Internationale
                                 										Maschinenbaugesellschaft in Hannover offenbar fürchtet, daß ein starkes
                              									Blasen dieser Stopfbüchsen der Beurteilung ihrer Maschine nachteilig sein kann, wird
                              									eine Zwischenkammer mit dem Kondensator verbunden und damit unter Vakuum gesetzt.
                              									Hierdurch werden gewaltsam zwei weitere Stopfbüchsen geschaffen, die gegen das
                              									Vakuum zu dichten haben und in keiner Weise gesperrt sind. Ungesperrte
                              									Vakuumstopfbüchsen sind bei der Maschine also vier vorhanden und lassen zweifellos
                              									so viel Luft eintreten, daß der Zustand für die Kondensation als unmaßgeblich
                              									anzusehen ist. Denn die Maßnahme, daß auch die Hochdruckstopfbüchsen unter Vakuum
                              									gesetzt sind, verrät es deutlich, daß die Ausführung einen dichten Zustand nicht
                              									gewährleistet. Dieser unzulässig starken Luftzufuhr gegenüber können für die
                              									Kondensation dadurch, daß die Maschine leer läuft und nur wenig Abdampf bringt,
                              									keine günstigeren Bedingungen geschaffen werden.
                           Das Warmwasser, das den Kondensator verläßt, gelangt nicht unmittelbar auf die
                              									Wasserverteilung des Kühlturmes, sondern fließt, wie ein angebrachtes Manometer
                              									erkennen läßt, etwa in der Höhe des Warmwasserstutzens am Kondensator frei ab. Der
                              									Aufschlagsdruck vor der Strahlpumpe beträgt dabei 9 m Wassersäule und der
                              									Stromverbrauch des Motors, der die Kühlwasserpumpe und Kondensatpumpe gemeinsam
                              									antreibt, 5 KW. Das ergibt etwa 5 PS Kraftverbrauch der gesamten Pumpe und damit nur
                              									etwa 1,7 v. H. der Leistung, für die die Kondensation bestimmt ist.
                           Im Zusammenhang hiermit ist zu erwähnen, daß von der Firma Louis Schwarz & Co. eine Kondensation
                              									gleichen Systems (D. R. P. 195 526) auf Zeche Neumühl bei Duisburg ausgeführt ist,
                              									bei der das vom Kondensator abfließende Warmwasser unmittelbar auf die
                              									Verteilungsrinne des Kühlturmes fließt, so daß die einfache Kreiselpumpe a unmittelbar die durch die Rückkühlung des Wassers
                              									beanspruchte Förderung mit übernimmt. Die Anordnung der Kondensation bleibt
                              									unverändert, die Pumpe hat nur eine entsprechend größere Förderhöhe herzustellen,
                              									und der Strahlapparat ist so auszuführen, daß er für die sich ergebende größere
                              									Druckhöhe die Umsetzung der Energie übernehmen kann.
                           Bei einer Besichtigung dieser Anlage fand ich bei einem Gegendruck von 6 m hinter der
                              									Strahlpumpe einen Aufschlagsdruck von 17 m vor der Strahlpumpe, so daß sich hier ein
                              									Kraftverbrauch von nur 1,7\,.\,\frac{19}{11}=2,9\mbox{ v.H.}
                              									ergibt, wenn man in beiden Fällen gleiches Wasserverhältnis und 2 m Saughöhe
                              									annimmt. Dies ist einschließlich der Förderarbeit für die Rückkühlung ein zweifellos
                              									geringer Kraft verbrauch. Bei 746 mm Barometerstand zeigte das
                              									Quecksilbervakuummeter 680 mm Unterdruck. Das ergibt eine absolute
                              									Kondensatorspannung von 0,09 kg/qcm. Dem entspricht eine Sättigungstemperatur von
                              									43,5 °C. Das Warmwasser wurde auf 40° erwärmt, so daß nur ein Temperaturunterschied
                              									von 3,5° besteht, der erkennen läßt, daß unter den vorliegenden Verhältnissen durch
                              									den Strahlapparat das bestmögliche Vakuum erzeugt wird, da der Kendensator zum
                              									Niederschlagen des Dampfes die der Spannung entsprechende Temperatur des Abdampfes
                              									benötigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 728
                              Fig. 16.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 728
                              Fig. 17.
                              
                           Die Anlage auf der Ausstellung in Brüssel ist für eine Abdampfmenge von 1800 kg/St.
                              									ausgeführt, der Oberflächenkondensator hat eine Baulänge zwischen den Fohrböden von
                              									etwa 2,8 m und einen lichten Durchmesser von etwa 900 mm. Das Kühlwasser durchströmt
                              									das Kühlrohrsystem zweimal, übereinstimmend finden sich Rührungswände für den Dampf
                              									im Kondensator.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 728
                              Fig. 18.
                              
                           Die von der Firma Louis Schwarz & Co. ausgeführte
                              									Abdichtung der Kühlrohre in den Rohrböden unter Verwendung von Weichgummiringen ist
                              									aus Fig. 17 ersichtlich. Fig. 16 läßt den Wassersack erkennen, der für die Ansammlung des
                              									Kondensates vorgesehen ist, damit für die engere Kondensatleitung zur Kondensatpumpe
                              									bereits eine Druckhöhe verfügbar ist.
                           Der Pumpensatz ergibt sich lediglich als eine Zusammenstellung normaler Kreiselpumpen
                              									und ist von der bekannten Firma C. H. Jaeger & Co. in Leipzig-Plagwitz ausgeführt. Die gesamte
                              									Pumpmaschine ist in Fig. 18 dargestellt und läßt
                              									erkennen, daß Jaeger & Co ohne Verwendung abnormaler Pumpenmodelle die Anordnung auf gemeinsamer
                              									Welle verwirklichen konnte. Die Kondensatpumpe erscheint als ein vierstufiges
                              									Hochdruckmodell in der bekannten und vielseitig bewährten Ausführung; die
                              									Kühlwasserpumpe ist ein einfaches Niederdruckmodell mit schaufellosem Diffusor. Bei
                              									der Kondensatpumpe ist die Entlüftung des Saugraumes durch eine dünne
                              									Verbindungsleitung mit dem Kondensator angegeben.
                           Die Einfügung der Luftverdichtung in die Kühlwasserleitung ergibt für die
                              									Kühlwasserkreiselpumpe außerordentliche Vorteile. Der Arbeitsaufwand für die
                              									Luftförderung äußert sich in einer Erhöhung der Förderhöhe für das Kühlwasser.
                              									Dadurch werden die Bedingungen günstiger für die Anwendung hoher Drehzahlen. Dies
                              									macht sich bereits bei elektrischem Antrieb günstig bemerkbar und wird
                              									außerordentlich wesentlich beim Uebergang auf den Antrieb durch eine Dampfturbine,
                              									wie dies weiter oben ausführlich angegeben ist. In allen Fällen ist es bereits
                              									erwünscht für unmittelbare Kupplung mit der Kondensat-Kreiselpumpe. Jede
                              									Unterteilung der Kühlwasserpumpe ist überflüssig.
                           Für die Kreiselpumpe mit höher Drehzahl läßt sich die Förderung bei entsprechend
                              									hoher Förderhöhe auch mit besserem Wirkungsgrad erzielen als bei den unbequem
                              									niedrigen Förderhöhen. Hieran läßt sich nichts ändern durch Ausbildung der besonderen Pumpenformen.
                              									Deshalb wird weitergehend Leistungsaufwand gespart. Diese Leistungsersparnis bei der
                              									Kühlwasserpumpe kommt aber auch noch durch andere Bedingungen zustande. Beim
                              									Arbeiten mit Frischwasser liegt in vielen Fällen der Kondensator in dem Scheitel
                              									einer Heberleitung, die auf den Ansaugewasserspiegel zurückgeführt ist. Beim Betrieb
                              									ergibt sich keine statische Förderhöhe, sondern nur die Bewegungswiderstände treten
                              									als Förderhöhe auf. Beim Anlassen muß aber damit gerechnet werden, daß das Heberrohr
                              									leer gelaufen ist. Zur Vermeidung weitgehender Schwierigkeiten beim Anlassen der
                              									Anlage muß deshalb die Kreiselpumpe den statischen Gegendruck überwinden können, der
                              									sich bis zum höchsten Punkt des Heberrohres ergibt. Diese Förderhöhe ist aber oft
                              									wesentlich größer als sie sich hernach im Betrieb aus den Reibungswiderständen
                              									ergibt. Die Kreiselpumpe stellt nach wie vor den hohen Druck her, für den sie
                              									notwendigerweise ausgeführt sein muß, wenn man sie nicht unzweckmäßig viel Wasser
                              									fördern und mit einem dadurch gegebenen unzulässig hohen Leistungsbedarf laufen
                              									lassen will. Es muß ein entsprechender Widerstand gewaltsam durch Drosselung
                              									hergestellt werden, und der Anlage wird eine unnötig große Förderhöhe für das
                              									Kühlwasser und damit ein unnötig hoher Leistungsbedarf aufgezwungen. Auch diese
                              									Erscheinung wird nach der hier vorliegenden Kondensation beseitigt, da der
                              									Ueberschuß an Förderhöhe beim Betrieb mit für die Bedienung des Strahlapparates
                              									benutzt wird.
                           Da das Betriebswasser dem Strahlapparat unter Ueberdruck zugeführt wird, sind
                              									keinerlei besondere Anlaßvorrichtungen erforderlich. Sobald die Kreiselpumpe in
                              									allgemein üblicher Weise durch Anfüllen angelassen ist, stellt sich ohne weiteres
                              									das Vakuum und damit der regelrechte Betrieb her. Dieses ist nicht nur für das
                              									Anlassen, sondern auch für den Betrieb wichtig, da sich die Anlage stets selbst
                              									erholt, gleichgültig, wie weit durch irgendwelche störende Einflüsse das Vakuum
                              									gesunken sein sollte.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)